Der dressierte Mann - WikiMANNia
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nen zu befassen, denn so wie auch die weibliche Mode, die ja die meisten Männer nicht im geringsten interessiert,<br />
von männlichen Sklaven gemacht wird (die Frauen sagen dann seelenruhig, sie beugten sich dem<br />
Diktat der großen Couturiers), werden auch die Unterhaltungsorgane für Frauen von solchen hergestellt<br />
und vertrieben. Und diese Bemühungen können erst dann erfolgreich sein, wenn die Männer sich ganz auf<br />
die geistige Ebene der Frau hinabbegeben und herauszubekommen versuchen, was ihr gefällt. Da dies für<br />
einen <strong>Mann</strong> ein beinahe hoffnungsloses Unterfangen ist, läßt er sich dabei von einem Stab weiblicher Redakteure<br />
beraten, der ihm sagt, was eine Frau gut unterhält. Die Verantwortung für Gestaltung, Verkauf<br />
und Auflagensteigerung dieser Organe bleibt ihm jedoch auf alle Fälle.<br />
Diese Blätter unterhalten die Frau (zum Beispiel Ladies' Home Journal, McCall's), befriedigen ihre<br />
Klatschsucht (Gente, Movie Life), beraten sie bei der Auswahl ihrer Maskerade (Vogue, Bazaar) und vereinen<br />
manchmal auch diese verschiedenen Elemente in einer einzigen Publikation (Elle, Brigitte, Grazia).<br />
Und ihnen allen ist gemein, daß sie den <strong>Mann</strong> völlig ignorieren (das Hauptthema der Herrenjournale dagegen<br />
ist die Frau). Wenn sie ihn erwähnen, so prinzipiell nur in Zusammenhang mit seinen Vorlieben in<br />
bezug auf Frau, Heim oder Speisen (»Tragen Sie in diesem Sommer hautfarbene Unterwäsche, Männer<br />
mögen das«, »Ein natürliches Make-up für das erste Rendezvous«, »Stellen Sie Kerzen auf, das stimmt ihn<br />
romantisch«, »Drei Gerichte, für die er Sie lieben wird« usw.). Und weil eine solche pauschale Kenntnis<br />
seiner Vorlieben nur dem Zweck dienen kann, mit ihrer Hilfe irgendeinen <strong>Mann</strong> leichter zu ködern oder<br />
länger zu fesseln (die Leserinnen dieser Blätter sind allesamt entweder ledig, und somit auf der Suche nach<br />
einer Arbeitskraft, oder verheiratet, also darauf angewiesen, die bereits eroberte Kraft zu halten), sind sie<br />
letzten Endes doch nichts weiter als Gebrauchsanweisungen. Gebrauchsanweisungen für den immer noch<br />
zuverlässigsten Arbeitsroboter der Welt, als den sie den <strong>Mann</strong> betrachten. Häufig heißen die Überschriften<br />
denn auch ganz offen: »So angeln Sie sich den <strong>Mann</strong> fürs Leben«, »Zehn Dinge, die ihn bei Laune halten«<br />
oder »Ratschläge für die ersten drei Ehejahre«. Und diese Anweisungen lesen sich so klar und übersichtlich,<br />
als handle es sich um Tips zum Erwerb eines Wagens oder um Pflegeanleitungen für einen Kaschmirpullover.<br />
Wegen der Begrenztheit der weiblichen Interessen kommt es in den Redaktionen solcher Blätter natürlich<br />
häufig zu Stoffmangel. Dann müssen die Redakteure auf sogenannte Männerthemen zurückgreifen (von<br />
denen es ja, da die Männer sich für alles interessieren, genug gibt) und diese durch ein kompliziertes Umwandlungsverfahren<br />
auf das Niveau ihrer Leserinnen zurechttrimmen. Dabei lautet das oberste Gesetz:<br />
Jeder Artikel muß den Eindruck erwecken, als handle es sich um einen Bericht über Frauen. Nur unter einer<br />
Überschrift wie »Frauen waren mein Ruin« könnte über einen gealterten Boxer berichtet werden, ein<br />
Komponist muß während des Interviews zumindest einmal sagen, daß ihn Frauen inspiriert haben und daß<br />
ja auch ein schönes Mädchen wie eine Melodie sei - nur noch schöner. Wenn diese Tarnung gut gelingt, ist<br />
es durchaus möglich, die entferntesten Themen an die Frauen heranzutragen. Es hat sich herausgestellt,<br />
daß man sogar über die Aufgaben eines Verteidigungsministeriums etwas für Frauen schreiben kann, wenn<br />
man das Ganze als einen Bericht über das Familienleben des betreffenden Ministers aufzieht (dabei darf<br />
natürlich der Platz für die Fotos von Frau und Kindern des Ministers nicht zu knapp bemessen sein), und<br />
sogar über fremde Länder läßt sich etwas bringen, wenn man die Reportagen als Artikel tarnt, die das Leben<br />
einer Frau aus dem Milieu der Leserinnen schildert, die einen <strong>Mann</strong> aus einem solchen fernen Land<br />
geheiratet hat (»Mein <strong>Mann</strong> ist Japaner, Ägypter, Chilene, Israeli«).<br />
Dieses Prinzip trifft eigentlich auf alle Sparten zu und gilt ganz besonders für die Politik. Da Frauen sich<br />
nur für Frauen interessieren und nicht für Männer, kann man ihnen auch aktuelle politische Ereignisse nur<br />
dann nahebringen, wenn diese den Eindruck erwecken, als hätten sie eine Frau zum Mittelpunkt. <strong>Der</strong> Vietnamkrieg<br />
etwa wurde erst populär, als die ersten Fotos jener sagenhaften Madame Nhu in der Presse erschienen,<br />
die Probleme der nordirischen Katholiken sind erst seit Bernadette Devlin aktuell, und das Drama<br />
um die unfruchtbare Soraya hat wahrscheinlich zum Verständnis der Probleme des Iran mehr beigetragen<br />
als alle anderen Publikationen über dieses Land zusammengenommen.<br />
Die erste politische Tat eines Machthabers sollte daher seine Heirat mit einer möglichst fotogenen Frau<br />
sein. Man kann nur ahnen, welch einen Gewinn es für Länder wie Israel oder Indien bedeutet hätte, wenn<br />
Golda Meir oder Indira Gandhi nach den strengen Maßstäben der Frauen schön gewesen wären, wenn ihre<br />
Fotos anstelle der Gracias von Monaco, Sirikits von Thailand oder Farah Dibas von Persien die Titelseiten<br />
der Illustrierten geschmückt hätten. Die entsprechenden Reportagen hätten dann Überschriften gehabt wie<br />
»Die Juwelen der Golda Meir« oder »Was den Männern an Indira Gandhi so gefällt« - und ganz nebenbei<br />
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