09.10.2013 Aufrufe

BerufSZiel 01.06

BerufSZiel 01.06

BerufSZiel 01.06

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

LANGSTRUMPF<br />

grimm.design<br />

( )<br />

RINGELSTRÜMPFE, rote Zöpfe, einen Affen auf der Schulter – wer<br />

erinnert sich nicht an Pippi Langstrumpf, die kleine Rebellin aus der Kinderzeit?<br />

Unkonventionell, selbstbewusst und aufgeschlossen hat Pippi Langstrumpf genau<br />

die Eigenschaften, die einen Menschen im Leben und im Beruf weiterbringen.<br />

Christine Weiner und Carola Kupfer entwickelten daraus das „Pippilotta-Prinzip“.<br />

Sabine Olschner besuchte Christine Weiner und sprach mit ihr über Perfektionismus<br />

und Ziele.<br />

Pippi Langstrumpf ist frech und hält sich nicht an Regeln.<br />

Kann man sich eine solche Unvollkommenheit erlauben,<br />

wenn man Karriere machen will?<br />

Unvollkommenheit bedeutet nicht, dass man schlampig ist<br />

oder seine Arbeit lieblos macht. Nichts ist langweiliger und<br />

starrer als eine hundertprozentige Genauigkeit, denn dann<br />

darf nichts mehr verändert oder der Situation angepasst<br />

werden. Stellen Sie sich einen Rahmen vor, der mit Kugeln<br />

gefüllt ist. Ist der Rahmen vollgepresst, bewegt sich keine<br />

Kugel. Unvollkommenheit bedeutet, eine Kugel herauszunehmen,<br />

damit sich das Gesamtbild bewegen kann – und<br />

trotzdem hält es noch. Erst durch diese Lücke, diese vermeintliche<br />

Unvollkommenheit, kann sich etwas Neues entwickeln.<br />

Wird aber nicht gerade von einer angehenden Führungskraft<br />

Perfektion erwartet?<br />

Alle Führungspersönlichkeiten, die ich kennen gelernt habe,<br />

haben ihre Fehler und Macken. Das macht es so einfach,<br />

mit ihnen umzugehen. Sie sind flexibel und frei in ihrer<br />

Arbeit, dabei aber absolut verlässlich und genau. Und sie<br />

machen ihre Arbeit mit Liebe – denn auch wenn man nur zu<br />

80 Prozent perfekt ist, muss man zu 100 Prozent bei der<br />

Sache sein. Dies gilt natürlich nicht für alle Berufsgruppen.<br />

Ärzte oder Chirurgen zum Beispiel müssen immer 100 Prozent,<br />

besser noch 120 Prozent geben.<br />

Erfinderin des Pippilotta-Prinzips: Blaues Sofa, roter Teppich, gelb gestrichene Wände –<br />

Christine Weiner hat sich im Mannheimer Stadtteil Seckenheim ihre eigene kleine „Villa<br />

Kunterbunt“ eingerichtet. Die 45-Jährige ist Autorin und Coach für Kommunikation und<br />

Karriereplanung (www.christine-weiner.de). Nach einigen Jahren als Erzieherin und Heilpädagogin<br />

hat sie das Abitur nachgeholt und BWL studiert. Sie arbeitete zwei Jahre als<br />

Assistentin in einer internationalen Heiratsvermittlungsagentur, bevor sie beim Rundfunk<br />

einstieg. 1997 begann sie, ihren Traum vom Bücher schreiben zu verwirklichen. Die Idee<br />

zum „Pippilotta-Prinzip“ kam ihr und Co-Autorin Carola Kupfer während eines Aufenthaltes<br />

in Schweden, der Heimat von Pippi Langstrumpf.<br />

Was würde Pippi Langstrumpf zu dem Thema Karriere<br />

sagen?<br />

Die Frage, ob sie erfolgreich ist oder nicht, kennt Pippi<br />

nicht. Sie glaubt an sich, glaubt an die Freude des Tuns<br />

und geht davon aus, dass Dinge gelingen. Warum sollten<br />

sie ihr auch nicht gelingen? Wenn sie ihr Ziel auf dem einen<br />

Weg nicht erreicht, geht sie eben einen anderen Weg. Pippi<br />

Langstrumpf würde Karriere nicht mit einem Fragezeichen<br />

versehen oder sie als einen großen Berg fürchten, von dem<br />

sie nicht weiß, ob sie ihn erklimmen kann. Stattdessen<br />

würde sie einfach losgehen. Warum sollte sie schließlich<br />

diesen Berggipfel nicht erreichen? Was sollte sie davon<br />

abhalten?<br />

Wie erreicht denn Pippi Langstrumpf ein Ziel, das sie sich<br />

gesetzt hat?<br />

Sie weiß, wo sie hin will, und erkennt das Ziel. Aber sie<br />

sieht auch die Umwege, die zum Ziel führen können. Sie<br />

genießt den Weg. Vielleicht erkennt sie auch auf halber<br />

Strecke, dass das Ziel gar nicht das ist, was sie erreichen<br />

möchte. Dann definiert sie ein anderes Ziel – und das wäre<br />

auch in Ordnung. Pippi Langstrumpf geht ihren Weg nicht<br />

hastig. Stattdessen erlaubt sie sich, auch mal zu trödeln.<br />

Sie blickt sich um, woher sie gekommen ist, sie macht<br />

Rast, denkt nach, wo sie gerade steht, und entscheidet, ob<br />

der Weg noch immer stimmt. Außerdem überlegt sie sich,<br />

ähnelt Annika eher der deutsch-schweizerischen Dreifaltigkeit aus Heidi Alm-Öhi, Heidi Kabel und<br />

Heidi Klum. Harmlos, spießig, sauber – das ist gut fürs Vorzimmer, aber schlecht für die Zukunft.<br />

Denn für die braucht es in den Unternehmen vor und in den Alpen keine Mitläufer, Duckmäuser und<br />

beamtigen Typen. Und selbst wenn? Wäre das Ihre Vorstellung vom Leben? Falls nicht, sollten Sie<br />

überlegen, wie man ein bisschen mehr Pippilotta und ein bisschen weniger Heidi aus sich machen<br />

könnte. Folgende Maßnahmen wären unmittelbar umsetzbar. Erstens: Freunde, die einen runterziehen,<br />

auf Distanz halten. Zweitens: Neue Freunde suchen, die einen unterstützen.<br />

Drittens: Sich ein Hobby zulegen, das spielerisch und schnell Erfolgserlebnisse bietet.<br />

Viertens: Den nächsten Termin beim Versicherungsvertreter absagen. Fünftens: Kommunikations-<br />

Rolf Rettich / Verlag Friedrich Oetinger<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!