Kleine Geschichte der Diplomatischen Akademie Wien - Diplomatic ...
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Mo<strong>der</strong>ne Staaten erfor<strong>der</strong>n Diplomatie und Konsularwesen<br />
Mo<strong>der</strong>ne Staaten erfor<strong>der</strong>n Diplomatie und Konsularwesen<br />
Der diplomatische Dienst ist im Umkreis <strong>der</strong> Herrschenden mit dem Ziel entstanden,<br />
über die eigenen Grenzen hinaus politisch und wirtschaftlich wirksam<br />
zu werden . Diese stellten in Europa eine durch Heiraten und Erbverträge<br />
verflochtene Oberschicht dar, die aus dem sie umgebenden Adel geeignete Vertreter<br />
für ihre Anliegen mit beson<strong>der</strong>en Missionen und etwa ab 1500 auch mit<br />
längeren Aufenthalten an fremden Höfen betraute . Der kaiserliche Gesandte<br />
in Russland, Sigismund von Herberstein, nicht nur mit dem gängigen Latein<br />
vertraut, son<strong>der</strong>n auch über Kenntnisse slawischer Sprachen verfügend, war<br />
eine jener Persönlichkeiten, die sich über die konkrete Mission hinaus mit <strong>der</strong><br />
Kultur frem<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und Völker beschäftigten und darüber auch Berichte<br />
erstatteten, die bis heute als Einführung über Land und Leute gelten . Ähnlich<br />
waren es Kaufleute, die als Angehörige von Zünften o<strong>der</strong> Repräsentanten von<br />
Republiken, wie Venedig o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen sowie von Städtebünden wie<br />
<strong>der</strong> Hanse das Konsularwesen entstehen ließen, um gegenüber den Behörden<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, in denen sie Handel trieben, zu ihren Rechten zu kommen .<br />
Mit <strong>der</strong> Aufklärung und <strong>der</strong> Zunahme des grenzüberschreitenden Handels im<br />
18 . Jahrhun<strong>der</strong>t entwickelten sich die Strukturen des mo<strong>der</strong>nen Staates, <strong>der</strong><br />
sich nicht mehr auf persönliche Dienste für den Herrscher stützte, son<strong>der</strong>n<br />
Verwaltungsstrukturen mit ständigen und dafür ausgebildeten Berufsbeamten<br />
einrichtete . So entstanden unter Kaiser Karl VI . in <strong>der</strong> Habsburger Monarchie<br />
Hofkanzleien, die sich mit den Beziehungen zum Ausland beschäftigten<br />
und folgerichtig auch nach und nach ständige Missionen in den wichtigsten<br />
Hauptstädten einrichteten . Konnte man sich mit den <strong>der</strong> Oberschicht vertrauten<br />
Sprachen – Latein als Basis <strong>der</strong> Bildung, Französisch als Sprache <strong>der</strong><br />
politisch-kulturellen Vorherrschaft und Italienisch als Sprache <strong>der</strong> Kaufleute<br />
im Mittelmeerraum – persönlich wie amtlich im Allgemeinen gut verständigen,<br />
ergaben sich hingegen Schwierigkeiten im Verkehr mit dem Osmanischen<br />
Reich, dessen vielfältige Sprachen nur ganz wenigen Europäern vertraut<br />
waren . Gerade mit diesem weitreichenden, unmittelbar an die Habsburger<br />
Monarchie angrenzenden Imperium ergaben sich jedoch infolge <strong>der</strong> Beendigung<br />
<strong>der</strong> großen Kriege ab etwa 1700 neue Möglichkeiten des Handels und<br />
<strong>der</strong> politischen Beziehungen . Zumal ja noch recht nahe Territorien auf dem<br />
Balkan unter türkischer Herrschaft standen und bereits <strong>der</strong> Grenzverkehr einer<br />
Regelung <strong>der</strong> Beziehungen mit <strong>der</strong>en Herrschern und ihren regionalen wie<br />
örtlichen Verwaltungen bedurfte .<br />
Deshalb wurden zunächst seit Ende des 17 . Jahrhun<strong>der</strong>ts, ähnlich einer von<br />
Frankreich befolgten Vorgangsweise, Knaben vorwiegend mittleren Alters als<br />
„Sprachknaben“ o<strong>der</strong> „jeunes de langues“ an die Internuntiatur (Botschaft)<br />
bei <strong>der</strong> Hohen Pforte in Konstantinopel entsandt, wo sie im Haushalt des<br />
Missionschefs wohnten und Türkisch, wenn möglich auch Persisch und Ara-<br />
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