Ulrike Winkler - Kreuznacher Diakonie
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deutschen Beschäftigten. Die Gesamtzahl<br />
der von der <strong>Diakonie</strong> eingesetzten Ausländerinnen<br />
und Ausländer ist allerdings verhältnismäßig<br />
gering gewesen. 4 Denn trotz<br />
der Übernahme eines Lazaretts und einer<br />
„Ostarbeiterkrankenbaracke“ – kleine, aber<br />
unverzichtbare Bestandteile zur Durchsetzung<br />
nazistischer Militär- und Wirtschaftspolitik<br />
–, ist die <strong>Diakonie</strong> kein wehrwirtschaftlich<br />
relevanter „Einsatzträger“<br />
gewesen, an dessen Produktivität die Arbeitsverwaltung<br />
ein großes Interesse besessen<br />
hätte. (Allerdings ist den<br />
Arbeitskräfteanforderungen der <strong>Kreuznacher</strong><br />
<strong>Diakonie</strong> und ihrer Nebenanstalten<br />
stets zu deren Zufriedenheit, abgesehen<br />
von gelegentlicher Kritik an der Qualifikation<br />
der Zugewiesenen, entsprochen worden.)<br />
Untersucht wurden, neben der Hauptanstalt<br />
in Bad Kreuznach, die Außenanstalten<br />
Eremitage, der Niederreidenbacher<br />
Hof, die Asbacher Hütte, der<br />
Hüttenberg bei Sobernheim, Rheinwaldheim,<br />
die Erziehungsanstalt Niederwörresbach<br />
und schließlich die „rheinische Enklave“<br />
Kleinrechtenbach, die bei Wetzlar<br />
liegt.<br />
Für alle Einrichtungen, außer für das<br />
Rheinwaldheim und den Hüttenberg, konnten<br />
sowohl ausländische ZivilarbeiterInnen<br />
als auch Kriegsgefangene im Arbeitseinsatz<br />
nachgewiesen werden.<br />
Die <strong>Kreuznacher</strong> <strong>Diakonie</strong> und der Niederreidenbacher<br />
Hof zeichneten sich darüber<br />
hinaus durch verschiedene Besonderheiten<br />
aus, die einer eingehenden<br />
Erforschung bedurften. Die <strong>Diakonie</strong> in<br />
Kreuznach hatte die medizinische und<br />
pflegerische Betreuung der FremdarbeiterInnen<br />
im Kreis Kreuznach zu gewährleisten.<br />
Bereits vor der Aufstellung der<br />
Krankenbaracke kam es zu erheblichen<br />
Konflikten zwischen der <strong>Diakonie</strong> und den<br />
Auftrag gebenden Behörden, dem Arbeitsamt<br />
und dem Gesundheitsamt, die sich hinsichtlich<br />
der medizinischen und pflegerischen<br />
Betreuung der erkrankten<br />
AusländerInnen bis zum Kriegsende hinziehen<br />
sollten.<br />
Eine zusätzliche Belastung für die <strong>Diakonie</strong><br />
und ihre Beschäftigten trat auf, als<br />
das Gesundheitsamt im Frühsommer 1943<br />
einen Arzt der <strong>Diakonie</strong> mit Schwangerschaftsunterbrechungen<br />
an sog. Ostarbeiterinnen<br />
beauftragte. Der von der Leitung<br />
der <strong>Diakonie</strong> eingelegte Protest und<br />
die auf ihn folgenden staatlichen Reaktionen<br />
werden im Kontext weiterer Bemühungen<br />
um einen Abtreibungsstop nachgezeichnet.<br />
Dieses Kapitel illustriert<br />
anschaulich das mehr oder weniger austa-<br />
Menschen Unter Menschen 19