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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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Geisteslebens, <strong>der</strong>en Keim er gelegt hatte. Er war <strong>der</strong> einzige Gelehrte<br />

Berlins, <strong>der</strong> zu jener Zeit ein Haus ausmachte. Während die an<strong>der</strong>en<br />

Gelehrten noch ihr Leben in die Geistigkeit ihres Studierzimmers und<br />

eine öde Bierstubengeselligkeit, von <strong>der</strong> die <strong>Frauen</strong> ausgeschlossen<br />

waren, eingeteilt hatten, versammelte <strong>der</strong> schlichte Kaufmann Moses<br />

Mendelssohn bereits alles um sich, was in Berlin am Geist teil hatte,<br />

und es gab kaum einen durchreisenden Gelehrten, <strong>der</strong> sich nicht bei<br />

ihm einführen ließ. Auch die <strong>Frauen</strong> seiner Umgebung bildete er zur<br />

Teilnahme an solcher höheren Form <strong>der</strong> Geselligkeit aus; und seine<br />

begabten Töchter und ihre Freundinnen verehrten ihn als die höchste<br />

Instanz des Geistes und des Herzens.<br />

Wurde so die geistige wie die religiöse Atmosphäre des<br />

Elternhauses für Dorotheas ganz spätere Entwicklung bestimmend, so<br />

wurde auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> noch nicht ganz ausgetragene<br />

Gegensatz in ihres Vaters Weltanschauung ihr zum Verhängnis. Denn<br />

nachdem Moses Mendelssohn mit <strong>der</strong> eisernen Kraft eines großen<br />

Geistes und eines eminenten Willens sich und sein Volk aus <strong>der</strong><br />

Befangenheit <strong>der</strong> ursprünglichen Lebensauffassung herausgearbeitet<br />

hatte, wurde diese an einem entscheidenden Punkte seines<br />

persönlichen Lebens doch noch einmal über ihn Herr: als er seine<br />

durch ihn zu voller geistiger Freiheit ausgebildeten Töchter ganz jung<br />

ohne ihre persönliche Zustimmung an Männer seiner Wahl<br />

verheiratete. Er mochte aus seiner stets beschränkten pekuniären<br />

Lage heraus zu sehr den Wunsch haben, sie für ihr äußeres Leben<br />

sicher zu stellen, auch unbedingt seiner eigenen reifen<br />

Menschenkenntnis vertrauen; aber er verkannte damit die Macht des<br />

Geistes, den er selbst heraufbeschworen hatte.<br />

In frühester Jugend gab Moses Mendelssohn seine älteste,<br />

hochbegabte Tochter einem Mann zur Ehe, <strong>der</strong> zwar, wie sich vor<br />

allem späterhin zeigte, die ganze Rechtschaffenheit und Vornehmheit<br />

des edlen Juden besaß, <strong>der</strong> aber geistig zur Zeit ihrer Heirat weit<br />

unter dem Niveau ihres väterlichen Hauses und unter ihrem eigenen

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