BerufSZiel 01.06
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LEBENSZIEL<br />
)<br />
18<br />
VITA<br />
Nacht hatte oder Ärger mit dem Partner, sollte man jedem<br />
seiner Mitarbeiter einen guten Morgen wünschen. Kein Mitarbeiter<br />
muss sich zumuten lassen, dass ihm der Chef seine<br />
Launen und schlechten Stimmungen ins Gesicht schlägt. Führungskräfte<br />
haben eine Funktion zu erfüllen und Haltung zu<br />
bewahren. Dazu gehört zum Beispiel, dass sie pünktlich<br />
sind, ihren Mitarbeitern nicht ins Wort fallen und nicht in<br />
deren Schwächen herumbohren. Am wichtigsten ist: sie ernst<br />
zu nehmen.<br />
Was reizt so viele Menschen daran, Chef sein zu wollen?<br />
Vordergründig ist es die Aussicht auf mehr Geld, mehr Macht<br />
und mehr Ansehen. Nicht nur Sportwagen, auch Führungspositionen<br />
werden gern zur Balz genutzt. Wenn das die Hauptgründe<br />
dafür sind, Manager zu werden, ist das sehr schade.<br />
Rund ein Drittel aller Führungskräfte hingegen will gestalten.<br />
Sie sind davon überzeugt, etwas besser zu können als andere,<br />
die sie bisher erlebt haben. Mit ihrer handwerklichen<br />
Kompetenz, ihrer Professionalität und ihren sichtbaren Erfolgen<br />
beginnen sie, auf die höchsten Positionen zu schauen.<br />
Etwas besser machen zu wollen als die Konkurrenz oder die<br />
eigenen Chefs halte ich für eine gute Motivation, Führungskraft<br />
zu werden.<br />
Wer schafft es, ganz nach oben zu kommen? Gibt es einen<br />
typischen „Mustertyp Manager“?<br />
Wenn man sich die Vielzahl der Führungskräfte anschaut,<br />
gibt es darunter so viele verschiedene Typen wie Menschen<br />
auf der Welt. Keine zwei Führungskräfte sind gleich – und<br />
das ist schön. Viele sind eckige, kantige Menschen, die stolz<br />
sind auf ihre Kantigkeit, die in kein Schema hineinpassen.<br />
Was jedoch alle guten Führungskräfte gemeinsam haben, ist<br />
das Beherrschen ihres Handwerks. Ein junger Mensch sollte<br />
nicht versuchen, die Kopie eines anderen zu werden. Er sollte<br />
lieber den Mut haben, ein Individuum zu sein, an seiner<br />
Individualität zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Nur<br />
dann hat er eine Chance auf Erfolg.<br />
Fredmund Malik, geboren am 1.9.1944 in Lustenau, wuchs in<br />
Österreich auf und studierte nach mehreren Jahren Industriepraxis<br />
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Logik- und Wissenschaftsphilosophie<br />
an den Universitäten Innsbruck und St. Gallen.<br />
Er ist Leiter und Inhaber des Managementberatungs- und Ausbildungsunternehmens<br />
Malik Management Zentrum St. Gallen mit<br />
rund 200 Mitarbeitern in St. Gallen, Zürich, Wien und London, die<br />
Führungskräfte aller Stufen und Branchen beraten.<br />
Welche Rolle spielen Glück und Zufall auf dem Weg nach<br />
oben?<br />
Sie sind nicht unwichtig. Daher muss man seine Aufmerksamkeit<br />
kultivieren, glückliche Umstände und Zufälle als<br />
solche zu erkennen und sie auch zu ergreifen. Wer Karriere<br />
machen will, muss innerlich vorbereitet sein, falls das<br />
Schicksal ihm einen glücklichen Umstand in die Hand spielt.<br />
Voraussetzung dazu ist, dass er sich zeigt, dass er gesehen<br />
wird und auf sich aufmerksam macht mit wichtigen Ergebnissen,<br />
die er für das Unternehmen geleistet hat. Bloße Rhetorik<br />
bewirkt bei kompetenten Chefs keine Karriereförderung.<br />
Stichwort Globalisierung: Bedeutet Führen im Ausland<br />
etwas anderes als im eigenen Land?<br />
Das ist wie mit dem Autofahren: Richtiges Autofahren bedeutet<br />
rund um die Welt dasselbe: Überall muss man kuppeln,<br />
schalten, lenken. Die Fahrweisen sind von Land zu Land ein<br />
bisschen anders, aber das ist nicht kulturabhängig, sondern<br />
vielleicht eher eine Frage des Temperaments. Genauso wenig<br />
gibt es ein kulturabhängiges Management: Die handwerklichen<br />
Grundlagen sind auf der ganzen Welt gleich. Was sich<br />
unterscheidet, sind die Sitten und Gebräuche, die Lebensgewohnheiten<br />
im fremden Land. Eine Führungskraft muss diese<br />
kennen – was in Ländern wie etwa China sehr schwer ist.<br />
Wer sich in einer Provinz auskennt, kennt sich noch lange<br />
nicht in einer anderen aus.<br />
Was halten Sie von MBA-Programmen als Vorbereitung auf<br />
eine Managementposition?<br />
Als Managementausbildung würde ich von einem MBA-Studium<br />
abraten. Denn MBA heißt Business „Administration“ –<br />
aber wir brauchen keine Verwaltung im Unternehmen, sondern<br />
gutes Management. Im Prinzip ist ein MBA eine Variante<br />
der deutschen Betriebswirtschaftslehre. Führungskräfte brauchen<br />
aber nicht die Sachaufgaben zu lernen, sondern Managementhandwerk.<br />
Für Naturwissenschaftler, die sich rasch<br />
betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse aneignen wollen,<br />
halte ich den MBA für sinnvoll. Aber mit Management hat<br />
dies nichts zu tun.<br />
Buchtipp:<br />
Fredmund Malik: Management. Das A und O<br />
des Handwerks. Frankfurter Allgemeine<br />
Buchverlag, Frankfurt am Main 2005.<br />
Das Buch ist Auftakt einer mehrteiligen<br />
Management-Reihe.<br />
)<br />
die leiseste Erschütterung. Vergessen Sie als Führungskraft nie, dass „der Boden“ sie trägt, dass es Ihre Mitarbeiter sind, die<br />
Ihren Erfolg ausmachen und Sie beim Erreichen Ihres Umsatzziels unterstützen. Sie sollten schon kleine Unruhen der Basis spüren<br />
und darauf reagieren. Denn wenn der Boden rissig wird und auseinander bricht, Ihr Team also nicht mehr zusammenhält, wird<br />
das Gewicht des Elefanten nicht mehr getragen. Sollten Sie sich in sich eher einen Hund sehen, haben Sie die Kraft, Ihr Revier<br />
zu verteidigen, sich durchzusetzen und gleichzeitig kontaktfreudig zu sein. Doch Achtung: Ein Hund lässt sich leicht domestizieren<br />
und trainieren, so dass er nicht mehr seinen eigenen Weg, sondern den seines Herren beschreitet. Versuchen Sie lieber, ein Wolf<br />
zu sein: nicht immer angepasst, mit eigenen Ideen, dafür erfolgreicher im Überlebenskampf. Ein Wolf ernährt sich selbst, ein Hund<br />
hingegen lebt vom Futter seines Herren und macht sich dadurch von ihm abhängig.t