FLUID MECHANIK
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Inhalt<br />
HTI Biel - Mikrotechnik<br />
<strong>FLUID</strong><br />
<strong>MECHANIK</strong><br />
1. Physikalische Eigenschaften der Fluide<br />
2. Fluid-Druck<br />
3. Reelle Flüssigkeiten<br />
4. Bewegte Flüssigkeitsoberflächen<br />
5. Strömungslehre<br />
6. Umlenkung einer Strömung<br />
Literatur<br />
H. SIGLOCH / Technische Fluidmechanik / Schoedel Hannover 1980<br />
HERING, MARTIN, STOHER / Physik für Ingenieure / VDI Düsseldorf 1989<br />
HEYWANG, TREIBER, HERBERG / Physik / Handwerk und Technik Hamburg 1992<br />
H. LINDER / Physikalische Aufgaben / Vieweg 1991<br />
© C. Meier / L. Müller, Dozenten für Physik BFH / HTI Biel [V 3.0]
HTI Biel - Mikrotechnik Fluidmechanik - 2 / 34<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Physikalische Eigenschaften der Fluide ............................................. 4<br />
1.1. Reelle Flüssigkeiten ......................................................... 4<br />
1.2. Reelle Gase................................................................ 4<br />
1.3. Ideale Flüssigkeiten und Gase ................................................. 4<br />
2. Fluid - Druck .................................................................. 5<br />
2.1. Definition ................................................................. 5<br />
2.2. Die zwei Ursachen des absoluten Drucks ........................................ 5<br />
2.2.1. Pressdruck ........................................................... 5<br />
2.2.2. Schweredruck......................................................... 6<br />
2.3. Druckmessung ............................................................. 7<br />
2.4. Druckeinheiten ............................................................. 7<br />
2.5. Relativer und absoluter Druck ................................................. 8<br />
2.6. Vakuumtechnik ............................................................ 8<br />
2.7. Fluidkräfte auf Wandungen ................................................... 9<br />
2.7.1. Bodendruckkraft ...................................................... 9<br />
2.7.2. Seitendruckkraft....................................................... 9<br />
2.7.3. Senkrechte, rechteckige, ebene Seitenwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.7.4. Gekrümmte Seitenwand................................................ 11<br />
2.8. Auftriebsgesetz............................................................ 11<br />
2.8.1. Ursache der Auftriebskraft.............................................. 11<br />
2.8.2. In ein Fluid eingetauchter fester Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
2.8.3. Schwimmender Körper ................................................ 12<br />
3. Reelle Flüssigkeiten ............................................................ 14<br />
3.1. Kompressibilität einer Flüssigkeit ............................................. 14<br />
3.2. Viskosität einer Flüssigkeit .................................................. 14<br />
3.2.1. Newtonsche Flüssigkeit ................................................ 14<br />
3.2.2. Verhalten von Schmierölen ............................................. 15<br />
3.3. Grenzflächeneffekt ......................................................... 15<br />
3.3.1. Teilchenkräfte ....................................................... 15<br />
3.3.2. Oberflächenspannung ................................................. 16<br />
3.3.3. Flüssigkeitsmembran .................................................. 16<br />
3.3.4. Flüssigkeit in Berührung mit einem festen Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
4. Bewegte Flüssigkeitsoberflächen ................................................. 19<br />
4.1. Flüssigkeit in Ruhe oder konstanter Translationsbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.2. Flüssigkeit in konstant beschleunigter Translationsbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.3. Flüssigkeit in konstanter Rotationsbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
5. Strömungslehre ............................................................... 21<br />
5.1. Grundbegriffe einer Strömung ................................................ 21<br />
5.2. Geschwindigkeitsverteilung in einem kreisförmigen Strömungsquerschnitt . . . . . . . . . . . . . 21<br />
5.3. Durchflussgleichungen...................................................... 22<br />
5.3.1. Massen- und Volumenstrom ............................................ 22<br />
5.3.2. Kontinuitätsgleichung ................................................. 22<br />
5.4. Energiegleichung (Bernoulli) ................................................ 23<br />
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5.5. Anwendungen der Bernoulligleichung.......................................... 24<br />
5.5.1. Düse ............................................................... 24<br />
5.5.2. Diffusor ............................................................ 24<br />
5.6. Viskose Strömungen ....................................................... 25<br />
5.6.1. Strömungsarten ...................................................... 25<br />
5.6.2. Reynolds Zahl ....................................................... 25<br />
5.6.3. Widerstand umströmter Körper ......................................... 26<br />
5.7. Rohrhydraulik............................................................. 27<br />
5.7.1. Reynold-Zahl für Rohrhydraulik ......................................... 27<br />
5.7.2. Geschwindigkeitsverteilung............................................. 27<br />
5.8. Verluste in der Rohrströmung ................................................ 28<br />
5.8.1. Gleichung von Bernoulli mit Verlusten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
5.8.2. Rohrverluste der laminaren Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
5.8.3. Rohrverluste der turbulenten Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
5.8.4. Rohrverluste in einem Strömungselement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
5.8.5. Gesamte Strömungsverluste im Rohrsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
5.9. Energieaufnahme und -abgabe in einem Strömungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
6. Strömungskräfte .............................................................. 31<br />
6.1. Impulssatz................................................................ 31<br />
6.2. Schubkraft im Strömungselement ............................................. 32<br />
6.3. Kräfte am Tragflügel ....................................................... 32<br />
7. Anhang ...................................................................... 33<br />
7.1. Widerstandsziffern umströmter Körper ......................................... 33<br />
7.2. Moodydiagramm .......................................................... 34<br />
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1. Physikalische Eigenschaften der Fluide<br />
Die Fluidmechanik ist die mechanische Anwendung, die sich mit dem Verhalten von ruhenden und<br />
bewegten Flüssigkeiten, Gasen oder Dämpfen beschäftigt.<br />
1.1. Reelle Flüssigkeiten<br />
Flüssigkeiten sind Substanzen, die fliessen können. Sie weisen folgende wichtige physikalische Eigenschaften<br />
auf:<br />
- Eine Flüssigkeit hat keine eigene Form. In Ruhe nimmt sie die Gestalt des Gefässes an.<br />
- Im Zustand der Ruhe liegt die ganze freie Oberfläche einer Flüssigkeit in der gleichen waagrechten<br />
Ebene. Es entsteht eine Strömung, sobald ein Teil der freien Oberfläche höher oder tiefer als die<br />
übrige Oberfläche liegt (p = konstant).<br />
- Die Flüssigkeiten haben ein eigenes Volumen. Sie sind aber sehr wenig zusammendrückbar.<br />
- In Strömungen bewegen sich die Moleküle relativ zueinander und überwinden dabei eine bestimmte<br />
Reibkraft, die Zähigkeit oder Viskosität.<br />
- Die molekularen Kohäsionskräfte sind in den Flüssigkeiten viel kleiner als bei den festen Körper.<br />
Trotz ihrer geringen Wirkung sind sie sichtbar wie z. B. die Oberflächenspannung (Tropfenbildung,<br />
Kapillarität).<br />
- Flüssigkeiten sieden, wenn der äussere Druck kleiner als ihr Dampfdruck wird.<br />
- In einem offenen Gefäss verdunsten die Flüssigkeiten.<br />
1.2. Reelle Gase<br />
Gase weisen folgende wichtige physikalische Eigenschaften auf:<br />
- Die Gase haben keine eigene Form und kein eigenes Volumen. Sie sind bestrebt, sich überall in<br />
jedem nicht dicht abgeschlossenen Raum auszubreiten. Das Gasvolumen ist auch viel grösser als das<br />
Eigenvolumen der Gasmoleküle.<br />
- Die Gase sind in weiten Grenzen zusammendrückbar.<br />
- Die molekularen Kohäsionskräfte sind nicht mehr vorhanden. Die Moleküle bewegen sich frei und<br />
ganz unregelmässig. Ihre mittlere Geschwindigkeit nimmt mit der Temperatur zu.<br />
- Die Zähigkeit ist sehr klein.<br />
- Liegt die Gastemperatur unter der kritischen Temperatur, so kann ein Gas mit genügend hohem<br />
Druck verflüssigt werden.<br />
- Der Energieaustausch ist nur über die Zusammentösse der Moleküle möglich.<br />
1.3. Ideale Flüssigkeiten und Gase<br />
Die Hydro- und Aerostatik betrachtet vorwiegend ideale Flüssigkeiten und ideale Gase mit den folgenden<br />
Eigenschaften:<br />
Ideale Flüssigkeiten: Ideale Gase:<br />
- Keine Zähigkeit (Viskosität) - Keine Zähigkeit (Viskosität)<br />
- Keine Oberflächenspannung - Keine Verflüssigung<br />
- Keine Zusammendrückbarkeit - Keine molekularen Kohäsionskräfte<br />
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2. Fluid - Druck<br />
2.1. Definition<br />
Der absolute Druck (auch Druck genannt) kennzeichnet den in einer ruhenden<br />
idealen Flüssigkeit oder Gas herrschenden mechanischen Spannungszustand. Die<br />
Druckerscheinung kann daraus erklärt werden, dass die sich berührenden Moleküle<br />
kleine Kräfte aufeinander ausüben.<br />
Der an einem bestimmten Ort (x,y,z) einer ruhenden Flüssigkeit oder Gas herschenden<br />
Druck p wird definiert durch:<br />
In idealen Fluiden (ohne Viskosität) bestehen keine Schubkräfte. Der Kraftvektor<br />
liegt parallel zum Flächenvektor . Die erzeugten Kräfte bei<br />
diesen idealen Bedingungen sind unabhängig von der Richtung der Fläche, auf<br />
die sie wirken. Der Druck wird dadurch zu einer richtungsunabhängigen<br />
Grösse, einem Skalar.<br />
p: Druck [N/m ]<br />
2<br />
dF: Kraft auf die Fläche dA [N]<br />
dA: Flächenelement [m ]<br />
2<br />
2.2. Die zwei Ursachen des absoluten Drucks<br />
Für die Entstehung des Druckes in einem ruhenden Fluid lassen sich zwei Ursachen unterscheiden:<br />
2.2.1. Pressdruck<br />
Wird bei der Vernachlässigung der Erdanziehung ein Druck auf ein Gas oder eine Flüssigkeit ausgeübt,<br />
so breitet sich dieser Spannungszustand im ganzen Fluidkörper unverändert aus.<br />
Der Druck von der Fläche A 1 auf das Fluid breitet sich aus und<br />
erscheint mit gleicher Grösse auf der Fläche A .<br />
F i:<br />
Kraft auf den Kolben [N]<br />
A : Kolbenfläche [m ]<br />
2<br />
i<br />
2<br />
Die Druckverteilung in einem Gefäss mit Gas verhält sich immer nur wie ein Pressdruck. Das Eigengewicht<br />
der Gasmasse ist vernachlässigbar.<br />
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2.2.2. Schweredruck<br />
Das Eigengewicht, der über einem Flächenelement lastenden Flüssigkeits- oder Gassäule, verursacht den<br />
Schweredruck. Wegen der kleinen Dichte wird der Schweredruck für Gase nur bei sehr grossen Höhendifferenzen<br />
(Atmosphäre) berücksichtigt.<br />
2.2.2.1. Hydrostatischer Druck<br />
Gegeben ist eine inkompressible Flüssigkeit in Ruhe. Die Druckänderung in der Flüssigkeit zwischen den<br />
Punkten A und B ist durch den hydrostatischen Druck gegeben:<br />
�______________________________________________<br />
________________________________________________<br />
________________________________________________<br />
p: Druck [N/m ]<br />
2<br />
�: Wichte [N/m ]<br />
3<br />
z: Höhe [m]<br />
h: Höhenunterschied [m]<br />
Der Druck in einer Flüssigkeit ist unabhängig von der Form des Gefässes und ist konstant in einer ebenen<br />
horizontalen Fläche.<br />
2.2.2.2. Atmosphärischer Druck b:<br />
Der Atmosphärendruck ist die Ursache des Eigengewichtes der Luftschichten. Weil die Gase zusammendrückbar<br />
sind, variiert der atmosphärische Druck b nicht linear in Funktion der Höhe h. Der Druck<br />
im Gas ist zudem auch von der Temperatur abhängig. Folglich ist der atmosphärische Druck eine<br />
Funktion der Höhe h und der Temperatur.<br />
Barometrische Höhenformel<br />
Änderung des atmosphärischen Drucks in Funktion der Höhe h, unter<br />
der Berücksichtigung einer Temperaturabnahme von 6.5°C pro 1000<br />
m Höhendifferenz.<br />
Bereich: h < 11 000 m<br />
� = 15�C<br />
b(h): Atmosphärendruck auf der Höhe h [N/m ]<br />
2<br />
h: Höhe über Meeresniveau [m]<br />
b : Mittlerer Atmosphärendruck auf Meereshöhe = 1.013�10 N/m<br />
0<br />
0<br />
5 2<br />
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2.3. Druckmessung<br />
Messinstrumente für die Druckmessung werden Manometer genannt. Einfache<br />
Flüssigkeitsmanometer bestehen aus einem U-Rohr und enthalten eine oder<br />
mehrere Flüssigkeiten mit bekannten Dichten. Das eine Ende des Rohres wird an<br />
das Gefäss angeschlossen, dessen Innendruck gemessen werden soll. Der Höhenunterschied<br />
der Flüssigkeitssäulen ist proportional zum Druck. Form und Durchmesser<br />
beeinflussen die Messung nicht.<br />
Nach dem gleichen Prinzip (Torricelli Rohr) wird der Atmosphärendruck b<br />
gemessen.<br />
Einfache Flüssigkeitsmanometer mit einem U-Rohr:<br />
Eine Flüssigkeit Mehrere Flüssigkeiten Quecksilberbarometer<br />
�__________________ _______________________ ___________________<br />
____________________ _______________________ ___________________<br />
2.4. Druckeinheiten<br />
Einheitensystem Druckeinheiten<br />
2<br />
S.I.- System 1 N/m = 1 Pascal [Pa]<br />
2<br />
Technisches System 1 kp/cm = 1 technische Atmosphäre [at]<br />
2<br />
CGS - System 1 dyn/cm = 1 �bar<br />
Andere Einheiten 1 atm = 1 physikalische Atmosphäre = mittlerer Druck<br />
auf der Meereshöhe<br />
1 mmWS = Druck von einem Millimeter Wassersäule<br />
1 mmHg = Druck von einem Millimeter Quecksilbersäule<br />
1 Torr = 1 mmHg<br />
1 psi = pound per square inch<br />
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2.5. Relativer und absoluter Druck<br />
Ein Manometer oder Druckmesser misst im Allgemeinen die Druckdifferenz<br />
zwischen zwei Flüssigkeits- oder Gasräumen. Diese<br />
Druckdifferenz wird oft Unterschiedsdruck genannt. Wenn in einem<br />
der beiden Räume das Vakuum herrscht, ist die gemessene Druckdifferenz<br />
gleich dem im flüssigkeits- oder gasgefüllten Raum her-<br />
schenden absoluten Druck p . Steht einer der beiden Räume in direk-<br />
a<br />
ter Verbindung mit dem atmosphärischen Druck b, so werden die<br />
beiden folgenden Fälle unterschieden:<br />
Absoluter Druck > Luftdruck � Überdruck<br />
Absoluter Druck < Luftdruck � Unterdruck<br />
2.6. Vakuumtechnik<br />
2<br />
p a:<br />
Absolutdruck [N/m ] oder [ata]<br />
2<br />
p ü:<br />
Überdruck [N/m ] oder [atü]<br />
2<br />
p : Unterdruck [N/m ] oder [atu]<br />
u<br />
Das ideale Vakuum ist ein Raum, wo keine Teilchen (Moleküle) vorhanden sind. In der Technik kennt<br />
man keine Verfahren, mit denen man ein ideales Vakuum erzeugen könnte. Die Hauptaufgabe der<br />
Vakuumtechnik ist, die Teilchendichte in einem vorgegebenen Volumen zu verringern. Bei konstanter<br />
Temperatur kommt dies immer einer Erniedrigung des Gasdruckes gleich. Der Ausgangspunkt ist jeweils<br />
der Atmosphärendruck b.<br />
In der Vakuumtechnik ist es üblich, den grossen Druckbereich, der heute mehr als 16 Zehnerpotenzen<br />
umfasst, in einzelne, kleine Bereiche zu unterteilen, die man im allgemeinen wie folgt begrenzt:<br />
Art des Vakuums Druckbereich [bar] Teilchendichte [Teilchen/m ]<br />
3<br />
Grobvakuum<br />
Feinvakuum<br />
Hochvakuum<br />
Ultrahochvakuum<br />
Interstellares Gas<br />
1 - 10 -3<br />
-3 -6<br />
10 - 10<br />
-6 -10<br />
10 - 10<br />
-10 -14 10 - 10<br />
� 10-18 25 22<br />
2.5�10 - 2.5�10<br />
22 19<br />
2.5�10 - 2.5�10<br />
19 15<br />
2.5�10 - 2.5�10<br />
15 11<br />
2.5�10 - 2.5�10<br />
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Die aufgeführten Druckbereiche lassen sich recht gut durch Betrachtung von gaskinetischer Zusammenhänge<br />
und nach der Art der Gaströmung unterscheiden. Auch die Arbeitstechnik in den verschiedenen<br />
Bereichen ist unterschiedlich.<br />
Um in einem bestimmten gasgefüllten Volumen die Gasdichte und damit den Gasdruck zu verringern,<br />
müssen Gasteilchen aus dem Volumen entfernt werden; hierzu dienen Vakuumpumpen. Grundsätzlich<br />
unterscheidet man zwei Gruppen von Vakuumpumpen:<br />
a) solche, die über eine oder mehrere Kompressionsstuffen die Gasteilchen aus dem auszupumpenden<br />
Volumen entfernen und in die atmosphärische Luft befördern (Kompressionspumpen), Förderung der<br />
Gasteilchen durch Verdrängen oder Impulsübertragung.<br />
b) Vakuumpumpen, die zu entfernenden Gasteilchen an einer festen Wand, die oft einen Teil der<br />
Begrenzung des auszupumpenden Volumens ausmacht, kondensieren oder auf andere Weise<br />
(z. B. chemisch) binden.<br />
2.7. Fluidkräfte auf Wandungen<br />
2.7.1. Bodendruckkraft<br />
Die Bodenflächen A sind alle gleich gross. Die resultierende<br />
Kraft F auf die Fläche A ist gegeben mit:<br />
�______________________________________<br />
F: Durch die Flüssigkeit auf den Boden ausgeübte Kraft [N]<br />
h: Höhe der Flüssigkeitssäule [m]<br />
�: Wichte [N/m ]<br />
3<br />
A: Bodenfläche [m ]<br />
2<br />
Hydrostatisches Pardoxon: Die Bodendruckkraft ist unabhängig von der Form des Gefässes, sondern nur<br />
von der Höhe der darüber liegenden Flüssigkeitssäule und der Wichte.<br />
2.7.2. Seitendruckkraft<br />
Unter dem Einfluss des Atmosphärendrucks wirkt auf das Flächenelement<br />
der Seitenwand dA die resultierende Kraft :<br />
�_______________________________________________<br />
_______________________________________________<br />
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2.7.3. Senkrechte, rechteckige, ebene Seitenwand<br />
A: Fläche der Seitenwand [m ] 2<br />
S: Schwerpunkt der Seitenwand<br />
D: Druckmittelpunkt der Seitenwand<br />
F: Seitendruckkraft [N]<br />
a: Wandbreite [m]<br />
z S:<br />
Schwerpunktstiefe [m]<br />
z : Tiefe vom Druckmittelpunkt [m]<br />
Druckkraft auf das Flächenelement:______________________________________________________<br />
Gesamtdruckkraft:____________________________________________________________________<br />
____________________________________________________________________<br />
F: Kraft [N]<br />
�: Wichte [N/m ]<br />
3<br />
Kraftkomponenten und Angriffspunkt der Druckkraft:<br />
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D<br />
Die resultierend Druckkraft F wirkt mit dem gleichen Moment<br />
wie der, auf die gesamte Fläche verteilte Druck.<br />
________________________________________________<br />
Angriffspunkt der Druckkraft z D :_______________________________________________________<br />
Angriffspunkt der Druckkraft liegt im Schwerpunkt des Ueberdruckprofils!<br />
F: Druckkraft [N]<br />
F i:<br />
Einzelne Druckkraft [N]<br />
z i:<br />
Tiefe der einzelnen Druckkräfte [m]<br />
z : Tiefe des Druckmittelpunktes [m]<br />
D
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2.7.4. Gekrümmte Seitenwand<br />
Die gesamte Seitendruckkraft besteht aus einer horizontalen Komponenten F H und einer vertikalen<br />
Komponenten F .<br />
V<br />
= ____________________<br />
dF H = ________________________________________<br />
F H = _________________________________________<br />
____________________________________________<br />
dF V = __________________________________________<br />
F V = ___________________________________________<br />
2.8. Auftriebsgesetz<br />
F: Seitendruckkraft [N]<br />
F H:<br />
Horizontale Komponente der Seitendruckkraft F [N]<br />
F V:<br />
Vertikale Komponente der Seitendruckkraft F [N]<br />
A V:<br />
Projizierte vertikale Wand [m ]<br />
2<br />
z Sv:<br />
Schwerpunktstiefe der projizierten vertikalen Wand [m]<br />
z Dv:<br />
Druckpunkttiefe der projizierten vertikalen Wand [m]<br />
V: Volumen zwischen Wand und der projizierten vertikalen Wand [m ]<br />
3<br />
2.8.1. Ursache der Auftriebskraft<br />
Ein Körper, der in ein Fluid eingetaucht wird, erfährt eine senkrechte, nach oben gerichtete Auftriebskraft,<br />
die gleich dem Gewicht des vom Körper verdrängten Fluidvolumens<br />
ist. Die Auftriebskraft greift im Schwerpunkt des verdrängten Fluidvolumens<br />
an.<br />
�____________________________________________________<br />
______________________________________________________<br />
______________________________________________________<br />
______________________________________________________<br />
______________________________________________________<br />
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_____________________________________________________<br />
F A:<br />
Auftriebskraft (Wirkung in der z-Richtung) [N]<br />
� F:<br />
Wichte des Fluids [N/m ] 3<br />
V : Körpervolumen [m ] 3<br />
K<br />
Der Angriffspunkt des Auftriebes liegt im Schwerpunkt des verdrängten Fluidvolumens.<br />
2.8.2. In ein Fluid eingetauchter fester Körper<br />
2.8.2.1. Volumen und Wichte des festen Körpers<br />
Das Volumen und die Wichte eines festen Körpers kann aus einer Wägung<br />
in der Luft<br />
werden.<br />
und aus einer Wägung in einem Fluid F bestimmt<br />
�_______________________________________________________<br />
_________________________________________________________<br />
__________________________________________________________<br />
2.8.2.2. Bewegung des Körpers<br />
G: Körpergewicht in der Luft gemessen [N]<br />
G F:<br />
Scheinbares Köpergewicht in der Flüssigkeit gemessen [N]<br />
F A:<br />
Auftriebskraft [N]<br />
� F:<br />
Wichte des Fluids [N/m ]<br />
3<br />
� : Wichte des festen Körpers [N/m ]<br />
3<br />
K<br />
Je nach Grösse von Gewicht und Auftriebskraft sind drei Fälle zu unterscheiden:<br />
< : Der Körper steigt auf<br />
= : Der Körper schwebt<br />
> : Der Körper sinkt<br />
2.8.3. Schwimmender Körper<br />
2.8.3.1. Auftrieb des Körpers<br />
Der Körper ist nur mit dem Teilvolumen V' in das Fluid eingetaucht. Mit dem Körper<br />
im Gleichgewicht ergibt sich die folgende Bedingung:<br />
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2.8.3.2. Aräometer<br />
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G: Gewicht des festen Körpers [N]<br />
F A:<br />
Auftriebskraft [N]<br />
� F:<br />
Wichte des Fluids [N/m ] 3<br />
V': Eingetauchtes Körpervolumen [m ] 3<br />
In Flüssigkeiten verschiedener Dichten taucht ein schwimmender Körper verschieden tief<br />
ein. Aus der Bestimmung der Senktiefe kann die Dichte der Flüssigkeit bestimmt werden.<br />
F A:_______________________________________________________________<br />
� F :______________________________________________________________<br />
� F= ____________________ � F=<br />
____________________________<br />
2.8.3.3. Stabilität des schwimmenden Körpers<br />
a) Die Schwimmlage ist immer stabil, wenn der Angriffspunkt der Auftriebes<br />
S A oberhalb vom Schwerpunkt des schwimmenden Köpers S K liegt.<br />
b) Die Schwimmlage ist stabil oder unstabil, wenn der Angriffspunkt des<br />
Auftriebes S A unterhalb vom Schwerpunkt des schwimmenden Körpers SK<br />
liegt. Wird der schwimmende Körper um einen kleinen Winkel aus der<br />
Schwimmlage herausgedreht, so bilden das Gewicht und die Auftriebskraft<br />
A ein Kräftepaar, dessen Moment bestrebt ist, die ursprüngliche<br />
Schwimmlage wieder herzustellen (stabil) oder die eingeleitete Drehung zu vergrössern (unstabil).<br />
Der Schnittpunkt M der Wirkungslinie des Auftriebes für die geneigte Lage mit der Wirkungslinie a des<br />
Auftriebes für die Gleichgewichtslage wird als Metazentrum bezeichnet.<br />
Die Schwimmlage ist stabil, wenn das Metazentrum höher als der Schwerpunkt des Körpers liegt.<br />
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3. Reelle Flüssigkeiten<br />
In Wirklichkeit bestehen zwischen den Molekülen einer Flüssigkeit Kräfte<br />
elektrischen Ursprungs, die sogenannten Van der Waals Kräfte. Diese<br />
Kräfte wirken abstossend, wenn die Distanz zwischen den Molekülen<br />
unter einen Wert r 0 gedrückt wird, sie wirken anziehend, wenn die Distanz<br />
grösser als r ist.<br />
0<br />
Mit dieser Theorie können folgende Eigenschaften realer Flüssigkeiten<br />
erklärt werden:<br />
3.1. Kompressibilität einer Flüssigkeit<br />
Die Zusammendrückbarkeit oder Kompressibilität einer Flüssigkeit ist die<br />
Volumenänderung �V, verursacht durch die Druckänderung �p, bei konstanter<br />
Temperatur. Sie wird mit � bezeichnet und entspricht einem relativ kleinen Wert.<br />
Anstelle der Kompressibilität wird auch das Kompressionsmdul K verwendet.<br />
�V: Volumenäderung [m ]<br />
3<br />
�p: Druckänderung [N/m ]<br />
2<br />
V: Flüssigkeitsvolumen [m ]<br />
3<br />
2<br />
�: Kompressibilität [m /N]<br />
K: Kompressionsmodul [N/m ]<br />
2<br />
Bedingt durch die Volumenabnahme, erfolgt eine Zunahme der Dichte der Flüssigkeit<br />
�________________________________________________________________________________<br />
�: Dichte [kg/m ]<br />
3<br />
3.2. Viskosität einer Flüssigkeit<br />
3.2.1. Newtonsche Flüssigkeit<br />
Unter der Viskosität einer Flüssigkeit versteht man die Eigenschaft, die die Grösse des Widerstandes<br />
bestimmt, den die Flüssigkeit einer Scherkraft entgegenwirkt. Die Viskosität rührt hauptsächlich von der<br />
Wechselwirkung zwischen den Flüssigkeitsmolekülen her. Sie entspricht einer inneren Reibung. Das<br />
folgende Model zeigt die Wirkungsweise der Viskosität.<br />
Zwischen zwei grossen parallelen Platten befindet sich eine dünne<br />
Flüssigkeitsschicht von der Dicke d. Wird die eine Platte mit<br />
der Fläche A konstant mit der Geschwindigkeit parallel zur<br />
andern bewegt, so bedarf es einer Kraft .<br />
Die Flüssigkeit, die mit der bewegten Platte in Kontakt steht,<br />
wird an ihr anhaften und sich mit der Geschwindigkeit v bewegen, während die Flüssigkeit, die in<br />
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Kontakt mit der festen Platte ist, ruht. Sind Abstand d und Geschwindigkeit v nicht zu gross, so bleibt der<br />
Geschwindigkeitsunterschied zwischen den einzelnen Schichten gleich. Flüssigkeiten mit einem solchen<br />
Geschwindigkeitsverhalten zwischen den Schichten werden als newtonsche Flüssigkeiten bezeichnet.<br />
Experimente zeigen, dass die Kraft proportional, zur Fläche A der Platte, zur Geschwindigkeit und<br />
umgekehrt proportional zum Abstand d, ist. Daraus folgt die dynamische Viskosität �:<br />
�_______________________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________________________<br />
2<br />
�: Dynamische Viskosität [Ns/m = Pa s]<br />
F: Kraft [N]<br />
dv/dy: Gradient der Geschwindigkeit [1/s]<br />
Ein weiterer Zähigkeitskoeffizient, die kinematische Viskosität �, wird definiert als:<br />
2<br />
�: Kinematische Viskosität [m /s]<br />
�: Dichte [kg/m ]<br />
3<br />
Die Viskosität wird oft im CGS-System mit den Grössen Poise und Stokes angegeben, wobei die Um-<br />
2 2 4<br />
rechnungen in das SI-System wie folgt gegeben sind: 1 Ns/m = 10 Poise und 1 m /s = 10 Stoke. Die<br />
Viskosität von Flüssigkeiten fallen mit steigender Temperatur, durch Druckänderung werden sie nicht<br />
merklich beeinflusst.<br />
3.2.2. Verhalten von Schmierölen<br />
Manche Schmieröle mit Zusätzen folgen nur annähernd dem Verhalten der newtonschen Flüssigkeiten.<br />
Die Abweichung folgt mit guter Näherung der empirischen von Ubbelohde-Walther eingeführten<br />
Viskosität-Temperatur Gleichung.<br />
3.3. Grenzflächeneffekt<br />
3.3.1. Teilchenkräfte<br />
Kräfte in einem Körper, die zwischen zwei gleichartigen Molekülen<br />
auftreten werden als Kohäsionskräfte (Zusammenhangskräfte) bezeichnet.<br />
Diese Kohäsionskräfte treten in festen Körpern und Flüssigkeiten<br />
auf. In den Gasen ist die Wirkung erst kurz oberhalb des<br />
Siedepunktes feststellbar. Wegen der leichten Beweglichkeit der Moleküle<br />
in Flüssigkeiten sind die Wirkung der Kohäsionskräfte leicht<br />
sichtbar. Im Innern einer Flüssigkeit erfährt das Molekül allseitig<br />
Anziehungskräfte durch die Nachbarmoleküle, die sich gegenseitig<br />
aufheben. Ist aber der Abstand von der Oberfläche kleiner als der<br />
-8<br />
Radius der Wirkungssphäre (� 10 m) der Molekülkräfte, so ist die Resultierende Kraft von Null verschieden<br />
und um so grösser, je kleiner der Abstand zur Oberfläche ist. Kräfte zwischen den Molekülen<br />
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zweier verschiedener Stoffe werden als Adhäsionskräfte (Anhangskräfte) bezeichnet. Sie sind gut sichtbar<br />
zwischen festen und flüssigen Körper.<br />
3.3.2. Oberflächenspannung<br />
Die Kohäsionskräfte in den Flüssigkeiten entwickeln an den Oberflächen einen bemerkenswerten Effekt:<br />
die Oberflächenspannung. Um ein Molekül aus dem Flüssigkeitsinneren an die Oberfläche zu verschieben,<br />
muss eine Arbeit aufgewendet werden. Ein Molekül in der Oberfläche hat gegenüber einem<br />
Molekül im Inneren eine um den Betrag dieser Arbeit erhöhte potentielle Energie. Zur Vergrösserung der<br />
Flüssigkeitsoberfläche müssen Moleküle aus dem Inneren an die Oberfläche gebracht werden. Die<br />
dadurch bedingte Energiezufuhr pro Flächeneinheit entspricht der Oberflächenspannung �.<br />
Wirken keine äusseren Kräfte, so befindet sich das System im Zustand minimaler potentieller Energie.<br />
Das heisst, die Oberfläche ist minimal.<br />
Betrachten wir die Flüssigkeitslamelle, deren Fläche mit Hilfe eines<br />
beweglichen Bügels verändert wird. Mit der Verschiebung dx wird<br />
Arbeit geleistet, die als potentielle Energie erhalten bleibt. Bei dieser<br />
Verschiebung wird die Oberfläche vergrössert. Daraus folgt für �:<br />
�______________________________________________________<br />
F: Kraft [N]<br />
e: Bügellänge [m]<br />
�: Oberflächenspannung [N/m]<br />
Die Oberflächenspannung wird mit zunehmender Temperatur kleiner.<br />
3.3.3. Flüssigkeitsmembran<br />
Betrachten wir ein Flächenelement dA der Flüssigkeitsmembrane im Gleichgewicht. Die resultierende<br />
Kraftdifferenz aus dem Druckunterschied auf die Fläche dA wird durch die Wirkung der Oberflächenspannung<br />
auf die Ränder des Flächenelementes kompensiert.<br />
�______________________________________<br />
________________________________________<br />
________________________________________<br />
________________________________________<br />
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__________________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________________<br />
�p: Innerer Überdruck [N/m ] 2<br />
�: Oberflächenspannung [N/m]<br />
R , R : Radien der gekrümmten Oberfläche [m]<br />
1 2<br />
3.3.4. Flüssigkeit in Berührung mit einem festen Körper<br />
3.3.4.1. Benetzungsformen<br />
Bei der Berührung eines Flüssigkeitstropfens mit einer<br />
festen Unterlage entsteht der charakteristische Winkel �<br />
zwischen den Oberflächen der Flüssigkeit und der Unterlage.<br />
Je nach der Grösse des Berührungswinkels � werden<br />
zwei Fälle unterschieden:<br />
a) 0 � � � �/2: Benetzende Flüssigkeit<br />
Die Adhäsionskräfte sind grösser als die Kohäsionskräfte. Die Flüssigkeit breitet sich auf der<br />
Oberfläche des festen Körpers aus.<br />
b) �/2 � � � �: Nicht benetzende Flüssigkeit<br />
Die Adhäsionskräfte sind kleiner als die Kohäsionskräfte. Die Flüssigkeit zieht sich tropfenförmig<br />
zusammen.<br />
3.3.4.2. Kapillarität<br />
Je nach der Benetzungserscheinung entstehen zwei Kapillarwirkungen:<br />
a) Benetzende Flüssigkeit zeigt eine Kapillarsteighöhe<br />
(h > 0).<br />
b) Nicht benetzende Flüssigkeit zeigt eine Kapillardepression<br />
(h < 0).<br />
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Die Kapillarsteighöhe oder die Kapillardepression h sind hauptsächlich vom Berührungswinkel � abhängig.<br />
Für das Gleichgewicht der Flüssigkeitssäule gilt:<br />
�___________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
h: Höhenunterschied [m]<br />
�: Oberflächenspannung [N/m]<br />
�: Winkel zwischen Oberfläche und Flüssigkeit [-]<br />
�: Dichte der Flüssigkeit [kg/m ] 3<br />
R: Rohrradius [m]<br />
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4. Bewegte Flüssigkeitsoberflächen<br />
Eine Flüssigkeit kann bei konstanter Beschleunigung Translations- oder Rotationsbewegungen<br />
durchführen, ohne dass sich die Flüssigkeitsteilchen relativ<br />
zueinander bewegen. Unter diesen Bedingungen befindet sich die Flüssigkeit in<br />
einem relativen Gleichgewicht und ist frei von Scherkräften. Es existiert im<br />
allgemeinen keine Relativbewegung zwischen der Flüssigkeit und dem sie<br />
enthaltenden Behälter. Die Moleküle der Oberfläche verschieben sich bis die<br />
tangentialen Kraftkomponenten null werden.<br />
4.1. Flüssigkeit in Ruhe oder konstanter Translationsbewegung<br />
Freie Oberflächen von Flüssigkeiten in Ruhe oder konstanter Translation<br />
sind praktisch waagrecht.<br />
�: Steigungswinkel der freien Flüssigkeitsoberfläche [-]<br />
4.2. Flüssigkeit in konstant beschleunigter Translationsbewegung<br />
Jedes Massenteilchen dm wirkt mit der Gewichtskraft und der Trägheitskraft<br />
auf die freie Flüssigkeitsoberfläche. Die resultierende Kraft wirkt<br />
senkrecht auf die Flüssigkeitsoberfläche.<br />
�__________________________________________________<br />
____________________________________________________<br />
a: Beschleunigung [m/s ]<br />
2<br />
g: Erdbeschleunigung [m/s ]<br />
2<br />
4.3. Flüssigkeit in konstanter Rotationsbewegung<br />
Jedes Massenteilchen der Flüssigkeitsoberfläche dm wirkt mit dem<br />
Eigengewicht und der Trägheitskraft auf die freie Oberfläche. Die<br />
resultierende Kraft wirkt senkrecht auf die Flüssigkeitsoberfläche.<br />
Der Steigungswinkel �(r) verändert sich mit dem Abstand r zur<br />
drehenden Achse.<br />
�_____________________________________________<br />
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__________________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________________<br />
�: Winkelgeschwindigkeit [1/s]<br />
r: Achsabstand [m]<br />
y : Lage des Parabelscheitelpunktes [m]<br />
0<br />
Die Flüssigkeitsoberfläche bildet ein Rotationsparaboloid. Die Paraboloidform ist unabhängig von der<br />
Dichte der Flüssigkeit.<br />
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5. Strömungslehre<br />
5.1. Grundbegriffe einer Strömung<br />
In diesem Kapitel betrachten wir nur Strömungen mit inkompressiblen Flüssigkeiten. Zwischen den<br />
verschiedenen Flüssigkeitsschichten entstehen Reibungskräfte, die von der Viskosität abhängig sind.<br />
Diese Viskosität bestimmt auch weitgehend die Strömungsart. In einer Strömung werden die folgenden<br />
Elemente unterschieden.<br />
Bahnlinie Eine Bahnlinie ist die Gesamtmenge der Punkte, die<br />
von einem Teilchen durchquert werden während der<br />
Zeit t. (Photo mit langer Belichtungszeit)<br />
Stromlinie Eine Strömung kann durch Stromlinien angedeutet<br />
oder sichtbar gemacht werden. Eine Stromlinie zu<br />
einem gegebenen Zeitpunkt ist durch die Tangentenkurve<br />
zum Geschwindigkeitsvektor gegeben. (Photo<br />
mit kurzer Belichtungszeit)<br />
Stromröhre Unter Stromröhre versteht man elementare Teile einer<br />
strömenden Flüssigkeit, die durch eine Gruppe von<br />
Stromlinien, die die Strömung begrenzen, eingeschlossen<br />
werden.<br />
Stationäre Strömung<br />
Eine Stationäre Strömung liegt vor, wenn an jedem Punkt die Geschwindigkeiten<br />
aufeinanderfolgender Flüssigkeitsteilchen zu allen Zeiten dieselbe ist. Für einen gegebenen<br />
Punkt bleibt der Druck und die Dichte konstant.<br />
Instationäre Strömung<br />
Eine Strömung ist instationär, wenn sich die Strömungsbedingungen an einem Punkt<br />
mit der Zeit ändern. Bei Kolbenmaschinen oder Absperrvorrichtungen treten instationäre<br />
Strömungen auf.<br />
5.2. Geschwindigkeitsverteilung in einem kreisförmigen Strömungsquerschnitt<br />
Flüssigkeit ohne Viskosität<br />
Reibungsfreie, ideale Flüssigkeiten haben eine gleichmässige Geschwindigkeitsverteilung<br />
über den Strömungsquerschnitt.<br />
Viskose Flüssigkeit<br />
Viskose Flüssigkeiten haften an den Gefäss- oder<br />
Rohrwänden. Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit<br />
v in einem Rohr kann wie folgt berechnet werden:<br />
m<br />
�_________________________________________<br />
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__________________________________________________________________________________<br />
A: Strömungsquerschnitt [m ] 2<br />
v(r): Geschwindigkeit bei r [m/s]<br />
v : Mittlere Strömungsgeschwindigkeit [m/s]<br />
m<br />
In diesem Kurs entspricht die Geschwindigkeit v der mittleren Strömungsgeschwindigkeit.<br />
5.3. Durchflussgleichungen<br />
5.3.1. Massen- und Volumenstrom<br />
Durchströmt ein Fluid eine Stromröhre mit der Geschwindigkeit v, so stellt sich der<br />
folgende Massendurchfluss pro Zeit oder Massenstrom ein:<br />
�________________________________________________________________<br />
Für ein Fluid mit konstanter Dichte wird der Volumenstrom:__________________<br />
: Massenstrom [kg/s]<br />
3<br />
: Volumenstrom [m /s]<br />
�: Dichte [kg/m ]<br />
3<br />
5.3.2. Kontinuitätsgleichung<br />
Die Kontinuitätsgleichung ergibt sich aus dem Massenerhaltungsgesetz.<br />
Enthält die betrachtete Stromröhre zwischen<br />
den Positionen 1 und 2 keine Quelle oder Senke, so bleibt<br />
für eine stationäre Strömung die Masse, die pro Zeiteinheit<br />
vorbei fliesst, für alle Strömungsabschnitten unverändert.<br />
�___________________________________________<br />
Für inkompressiblen Flüssigkeiten (� = konstant) gilt:<br />
v i:<br />
Mittlere Geschwindigkeit der Strömung [m/s]<br />
A : Strömungsquerschnitt [m ]<br />
2<br />
i<br />
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5.4. Energiegleichung (Bernoulli)<br />
Die Gleichung von Bernoulli beschreibt die Energieerhaltung einer stationären Strömung in einer Stromröhre.<br />
Der Energiesatz aus der Mechanik erhält eine neue Form. Die Deformationsenergie entfällt für -<br />
Flüssigkeiten. Neu erfährt die Energie der Verschiebearbeit (Energie der Druckunterschiede) eine<br />
Aenderung. Die mechanische Energie für eine Masse m mit dem Volumen V hat die folgenden Terme:<br />
Potentielle Energie: E P = mgh<br />
Kinetische Energie: E K = ½mv2 Verschiebearbeit: Entspricht der erforderlichen Arbeit, um in einem Raum<br />
vom Druck p für die Masse m das Volumen V zu schaffen.<br />
�______________________________________________________________<br />
E V:<br />
Energie der Verschiebearbeit [J]<br />
p: Druck [N/m ] 2<br />
V: Volumen [m ] 3<br />
Jedes Massenelement �m konserviert seine Energie auf dem Weg von 1 zu<br />
2:<br />
�_________________________________________________________<br />
___________________________________________________________<br />
___________________________________________________________<br />
___________________________________________________________ Form 1<br />
___________________________________________________________ Form 2<br />
___________________________________________________________ Form 3<br />
In der Folge benutzen wir die Energiegleichung in der Form 2<br />
z 1, z 1:<br />
Höhe [m]<br />
v 1, v 2:<br />
Geschwindigkeit [m/s]<br />
g: Erdbeschleuningung [m/s ]<br />
2<br />
�: Dichte der Flüssigkeit [kg/m ]<br />
3<br />
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5.5. Anwendungen der Bernoulligleichung<br />
5.5.1. Düse<br />
In einer Düse wird Energie der Verschiebearbeit in kinetische<br />
Energie umgewandelt.<br />
�_________________________________________________<br />
___________________________________________________<br />
___________________________________________________<br />
___________________________________________________<br />
5.5.2. Diffusor<br />
v 1, v 2:<br />
Geschwindigkeit [m/s]<br />
p 1, p 2:<br />
Druck [N/m ]<br />
2<br />
�: Dichte [kg/m ]<br />
3<br />
A , A : Fläche [m ]<br />
2<br />
1 2<br />
In einem Diffusor wird kinetische Energie in Energie der Verschiebearbeit<br />
umgewandelt.<br />
�__________________________________________________<br />
____________________________________________________<br />
____________________________________________________<br />
____________________________________________________<br />
v 1, v 2:<br />
Geschwindigkeit [m/s]<br />
p 1, p 2:<br />
Druck [N/m ] 2<br />
�: Dichte [kg/m ] 3<br />
A , A : Fläche [m ] 2<br />
1 2<br />
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5.6. Viskose Strömungen<br />
5.6.1. Strömungsarten<br />
Alle Flüssigkeiten haben eine Viskosität. In einer Strömung entstehen zwischen den Flüssigkeits-schichten<br />
Reibungskräfte, die von der Viskosität abhängig sind. Die Viskosität bestimmt so zum grössten Teil<br />
die Strömungsart, da die Reibungskräfte massgebend an der Bestimmung der Strömungsform beteiligt<br />
sind. Eine Strömung kann durch Stromlinien angedeutet oder sichtbar gemacht werden. In Wirklichkeit<br />
wird die Stromlinie durch die Bahn eines Flüssigkeitsteilchens dargestellt. Man unterscheidet für eine<br />
reelle Flüssigkeit zwei Strömungsformen, die laminare und die turbulente Strömung.<br />
Die laminare Strömung ist eine geordnete Strömungsform in Schichten,<br />
wo jedes Flüssigkeitsteilchen an seine Schicht gebunden ist. Zwischen<br />
den Schichten mit den verschiedenen Geschwindigkeiten wirkt eine<br />
tangentiale Scherkraft F R.<br />
Die auftretende Schubspannung � entspricht<br />
der flächenspezifischen Scherkraft und ist gegeben durch:<br />
F R:<br />
Reibkraft [N]<br />
A: Fläche [m ]<br />
2<br />
dv/dy: Gradient der Geschwindigkeit [1/s]<br />
�: Schubspannung [N/m ]<br />
2<br />
Die turbulente Strömung ist eine ungeordnete Strömungsform, wo ein<br />
Flüssigkeitsteilchen eine ungeordnete Bahn durch Gebiete hoher und<br />
kleiner Geschwindigkeit beschreibt. Die Bahn wird durch das Aufeinanderstossen<br />
der Flüssigkeitsteilchen verschiedener Geschwindigkeiten<br />
bestimmt. Trotzdem, weil eine grosse Zahl von<br />
Flüssigkeitsteilchen an einer turbulenten Strömung beteiligt sind,<br />
wird das Gesamtströmungsbild bei gleichen Voraussetzungen immer gleich bleiben. Für die Behandlung<br />
der turbulenten Strömungsform versucht man das Modell der laminaren Strömungsform mit scheinbaren<br />
Schichten und Stromlinien beizubehalten. Als Widerstand wird an Stelle der Stossverluste zwischen den<br />
Flüssigkeitsteilchen eine Scheinreibung zwischen nicht existierenden Schichten eingeführt. Für die<br />
scheinbare Schubspannung kann der folgenden Ansatz gesetzt werden:<br />
C: Konstante [-]<br />
�: Dichte [kg/m ]<br />
3<br />
v : Mittlere Durchflussgeschwindigkeit [m/s]<br />
m<br />
5.6.2. Reynolds Zahl<br />
Auf der Basis der Ähnlichkeitsgesetze kann der Übergang der laminaren in die turbulente Strömung<br />
bestimmt werden. Die Ähnlichkeitstheorie mit ihrer Dimensionsanalyse erlaubt die Lösung von technischen<br />
Problemen auf der Basis von verkleinerten Modellen. In Gleichungen mit charakteristischen<br />
Grössen, wie z.B. die Länge, die Kraft oder die Zeit muss der Zahlenwert und die Einheit im Modell und<br />
der Grossausführung gleich sein. Solche charakteristische Grössen sind: Strömungsgeschwindigkeit,<br />
Rohrdurchmesser, Profiltiefe, Kugeldurchmesser, etc. Folgende Verhältnisse führen zu einer Strömungskennzahl:<br />
Trägheitskraft-Druckkraft (Euler), Trägheitskraft-Schwerkraft (Froude), Trägheitskraft-Elastische<br />
Kraft (Cauchy), Zeitverhältnisse, Längenverhältnisse, etc. Die Reynolds-Zahl wird über das Verhältnis<br />
der Trägheitskraft-Zähigkeitskraft ermittelt.<br />
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_________________________________________________________________________________<br />
Re: Reynolds-Zahl [-]<br />
v: Geschwindigkeit [m/s]<br />
L: Charakteristische Länge [m]<br />
2<br />
�: Kinematische Viskosität [m /s]<br />
Im Strömungslabor werden die Versuchsmessungen am geometrisch<br />
ähnlichen Modell im Windkanal ausgeführt. Die Reynolds-<br />
Zahl für das Modell schreibt sich wie folgt:<br />
Re M:<br />
Reynolds-Zahl des Modells [-]<br />
v M:<br />
Geschwind. im Versuchskanal [m/s]<br />
L M:<br />
Charakteristische Länge des Versuchsmodells [m]<br />
2<br />
� : Kinematische Viskosität im Versuchskanal [m /s]<br />
M<br />
Die kritische Reynolds-Zahl ist durch die kritische Geschwindigkeit v K gegeben, bei der die Strömung<br />
vom laminaren in den turbulenten Bereich übergeht.<br />
v K:<br />
Kritische Geschwindigkeit [m/s]<br />
5.6.3. Widerstand umströmter Körper<br />
Der Strömungswiderstand ist abhängig von der Art der Flüssigkeit, der Art der Strömung, der Relativgeschwindigkeit,<br />
der Oberflächenbeschaffenheit und der Form des Körpers.<br />
5.6.3.1. Widerstand in laminarer Strömung<br />
Stoke hat für eine Kugel in laminarer Strömung die Widerstandskraft<br />
berechnet. Die Bestimmung der Viskosität einer Flüssigkeit<br />
mit einer frei fallenden Kugel basiert auf diesem Gesetz.<br />
F W:<br />
Strömungswiderstand [N]<br />
2<br />
�: Dynamische Viskosität [Ns/m ]<br />
R: Kugelradius [m]<br />
5.6.3.2. Widerstand in turbulenter Strömung<br />
Die Widerstandskraft ist durch die Wirbelbildung beim<br />
Umströmen des Körpers gegeben. Die viskosen Reibungskräfte<br />
auf der Oberfläche des Körpers sind vernachlässigbar<br />
gegenüber der Wirbelbildung.<br />
c W:<br />
Widerstandsbeiwert [-]<br />
A: Querschnitt zur Strömung [m ] 2<br />
�: Dichte der Flüssigkeit [kg/m ] 3<br />
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Der Widerstandsbeiwert c W ist eine einheitslose Zahl und ist von der geometrischen Form der Körperoberfläche<br />
und von der Reynolds-Zahl Re abhängig. Für eine geometrische Form und für einen relativ<br />
grossen Bereich von Re kann c als konstant betrachtet werden.<br />
5.7. Rohrhydraulik<br />
5.7.1. Reynold-Zahl für Rohrhydraulik<br />
W<br />
In der Rohrhydraulik entspricht der Rohrdurchmesser d der charakteristischen<br />
Länge L der Reynolds-Zahl Re.<br />
Re: Reynoldsche Zahl [-]<br />
d: Rohrdurchmesser [m]<br />
v: Strömungsgeschwindigkeit [m/s]<br />
2<br />
�: Kinematische Viskosität [m /s]<br />
Der Übergang von einer laminaren zu einer turbulenten Strömung vollzieht sich nicht schlagartig.<br />
Normalerweise wird die Strömung ab ca Re = 2320 turbulent. Für die praktische Rechnung gilt:<br />
Re KRIT = 2300<br />
5.7.2. Geschwindigkeitsverteilung<br />
5.7.2.1. Laminare Strömung<br />
Die Flüssigkeit haftet an der Wand des Rohres, so dass<br />
die Geschwindigkeit dort null ist. Die Rauhigkeit der<br />
Rohrwand spielt für den Druckabfall bei der Laminarströmung<br />
keine Rolle, da die Unebenheiten durch das<br />
Medium ausgefüllt wird und somit die erste strömende<br />
Schicht eine glatte Fläche als Grundlage erhält. Die<br />
mit konstanter Geschwindigkeit bewegte Flüssigkeitssäule<br />
ist im Gleichgewicht mit den Kräften des<br />
Druckunterschiedes und der Reibung an der Oberfläche.<br />
Geschwindigkeitsverteilung:<br />
__________________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________________<br />
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__________________________________________________________________________________<br />
5.7.2.2. Turbulente Strömung<br />
v(r): Geschwindigkeitsverteilung [m/s]<br />
�: Dynamische Viskosität [Ns/m ] 2<br />
�p: Druckunterschied [N/m ] 2<br />
L: Rohrlänge [m]<br />
r a:<br />
Rohrradius [m]<br />
r: Radius im Rohrinnern [m]<br />
Die Geschwindigkeitsverteilung über dem Querschnitt einer turbulenten<br />
Rohrströmung kann nur durch Messungen ermittelt werden. Sie zeigt<br />
eine beinahe über den ganzen Querschnitt gleichbleibende Geschwindigkeit,<br />
die innerhalb einer dünnen Grenzschicht an der Rohrwand sehr<br />
rasch auf den Wert null absinkt. Als gute Näherung für die Geschwindigkeitsverteilung<br />
gilt das Potenzgesetz von Blasius:<br />
v(r): Geschwindigkeit an der Stelle r [m/s]<br />
r: Radius [m]<br />
r a:<br />
Rohrradius [m]<br />
v MAX:<br />
Maximale Geschwindigkeit [m/s]<br />
n: Exponent [-]<br />
Der Exponent n hat die Werte im Bereich zwischen 0,1 und 0,2 und ist abhängig von der Reynolds Zahl<br />
und der Wandrauhigkeit. Die mittlere Geschwindigkeit v � 0,8 v .<br />
5.8. Verluste in der Rohrströmung<br />
5.8.1. Gleichung von Bernoulli mit Verlusten<br />
m MAX<br />
Der Energieverlust zeigt sich in der Form eines Druckverlustes über<br />
2<br />
dem Strömungselement. Diese Verluste sind proportional zu v .<br />
�p: Druckverlust [N/m ]<br />
2<br />
�: Dichte [kg/m ]<br />
3<br />
v: Geschwindigkeit [m/s]<br />
g: Erdbeschleunigung [m/s ]<br />
2<br />
Der gesamte Verlust eingeführt in der Energiegleichung ergibt:<br />
z: Höhe [m]<br />
p: Druck [N/m ] 2<br />
N: Anzahl Verluste [-]<br />
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5.8.2. Rohrverluste der laminaren Strömung<br />
Re: Reynolds Zahl [-]<br />
L: Rohrlänge [m]<br />
d: Rohrdurchmesser [m]<br />
5.8.3. Rohrverluste der turbulenten Strömung<br />
� R:<br />
Rohrreibungskoeffizient [-]<br />
� R der turbulenten Strömung ist von der Reynolds Zahl und der Rauhigkeit k der Rohrwand abhängig. Es<br />
ist sogar möglich, dass bei grosser Rauhigkeit k, � R nur noch von dieser abhängig ist. Dabei ist die<br />
relative Rauhigkeit k' massgebend, da für Vergleiche geometrisch ähnlicher Gebilde die Verhältniszahlen<br />
charakteristisch sind.<br />
k�: Relative Rauhigkeit [-]<br />
k: Rauhigkeit [m]<br />
d: Rohrdurchmesser [m]<br />
Im laminaren Bereich hat die Rauhigkeit keinen Einfluss auf die Strömung und auf den Reibkoeffizienten<br />
� . Im turbulenten Bereich ist dieser Einfluss gross und wird mit der relativen Rauhigkeit berücksichtigt.<br />
R<br />
Der Reibkoeffizient ist für alle Bereiche im Diagramm von Moody � R(Re,<br />
k') auf Seite 34 dargestellt.<br />
5.8.4. Rohrverluste in einem Strömungselement<br />
Die Strömungsverluste in den Elementen wie Ventile, Schieber, Rohrbögen<br />
etc. sind proportional zum Proportionalitätsfaktor �. Die Viskosität und die<br />
Rauhigkeit spielen hier nur eine untergeordnete Rolle. Dabei ergibt sich der<br />
Strömungsverlust für die turbulente und laminare Strömung wie folgt:<br />
2 2<br />
�p/�: Verlust [m /s ]<br />
�: Proportionalitätsfaktor [-]<br />
v: Geschwindigkeit [m/s]<br />
5.8.5. Gesamte Strömungsverluste im Rohrsystem<br />
Der gesamte Strömungsverlust in einem Rohrsystem ist die Summe der Teilverluste.<br />
�: Dichte [kg/m ] 3<br />
2 2<br />
p/�: i Teilverluste [m /s ]<br />
2 2<br />
P /�: Totalverluste [m /s ]<br />
TOT<br />
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5.9. Energieaufnahme und -abgabe in einem Strömungssystem<br />
Wird in einer Strömung Energie zugeführt (z.B. Pumpe) oder Energie<br />
abgeführt (z.B. Turbine), so gilt für die Energiegleichung:<br />
z i:<br />
Höhe [m]<br />
v i:<br />
Geschwindigkeit [m/s]<br />
p i:<br />
Druck [N/m ] 2<br />
�p: Druckverluste durch die Viskosität [N/m ] 2<br />
�p P:<br />
Druckgewinn durch eine Pumpe [N/m ] 2<br />
�p : Druckverlust durch eine Turbine [N/m ] 2<br />
T<br />
Die gewonnene Leistung von der Pumpe oder die verlorenen Leistung an die Turbine ist gegeben mit:<br />
__________________________________________________________________________________<br />
__________________________________________________________________________________<br />
P P:<br />
Gewonnen Leistung durch die Pumpe [W]<br />
P T:<br />
Verlorene Leistung an die Turbine [W]<br />
3<br />
: Volumenstrom [m /s]<br />
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6. Strömungskräfte<br />
Bei der Umlenkung einer Strömung wirken Kräfte auf die Ablenkelemente<br />
(Rohrbogen, Turbinenschaufel, etc.). Diese Kräfte<br />
entstehen aus der gesamten Impulsänderung (Makrobetrachtung)<br />
der Massenteilchen, die abgelenkt werden. Die resultierende<br />
Kraft auf die Strömung (Beschleunigungskraft) wird als<br />
Umlenkkraft bezeichnet. Die Schubkraft (Trägheitskraft)<br />
ist die Reaktionskraft auf das Ablenkelement.<br />
�__________________________________<br />
6.1. Impulssatz<br />
Verfolgen wir die Flüssigkeits- oder Gasmasse �m in<br />
einem festen Ströhmungs- oder Kontrollraum bei konstanter<br />
Durchströmung. Jedes Massenteilchen erfährt<br />
durch die äusseren Kräfte auf dem Weg von 1 nach 2<br />
eine Impulsänderung.<br />
Impulssatz:_________________________________<br />
Impulsstrom:______________________________<br />
__________________________________________<br />
Impulsströme und Kräfte auf alle Massenteilchen �m<br />
im Strömungsraum ergeben sich aus der Integration über<br />
den gesamten betrachteten Raum. Wegen Aktion und<br />
Reaktion heben sich die Kräfte gegenseitig auf und<br />
übrig bleiben die Kräfte an der Grenzfläche. Die eintretenden<br />
Impulsströme (Aktion) kompensieren die<br />
austretenden (Reaktion) bis auf die Impulsströme über der Berandung.<br />
Für die Grenzfläche des Kontrollraumes gilt:<br />
�______________________________________________<br />
F i:<br />
Äussere Kraft auf den Kontrollraum [N]<br />
: Massenstrom [kg/s]<br />
: Strömungsgeschwindigkeit [m/s]<br />
Austretende Strömung v > 0, Eintretende Strömung v < 0<br />
Bei Fluiden treten die Wand-, Druck- und Reibkräfte als äussere Kräfte auf. Die Komponenten<br />
werden als Impulsströme bezeichnet.<br />
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Vorzeichen des Impulsstromes. Haben Flächenvektor des Kontrollraumes<br />
und Geschwindigkeit der Fluids die gleiche (entgegengesetzte)<br />
Richtung, so wird der Impulsstrom positiv (negativ).<br />
�___________________________________________<br />
6.2. Schubkraft im Strömungselement<br />
Für die Dimensionierung der Befestigung eines Strömungselementes<br />
muss die Schubkraft bekannt sein. Durch den Impulssatz ohne Reibkraft<br />
gilt:<br />
�_______________________<br />
_____________________________________________________<br />
_____________________________________________________<br />
F S:<br />
Schubkraft [N]<br />
F pi:<br />
Druckkräfte [N]<br />
: Massenstrom [kg/s]<br />
v : Strömungsgeschwindigkeit [m/s]<br />
Die Komponenten � 1 und � 2 werden als Impulskräfte bezeichnet.<br />
6.3. Kräfte am Tragflügel<br />
Bewegt sich ein Körper in einer Strömung, so kann die Summe der<br />
Schubkräfte, die auf ihn einwirken, in die Komponenten und<br />
zerlegt werden. ist die Widerstandskraft, die parallel zur<br />
Geschwindigkeit liegt. liegt senkrecht zum Geschwindigkeitsvektor<br />
und wird als Auftrieb bezeichnet. Die beiden Kräfte<br />
und sind vom Körperprofil und vom Winkel � abhängig.<br />
i<br />
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7. Anhang<br />
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7.1. Widerstandsziffern umströmter Körper<br />
Körperform Widerstandsbeiwert cw<br />
Kreisplatte 117<br />
Rechteckplatte h/b = 1 � 1.1<br />
h/b = 2 � 1.15<br />
h/b = 4 � 1.19<br />
h/b = 10 � 1.29<br />
h/b = 18 � 1.40<br />
h/b = � � 2.01<br />
Halbkugel<br />
von aussen angeströmt<br />
Halbkugel<br />
von innen angeströmt<br />
Zylinder<br />
von der Stirnseite angeströmt<br />
Kegel<br />
von der Spitze her angeströmt<br />
Kegel<br />
von der Grundfläche her angeströmt<br />
Prisma quadratisch<br />
senkrecht angeströmt<br />
Prisma quadratisch<br />
diagonal angeströmt<br />
Würfel<br />
senkrecht angeströmt<br />
Würfel<br />
diagonal angeströmt<br />
ohne Boden 0.34<br />
mit Boden 0.40<br />
ohne Boden 1.33<br />
ohne Boden 1.17<br />
L/d = 1 � 0.91<br />
L/d = 2 � 0.85<br />
L/d = 4 � 0.87<br />
L/d = 7 � 0.99<br />
� = 30� � 0.34<br />
� = 60� � 0.51<br />
� 0.58<br />
für b �<br />
� 2.05<br />
für b �<br />
� 1.55<br />
� 1.05<br />
� 0.8<br />
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7.2. Moodydiagramm<br />
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