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Kulturnation, Staatsnation und Wirtschaftsnation bei Fichte und Herder

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Schlußbetrachtung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Die Untersuchung des Werkes von <strong>Fichte</strong> <strong>und</strong> <strong>Herder</strong> hat vor allem <strong>bei</strong> <strong>Fichte</strong> den oft erhobenen<br />

Nationalismusvorwurf bestätigt. Sie ist aber nicht deswegen überflüssig gewesen: Wichtiger als<br />

dieses äußere Ergebnis sind die Gründe, die zu ihm geführt haben <strong>und</strong> diese unterscheiden sich<br />

erheblich von denen, die sonst angeführt werden. Bei <strong>Fichte</strong> geht es nicht, wie üblich angenommen,<br />

um <strong>Kulturnation</strong>alismus, sondern um <strong>Staatsnation</strong>alismus <strong>und</strong> <strong>Wirtschaftsnation</strong>alismus. Bei <strong>Herder</strong><br />

geht es möglicherweise um <strong>Kulturnation</strong>alismus, aber nicht mit dem Ziel einer territorialen<br />

Extension. Die meisten Kritiken, die vom dritten Forschungsansatz her an <strong>Fichte</strong> oder <strong>Herder</strong><br />

gerichtet werden, könnten auch an die meisten ihrer Kritiker gerichtet werden.<br />

Eigentlich müßte noch untersucht werden, ob der spätere deutsche Nationalismus wirklich eine<br />

Weiterführung dieser <strong>bei</strong>den Autoren darstellt. Mir scheint aber, daß diese Ar<strong>bei</strong>t eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

sein kann, um die Unterschiede deutlicher herauszuar<strong>bei</strong>ten.<br />

Wer auf diese Art die historische Kontinuität in der deutschen Geschichte bestreitet, muß schon<br />

angeben können, wie er sich ihren Tiefpunkt erklärt. Warum hat der Nationalismus in Deutschland<br />

so extreme Formen angenommen? Dazu eine Anregung, die vom dritten Ansatz her gedacht ist:<br />

Gerade in Deutschland <strong>und</strong> seinen Nachbarländern haben kulturelle, staatliche <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Grenzen besonders die Tendenz gehabt, auseinanderzuklaffen. Sie haben es immer noch, unbeachtet<br />

der Massendeportationen nach dem Zweiten Weltkrieg. Wer auf diese Tendenz nicht eingehen will,<br />

wer so stark in seiner Ideologie steckt, daß er trotzdem auf einheitliche, sozusagen « allgemeingültige<br />

» Grenzen besteht, kann sein wirklichkeitsfremdes Ziel nicht anders erreichen, als durch die<br />

Anwendung extremster Gewalt.<br />

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