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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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in Weißenfels unterlassen hatte, die ersehnte Bekanntschaft von<br />

Novalis zu machen. „Hätte ich seine Bekanntschaft machen können,<br />

ohne daß er die meine hätte machen müssen, so wäre es angegangen.<br />

Dann gehört auch einiges – Selbstbewußtsein – will ich es nennen<br />

dazu, um jemand so zu sich zu rufen, um ihn zu besehen. Eine solche<br />

edle Dreistigkeit haben nur schöne <strong>Frauen</strong>, o<strong>der</strong> sollten nur diese<br />

haben.“ Ein solches Wort enthüllt ganze sonst tief verborgene<br />

Lebenszusammenhänge, läßt in die Ursprünge von Eigenschaften<br />

blicken, die dem Schreiber selbst selten bewußt sind. Dorothea fehlte<br />

immer die ursprüngliche Lebenssicherheit, Freiheit und<br />

Unbefangenheit, wie sie Caroline im Verkehr mit den Menschen<br />

natürlich war. Sie wog und prüfte, was für sie angängig , zulässig war.<br />

Niemals und nirgends schlug sie so fraglos, so frei, so unmittelbar<br />

pflanzenhaft im Leben Wurzel wie Caroline.<br />

Wir lernen die junge Dorothea aus ihren Briefen erst kennen, als<br />

sie bereits Frau und Mutter ist. Ihre Jugendbriefe an ihren Freund<br />

Gustav von Brinckmann, auch an die jüngere Schwester haben fast<br />

alle neben einer ursprünglichen Wärme und Güte durch ihre<br />

schonungslose Aufrichtigkeit zugleich etwas Hartes, fast Bitteres –<br />

einen Klang, <strong>der</strong> sich später in ihrem Leben immer mehr verliert. Was<br />

uns aber bereits an diesen frühen Briefen am stärksten berührt, ist<br />

die große Mütterlichkeit ihres Wesens. Das Verhältnis, das sie zuerst<br />

in seiner Realität lebte, ist in ihrem Empfinden immer das<br />

Entscheidende geblieben.<br />

„Seitdem ich Mutter bin, kann ich nicht mit Ruhe an den Tod<br />

denken“, schreibt sie einmal. Vergleicht man mit dieser Äußerung die<br />

Worte Carolinens beim Tode ihres ersten Kindes: diese gewaltsame<br />

kämpfende Konzentrierung auf die eigene Form – so erkennt man<br />

sofort, einen wie an<strong>der</strong>en Raum in Dorotheas Leben die Mutterschaft<br />

einnahm. Wenn zu Carolinens Wesen ein wahrhafter Zugang nur<br />

durch die erotische Beziehung zu gewinnen war – wenn daher in je<strong>der</strong><br />

ihrer Freundschaften, in jedem ihrer Verhältnisse zu Menschen, selbst

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