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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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Schelling und Caroline nach <strong>der</strong> Trennung eines halben Jahres in<br />

Jena sich wie<strong>der</strong>treffen wollen, da heißt es in Carolinens letztem<br />

Briefe vorher: „Wenn Dir meine Sehnsucht Freude machen kann, so<br />

darfst Du triumphieren, denn sie zerreißt, sie verzehrt mich, ich muß<br />

eilen, dieses zu enden.“ – –<br />

Caroline bangte nach all den zerstörenden Stürmen, die über sie<br />

hingegangen waren, nach Ruhe. Der schwerr gefaßte Entschluß zur<br />

Scheidung von Schlegel war <strong>der</strong> letzte Sturm in ihrem Leben. Vom<br />

Augenblick ihrer Verbindung mit Schelling an herrscht in ihm<br />

vollkommene Ruhe. Je<strong>der</strong> ihrer Briefe drückt diesen Frieden aus. In<br />

Leben und Arbeit mit ihm in den Zusammenhängen seines Denkens,<br />

die ihr als Heiligtum am Herzen lagen, erblühte sie noch einmal zu<br />

ihrer letzten stilleren und überschwänglichsten Blüte.<br />

Caroline tritt in <strong>der</strong> Zeit, seit sie Schelling fand, öfter das seit<br />

ihrer Kindheit nichtmehr gebrauchte Wort Gott auf die Lippen. Gewiß<br />

ist sie nicht im eigentlichen Sinne gläubig geworden. Aber ihr Leben<br />

war über seinen Rand getreten, und was auch die sterbliche Gestalt<br />

des Geliebten ihr nicht mehr an Trost und Versöhnung zu geben<br />

vermochte, das gab ihr seine Welt, sein Bekenntnis, seine Sprache.<br />

Wohl verläßt uns niemals das Gefühl, daß Caroline mit dem<br />

Bekenntnis zu Schellings Gott die ihr eigenste Sphäre des wahnlos<br />

Wirklichen verlassen hat. Dieser Gott war nicht ihr Gott. Dafür aber<br />

legt ihr Bekenntnis zu ihm Zeugnis ab, daß die beiden Seelen<br />

ineinan<strong>der</strong> geströmt waren. Was Schelling Gott nannte, das vermochte<br />

auch sie so zu nennen, und mit diesem Worte traten sie gemeinsam<br />

unter eine Macht, <strong>der</strong> sie das Untragbare ihres Schicksals<br />

anheimgaben. Aber nicht allein die Liebe – auch <strong>der</strong> Tod brachte<br />

Caroline diesen Allgott, <strong>der</strong> nicht wie <strong>der</strong> ihre allein <strong>der</strong> Gott ihres<br />

Lebens war, näher. Sie hat seit dem Tod ihres letzten und liebsten<br />

Kindes nie mehr ganz im Leben Wurzel geschlagen. Und Schellings<br />

Liebe mag um so tiefer gewesen sein, als er fühlte, daß nur durch sie<br />

dies geliebte Leben auf Erden festgehalten wurde.

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