BerufSZiel 01.06
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gen aber nur, ob und wie ein Team funktioniert. „In einem<br />
Team muss es nicht immer nur harmonisch zugehen“, erklärt<br />
Christine Scheffler. „Die Herausforderung dabei ist, Konflikte<br />
konstruktiv und partnerschaftlich zu führen, so dass das<br />
gegenseitige Verständnis erweitert wird.“<br />
Teamregeln<br />
Für den Verhaltenswissenschaftler Dr. Klaus Dehner gelten<br />
auch im Büro klare Spielregeln e beziehungsweise „Regeln<br />
des gemeinsamen Handelns“. Darunter versteht er die<br />
gerechte Positionierung nach Leistung, die offene Kommunikation<br />
und die emotionale Rückbindung. „Mannschaftsspieler<br />
müssen sich darauf verlassen können, dass der beste Teamkollege<br />
am richtigen Ort eingesetzt ist, dass er seinen Leistungsbeitrag<br />
rechtzeitig und zuverlässig einbringt und dass<br />
man Vertrauen untereinander haben kann, weil die Teammitglieder<br />
ehrlich miteinander umgehen“, so der Experte von Bio-<br />
Logik, dem Unternehmen für Führung und Fortbildung aus Heidelberg.<br />
Doch ist bei allem Teamgeist der Erfolgsdruck für<br />
den Einzelnen sehr positionsgebunden. Im Fußball wird der<br />
Stürmer an seinen umgesetzten Torchancen gemessen, im<br />
Job können das brillante Lösungsmodelle sein. Doch nicht<br />
immer ist Erfolg dann messbar – wer zählt schon die Tore, die<br />
verhindert wurden. Klappern gehört deshalb in jeder Abteilung<br />
zum Handwerk. Doch Vorsicht: Es klappert nicht unbedingt<br />
derjenige am lautesten, der auch wirklich engagiert ist. Aber<br />
ungerecht geht es mitunter auch im Fußball zu. Schließlich sind<br />
Torchancen und Torerfolge zwei Paar Schuhe. Ein bisschen<br />
Glück gehört eben hier wie dort zum Erfolgserlebnis dazu.<br />
„IM ZWEIFEL<br />
FÜR DIE MANNSCHAFT“<br />
PixelQuelle.de<br />
Sein Ziel ist der Aufstieg. Ein Gespräch mit Dieter Hecking, 41, Trainer des Zweitliga-Clubs<br />
Alemannia Aachen über das „Tagesgeschäft Team“.<br />
Zu einer erfolgreichen Fußballmannschaft gehören gute Spieler. Entscheidet Talent<br />
und Können allein schon über Sieg und Niederlage? Sicher nicht. Elf gute Fußballer<br />
können und müssen nicht eine gute Mannschaft sein. Es ist wichtig, die richtige<br />
Mischung zu finden. Das Zusammenspiel der talentierten Fußballer mit den Arbeitern.<br />
Der Kämpfertyp, der auf dem Platz seine Zweikämpfe gewinnt und der schnelle Spielertyp,<br />
der die Eins-Gegen-Eins-Situationen im Angriffszentrum löst. Ich muss als Trainer<br />
mit der Auswahl der Einzelnen die bestmögliche Harmonie auf dem Platz erzielen.<br />
Wie finden Sie zu einer homogenen, gut aufgestellten Mannschaft am Spieltag?<br />
Indem ich die Gruppe im Training genau beobachte. Wer bringt eine gute Verfassung<br />
mit? Wer passt zu wem? Können die vielleicht auch außerhalb des Spielfelds miteinander?<br />
Und das Woche für Woche.<br />
Wie gehen Sie mit Konflikten innerhalb der Mannschaft um?<br />
Bei der Alemannia gibt es tatsächlich kaum Reibungspunkte, was auch an der klaren<br />
Hierarchie innerhalb der Mannschaft liegt. Dennoch ist es natürlich möglich, dass mal<br />
der vermeintlich bessere Spieler auf der Bank sitzt, weil es im Zusammenspiel auf<br />
dem Platz nicht rund läuft. Oder ein Spieler hat schlecht gespielt, dann bekommt er<br />
von mir eine deutliche Ansage. Im Training beobachte ich, wie er mit der Kritik und<br />
dem zusätzlichen Druck umgeht. Was zählt, ist der Erfolg von Alemannia Aachen und<br />
die Frage: Kann ich dem Gegner mit meiner personellen Entscheidung wehtun?<br />
Was passiert, wenn es in der Mannschaft nicht rund läuft? Die Siege ausbleiben?<br />
Dann findet eine kritische Analyse statt. Es kann sein, dass man kleine Veränderungen<br />
vornimmt, auch mal einem jungen Amateurspieler eine Chance gibt, der seine<br />
Leistungen abrufen kann. Es ist nicht immer leicht, das ausgewogene Verhältnis zu<br />
finden und zu entscheiden, wann man einen Spieler besser auswechselt oder im<br />
Spiel lässt. Da braucht man auch einfach mal ein bisschen Glück.<br />
Wie viel Individualismus tut der Mannschaft gut? Wann schadet er? Wenn es in<br />
Egoismus endet. Wenn der Spieler nicht mehr für die Mannschaft arbeitet, sondern<br />
nur für sich. Aber in diesem Fall gibt es Gruppenprozesse innerhalb einer Fußballmannschaft,<br />
die das schon regulieren. Da muss ich als Trainer selten eingreifen.<br />
Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen einem Fußballteam und einer Abteilung<br />
in einem Unternehmen? In beiden Fällen kommt es aus meiner Sicht auf Teamarbeit<br />
an. Die individuellen Interessen sollten nicht an erster Stelle stehen, obwohl persönlicher<br />
Ehrgeiz natürlich auch wichtig ist.<br />
Kunden, den Spielern, spielen 9 Vertrauen, Berechenbarkeit und Fairness eine entscheidende Rolle. Nur so komme ich einem wichtigen<br />
Teilziel, dem Vermeiden von Spannungsfeldern, näher. Eine schwere Aufgabe bei der emotionalen Atmosphäre in einem Stadion. Je öfter<br />
mir dies gelingt, desto weniger Probleme habe ich in meiner Spielleitung und dem Projektmanagement eines Spieles. Ein unauffälliges<br />
Coaching der beiden rivalisierenden Mannschaften und aller beteiligten Protagonisten verhindert Konfliktsituationen. Mit präventivem Agieren<br />
gelingt es, größere Konflikte mit Spielern zu vermeiden. Dies dient zu ihrem Selbstschutz und ist der weniger sichtbare, aber wichtigste<br />
Teil meiner Aufgabe. Ich möchte Spieler, aber auch unmittelbar Beteiligte wie die Trainer, nicht sanktionieren. Als Coach in der Spezialfunktion<br />
Schiedsrichter sehe ich mich als Teil eines Ganzen, der ,maßgeblich mit großer Verantwortung ausgestattet, zum Gelingen beiträgt.<br />
Bleibt mein Team dabei unauffällig und gelingt es mir, eine übergreifende Win-Win-Situation herzustellen, bei der alle Spaß am Spiel<br />
haben, dann bin ich ein erfolgreicher und zufriedener Coach.t<br />
Alemannia Aachen<br />
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