Nord & Süd | Nummer 2 | Energie - BLS
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Dieses Jahr feiert Würth sein 50-jähriges Jubiläum<br />
am <strong>Süd</strong>tiroler Standort – und blickt damit auf fast ebenso<br />
viel Erfahrung zurück wie die Urgesteine des Rocks: die<br />
Rolling Stones. Doch während die 1962 zusammenfanden,<br />
um ihre Träume vom schwarzen Blues zu verwirklichen,<br />
trieben Reinhold Würth 1963 profanere Gründe nach Bella<br />
Italia: Der aufstrebende Unternehmer aus Schwaben sah in<br />
Italien einen wichtigen Zukunftsmarkt. Und <strong>Süd</strong>tirol schien<br />
ihm wegen der Nähe zum Mutterhaus und der Zweisprachigkeit<br />
die ideale Startrampe für dessen Eroberung zu<br />
sein. Die Zentrale konnte mit der Belegschaft auf Deutsch<br />
kommunizieren – und die wiederum mit den Kunden auf<br />
Italienisch. Perfekt!<br />
Verblüffend, aber wahr: An diesen Motiven, sich in<br />
<strong>Süd</strong>tirol anzusiedeln, hat sich seither nichts wesentlich<br />
geändert. Auch die heutigen Neuankömmlinge nennen sie<br />
an vorderster Stelle, ob der Lichtspezialist Gifas, der Messtechnik-Anbieter<br />
AfM Technology, das <strong>Energie</strong>technikunternehmen<br />
Agnion oder der Hersteller von Wohnraumbelüftungssystemen<br />
Pluggit. Die gemeinsame Sprache erleichtert<br />
nicht nur die Verständigung. Mehr noch schätzen<br />
deutsche Investoren, dass sie ihre Bilanzen und Steuererklärungen<br />
auf Deutsch verfassen können. So laufen sie<br />
weniger Gefahr, sich im komplizierten italienischen Steuerrecht<br />
zu verheddern. „Die Furcht ist groß, ungewollt zum<br />
Steuerhinterzieher zu werden“, sagt Agnion-Geschäftsführer<br />
Stephan Mey.<br />
Gefragt sind Kreativität, Leichtigkeit und der<br />
Sinn fürs Schöne<br />
Und noch etwas anderes machen sich die Unternehmer<br />
aus Germania gerne zunutze. Sie finden in Italiens nördlichster<br />
Provinz Beschäftigte und Geschäftspartner vor, die<br />
19 Dieter Dürand<br />
so arbeiten, wie sie es daheim kennen: fleißig, zuverlässig,<br />
effektiv. Zugleich bringen diese jedoch jenen Schuss an<br />
Kreativität, Leichtigkeit und Improvisation mit, der ihnen<br />
mitunter abgeht. Hinzu tritt der italienische Sinn fürs<br />
schöne Design. Das alles hat kräftig auf <strong>Süd</strong>tirol abgefärbt.<br />
Diese Erfahrung hat jedenfalls Thomas Wiedermann<br />
gemacht, Geschäftsführer der Gifas Holding in Neuss, der<br />
in Bozen eine Vertriebsgesellschaft und ein technisches<br />
Entwicklungsbüro aufbaut. „Von dieser einmaligen Kombination<br />
möchten wir profitieren.“ Roland Rauch, AfM-Vertriebsleiter<br />
in Italien und in Bozen geboren, weiß aus Kontakten<br />
zu den Autobauern VW und Porsche, dass die Mischung<br />
der Mentalitäten zum Beispiel die Entwicklung<br />
neuer Ideen beflügeln kann. „Die Italiener gehen damit<br />
unbeschwerter um und legen einfach mal los.“<br />
Dass dies mehr als Einzelmeinungen sind, zeigt eine<br />
Umfrage der deutsch-italienischen Handelskammer (AHK)<br />
unter deutschen Unternehmen, die schon auf dem Stiefel<br />
aktiv sind. Fast jedes fünfte kann sich vorstellen, sich in<br />
<strong>Süd</strong>tirol niederzulassen oder seine Präsenz dort auszubauen.<br />
Dieses Interesse an einer Provinz, die nur knapp<br />
2 Prozent zum italienischen Außenhandel beisteuert, sei<br />
außergewöhnlich, urteilt AHK-Expertin Luisa Glaesmer.<br />
„<strong>Süd</strong>tirol ist weiterhin ein gefragter Brückenkopf zwischen<br />
<strong>Nord</strong> und <strong>Süd</strong>.“<br />
<strong>Süd</strong>tirols Image kann sich sehen lassen: Fast 70<br />
Prozent der am Standort interessierten Investoren loben<br />
das „erfolgreiche Unternehmensumfeld“, jeweils mehr als<br />
60 Prozent schätzen kurze Wege und schnelle Entscheidungen,<br />
die Betreuung durch zweisprachige Steuerberater,<br />
Rechtsanwälte und Notare sowie die öffentliche Förderung<br />
für Forschung und Entwicklung. Immerhin jeder<br />
zweite Befragte nennt <strong>Süd</strong>tirols Vorreiterrolle als grünste<br />
Region Italiens als Vorteil. Für diese Vorzüge nehmen die<br />
Investoren loben das „erfolgreiche<br />
Unternehmensumfeld“<br />
in <strong>Süd</strong>tirol. Hier ein Blick auf<br />
das Bozner Gewerbegebiet, in<br />
dem sich auch ausländische<br />
Unternehmen niedergelassen<br />
haben