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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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graziöser, schmiegsam leichter und feiner, lebendig vermitteln<strong>der</strong><br />

Geistesart, zu <strong>der</strong> bedächtig ordnenden Breite seines Wesens, ein<br />

dunkler, schwerer, leidenschaftlicher, rein aus <strong>der</strong> Tiefe leben<strong>der</strong><br />

Geist, in dem eine vom geschichtlichen Leben gestellte Aufgabe um<br />

ihre unmittelbare Lösung rang.<br />

In ihm selbst: dem leidenschaftlichen Sucher einer neuen<br />

lebendigen Wahrheit – spielte sich eine geschichtliche Katastrophe ab:<br />

die beginnende Entzweiung von Wahrheit und Schönheit. – <strong>Mit</strong><br />

Entsetzen erkannte er – und er zuerst in <strong>der</strong> deutschen<br />

Geistesgeschichte – daß die Wahrheit nicht schön und erlösend,<br />

son<strong>der</strong>n furchtbar und abschreckend ist und darum geflohen wird.<br />

„Was ist schrecklicher als die Wahrheit im allgemeinen und<br />

einzelnen?“ ist seine Frage – und „weswegen“, fragt er schmerzlich,<br />

„flieht man mich, als weil ich wahrer bin, als man sein darf?“<br />

Jahrelang stand dieser zwischen den auseinan<strong>der</strong>strebenden<br />

Kräften seines Wesens hülflos umgetriebene, vom Kampf <strong>der</strong><br />

geschichtlichen Mächte ganz persönlich ergriffene junge Mensch stets<br />

am Rande des Selbstmords. Der Zerfall <strong>der</strong> in ihm selbst<br />

auseinan<strong>der</strong>gefallenen Lebenshälften wurde ihm zum Grundproblem<br />

des Daseins überhaupt. Überall erkannte er darum in den<br />

Beziehungen <strong>der</strong> Menschen die Lüge, die Halbwahrheit; in allem<br />

Menschlichen sah er, daß etwas nicht stimmte, daß die Schönheit<br />

nicht mehr wahr, die Wahrheit nicht mehr schön war; und so stieß er<br />

mit einer Leidenschaft wie kein an<strong>der</strong>er Mensch seiner Zeit an das<br />

Problem <strong>der</strong> im Leeren hängenden Existenz. In seiner Fragestellung,<br />

seinem qualvollen Kampf um eine neue lebendige Wahrheit, war er<br />

durchaus unromantisch; mit ihr stieß er in eine spätere Zeit vor; die<br />

Lösung aber, die er erstrebte, war echt romantisch; denn er rang um<br />

eine Wie<strong>der</strong>versöhnung von Wahrheit und Schönheit in Denken und<br />

Leben. Aber während seine Gedanken unablässig an <strong>der</strong> Versöhnung<br />

von Wahrheit und Schönheit bauten, während er sie denkend im

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