Forschen & Entdecken 2/2012
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Fotos: Bubu Dujmic<br />
leitung. Diese Erfahrung wird ihr viel<br />
bringen.<br />
Frau Hofstätter, Life Sciences verhalten<br />
sich anders als der IKT-Bereich, was<br />
hat Ihre Karriere-Studie denn für die<br />
Branchen ergeben?<br />
Hofstätter: Bei den Life Sciences finden<br />
sich mehr Frauen, sowohl unter der Belegschaft<br />
als auch in der Projektleitung<br />
und den Führungspositionen – nicht<br />
berauschend, aber doch signifikant<br />
mehr als im IKT-Bereich. Es scheint<br />
einen Zusammenhang zwischen Frauenanteil<br />
und der Chance auf Leitungsarbeit<br />
zu geben.<br />
Sehen Sie eine gläserne Decke für<br />
Frauen, die Karriere machen möchten?<br />
Neubauer: Wir haben starke Kooperationen<br />
mit Universitäten. Und da ist es<br />
nach wie vor so, dass Professoren<br />
hauptsächlich männlich sind. Gerade<br />
im akademischen Bereich ist scheinbar<br />
noch sehr verankert, dass der Wissenschafter<br />
ein Mann ist …<br />
Wie wirkt sich die Frauenförderung auf<br />
das Einkommen der Frauen aus?<br />
Brauner: Wir haben nicht nur das Problem,<br />
dass es weniger Frauen in der Wissenschaft<br />
gibt, sondern auch noch die<br />
Einkommensunterschiede zu Männern,<br />
den sogenannten Gender Pay Gap. Bei<br />
den Life Sciences sind z. B. mehr Frauen<br />
dabei, aber die Einkommensunterschiede<br />
sind größer als in anderen Bereichen.<br />
Dieses Thema muss angegangen werden:<br />
In absoluten Zahlen macht die<br />
Lohndifferenz bei den ZIT-geförderten<br />
Projekten zwischen den durchschnittlichen<br />
Männer- und Frauenlöhnen in den<br />
Life Sciences 1.173 Euro aus, in den<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
dagegen „nur“ 449 Euro.<br />
Hofstätter: Und wir brauchen mehr<br />
Transparenz! Solange die Unternehmen<br />
nicht offenlegen müssen, wer wie viel<br />
verdient, geht das so weiter.<br />
Sie fordern offene Gehaltslisten?<br />
Brauner: Das ist eine Forderung. Zumindest<br />
bei den Ausschreibungen muss<br />
man vorher sagen, wie viel Mann/Frau<br />
dabei verdient. Aber bezüglich Transparenz<br />
ist unsere Frauenstadträtin dahinter,<br />
dass man da noch mehr Möglichkeiten<br />
hat. Als Personalstadträtin habe ich<br />
früher ja gesehen, dass den Frauen die<br />
Selbstverständlichkeit fehlt, mit welcher<br />
viele Männer Einkommenserhöhungen<br />
fordern – auf nichts hinauf nämlich!<br />
Frau Neubauer, wissen Sie, wie viel<br />
Ihre Kollegen verdienen – und wo<br />
stehen Sie da?<br />
Neubauer: Im Vergleich kann ich mich<br />
nicht beklagen. Ich weiß, wie viel die<br />
Männer verdienen – und es ist fair. Aber<br />
das Geheimnis um das Gehalt ist ein<br />
österreichisches Spezifikum.<br />
Was sagen die Befragten zum Thema<br />
Frauenquote?<br />
Hofstätter: Das Thema Quote spaltet<br />
die Frauen sehr: Die einen finden Quoten<br />
gut. Und es gibt ganz vehemente<br />
Gegnerinnen, weil viele glauben, dass<br />
Frauen aufgrund ihres Geschlechts und<br />
nicht der Qualifikation eine Stelle oder<br />
Beförderung bekämen. Wenn man ihnen<br />
aber erklärt, dass das ja nur bei gleicher<br />
Qualifikation passiert, dann haben wir<br />
<strong>Forschen</strong> & <strong>Entdecken</strong> Runder Tisch 19<br />
„Ich weiß nicht, ob eine<br />
Frauenförderung die Quote<br />
ersetzen kann. Denn die<br />
Quote greift dort, wo jetzt<br />
eine gläserne Decke ist.“<br />
Birgit Hofstätter, IFZ<br />
„Im akademischen Bereich<br />
ist noch sehr verankert,<br />
dass der Wissenschafter<br />
ein Mann ist. “<br />
Angela Neubauer, Biomay