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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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estehende Persönlichkeit zweifellos einen starken Einfluß auf<br />

Carolinens eigene Entwicklung geübt hat und die sie, trotz des<br />

Rivalitätsverhältnisses, in dem sie immer zu ihr stand, wie ein<br />

mächtiges Naturschauspiel anstaunte und bewun<strong>der</strong>te, ohne daß je<br />

im Ernst das Wort Freundschaft auf diese Beziehung gepaßt hätte.<br />

Carolinens erste Jugend freilich wurzelt mit ihrer Auffassung von<br />

Liebe und Freundschaft deutlich noch in <strong>der</strong> Epoche <strong>der</strong><br />

Empfindsamkeit. Aber bereits ihre frühesten Briefe an die<br />

Jugendfreundinnen verraten doch neben <strong>der</strong> lebhaften Empfindung,<br />

mit <strong>der</strong> sie alles ihr Begegnende auffaßt, eine eigentümliche<br />

Bewußtheit, Besonnenheit und fast unjugendlich kritische Schärfe,<br />

mit <strong>der</strong> sie den überkommenen Gefühlswerten entgegenarbeitet und<br />

alle ihre Beziehungen – höchst unempfindsam – auf den Boden <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit zu stellen sucht. Immer wehrt sie sich gegen alles<br />

Überkommene, Herkömmliche, nicht ganz und gar selbst Erfahrene<br />

und Erkannte. Alle romanhafte Schwärmerei weist sie von sich –<br />

schon in frühester Jugend. Wohl nie hat ein sechzehnjähriges<br />

Mädchen so kühl abwägend über seine erste Liebe gesprochen. „Ich<br />

bin nicht romanhaft genug zu sagen, daß ich nie einen an<strong>der</strong>en<br />

heiraten wolle wie ihn, nein ich überlasse mich so ganz, mit so ruhiger<br />

Seele <strong>der</strong> Führung Gottes, daß ich ohnmöglich unglücklich werden<br />

kann. Was soll ich mir in <strong>der</strong> Blüte des Lebens ängstliche Stunden<br />

machen? Ich will meinen Frühling genießen, erst sechzehn Jahr und<br />

mir vor Sorgen und Kummer graue Haare wachsen lassen, das ist<br />

meine Sache nicht.“<br />

Nein, gewiß, dies war niemals, war auch viel später und in weit<br />

schwereren Schicksalen nicht Carolinens Sache. Intensiv zu leiden hat<br />

sie immer abgewiesen. Diese erste Liebe freilich gehört zu den<br />

„Hirngespinsten“, von denen sie nicht lange darauf sagt, daß sie ihnen<br />

mit so weniger Mühe entsagte. Aber wenn dies junge Menschenkind<br />

die Ausdehnung und Stärke seiner Liebe schon, mitten in ihr<br />

befangen, so klar überblickt und mit ruhiger Selbstbesinnung in die

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