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notionalgrammatisch - Fachbereich 10 - Universität Bremen

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94 Roger Böhm, Prädikation ... <strong>notionalgrammatisch</strong><br />

die Konstruktion nicht; das vom Kopf seligierte Element, sein Komplement, ist das<br />

Nicht-Kopf Element der Konstruktion.<br />

Auf dieser Grundlage gibt es nun eine ‘konstruktionelle’ Lesart des Terminus<br />

PRÄDIKATION, nach der eine Prädikation eine<br />

• syntaktische Konstruktion aus einem prädikativen Kopfelement (Prädikator) und<br />

dessen Komplement(en)<br />

ist. Diese Lesart entspricht in wesentlichen Zügen dem, was u.a. bei FILLMORE (1968)<br />

PROPOSITION genannt wird. Verwandt mit dieser ‘konstruktionellen’ Lesart ist die ‘relationale’<br />

Lesung von PRÄDIKATION, die sich, wie in dem Zitat oben von LYONS (1977)<br />

oder wie etwa bei MATTHEWS (1997: 291), definiert findet als2 • die Relation (a) eines Prädikats zu seinem Subjekt, oder (b) eines Prädikators zu<br />

seinen Argumenten.<br />

(6) Argument1 |<br />

(Prädikator Arg2, ..., Argn) SUBJEKT PRÄDIKAT<br />

PRÄDIKATION<br />

Der Zusammenhang zwischen der konstruktionellen Lesung und der relationalen Lesart<br />

(b) ergibt sich daraus, daß die Konstruktion die syntaktische Ausdrucksform für die zwischen<br />

dem prädikativen Kopf und dessen Komplement(en) bestehende(n) prädikative(n)<br />

Relation(en) ist. Manche Linguisten schränken die relationale Interpretation allerdings<br />

auf die Subjekt-Prädikat Lesart (a) ein und sprechen mit Bezug auf die Lesart (b) eher<br />

von Prädikat(or)-Argument Relation(en). Ich komme auf die Mehrdeutigkeit der relationalen<br />

Interpretation von PRÄDIKATION in §2.3 noch einmal zurück.<br />

1.4. Illustrieren läßt sich das bisher Gesagte an Beipielen wie (8.a)-(e) aus dem Deutsch<br />

von Arbeitsmigranten, das – grob gesprochen – in einem Stadium des Erwerbs die für die<br />

Syntax von Pidginsprachen typische Reduktion des Wortartensystems auf zwei Klassen,<br />

{P} und {N}, aufweist. Gemeinsam ist den Beispielen unter (8) eine syntaktische Grobstruktur<br />

aus prädikativem Kopf {P} und ein oder mehreren {N}-Komplementen.<br />

(8) a. i mu:lif:rman ‘ich (bin) Mulifahrer’<br />

b. prtu:gez gu:t løt ‘Portugiesen (sind) gute Leute’<br />

c. du: e:g:l trk ‘du (bist) wie (ein) Türke’<br />

d. i fi rbat ‘ich arbeite (in der) Fisch(industrie)’<br />

e. i di fmfts gb ‘ich gebe dir fünfzig (Mark)’<br />

(7) Prädikator (Arg 1, Arg 2, ..., Arg n)<br />

PRÄDIKATION<br />

2 Ich folge hier der mit LYONS (1977: §11.2) üblich gewordenen terminologischen Trennung zwischen<br />

Prädikat und Prädiktor: ‘We will introduce the term predicator to bear this rather different sense [= an<br />

operator with one or more arguments] of ‘predicate’. We can say that play in Caroline plays the guitar is<br />

a two-place predicator independently of whether we also say that play the guitar is a predicate.’

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