Unternehmensethik und Recht, Einige ... - Horst Steinmann
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buchstabiert werden können, dass sie geeignet sind, die Handlungen der ausführenden Stellen<br />
nachprüfbar anzuleiten, zu kontrollieren <strong>und</strong> zu sanktionieren. Das führt zugleich zu einer<br />
bürokratischen Ausformung des Führungsmodells, was die Firma Levi Strauss im Hinblick<br />
auf das von ihr zunächst eingeführte compliance-basierte Ethik-Managementsystem erfahren<br />
musste:<br />
„This approach didn’t serve us well. First, rules beget rules. And regulations beget regulations.<br />
We became buried in paperwork, and any time we faced a unique ethical issue, another rule or<br />
regulation was born.” 32<br />
- Drittens müssen Voraussetzungen darüber gemacht werden, was die Mitarbeiter motiviert;<br />
davon sind die Wirkungen der neuen Regulierungen abhängig. Haas spricht dieses Problem in<br />
seinem Erfahrungsbericht an:<br />
“Second, our compliance-based program did sent a disturbing massage to our people – We<br />
don’t respect your intelligence or trust you! “ 33<br />
Mit dieser Feststellung wird das kritisch angesprochen, was in der Literatur als<br />
„Misstrauensorganisation“ bezeichnet wird: Mitarbeiter können nicht mitdenken, sind<br />
„Drückeberger“ <strong>und</strong> müssen durch finanzielle Anreize <strong>und</strong> rigide Kontrollen dazu motiviert<br />
werden, ihre Leistung der Organisation (zielgenau) zur Verfügung zu stellen. Diese Theorie<br />
ist scharf kritisiert worden; sie läuft im Ergebnis auf das sog. „Kontrollparadoxon“ hinaus:<br />
Kontrollen ziehen Ausweichstrategien nach sich; deren Unterbindung zieht neue Kontrollen<br />
nach sich, die wiederum unterlaufen werden <strong>und</strong> so fort. 34 Ferner wird immer wieder<br />
nachdrücklich darauf hingewiesen, dass Anreizstrategien zur Verdrängung intrinsischer<br />
Motivation führen (können) <strong>und</strong> dass die große Bedeutung der intrinsischen Motivation für<br />
den Führungserfolg überhaupt übersehen wird. 35<br />
- Viertens wird schließlich in dem klassischen Führungsmodell hinreichende Kompetenz <strong>und</strong><br />
Integrität des Top-Managements vorausgesetzt. Die Erfahrungen bei ENRON zeigen<br />
allerdings deutlich, dass auch das Gegenteil der Fall sein mag: das Top-Management<br />
missachtete dort ganz bewusst den Ethikkodex der Firma <strong>und</strong> duldete <strong>und</strong> förderte eine<br />
Unternehmenskultur, die den Gr<strong>und</strong>werten der Firma (RICE: Respect, Integrity,<br />
32<br />
Haas, R.D. (FN 29), S. 216.<br />
33<br />
Ebenda<br />
34<br />
Klassisch hier die scharfe Kritik von Ghoshal, S./Moran, P: Bad for Practice: A Critique of the Transaction<br />
Cost Theory, in: Academy of Management Review 21 (1996), S. 13-47.<br />
35<br />
Frey, B. S./Osterloh, M.: Sanktionen oder Seelenmassage? Motivationale Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
Unternehmensführung, in: Die Betriebswirtschaft 57 (1996), S. 307-322; ferner die empirischen Bef<strong>und</strong>e bei<br />
Tyler, T. R./Blader, St. L.: Can businesses effectively regulate employee conduct? The antecedens of rule<br />
following in work settings, in: The Academy of Management Journal 48 (2005), S. 1143-1158.