Unternehmensethik und Recht, Einige ... - Horst Steinmann
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kritische Interpretation, Fortentwicklung <strong>und</strong> Ergänzung dieser Normen ermöglicht? 39 Das ist<br />
die Gr<strong>und</strong>frage, die §8B2.1 der FSG letztlich offen lässt.<br />
(2) Wir knüpfen zur Beantwortung dieser Frage wieder an die praktischen Einsichten von<br />
Haas an. 40 Er stellt für die unternehmensethischen Reformen im Hause Levi-Strauss die<br />
folgenden sieben Gr<strong>und</strong>sätze auf, die wichtige Punkte eines Integritätssystems schlaglichtartig<br />
beleuchten:<br />
„We learned that you can’t force ethical conduct into an organization. Ethics is a function of<br />
the collective attitudes of our people. And these attitudes are cultivated and supported by at<br />
least seven factors:<br />
1) commitment to responsible business conduct;<br />
2) management’s leadership;<br />
3) trust in employees;<br />
4) programs and policies that provide people with clarity about the organization’s ethical<br />
expectations;<br />
5) open, honest and timely communications;<br />
6) tools to help employees resolve ethical problems; and<br />
7) reward and recognition systems that reinforce the importance of ethics.<br />
Ultimately, high ethical standards can be maintained only if they are modelled by management<br />
and woven into the fabric of the company.”<br />
(3) Die Richtigkeit derartiger praktischer Empfehlungen wird theoretisch einsichtig, wenn<br />
man das zentralistisch-tayloristische Führungsmodell genauer analysiert. Dann wird nämlich<br />
deutlich, dass es an der Selektivität einer jeden Planung <strong>und</strong> Entscheidung <strong>und</strong> dem damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Risiko der Fehlspezifikation scheitert. Das war in der Managementtheorie der<br />
Ausgangspunkt für Reformüberlegungen. 41<br />
Angesichts der Ungewissheit der Zukunft <strong>und</strong> der Komplexität der externen <strong>und</strong> internen<br />
Umwelt der Unternehmung lassen sich in der Regel keine auch nur annähernd perfekten<br />
Vorhersagen über die Daten <strong>und</strong> Randbedingungen (der externen <strong>und</strong> internen Umwelt) von<br />
Entscheidungen <strong>und</strong> damit von ihren Wirkungen machen. Deshalb ist jede Selektion einer<br />
Handlungsalternative mit dem Risiko behaftet, dass auch alles anders kommen kann als<br />
geplant. Dieses Risiko wird umso größer, je strategischer <strong>und</strong> langfristiger die Planungen <strong>und</strong><br />
je komplexer die Umwelten eines Unternehmens sind. Es kann offensichtlich nicht wiederum<br />
39 Es sei angemerkt, dass auch „starke“ Unternehmenskulturen (Hohe Prägnanz, weite Verbreitung in der<br />
Organisation, große Verankerungstiefe) unternehmensethisch durchaus dysfunktional sein können, nicht nur weil<br />
sie möglicherweise inhaltlich fehl spezifiziert sind, sondern weil sie regelmäßig die „Köpfe programmieren“<br />
<strong>und</strong> damit das Aufmerksamkeitsfeld der Mitarbeiter einengen <strong>und</strong> begrenzen statt zu öffnen. Dazu die<br />
nachfolgenden Überlegungen.<br />
40 Haas, R. D. (FN 29), S. 216.<br />
41 Vgl. dazu <strong>und</strong> zum Folgenden Schreyögg, G./<strong>Steinmann</strong>, H.: Strategische Kontrolle, in: Zeitschrift für<br />
betriebswirtschaftliche Forschung 55 (1985), S. 169-185, <strong>und</strong> <strong>Steinmann</strong>, H./Schreyögg, G.: Zur<br />
organisatorischen Umsetzung der strategischen Kontrolle, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung<br />
38 (1986), S, 747-765.