Kleine Geschichte der Diplomatischen Akademie Wien - Diplomatic ...
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Das vorläufige Ende einer traditionsreichen Institution<br />
Das vorläufige Ende einer traditionsreichen Institution<br />
Es ist sehr schwierig, heute das Verhalten jener Menschen zu beurteilen, die<br />
damals nicht zu den politisch beson<strong>der</strong>s engagierten gehörten, sich jedoch<br />
auf eine voraussichtlich lange Dauer mit einem Regime einzurichten hatten,<br />
das gerade in Österreich von Anfang an mit beson<strong>der</strong>er Brutalität vorging .<br />
Die Leiter <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, nämlich ihre beiden in <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit wirkenden<br />
Direktoren Anton Winter (1866–1942) und Generalkonsul Friedrich<br />
Hlavac (1885–1975), letzterer selber ein Absolvent <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, waren in<br />
ihrer Grundeinstellung deutsch-national . Das beweisen nicht nur die wie<strong>der</strong>holten<br />
Versuche, für die <strong>Akademie</strong> in Berlin eine Patronanz finanzieller<br />
wie personeller Natur zu erreichen . Eine angesichts <strong>der</strong> Abweisung durch die<br />
Nachfolgestaaten und des so sehr geschrumpften Einzugsgebietes und <strong>der</strong> finanziellen<br />
Misere nicht einfach beiseite zu schiebende Option, son<strong>der</strong>n auch<br />
Äußerungen, die über das hinausgehen, was selbst in heutiger Perspektive als<br />
Überlebensstrategie angesehen werden könnte .<br />
Alle Versuche, die Konsularakademie in <strong>der</strong> Tradition ihrer Grün<strong>der</strong>in unter<br />
den neuen politischen Verhältnissen als eigenständige Anstalt weiter zu<br />
führen, waren, ob sie nun wohlmeinend o<strong>der</strong> nur opportunistisch begründet<br />
waren, ohne Aussicht auf Erfolg . Das nationalsozialistische Regime hatte so<br />
fundamental an<strong>der</strong>e Ansichten über die Gestaltung <strong>der</strong> Beziehungen zwischen<br />
den Staaten und Völkern, seine Vertreter und Anhänger hatten eine so menschenverachtende<br />
Einstellung und für <strong>Wien</strong> war zudem lediglich ein Platz als<br />
größere Provinzstadt vorgesehen . Jede Weiterführung unter dem alten Namen<br />
hätte <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> daher nur geschadet . Dazu kam es schließlich trotz verschiedenster<br />
Bemühungen des Direktors wegen unterschiedlicher Vorstellungen<br />
über die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> zwischen <strong>der</strong> Direktion, den Dienststellen<br />
<strong>der</strong> NSDAP und dem Reichsaußenministerium sowie schließlich wegen<br />
des im September 1939 von Adolf Hitler vom Zaun gebrochenen Zweiten<br />
Weltkriegs nicht mehr . Das Gebäude wurde als Lazarett <strong>der</strong> Luftwaffe verwendet<br />
. So beendete <strong>der</strong> letzte Lehrgang <strong>der</strong> Konsularakademie am 31 . März<br />
1941 zunächst einmal ein fast 200 Jahre währendes Wirken im Sinne einer<br />
geordneten, Grenzen überschreitenden Zusammenarbeit unter einem Regime<br />
mit diametral wi<strong>der</strong>sprechenden Zielen und Lebensumständen .<br />
Der Neubeginn muss zunächst warten<br />
Das Ende des Krieges im Mai 1945 war nicht nur durch verwüstete Städte und<br />
Landschaften, Hunger und eine aus allen Bahnen <strong>der</strong> Normalität gerissene Bevölkerung<br />
gekennzeichnet, son<strong>der</strong>n zunächst durch die Unsicherheit über die<br />
Zukunftsaussichten des durch die Alliierten von <strong>der</strong> nationalsozialistischen Gewaltherrschaft<br />
befreiten Staates . Dessen Regierung konnte in den ersten Mona-<br />
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