Jahresbericht 2012 - Appenzeller® Käse
Jahresbericht 2012 - Appenzeller® Käse
Jahresbericht 2012 - Appenzeller® Käse
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die Nachfrage nach fettreduziertem <strong>Käse</strong> nimmt tatsächlich<br />
leicht zu. Die Frage ist nur, ob es zum appenzeller ®<br />
passt.<br />
Kann ein Traditionskäse überhaupt<br />
noch innovativ werden?<br />
Stöckli: ich finde generell, dass man bei sortenkäsen mit<br />
innovationen sehr vorsichtig sein muss. Man hat ja schon<br />
viel gemacht, mit den reifegraden gespielt, mit der Darreichungsform.<br />
Das sortiment ist breit, es reicht vom Fondue<br />
bis zum scheibenbereich, also das ist schon sehr viel. Mit<br />
der Marke appenzeller ®<br />
sollte man vorsichtig umgehen.<br />
Wir reden da nicht von einem Produkt, das einen extrem<br />
hohen innovationsgrad hat, sondern das für Qualität<br />
und tradition steht.<br />
Schwegler: ich sehe das auch so. in ganz wenigen, sehr speziellen<br />
restaurants gibt es «appenzeller ®<br />
in der sulz». Das ist<br />
eine spezialität, die ich mir auch noch vorstellen könnte.<br />
Bader: ich sehe schon noch ein, zwei bereiche, die man<br />
für den appenzeller ®<br />
prüfen könnte. Zum beispiel eine<br />
Premium-Linie. Warum nicht einen halbhartkäse im<br />
selectionbereich?<br />
Schwegler: Dann landen wir bei den höhlengereiften <strong>Käse</strong>n<br />
wie Kaltbach. Da hat man die sortenorganisation ja angefragt<br />
und sie hat aus verschiedenen, auch verständlichen<br />
Gründen Nein gesagt. Der appenzeller hätte aber zum<br />
Duo «Gruyère – emmentaler» bestens gepasst.<br />
Bader: bevor man <strong>Käse</strong> durch höhlenreifung optimiert,<br />
sollte man sicherstellen dass die Qualität stimmt. sonst<br />
bringt man einfach schlechten <strong>Käse</strong> in die höhle. ich bin<br />
mir nicht ganz sicher, ob die herstellungsweise heute noch<br />
gleich ist wie vor hundert Jahren. heute wird generell viel<br />
mehr Milch höher thermisiert. Damit ist man in der Produktion<br />
zwar auf der sicheren seite, aber ich bin überzeugt,<br />
dass sich diese Massnahme auf den Geschmack auswirkt.<br />
Da möchte ich sagen: achtung! Kunden, welche regelmässig<br />
appenzeller ®<br />
<strong>Käse</strong> essen, merken diese Qualitätsveränderung.<br />
Schwegler: Ja, heute wird die Milch fast vollständig<br />
thermisiert. ich denke, dass wir die Qualitätskriterien<br />
anders gewichten sollten, damit sie auch den Kundenbedürfnissen<br />
besser entsprechen. Wenn das Äussere nicht so<br />
schön ist, stört das die Konsumenten weniger. Und ob er<br />
zwei, drei oder gar keine Löcher hat, ebenfalls. teig und<br />
Geschmack /aroma sind jedoch die mit abstand wichtigsten<br />
Kriterien und die sollte man stärker bewerten.<br />
zumal wir damit rechnen müssen, dass die schweiz<br />
nach der aufhebung der Milchkontingentierung in der<br />
eu mit <strong>Käse</strong> überflutet wird.<br />
Stöckli: Wir können heute noch nicht final beurteilen, was<br />
dies für uns bedeutet. aber im halbhart- und hartkäsebereich<br />
erwarten wir eigentlich keine allzu grossen Veränderungen.<br />
Bader: ich glaube, die Milchwirtschaft hat die grösste Veränderung<br />
bereits hinter sich. Das waren die Jahre der<br />
Marktöffnung. Und die zwei, drei Franken, die schweizer<br />
<strong>Käse</strong> teurer ist, sind nach wie vor gerechtfertigt, wenn<br />
die Qualität stimmt.<br />
und was ist mit dem Kriterium herkunft?<br />
Schwegler: Die ist wichtig, das zeigen unsere Labels. Wir<br />
müssen uns aber vom ausland abheben und diese Unter-<br />
schiede noch mehr ausloben. ich denke an die silofreie<br />
Milchproduktion beim bauern und die handwerkliche<br />
<strong>Käse</strong>herstellung in Familienbetrieben, welche ausschliess-<br />
lich roh- oder thermisierte Milch verwenden.<br />
Gibt es etwas, was sie der sortenorganisation<br />
für die zukunft mit auf den weg geben möchten?<br />
Schwegler: ich finde die emotionen wichtig. Kein <strong>Käse</strong><br />
hat so viel emotionen wie der appenzeller ®<br />
. Damit sollten<br />
wir arbeiten.<br />
Bader: beim Umgang mit den imitaten stellt sich für mich<br />
die Frage, ob die sortenorganisation nicht noch rigoroser<br />
vorgehen könnte. auch wenn das vielleicht dazu führt, dass<br />
von den rund sechzig <strong>Käse</strong>rn zehn weniger übrig bleiben.<br />
Stöckli: Das Wichtigste ist, dass der appenzeller ®<br />
an<br />
der Qualität arbeitet und wirklich keine abstriche macht.<br />
Wenn er das befolgt und weiterhin an der tradition<br />
festhält, wird der appenzeller ®<br />
auch in fünfzig Jahren<br />
noch einen guten Platz im regal haben.<br />
Interview: Eveline Dudda, Agrarjournalistin<br />
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