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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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lernten. Und so ging in all die Arbeit geistigen Verstehens dieses<br />

Neuen, das sie als ihr Eigenes erkannten, die ganze lebendige<br />

Unmittelbarkeit und leidenschaftliche Subjektivität dieser jungen<br />

<strong>Frauen</strong> und ihre ganze zurückgedrängte Sehnsucht nach einem<br />

wahreren schöneren Leben ein. Dadurch wohnte eine innere<br />

Schwungkraft in dieser Geistigkeit, die sie zum Zentrum und zum<br />

Keim eines neuen und eigenartigen geselligen Lebens werden ließ, das<br />

vom Traum und Feuer junger Herzen glühte. „Und daß ich es nur<br />

gestehe“, sagt Henriette Her in ihren Erinnerungen, „wir hatten<br />

damals alle selbst einige Lust Romanheldinnen zu werden; keine von<br />

uns, die nicht damals für irgendeinen Helden o<strong>der</strong> eine Heldin aus<br />

den Romanen <strong>der</strong> Zeit schwärmte, und obenan stand darin die<br />

geistreiche, mit feuriger Einbildungskraft begabte Tochter<br />

Mendelssohns, Dorothea. Aber auch an Wissen und geistiger Fähigkeit<br />

stand sie obenan.“<br />

Wir sehen bereits den genauen Gegensatz zu Caroline. Dorothea,<br />

die man nicht mit Unrecht als nüchterne Berlinerin charakterisiert<br />

hat, schwärmte, hatte Lust, eine Romanheldin zu werden, lebte in <strong>der</strong><br />

Sphäre des Romanhaften, die Caroline in aller rauschhaften<br />

Lebendigkeit ihres Wesens von frühester Jugend an und selbst in<br />

ihrer ersten keimenden Liebe mit aller Energie abgewiesen hatte. Dies<br />

war ebensosehr durch ihre an<strong>der</strong>e Geistesart wie durch ihr an<strong>der</strong>es<br />

Schicksal bestimmt. Während Caroline von früh auf Art und Form<br />

ihres Lebens frei wählte und so alle ihre Träume in das Wirkliche<br />

einströmen ließ, war es bei Dorothea zweifellos die frühe Fesselung<br />

ihres realen Lebens, die die Sphäre ihrer Träume in selbständiger<br />

Form sich von ihr ablösen ließ. Dorothea war ganz jung wi<strong>der</strong> Willen<br />

gebunden; ihr blieb nichts, als aus ihrer unwillkommenen Ehe wie<br />

aus einem dunklen Gefängnis sich hinauszuträumen in ein<br />

unwirkliches, schönes und blühendes Leben. Wir finden in Carolinens<br />

erster Ehe, obwohl sie viel später und aus freier Wahl geschlossen<br />

war, verwandte Elemente; dennoch nahmen Carolinens Träume

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