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Kulturnation, Staatsnation und Wirtschaftsnation bei Fichte und Herder

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Unterschied der Abstammung zu erklären (vgl. Meinecke 1907, 77-80). Die selbe Überzeugung<br />

findet man <strong>bei</strong> Kant (vgl. Kant 1795, 221). Sie ist auch lange herrschende Meinung gewesen (vgl.<br />

Geiss 1988, 163-165). Gerade diese Rückführung der Sprache auf die Abstammung hat dazu<br />

<strong>bei</strong>getragen, in der Sprache etwas zu sehen, was objektiv gegeben ist. Dies ist aber nicht die Meinung<br />

von <strong>Herder</strong> gewesen . Gegenüber der Abstammung ist ihm die Sprache viel subjektiver gewesen.<br />

<strong>Staatsnation</strong> <strong>und</strong> <strong>Kulturnation</strong>: Schlußbemerkungen<br />

Meinecke vergibt <strong>Fichte</strong> seine Einseitigkeit nur deshalb, weil er durch seine starke Betonung der<br />

individuellen Selbstbestimmung einen anderen Gedanken vorbereitet haben soll, den er selbst nur<br />

andeutungsweise entwickelt habe, den der individuellen Eigenart der Nation (vgl. 93-94). Demnach<br />

konnte in einer säkulären Ar<strong>bei</strong>t die flache Ansicht, die nur im Einzelmenschen <strong>und</strong> nicht in<br />

Menschengruppen Individualität suche, überw<strong>und</strong>en werden, so daß die Forderung nach<br />

Selbstbestimmung auf die Nation übertragen werden konnte (vgl. 169) . Die durch dieses neue<br />

Selbstbewußtsein gestärkte <strong>Kulturnation</strong> konnte sich politisieren, das heißt zur subjektiven<br />

<strong>Kulturnation</strong> werden. Sie konnte dadurch den Universalismus überwinden, der sie bisher in ihrer<br />

Entfaltung gelähmt hatte. Das Besondere an Deutschland ist laut Meinecke nicht, daß es eine<br />

<strong>Kulturnation</strong> ist, sondern daß es so lange gebraucht hat, um von einer Weltkultur (Universalismus)<br />

zu einer <strong>Kulturnation</strong> (Individualismus) zu werden. Was den « individuelle(n) Genius der einzelnen<br />

Nationen » charakterisiert, ist auch seine ganz eigene Art (Individualismus), die « ursprüngliche<br />

gemeinsame feudalständische Verfassung » (Universalismus) zu überwinden <strong>und</strong> umzubilden (vgl.<br />

79).<br />

Die Möglichkeit der Übertragung ist also <strong>bei</strong> Meinecke nicht auf die <strong>Kulturnation</strong> beschränkt. Er<br />

sieht sowohl den « demokratischen Individualismus » als auch den « aristokratischen<br />

Individualismus » als (staats-) « nationenbildend » an (vgl. 16+220). Darin unterscheiden sich eben<br />

sowohl seine subjektive <strong>Staatsnation</strong> als auch seine objektive <strong>Staatsnation</strong> von der subjektiven<br />

<strong>Staatsnation</strong> seiner Nachfolger, daß sie <strong>bei</strong>de nicht unbedingt demokratisch sind, sonst könnte er<br />

nicht neben der Schweiz (vgl. 12) auch Preußen (vgl. 36-39) zu den <strong>Staatsnation</strong>en rechnen .<br />

Alles nach dem Motto: Die Nation, egal ob <strong>Kulturnation</strong> oder <strong>Staatsnation</strong>, soll selbstbewußter<br />

auftreten, sich gegen alle Formen des Universalismus behaupten.<br />

Das ist eben die Schwäche des Ansatzes von Meinecke. Er war zu dem Zeitpunkt, wo er ihn<br />

entwickelt hat, selber Nationalist <strong>und</strong> wollte daher den Nationalismus rechtfertigen. Nach seiner<br />

Denkweise war es nur möglich, wenn er ihm eine Vergangenheit finden konnte, wenn er aufzeigen<br />

konnte, daß die nationale Idee den deutschen Idealismus nicht widerspricht, sondern weiterführt, so<br />

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