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Margarete Susman Frauen der Romantik Mit zahlreichen ...

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jammert, daß nun niemand mehr abends mit ihr spazieren gehe –<br />

Carolinens Worte zu lesen: „Du weißt, ich folge Dir, wohin Du willst;<br />

denn Dein Tun und Lassen ist mir heilig, und im Heiligtum dienen –<br />

in des Gottes Heiligtum – heißt herrschen auf Erden.“<br />

So faßte Caroline schon damals ihre Beziehung zu dem geliebten<br />

Mann auf, als sie zweifellos daran dachte, das Schicksal ihres Kindes<br />

in seine Hände zu legen. In ihrer Liebe zu diesen beiden Menschen,<br />

den einzigen, die sie wirklich ganz und gar geliebt hat, hatte offenbar<br />

keine selbstsüchtige Erwägung, aber auch kein Bedenken irgendeiner<br />

Art Raum. So sehr war Carolinens ganzes Wesen in diesem Gefühl<br />

aufgelöst, daß die Frage nach einer bestimmten Form dieser Liebe<br />

offenbar ganz vor ihrer allmächtig herrschenden Gegenwart<br />

zurücktrat.<br />

Denn Caroline erlebte in <strong>der</strong> Liebe zu Schelling etwas, was ihr<br />

bis dahin trotz aller Erlebnisse und Schicksale fremd geblieben war<br />

und was nur den ganz Seltenen unter den Menschen überhaupt<br />

beschieden ist: daß über Glück und Unglück hinweg die tiefste Frage<br />

ihres Wesens in einer an<strong>der</strong>en Seele ihre Antwort fand. Nichts war in<br />

dieser Liebe vergeblich, nichts ging ins Leere. Kein<br />

Aneinan<strong>der</strong>vorbeireden, Vorbeigehen, wie in fast je<strong>der</strong> menschlichen<br />

Beziehung war in ihr: was <strong>der</strong> eine empfand und aussprach, fand<br />

seinen unmittelbaren reinen Wi<strong>der</strong>hall im Herzen des an<strong>der</strong>en. Es war<br />

die wun<strong>der</strong>barste wechselseitigste Erfüllung. Indem Carolinens Leben<br />

in <strong>der</strong> Welt Schellings Wurzel schlug, wurde diese Welt für ihn erst zur<br />

aus einem festen <strong>Mit</strong>telpunkt beseelten Welt. In Schellings Erkennen<br />

war Carolinens innerstes Wesen mit Namen genannt; in Carolinens<br />

Wesen war Schellings tiefste Ahnung vom Mysterium irdischer<br />

Göttlichkeit bestätigt.<br />

Diese Liebe war nicht mehr Leidenschaft. Still und wie nach<br />

einem unabän<strong>der</strong>lichen Gesetz strömte aus Carolinens gereifter Seele<br />

die Fülle ihrer Liebe dem jungen Genius entgegen. Nicht an<strong>der</strong>s als

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