SBK im Umstellungs- projekt zu iskv_21c - Bitmarck Holding GmbH
SBK im Umstellungs- projekt zu iskv_21c - Bitmarck Holding GmbH
SBK im Umstellungs- projekt zu iskv_21c - Bitmarck Holding GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
die Preistransparenz und erhöht die Preissensibilität bei<br />
den Versicherten. Dies hat offenbar – <strong>zu</strong>mindest in der<br />
Anfangsphase erster Zusatzbeiträge – eine höhere<br />
Bereitschaft <strong>zu</strong>m Wechsel der Krankenkasse <strong>zu</strong>r Folge.<br />
Diese Rahmenbedingungen zwingen die Krankenkassen<br />
in <strong>im</strong>mer stärkerem Maße, Effizienzreserven <strong>zu</strong> suchen<br />
und <strong>zu</strong> heben. Um Einsparpotenziale <strong>zu</strong> identifizieren<br />
und den Erfolg der vertrags- und versorgungspolitischen<br />
Aktivitäten <strong>zu</strong> bewerten, aber auch um die<br />
strategische Frage nach der langfristigen Finanzierbarkeit<br />
der Leistungsausgaben <strong>zu</strong> beantworten und Fusions-<br />
Optionen <strong>zu</strong> prüfen, sind aussagefähige Indikatoren <strong>zu</strong><br />
entwickeln. Dabei sind standardisierte Kennzahlen, die<br />
einen kassenübergreifenden Vergleich von Finanz- und<br />
Ausgabeninformationen ermöglichen, unabdingbar.<br />
Bei der Entwicklung und Anwendung von Kennzahlen-<br />
Systemen für Controlling-Zwecke besteht leicht die Gefahr,<br />
durch einen „Vergleich von Äpfeln mit Birnen“ Fehlschlüsse<br />
<strong>zu</strong> ziehen. Dies droht insbesondere dann, wenn<br />
wichtige Einflussfaktoren unberücksichtigt bleiben. Zu<br />
diesen Einflussfaktoren gehören auf der Ausgabenseite<br />
die regionale Preisstruktur sowie die „echte“ Morbiditätsstruktur<br />
der Versicherten einer Krankenkasse.<br />
Analyse der Morbiditätsstruktur<br />
von zentraler Bedeutung<br />
für das Kostenmanagement<br />
Die Morbiditätsstruktur bzw. „Krankheitslast“ der Versicherten<br />
best<strong>im</strong>mt als wesentliche Schlüsselgröße<br />
Struktur und Entwicklung von Leistungsbereichen. Ihr<br />
kommt daher bei der Entwicklung finanzwirtschaftlicher<br />
und versorgungsanalytischer Kennziffern eine zentrale<br />
Bedeutung <strong>zu</strong>. So ist z. B. die Frage nach Kosten und<br />
Effektivität von best<strong>im</strong>mten Versorgungsformen (seien es<br />
nun Disease-Management-Programme oder die Hausarztzentrierte<br />
Versorgung) ohne eine vollständige Berücksichtigung<br />
der Morbiditätsstruktur nicht möglich. Ohne<br />
eine Analyse der Morbiditätsstruktur lässt sich außerdem<br />
nicht entscheiden, ob eine best<strong>im</strong>mte Versichertengruppe<br />
deswegen geringere finanzielle Aufwände<br />
hervorruft, weil sie tendenziell gesünder ist und (Ko-)<br />
Morbiditäten fehlen, oder weil sie tatsächlich effi zien ter<br />
versorgt wird. Eine ähnliche Perspektive ergibt sich auch<br />
für Leistungserbringer. Ohne die Morbiditäts struktur der<br />
Versicherten bzw. Patienten ist nicht feststellbar, ob ein<br />
Leistungserbringer (oder eine Gruppe von Leistungserbringern)<br />
ressourcenschonender arbeitet oder gesundheitlich<br />
weniger stark belastete Patienten <strong>zu</strong> versorgen<br />
hat. Der Analyse der Morbiditätsstruktur kommt daher<br />
eine elementare Bedeutung für das Kostenmanagement<br />
bei der Versorgung der Versicherten <strong>zu</strong>.<br />
einsnull 02_2010<br />
PRODUKTE<br />
Außerdem ermöglicht die Bewertung der gesamten<br />
Morbiditäts-Belastung einer Krankenkasse eine fundierte<br />
Aussage über die langfristige Finanzierbarkeit der Leistungsausgaben.<br />
Fallen Zuweisungen aus dem Morbi-RSA<br />
und angepasste Leistungsausgaben weit auseinander, ist<br />
dies ein Hinweis auf strukturelle Risiken in der Finanzlage<br />
einer Krankenkasse, denn die gesamte Morbiditätsbelastung<br />
der Versicherten wird nicht durch die <strong>im</strong> Morbi-<br />
RSA gezahlten Zuweisungen gedeckt.<br />
Für die Analyse der Morbiditätsstruktur ist eine Reihe<br />
von analytischen Verfahren – sogenannte Klassifikationsmodelle<br />
– verfügbar, die es ermöglicht, die „Krankheitslast“<br />
von Versicherten <strong>zu</strong> messen, ökonomisch <strong>zu</strong> bewerten<br />
und so Schlussfolgerungen über die <strong>zu</strong> erwartenden<br />
Ausgaben bedarfe <strong>zu</strong> ziehen. In der GKV spielt die Messung<br />
der Morbidität der Versicherten für die aus dem<br />
Gesundheitsfonds über den sogenannten Morbi-RSA<br />
gezahlten Zuweisungen an die Krankenkasse bereits heute<br />
eine zentrale Rolle und ist so mitbest<strong>im</strong>mend auch für die<br />
Einnahmenseite der Krankenkassen. Die Morbiditätserfassung<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Morbi-RSA ist aber durch politische<br />
Einflussnahmen (Beschränkung des Morbiditätsspektrums,<br />
Definition von Aufgreifkriterien, Festlegung<br />
auf ein prospektives Modell, um Manipulationsanreize <strong>zu</strong><br />
begrenzen etc.) verzerrt. Anders gesagt: Die <strong>im</strong> Morbi-<br />
RSA „gemessene“ Morbidität entspricht nicht unbedingt<br />
der „tatsächlichen“, gesamten Morbidität einer Krankenkasse,<br />
wie sie auf die Ausgabenseite einwirkt. Der einfache<br />
Vergleich von Leistungsausgaben mit Zuweisungen<br />
liefert daher zwar Informationen <strong>zu</strong>r Finanzlage der Krankenkassen,<br />
bietet aber nur sehr begrenzt Ansatzpunkte<br />
<strong>zu</strong>r Analyse der Ursachen von Fehlbeträgen oder Überschüssen<br />
und kann somit kaum Hinweise auf Handlungsspielräume<br />
geben. Für versorgungs- und finanzan alytische<br />
Fragestellungen ist es daher zwingend, auf<br />
Klassifikationsmodelle <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>greifen, die das gesamte<br />
Morbiditätsspektrum berücksichtigen, also die gesamte<br />
ausgabenrelevante Krankheitslast der Versicherten einbezieht.<br />
Regionale Struktur<br />
als zweiter Best<strong>im</strong>mungsfaktor<br />
für das Ausgabengeschehen<br />
Neben der Morbiditätsstruktur spielt die regionale Struktur<br />
eine wichtige Rolle als Best<strong>im</strong>mungsfaktor für das<br />
Ausgabengeschehen einer Krankenkasse. Bekanntlich<br />
bestehen zwischen einzelnen Regionen in Deutschland deutliche<br />
Unterschiede bei den Kosten der Gesundheitsversorgung.<br />
Breite Aufmerksamkeit haben hier vor allem<br />
die Kostenstrukturen in einzelnen Ballungsräumen gefunden,<br />
die – <strong>zu</strong>sammen mit der Morbiditätsstruktur – eine ><br />
29