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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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und vernichtet wie diese zarte Frau – die übermenschliche Kraft <strong>der</strong><br />

innersten Richtung bewahrt wie Caroline?<br />

Schelling kehrte nach Jena zurück, und nun beginnt ein<br />

herzzerreißen<strong>der</strong> Briefwechsel, <strong>der</strong> in den uns erhaltenen Briefen<br />

Carolinens den Abgrund eines Schicksals aufdeckt, das uns erbeben<br />

läßt.<br />

Wir besitzen Schellings Briefe aus jener Zeit nicht: die ihren an<br />

ihn sind ein einziges Ringen um seine Seele. Furchtbar erhebt sich<br />

offenbar jetzt erst, nach dem Tode <strong>der</strong> Braut, vor Schellings<br />

wahrhaftiger Seele die Pflicht und Qual <strong>der</strong> unvermeidbaren<br />

Entscheidung. Das Gefühl, dem geliebten toten Kinde die Treue<br />

gebrochen zu haben, bringt ihn zur Verzweiflung. Nach dem Abschied<br />

von Caroline will er Hand an sich selbst legen. Sie aber, die selbst<br />

Gebrochene, bietet alle Kräfte ihres Lebens und ihrer Liebe auf, ihn im<br />

Leben zu erhalten. Sie zwingt ihn zu sich und zu seiner Liebe zurück.<br />

Sie schreibt an Goethe und beschwört ihn, in dem sie den stärksten,<br />

den einzigen Bundesgenossen im Ringen um Schellings Leben sieht,<br />

ihr zu helfen. Und im tiefsten wehesten Jammer faßt sie doch zugleich<br />

schon mit unbeirrbar fester Hand die Fäden ihres und seines<br />

Schicksals und wirrt sie auseinan<strong>der</strong>.<br />

Erschütternd ist es zu sehen, wie sie, die Mutter, in all ihrem<br />

Gram um das gestorbene Kind den Gedanken an eine Untreue, <strong>der</strong><br />

Schelling zerreißt, zurückweist, wie sie den Haß, den sie in seiner<br />

Seele gegen sich aufsteigen fühlt, mit <strong>der</strong> sanften Beharrungskraft<br />

ihres Wesens auflöst, wie auch hier noch inmitten eines Schicksals,<br />

das mit dem Grauen des schwersten Fluches droht, jene letzte<br />

innerste Festigkeit ihres Kernes sich gegen die von allen Seiten<br />

andrängende Zerstörung behauptet und sie besiegt.<br />

So vermag sie mit zerrissenem Herzen den Geliebten zu trösten,<br />

vermag sie ihm zu trotzen: und klarer als in allen an<strong>der</strong>en Worten<br />

Carolinens enthüllt sich uns in diesen ihre Überzeugung von <strong>der</strong> Liebe<br />

als <strong>der</strong> einzigen unfehlbaren Richtschnur des Lebens: „Ach, störe

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