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Unternehmensethik und Recht, Einige ... - Horst Steinmann

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(4) Diese theoretischen Überlegungen (die hier nur angedeutet werden konnten) verweisen auf<br />

die Notwendigkeit eines hinreichend stark dezentralisierten <strong>und</strong> multipersonalen<br />

Führungsmodells statt des klassischen zentralistischen „Ein-Aktor-Modells“. Wie dieses<br />

strukturell aussehen kann, braucht hier nicht genauer erörtert zu werden. Man kann sich etwa<br />

vorstellen, in der hierarchischen Organisation horizontal <strong>und</strong> vertikal Informationsnetze zu<br />

knüpfen, die jederzeit (durch Vorgesetzte oder Mitarbeiter) aktiviert werden können. 43 Eine<br />

solche strukturelle Maßnahme muss dann allerdings durch eine wirksame<br />

Unternehmenskultur unterfüttert werden, die argumentationsfre<strong>und</strong>lich ist <strong>und</strong> ein<br />

entsprechendes Verhalten der Mitarbeiter honoriert. Diese Kultur muss sicherlich von der<br />

Führungsspitze vorgelebt werden, aber darüber hinaus müssen gerade die Mitarbeiter<br />

entsprechend ausgebildet <strong>und</strong> motiviert sein, um die gebotenen Chancen zur Partizipation<br />

auch zu nutzen; vor allem aber muss Vertrauen zwischen Management <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

Stück für Stück wachsen <strong>und</strong> aufrecht erhalten werden. 44<br />

Hier tut sich ein „weites Feld“ für eine Neuorientierung auf, <strong>und</strong> zwar insbesondere bei den<br />

(oft so genannten) „weichen“ Managementfunktionen, nämlich Organisation, Personaleinsatz<br />

<strong>und</strong> Vorgesetztenverhalten 45 (im Unterschied zu den „harten“ Funktionen Planung <strong>und</strong><br />

Kontrolle); <strong>und</strong> dies als Folge <strong>und</strong> im Kontext allein schon der betriebswirtschaftlichen<br />

Führungsproblematik, ohne Einbeziehung der Anforderungen eines (guten) Ethik-<br />

Managements.<br />

(5) Die gedankliche Verknüpfung zum Ethik-Management wird durch den Begriff der<br />

argumentationsfre<strong>und</strong>lichen Unternehmenskultur herbeigeführt. Wenn <strong>Unternehmensethik</strong><br />

diskursiv angelegt werden muss, um Konflikte mit <strong>und</strong> zwischen (internen <strong>und</strong> externen)<br />

Stakeholdern friedlich zu lösen, dann bedarf es auch im Ethik-Management der<br />

Unternehmenspraxis, Stuttgart 1991, S. 205 ff.; erinnert sei ferner an die Rolle der Mitarbeiter bei der<br />

Entdeckung von Korruptionsfällen im Hause Siemens, die durch finanzielle Anreize (<strong>und</strong> weil Sanktionen durch<br />

Vorgesetzte nicht mehr zu befürchten waren) motiviert wurden, ihr diesbezügliches Wissen offen zu legen.<br />

43 In diesem Sinne schon früh Stone, Ch. D.: Where the Law Ends, New York 1975. Neuerdings auch Fort, T. L.<br />

(FN 27), S. 217 ff., mit der (allerdings etwas romantisch anmutenden) Vorstellung von der Unternehmung als<br />

„Mediating Institution“, in der Kleingruppen moralische Identität <strong>und</strong> Exzellenz ausbilden <strong>und</strong> kultivieren<br />

können. Kritisch dazu Frederick, W. C.: „Business, Integrity, and Peace: Beyond Geopolitical and Disciplinary<br />

Bo<strong>und</strong>aries by Timothy L. Fort. Cambridge: Cambridge University Press 2007”, in: Business Ethics Quarterly<br />

20 (2010), S. 137: “Is there any reason to believe that this face-to-face personal organizational ideal can exist in<br />

a business world shaped increasingly by large-scale, impersonal, robotic technologies often requiring little<br />

hands-on human input at all?”.Eher überzeugend der umfassende Strukturentwurf von Simons, R.: Levers of<br />

Control, How Managers Use Innovative Control Systems to Drive Strategic Renewal, Boston/Mass. 1995. Ferner<br />

verschiedene Beiträge in der Sonderausgabe der Zeitschrift Organizational Dynamics 39 (2010) “Designing<br />

Organizations for the 21 st -Century Global Economy”. Hier werden verschiedene Vorschläge zur Gestaltung von<br />

Organisationen diskutiert, die sich als differenzierte Konkretisierung der oben angesprochenen Gr<strong>und</strong>idee<br />

interpretieren lassen.<br />

44 Zum Thema „Vertrauensorganisation“ ausführlich Eberl, P.: Vertrauen <strong>und</strong> Management, Stuttgart 2003.<br />

45 Dazu genauer <strong>Steinmann</strong>, H./Schreyögg, G. (FN 33), 4. Teil (S. 397-652) <strong>und</strong> 5. Teil (S. 653-758).

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