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tadt gespräche - Stadtgespräche Rostock

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Wie alles begann<br />

„Die verantwortliche Teilnahme an der gemeindlichen Selbstverwaltung<br />

ist Recht und Pflicht der Bürger. Die Bürger sind verpflichtet,<br />

Ehrenämter für die Gemeinde zu übernehmen und gewissenhaft<br />

und unparteiisch auszuüben…“ Mit schöneren Worten als der Landesgesetzgeber<br />

kann man die Motivation zur Kommunalpolitik fast<br />

nicht ausdrücken.<br />

Die Realität sieht ein wenig anders aus: Ich habe mich dafür entschieden,<br />

weil ich nach mehreren Jahren Aktivität im politischen<br />

Raum direkt an Entscheidungen beteiligt sein wollte. Ich fand, es<br />

wurde Zeit, nicht mehr nur über Politik und konkrete Maßnahmen<br />

zu reden, sondern tatsächlich Entscheidungen vorzubereiten und zu<br />

treffen. Und Kommunalpolitik hat anderen Ebenen gegenüber den<br />

Vorteil, dass man sehr dicht an den Menschen dran ist und die Entscheidungen,<br />

die man trifft, sehr konkret und im wahrsten Sinne des<br />

Wortes erleb- und erfahrbar sind.<br />

Vor meiner Wahl in die Bürgerschaft habe ich vier Jahre dem Ortsbeirat<br />

S<strong>tadt</strong>mitte angehört. Im Jahr 2004 wollte ich mehr. Die Zeit<br />

der Vorbereitung und des Wahlkampfes waren überaus intensiv, ich<br />

habe viel gearbeitet, mit vielen geredet, viel dazu gelernt und dann<br />

habe ich doch bis zuletzt gezittert, ob es reichen würde. Am Ende<br />

bin ich einer 53 <strong>Rostock</strong>er Bürgerschaftsmitglieder geworden.<br />

Politik rund um die Uhr?<br />

Kommunalpolitik ist Ehrenamt. Sie neigt jedoch - wie jedes andere<br />

Ehrenamt - dazu, schnell ganze Tage zu füllen. Eigenschaften, die<br />

sich schwer mit einer Vollzeitbeschäftigung an der Universität, meiner<br />

Promotion sowie einem erfüllten Familienleben vereinbaren lassen.<br />

Private Hobbys - sei es Angeln, Gitarre spielen oder redaktionelle<br />

Arbeit - müssen mit Abstrichen rechnen. Sehr hilfreich ist es<br />

hier, wenn man ein gewisses Talent mitbringt, kollidierende Interessen<br />

auszugleichen und mit Terminen zu jonglieren. Mindestens genauso<br />

hilfreich ist ein elektronischer Terminplaner - dies war meine<br />

erste größere Anschaffung nach der Wahl…<br />

Den zeitlichen Rahmen zu beziffern, fällt schwer. Eine Bürgerschaftssitzung<br />

pro Monat klingt sicherlich wenig. Hinzu kommen jedoch<br />

mit gleicher Regelmäßigkeit die Ausschüsse der Bürgerschaft.<br />

12<br />

TITELTHEMA: STADTPOLITIK<br />

Bürgerschaftliches Ehrenamt in <strong>Rostock</strong><br />

Steffen Wandschneider (* 1979)<br />

ist wiss. Mitarbeiter an der Juristischen Fakultät in <strong>Rostock</strong> und für die SPD Mitglied<br />

der <strong>Rostock</strong>er Bürgerschaft<br />

Nicht zu vergessen die Vorbereitung der Sitzungen in der eigenen<br />

Fraktion oder in thematischen Arbeitskreisen. Und schließlich wollen<br />

auch die zahlreichen Anträge, Beschlussvorlagen, kleinen und<br />

großen Anfragen, Informationsvorlagen und Stellungnahmen<br />

irgendwann gelesen werden.<br />

Ein normaler kommunalpolitische Tag beginnt am Frühstückstisch:<br />

Lokales Radio und eine regionale Zeitung sind ein Mindestmaß, um<br />

auf dem Laufenden zu bleiben. Telefonate und persönliche Gespräche<br />

liefern den Rest der notwendigen Informationen. Im Laufe des<br />

Tages wollen dann die verschieden Lebensfelder miteinander ausgeglichen<br />

werden. Im Zentrum steht meine Tätigkeit an meiner Uni, an<br />

der ich junge Studierende unterrichten darf. Um die Kernarbeitszeit<br />

herum versuche ich, die politischen Termine zu gruppieren. Zeit für<br />

Familie bleibt oft nur in den Tagesrandzeiten. Wenn der Partner<br />

selbst politisch oder gesellschaftlich aktiv ist, bedeutet dies eine Menge<br />

Verständnis, ohne welches eine Beziehung oft nicht möglich wäre.<br />

Insgesamt ist dieses Ehrenamt jedoch nicht gerade familienfreundlich…<br />

Schwerpunkte setzen<br />

Die Hauptbetätigungsfelder von Bürgerschaftsabgeordneten richten<br />

sich in der Regel danach, welchen Ausschüssen Sie angehören. Denn<br />

in den Ausschüssen findet die wesentliche fachliche Arbeit statt und<br />

spiegelt sich die ganze Breite kommunaler Praxis wider. Ich persönlich<br />

gehöre den Vergabeausschuss an und sitze dem Ausschuss für<br />

S<strong>tadt</strong>- und Regionalentwicklung, Umwelt und Ordnung vor. Als ich<br />

dieses Amt 2004 als Neuling übernommen habe, war das nicht leicht.<br />

Doch mit „meinem“ Ausschuss habe ich großes Glück gehabt.<br />

Nicht nur, dass ich von Anfang an stets auf ein offenes Ohr und<br />

manchen klugen Rat meiner beiden sehr erfahrenen Stellvertreter<br />

hoffen konnte; auch die verbleibenden Ausschussmitglieder sind<br />

über alle Fraktionsgrenzen hinweg an einer ergebnisorientierten und<br />

konstruktiven Sacharbeit interessiert.<br />

In den Ausschüssen wird von den Mitgliedern erwartet, dass sie sich<br />

ausreichend vorbereiten, also die gestellten Anträge, die vorgelegten<br />

Informations- und Beschlussvorlagen kennen, sich dazu - meist in

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