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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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Als 1929 dies Buch zum ersten Mal erschien, war unsere<br />

Stellung zur deutschen <strong>Romantik</strong> noch eine an<strong>der</strong>e als heute.<br />

Einerseits ist sie uns ferner und frem<strong>der</strong> durch die Verlorenheit,<br />

Skepsis und Nüchternheit unserer Zeit, an<strong>der</strong>erseits ist sie uns auch<br />

in einer bestimmten Weise wie<strong>der</strong> ein wenig näher gerückt. Zwar als<br />

<strong>der</strong> erste Weltkrieg vorüber war und alle bisherigen Werte bis in die<br />

Tiefe <strong>der</strong> Sprache hinein verän<strong>der</strong>t und zerrüttet hatte, war noch ein<br />

leiser Funke von <strong>Romantik</strong> in <strong>der</strong> damaligen Jugendbewegung<br />

erhalten. Es war aber auch noch etwas an<strong>der</strong>es aus dem ersten<br />

Weltkrieg übrig geblieben, ein neues vertieftes Wissen um den Tod.<br />

<strong>Mit</strong> dem Tode hat jede große Philosophie, alle große Dichtung<br />

begonnen, aber stets als mit <strong>der</strong> tragischen Seite des Lebens. Es blieb<br />

<strong>der</strong> deutschen <strong>Romantik</strong>, vor allem Novalis, vorbehalten, den Tod in<br />

trunkenen Hymnen als Quelle des Lebens zu besingen. So<br />

überwältigend schön und ergreifend diese Hymnen und Todesgesänge<br />

sind – es erfaßt uns ein Schauer, wenn wir von ihnen aus auf unsere<br />

Geschichte blicken, wie sie seitdem sich entwickelt hat und wie sie<br />

ohne das leidenschaftlich Irrationale und das Todeswissen aller<br />

<strong>Romantik</strong> niemals möglich gewesen wäre. Das Rätselhafte,<br />

Geheimnisvolle, wie es vor allem in den mystischen Romanen des<br />

Novalis und in den Märchen Tiecks und Brentanos, dann später zur<br />

Unheimlichkeit gesteigert in den Erzälungen E.T.A. Hoffmanns<br />

hervortritt, ist nur eine Überform des Irrationalen, das die ganze<br />

<strong>Romantik</strong> durchherrscht. Das letzte, unauflösbar Irrationale aber ist<br />

<strong>der</strong> Tod.<br />

Schon in die erste <strong>Romantik</strong>, von <strong>der</strong> dies Buch Zeugnis<br />

abzulegen versuchte, strömten durch die Übermacht des Irrationalen<br />

von vielen Seiten zugleich gottfremde dämonische Mächte ein. Das<br />

bestürzende Wort des blutjungen Friedrich Schlegel „Die Wahrheit ist<br />

nicht schön, son<strong>der</strong>n häßlich“, das sich aller bisherigen deutschen<br />

Philosophie, <strong>der</strong> prästabilierten Harmonie eines Leibnitz, dann dem

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