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Kulturnation, Staatsnation und Wirtschaftsnation bei Fichte und Herder

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Nationalismus: Einheit, Einheit <strong>und</strong> nochmal Einheit<br />

Es gibt in Deutschland schon lange einen sehr interessanten Spruch: « Einheit oder Freiheit ». Er<br />

deutet auf eine Gefahr des Nationalismus, die im Laufe des neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts zunehmend in<br />

Kauf genommen worden ist. Die deutsche Einheit wurde letztendlich der Freiheit vorgezogen: «<br />

Einheit statt Freiheit ».<br />

Aber welche Einheit eigentlich? Und welche Freiheit?<br />

Es geht im Gr<strong>und</strong>e um eine Einheit, die sich in drei Schritten ausgeweitet hat, nämlich (in der<br />

chronologischen Reihenfolge) auf die Kultur (insbesondere die Sprache), dann, jeweils von Preußen<br />

ausgehend, auf die Wirtschaft <strong>und</strong> zuletzt auf den Staat: Einheit, Einheit <strong>und</strong> nochmal Einheit. Die<br />

jeweiligen Grenzen dieser drei Bereiche sind 1871 mehr oder weniger zusammengefallen, so daß am<br />

besten von einer « Einheit der Grenzen » gesprochen werden müßte. So ganz perfekt war sie<br />

natürlich nicht, aber schon nicht schlecht.<br />

Die geopferte Freiheit ist nicht nur die kulturelle Freiheit, sondern besonders die sogenannte<br />

politische Freiheit gewesen, also etwas, was im folgenden zum Teil zur rechtlichen Gleichheit, zur<br />

Demokratie im engeren Sinne zugeordnet wird. Daß noch andere Ideale unter der Einheit leiden<br />

konnten ist dagegen nicht so bemerkt worden.<br />

Ist die Unvereinbarkeit der Einheit mit dieser Art von Freiheit aber nicht schon Geschichte? Kann<br />

sie ohne weiteres vom neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>ert auf die neueste politische Einigung Deutschlands<br />

übertragen werden? Kann sie sogar auf andere Länder übertragen werden? Vieles spricht dafür, daß<br />

der Spruch « Einheit oder Freiheit » trotz allem Anschein an Bedeutung nur gewonnen hat. Und<br />

doch soll hier mit einem anderen Spruch angefangen werden, den es noch nicht gegeben hat: « Einheit<br />

(der Grenzen) statt (wirtschaftliche) Brüderlichkeit ». Einfach aus Respekt für dieses hier bisher<br />

vergessene Ideal.<br />

Einheit der Grenzen statt wirtschaftliche Brüderlichkeit<br />

Vom Nationalismus wird kaum ein Ideal mehr betont als die Solidarität, was eigentlich mehr oder<br />

weniger so viel heißt wie Brüderlichkeit. Es ist auch <strong>bei</strong> weitem nicht immer so, daß diese<br />

Brüderlichkeit vor den wirtschaftlichen Fragen Halt machen soll. Die Frage ist also berechtigt, ob das<br />

nationalistische Bestreben nach Einheit der Grenzen der wirtschaftlichen Brüderlichkeit unbedingt<br />

schadet.<br />

Es geht aber <strong>bei</strong> den Nationalisten höchstens um eine wirtschaftliche Brüderlichkeit, die sich auf die<br />

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