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KIller-Vorwürfe TrauerspIel In 7 aKTen KuTschen für ... - Die Gazette

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deten, in der sich interner widerspruch nicht<br />

artikulieren ließe. schließlich wird dem Islam<br />

im ganzen, zumeist unter Verweis auf die solidaritätsstruktur<br />

der globalen gemeinschaft der<br />

gläubigen (umma), vorgehalten, mit den<br />

grundlagen moderner Verfassungsstaaten im<br />

Konflikt zu stehen.<br />

<strong>In</strong> der Beschäftigung mit solchen argumenten<br />

müssen wir uns, wie bereits angedeutet, vor<br />

augen halten, dass diese nur im Kontext der<br />

deutschen einwanderungspolitik der letzten 50<br />

Jahre verständlich zu machen sind. so lässt sich<br />

jedenfalls kaum übersehen, dass es fast immer<br />

die „anderen” sind, die sich mit der Trennung<br />

von staat und religion nicht anfreunden können.<br />

gerade darum braucht es heute eine alternative<br />

Konzeption von säkularismus, welche<br />

sich der <strong>In</strong>strumentalisierung durch die Islamkritik<br />

zu entziehen vermag. wie aber könnte<br />

ein derartiger säkularismus abseits „säkularistischer”<br />

prinzipien gedacht werden? um uns<br />

diesem problem anzunähern, sollten wir zunächst<br />

festhalten, auf welchen annahmen die<br />

säkularistische Islamkritik beruht.<br />

die säkularistische Islamkritik basiert<br />

wesentlich auf zwei prämissen, die sich bei<br />

näherer Betrachtung als fragwürdig herausstellen.<br />

(1) der diskurs über den Islam verfährt in<br />

dem sinn essenzialistisch, dass von einem historisch<br />

einheitlichen und stabilen wesen der<br />

religion ausgegangen wird. (2) die Trennung<br />

von staat und religion wird als ein linearer<br />

prozess dargestellt, mit der Konsequenz, dass<br />

die private ausübung der religion scharf von<br />

der öffentlichen ausübung abgegrenzt wird.<br />

Beide annahmen sind sachlich falsch und erschweren<br />

eine vernünftige auseinandersetzung<br />

darüber, was säkularismus in unserer Zeit bedeuten<br />

kann. Mehr noch, die säkularistische Islamkritik<br />

trägt, ob gezielt oder unbewusst, zur<br />

Verschärfung sozialer Konflikte bei, die sich<br />

durch flexible lösungen vermeiden ließen. angesichts<br />

dieser schwierigkeiten scheint ein<br />

wenig Begriffsarbeit dringend geboten zu sein.<br />

das Ziel einer solchen analyse sollte darin liegen,<br />

die debatte aus ihren polemischen Ver-<br />

Themen<br />

strickungen zu befreien. Im folgenden wollen<br />

wir also eine Kritik der säkularistischen Islamkritik<br />

in angriff nehmen. dahinter steckt nicht<br />

das Motiv der oft beschworenen „Tabuisierung”<br />

der Islamkritik, sondern vielmehr die<br />

aufklärung von Klischees und ressentiments,<br />

die eine produktive diskussion über den säkularen<br />

staat einschränken.<br />

die essenzialistische sicht des Islam<br />

kann insofern korrigiert werden, als maßgebliche<br />

stimmen in der islamischen welt <strong>für</strong> und<br />

nicht gegen eine säkulare politische ordnung<br />

eintreten. der „Islam im ganzen” unterbindet<br />

solch eine konstruktive auseinandersetzung gerade<br />

deshalb nicht, weil es ohne Zweifel eine<br />

Vielzahl an positionen innerhalb der islamischen<br />

welt gibt, die sich vehement gegen die<br />

Verschmelzung von politischer und religiöser<br />

autorität aussprechen. die säkularistische Islamkritik<br />

begeht an diesem punkt also einen<br />

fehlschluss, den sie in Bezug auf andere religi -<br />

onen, insbesondere in Bezug auf das chris -<br />

tentum, nicht so rasch begehen würde.<br />

der wahrscheinlich einflussreichste <strong>In</strong>tellektuelle,<br />

der sich <strong>für</strong> die Vereinbarkeit von Islam<br />

und säkularismus stark macht, ist dr. abdullahi<br />

ahmed an-na’im. der heute in den usa<br />

lehrende, aus dem sudan stammende philosoph<br />

hatte sich bereits in den 1990er Jahren als<br />

<strong>für</strong>sprecher einer islamischen <strong>In</strong>terpretation<br />

der Menschenrechte hervorgetan, als er schließlich<br />

2008 eine Verteidigung des säkularismus<br />

vorlegte. die wesentliche überlegung hinter<br />

diesem plädoyer lautet, dass es schon das eigen -<br />

in teresse gläubiger Muslime gebietet, eine säkulare<br />

politische ordnung zu etablieren. wie lässt<br />

sich die Trennung von staat und religion angesichts<br />

des zentralen stellenwerts des islamischen<br />

rechts begründen?<br />

es ist gerade an-na’ims sicht des islamischen<br />

rechts, die eine solche Trennung zwingend erscheinen<br />

lässt. Islamisches recht, so an-na’im,<br />

entzieht sich aufgrund seiner Komplexität und<br />

offenheit der Kanonisierung durch zentrale<br />

auslegungsinstanzen. deshalb würde eine Verschmelzung<br />

von politischer und religiöser au-<br />

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