KIller-Vorwürfe TrauerspIel In 7 aKTen KuTschen für ... - Die Gazette
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und die „gottlose westliche welt” auf der anderen<br />
seite gegenseitig zu lähmen drohen, von<br />
schlimmerem nicht zu sprechen – wenn nicht<br />
differenziert wird, wenn nicht der gegenseitigen<br />
durchdringung, nicht der bewussten und<br />
aktiven wechselwirkung und daraus hervor -<br />
gehenden möglichen Verwandlungen beider<br />
seiten raum gegeben wird.<br />
Bei diesem stand der dinge ist der Blick nach<br />
russland entgegen dem ersten anschein sogar<br />
äußerst interessant: russland war schon immer<br />
– neben spanien – eine der größten pufferzonen<br />
zwischen Islam und christlich-abendländischer<br />
welt. rund zwanzig Millionen Menschen<br />
der russischen föderation – von etwa<br />
140 Millionen seiner Bevölkerung – sind auch<br />
heute Muslime. dazu kommen die unmittel -<br />
baren nachbarn russlands im süden: Türkei,<br />
aserbeidschan, Irak, Iran, pakistan, afghanistan,<br />
die zentralasiatischen staaten bis zu den<br />
muslimischen uiguren in china und schließlich<br />
noch die Millionen kaukasischen und zentralasiatischen<br />
gastarbeiter, die in der russischen<br />
föderation arbeit suchen. das ergibt<br />
eine zwar vielfältige, widersprüchliche, aber in<br />
hohem Maße durch den Islam geprägte russische<br />
Befindlichkeit, bis hin zu fundamentalistischen<br />
anschlägen in der Moskauer Metro.<br />
aus all dem wird deutlich: auch heute ist<br />
russland ein puffer zwischen Islam und christlich<br />
geprägter welt, der christlich-abendländischen<br />
ebenso wie der christlich-orthodoxen. <strong>In</strong><br />
russland selbst gilt das in besonderem Maß <strong>für</strong><br />
Kasan, die hauptstadt der republik<br />
Tatarstan an der mittleren wolga,<br />
wo der Islam seit hunderten von<br />
Jahren als produkt einer langen auseinandersetzung<br />
zwischen dem<br />
christlich-orthodoxen Zarentum<br />
und den muslimischen nachfolgern<br />
des großen Mongolensturms, den<br />
Tataren, ein nicht wegzudenkener<br />
Bestandteil der russischen Kultur<br />
und gesellschaft ist.<br />
<strong>In</strong> Kasan gibt es heute einen<br />
Islam, der sich als aufgeklärtes, als<br />
säkularisiertes Modell versteht, welches<br />
zeige, so seine Vertreter, wie der<br />
dic.academic.ru<br />
Themen<br />
Islam fruchtbar mit der heutigen globalisierten<br />
welt leben könne. forscht man nach dem<br />
wesen dieser Koexistenz, wie ich es in den Jahren<br />
der perestroika und dann wieder gezielt in<br />
den Jahren 2001 und 2002 in mehreren reisen<br />
nach Kasan tat, dann trifft man auf den in<br />
westeuropa bisher weithin unbekannten Be -<br />
griff des „dschadidismus” <strong>für</strong> die art des Islam<br />
in dieser gegend. der Begriff leitet sich aus dem<br />
tatarischen wort „jadid” her, was so viel heißt<br />
wie neu; den gegensatz dazu bildet „kad”, althergebracht.<br />
strömungen, die einem traditionellen<br />
Islam das wort reden, werden in Tatar -<br />
stan dementsprechend unter dem Begriff „Ka -<br />
dismus” zusammengefasst.<br />
Bei Kasans regierenden Tataren, allen voran<br />
dem ehemaligen präsidenten schamijew, aber<br />
ebenso seinem nachfolger rustam Minnichanow,<br />
genießt der dschadidismus den rang ei -<br />
ner staatsideologie – ohne eine sein zu sollen.<br />
dr. raphael chakimow, seinerzeit einer der<br />
engsten Berater schamijews, mit dem ich mehrere<br />
ausführliche Begegnungen haben konnte,<br />
spricht von einem aufgeklärten, einem reformierten,<br />
einem europäisch orientierten Islam.<br />
die persönliche Beziehung zu allah stehe vor<br />
den kollektiven ritualen: „Im 18. Jahrhundert”,<br />
so dr. chakimow, „gab es hier eine<br />
reformation des Islam.” er meint damit die<br />
reformen seitens Katharina II., die deswegen in<br />
der tatarischen Bevölkerung bis heute zärtlich<br />
„Baba”, großmütterchen, genannt werde.<br />
Kasan: Eine Kirche, gebaut <strong>für</strong> alle Religionen<br />
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