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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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uhendes Menschenleben, son<strong>der</strong>n ein rein weibliches Schicksal<br />

gehabt: die liebende Verlegung des eigenen Lebenszentrum in ein<br />

fremdes.<br />

Und schließlich hat auch die Herkunft bei<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> die<br />

Verschiedenheit ihrer Schicksale unterstützt und mitbestimmt, indem<br />

sie ihnen die ungleichsten Güter ins Leben mitgab. Gemeinsam ist<br />

ihnen nur das hohe geistige Niveau <strong>der</strong> frühesten Jugendzeit. – Aber<br />

das von Dorotheas Jugend lag persönlich weit höher, sozial weit tiefer<br />

als das Carolinens. So machte das Elternhaus Carolinens sie im<br />

Sozialen wie im Geistigen frei zu sich selbst, während das Dorotheas<br />

sie von beiden Seiten her band, geistig durch die übermächtige<br />

Persönlichkeit ihres Vaters, sozial durch seine Eingeengtheit.<br />

Dorothea ist als die älteste Tocher Moses Mendelssohns in Berlin<br />

1764, ein Jahr später als Caroline, geboren. Die Tochter dieses<br />

außerordentlichen Mannes zu sein, war bereits ein Schicksal für sich,<br />

und es hat sich im Leben Dorotheas auch so ausgewirkt.<br />

Moses Mendelssohn hatte als einziger Mensch für die deutschen<br />

Juden kaum weniger getan als die französische Revolution für die<br />

Frankreichs. Er hatte sie durch seine persönliche Geistesmacht aus<br />

einer unwürdigen äußeren und inneren Lage befreit und dem<br />

jüdischen Geist die Tore <strong>der</strong> deutschen Bildung geöffnet. Damit hatte<br />

er zugleich das Doppelschicksal des deutschen Judentums besiegelt.<br />

Ihm selbst gelang für seine Person noch die Versöhnung von<br />

deutschem und jüdischem Geist; er blieb gesetzestreuer Jude; freilich<br />

keineswegs mehr im alten streng ausschließlichen Geist, son<strong>der</strong>n im<br />

Sinne <strong>der</strong> erwählten Hochhaltung des einen ererbten <strong>der</strong> drei<br />

gleichwertigen Ringe. Obwohl er noch ganz an den alten Bräuchen<br />

festhielt und seine Kin<strong>der</strong> im jüdischen Glauben erzog, war doch<br />

schon das Judentum Mendelssohns im Grunde eine reine<br />

Vernunftreligion, in dem die tief verpflichtende geschichtliche Basis<br />

sich aufgelöst hatte. Der nahe Freund Lessings, das Urbild seines<br />

Nathan, <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> aus Liebe zur deutschen Sprache sein Leben in

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