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BerufSZiel 01.06

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SXC/David Crow<br />

FÄLLT IHNEN DIESER Satz schwer? Dabei können aus Fehlern Innovationen<br />

werden. Wer behauptet, immer alles hundertprozentig richtig zu machen, leidet an Selbstüberschätzung,<br />

und begeht gleich den ersten Fehler. Perfektionisten sind nicht nur langweilig, sie<br />

verspielen auch die Chance, aus den eigenen Fehlern zu lernen und sich persönlich wie beruflich<br />

weiterzuentwickeln. VON GUDRUN SCHULZ<br />

„Zwei bis fünf Fehler pro Stunde macht jeder Mensch“,<br />

meint Professor Dr. Michael Frese. Der Psychologe<br />

erforscht an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, wie<br />

Fehler als Lerninstrumente kommuniziert und allen Beteiligten<br />

im Unternehmen zugänglich gemacht werden können.<br />

Sein Fazit: Ein Betrieb kann nur dann Höchstleistungen<br />

erbringen, wenn aus Fehlern gelernt wird. Lernbereitschaft<br />

zahlt sich aus. Frese: „Die Profitabilität von Firmen erhöht<br />

sich um ungefähr 20 Prozent bei hoher Fehlermanagementkultur<br />

und reduziert sich um ungefähr 20 Prozent bei niedriger<br />

Fehlermanagementkultur.“<br />

Das Walldorfer Softwareunternehmen SAP hat das Potenzial<br />

von Fehlern längst erkannt und setzt beim Umgang mit den<br />

Dingen, die nicht so laufen, wie sie sollen, vor allem auf<br />

Transparenz und Offenheit. „Die Innovationsfähigkeit eines<br />

Unternehmens hängt untrennbar mit der Motivation und<br />

gestalterischen Fähigkeit seiner Mitarbeiter zusammen. Das<br />

heißt, nur in einer fehlertoleranten Arbeitsumgebung können<br />

Neuerungen überhaupt entstehen. Umgekehrt: Wo<br />

SXC/Davide Guglielmo<br />

keine Fehler erlaubt sind, können auch keine Neuerungen<br />

entstehen“, sagt Hartmut Hillebrand, Global Head of Executive<br />

Development bei SAP. „Wir pflegen deshalb eine sehr<br />

offene Kultur. Transparenz ist dabei das Schlüsselkriterium,<br />

um Fehler bereits in ihrer Entstehung zu erkennen – und zu<br />

vermeiden. Ein Arbeitsklima, in dem Fehler erlaubt e<br />

sind, ist notwendig, weil sie die Grundlage für Weiterentwikklung<br />

und deshalb auch nicht umsonst sind.“<br />

FEHLER VERMEIDET MAN, INDEM MAN ER-<br />

FAHRUNG SAMMELT. ERFAHRUNG SAMMELT<br />

MAN, INDEM MAN FEHLER MACHT.<br />

Laurence Johnston Peter (1919-90), amerikanischer Managementberater<br />

Auch in anderen Unternehmen hat sich die Erkenntnis mittlerweile<br />

durchgesetzt, dass gute Ideen nicht vom Himmel<br />

fallen und Innovationen nicht ohne Fehler zu haben sind.<br />

Und das braucht Zeit und Freiraum. Beim Multitechnologie-<br />

Unternehmen 3M beispielsweise haben die Mitarbeiter 15<br />

Prozent ihrer Arbeitszeit zur freien Verfügung, um an Projekten<br />

eigener Wahl zu forschen. Der Automobilhersteller BMW<br />

ermunterte vor einigen Jahren mit der Initiative „Kreativer<br />

Fehler des Monats“ seine Beschäftigten, Neues auszuprobieren.<br />

Mit Erfolg, wie Bernd Kriegesmann, Leiter des Instituts<br />

für angewandte Innovationsforschung (IAI) Bochum, das<br />

die Initiative wissenschaftlich auswertete, weiß: „Die Mitarbeiter<br />

sollten neue Dinge ausprobieren und dabei auch<br />

scheitern dürfen. Die Initiative honorierte, dass jemand<br />

gegen den Mainstream angeht und hat auf diese Weise<br />

Motivation freigesetzt.“<br />

doch gar nichts dafür. Warum bestraft mich das Leben so hart? Und außerdem: Die anderen sind schuld, die hätten<br />

mir sagen, helfen, mich nicht überschätzen dürfen... Es ist alles so ungerecht! Leider kann ich selbst gar nichts dafür<br />

tun, um beim nächsten Mal diesen Fehler nicht zu wiederholen. Ist doch alles Schicksal. Variante zwei: „Wie konnte<br />

mir das nur passieren?!“ Wird das Wort „konnte“ hart betont, führt das direkt in die Selbstbestrafung: Ich bin doch<br />

zu dumm. Ich bin unfähig. Immer mache ich alles falsch. Ich sollte es einfach lassen. Es erinnert mich an all die anderen<br />

Male, an denen ich ebenfalls unverzeihliche Fehler gemacht habe. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Ebenfalls der<br />

direkte Weg in die Passivität. Es ist halt so, ich bin ein Versager. Und lege damit die Grundlage für viele weitere Versagen.<br />

Nun die dritte Variante: „Wie konnte mir das nur passieren?“ Allein diese andere, nachdenkliche Betonung<br />

9führt uns aus der Opferrolle auf einen guten Weg. Schon bekommt der Satz etwas Analytisches: Wie ist es zu dem<br />

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