notionalgrammatisch - Fachbereich 10 - Universität Bremen
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Bremer Linguistik Workshop: Prädikation 93<br />
Aussage über den Referenten eines {N}-Wortes gemacht wird, folgt also, daß {P}-Wörter<br />
als solche ‘ergänzungsbedürftig’ sind. {P}-Zeichen sind, anders ausgedrückt, mit einem<br />
kombinatorischen ‘Fügepotential’ ausgestattet. Sie sind inhärent relational oder<br />
valent: Ein prädikables Wort ‘eröffnet’ n (n ≥ 1) Leerstellen, die von referentiellen {N}-<br />
Ausdrücken zu besetzen oder zu sättigen sind, über deren Referenten mittels des prädikablen<br />
Wortes prädiziert wird. In etwas anderer Redeweise kann man (vorbehaltlich der<br />
unten in §1.5 ausbuchstabierten Präzisierung) auch sagen, daß {P}-Wörter lexikalisch n<br />
(n ≥ 1) {N}-Wörter als ihre Komplemente seligieren. Subklassen von {P}-Wörtern lassen<br />
sich folglich nach der Anzahl der von ihnen seligierten Komplemente als n-wertig<br />
subklassifizieren; vgl. (5), wo der Schrägstrich zu lesen ist als ‘seligiert oder subkategorisiert<br />
für ...’, so daß mit (5.a)-(c) ein monovalentes, ein bivalentes und ein trivalentes<br />
{P}-Wort charakterisiert sind. 1<br />
(5) a. {P/{N}}<br />
b. {P/{N} {N}}<br />
c. {P/{N} {N} {N}}<br />
Die lexikalische Selektionsbeziehung, die aus der inhärenten Relationalität von {P}-<br />
Wörtern folgt, ist asymmetrisch (= ‘{P} seligiert {N}’ ⇔ ‘¬({N} seligiert {P})’) und<br />
sie bringt Syntax, d.h. die ‘Kombination’ von Wörtern zu ‘taktischen Komplexen’ oder<br />
Konstruktionen, hervor. Da die lexikalische Selektionsbeziehung asymmetrisch ist,<br />
zeichnen sich auch Konstruktionen durch (inner)konstruktionelle Asymmetrie aus: Die<br />
gemeinhin complement-head oder Dependenzrelation genannte konstruktionelle Relation<br />
zwischen zwei oder mehr Elementen, durch die eine Konstruktion erst konstituiert<br />
wird, ist asymmetrisch (= ‘{N} ist abhängig von {P}’ ⇔ ‘¬({P} ist abhängig von<br />
{N})’). Die Asymmetrie der konstruktionellen Relation reflektiert, daß die Elemente in<br />
einer Konstruktion nicht ‘gleichwertig’ sind, sondern die lexikalischen Selektionseigenschaften<br />
des inhärent relationalen/valenten Elementes in der Konstruktion das Vorkommen<br />
anderer Elemente in der Konstruktion lizenzieren. In einer syntaktischen Konstruktion<br />
ist das seligierende Element Kopf der Konstruktion – ohne dieses Element gibt es<br />
1 (5.a)-(c) lassen sich – ohne daß dies hier unmittelbar intendiert ist – auch im Sinne einer (unidirektionalen)<br />
dependentiellen Kategorialgrammatik mit {P} und {N} als Grundkategorien interpretieren. In<br />
dieser Interpretation beschreibt beispielsweise {P/{N} {N}} (= (5.b)) einen Funktor – ein ungesättigtes<br />
Funktionszeichen – der zwei Ausdrücke der Kategorie {N} als Argumente nimmt und zusammen mit diesen<br />
einen Ausdruck der Kategorie {P} bildet; vgl. (i), das zur einfacheren Lesbarkeit die Kategorien ohne<br />
Schweifklammern um die kategorialen Merkmale und die Anwendung des Funktors auf seine Argumente<br />
mit dem Operator ‘•’notiert):<br />
(i) P/N N • N N = P<br />
Funktor Argumente<br />
Um an dieser Stelle nicht Mißverständnisse aufkommen zu lassen, sei daran erinnert, daß der Formalismus<br />
einer Kategorialgrammatik nicht schon per se nur einstellige Funktoren zuläßt. Nur unter der zusätzlichen<br />
Annahme von Binarität ist (5.b) kategorialgrammatisch zu interpretieren als (P/N)/N, d.h. als einstelliger<br />
Funktor, der in Kombination mit einem {N} als Argument wieder einen einstelligen Funktor liefert,<br />
der wiederum mit einem {N}-Argument zu {P} kombiniert:<br />
(ii) (P/N)/N • N = P/N • N = P