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Unternehmensethik und Recht, Einige ... - Horst Steinmann

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durch die Planung selbst kompensiert werden; das wäre auch zirkulär. Das bedeutet aber, dass<br />

innerhalb der Steuerungslogik des klassischen Führungsmodells keine hinreichenden<br />

Vorkehrungen für ein Risikomanagement getroffen werden können. Deshalb reichen bloß<br />

„additive“ Lösungen innerhalb des alten Führungsmodells nicht aus, etwa indem eine<br />

Abteilung „Umweltbeobachtung“ geschaffen <strong>und</strong> dem Vorstand als Stabsstelle unterstellt<br />

wird.<br />

Es muss vielmehr, <strong>und</strong> das ist der Paradigmenwechsel, an die Stelle der planerischen<br />

Schließung des Entscheidungsfeldes (durch das Top-Management) seine Öffnung (im Sinne<br />

der breiten Einbeziehung der Organisationsmitglieder) treten; denn nur dann können mehr<br />

Informationen, <strong>und</strong> dies laufend <strong>und</strong> wo nötig, aufgenommen <strong>und</strong> kommunikativ<br />

(argumentativ) verarbeitet werden als die (zentrale) Planung je antizipieren <strong>und</strong> verarbeiten<br />

kann. Planung wird dabei, wohlgemerkt, nicht überflüssig, da nur die ex ante erfolgende<br />

Selektion von Handlungsalternativen ein Handeln überhaupt ermöglicht; aber sie wird erst<br />

dann voll leistungsfähig, wenn während der Planungsperiode das Risiko einer<br />

Fehlspezifikation der Planung von Anfang an <strong>und</strong> laufend (nicht nur periodisch) so gut wie<br />

möglich kompensiert wird.<br />

Dazu ist im Prinzip eine Einbeziehung aller Mitarbeiter <strong>und</strong> Organisationsstufen in den<br />

ganzen Prozess der Informationsgewinnung <strong>und</strong> Informationsverarbeitung notwendig, um die<br />

strategische Wachsamkeit der Organisation. zu maximieren. Durch diese organisationsweite<br />

Öffnung entsteht ein umfassendes Frühwarnsystem, das auf Chancen <strong>und</strong> Bedrohungen der<br />

gegenwärtigen Strategie <strong>und</strong> seiner Realisierung effektiver <strong>und</strong> effizienter reagieren kann als<br />

jede selektive Strukturmaßnahme,<br />

Diesem offenen Führungsmodell liegt nun aber seinerseits eine wichtige Voraussetzung<br />

zugr<strong>und</strong>e, nämlich dass dem Argumentieren (dem Vorbringen, Austauschen <strong>und</strong> Prüfen von<br />

Gründen auf ihre Stichhaltigkeit) hinreichend Raum in der Organisation gegeben wird; denn<br />

durch Befehl <strong>und</strong> Gehorsam lassen sich ja Wahrheitsfragen danach, ob strategische<br />

Bedrohungen <strong>und</strong> Risiken vorliegen oder nicht, ebenso wenig klären wie Fragen nach<br />

gerechten Lösungen normativer Probleme. Dazu bedarf es des (situationalen) Wissens <strong>und</strong> der<br />

Befähigung <strong>und</strong> Motivation der (jeweiligen) Mitarbeiter „vor Ort“, dieses Wissen in den<br />

größeren Zusammenhang von Leitbild <strong>und</strong> Strategie der Unternehmung argumentativ<br />

einzuordnen <strong>und</strong> einzubringen. 42<br />

42 Auch hier belehrt uns ja die Praxis: Skandale machen immer wieder die Abhängigkeit der Führungsspitze vom<br />

Aufklärungspotential der Mitarbeiter deutlich. Man denke nur an den Nestlé-Fall, wo das Top-Management erst<br />

recht spät <strong>und</strong> nur über die Reaktion einer kritischen Öffentlichkeit auf die dramatischen moralischen Probleme<br />

der Vermarktung von Muttermilch-Ersatzprodukten in der Dritten Welt aufmerksam wurde. Dazu Löhr, A.:<br />

<strong>Unternehmensethik</strong> <strong>und</strong> Betriebswirtschaftslehre, Untersuchungen zur theoretischen Stützung der

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