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Unternehmensethik und Recht, Einige ... - Horst Steinmann

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man, eine Chance, das angedeutete Ordnungsproblem im öffentlichen Interesse lösen zu<br />

helfen. 5<br />

Auf Seiten des <strong>Recht</strong>s wird dabei im nationalen Rahmen besonders auf das Strafrecht <strong>und</strong> das<br />

Gesellschaftsrecht abgestellt. Was die <strong>Unternehmensethik</strong> anbetrifft, so wird ihre dreifache<br />

Brückenfunktion im Verhältnis zum <strong>Recht</strong> 6 betont, nämlich die (moralische) Pflicht der<br />

Unternehmensführung, geltendes <strong>Recht</strong> anzuwenden (Legalitätsprinzip), ferner Lücken im<br />

geltenden <strong>Recht</strong> zu ergänzen, soweit das für eine friedliche Konfliktregulierung nötig<br />

erscheint (Ergänzungsfunktion), <strong>und</strong> die Pflicht, an einer Fortentwicklung von (rechtlichen)<br />

Normen dort kritisch mitzuwirken, wo das notwendig ist, um die Anwendung von Unrecht zu<br />

verhindern <strong>und</strong>/oder unfaire Spielregeln zu verbessern (Kritikfunktion).<br />

Der Wirkungsbereich der <strong>Unternehmensethik</strong> soll dabei allerdings (nach unserem<br />

Verständnis) auf solche Konflikte beschränkt werden, die durch die eigene<br />

Unternehmensstrategie (Unternehmenspolitik) entstehen bzw. entstehen können. 7 Eine<br />

generelle Ausweitung der „gesellschaftlichen Verantwortung“ auf alle gesellschaftlichen<br />

Konfliktbereiche, wie hier <strong>und</strong> da diskutiert 8 , tendiert dazu, die Systemdifferenzierung <strong>und</strong><br />

damit den eigenständigen Steuerungscode des Systems „Wirtschaft“ <strong>und</strong> dessen rechtliche<br />

Institutionen zu konterkarieren.<br />

(3) Die <strong>Unternehmensethik</strong> soll auf diese Weise – wie das (nationale) <strong>Recht</strong> – der friedlichen<br />

Lösung von (unternehmensbezogenen) Konflikten dienen; der Begriff des Friedens stellt<br />

dabei auf einen allgemeinen <strong>und</strong> freien Konsens ab, wie er aus einer dialogischen<br />

Verständigung resultiert. bzw. resultieren kann. Die Argumentationspraxis so zu verbessern,<br />

„dass (innenpolitisch) ein Frieden, der auf allgemeiner <strong>und</strong> freier Anerkennung der Gesetze<br />

beruht, hergestellt <strong>und</strong> bewahrt wird – das ist die Aufgabe ethisch-politischer Theorie“. 9<br />

5 Vgl. z. B. Parker, C.: Meta-regulation: legal accountability for corporate social responsibility, in: McBarnet, D.,<br />

Voiculescu, A., and Campbell, T. (eds.) The New Corporate Accountability, Corporate Social Responsibility and<br />

the Law, Cambridge 2007, S. 207-237, unter Bezugnahme auf die <strong>Recht</strong>sentwicklung in Australien <strong>und</strong> im<br />

anglo-amerikanischen Raum.<br />

6 Dazu erstmals Gröschner, R.: Zur rechtsphilosophischen F<strong>und</strong>ierung einer <strong>Unternehmensethik</strong>, in: <strong>Steinmann</strong>,<br />

H./Löhr, A. (Hrsg.): <strong>Unternehmensethik</strong>, 2. Aufl., Stuttgart 1991, S. 103-123.<br />

7 Vgl. dazu <strong>Steinmann</strong>, H./Löhr, A.: Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Unternehmensethik</strong>, 2. Auflage, Stuttgart 1994, S. 110.<br />

8 Vgl. z. B. die neuere Diskussion um den Begriff „Corporate Citizenship“ , die auf die politische Rolle der<br />

großen Privatunternehmung abstellt. Dazu Crane, A./Matten, D./Moon, J.: Corporations and Citizenship,<br />

Cambridge 2008, insbes. S. 50 ff.; Scherer, A. G./Palazzo, G.: Toward a Political Conception of Corporate<br />

Responsibility – Business and Society seen from a Habermasian Perspective, in: Academy of Management<br />

Review, Vol. 32 (2007), S. 1096-1120.<br />

9 Vgl. Lorenzen, P.: Lehrbuch der konstruktiven Wissenschaftstheorie, Mannheim 1987, S. 235. Lorenzen stellt<br />

dabei auf die Innenpolitik ab; erst wenn geklärt sei, was innenpolitisch einen Staat allgemeiner freier<br />

Zustimmung ausmache, könne über das außenpolitische Handeln solcher Staaten beraten werden. Insoweit<br />

knüpft Lorenzen (implizit) an das traditionelle Paradigma der „Theorie der Internationalen Beziehungen“ an, das<br />

im Hinblick auf die Globalisierungsprobleme aber in der Politischen Theorie im Wandel begriffen ist. Vgl. dazu<br />

Wolf, K. D.: Emerging Patterns of global governance: The new interplay between the state, business and civil<br />

society, in: Scherer, A. G./Palazzo, G. (eds.): Handbook of Research on Global Corporate Citizenship,

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