orientierUnGsrAhMen - Marie Meierhofer Institut für das Kind
orientierUnGsrAhMen - Marie Meierhofer Institut für das Kind
orientierUnGsrAhMen - Marie Meierhofer Institut für das Kind
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
teiL 2 – LeitPrinziPien<br />
LeitPrinziP 3<br />
zugehörigkeit und<br />
Parti zi pation: Jedes <strong>Kind</strong><br />
möchte sich willkommen<br />
fühlen und sich ab Geburt<br />
beteiligen.<br />
Die soziale Welt des <strong>Kind</strong>es wird früh durch einzelne<br />
persönliche Beziehungen und durch die Zugehörigkeit<br />
zu Kleingruppen belebt. Das kleine <strong>Kind</strong> hat dabei stets<br />
selber einen aktiven Part inne und leistet ab Geburt<br />
einen unübersehbaren Beitrag zur Gemeinschaft. <strong>Kind</strong>er<br />
können überdies deutlich früher, als bislang aufgrund<br />
ihrer kognitiven Möglichkeiten angenommen,<br />
<strong>das</strong> Befinden und die Absichten anderer Menschen<br />
erfassen und darauf reagieren. Bereits ein Säugling<br />
verhält sich in verschiedenen sozialen Konstellationen<br />
unterschiedlich. Mit der passenden Unterstützung seiner<br />
Bezugspersonen kann <strong>das</strong> Kleinkind <strong>das</strong> Zusammensein<br />
zu zweit und sogar zu dritt (z. B. mit Mutter<br />
und Vater) mitgestalten und geniessen. Säuglinge interessieren<br />
sich früh auch <strong>für</strong> andere <strong>Kind</strong>er. Ein wenige<br />
Monate altes Kleinkind verhält sich stimmlich und motorisch<br />
unterschiedlich, wenn es sich an ein einzelnes<br />
<strong>Kind</strong> oder an mehrere <strong>Kind</strong>er richtet. Jedes <strong>Kind</strong> trägt<br />
auch Wesentliches zum persönlichen Umgangsstil bei,<br />
wie er sich zwischen ihm und den ihm nahen Menschen<br />
miteinander entwickelt.<br />
In den ersten Jahren muss ein <strong>Kind</strong> enge Bindungen<br />
an andere Menschen eingehen und sich <strong>für</strong> eine gelingende<br />
Autonomieentwicklung wieder teilweise von<br />
ihnen lösen können. Dieser Prozess kann sein Zugehörigkeitsgefühl<br />
in Frage stellen. Es muss sich von seinen<br />
nahen Bezugspersonen entfernen können und wieder<br />
zu ihnen zurückkehren dürfen. Hilfreich ist es, wenn<br />
mehrere nahe Personen innerhalb und ausserhalb der<br />
Familie <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> auf diesem komplizierten Weg zu sich<br />
selbst und in die Gesellschaft begleiten können.<br />
Kontakte zwischen <strong>Kind</strong>ern sind tendenziell symmetrischer<br />
als zwischen <strong>Kind</strong>ern und Erwachsenen.<br />
Sie bieten gerade deshalb <strong>für</strong> die individuelle und <strong>für</strong><br />
40<br />
die soziale Entwicklung spezifische Herausforderungen<br />
und bereichernde Erfahrungen. <strong>Kind</strong>er, die sich<br />
vertraut sind und mögen, teilen viele gelungene und<br />
misslungene Interaktionen. Wenn sie sich ausreichend<br />
sicher und unterstützt fühlen, erproben sie unermüdlich<br />
soziales Verhalten. Sie erfahren dadurch viel Wichtiges<br />
über sich und andere. Sie können ihre sozialen<br />
Kompetenzen erweitern. Damit <strong>das</strong> Zusammensein<br />
mit anderen <strong>Kind</strong>ern nicht überfordernd und beängstigend,<br />
sondern interessant und bereichernd ist, sind<br />
zwei Dinge wichtig: Zum einen darf die soziale Situation<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> nicht zu kompliziert und unüberschaubar<br />
sein. Zum anderen muss mindestens eine vertraute<br />
und verlässliche, erwachsene Person verfügbar<br />
sein. Sie sollte jedes anwesende <strong>Kind</strong> so gut kennen,<br />
<strong>das</strong>s sie abschätzen kann, wann die <strong>Kind</strong>er selber miteinander<br />
zurechtkommen und wann sie aktive Unterstützung<br />
benötigen. Sind die beiden genannten Voraussetzungen<br />
nicht gegeben, fällt es <strong>Kind</strong>ern schwer, sich<br />
auf ein vertieftes Spiel <strong>für</strong> sich alleine oder mit anderen<br />
<strong>Kind</strong>ern einzulassen. Abhängig von ihrem Temperament<br />
und ihren Vorerfahrungen sind <strong>Kind</strong>er diesbezüglich<br />
in unterschiedlichem Ausmass verletzlich.<br />
<strong>Kind</strong>er können und möchten zum Gelingen von<br />
Interaktionen beitragen. Die Erwachsenen müssen die<br />
da<strong>für</strong> nötigen Voraussetzungen schaffen. Erstens, indem<br />
sie <strong>Kind</strong>ern überhaupt <strong>das</strong> entspannte, regelmässige<br />
Zusammensein mit sich und mit anderen ermöglichen.<br />
Zweitens, indem sie jeder einzelnen Situation den<br />
nötigen Rahmen geben und sie strukturieren helfen.<br />
Sie unterstützen <strong>Kind</strong>er beim Aufrechterhalten ihrer<br />
Aufmerksamkeit und ermöglichen ihnen Erholung und<br />
Rückzug, wenn sie diese brauchen. Ob und wie <strong>Kind</strong>erwelten<br />
entstehen können, obliegt ebenfalls der Verantwortung<br />
der Erwachsenen. Damit <strong>Kind</strong>er überhaupt<br />
regelmässig mit bestimmten anderen <strong>Kind</strong>ern zusammen<br />
sein und mit ihnen vertraut werden können, müssen<br />
ihre Bezugspersonen dies als wichtig erachten und<br />
ermöglichen.<br />
<strong>Kind</strong>er leisten ab Geburt einen Beitrag zur sozialen<br />
Gemeinschaft und suchen soziale Resonanz. Damit sie<br />
sich einbringen können, muss dies erwünscht sein und<br />
ermöglicht werden. <strong>Kind</strong>er müssen sich orientieren<br />
können, damit sie von einer Gemeinschaft profitieren<br />
und daran teilhaben können. Wenn ein <strong>Kind</strong> eine Situa