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Kulturnation, Staatsnation und Wirtschaftsnation bei Fichte und Herder

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Bereich zu seinen Ergebnissen kommt, bleibt troztdem seine Sache. Er soll selber entscheiden,<br />

welche Mittel er dafür einsetzt. Da kann er nicht die <strong>bei</strong>den anderen Bereiche zum Vorbild nehmen<br />

<strong>und</strong> noch weniger sich von ihnen etwas vorschreiben lassen. Es würde sonst nicht nur auf seine<br />

Kosten, sondern sogar auch auf Kosten der anderen Bereiche gehen. Dieser zweite Aspekt ist<br />

gemeint, wenn von Selbstverwaltung <strong>und</strong> Unabhängigkeit die Rede ist. Es schließt aus, daß ein<br />

Bereich zur Zentrale wird <strong>und</strong> die <strong>bei</strong>den anderen Bereiche lenkt .<br />

Bei Steiner gehören diese <strong>bei</strong>den Aspekte zum Organischen: Die gegenseitige Abhängigkeit <strong>bei</strong> den<br />

Ergebnissen <strong>und</strong> die Unabhängigkeit <strong>bei</strong> den Mitteln. Es sind diese <strong>bei</strong>den Aspekte, die er 1919 <strong>bei</strong>m<br />

Sozialen hervorheben will (vgl. Steiner GA 23, 46-49; GA 192, 47-48), nachdem er sie ab 1917 im<br />

menschlichen Organismus aufgezeigt hat (vgl. Steiner GA 21, 150-163).<br />

Nation <strong>und</strong> soziale Ideale<br />

Selbstverwaltung führt also nicht nur dazu, daß Staat, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur selbst ihre äußeren<br />

Grenzen setzen, sondern hängt auch damit zusammen, daß sie alle drei ganz andere innere<br />

Bedingungen brauchen, ganz andere Wege gehen müssen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.<br />

Nimmt man diese Wege oder eigentlich Ideale für sich, ohne sie auf unterschiedliche Bereiche zu<br />

beziehen, so widersprechen sie sich. Bleibt man mit solchen sozialen Idealen zu allgemein, so fällt es<br />

daher besonders leicht, sie gegeneinander auszuspielen. Es ist auch tatsächlich gemacht worden,<br />

nachdem, von Frankreich ausgehend, die Ideale der Freiheit, Gleichheit <strong>und</strong> später auch<br />

Brüderlichkeit, der Menschheit vorgehalten worden sind.<br />

Diese Kritik gilt zum Beispiel noch für die Ausführungen über Freiheit <strong>und</strong> Gleichheit im Abschnitt<br />

über <strong>Kulturnation</strong> <strong>und</strong> <strong>Staatsnation</strong>. Man könnte sie leicht abtun mit dem einfachen Hinweis darauf,<br />

daß Gleichheit ohne Verzicht auf Freiheit nicht zu erreichen ist. Damit kann man jedes soziale Ideal<br />

relativieren, wenn es nur verschwommen genug ist. Dies wird schon schwieriger, wenn ich<br />

spezifischer, « konkreter » werde <strong>und</strong> ab jetzt von kultureller Freiheit beziehungsweise von<br />

rechtlicher Gleichheit spreche. Hinzu kommt noch das dritte Ideal, das in dieser Ar<strong>bei</strong>t bisher nicht<br />

einmal erwähnt worden ist, obwohl lang <strong>und</strong> breit von Wirtschaft die Rede gewesen ist: die<br />

wirtschaftliche Brüderlichkeit (vgl. Steiner GA 23, 70-72).<br />

Natürlich heißt die Tatsache, daß diese Ideale sich in dieser Form nicht mehr selbst widersprechen,<br />

lange nicht, daß ihnen nicht mehr widersprochen werden kann. Es würde aber zu weit vom Thema<br />

abbringen, die Argumente, die für <strong>und</strong> gegen gerade diese Zuordnung der sozialen Ideale auf diese drei<br />

verschiedenen Lebensbereiche sprechen, gegeneinander abzuwiegen. Es soll daher nur noch um<br />

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