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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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Das äußere Leben <strong>der</strong> Eheleute bot zu jener Zeit nach dem<br />

Zeugnis von Henriette Herz kein Bild <strong>der</strong> Uneinigkeit dar. Aber<br />

Dorothea verzehrte sich und schien den Freunden so unglücklich, daß<br />

Henriette Herz selbst mit ihr von einer Scheidung sprach. Dorothea<br />

wollte jedoch nichts davon hören, weil sie um keinen Preis den Ihrigen<br />

und vor allem ihrem damals noch lebenden Vater diesen Schmerz<br />

bereiten wollte.<br />

Als sie aber dann nach dreizehnjähriger Ehe im Hause <strong>der</strong><br />

Henriette Herz den um acht Jahre jüngeren Friedrich Schlegel<br />

kennenlernte, da erst erfüllte sich ihr Schicksal. Ihr ganzes Leben<br />

schoß wie ein starker lebendiger Brunnen empor und überströmte<br />

und verwandelte mit einem Schlage alles um sie her. Eine Welt von<br />

Glut, Wahrheit und Ewigkeit brach über sie herein. Ihren starken<br />

unerfüllten Sinnen nicht weniger als ihremleidenschaftlichen Durst<br />

nach einem wahreren, erfüllteren Leben, nach lebendiger Bildung,<br />

gelebter Dichtung trat die Gestalt dieses Mannes wie eine Offenbarung<br />

des Lebens selbst entgegen. Es war undenkbar, daß sie noch die alte<br />

Ehe, wenn auch nur in den äußerlichsten Formen, weiterführen<br />

konnte. Wie ein Aufschrei <strong>der</strong> Erlösung klingt ihr Brief an<br />

Brinckmann im Februar 1799, drei Wochen nach <strong>der</strong> Scheidung von<br />

Veit: „Kaum fühlte ich mich noch recht – noch bis jetzt ist es mir wie<br />

einem, <strong>der</strong> lange eine große Last getragen, er glaubt sie noch zu<br />

fühlen, nachdem er ihrer schon längst entledigt ist. Jetzt bin ich, was<br />

ich längst hätte sein sollen, lieber Freund! Jetzt bin ich glücklich und<br />

gut – keine Gruselei mehr, keine Beschämung; vielleicht würden Sie<br />

mich auch nicht mehr so hart finden, ich lebe im Frieden mit allem,<br />

was mich umgibt!“ – Nicht in blin<strong>der</strong> Leidenschaft, nicht besinnungsund<br />

rücksichtslos also, aber auch keineswegs aus reiner Aufopferung<br />

ihrer Existenz für Friedrich, wie es meist dargestellt wird, hat<br />

Dorothea diesen Schritt getan, ist sie dem Geliebten gefolgt: son<strong>der</strong>n<br />

aus einer Liebe, an <strong>der</strong> ihr erst vollkommen klar wurde, in einem wie<br />

unwürdigen Verhältnis sie lebte. Von dieser Liebe aus konnte es für

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