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33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern

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Fakten, Tendenzen, Hilfen


Fakten – Tendenzen – Hilfen<br />

Herausgeber:<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />

Alter Hof 2<br />

80331 München<br />

Telefon 089/210140-0<br />

Telefax 089/210140-40<br />

E-Mail landesstelle@blfd.bayern.de<br />

Internet www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de<br />

Redaktion:<br />

Dr. Wolfgang Stäbler<br />

Grafisches Konzept:<br />

Büro Gerw<strong>in</strong> Schmidt, München<br />

Satz:<br />

Eva-Maria Fleckenste<strong>in</strong><br />

Druck:<br />

Lipp GmbH, Graphische Betriebe,<br />

81477 München<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Titelfoto:<br />

Ballonmuseum Gersthofen: Nachbau der Ballongondel, die Baron<br />

von Lütgendorf 1786 bei se<strong>in</strong>em gescheiterten Startversuch <strong>in</strong><br />

Gersthofen benutzte.<br />

München, im August 2004<br />

ISSN 0944-8497


Inhalt<br />

Editorial<br />

Dr. York Langenste<strong>in</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3<br />

Museumsporträt<br />

„Dem Himmel so nah...” Die Erweiterung der Dauerausstellung<br />

im Ballonmuseum Gersthofen (Astrid Pellengahr) . . . . Seite 4<br />

Das Isergebirgs-Museum Neugablonz. Industrie- und Kulturgeschichte<br />

zwischen Nordböhmen und Allgäu (Eva Haupt)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11<br />

Das Museum Barockschule <strong>in</strong> Volkach. Regionalmuseen als<br />

„Basiscamps für Zukunftsexpeditionen“ (Jochen Ramm<strong>in</strong>g/<br />

Dagmar Stonus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16<br />

Gewehrkamera und Prachturkunden. Die neue Ausstellung<br />

„Geschichte des Deutschen Museums“ (Stefan Siemer) Seite 21<br />

Die Römer <strong>in</strong> neuem Licht. Zur Umgestaltung der Abteilung<br />

„Römerzeit“ im Historischen Museum Regensburg<br />

(Ingrid Jütt<strong>in</strong>g/Christof Flügel/Andreas Boos) . . . . . . Seite 26<br />

Museumspädagogik<br />

Holzdetektive und andere Schnüffelnasen. Neue Angebote im<br />

Holztechnischen Museum Rosenheim und Holzknechtmuseum<br />

Ruhpold<strong>in</strong>g (Doris Hefner/Michaela Breil) . . . . . . . . Seite 30<br />

21. Konferenz des Verbandes der Europäischen Freilichtmuseen,<br />

Schottland 31.8.-7.9.2003 (Georg Waldemer) . . . . . Seite 49<br />

Treffen der Leiter der bayerischen Freilichtmuseen, Glentleiten<br />

27.10.2003 (Kilian Kreil<strong>in</strong>ger) . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 51<br />

„Kulturelle Tradition als lebendiges Erbe“. Der <strong>in</strong>ternationale<br />

Museumstag 2004 <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (Wolfgang Stäbler) . . . Seite 52<br />

Mehr gezeigt als geredet. 15. Österreichischer Museumstag,<br />

Innsbruck 25.-27.9.2003 (Albrecht A. Gribl) . . . . . . Seite 55<br />

Volkskunde als Bildwissenschaft. Tagung 15.-18.2.2004<br />

(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 57<br />

Neue Bücher (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . Seite 59<br />

Museumseröffnungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> . . . . . . . . . . . . . . . Seite 61<br />

Sonderausstellungen bayerischer <strong>Museen</strong> . . . . . . . . . Seite 63<br />

Publikationen rund um die bayerischen <strong>Museen</strong> . . . . Seite 69<br />

Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 72<br />

„Jungste<strong>in</strong>zeit erleben“ und „Reden, wie e<strong>in</strong>em der Schnabel<br />

gewachsen ist“. Museumspädagogische Programme im Museum<br />

Adlhoch-Haus, Altdorf (Monika Weigl/Markus Tremmel)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34<br />

Zielgruppe K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Neue Angebote<br />

(Hannelore Kunz-Ott) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 35<br />

Aktuelles/Berichte<br />

Barrierefrei <strong>in</strong> Ausstellungen und <strong>Museen</strong>. E<strong>in</strong> neues<br />

Vermittlungskonzept ermöglicht sehbeh<strong>in</strong>derten, bl<strong>in</strong>den<br />

und gehörlosen Menschen, Ausstellungen zu erleben<br />

(Doris Prenn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 36<br />

Barrierefreie Internetseiten. E<strong>in</strong>e nette Geste oder e<strong>in</strong> Muss für<br />

<strong>Museen</strong>? (Ilka Knöpfel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 38<br />

MuseumPlus. Zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Museumsmanagement-<br />

Systems (Viktor Pröstler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 40<br />

MuseumPlus im E<strong>in</strong>satz. Zwei Erfahrungsberichte aus bayerischen<br />

<strong>Museen</strong> (Anjalie Chaubal; Hans Eich<strong>in</strong>ger/Ernst Höntze)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 41<br />

Industriekultur im Museum. 12. Tagung bayerischer, böhmischer<br />

und sächsischer Museumsfachleute, Chemnitz 17.-19.9.2003<br />

(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 43<br />

Jahrestreffen des Arbeitskreises für Hausforschung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />

Kempten 2.6.2003 (Georg Waldemer/Ariane Weidlich)<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 46


Editorial 3<br />

Die Leser von „Museum heute“ haben auf die vorliegende<br />

Ausgabe länger warten müssen. Wenn sie das Heft aufblättern,<br />

wissen Sie warum: Das seit 1990 vertraute Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

hat sich verändert, zwar nicht grundlegend, aber doch deutlich<br />

wahrnehmbar. Es g<strong>in</strong>g uns weniger darum, dem Zeitgeschmack<br />

zu huldigen: So haben wir die Gestaltung des <strong>Umschlag</strong>s und die<br />

Leitfarbe Grau beibehalten als e<strong>in</strong> Konzept, das vielleicht schon<br />

etwas <strong>in</strong> die Jahre gekommen ist, dabei aber nicht schlecht überlebt<br />

hat.<br />

Ziel der Überarbeitung war mehr Übersichtlichkeit der <strong>in</strong>haltlichen<br />

Gliederung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er professionelleren graphischen<br />

Gestaltung: E<strong>in</strong>e neue – wir hoffen gut lesbare – Schrift<br />

soll zusammen mit e<strong>in</strong>em flexibleren Layout dazu beitragen, den<br />

Inhalt lebendiger und anregender als bisher zu vermitteln.<br />

Vielleicht hätten Sie sich gewünscht, dass sich die Farbigkeit<br />

der bayerischen Museumslandschaft auch <strong>in</strong> farbigen Abbildungen<br />

spiegelt, und etwa auch bei der Wiedergabe technischer<br />

Abbildungen hätte Farbe als wesentlicher Informationsträger die<br />

Vermittlung erleichtern können. Die gebotene Sparsamkeit bei der<br />

Produktion des Hefts hat aber den Verzicht auf Farbe notwendig<br />

gemacht: Die Differenzierung der Grautöne der Schrift ist zwar<br />

ke<strong>in</strong> Ersatz dafür, trägt aber doch zu e<strong>in</strong>em lebendigeren Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

bei. Aus Kostengründen entsteht auch das Layout bei<br />

uns im Haus am Arbeitsplatz von Eva-Maria Fleckenste<strong>in</strong>, die sich<br />

dankenswerterweise bereit erklärt hat, die graphische Gestaltung<br />

der Beiträge <strong>in</strong> „Museum heute“ zu übernehmen.<br />

Die Neukonzeption von „Museum heute“ fällt mehr oder<br />

weniger zusammen mit dem Umzug der Landesstelle aus unseren<br />

bisherigen Räumen an der Wagmüllerstraße nahe dem Bayerischen<br />

Nationalmuseum <strong>in</strong> den Burgstock des Alten Hofes: Untergebracht<br />

im Herzen der Münchner Altstadt am Standort der ehemaligen<br />

Kaiserresidenz Ludwigs des <strong>Bayern</strong> s<strong>in</strong>d wir nun an das<br />

Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als unser „Mutterhaus“<br />

wieder bis auf Sichtweite herangerückt.<br />

Gleichzeitig haben sich unsere Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den<br />

von Herrn Staatsm<strong>in</strong>ister Dr. Thomas Goppel bei der E<strong>in</strong>weihung<br />

am 16. Januar offiziell übergebenen Räumen spürbar verbessert.<br />

An den neuen Arbeitsplätzen im Alten Hof verfügen wir über die<br />

Möglichkeiten zeitgemäßer Kommunikationstechnik: Gerade die<br />

Nutzung des E-Mail-Verkehrs erleichtert den Kontakt zu unseren<br />

Partnern und erlaubt es nun, kurzfristig auf Anfragen zu reagieren.<br />

Mit dem Umzug hat sich das Spektrum der Aufgaben der<br />

Landestelle durch den Aufbau und die Eröffnung des <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t<br />

museen & schlösser <strong>in</strong> bayern erweitert. Dieses „Schaufenster“<br />

der bayerischen <strong>Museen</strong> im Alten Hof macht <strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />

die kulturelle Vielfalt <strong>Bayern</strong>s sichtbar. Über die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Beratung h<strong>in</strong>aus können Informationen über die bayerischen<br />

<strong>Museen</strong> und Schlösser und ihre aktuellen Angebote über Term<strong>in</strong>als<br />

im <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t recherchiert und abgerufen werden. Aber auch<br />

zu Hause können Sie über www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de erfahren,<br />

was <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>s <strong>Museen</strong> los ist.<br />

Bei dieser Gelegenheit e<strong>in</strong>e Bitte: Wir können nur über<br />

<strong>Museen</strong> und Museumsveranstaltungen berichten, zu denen<br />

uns Informationen vorliegen. Redaktionelle Beiträge gehen an<br />

Dr. Wolfgang Stäbler, der als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

für die Redaktion von „Museum heute“ verantwortlich<br />

ist. Darüber h<strong>in</strong>aus brauchen wir Ihre Unterstützung, damit der<br />

von Richard Quaas geleitete <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>e Aufgabe als Zentrum<br />

des Netzwerks der bayerischen <strong>Museen</strong> und Spiegel ihrer Aktivitäten<br />

optimal erfüllen kann.<br />

Aktuelle Informationen erreichen uns am schnellsten per<br />

E-Mail (<strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t@museen-<strong>in</strong>-bayern.de) oder per Fax (089-<br />

210140-55). Prospekte und sonstige Sendungen übermitteln Sie<br />

bitte an <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t museen & schlösser <strong>in</strong> bayern, Alter Hof 1,<br />

80331 München.<br />

Editorial<br />

York Langenste<strong>in</strong><br />

Staatsm<strong>in</strong>ister Dr. Thomas Goppel und Dr. York Langenste<strong>in</strong> bei<br />

der E<strong>in</strong>weihung der Räume der Landesstelle im Burgstock des<br />

Alten Hofes.


Museumsporträt 4/5<br />

Am 9. Mai 2003 eröffnete die Stadt Gersthofen den Erweiterungsbau<br />

ihres seit 1985 betriebenen Ballonmuseums. Der<br />

moderne Neubau, der neben dem Museum auch die Stadtbibliothek<br />

beherbergt, bietet rund 900 m² Ausstellungsfläche. Dadurch<br />

wurde das bisher nur 125m² umfassende Museum deutlich erweitert<br />

und kann nun se<strong>in</strong>er Bedeutung und se<strong>in</strong>em Anspruch als<br />

weltweit e<strong>in</strong>ziges Ballonmuseum mit e<strong>in</strong>em besucherorientierten<br />

neuen Konzept gerecht werden.<br />

Gersthofen ist ke<strong>in</strong> zufällig gewählter Standort für dieses<br />

Spezialmuseum. Die Stadt und die Region haben durchaus verschiedene<br />

Anknüpfungspunkte mit der Ballonfahrtgeschichte. So<br />

versuchte schon 1786 Freiherr Maximilian Josef von Lütgendorf<br />

nach vergeblichen Startversuchen <strong>in</strong> Augsburg im nahe gelegenen<br />

Dorf Gersthofen als erster Deutscher mit e<strong>in</strong>em Ballon aufzusteigen.<br />

Se<strong>in</strong> Vorhaben war allerd<strong>in</strong>gs auch dort nicht von<br />

Erfolg gekrönt. Knapp 200 Jahre später, im Jahre 1976, fand auf<br />

dem damals größten Ballonstartplatz Europas an der Via Claudia<br />

<strong>in</strong> Gersthofen die erste Weltmeisterschaft der Gasballone statt –<br />

diesmal mit Erfolg. Dank der Ansiedlung e<strong>in</strong>er chemischen Fabrik,<br />

bei deren Produktion der bei Gasballonen als Traggas e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Wasserstoff als „Abfallprodukt“ entsteht, existiert dieser Startplatz<br />

<strong>in</strong> Gersthofen seit 1907 bis heute.<br />

So war es naheliegend, dass der Ausgsburger Ballonfahrer<br />

und Sammler Alfred Eckert, der <strong>in</strong> den 1980er Jahren auf der<br />

Suche nach e<strong>in</strong>er Bleibe für se<strong>in</strong>e Sammlung war, von der Stadt<br />

Gersthofen angesprochen wurde. Im als „Liebhaberkab<strong>in</strong>ett“<br />

angelegten Museum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wasserturm werden seit knapp 19<br />

Jahren auf fünf Etagen die verschiedenen Stationen der Ballonfahrtgeschichte<br />

anhand von orig<strong>in</strong>alen Objekten und Reproduktionen<br />

gezeigt. Die Stadt Gersthofen und der 1985 gegründete<br />

Fördervere<strong>in</strong> ergänzten den Museumsbestand kont<strong>in</strong>uierlich<br />

durch Ankäufe, so dass der Museumsturm bald aus allen Nähten<br />

platzte.<br />

Dem Himmel so nah ...<br />

Die Erweiterung der Dauerausstellung im<br />

Ballonmuseum Gersthofen<br />

Astrid Pellengahr<br />

Rund um den Ballon – der Museumsrundgang<br />

Mit der erheblichen Erweiterung der Ausstellungsfläche des Ballonmuseums<br />

im modernen Neubau s<strong>in</strong>d vielfältige Möglichkeiten<br />

entstanden, Geschichte und Technik des Ballonfahrens <strong>in</strong> neuen<br />

Dimensionen zu präsentieren. Bereits die Architektur des Hauses<br />

trägt dem Thema Luftfahrt Rechnung: In der Mitte des sich über<br />

vier Stockwerke erstreckenden Gebäudes hängt als Attraktion e<strong>in</strong><br />

gut 12 Meter hoher Gasballon <strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>algröße, den die Besucher<br />

entlang e<strong>in</strong>er spiralförmigen Rampe, die vom 2. Obergeschoss<br />

bis <strong>in</strong>s Untergeschoss reicht, umrunden können. Dieses Hauptexponat<br />

ist auch von außen gut sichtbar und stellt ohne Frage<br />

den stärksten optischen Reiz im Ballonmuseum dar. Das Gebäude<br />

bietet weitere Möglichkeiten, das Luftfahrtgerät Ballon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Element zu <strong>in</strong>szenieren: es verfügt über zwei „Lufträume“,<br />

die sich über je zwei Geschosse erstrecken. Dadurch entstehen<br />

reizvolle E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die verschiedenen Stockwerke, die konzeptionell<br />

genutzt wurden. So konnten auch zwischen den Etagen<br />

<strong>in</strong>haltliche Verb<strong>in</strong>dungen hergestellt werden.<br />

Das Museumskonzept richtet sich an <strong>in</strong>teressierte Laien und<br />

Ballonfahrer gleichermaßen. Verteilt auf drei Stockwerke erfahren<br />

die Besucher Wissenswertes über Technik und Herstellung von<br />

Ballonen, über die wissenschaftliche und militärische Nutzung der<br />

Ballone, über die Frühzeit der Ballonfahrt und die Begeisterung<br />

für diese technische Neuerung, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausgesprochenen<br />

Ballonmanie ausdrückte. Rekorde – von der ersten Überquerung<br />

des Ärmelkanals bis zur erst jüngst gelungenen Weltumrundung<br />

– s<strong>in</strong>d ebenso Themen wie die Gefahren, die mitunter mit<br />

dem Ballonfahren verbunden se<strong>in</strong> können. Die Fasz<strong>in</strong>ation, die<br />

vom „Luftball“ Ende des 18. Jahrhunderts ausg<strong>in</strong>g, wird für den<br />

Betrachter genauso nachvollziehbar wie die Begeisterung, die das<br />

Publikum bei e<strong>in</strong>em Ballonaufstieg bis heute empf<strong>in</strong>det.


6 Museumsporträt<br />

E<strong>in</strong>e Führungsl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Rundbau“?<br />

Die Entwicklung e<strong>in</strong>er Führungsl<strong>in</strong>ie stellten Museumskonzipient<strong>in</strong><br />

und Museumsgestalter vor e<strong>in</strong>e Herausforderung. Die<br />

bereits existierende Ausstellung im Wasserturm, die auf Wunsch<br />

des Auftraggebers nicht <strong>in</strong> die Neukonzeption e<strong>in</strong>bezogen werden<br />

sollte, musste schlüssig <strong>in</strong> den Museumsrundgang <strong>in</strong>tegriert<br />

werden. Dieser Wasserturm ist aber nur über das Untergeschoss<br />

des Neubaus zu erreichen. Der neue Museumsrundgang beg<strong>in</strong>nt<br />

im Erdgeschoss beim Kassenbereich des Neubaus. Um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltlich<br />

logische und klare Abfolge der Ausstellungsthemen zu erreichen,<br />

müssen die Besucher von der dort gezeigten ersten Ausstellungsabteilung<br />

ihren Rundgang im 2. Obergeschoss, das über<br />

e<strong>in</strong>en gläsernen Aufzug erschlossen ist, fortsetzen. Trotz E<strong>in</strong>satz<br />

gestalterischer Mittel und Anbr<strong>in</strong>gen von H<strong>in</strong>weisschildern auf<br />

die Führungsl<strong>in</strong>ie lässt sich nicht verh<strong>in</strong>dern, dass die Besucher<br />

e<strong>in</strong>en ganz anderen Weg durch das Gebäude wählen. Anforderung<br />

an das Konzept war es daher, auf die <strong>in</strong>haltliche Geschlossenheit<br />

jedes Stockwerks zu achten.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Besucherbetreuung an der Kasse gewährleistet<br />

weitgehend, dass die Besucher ihren Rundgang <strong>in</strong> der Regel<br />

im 2. Obergeschoss fortsetzen. Von diesem obersten Stockwerk<br />

gelangt man über die Rampe bis <strong>in</strong>s Untergeschoss und den daran<br />

angrenzenden Wasserturm mit der Altausstellung.<br />

a Seite 4: Beliebter Anziehungspunkt im Museum ist der begehbare<br />

Ballonkorb, der e<strong>in</strong>en fiktiven Blick aus 2.500 m Höhe auf<br />

e<strong>in</strong> Alpenpanorama erlaubt.<br />

b Nachbau der Ballongondel, die Baron von Lütgendorf bei se<strong>in</strong>em<br />

gescheiterten Startversuch <strong>in</strong> Gersthofen benutzte.<br />

Baron v. Lütgendorf und se<strong>in</strong> Ballon „Erdlieb“<br />

Im Erdgeschoss beg<strong>in</strong>nt der Rundgang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abteilung, die über<br />

die ersten Ballonstarts <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>formiert. Die Besucher<br />

werden von Baron von Lütgendorf empfangen, der 1786 erfolglos<br />

versuchte, zunächst von Augsburg und dann von Gersthofen aus<br />

als erster Deutscher mit dem Ballon aufzusteigen. E<strong>in</strong> Nachbau<br />

se<strong>in</strong>er aufwändig gestalteten Gondel lässt erahnen, dass <strong>in</strong> den<br />

Pionierjahren der Ballonfahrt ke<strong>in</strong>e Kosten gescheut wurden, um<br />

die Ballonaufstiege für das vornehmlich adelige und bürgerliche<br />

Publikum entsprechend <strong>in</strong> Szene zu setzen. Während die vor den<br />

Startversuchen gedruckten Kupferstiche und geprägten Gedenkmedaillen<br />

den E<strong>in</strong>druck erwecken, Lütgendorfs Aufstieg habe<br />

wirklich stattgefunden, belehrt der Nachtwächter von Gersthofen<br />

die Besucher mithilfe e<strong>in</strong>er Hörstation <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lied über den<br />

als „Erdlieb“ verspotteten Ballon e<strong>in</strong>es Besseren.<br />

Funktion, Technik und Herstellung<br />

In der folgenden Abteilung im 2. Obergeschoss werden vorrangig<br />

technische Fragen erläutert: Wieso e<strong>in</strong> Ballon <strong>in</strong> der Luft bleibt<br />

wird dabei ebenso erklärt wie die Unterschiede zwischen Gasund<br />

Heißluftballon. Schließlich wurde das tragende aerostatische<br />

Pr<strong>in</strong>zip „Leichter-als-Luft“, das die Ballone ohne jede Motorkraft<br />

am Himmel hält, auf zwei verschiedene Arten erfolgreich umgesetzt:<br />

Am 5. Juni 1783 gelang es den Brüdern Joseph (1740-<br />

1810) und Etienne Montgolfier (1747-1799) im französischen<br />

Ort Annonay bei Lyon, e<strong>in</strong>en mit heißer Luft gefüllten Ballon aus<br />

Papier und Le<strong>in</strong>wand aufsteigen zu lassen. Nur gute zwei Monate<br />

nach diesem ersten erfolgreichen Aufstieg e<strong>in</strong>es Heißluftballons<br />

startete am 27. August 1783 vom Marsfeld <strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong> ebenfalls<br />

unbemannter Gasballon, den der Physikprofessor Jacques Charles<br />

(1747-1823) konstruiert hatte. Der kurz zuvor entdeckte Wasserstoff<br />

diente dabei als Traggas.<br />

Die konstruktiven Unterschiede zwischen beiden Ballonarten<br />

werden <strong>in</strong> der Ausstellung anhand der verschiedenen Bauteile<br />

erklärt. Neben Ballonkorb, Brenner und Gasflaschen als Ausstattungsgegenständen<br />

e<strong>in</strong>es modernen Heißluftballons dürfen<br />

für den Gasballon Korbr<strong>in</strong>g, Ventile, Sandsäcke und e<strong>in</strong>e bis <strong>in</strong>s<br />

frühe 20. Jahrhundert benutzte Ankeregge als Landehilfe nicht<br />

fehlen. Zwei Funktionsmodelle, die der Besucher per Knopfdruck<br />

an e<strong>in</strong>em Bedienpult durch Auswahl verschiedener Befehle Steigen<br />

bzw. S<strong>in</strong>ken lassen kann, veranschaulichen die eher trockene


Museumsporträt 7<br />

Materie der Ballontechnik auf spielerische Art. Welche Folgen die<br />

unterschiedliche technische Umsetzung des Pr<strong>in</strong>zips „Leichter-als<br />

Luft“ für den Betrieb von Gas- und Heißluftballon hat, erfährt<br />

der Besucher auch beim Thema Aufrüsten, also dem Aufbau und<br />

Füllen der Ballone. Neben Kupferstichen aus der Frühzeit der Ballonfahrt,<br />

<strong>in</strong> der das Traggas Wasserstoff für den Gasballon vor<br />

Ort aus Schwefelsäure und Eisenspänen hergestellt wurde, oder<br />

Abbildungen von frühen Feuerungsanlagen für Heißluftballone,<br />

bei denen u. a. Wolle verbrannt wurde, zeigt e<strong>in</strong> kurzer Film, wie<br />

e<strong>in</strong> Heißluftballon heute aufgerüstet wird.<br />

E<strong>in</strong>mal am Himmel wird die Richtung, <strong>in</strong> die e<strong>in</strong> Ballon fährt,<br />

vom W<strong>in</strong>d bestimmt. Dennoch benötigt der Pilot an Bord verschiedene<br />

Geräte, die ihm erlauben, die Position des Ballons<br />

genau zu bestimmen. So gibt z. B. der Höhenmesser die Fahrthöhe<br />

des Ballons an, das Variometer dagegen misst, ob der Ballon<br />

steigt oder s<strong>in</strong>kt. Für sportliche und wissenschaftliche Ballonfahrten<br />

ist zudem e<strong>in</strong> Barograph oder Höhenschreiber vonnöten,<br />

der den Verlauf e<strong>in</strong>er Ballonfahrt genau aufzeichnet. Neben<br />

solchen Instrumenten, die schon Ende des 19. Jahrhunderts verwendet<br />

wurden, erfährt der Besucher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurzfilm über e<strong>in</strong>e<br />

Gasballon-Wettfahrt, dass heute auch hochmoderne Geräte wie<br />

Computer zur Ermittlung der Wetterprognose oder das GPS (Global<br />

Position<strong>in</strong>g System) zur Bestimmung von Höhe, Position und<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit an Bord e<strong>in</strong>es Ballons e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Was für e<strong>in</strong> Gefühl es ist, <strong>in</strong> die Höhe zu entschweben, soll<br />

nicht nur der E<strong>in</strong>satz verschiedener Medien wie Filmen verdeutlichen.<br />

E<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>em Luftraum hängender und über e<strong>in</strong>en Steg<br />

begehbarer Ballonkorb, der unter Beachtung aller Sicherheitsvorschriften<br />

so angebracht ist, dass er sich beim Betreten leicht<br />

bewegt, verursacht bei Besuchern e<strong>in</strong> wirklichkeitsnahes Kribbeln<br />

<strong>in</strong> der Magengegend. Beim Blick aus dem Ballonkorb bietet sich<br />

der Anblick e<strong>in</strong>er ca. 25m² großen Alpenlandschaft, die zusammen<br />

mit e<strong>in</strong>em Wand- und Deckengemälde die Illusion verstärkt,<br />

<strong>in</strong> der Luft zu se<strong>in</strong>.<br />

Die Sicherheit und Tragfähigkeit von Ballonen hängt neben<br />

den bereits erwähnten Bauteilen und Instrumenten auch von der<br />

Qualität der Ballonhüllen ab. Seit Beg<strong>in</strong>n der Ballonfahrt Ende<br />

des 18. Jahrhunderts arbeiten fast alle Konstrukteure an dem<br />

Problem, dichte, reißfeste und leichte Ballonhüllen zu fertigen.<br />

Auch die im Jahre 1897 von dem Augsburger Unternehmer<br />

August Ried<strong>in</strong>ger (1845-1919) gegründete Ballonfabrik befasste<br />

sich mit diesem Problem, wie e<strong>in</strong>e Ballonstoffprüfmasch<strong>in</strong>e<br />

– e<strong>in</strong>e Leihgabe aus dem Deutschen Museum München – zeigt.<br />

Großfotos geben E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Herstellung von Ballonhüllen und<br />

–körben, von Ventilen und anderem Zubehör, das die Augsburger<br />

Ballonfabrik für Kunden aus der ganzen Welt produzierte. Während<br />

des Ersten Weltkriegs arbeiteten hier bis zu 800 Frauen, um<br />

den Bedarf an Militärballonen zu decken.<br />

Nach dieser E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die technischen Grundlagen der<br />

Ballone erfährt der Besucher im 1. Obergeschoss, das über die<br />

Rampe erreichbar ist, wie die Eroberung der 3. Dimension, die<br />

vor allem von wissenschaftlicher und auch von militärischer Seite<br />

betrieben wurde, von statten g<strong>in</strong>g.<br />

Der Ballon im Dienst der Wissenschaft<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n der Ballonfahrt Ende des 18. Jahrhunderts wurde<br />

der Gasballon <strong>in</strong> der Forschung e<strong>in</strong>gesetzt. In ganz Europa stiegen<br />

Wissenschaftler mit dem Ballon <strong>in</strong> immer größere Höhen auf<br />

und sammelten dabei vorrangig Erkenntnisse über den Aufbau der<br />

Atmosphäre, die Wetterkunde, den Erdmagnetismus und die Erdanziehungskräfte.<br />

Der mit zunehmender Höhe s<strong>in</strong>kende Sauerstoffgehalt<br />

der Luft wie auch der abnehmende Luftdruck setzten den Forschungsaufstiegen<br />

im offenen Ballonkorb Grenzen. Abbildungen von<br />

legendären Höhenforschungsfahrten, bei denen sich mitunter auch<br />

gravierende Unfälle ereigneten, veranschaulichen dieses Thema.<br />

a H<strong>in</strong>ter dem Wasserturm, der die Altausstellung beherbergt,<br />

schließt der Neubau mit Museum und Stadtbibliothek an.<br />

b Schnitt durch den vierstöckigen Neubau und den unterirdischen<br />

Verb<strong>in</strong>dungsgang zum alten Museum im Wasserturm.


8 Museumsporträt<br />

a Blick <strong>in</strong> die Ausstellungsabteilung „Aufrüsten von Gas- und<br />

Heißluftballon“.<br />

b Rechts im Bild ist e<strong>in</strong> Teil des Gletschermodells vom „Großen<br />

Gurgler Ferner“ zu sehen. Dort landete Piccard 1931 wohlbehalten<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Alum<strong>in</strong>iumgondel, deren Nachbau h<strong>in</strong>ten l<strong>in</strong>ks zu erkennen<br />

ist.<br />

Erst um das Jahr 1930 wurde es möglich, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlossenen<br />

Gondel <strong>in</strong> immer größere Höhen vorzudr<strong>in</strong>gen. Der Schweizer<br />

Physiker Auguste Piccard (1884-1963) stieg 1931 von Augsburg<br />

auf 15.781 Meter Höhe auf. In diesen Stratosphäre genannten<br />

Teil der Atmosphäre war vor Piccard noch ke<strong>in</strong> Mensch vorgedrungen.<br />

Piccard wählte ganz bewusst Augsburg als Aufstiegsort<br />

für se<strong>in</strong> kühnes Vorhaben, war mit der Ried<strong>in</strong>gerschen Ballonfabrik<br />

doch e<strong>in</strong> weltweit führendes Unternehmen vor Ort, das <strong>in</strong><br />

der Lage war, e<strong>in</strong>en solchen Spezialballon zu bauen. Der bahnbrechende<br />

Stratosphärenaufstieg Piccards ist nicht nur wissenschaftsgeschichtlich<br />

von großer Bedeutung, sondern zählt aufgrund<br />

verschiedener Pannen, die sich während der Höhenfahrt<br />

ereigneten, auch zu den spannungsreichsten Forschungsaufstiegen.<br />

Die auf gut vier Stunden angesetzte Fahrt dehnte sich auf<br />

<strong>in</strong>sgesamt 17 Stunden aus. Statt wie geplant um 8 Uhr morgens<br />

im oberbayerischen Alpenvorland landete der Ballon nachts<br />

um 21 Uhr <strong>in</strong> 2.700 m Höhe auf dem Großen Gurgler Ferner <strong>in</strong><br />

Österreich. Zu diesem Zeitpunkt galt die Ballonbesatzung noch<br />

als vermisst, erst am nächsten Morgen wurde die Landung des<br />

seltsamen Luftgefährts von e<strong>in</strong>em Bewohner der Ortschaft Obergurgl<br />

entdeckt. Grund für den geänderten Fahrtverlauf war e<strong>in</strong>e<br />

defekte Ventille<strong>in</strong>e, die beim raschen Start, der den Ballon b<strong>in</strong>nen<br />

25 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> 15.000 Meter brachte, riss. Dadurch war es Piccard<br />

nicht mehr möglich, Gas aus der Ballonhülle abzulassen und<br />

das Luftfahrtgerät somit kontrolliert s<strong>in</strong>ken und landen zu lassen.<br />

Erst durch die abendliche Abkühlung sank der Ballon allmählich<br />

von selbst.<br />

Im Bestand des Ballonmuseums bef<strong>in</strong>det sich zu diesem<br />

Ereignis nur e<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>alexponat, e<strong>in</strong> Halteseil. Da auf die Abteilung<br />

ke<strong>in</strong>esfalls verzichtet werden sollte, wurde hier zum Mittel<br />

der Inszenierung gegriffen. Der Fahrtverlauf vom Start bis zur<br />

Bergung des Ballons aus 2.700 Meter Höhe wird mit Hilfe von<br />

kommentierten Fotos veranschaulicht. E<strong>in</strong> Nachbau der Piccardschen<br />

Gondel mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 2,10 Meter, den die<br />

Besucher begehen können, macht nicht nur deutlich, wie beengt<br />

die Verhältnisse an Bord waren. E<strong>in</strong> Hörspiel mit e<strong>in</strong>em fiktiven<br />

Gespräch zwischen Piccard und se<strong>in</strong>em Assistenten, das <strong>in</strong> der<br />

Gondel <strong>in</strong>stalliert ist, entführt den Besucher <strong>in</strong> die Stratosphäre<br />

und lässt ihn gleichsam an diesem spannenden Weltereignis teilhaben.<br />

Für die Vorbereitung der bemannten Weltraumfahrt waren<br />

Ballonaufstiege ebenso von Bedeutung wie für die schnellere<br />

Kommunikation mittels Ballonsatellit. Noch heute steht der Ballon<br />

im Dienst der Forschung. Weltweit werden zweimal täglich von<br />

über 700 Wetterstationen aus unbemannte Ballone mit Radiosonden,<br />

von denen e<strong>in</strong>e im Ballonmuseum zu sehen ist, hochgelassen.<br />

Die militärische Verwendung<br />

Auch das Militär setzte den Ballon schon früh e<strong>in</strong>. Da se<strong>in</strong>e Fahrtrichtung<br />

nicht bee<strong>in</strong>flusst werden kann, wurde er als Fesselballon<br />

fast ausschließlich zur Fe<strong>in</strong>dbeobachtung verwendet. Ideen, die<br />

Ballone als Angriffsmittel zu verwenden wie bei der Belagerung<br />

Venedigs durch Österreichische Truppen 1849 erwiesen sich als<br />

wenig erfolgreich. Erst die Erf<strong>in</strong>dung des Verbrennungsmotors<br />

und damit des steuerbaren Luftschiffes brachte neue militärische<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten mit sich.<br />

Als e<strong>in</strong> „Leichter-als-Luft“-Luftfahrtgerät steht das Luftschiff<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entwicklungsl<strong>in</strong>ie mit dem Gasballon und f<strong>in</strong>det<br />

damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ballonmuseum zu Recht se<strong>in</strong>en Platz. Die heute<br />

allgeme<strong>in</strong> geläufige Bezeichnung „Zeppel<strong>in</strong>“ benennt nur e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Bauart, das starre Luftschiff. Außer Graf Zeppel<strong>in</strong> gab<br />

es weitere Konstrukteure, die halbstarre und unstarre Luftschiffe<br />

entwickelten. In Augsburg begann August von Parseval (1861-<br />

1942) im Jahre 1901 mit der Konstruktion e<strong>in</strong>es Prallluftschiffes.


Museumsporträt 9<br />

Anders als der Zeppel<strong>in</strong> benötigt es ke<strong>in</strong> Innengerüst, sondern<br />

wird alle<strong>in</strong> durch den Gasdruck prall gehalten. Aussehen, Bauart<br />

und Funktionsweise dieses mit mehreren Ventilsystemen ausgestatteten<br />

Parseval-Luftschiffes werden den Besuchern anhand<br />

von Grafiken, Funktionsmodellen und Fotos näher gebracht.<br />

Welch gewaltige Ausmaße e<strong>in</strong> solches Luftschiff hatte, kann der<br />

Besucher anhand se<strong>in</strong>er verschiedenen Ventile erahnen, die das<br />

Deutsche Museum München samt e<strong>in</strong>em Propellerblatt der von<br />

Parseval entwickelten unstarren Luftschraube dankenswerterweise<br />

als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat.<br />

Rekorde im Ballonkorb<br />

Werden die wissenschaftlichen Ballonaufstiege <strong>in</strong> der Ausstellung<br />

am Beispiel der Höhenforschungsfahrten dargestellt, so wird das<br />

Thema Rekorde exemplarisch anhand der Überw<strong>in</strong>dung von Distanzen<br />

erhellt. Bis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert stand jedoch <strong>in</strong> der Regel<br />

bei beiden das wissenschaftliche Forschungs<strong>in</strong>teresse im Vordergrund,<br />

der Rekord war oft nur zufälliges Nebenprodukt.<br />

Die Überw<strong>in</strong>dung großer Entfernungen mit dem Ballon war<br />

schon für die frühen Piloten e<strong>in</strong>e Herausforderung. Das Überfahren<br />

von Ärmelkanal, Alpen und Atlantik markiert Stationen des<br />

Strebens nach neuen Rekorden. Zu den tragisch endenden Versuchen,<br />

bis dah<strong>in</strong> nur mühevoll überw<strong>in</strong>dbare H<strong>in</strong>dernisse wie<br />

Meere oder Gebirge mit dem Ballon zu passieren oder ferne Ziele<br />

zu erreichen, zählt e<strong>in</strong>e Expedition zum geographischen Nordpol,<br />

den Ende des 19. Jahrhunderts viele Forscher vergeblich auf<br />

dem See- und Landweg zu erreichen versuchten. 1897 startete<br />

der schwedische Ingenieur Salomon August Andrée nach vierjähriger<br />

Vorbereitungszeit von Spitzbergen aus mit e<strong>in</strong>em Ballon. Bis<br />

1930 blieben die Expeditionsteilnehmer verschollen. Erst dann<br />

fanden Robbenfänger ihr letztes Lager. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen<br />

und dem gut erhaltenen Fotomaterial konnte das<br />

Schicksal der Ballonexpedition damals aufgeklärt werden: Nach<br />

der Landung konnten die drei kühnen Forscher ihre Expedition<br />

noch drei Monate zu Fuß fortsetzen bis alle an e<strong>in</strong>er Lebensmittel-Vergiftung<br />

starben. Das Fotomaterial wurde für die Ausstellung<br />

als kommentierter Kurzfilm aufbereitet.<br />

E<strong>in</strong> ganzes Team von Technikern, Meteorologen und Fluglotsen<br />

stand dagegen dem Schweizer Bertrand Piccard und dem Briten<br />

Brian Jones bei ihrer Weltumrundung mit dem Ballon zur Seite.<br />

Nach 21 gescheiterten Versuchen gelang es den beiden 1999<br />

erstmals <strong>in</strong> 21 Tagen im Ballon mit dem W<strong>in</strong>d um die Erde zu<br />

fahren. War der Stratosphärenaufstieg von Auguste Piccard im<br />

Jahre 1931, der am Beg<strong>in</strong>n des Rundgangs im 1. Obergeschoss<br />

steht, noch wissenschaftlichem Forscherdrang geschuldet, so galt<br />

die Weltumrundung se<strong>in</strong>es Enkels Bertrand am Ende des Stockwerks<br />

e<strong>in</strong>em der letzten großen Abenteuer.<br />

Ballonspektakel und Ballonmanie<br />

Wieder im Erdgeschoss angelangt erfahren die Besucher, welche<br />

Begeisterung die technische Neuerung Ballon hervorrief. Die<br />

Nachricht von den ersten Ballonaufstiegen 1783 verbreitete sich<br />

rasch <strong>in</strong> weiten Teilen der Welt. Die Begeisterung äußert sich <strong>in</strong><br />

der Aufnahme der Ballonform <strong>in</strong> vielfältigen Alltagsgegenständen<br />

wie Tischen, Tafelaufsätzen, Spiegeln, Wanduhren, Kronleuchtern<br />

oder Porzellantellern. All diese Gegenstände s<strong>in</strong>d Beleg für e<strong>in</strong>e<br />

Ende des 18. Jahrhunderts um sich greifende Ballonmanie, die<br />

sich auch <strong>in</strong> der Mode ausdrückte: Fächer oder Spazierstöcke mit<br />

Ballonmotiven, Kleidungsentwürfe oder Tabatieren wurden mit<br />

dem Ballonmotiv verziert. Die Ballonbegeisterung rief aber auch<br />

Karikaturisten und Kritiker auf den Plan, die sich <strong>in</strong> satirischen<br />

Bildern über die Ballon-Leidenschaft ihrer Zeitgenossen lustig<br />

machten.<br />

Berühmte Ballonfahrer reisten durch ganz Europa und führten<br />

ihre Künste e<strong>in</strong>em staunenden Publikum vor. Ballonfahren<br />

wurde zu e<strong>in</strong>em ertragreichen Gewerbe <strong>in</strong> Vergnügungsparks und<br />

bei Volksfesten. Zu den besonderen Anlässen zählten die Aufstiege<br />

von Frauen. Sie waren meist mit Ballonfahrern verheiratet<br />

oder verwandt und begeisterten mit verschiedenen Nummern<br />

wie spektakulären Fallschirmabsprüngen aus dem Ballonkorb das<br />

Publikum. Vier berühmte Ballonfahrer und Ballonfahrer<strong>in</strong>nen,<br />

die ihren Lebensunterhalt mit dieser Art der Schaustellerei verdienten,<br />

kommen mit Hilfe von Hörstationen selbst zu Wort und<br />

berichten über ihre ungewöhnlichen Berufe.<br />

Ballonfahren als Freizeitvergnügen<br />

E<strong>in</strong>em breiteren Publikum bot sich erstmals 1867 bei der Weltausstellung<br />

<strong>in</strong> Paris die Möglichkeit, mit e<strong>in</strong>em riesigen Fesselballon<br />

kurz <strong>in</strong> die Luft zu gehen und die Welt aus der Vogelperspektive<br />

zu betrachten. Erst um 1900 wurde das Ballonfahren<br />

zunehmend von Privatleuten betrieben. Die Institutionalisierung<br />

des Ballonfahrens <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en wird <strong>in</strong> der Ausstellung exemplarisch<br />

am „Augsburger Vere<strong>in</strong> für Luftschifffahrt“ gezeigt, der<br />

1901 als vierter deutscher Ballon-Club gegründet wurde. Ballonfahren<br />

wurde für Fabrikanten, aber auch für Offiziere, die<br />

das Ballonfahren beim Militär erlernt hatten, zu e<strong>in</strong>em neuen<br />

Freizeitvergnügen. Die Geschichte des Augsburger Vere<strong>in</strong>s wird<br />

anhand e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>szenierten Vere<strong>in</strong>sheims vermittelt, das neben<br />

Fotografien zu wichtigen Clubereignissen auch Trophäen von<br />

Wettfahrten und andere Er<strong>in</strong>nerungsgegenstände präsentiert.<br />

Altaufstellung und Neubau<br />

Die Vorgabe, die bereits bestehende Ausstellung im Wasserturm<br />

beizubehalten, hatte für das neu zu erstellende Museumskonzept<br />

im Neubau durchaus Folgen. Da die Geschichte des Ballonfahrens<br />

<strong>in</strong> der Altaufstellung m<strong>in</strong>utiös präsentiert wird, musste auf<br />

die chronologische Darstellung der historischen Ereignisse von<br />

der Erf<strong>in</strong>dung des Ballons und se<strong>in</strong>er Weiterentwicklung bis heute<br />

verzichtet werden. Vielmehr wurde versucht, e<strong>in</strong> thematisches<br />

Konzept zu entwickeln. Pro Stockwerk werden daher mite<strong>in</strong>ander<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehende Themen wie Funktion, Technik und Herstellung,<br />

Wissenschaft, Militär und Rekorde oder Ballonbegeisterung,<br />

Ballonspektakel und Freizeitvergnügen <strong>in</strong> jeweils diachroner<br />

Perspektive abgehandelt. Selbstverständlich kommt das neue<br />

Museumskonzept – soll es für den Besucher verständlich se<strong>in</strong> -<br />

nicht ohne e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an grundlegenden historischen Informationen<br />

aus. Um hier e<strong>in</strong>e Doppelung an Exponaten im Neubau<br />

und <strong>in</strong> der Altaufstellung zu vermeiden, werden die wesentlichen<br />

Stationen aus der Frühzeit des Ballonfahrens mit Hilfe anderer<br />

didaktischer Mittel wie Hörstationen im Erdgeschoss des Neubaus<br />

vermittelt. Dort kommen die Erf<strong>in</strong>der des Heißluftballons,<br />

die Brüder Montgolfier, ebenso zu Wort wie der Erf<strong>in</strong>der des Gasballons,<br />

der Physikprofessor Jacques Charles, der se<strong>in</strong>e Studenten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vorlesung über die neue „aerostatische Masch<strong>in</strong>e“<br />

unterrichtet. Auch die Geschichte der ersten Tiere, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Ballon aufstiegen, e<strong>in</strong> Schaf, e<strong>in</strong> Hahn und e<strong>in</strong>e Ente, kommt als<br />

Hörspiel vor. Schließlich erzählt auch Jean-Francois Pilâtre des<br />

Rozier, der im Dezember 1783 zur ersten bemannten Ballonfahrt<br />

aufstieg, von se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>drücklichen Erlebnissen.<br />

Die Museumsgestaltung<br />

Die ansprechende, moderne Museumsgestaltung, die von Erich<br />

Hackel und se<strong>in</strong>em Team <strong>in</strong> München entworfen und umgesetzt<br />

wurde, unterstreicht die <strong>in</strong>haltlichen Aussagen des Museumskonzepts.<br />

Grafik und Wandgestaltung, Vitr<strong>in</strong>en- und Modellbau,<br />

Inszenierungen und Lichtplanung greifen <strong>in</strong>haltliche Belange<br />

ebenso auf wie architektonische Ideen und Vorgaben. Gerade die<br />

lichte Architektur mit ihren riesigen Glasflächen, die konservatorisch<br />

problematisch ist, da viel Tageslicht <strong>in</strong> die Ausstellungs-


10 Museumsporträt<br />

räume dr<strong>in</strong>gt, stellte die Gestalter vor große Anforderungen. Um<br />

annähernd korrekte konservatorische Bed<strong>in</strong>gungen für die Objekte<br />

zu erreichen, wurden die Orig<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> den h<strong>in</strong>teren, dunkleren<br />

Gebäudeteil verortet, Inszenierungen mit Nachbauten dagegen <strong>in</strong><br />

den hellen Gebäudeteil gerückt. „Blätterelemente“ <strong>in</strong> Form von<br />

runden Ballonhüllen, die mehrere Abbildungen zu e<strong>in</strong>em Thema<br />

enthalten, schützen die Orig<strong>in</strong>ale zudem vor zu hohen Lichtbelastungen.<br />

Die Bedeutung von Gestaltung für e<strong>in</strong> zeitgemäßes Museumskonzept<br />

wird gerade beim Ballonmuseum Gersthofen deutlich.<br />

Der Bestand setzt sich zu 90 Prozent aus so genannter<br />

Flachware zusammen. Themenbed<strong>in</strong>gt ist auf nahezu jedem Bild<br />

e<strong>in</strong> Ballon zu sehen. E<strong>in</strong> ideenreiches Gestaltungskonzept trug <strong>in</strong><br />

diesem Fall dazu bei, Schwächen des Bestandes durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

und Neugierde erzeugende Wandgestaltung oder auch<br />

durch Inszenierungen wie e<strong>in</strong>em Jahrmarktkarusell mit Abbildungen<br />

von sensationellen Ballonaufstiegen auszugleichen.<br />

Ballonmuseum Gersthofen, Bahnhofstr. 12, 86368 Gersthofen,<br />

Tel. 0821/2491-506, Fax -509,<br />

ballonmuseum@stadt-gersthofen.de, www.stadt-gersthofen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mittwoch und Freitag 13-17, Donnerstag 10-19,<br />

Samstag und Sonntag 10-17 Uhr<br />

Die großflächige Wandgestaltung macht dem Besucher bei se<strong>in</strong>em<br />

Rundgang schon von Weitem optisch deutlich, um welches<br />

Thema es sich <strong>in</strong> der nächsten Abteilung dreht: die militärische<br />

Verwendung des Ballons.


Museumsporträt 11<br />

Der Name Kaufbeuren-Neugablonz steht für attraktiven Modeschmuck<br />

und Glaswaren. Aufgebaut wurde diese Industrie von<br />

Heimatvertriebenen aus Gablonz an der Neiße (Jablonec nad<br />

Nisou) im nordböhmischen Isergebirge. Das Isergebirgs-Museum<br />

Neugablonz, das am 1. Juni 2003 eröffnet wurde, befasst sich mit<br />

diesem besonderen Beispiel e<strong>in</strong>es sudetendeutschen Neuanfangs.<br />

Es zeigt zugleich se<strong>in</strong>e Vorgeschichte: rund 400 Jahre deutsch<br />

geprägte Kultur und Industrie <strong>in</strong> Nordböhmen und ihr abruptes<br />

Ende durch die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg.<br />

Die Sammlungsgeschichte<br />

1952 begann der Neugablonzer Studienrat Rudolf Tamm, Dokumente<br />

und Er<strong>in</strong>nerungsstücke aus der alten Heimat zusammenzutragen.<br />

Die Stadt Kaufbeuren stellte 1957 für die rasch wachsende<br />

Sammlung Ausstellungsräume <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule zur Verfügung.<br />

Der 1961 gegründete Gablonzer Archiv- und Museums-Vere<strong>in</strong><br />

machte sich für e<strong>in</strong> eigenes Heimatmuseum mit Archiv stark.<br />

Dieser Wunsch g<strong>in</strong>g 1976 mit der Eröffnung des Kulturzentrums<br />

Gablonzer Haus <strong>in</strong> Erfüllung.<br />

Zeitgleich zog e<strong>in</strong> zweites Museum im Gablonzer Haus e<strong>in</strong>,<br />

das Neugablonzer Industrie- und Schmuckmuseum. Es behandelte<br />

die Geschichte der Vertreibung und den wirtschaftlichen Aufbau<br />

<strong>in</strong> Neugablonz. Die Initiative dazu g<strong>in</strong>g 1974 vom Gablonzer<br />

Glas-, Metall- und Schmuckwaren-Vere<strong>in</strong> aus, der <strong>in</strong>nerhalb kurzer<br />

Zeit e<strong>in</strong>e Sammlung zusammentrug.<br />

Den beiden <strong>Museen</strong> und der Kunstsammlung der Gablonzer<br />

Galerie stand e<strong>in</strong>e Ausstellungsfläche von rund 1.200m² zur Verfügung.<br />

Bis 1999 wurden sie von Mitgliedern der beiden Museumsvere<strong>in</strong>e<br />

ehrenamtlich betreut und geleitet.<br />

Die neue Konzeption<br />

Im Rahmen der sudetendeutschen Museumskonzeption entstand<br />

die Idee e<strong>in</strong>es Regionalmuseums für das Isergebirge. Es sollte<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem Egerland-Museum <strong>in</strong> Marktredwitz und<br />

dem geplanten Sudetendeutschen Museum <strong>in</strong> München die Aufgabe<br />

e<strong>in</strong>es „dreiteiligen Landesmuseums der Sudetendeutschen“<br />

übernehmen. Für diese Neukonzeption mussten die bestehenden<br />

<strong>Museen</strong> zusammengeführt und erweitert werden um die Bezirke<br />

Reichenberg und Friedland. Die Ausstellungsfläche sollte durch<br />

Anbauten auf über 2.000m² vergrößert werden. Dies waren die<br />

Vorgaben für das erste Rahmenkonzept des Isergebirgs-Museums,<br />

das Eva Haupt M. A. 1996 im Auftrag des Gablonzer Archiv- und<br />

Museumsvere<strong>in</strong>s erarbeitete. Später stellte sich heraus, dass die<br />

räumliche Erweiterung nicht <strong>in</strong> der geplanten Größenordnung zu<br />

realisieren war. Das Konzept wurde dem entsprechend angepasst.<br />

1999 begann der Umbau des Gebäudes, die beiden <strong>Museen</strong><br />

wurden ausgelagert. Im Jahr 2000 entstand die Stiftung Isergebirgs-Museum<br />

als Träger des geplanten neuen Museums. Ihr<br />

gehören neben den genannten Museumsvere<strong>in</strong>en die Heimatkreise<br />

Reichenberg und Gablonz sowie der Bundesverband der<br />

Gablonzer Industrie an. Die <strong>in</strong>stitutionelle Förderung des Projektes<br />

durch den Freistaat <strong>Bayern</strong> ermöglichte im Januar 2001 die<br />

Anstellung von Eva Haupt, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong>,<br />

dann als Museumsleiter<strong>in</strong>. Damit begann die Umsetzung<br />

des Rahmenkonzeptes <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>konzept.<br />

Die beiden Vorgängermuseen waren liebevoll zusammengetragene<br />

und präsentierte Heimatsammlungen. Nahezu alle vorhanden<br />

Objekte wurden <strong>in</strong> der Dauerausstellung gezeigt, e<strong>in</strong><br />

Depot im eigentlichen S<strong>in</strong>ne gab es nicht. Die Fülle an Exponaten<br />

war für die Erlebnisgeneration der Vertriebenen sichtbares Zeugnis<br />

ihrer verlorenen Heimat und zugleich Zeichen ihrer kulturellen<br />

Identität auch im neuen Lebensumfeld. Die Objektfülle erlaubte<br />

es jedem, sich mit se<strong>in</strong>en persönlichen Er<strong>in</strong>nerungen wiederzuf<strong>in</strong>den.<br />

Dieses Konzept überlebte sich jedoch <strong>in</strong> dem Maße, <strong>in</strong><br />

Das Isergebirgs-<br />

Museum Neugablonz<br />

Industrie- und Kulturgeschichte zwischen<br />

Nordböhmen und Allgäu<br />

Eva Haupt<br />

Das Gablonzer Haus.


12 Museumsporträt<br />

dem die Erlebnisgeneration kle<strong>in</strong>er wurde. Um die <strong>Museen</strong> auch<br />

für künftige Generationen attraktiv zu halten, bedurfte es neuer<br />

Präsentationsformen.<br />

Für die Neukonzeption bedeutete dies, dass die Fülle der vorhandenen<br />

Sammlungen thematisch strukturiert und gezielt selektiert<br />

werden musste. Zugleich war es notwendig, zu den neuen<br />

Themenbereichen Reichenberg und Friedland Exponate zu ergänzen.<br />

Sie wurden aus der Reichenberger Heimatstube <strong>in</strong> Augsburg,<br />

dem Reichenberger Archiv, dem Kratzauer Archiv und der Friedlandstube<br />

Hünfeld zusammengetragen. Mit f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung<br />

e<strong>in</strong>es Neugablonzer Unternehmers konnte e<strong>in</strong> Tuchwebstuhl<br />

<strong>in</strong> Nordböhmen angekauft werden. Es gelang, weitere<br />

Leihgaben und Schenkungen aus dem Nordböhmischen Museum<br />

<strong>in</strong> Reichenberg (Liberec), aus dem Museum für Glas und Bijouterie<br />

<strong>in</strong> Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) und von der<br />

Stiftung AutoMuseum Volkswagen <strong>in</strong> Wolfsburg zu erhalten.<br />

Das Fe<strong>in</strong>konzept legt fünf aufe<strong>in</strong>anderfolgende Themenbereiche<br />

fest, die auch fünf Räumen entsprechen: 1. Das Isergebirge,<br />

2. Wirtschaftsraum Isergebirge, 3. Kulturraum Isergebirge,<br />

4. Sudetenfrage, Krieg und Vertreibung und 5. Neuer Anfang,<br />

neues Leben. Raum 6 zeigt im Wechsel Sonderausstellungen und<br />

Gemälde aus der umfangreichen Sammlung der Gablonzer Galerie.<br />

E<strong>in</strong> Leitgedanke der Konzeption war die erlebte Geschichte.<br />

Sie wird im Museum durch drei aus dem Isergebirge stammende<br />

Persönlichkeiten verkörpert: den bekannten Schriftsteller Otfried<br />

Preußler, den Glasmacher und Designer Claus Josef Riedel und<br />

den Ofendrücker und Mundartdichter He<strong>in</strong>z Kle<strong>in</strong>ert. Sie begleiten<br />

den Besucher auf se<strong>in</strong>em Rundgang durch das Museum und<br />

lassen ihn über Hörstationen an ihren persönlichen Erfahrungen<br />

teilhaben. Die historischen Fakten bekommen damit e<strong>in</strong> Gesicht<br />

und e<strong>in</strong>e Stimme, sie prägen sich nachdrücklich e<strong>in</strong>.<br />

Auch Persönlichkeiten vergangener Jahrhunderte stellen sich<br />

und ihre Geschichte dem Besucher vor. Es s<strong>in</strong>d Pioniere wie Daniel<br />

Swarovski, Johann von Liebieg, Ferd<strong>in</strong>and Porsche und die Vorfahren<br />

Claus Josef Riedels, <strong>in</strong> deren Lebensgeschichten sich e<strong>in</strong><br />

Stück Isergebirge widerspiegelt.<br />

Das Fe<strong>in</strong>konzept diente als Arbeitsgrundlage für den Innenarchitekten<br />

Peter Rudolf aus Zwiesel und das Gestalterteam<br />

Schneider & Partner aus Pöck<strong>in</strong>g. Ursprünglich war die Eröffnung<br />

des gesamten Museums für September 2002 vorgesehen. Im Laufe<br />

der Planung stellte sich jedoch heraus, dass dieser Term<strong>in</strong> nicht<br />

zu halten war und die f<strong>in</strong>anziellen Mittel nur e<strong>in</strong>e Teileröffnung<br />

von drei Räumen zuließen. So wurde am 1. Juni 2003 die erste<br />

Ausbaustufe des Isergebirgs-Museums eröffnet.<br />

Museumsrundgang<br />

Im ersten Raum begegnet der Besucher den drei Zeitzeugen<br />

Otfried Preußler, Claus Josef Riedel und He<strong>in</strong>z Kle<strong>in</strong>ert, die ihn<br />

bei se<strong>in</strong>em Rundgang begleiten werden. E<strong>in</strong>e Inszenierung mit<br />

Gepäckkisten, beschriftet mit Namen und Wohnorten von Vertriebenen,<br />

verdeutlicht den historischen Kontext der Gründung<br />

von Neugablonz: die Vertreibung der Deutschen aus den Sudetengebieten.<br />

Die oberste Kiste steht offen; sie ist leer und symbolisiert<br />

damit den verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>gen Umfang an materiellen<br />

Besitztümern, die mitzunehmen den Vertriebenen gestattet<br />

wurde. Schwerer dagegen wog das ideelle Fluchtgepäck: Wissen,<br />

Erfahrungen, Fähigkeiten, technische Fertigkeiten und Charaktereigenschaften,<br />

die als Begriffe auf den geöffneten Kistendeckel<br />

projiziert werden. Sie waren es, die den erfolgreichen Neuanfang<br />

<strong>in</strong> Neugablonz möglich machten.<br />

Der gleiche Raum stellt die verlorene Heimat, das Isergebirge<br />

vor, das als westlicher Ausläufer des Riesengebirges die natürliche<br />

Grenze zwischen Böhmen und der Lausitz bildet. Großfotos<br />

vermitteln dem Besucher e<strong>in</strong>en plakativen optischen E<strong>in</strong>druck<br />

der wesentlichen Landschaftselemente und der drei Bezirkshauptstädte<br />

Gablonz, Reichenberg und Friedland. Zusätzlich<br />

veranschaulicht e<strong>in</strong> großes Gebirgsrelief des Reichenberger Kartographen<br />

Richard Bienert von 1957 die topografischen Gegebenheiten:<br />

e<strong>in</strong>e reizvolle Mittelgebirgslandschaft mit ursprünglich<br />

dichter Bewaldung, zahlreichen Flusstälern und Bachläufen.<br />

Ste<strong>in</strong>ige Böden und e<strong>in</strong> raues Klima erschwerten Ackerbau und<br />

Viehzucht, Handwerk und Industrie fanden dagegen günstige<br />

Bed<strong>in</strong>gungen vor.<br />

Unter diesen Voraussetzungen wurde das Isergebirge zu e<strong>in</strong>er<br />

der ersten Industrieregionen <strong>in</strong> Europa. Abteilung 2 befasst sich<br />

mit se<strong>in</strong>er Wirtschaftsgeschichte. Das Thema „Die Gablonzer<br />

Glas- und Schmuck<strong>in</strong>dustrie“ nimmt hier den breitesten Raum<br />

e<strong>in</strong>, beg<strong>in</strong>nend mit den Anfängen der Glasmacherei Mitte des<br />

16. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die Inszenierung e<strong>in</strong>er typischen<br />

Glasdruckhütte. Die Glasdrückerei ist e<strong>in</strong>e im Isergebirge<br />

entwickelte Technik zur Massenproduktion von Glaskurzwaren<br />

wie Lusterbehang, Perlen, Ste<strong>in</strong>en und Knöpfen. Sie bildete die<br />

technische Grundlage der Gablonzer Glas- und Schmuck<strong>in</strong>dustrie<br />

und wurde bis 1945 nur im Isergebirge ausgeübt. He<strong>in</strong>z Kle<strong>in</strong>ert<br />

berichtet per Hörstation aus se<strong>in</strong>er 42-jährigen Erfahrung als<br />

Ofendrücker.<br />

An zwei Probierstationen kann sich der Besucher selbst <strong>in</strong><br />

Techniken der Gablonzer Industrie versuchen. Er wird aufgefordert,<br />

sich im Perlenfädeln mit e<strong>in</strong>er professionellen Fädler<strong>in</strong> zu<br />

messen, die e<strong>in</strong>e Musterkette <strong>in</strong> 30 Sekunden fertig stellt - e<strong>in</strong>e<br />

echte Herausforderung. E<strong>in</strong> Handapparat lädt dazu e<strong>in</strong>, „R<strong>in</strong>gelstifte“<br />

zu biegen, die als Broschennadeln Verwendung f<strong>in</strong>den.<br />

In Raum 2 durchwandert der Besucher Themenboxen, Räume<br />

im Raum, die durch ihre Außengestaltung auf ihren Inhalt<br />

verweisen: Die Glasherstellung, die Entstehung des rohen Ausgangsmaterials,<br />

wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mit rohen Holzbrettern verkleideten<br />

Themenbox gezeigt. Die veredelnde Bearbeitung der Glaskurzwaren<br />

f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gläsernen Themenbox. Der prachtvolle<br />

Gablonzer Modeschmuck präsentiert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em goldenen<br />

Schmuckkästchen, über dessen Rand e<strong>in</strong>e Perlenkette hängt.<br />

Die Box zum Thema Tuchmacherei ist mit e<strong>in</strong>em textilen Gewebe<br />

bespannt und lässt den Inhalt im wahrsten S<strong>in</strong>n des Wortes<br />

greifbar werden.<br />

Die Sequenz „Textil<strong>in</strong>dustrie im Isergebirge“ fällt aufgrund<br />

der Sammlungsgeschichte und des Objektbestandes weniger<br />

umfangreich aus. Zentrales Objekt ist hier der bereits erwähnte<br />

Tuchwebstuhl aus dem 19. Jahrhundert. Es war Albrecht von<br />

Wallenste<strong>in</strong>, Herzog von Friedland, der Reichenberg und Friedland<br />

mit Aufträgen für Uniformtuche mitten im Dreißigjährigen<br />

Krieg e<strong>in</strong>e erste Hochkonjunktur der Tuchmacherei bescherte. Die<br />

Grundtechnik der Handweberei kann der Besucher hier an e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>fachen Webrahmen erproben.<br />

Im 19. Jahrhundert war die Region um Reichenberg das Textilzentrum<br />

der Donaumonarchie. Produkte dieser Industrie wie<br />

bedruckte Baumwolltücher, die um 1850 <strong>in</strong> Kratzau entstanden,<br />

werden lichtgeschützt <strong>in</strong> Schubfächern und Auszügen präsentiert.<br />

Josef Preußler, der Vater des Schriftstellers, berichtet an e<strong>in</strong>er<br />

Hörstation vom mühsamen Tuchhandel mit dem „Roperradl“, der<br />

Schubkarre.<br />

E<strong>in</strong> schwarzer VW Käfer, Baujahr 1954, ist der Blickfang des<br />

dritten und letzten Themas <strong>in</strong> diesem Raum, der Verkehrstechnik.<br />

Er steht für den 1875 im Isergebirge geborenen Konstrukteur<br />

Ferd<strong>in</strong>and Porsche. Durch e<strong>in</strong>e Gazewand ist der Oldie bereits zu<br />

Beg<strong>in</strong>n des Rundgangs zu sehen, doch erst jetzt steht der Besucher<br />

tatsächlich vor ihm. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bildschirm zeigt Testfahrten<br />

mit den ersten skurril anmutenden Käfer-Prototypen aus dem<br />

Jahr 1936.<br />

Neben Porsche werden weitere Pioniere vorgestellt, wie Baron<br />

Theodor von Liebieg. Er unternahm 1894 von Reichenberg aus die


Museumsporträt 13<br />

erste Fernfahrt der Automobilgeschichte und gab dem Automobilbau<br />

<strong>in</strong> den böhmischen Ländern wichtige Impulse.<br />

Im folgenden Raum beg<strong>in</strong>nt die vorläufig noch provisorische<br />

Präsentation mit Bestandsvitr<strong>in</strong>en und m<strong>in</strong>imaler Gestaltung.<br />

Der Besucher geht durch e<strong>in</strong>en farbig gestrichenen Gang. Er soll<br />

später als typischer mit glitzernden Glasabfällen bestreuter Weg<br />

überleiten zu Thema 3 „Kulturraum Isergebirge“. Hier werden die<br />

Themen ländliches und städtisches Leben, religiöse Volkskunst<br />

und städtische Kultur <strong>in</strong> prägnanten Objekten angedeutet, wie<br />

dem Modell e<strong>in</strong>es Isergebirgs-Hauses, bürgerlichem Mobiliar aus<br />

der Zeit um 1900 oder e<strong>in</strong>er beweglichen Krippe.<br />

Der anschließende Raum 4 wird diese Themen weiterführen<br />

und die Sequenz „Sudetenfrage, Krieg und Vertreibung“ behandeln.<br />

Momentan ist dieses wesentliche historische Thema nur<br />

schlaglichtartig mit Fotos und Dokumenten angedeutet. Es soll <strong>in</strong><br />

der zweiten Ausbaustufe gründlich aufgearbeitet und anschaulich<br />

präsentiert werden.<br />

Die Inszenierung e<strong>in</strong>er Vertriebenen-Wohnstube der ersten<br />

Nachkriegsjahre schafft die Verb<strong>in</strong>dung zum Thema „Neuer<br />

Anfang, neues Leben“ <strong>in</strong> Raum 5. Dieser Raum musste aus f<strong>in</strong>anziellen<br />

Gründen mit e<strong>in</strong>facheren Mitteln gestaltet werden, als die<br />

ersten beiden Räume. Die Innenarchitektur beschränkt sich auf<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches rechtw<strong>in</strong>kliges Wandsystem und verzichtet weitgehend<br />

auf den E<strong>in</strong>bau von Vitr<strong>in</strong>en. Stattdessen wurden Bestandsvitr<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>tegriert oder auf Wandmontagen mit Tastschutz ausgewichen.<br />

Aufwendige grafische Elemente fehlen. Farbgebung<br />

und Schriften vermitteln jedoch die Anmutung der ersten Räume.<br />

In der Sequenz „Neuer Anfang, neues Leben“ kann der Besucher<br />

anhand von Fotos und Modellen nachvollziehen, wie aus<br />

dem Trümmergelände e<strong>in</strong>er gesprengten Munitionsfabrik am<br />

Stadtrand von Kaufbeuren der Stadtteil Kaufbeuren-Neugablonz<br />

entstand.<br />

Unter dem Motto „An Kichntiesch und ej Zängl, mieh brauch<br />

mr ne“ (E<strong>in</strong>en Küchentisch und e<strong>in</strong>e Zange, mehr brauchen wir<br />

nicht) steht der wirtschaftliche Neuanfang. Aus Abfallteilen<br />

zusammengesetzte Masch<strong>in</strong>en und die ersten Schmuckstücke,<br />

hergestellt aus Blechresten, Tierknochen und Kartoffelmehlteig,<br />

belegen e<strong>in</strong>drucksvoll den ungebrochenen Pioniergeist der Vertriebenen.<br />

Von den 1950er Jahren an g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> Neugablonz wirtschaftlich<br />

bergauf, der Kaufbeurer Ortsteil wurde zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational<br />

bekannten Zentrum des Modeschmucks.<br />

Die Präsentation im Museum verknüpft die Geschichte des<br />

Modeschmucks mit der Neugablonzer Ortsgeschichte. Den Höhepunkt<br />

bildet e<strong>in</strong>e Art „Schatzkammer“ der prom<strong>in</strong>entesten und<br />

auffälligsten Neugablonzer Echtschmuck-Imitationen: Sie zeigt<br />

e<strong>in</strong>e Gürtelschnalle für Marlene Dietrich, e<strong>in</strong> Collier für Sophia<br />

Loren, den Verlobungsr<strong>in</strong>g der Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Diana, die Bayerische<br />

Königskrone oder e<strong>in</strong> Smaragd-Diadem aus dem persischen Kronschatz.<br />

Die folgende Sequenz weitet den Blick über Neugablonz h<strong>in</strong>aus<br />

und stellt Isergebirgler vor, die unsere Nachkriegskultur mitgeprägt<br />

haben: Josef Gottste<strong>in</strong> und die Firma Sigikid, Helmut<br />

Krebs und se<strong>in</strong>e Christbaumschmuck-Produktion, die Künstler<br />

Markus Lüpertz und Willi Sitte. Otfried Preußler und Claus Josef<br />

Riedel kommen <strong>in</strong> Hörstationen ausführlich zu Wort.<br />

Das Thema Er<strong>in</strong>nerung wird ebenso angesprochen wie der<br />

Blick über die Grenze, den Eisernen Vorhang. Interviews mit<br />

Deutschen, die nach 1945 weiter im Isergebirge lebten, verdeutlichen<br />

die unterschiedlichen Lebenswelten der alten und der neuen<br />

Heimat. E<strong>in</strong> Bildschirm zeigt als Endlosschleife Filmaufnahmen<br />

aus dem Isergebirge, die 1966 entstanden. Sie vermitteln ortsunkundigen<br />

Besuchern e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck der Isergebirgs-Landschaft.<br />

Vertriebene f<strong>in</strong>den dar<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerungen wieder und nehmen Veränderungen<br />

war. An der letzten Hörstation schildert Otfried<br />

Preußler fesselnd und zugleich beklemmend e<strong>in</strong>en Besuch <strong>in</strong><br />

Hörstation zum „Roperradl“ mit Josef Preußler.


14/15 Museumsporträt<br />

se<strong>in</strong>em Elternhaus <strong>in</strong> Reichenberg, den er mit dem prägnanten<br />

Satz abschließt: „Zu Hause s<strong>in</strong>d wir hier, daheim waren wir<br />

drüben.“<br />

Bilanz und Ausblick<br />

Rund 3.400 Besucher zählte das Isergebirgs-Museum seit se<strong>in</strong>er<br />

Eröffnung. Die Besucherreaktionen waren überwiegend positiv.<br />

Hervorgehoben wurden vor allem die klare <strong>in</strong>haltliche Konzeption,<br />

die vielseitige Innenarchitektur und die Farbgestaltung. Auch<br />

Skeptiker <strong>in</strong> den Reihen der Museumsvere<strong>in</strong>e ließen sich von der<br />

Neugestaltung überzeugen.<br />

Neben der Museumsleiter<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>ziger hauptamtlicher Kraft<br />

wird das Isergebirgs-Museum ausschließlich von ehrenamtlichen<br />

Aufsichts- und Kassenkräften betrieben. Sie s<strong>in</strong>d sehr motiviert<br />

und engagiert, der laufende Betrieb hat sich mittlerweile gut e<strong>in</strong>gespielt.<br />

Der größte Wunsch aller Beteiligten ist natürlich der möglichst<br />

rasche Ausbau des zweiten Teilabschnitts, e<strong>in</strong> schwieriges<br />

Unterfangen <strong>in</strong> Zeiten knapper Kassen. Doch es gibt positive Signale:<br />

Vor kurzem g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Spende e<strong>in</strong>, die es uns ermöglichen<br />

wird, e<strong>in</strong>en Teil von Raum 3 weiter auszubauen.<br />

Isergebirgs-Museum Neugablonz, Marktgasse 8 (Gablonzer Haus),<br />

87600 Kaufbeuren-Neugablonz, Tel. 08341/965018<br />

Fax 08341/65292, <strong>in</strong>fo@isergebirgs-museum.de<br />

www.isergebirgs-museum.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

täglich außer Montag 14-17 Uhr,<br />

Gruppenführungen nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

a Der Arbeitsplatz des Glasdrückers als Inszenierung im Museum.<br />

b Die Sequenz „Tuchmacherei“ mit e<strong>in</strong>em nordböhmischen Tuchwebstuhl<br />

aus dem 19. Jahrhundert.<br />

c Seite 15: Der Themenbereich „Handel mit Glaswaren und<br />

Schmuck“.


Museumsporträt 15


16 Museumsporträt


Museumsporträt 16/17<br />

Am 16. Mai 2003 eröffnete die Stadt Volkach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aufwändig<br />

sanierten barocken Scheunenanlage „ihr“ Museum – das Museum<br />

Barockscheune. Das Possessivpronomen weist dabei nicht alle<strong>in</strong> auf<br />

die <strong>in</strong> Händen der Kommune liegende Trägerschaft des Hauses h<strong>in</strong>,<br />

sondern hat durchaus auch <strong>in</strong>haltliche Bedeutung: widmet sich<br />

doch die Dauerausstellung unter dem Titel: „Volkach an der Ma<strong>in</strong>schleife.<br />

Kultur – Landschaft – Geschichte“ ausdrücklich der Stadt<br />

und ihrem Umland, der so genannten Volkacher Ma<strong>in</strong>schleife.<br />

E<strong>in</strong>e Fülle von Bezeichnungen existiert für derartige <strong>Museen</strong>;<br />

man nennt sie kulturhistorische <strong>Museen</strong> mit lokalem Schwerpunkt,<br />

stadt- oder kommunalgeschichtliche <strong>Museen</strong>, Regionalmuseen, ja<br />

und natürlich: „Heimatmuseen“. Welche dieser Bezeichnungen e<strong>in</strong><br />

Museum letztlich für sich selbst <strong>in</strong> Anspruch nimmt, ist <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Frage des Selbstverständnisses des betreffenden Hauses,<br />

denn schließlich drücken sich <strong>in</strong> der Wahl der Bezeichnung Vorstellungen<br />

von der Bedeutung des Museums, von se<strong>in</strong>en Aufgaben und<br />

von se<strong>in</strong>em Anspruch aus. Das „Museum Barockscheune“ <strong>in</strong> Volkach<br />

versteht sich als e<strong>in</strong> Regionalmuseum – als e<strong>in</strong> Museum über und<br />

für die Region, <strong>in</strong> welchem e<strong>in</strong>erseits die Geschichte der Region<br />

museal dargestellt wird und <strong>in</strong> dem andererseits die E<strong>in</strong>wohner der<br />

Region e<strong>in</strong> aktives kulturelles Zentrum f<strong>in</strong>den sollen.<br />

Natürlich steckt h<strong>in</strong>ter diesem heute so klaren Selbstverständnis<br />

des Volkacher Museums die lange Geschichte se<strong>in</strong>er Entstehung<br />

und Planung. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 700. Jubiläum der<br />

Stadterhebung wurde im Jahr 1958 im Volkacher „Schelfenhaus“,<br />

e<strong>in</strong>em barocken Bürgerhaus, erstmals e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, bescheidene<br />

Ausstellung zur städtischen Geschichte gezeigt. Obwohl zunächst<br />

zeitlich beschränkt verstetigte sich die Ausstellung zur Dauere<strong>in</strong>richtung,<br />

ohne dass dabei allerd<strong>in</strong>gs ihr provisorischer Charakter<br />

verloren gegangen wäre. Diese Überführung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dauerhafte Präsentation<br />

zeigt, dass schon damals das Bedürfnis verspürt wurde,<br />

e<strong>in</strong> Museum e<strong>in</strong>zurichten, welches sich der zunehmend auch touristisch<br />

<strong>in</strong>teressanten Stadt Volkach und dem We<strong>in</strong>baugebiet an der<br />

Ma<strong>in</strong>schleife annehmen sollte. Allerd<strong>in</strong>gs konnte das provisorische<br />

„Heimatmuseum im Schelfenhaus“ – unter diesem Titel fand die<br />

Ausstellung Erwähnung im Handbuch „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ – dieser<br />

Anforderung nicht wirklich gerecht werden. Mit der E<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>es Arbeitskreises „Kultur und Geschichte der Ma<strong>in</strong>schleife“ an<br />

der Volkacher Volkshochschule im Jahr 1977 und mehr noch mit der<br />

Gründung des „Heimatvere<strong>in</strong>s Volkacher Ma<strong>in</strong>schleife e. V.“ 1994<br />

wurde die Idee zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es größeren Museums massiv<br />

vorangetrieben. Im Jahr 1997 schließlich entschloss sich die Kommune<br />

dazu, die <strong>in</strong>mitten der Altstadt gelegene, denkmalgeschützte<br />

und damals ungenutzte so genannte „Barockscheune“ umfassend zu<br />

sanieren, um dort e<strong>in</strong> neues Museum e<strong>in</strong>zurichten. Mit dem provisorischen<br />

„Heimatmuseum im Schelfenhaus“ war dieses ehrgeizige<br />

Projekt nicht zu vergleichen: Hier sollte ke<strong>in</strong> „Heimatmuseum“,<br />

sondern e<strong>in</strong> multifunktionales kulturelles Zentrum mit e<strong>in</strong>er musealen<br />

Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt Volkach und dem<br />

Gebiet der Ma<strong>in</strong>schleife entstehen.<br />

Das Museum Barockscheune<br />

<strong>in</strong> Volkach<br />

Regionalmuseen als „Basiscamps für<br />

Zukunftsexpeditionen“<br />

Jochen Ramm<strong>in</strong>g und Dagmar Stonus<br />

Bausubstanz und Nutzungskonzept<br />

Die „Barockscheune“ <strong>in</strong> der Volkacher We<strong>in</strong>straße wurde um die<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts aus örtlichem Muschelkalk errichtet. Ihr<br />

Grundriss ist nahezu quadratisch und zeigt dabei die typisch dreiteilige<br />

Gliederung e<strong>in</strong>er Scheune mit der mittig gelegenen Tenne<br />

zur E<strong>in</strong>fahrt der Wagen und Lagerflächen zur L<strong>in</strong>ken und zur Rechten.<br />

Unter e<strong>in</strong>em Drittel der Scheune erstreckt sich e<strong>in</strong> großzügiger,<br />

gewölbter We<strong>in</strong>keller. Drei weitere Geschossebenen liegen über der<br />

Tenne – zwei davon bef<strong>in</strong>den sich im Bereich des mächtigen Mansarddachstuhls,<br />

der dem Gebäude se<strong>in</strong> stattliches Aussehen verleiht.<br />

Seit 1935 ist die Barockscheune im Besitz der Stadt Volkach.<br />

Sie diente zunächst als Feuerwehrhaus, später als Lagerhalle des<br />

städtischen Bauhofs. Die Umnutzung zu e<strong>in</strong>em modernen Museumsgebäude<br />

erforderte e<strong>in</strong>e umfassende und aufwändige Sanie-


Museumsportrait 18<br />

Innenarchitektur und Ausstellungsgrafik<br />

Die vorsichtige Sanierung der Barockscheune, die <strong>in</strong>sbesondere die<br />

orig<strong>in</strong>alen Bauteile <strong>in</strong> den Vordergrund rückte, ließ Ausstellungsräume<br />

mit e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glicher atmosphärischer Wirkung entstehen,<br />

auf die die Innenarchitektur reagieren musste: Weder die Bruchste<strong>in</strong>wände<br />

des 1. Obergeschosses noch die Balkenkonstruktion<br />

des Dachgeschosses sollten durch Vitr<strong>in</strong>en und Stellwände zu sehr<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt werden. Zugleich aber musste die Innenarchitektur<br />

die offenen Ausstellungsräume, mith<strong>in</strong> die ungegliederten, ehemaligen<br />

Schüttböden der Scheune, gemäß der <strong>in</strong>haltlichen Gliederung<br />

des Ausstellungskonzeptes strukturieren, um e<strong>in</strong>en „Rundgang“ zu<br />

formen. Mit farblich zurückhaltenden, zwischen Decke und Boden<br />

e<strong>in</strong>gespannten „Schauwänden“ wurde diese Aufgabenstellung funka<br />

Seite 16: Blick <strong>in</strong> die als Sonderausstellungs- und Veranstaltungsraum<br />

genutzte E<strong>in</strong>gangshalle.<br />

b Die Volkacher Barockscheune: E<strong>in</strong> imposantes Bruchste<strong>in</strong>gebäude<br />

mit Mansarddachstuhl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.<br />

rung, bei der e<strong>in</strong>erseits die technischen Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e<br />

multifunktionale Nutzung als Museum und Veranstaltungsgebäude<br />

geschaffen werden mussten und andererseits die historische Bausubstanz<br />

respektiert werden sollte. Nach vierjähriger Planungszeit<br />

begannen die Arbeiten am Gebäude im April 2001. Sie fanden fast<br />

genau e<strong>in</strong> Jahr später ihren Abschluss.<br />

Um den Nutzungsanforderungen an das Gebäude als e<strong>in</strong>em<br />

Museum „über und für die Region“ gerecht zu werden, genügte<br />

es nicht, Dauerausstellungsflächen auszuweisen, sondern es galt<br />

zudem, ausreichend Raum für die unterschiedlichsten Veranstaltungen<br />

e<strong>in</strong>zuplanen. Nach dem Umbau präsentiert sich nun das Erdgeschoss<br />

der Scheune als e<strong>in</strong>e großzügige E<strong>in</strong>gangshalle, <strong>in</strong> der sich<br />

Garderobe, Kassenbereich und Museums-Shop bef<strong>in</strong>den, die aber<br />

auch rund 150 m² Wechselausstellungsfläche bietet. E<strong>in</strong> moderner<br />

Anbau erweitert diese E<strong>in</strong>gangshalle um e<strong>in</strong>en rund 60 m² großen<br />

Sem<strong>in</strong>arraum mit kle<strong>in</strong>er Küche. Für die Dauerausstellung wurden<br />

das 1. und 2. Obergeschoss sowie der Gewölbekeller vorgesehen,<br />

mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Fläche von rund 350 m². Während die Obergeschosse<br />

durch e<strong>in</strong>en Aufzug erschlossen werden und damit beh<strong>in</strong>dertengerecht<br />

ausgebaut s<strong>in</strong>d, ist der Keller lediglich über e<strong>in</strong>e Treppe<br />

zugänglich – e<strong>in</strong> Umstand, den es bei der Erstellung des Konzeptes<br />

zu bedenken galt.<br />

Sammlungsbestand und Rahmenkonzept<br />

Erst als ab Mitte der 1990er Jahre das Volkacher Museumsprojekt<br />

unübersehbar Gestalt gewann, setzte auch e<strong>in</strong>e zielgerichtete<br />

Sammlungstätigkeit e<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs existierte zu dieser Zeit bereits<br />

e<strong>in</strong> reicher Fundus verschiedenartigster Objekte aus der städtischen<br />

Vergangenheit, der im Rathaus, im Stadtarchiv und im „Heimatmuseum<br />

im Schelfenhaus“ aufbewahrt wurde. Zudem gab es vor<br />

Ort private Sammler, die <strong>in</strong>sbesondere vor- und frühgeschichtliche<br />

Funde zusammengetragen hatten. Kaum zeichnete sich jedoch<br />

die Realisierung des Museumsprojektes ab, so gelangten verstärkt<br />

neue Objekte <strong>in</strong> den Besitz der Stadt, beispielsweise e<strong>in</strong>e Sammlung<br />

fränkischer Trachtenstücke oder die Werkstatte<strong>in</strong>richtung des<br />

letzten Volkacher Büttners. Lange lag der Sammlungsschwerpunkt<br />

allerd<strong>in</strong>gs auf der „städtischen Geschichte“ Volkachs; das Umland<br />

– die Ma<strong>in</strong>schleife – war h<strong>in</strong>gegen eher unterrepräsentiert.<br />

Erst das Ausstellungskonzept, mit dessen Entwicklung im Frühjahr<br />

1998 begonnen wurde, wies die Richtung für e<strong>in</strong>en gezielten<br />

Ausbau der Sammlung, <strong>in</strong>dem es die Hauptthemen des künftigen<br />

Museums festlegte. Demnach sollten im 1. Obergeschoss „Die<br />

Stadt“ im Mittelpunkt der Präsentation stehen und im darüber liegenden<br />

Stockwerk „Die Region“, wobei diese <strong>in</strong>sbesondere durch<br />

den We<strong>in</strong>bau dargestellt werden sollte. Gerade dieser Themenbereich<br />

musste <strong>in</strong> der Folgezeit durch Objektspenden, Leihgaben und<br />

Zukäufe ergänzt werden. Der Keller des Museumsgebäudes wurde<br />

schließlich der Diskussion um die Aufgaben e<strong>in</strong>es Museums gewidmet:<br />

Hier sollte – angeregt durch die zur Zeit der Konzeption hochaktuelle<br />

Notwendigkeit zum Sammlungsausbau – über den künftigen<br />

Sammelauftrag des Hauses reflektiert werden.


Museumsportrait 19<br />

tional und ästhetisch befriedigend gelöst; die „Schauwände“ wirken<br />

raumgliedernd, ohne den Raum übermäßig zu verstellen oder gar<br />

die Außenwände mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Die Exponate werden <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelvitr<strong>in</strong>en an<br />

den Schauwänden präsentiert. Dabei wurden zwar deutliche Zusammenhänge<br />

zwischen den Objekten hergestellt, <strong>in</strong>sgesamt jedoch<br />

eher sparsam <strong>in</strong>szeniert, um den Stücken e<strong>in</strong>en möglichst hohen<br />

<strong>in</strong>haltlichen und ästhetischen Eigenwert zuzugestehen. Bei e<strong>in</strong>er<br />

solchen Exponatbehandlung nimmt zwangsläufig die Bedeutung<br />

der Betextung als Instrument der Inhaltsvermittlung zu. Die Texttafeln<br />

der Ausstellung dienen daher zum Ersten als e<strong>in</strong> farbliches<br />

Leitsystem durch die e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungsabschnitte, sie erklären<br />

zum Zweiten <strong>in</strong> Text und Bild historische H<strong>in</strong>tergründe und Zusammenhänge<br />

und sie geben zum Dritten auch konkrete Hilfestellung<br />

bei der E<strong>in</strong>ordnung und Interpretation der <strong>in</strong> ihrer Nachbarschaft<br />

gezeigten Exponate.<br />

Ausstellungsgliederung und Exponatbestückung<br />

Der Museumsrundgang beg<strong>in</strong>nt für den Besucher im 1. Obergeschoss,<br />

das der Stadt Volkach gewidmet ist; genauer „der Stadt und<br />

ihrer Chronik“, „der Stadt und ihren Herrschern“ sowie „der Stadt<br />

und ihren Bürgern“. Jedes dieser Unterthemen gruppiert sich um<br />

e<strong>in</strong> zentrales Exponat. So ist der Abschnitt zur Chronik der Stadt<br />

Volkach um e<strong>in</strong> großes historisches Stadtmodell herum konzipiert,<br />

welches das geschichtliche Werden der Stadtstruktur zeigt.<br />

Im Umfeld des Modells werden e<strong>in</strong>ige zentrale Daten des Aufstiegs<br />

zum städtischen Zentrum, beispielsweise die urkundliche Ersterwähnung,<br />

die Verleihung der Stadtrechte oder die Ersterwähnung<br />

der Urpfarrei, behandelt.<br />

Mittelpunkt des Abschnittes zu den Herrschern der Stadt bildet<br />

e<strong>in</strong>e Galerie mit Amtsstubenporträts der Würzburger Fürstbischöfe,<br />

die sich <strong>in</strong> Volkach <strong>in</strong> lückenloser Folge seit 1558 erhalten haben.<br />

Daneben f<strong>in</strong>den natürlich auch die früheren Grundherren, die<br />

Grafen von Castell, und die späteren Herrscher, die Könige von<br />

<strong>Bayern</strong>, Erwähnung. Gerade deren Regierungszeit spiegelt sich<br />

<strong>in</strong> der nahe bei Volkach stehenden „Gaibacher Konstitutionssäule“,<br />

die auch <strong>in</strong> der Ausstellung e<strong>in</strong>e Rolle spielt, <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

wider.<br />

Den größten Raum nimmt im 1. Obergeschoss die Themene<strong>in</strong>heit<br />

zur Stadt und ihren Bürgern e<strong>in</strong>. Das dort im Mittelpunkt stehende<br />

Exponat ist nicht alle<strong>in</strong> Zentrum dieses Ausstellungsbereiches,<br />

es ist vielmehr das Herzstück des gesamten Museums und das<br />

historisch wertvollste Besitztum der Stadt Volkach: das „Volkacher<br />

Salbuch“. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>en mächtigen Folianten, <strong>in</strong><br />

den verschiedene, e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Volkach gültige Rechtsaufzeichnungen<br />

e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Die Bedeutung des Salbuches liegt jedoch vor<br />

allem <strong>in</strong> zwei Abschnitten, die der Volkacher Stadtschreiber Niklas<br />

Probst im Jahr 1504 verfasst und mit <strong>in</strong>sgesamt 114 farbigen M<strong>in</strong>iaturen<br />

geschmückt hat. Diese meist kle<strong>in</strong>formatigen, schlichten<br />

Bilder geben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Alltagsleben e<strong>in</strong>er fränkischen<br />

Stadt, wie er ansonsten aus ke<strong>in</strong>er anderen Quelle zu gew<strong>in</strong>nen ist.<br />

Das Salbuch bildet nahezu die gesamte E<strong>in</strong>wohnerschaft der Stadt<br />

vom kommunalen Bediensteten über den Handwerker, den Wirt und<br />

den Händler ab. In der Ausstellung ergänzen und erläutern dann<br />

e<strong>in</strong>zelne um die zentrale Buchvitr<strong>in</strong>e platzierte kle<strong>in</strong>ere Themene<strong>in</strong>heiten,<br />

etwa zum Zunft- oder zum Marktwesen, die lebensnahen<br />

Illustrationen der Handschrift.<br />

Das 2. Obergeschoss widmet sich der Region um Volkach, der<br />

„Ma<strong>in</strong>schleife“, dem wohl e<strong>in</strong>drucksvollsten Altmäander des Ma<strong>in</strong>es.<br />

Die geologischen Voraussetzungen und morphologischen<br />

Abläufe bei der Entstehung der Ma<strong>in</strong>schleife sowie die Bedeutung<br />

des Flusses für das Leben der Menschen an se<strong>in</strong>en Ufern werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>leitung angerissen, bevor sich die Ausstellung<br />

dem eigentlichen Hauptthema dieses Geschosses zuwendet, dem die<br />

gesamte Region prägenden We<strong>in</strong>bau.<br />

a Das Stadtmodell.<br />

b Die Bocksbeutelsammlung.


20 Museumsportrait<br />

Aufgang zur Ausstellung im 1. Obergeschoss.<br />

Museum Barockscheune, We<strong>in</strong>straße 7, 97332 Volkach,<br />

Tel. 09381/40112, Fax 40318<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mai bis Oktober Freitag und Samstag 14-17, Sonntag 11-17 Uhr<br />

Anmerkungen:<br />

Ausstellungskonzeption, Recherche, Texte:<br />

FranKonzept ...im Dienst der Kultur... Dagmar Stonus, M. A.<br />

und Jochen Ramm<strong>in</strong>g, M. A.<br />

Architektur, Innenausbau, Außenanlagen:<br />

Re<strong>in</strong>hold Jäckle<strong>in</strong>, Dipl. Ing. Architekt<br />

Innenarchitektonische Ausstellungsgestaltung:<br />

Ursula Sauer-Hauck, Innenarchitekt<strong>in</strong>, Dipl. Ing. (FH)<br />

Grafik:<br />

Atelier für Gestaltung. Stefan Issig und Dirk Nitschke<br />

Nicht die wohlfeile Verklärung des We<strong>in</strong>baus zur we<strong>in</strong>seligen<br />

Häckerromantik kennzeichnet diesen Ausstellungsabschnitt, sondern<br />

ganz im Gegenteil se<strong>in</strong>e Darstellung als hochtechnisierter und<br />

-spezialisierter Zweig der Landwirtschaft. Leihgaben der Bayerischen<br />

Landesanstalt für We<strong>in</strong>bau und Gartenbau <strong>in</strong> Veitshöchheim<br />

ermöglichten e<strong>in</strong>e Ausstellungse<strong>in</strong>heit zur wissenschaftlichen<br />

oenologischen Forschung sowie zur schulischen Ausbildung junger<br />

W<strong>in</strong>zer. Auch bei der Darstellung der Arbeiten im We<strong>in</strong>berg und im<br />

We<strong>in</strong>keller wurde versucht, durch die Gegenüberstellung von historischen<br />

Arbeitsgeräten und aktuellen Fotografien hochmoderner,<br />

rationeller Arbeitsabläufe dem Besucher zu verdeutlichen, dass<br />

romantische Vorstellungen vom Häcker nichts mit dem heutigen<br />

Beruf des W<strong>in</strong>zers geme<strong>in</strong> haben. Letztlich ist auch die <strong>in</strong>tensive<br />

und gezielte Vermarktung der We<strong>in</strong>e von der Ma<strong>in</strong>schleife Ausdruck<br />

der Modernität des We<strong>in</strong>baus <strong>in</strong> Franken – auch wenn das als Werbeveranstaltung<br />

für Volkacher We<strong>in</strong>e <strong>in</strong>s Leben gerufene We<strong>in</strong>fest<br />

mittlerweile schon seit über 50 Jahren stattf<strong>in</strong>det.<br />

Am Ende des Ausstellungsrundganges durch die Obergeschosse<br />

der Barockscheune f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> weiterer Glanzpunkt des Hauses:<br />

E<strong>in</strong>e Sammlung von rund 140 Bocksbeuteln und bocksbeutelähnlichen<br />

Plattflaschen, an Hand derer die gesamte Geschichte<br />

der sche<strong>in</strong>bar so typisch fränkischen Flasche nachvollziehbar<br />

wird. So umfasst die Sammlung Plattflaschen des 17. Jahrhunderts<br />

– als noch niemand von „Bocksbeuteln“, und schon gar nicht von<br />

„fränkischen“ sprach – ebenso wie tatsächliche frühe Bocksbeutel,<br />

so genannte „Ste<strong>in</strong>we<strong>in</strong>flaschen“, aus dem ausgehenden 18.<br />

Jahrhundert. Daneben f<strong>in</strong>den sich zahllose Weiterentwicklungen<br />

und Spielarten der fränkischen Flaschenform, aber auch schamlose<br />

Kopien und unbeabsichtigte Plagiate. Den Abschluss bildet e<strong>in</strong>e<br />

kuriose Reihe „verzierter“ und „umfunktionierter“ Bocksbeutel, die<br />

als Aschenbecher oder Tischaufsatz dienten.<br />

Bevor der Besucher das Museum verlässt, sollte er e<strong>in</strong>en Blick<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>drucksvollen Gewölbekeller werfen. Unter der Überschrift<br />

„Sammlungen und Nachlässe“ werden hier die Aufgaben<br />

e<strong>in</strong>es „Regionalmuseums“ thematisiert. Anhand von drei Sammlungen,<br />

die das Volkacher Museum <strong>in</strong> den letzten Jahren übernahm,<br />

wird über den Sammlungsauftrag des Museums reflektiert, denn so<br />

unterschiedlich die ausgestellten Sammlungen auf den ersten Blick<br />

auch sche<strong>in</strong>en – es handelt sich um Ste<strong>in</strong>e, Trachten und Büttnerwerkzeuge<br />

– so typisch s<strong>in</strong>d sie doch für orts- und regionalhistorische<br />

<strong>Museen</strong>. Indem die Ausstellung hier dem Besucher die H<strong>in</strong>tergründe<br />

des musealen Sammelns offen legt, stellt sich das Volkacher<br />

Museum offensiv der Diskussion um die künftigen Möglichkeiten<br />

und Perspektiven e<strong>in</strong>er regionalen Schwerpunktsetzung.<br />

Selbstverständnis und Zukunftsaussichten<br />

Damit landet der Museumsbesucher am Ende se<strong>in</strong>es Ausstellungsrundganges<br />

erneut bei der e<strong>in</strong>gangs aufgeworfenen Frage nach dem<br />

Selbstverständnis des Museums <strong>in</strong> Volkach. Unübersehbar durchdr<strong>in</strong>gt<br />

der lokale und regionale Aspekt die gesamte Dauerausstellung,<br />

und doch beschränkt sich die Präsentation <strong>in</strong>haltlich nicht auf die<br />

Stadt und ihr Umland. Immer wieder hebt sich der Blick und fällt<br />

auf überregionale historische Entwicklungen, immer wieder wird<br />

Regionalgeschichte <strong>in</strong> größere Zusammenhänge e<strong>in</strong>geordnet und<br />

immer wieder ersche<strong>in</strong>t die lokale Vergangenheit als Exempel für<br />

vergleichbare Abläufe und Verhältnisse <strong>in</strong> ganz Franken. Regionalität<br />

wird <strong>in</strong> der Barockscheune nicht absolut gesetzt, sondern sie wird<br />

zum beschreibbaren Fixpunkt, von dem aus größere Zusammenhänge<br />

<strong>in</strong>s Visier genommen werden können. Genau hier liegt <strong>in</strong> Zeiten<br />

des globalen Zusammenwachsens, der digitalen Vernetzung und dem<br />

Vormarsch virtueller Welten e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe von <strong>Museen</strong> mit<br />

lokalem Themenschwerpunkt: An diesen realen Orten mit ihren fassbaren<br />

Objekten und Exponaten bietet sich den Menschen die Möglichkeit<br />

der Selbstvergewisserung. Regionalmuseen, wie die Barockscheune<br />

<strong>in</strong> Volkach, s<strong>in</strong>d Basiscamps für Expeditionen <strong>in</strong> die Zukunft.


Museumsportrait 21<br />

Im Mai 2003 feierte das Deutsche Museum München se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>hundertsten<br />

Geburtstag. Dies war unter anderem der Anlass, e<strong>in</strong>e<br />

neue Dauerausstellung „Geschichte des Museums“ zu eröffnen, <strong>in</strong><br />

der die Geschichte des Hauses von se<strong>in</strong>er Gründung im Jahr 1903<br />

bis <strong>in</strong> die Gegenwart zur Darstellung kommt.<br />

In chronologischen und systematischen Kapiteln reflektiert<br />

die Ausstellung die Entwicklung des Museums aus der Perspektive<br />

se<strong>in</strong>er Gründer, Mitarbeiter, der Baugeschichte und der Wechselwirkung<br />

mit den Veränderungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaft<br />

und Technik im 20. Jahrhundert.<br />

Das Haus und se<strong>in</strong>e Geschichte<br />

Seit se<strong>in</strong>er Gründung im Jahr 1903 hat sich das Deutsche Museum<br />

zu e<strong>in</strong>em der führenden Technikmuseen entwickelt und<br />

zählt mit se<strong>in</strong>en ca. 55.000 m² Ausstellungsfläche alle<strong>in</strong> auf der<br />

Museums<strong>in</strong>sel zu den größten <strong>Museen</strong> dieser Art weltweit. Dieser<br />

Erfolg ist vor allem dem Engagement und der Begeisterungsfähigkeit<br />

des Münchner Ingenieurs und Pioniers der Elektrotechnik<br />

Oskar von Miller (1855-1934) zu verdanken, dem es mit se<strong>in</strong>em<br />

Gründungsaufruf von 1. Mai 1903 gelang, für se<strong>in</strong> Projekt e<strong>in</strong>es<br />

„Museums für die Meisterwerke der Wissenschaft und Technik“<br />

auf breiter Basis die Unterstützung von führenden Vertretern aus<br />

Wissenschaft, Technik und Industrie zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Bereits 1906 eröffneten die ersten Ausstellungen <strong>in</strong> den<br />

Räumen des Alten Nationalmuseums (heute Staatliches Museum<br />

für Völkerkunde), und wiederum drei Jahre später wurde e<strong>in</strong>e<br />

Zweigstelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kaserne <strong>in</strong> der Zweibrückenstrasse auf dem<br />

Gelände des heutigen Deutschen Patent- und Markenamtes e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Bis zur Fertigstellung e<strong>in</strong>es neuen Museumsgebäudes<br />

wurden hier die rasant wachsenden Sammlungsbestände – bereits<br />

zehn Jahre nach der Gründung betrug die Zahl der Objekte etwa<br />

30.000 – provisorisch untergebracht und erstmals dem Publikum<br />

zugänglich gemacht. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges,<br />

die Revolution und die Inflation verzögert, kam es jedoch erst<br />

1925 zu e<strong>in</strong>er Eröffnung des bereits 1903 geplanten Museumsneubaus<br />

an se<strong>in</strong>em heutigen Platz auf der <strong>in</strong>mitten der Isar gelegenen<br />

ehemaligen Kohlen<strong>in</strong>sel. In den folgenden Jahren wurde<br />

das Museum weiter ausgebaut. Bis 1935 folgten der Bibliotheksbau<br />

und der Kongresssaal, 1937 e<strong>in</strong> von den Nationalsozialisten<br />

geförderter Erweiterungsbau für die neue Abteilung Kraftfahrwesen.<br />

Nach den zum Teil erheblichen Zerstörungen des Zweiten<br />

Weltkriegs stand bis <strong>in</strong> die 1960er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zunächst der<br />

Wiederaufbau und die Neukonzeption von Gebäude und Sammlungen<br />

im Vordergrund. Erst zwei Jahrzehnte später erfuhr die<br />

Ausstellungsfläche wesentliche Erweiterungen, mit denen man<br />

vor allem neuen Sammlungsschwerpunkten und Darstellungsformen<br />

Rechnung trug. Die Eröffnung e<strong>in</strong>er neuen Luft- und Raumfahrthalle<br />

1984 stellte zugleich jedoch den Endpunkt der möglichen<br />

Expansion auf der begrenzten Fläche der Museums<strong>in</strong>sel dar.<br />

Es folgte die Gründung von Außenstellen: 1992 der Flugwerft<br />

Schleißheim mit ihren Großobjekten aus Luft- und Raumfahrt,<br />

1995 des Deutschen Museums Bonn mit dem Schwerpunkt Wissenschaft<br />

und Technik <strong>in</strong> Deutschland nach 1945 und 2003 des<br />

Verkehrszentrums <strong>in</strong> den historischen Messehallen auf der Theresienhöhe.<br />

Mit ausschlaggebend für den Erfolg der Gründung des Jahres<br />

1903 war die damals neuartige Museums- und Ausstellungskonzeption.<br />

Gemäß den Vorgaben Oskar von Millers begriff sich<br />

das Museum von Beg<strong>in</strong>n an als „Stätte der Volksbelehrung“ 1 und<br />

sah se<strong>in</strong>e Aufgabe <strong>in</strong> der anschaulichen und verständlichen Vermittlung<br />

wissenschaftlich-technischer Zusammenhänge. Die historischen<br />

Orig<strong>in</strong>ale ergänzend prägen Demonstrationen, Modelle,<br />

Dioramen bis h<strong>in</strong> zu den berühmten „Knopfdruckversuchen“ bis<br />

heute das Bild vieler Ausstellungen. Die Sammlungsobjekte die-<br />

Gewehrkamera und<br />

Prachturkunden<br />

Die neue Ausstellung „Geschichte des<br />

Deutschen Museums“<br />

Stefan Siemer


22 Museumsportrait<br />

nen so nicht alle<strong>in</strong> der Illustration wissenschafts- und technikhistorischer<br />

Themen, sondern werden überdies <strong>in</strong> ihren Funktionen<br />

erläutert oder <strong>in</strong> Nachbildungen vorgeführt.<br />

Diesem Anliegen entsprach auch das von den Gründern<br />

<strong>in</strong>tendierte Zusammenspiel von Sammlung und Forschung. Der<br />

Aufbau e<strong>in</strong>er Bibliothek und e<strong>in</strong>er sogenannten Plansammlung<br />

mit technischen Konstruktionszeichnungen sollte zu e<strong>in</strong>em vertieften<br />

Verständnis der historischen Objekte beitragen. Mit dem<br />

aus der Plansammlung entstandenen Archiv, e<strong>in</strong>er auf mittlerweile<br />

875.000 Bände angewachsenen Bibliothek und mit dem seit<br />

den 1980er Jahren entstandenen Zusammenschluss der entsprechenden<br />

Münchner Universitäts<strong>in</strong>stitute als „Münchner Zentrum<br />

für Wissenschafts- und Technikgeschichte“ verfügt das Deutsche<br />

Museum heute über bedeutende Ressourcen auf dem Gebiet der<br />

historischen Forschung.<br />

Konzeption und Realisierung<br />

Das schien Grund genug, diese wechselvolle Geschichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

eigenen Ausstellung zu würdigen. Doch e<strong>in</strong>e Ausstellung dieser<br />

Art zu konzipieren und zu realisieren ist zunächst e<strong>in</strong> paradoxes<br />

Unterfangen. E<strong>in</strong>e „Museumsgeschichte“ steht gewissermaßen <strong>in</strong><br />

Konkurrenz zu den bereits bestehenden Ausstellungen:<br />

Diese beherbergen diejenigen Objekte und Sammlungen,<br />

auf denen die Attraktivität des Hauses beruht und die für den ja<br />

meist wissenschaftlich-technisch <strong>in</strong>teressierten Besucher im Vordergrund<br />

stehen. E<strong>in</strong>e bestehende Sammlung zum Thema e<strong>in</strong>er<br />

Ausstellung zu machen, setzt sich damit der Gefahr aus, die Vielfalt<br />

der über das Haus verteilten e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungsbereiche<br />

<strong>in</strong> verkle<strong>in</strong>erter Form zu wiederholen und – ungünstigstenfalls<br />

– aus Mangel an geeigneten Objekten zu ihrem Zerrspiegel zu<br />

werden. Warum also e<strong>in</strong>e Ausstellung zur Museumsgeschichte?<br />

Grundsätzlich eröffnet e<strong>in</strong>e Ausstellung dieser Art die Möglichkeit,<br />

aus e<strong>in</strong>er veränderten Perspektive heraus die großen<br />

Sammlungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zusammenfassenden Gesamtschau aufs<br />

Neue wahrzunehmen. Hier setzt die Konzeption der Ausstellung<br />

an. Ausgangspunkt ist das Deutschen Museum als e<strong>in</strong> Spiegelbild<br />

bedeutender wissenschaftlich-technischer Entwicklungen im<br />

20. Jahrhundert. Zudem hat der Besucher hier die Möglichkeit,<br />

e<strong>in</strong>en Blick h<strong>in</strong>ter die „Kulissen“ des Museums zu werfen und<br />

etwas über die Geschichte des Hauses und der für den Besucher<br />

meist im Verborgenen arbeitenden Menschen zu erfahren. Auf<br />

diese Weise kann er mit Sammeln, Ausstellen, Bewahren, Forschen<br />

und Bilden als den aus heutiger Sicht zentralen Aspekten<br />

der Museumsarbeit vertraut gemacht werden. Auch erzählt e<strong>in</strong><br />

naturwissenschaftlich-technisches Museum nur <strong>in</strong> seltenen Fällen<br />

von der Herkunft e<strong>in</strong>zelner Exponate und ihrer Geschichte.<br />

Oft unsche<strong>in</strong>bare Objekte werden so zu Trägern von Sammlungs-<br />

Geschichten. Überdies ergibt sich mit denjenigen Objekten, die<br />

als Demonstrationen und Modelle im Laufe der Zeit als veraltet<br />

aus den Ausstellung entfernt wurden, e<strong>in</strong> zusammenhängender<br />

Objektbestand, an dem sich der Wandel von Ausstellungskonzeptionen<br />

und -techniken aufzeigen lässt. Sie lassen sich komplementär<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es ergänzenden historischen Kommentars zu<br />

den bestehenden Ausstellungsobjekten wahrnehmen.<br />

Nachdem schon ab 1989 e<strong>in</strong>e erste kle<strong>in</strong>e Ausstellung zur<br />

Geschichte des Deutschen Museums zu sehen war, ergab sich im<br />

Vorlauf des Jubiläums von 2003 die Möglichkeit, die Museumsgeschichte<br />

<strong>in</strong> größerem Rahmen und mit e<strong>in</strong>em gänzlich neuen<br />

Konzept zu realisieren. Dies war vor allem auch deshalb möglich,<br />

weil mit der Auflösung und Neukonzeption e<strong>in</strong>er Ausstellung zu<br />

wissenschaftlichen Instrumenten des 18. Jahrhunderts zwei Räume<br />

zur Verfügung standen, von denen e<strong>in</strong>er für e<strong>in</strong>e neue Ausstellung<br />

„Wissenschaftliche Instrumente der Bayerischen Akademie<br />

der Wissenschaften“ vorgesehen wurde, der andere für die<br />

Museumsgeschichte zur Verfügung stand. Unabhängig vone<strong>in</strong>ana<br />

Menschen im Museum: Der Geschichte des Aufsichts- und<br />

Vorführdienstes im Deutschen Museum ist e<strong>in</strong>e eigene Vitr<strong>in</strong>e<br />

gewidmet. Im Vordergrund erkennbar e<strong>in</strong>e Inszenierung mit dem<br />

bis <strong>in</strong> die Nachkriegsjahre handschriftlich geführten Besucherzahlenbuch.<br />

b E<strong>in</strong>blicke: Die Vitr<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er Zusammenstellung Sammlungsobjekten<br />

aus der Frühzeit des Museums. Im Vordergrund die<br />

Vakuumluftpumpe Ottos von Guerickes aus dem Jahr 1662/63,<br />

die das Museum als „Meisterwerk“ der Naturwissenschaft und<br />

Technik 1908 erwarb.


Museumsportrait 23<br />

der e<strong>in</strong>gerichtet und im Jahr 2003 eröffnet, ergänzen beide Ausstellungen<br />

e<strong>in</strong>ander: So erzählt die Akademiesammlung von der<br />

Geschichte und den H<strong>in</strong>tergründen derjenigen wissenschaftlichen<br />

Instrumente, die als erster geschlossener Sammlungsbestand im<br />

Jahr 1903 <strong>in</strong> das Museum kamen und den Grundstock der folgenden<br />

Sammlungserweiterungen bildeten, die „Museumsgeschichte“<br />

h<strong>in</strong>gegen von der weiteren Entwicklung der Sammlungen.<br />

Wenngleich die Erweiterung der Ausstellungsfläche auf<br />

rund 220m² e<strong>in</strong>e Fülle neuer Möglichkeiten zur Präsentation der<br />

Museumsgeschichte bot, so war das neue Konzept doch gleichzeitig<br />

an bestimmte Vorgaben gebunden. Da der Raum auch für<br />

Empfänge und Veranstaltungen genutzt werden sollte, musste<br />

etwa die Hälfte der Ausstellungsfläche frei bleiben. Auch bildeten<br />

zwei massive freistehende, <strong>in</strong> der Mitte des Saales bef<strong>in</strong>dliche<br />

Trennwände sowie e<strong>in</strong>e breite Fensterfront mit Blick auf<br />

den Innenhof des Museums e<strong>in</strong>e weitere Vorgabe, mit der sich die<br />

Konzeption und Gestaltung ause<strong>in</strong>ander zu setzen hatte. Dennoch<br />

war mit diesem Raum e<strong>in</strong> Ausstellungsort gefunden, der zusammen<br />

mit dem benachbarten historischen Ehrensaal des Museums<br />

mit se<strong>in</strong>en Büsten und Gemälden zu Ehren bedeutender deutscher<br />

Wissenschaftler und Techniker sowie der Ausstellung zur<br />

Geschichte der Akademiesammlung e<strong>in</strong>e attraktive Raumflucht<br />

bildet. Sie bietet sich dem Besucher gewissermaßen als e<strong>in</strong>führende<br />

historische Achse vor se<strong>in</strong>em weiteren Gang durch die<br />

übrigen Ausstellungen des Museums dar.<br />

Gemäß diesen Bed<strong>in</strong>gungen wurde der Hauptteil der „Museumsgeschichte“<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es langen, durchgehenden Vitr<strong>in</strong>enbandes<br />

an zwei Längsseiten des Ausstellungsraums realisiert.<br />

Dies erlaubte nicht nur die Unterbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er Vielzahl größerer<br />

Objekte, sondern auch im regelmäßigen Wechsel von verglasten<br />

E<strong>in</strong>blicken mit buchartigen Text- und Fototafeln im Vordergrund<br />

e<strong>in</strong>e höchst dynamische Beziehung zu den im H<strong>in</strong>tergrund präsentierten<br />

Objekten. So entstehen immer wieder neue E<strong>in</strong>blicke<br />

und Perspektiven auf die Exponate, die, teilweise h<strong>in</strong>ter den Texttafeln<br />

verborgen, die Neugierde des Besuchers herausfordern.<br />

Die Abfolge der Vitr<strong>in</strong>en orientiert sich zunächst an der Chronologie<br />

markanter Ereignisse aus der Geschichte des Museums.<br />

Das Spektrum reicht hier von der Gründung des Museums 1903<br />

über die Eröffnung des Museumsneubaus auf der Museums<strong>in</strong>sel<br />

1925, das Museum während der Zeit des Nationalsozialismus, den<br />

Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />

bis h<strong>in</strong> zu aktuellen Entwicklungen und Planungen. Besonders<br />

die Darstellung der Nachkriegszeit bis <strong>in</strong> die 1980er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

folgt dabei dem Grundgedanken, die Geschichte des Museums<br />

als Spiegel aktueller technischer Entwicklungen darzustellen. Am<br />

Leitfaden der seit den 1960er Jahren entstandenen neuen Ausstellungen<br />

zu Kernphysik, Raumfahrt und Informatik werden<br />

dabei museums<strong>in</strong>terne und -externe Wahrnehmungen von Wissenschaft<br />

und Technik problematisiert.<br />

Unterbrochen wird diese l<strong>in</strong>eare Abfolge der Ereignisse durch<br />

systematische Abschnitte. Sie geben E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> historische Ausstellungstechniken,<br />

die Inszenierung von Objekten als „Meisterwerke“<br />

<strong>in</strong> der Frühzeit des Museums und thematisieren im Kapitel<br />

„H<strong>in</strong>ter den Kulissen“ die Arbeit der Museumsmitarbeiter oder<br />

den Aufbau der Sammlungen. H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e Ausstellungse<strong>in</strong>heit<br />

über die bis heute wichtige Rolle von Stiftern und Mäzenen.<br />

Neue Blicke auf Objekte<br />

Beim Betreten der Ausstellung stechen zwei markante Exponate<br />

<strong>in</strong>s Auge. Die berühmten „Magdeburger Halbkugeln“ mit der<br />

Vakuumluftpumpe Otto von Guerickes kontrastieren mit e<strong>in</strong>er<br />

Halbleiterscheibe zur Herstellung von Mikrochips für die Computer<strong>in</strong>dustrie.<br />

Für sie wurden jeweils die beiden den Raum dom<strong>in</strong>ierenden<br />

Trennwände durchbrochen und als Großvitr<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Beide Exponate machen den Besucher auf das breite<br />

Sammlungsspektrum des Museums zwischen historischen und<br />

aktuellen Objekten, wissenschaftlicher Grundlagenforschung und<br />

Technik sowie „Meisterwerk“ und <strong>in</strong>dustriell gefertigter „Massenware“<br />

aufmerksam.<br />

Der für das Verständnis der Museumsgeschichte so wichtige<br />

Aufbau der Sammlungen zwischen 1903 und 1925 ist das Thema<br />

e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e, die Sammlungskonzepte und die Beschaffung der<br />

ersten Exponate thematisiert. E<strong>in</strong> Werftmodell e<strong>in</strong>es Panzerkreuzers<br />

von 1906, e<strong>in</strong>e Röntgenröhre aus dem Besitz Wilhelm Conrad<br />

Röntgens oder e<strong>in</strong> Planetolabium aus dem Besitz des Astronomen<br />

Tycho Brahe zeigen die Spannbreite der Sammlungen <strong>in</strong> der Frühzeit<br />

des Museums im Spannungsfeld von Groß<strong>in</strong>dustrie, wissenschaftlicher<br />

Grundlagenforschung und Wissenschaftsgeschichte.<br />

E<strong>in</strong>e sogenannte Gewehrkamera aus dem Besitz des Ballonpioniers<br />

und Fotografen Konrad von Bassus diente zur Verbesserung<br />

von Luftaufnahmen vom schwankenden Boden e<strong>in</strong>es Ballonkorbs<br />

aus. Sie ersche<strong>in</strong>t aus heutiger Perspektive zunächst als Kuriosum,<br />

spiegelt jedoch auf anschauliche Weise die Offenheit der frühen<br />

Sammlungen für technische Erf<strong>in</strong>dungen und Innovationen. E<strong>in</strong>e<br />

Attraktion ist hier auch das unter der Nummer 1 <strong>in</strong>ventarisierte<br />

„erste Objekt“ des Museums, e<strong>in</strong> recht unsche<strong>in</strong>bares Thermometer<br />

nach Réaumur aus dem 18. Jahrhundert.<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt der Ausstellung ist das Thema Ausstellungstechnik.<br />

E<strong>in</strong>e historische Vitr<strong>in</strong>e mit den Induktionsversuchen<br />

James Faradays von 1906 macht unmittelbar anschaulich,<br />

wie das Museum zahlreiche Objekte aufwändig als „Meisterwerke“<br />

<strong>in</strong>szenierte. Noch weit bis <strong>in</strong> die Nachkriegsjahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bildete<br />

dieses Konzept – entsprechend dem vollständigen Namen<br />

„Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft<br />

und Technik“ – den Fluchtpunkt vieler Ausstellungen, gemäß der<br />

Vorgabe, die historischen Leistungen von Forschern und Technikern<br />

angemessen zur Darstellung zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Das Bild des Deutschen Museums <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

war jedoch vor allem durch die Vielzahl an Experimenten und<br />

Demonstrationen geprägt, die es dem Besucher erlaubten, wissenschaftliche<br />

Vorgänge und technische Abläufe anschaulich nachzuvollziehen.<br />

Die meisten dieser Vorrichtungen aus der Frühzeit<br />

des Museums s<strong>in</strong>d längst aus den heutigen Ausstellungen verschwunden.<br />

Für die neue Ausstellung wurden e<strong>in</strong>ige von ihnen<br />

reaktiviert. Gezeigt wird unter anderem e<strong>in</strong> Mondphasenmodell,<br />

das dem Besucher der Abteilung Astronomie im Jahr 1906 die<br />

Vorgänge des Mondumlaufs mittels e<strong>in</strong>er Kurbel verdeutlichte.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Abschnitt stellt an Beispielen die Technik des Dioramen-<br />

und Modellbaus vor, die bis heute e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong><br />

den Ausstellungen spielen.<br />

An vielen Stellen der Ausstellung kann der Besucher selbst<br />

aktiv werden. Das gilt etwa für h<strong>in</strong>ter „magischem Glas“ – e<strong>in</strong>em<br />

Spezialglas, das sich transparent schalten lässt – verborgene<br />

„kuriose Objekte“ – Fundstücke aus dem Depot – oder Geschenke,<br />

die während der Jahresfeiern des Museums den geladenen Gästen<br />

überreicht wurden. Sie werden mittels Knopfdruck <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

separaten Vitr<strong>in</strong>en für kurze Zeit sichtbar und stellen e<strong>in</strong>e Art<br />

ironischen Kommentar zu den übrigen Exponaten der Ausstellung<br />

dar.<br />

Die erläuternden Texte <strong>in</strong> deutscher und englischer Sprache<br />

auf den durchgehenden Vitr<strong>in</strong>enwänden s<strong>in</strong>d auf drei Ebenen<br />

hierarchisiert. Verschiedene Schriftgrößen erleichtern hier die<br />

Orientierung des Besuchers. Als Bereichstexte geben sie zunächst<br />

e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Überblick über das jeweilige Kapitel der Ausstellung,<br />

als Gruppentexte vertiefende Informationen zu spezielleren<br />

Aspekten und schließlich als Objekttexte Kurz<strong>in</strong>formationen<br />

zu den e<strong>in</strong>zelnen Exponaten. Abweichend von diesem Schema f<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Fällen zu e<strong>in</strong>zelnen Objekten erweiterte<br />

Objekttexte, die Informationen zur Geschichte der Vorbesitzer<br />

oder ihrer Funktion <strong>in</strong> den historischen Ausstellungen geben.


24 Museumsportrait<br />

Erklären und Verstehen: E<strong>in</strong>e Demonstration zur Darstellung der<br />

Mondphasen, aufgestellt <strong>in</strong> der Ausstellung Astronomie im Jahr<br />

1907. Über e<strong>in</strong>e Spiegelvorrichtung kann der Besucher den am<br />

Zeiger befestigten „Mond“ mittels e<strong>in</strong>er Kurbel bewegen und<br />

gleichzeitig durch das Okular betrachten.<br />

Sparsam e<strong>in</strong>gesetzte Zitate aus der Literatur des 20. Jahrhunderts<br />

bilden e<strong>in</strong>e weitere kommentierende Textebene.<br />

Fotografien ergänzen die Text<strong>in</strong>formationen. Sie geben E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> mittlerweile historisch gewordene Ausstellungsensembles<br />

und stellen damit die Exponate <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en erweiterten<br />

Kontext. So dokumentieren sie z. B. <strong>in</strong> der Ausstellungse<strong>in</strong>heit<br />

zum Nationalsozialismus als Fotoserie die Kriegszerstörungen der<br />

Jahre 1944/45 oder geben E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Arbeit der Werkstätten<br />

oder des Aufsichtsdienstes <strong>in</strong> den 1920er und 1930er Jahren.<br />

Fotografien f<strong>in</strong>den sich auch im Prolog zur Ausstellung, <strong>in</strong> dem<br />

das Thema Weltausstellungen als Vorläufer und Anreger technischer<br />

<strong>Museen</strong> aufgegriffen wird. In e<strong>in</strong>er Endlosschleife werden<br />

historische Fotografien auf das Vitr<strong>in</strong>englas projiziert, das als<br />

„magisches Glas“ im Wechsel mit der Projektion den Blick auf die<br />

dah<strong>in</strong>ter ausgestellten Objekte freigibt.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Informationsebene bilden Filme und Interviews<br />

zur Museumsgeschichte. Sie s<strong>in</strong>d auf <strong>in</strong>sgesamt fünf Multimediastationen<br />

verteilt, die verschiedenen Abschnitten der Ausstellung<br />

zugeordnet s<strong>in</strong>d. Sie bieten ausgewählte Sequenzen aus Filmen,<br />

die vor allem seit den 1920er Jahren im Umkreis des Museums<br />

entstanden s<strong>in</strong>d, darunter frühe Filmaufnahmen der Eröffnung<br />

des Sammlungsbaus auf der Museums<strong>in</strong>sel, Wochenschauberichte<br />

zu Ausstellungseröffnungen oder Dokumentationen zum Museum<br />

und zur Arbeit der Werkstätten der Jahre 1955 bis 1985. Die<br />

Filmsequenzen bilden den H<strong>in</strong>tergrund für die E<strong>in</strong>spielung von<br />

Interviewausschnitten von ehemaligen Mitarbeitern des Museums.<br />

Unter dem Motto „Wenn e<strong>in</strong> Metallteil mit e<strong>in</strong>em Schleifpapier<br />

entrostet wird, das ist natürlich ke<strong>in</strong>e Restaurierung“<br />

erzählt etwa der ehemalige Restaurator für wissenschaftliche<br />

Instrumente, Ernst Ell<strong>in</strong>ger, über die Restaurierungswerkstätten<br />

des Museums und die Sehnsucht vieler Besucher nach blankpoliertem<br />

Mess<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Arbeit des Vorführdienstes<br />

im Deutschen Museum gibt Alois Reichel, der vom teilweise<br />

schwierigen Umgang mit Besuchergruppen <strong>in</strong> den Ausstellungen<br />

berichtet.<br />

Unter welch problematischen Bed<strong>in</strong>gungen die Mitarbeiter <strong>in</strong><br />

den Nachkriegsjahren den Wiederaufbau der e<strong>in</strong>zelnen Abteilungen<br />

vorangetrieben haben, wird aus den Interviews mit Hermann<br />

Batzer, Hermann Burger und He<strong>in</strong>z Thomas deutlich, die zu Beg<strong>in</strong>n<br />

der fünfziger Jahre <strong>in</strong> das Museum kamen und von den noch lange<br />

Zeit sichtbaren zahlreichen Kriegsschäden zu berichten wissen.<br />

Diese Zeitzeugenaussagen und Filmsequenzen f<strong>in</strong>den sich unter<br />

anderem <strong>in</strong> dem Kapitel der Ausstellung, das unter dem Titel<br />

„H<strong>in</strong>ter den Kulissen des Museums“ den Arbeitsplatz Museum<br />

am Beispiel der Exponatverwaltung, des Depots, der Werkstätten<br />

und des Ausstellungsdienstes vorgestellt. Es spiegelt damit auch<br />

e<strong>in</strong> zentrales Anliegen der Ausstellung, das die Geschichte des<br />

Hauses nicht alle<strong>in</strong> aus der historischen Distanz e<strong>in</strong>er Aufzählung<br />

von Fakten und Ereignissen darstellen möchte, sondern ebenso<br />

aus der Perspektive der Mitarbeiter und ihrer höchst subjektiven<br />

Wahrnehmungen. Sie erzählen nicht zuletzt vor dem jeweiligen<br />

Zeith<strong>in</strong>tergrund von der Leidenschaft und Liebe im Umgang mit<br />

den Sammlungsobjekten.<br />

Weitere Multimediastationen begegnen dem Besucher im<br />

Abschnitt „Stifterbuch und Urkunden: ... und sie spendeten Millionen!“,<br />

der den für den Aufbau des Museums wichtigen Stiftergedanken<br />

aufgreift. Neben prächtig illustrierten Stiftungsurkunden<br />

von 1906/07 f<strong>in</strong>det sich hier das „Gedenkbuch an die<br />

Stifter des Deutschen Museums“ der Jahre von 1903 bis 1922.<br />

Die kle<strong>in</strong>ste Spende betrug damals 50, die größte – vom Verband<br />

der Deutschen Eisen<strong>in</strong>dustrie – 3 Millionen Mark. Der Besucher<br />

kann nicht nur das Orig<strong>in</strong>al h<strong>in</strong>ter Glas betrachten, sondern auch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Nachbildung auf e<strong>in</strong>er Bildschirmstation blättern<br />

oder zusätzlich den Inhalt über e<strong>in</strong>e alphabetisch und chronologisch<br />

geordnete Namensliste e<strong>in</strong>sehen.


Museumsportrait 25<br />

Ausstellungsbezogene Forschung<br />

Die Ausstellung steht <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit den Forschungen<br />

zur Geschichte des Deutschen Museums. Vor allem<br />

<strong>in</strong> den letzen beiden Jahren s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Publikationen<br />

erschienen, die sich der Geschichte e<strong>in</strong>zelner Abteilungen und<br />

ihrer Objekte aus wissenschaftsgeschichtlicher wie auch museumsgeschichtlicher<br />

Perspektive widmen. 2 H<strong>in</strong>zu kamen im Zuge<br />

der Vorarbeiten zur Ausstellung eigene Quellenrecherchen <strong>in</strong><br />

den umfangreichen Archivbeständen des Museums. Das galt für<br />

schriftliche Quellen wie etwa Verwaltungsakten ebenso wie für<br />

Fotografien und Filme. Hier gab es immer wieder Neuentdeckungen,<br />

die als Dokumentationen für die e<strong>in</strong>zelnen Exponate genutzt<br />

und <strong>in</strong> die Ausstellung <strong>in</strong>tegriert werden konnten.<br />

Doch die Ausstellung profitierte nicht alle<strong>in</strong> von den bisherigen<br />

Publikationen zur Museumsgeschichte. Gerade über die<br />

Auswahl geeigneter Exponate ergaben sich ganz neue Fragestellungen.<br />

Dies gilt vor allem für den Bereich Ausstellungstechnik. 3<br />

Die Suche nach Demonstrationen und Modellen aus der Frühzeit<br />

des Museums erschloss e<strong>in</strong>en Objektbestand, der nicht nur <strong>in</strong> die<br />

Ausstellung E<strong>in</strong>gang fand, sondern überdies im S<strong>in</strong>ne historischer<br />

Objektforschung und Dokumentation e<strong>in</strong>en Ausgangspunkt<br />

für weitere Untersuchungen auf dem Gebiet technischer <strong>Museen</strong><br />

und ihrer spezifischen Objektkulturen bildet. Die Aufnahmen mit<br />

Zeitzeugenberichten von Museumsmitarbeitern und die Auswertung<br />

von im Archiv gesammeltem Filmmaterial s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiteres<br />

Beispiel für die Erschließung neuer Quellen zur Geschichte des<br />

Museums.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Ergebnis dieser <strong>in</strong>tensiven Objekt- und Dokumentenrecherchen<br />

ist e<strong>in</strong>e kürzlich erschienene Publikation mit<br />

Dokumenten zur Geschichte des Deutschen Museums auf CD-<br />

ROM. 4 Hier f<strong>in</strong>den sich grundlegende Quellen zu Gründung, Konzeption<br />

und Aufbau der Sammlungen im Deutschen Museum, die<br />

durch ausführliche Dokumentationen zu ausgewählten Objekten<br />

der Ausstellung ergänzt wurden. Die Publikation wendet<br />

sich sowohl an den Besucher der Ausstellung, der hier e<strong>in</strong>zelne<br />

Themen weiter vertiefen kann, wie auch an den speziell an der<br />

Geschichte technischer <strong>Museen</strong> <strong>in</strong>teressierten Historiker, dem<br />

e<strong>in</strong>e reiche Auswahl von reproduzierten Orig<strong>in</strong>alquellen zur Verfügung<br />

steht.<br />

Zusammenschau von rund hundert Jahren Sammlungs- und<br />

Museumsgeschichte und den dort gezeigten Exponaten ke<strong>in</strong>eswegs<br />

e<strong>in</strong> Deutsches Museum en m<strong>in</strong>ature. Sie ermöglicht dem<br />

Besucher nicht nur die Begegnung mit Sammlungsgegenständen<br />

und Ausstellungstechniken aus der Frühzeit des Museums,<br />

sondern vermittelt auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von der Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Museum, dem Umgang mit den Objekten und dem oft langwierigen<br />

Prozess der Konzeption und Realisierung von Ausstellungen.<br />

Im Idealfall wird e<strong>in</strong>e Ausstellung dieser Art damit zu e<strong>in</strong>em Ort<br />

der Reflexion über zukünftige Entwicklungen nicht nur des Deutschen<br />

Museums, sondern auch anderer technischer <strong>Museen</strong>.<br />

Deutsches Museum München, Museums<strong>in</strong>sel 1, 80538 München,<br />

Tel. 089/2179-1, Fax -324, <strong>in</strong>formation@deutsches-museum.de,<br />

www.deutsches-museum.de<br />

Öffnungszeiten: täglich 9-17 Uhr<br />

Anmerkungen:<br />

1 s. Oskar von Miller: Technische <strong>Museen</strong> als Stätten der Volksbelehrung,<br />

<strong>in</strong>: Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte<br />

5/1929, S. 1-18<br />

2 s. Wilhelm Füßl u. Helmuth Trischler: Geschichte des Deutschen<br />

Museums. Akteure, Artefakte, Ausstellungen. München 2003;<br />

Ulf Hashagen/Oskar Blumtritt/Helmuth Trischler (Hrsg.): Circa<br />

1903: Artefakte <strong>in</strong> der Gründungszeit des Deutschen Museums,<br />

Abhandlungen und Berichte NF 19, München 2003; Otto Mayr:<br />

Wiederaufbau. Das Deutsche Museum 1945-1970, München<br />

2003; Hans-Liudger Dienel: Das Deutsche Museum und se<strong>in</strong>e<br />

Geschichte, München 1998<br />

3 s. vom Verfasser: Das Orig<strong>in</strong>al im Spiegel. Nachbildungen,<br />

Modell und Demonstrationen, <strong>in</strong>: Kultur und Technik, 2/2003, S.<br />

28-33<br />

4 Wilhelm Füßl/Matthias Knopp/Stefan Siemer/Sebastian Victor:<br />

Dokumente zur Geschichte des Deutschen Museums 1903-2003<br />

(CD-ROM). München 2003<br />

Ausblick<br />

Die bisherigen Erfahrungen mit Besuchern und Führungen zeigen,<br />

dass die Ausstellung als willkommene Ergänzung zum übrigen<br />

Angebot des Deutschen Museums wahrgenommen wird. Wenngleich<br />

ke<strong>in</strong>e systematischen Beobachtungen vorliegen, lässt sich<br />

sagen, dass sich die meisten der E<strong>in</strong>zelbesucher <strong>in</strong>tensiv mit den<br />

Inhalten der Ausstellung beschäftigen und die Verweildauer vor<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungse<strong>in</strong>heiten recht hoch ist. Dies gilt<br />

besonders für die Vitr<strong>in</strong>e zur Sammlungspolitik <strong>in</strong> der Frühzeit<br />

des Museums, die mit ihren vergleichsweise ungewöhnlichen und<br />

zahlreichen Objekten im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Wunderkammer“ die Aufmerksamkeit<br />

der Besucher auf sich zieht. Während der Führungen<br />

stößt der Abschnitt zur Geschichte des Museums während<br />

der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder auf besonderes<br />

Interesse. Für Nachdenklichkeit und Betroffenheit sorgen die hier<br />

vorgestellten Schicksale e<strong>in</strong>zelner Museumsmitarbeiter während<br />

des Krieges, welche zum Teil <strong>in</strong> Widerstandsgruppen organisiert<br />

waren oder – wie der Ingenieur und enge Mitarbeiter Oskar von<br />

Millers, Arthur Schönberg – nach Theresienstadt deportiert wurden.<br />

Als Problem erweist sich allerd<strong>in</strong>gs der enge Raum zwischen<br />

den durchlaufenden Vitr<strong>in</strong>en und den für die Großvitr<strong>in</strong>en durchbrochenen<br />

Trennwänden. Führungen mit mehr als zehn Teilnehmern<br />

lassen sich so nur schwer realisieren.<br />

Die Ausstellung zur Museumsgeschichte zählt zu den kle<strong>in</strong>sten<br />

Abteilungen im Deutschen Museum, doch ist sie <strong>in</strong> ihrer


26 Museumsportrait


Museumsportrait 26/27<br />

Das Historische Museum der Stadt Regensburg eröffnete am 27.<br />

September 2003, umrahmt von den Klängen römischer Musik, die<br />

neu gestaltete Abteilung „Römerzeit“, laut Plakatwerbung „<strong>Bayern</strong>s<br />

größte Römerausstellung“.<br />

Die letzte Gestaltung der Römerabteilung g<strong>in</strong>g als Resultat<br />

e<strong>in</strong>er viel beachteten Sonderausstellung anlässlich der 1800-<br />

Jahr-Feier der Stadt Regensburg (gerechnet von der Fertigstellung<br />

des Legionslagers 179 n. Chr.) bereits auf das Jahr 1979<br />

zurück. Damals war e<strong>in</strong>e bemerkenswerte, über 500m² große<br />

Abteilung entstanden, die der Bedeutung von Regensburg als<br />

größtem Militärstandort der römischen Prov<strong>in</strong>z Raetien gerecht<br />

wurde.<br />

Die Römer <strong>in</strong><br />

neuem Licht<br />

Zur Umgestaltung der Abteilung „Römerzeit“ im<br />

Historischen Museum Regensburg<br />

Ingrid Jütt<strong>in</strong>g, Christof Flügel<br />

und Andreas Boos<br />

Voraussetzungen<br />

Ausgehend von veränderten räumlichen Gegebenheiten seit der<br />

großen Bayerischen Landesausstellung 2000 war nun e<strong>in</strong>e Neuaufstellung<br />

und teilweise Verlagerung der Römerabteilung s<strong>in</strong>nvoll<br />

und nötig geworden. Aufgrund e<strong>in</strong>es sehr knapp bemessenen<br />

f<strong>in</strong>anziellen Rahmens, der <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise mit dem E<strong>in</strong>richtungsbudget<br />

vergleichbarer Abteilungen oder Häuser, wie beispielsweise<br />

des etwa gleich großen Archäologie-Museums Qu<strong>in</strong>tana <strong>in</strong><br />

Künz<strong>in</strong>g, konkurrieren konnte, gestaltete sich der Neuaufbau der<br />

Römerzeit-Abteilung auf nun ca. 540m² nicht e<strong>in</strong>fach. Zum e<strong>in</strong>en<br />

sollte sie sich <strong>in</strong> ihrem Ersche<strong>in</strong>ungsbild an der 1995 eröffneten<br />

Abteilung „Mittelalter“ orientieren, zum anderen mit e<strong>in</strong>em<br />

Bruchteil der damaligen E<strong>in</strong>richtungskosten auskommen.<br />

Dieser Spagat war nur durch verschiedene Sparmaßnahmen<br />

möglich. Dazu zählten der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>facherer Materialien und<br />

Drucktechniken, die Wiederverwendung von kastenförmigen Vitr<strong>in</strong>en<br />

aus der alten Aufstellung nach entsprechender Überarbeitung<br />

und die Ausrüstung mit Standardvitr<strong>in</strong>en, die bereits weit<br />

im Vorfeld der jetzigen Ausstellungskonzeption zu Sonderkonditionen<br />

erworben worden waren. Diese zum Teil unbeleuchteten<br />

Hochvitr<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>er Grundfläche von nur 64,5 x 64,5 bzw.<br />

72 x 72 cm demonstrieren mit ihrer Vollverglasung größtmögliche<br />

Transparenz und Leichtigkeit, lassen aber e<strong>in</strong>e Nutzung<br />

als Graphikträger kaum zu. Neben den umgearbeiteten Vitr<strong>in</strong>en<br />

konnten wichtige Bestandteile der früheren Ausstellung übernommen<br />

werden, wie das Modell des Legionslagerbaues oder das<br />

rekonstruierte römische Gebäude mit Küche und Wohnraum, das<br />

am alten Platz und nur ger<strong>in</strong>gfügig modifiziert <strong>in</strong> die neue Ausstellung<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen war.<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Anforderung an die Gestaltung war es,<br />

die Römer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em helleren Umfeld zu präsentieren und sie aus<br />

dem bei Eröffnungen gern, aber zu Unrecht bemühten „Dunkel<br />

der Geschichte“ herauszuholen. Als zusätzliche Vorgabe der<br />

Museumsleitung sollte im E<strong>in</strong>gangssaal e<strong>in</strong>e Freifläche für kle<strong>in</strong>ere<br />

Versammlungen und Vorträge e<strong>in</strong>geplant werden. All diese<br />

durch Sachzwänge begründeten großen Herausforderungen<br />

meisterte die Regensburger Innenarchitekt<strong>in</strong> Ulrike Buck, der es<br />

gleichzeitig gelang, der vielschichtigen Ausstellung e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

L<strong>in</strong>ie zu geben. Die passende Gestaltung der Informationsträger<br />

übernahmen die Augsburger Grafiker Steffan Westeroth<br />

und Waltraud Brandner. Die Ausstellungskonzeption lag <strong>in</strong> Händen<br />

von Dr. Andreas Boos (<strong>Museen</strong> der Stadt Regensburg) und<br />

Ingrid Schmidts-Jütt<strong>in</strong>g M. A. (München/Ma<strong>in</strong>z) mit fachlicher<br />

Beratung und f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung durch die Landesstelle<br />

für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> (Eva-Maria Fleckenste<strong>in</strong> und<br />

Dr. Christof Flügel).<br />

Die seit der letzten Aufstellung 1979 größtenteils <strong>in</strong> Rot<br />

gehaltenen Räume wurden durchgehend weiß gestrichen. Die<br />

zahlreichen Ste<strong>in</strong>denkmäler kamen mit schwarzen Trägerplatten<br />

aus Stahl auf weiße, schlicht und zurückhaltend gestaltete<br />

Sockel. E<strong>in</strong>e mutige, im H<strong>in</strong>blick auf die bessere Anschaulichkeit<br />

aber sicherlich richtige Entscheidung war es, das detailreiche


28 Museumsportrait<br />

Modell des Baus des Regensburger Legionslagers lediglich h<strong>in</strong>ter<br />

e<strong>in</strong>er gläsernen Abschrankung zu präsentieren, anstatt es wieder<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Großvitr<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zubauen. Auch die freie Aufstellung orig<strong>in</strong>aler<br />

Funde wie z. B. e<strong>in</strong>es römischen We<strong>in</strong>fasses oder e<strong>in</strong>er<br />

großen Ölamphore soll dazu beitragen, die Besucher weitgehend<br />

barrierefrei an die Welt der Römer heranzuführen.<br />

Die nach e<strong>in</strong>heitlichen Vorgaben gestalteten Texttafeln<br />

erhielten <strong>in</strong> Anlehnung an die Mittelalterabteilung e<strong>in</strong>en schwarzen<br />

Stahlrahmen, um e<strong>in</strong>e gewisse E<strong>in</strong>heitlichkeit im Gestaltungsbild<br />

des Museums e<strong>in</strong>zuhalten. Maße, Textumfang und<br />

Schrifttype orientieren sich ebenfalls an den Mittelalter-Texttafeln,<br />

obwohl die Tafeln der Römerabteilung etwas massiver und<br />

damit nicht ganz so elegant wirken, dafür aber grafisch abwechslungsreicher<br />

gestaltet s<strong>in</strong>d. Als Logo für die Römerabteilung,<br />

das auf allen Informationsträgern neben dem auf e<strong>in</strong>e Überschrift<br />

reduzierten Raumtext ersche<strong>in</strong>t, wurde e<strong>in</strong> Kalkste<strong>in</strong>kopf<br />

des Gottes Mars von e<strong>in</strong>em römischen Grabbau aus Regensburg<br />

verwendet. Die gute Lesbarkeit der knappen und prägnanten Texte<br />

sowie die illustrative Gestaltung mit Karten und Grafiken wurden<br />

bei der Eröffnung von vielen Besuchern besonders hervorgehoben.<br />

Führungsl<strong>in</strong>ie und E<strong>in</strong>zelthemen<br />

Der Rundgang durch das römische Regensburg beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

modern gestalteten Saal, der für die Bayerische Landesausstellung<br />

2000 saniert worden war und damals als Informationszentrum<br />

diente. Thematisch wird hier das Militär <strong>in</strong> Regensburg/Castra<br />

Reg<strong>in</strong>a mit se<strong>in</strong>en Kastellen dargestellt. Bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e asymmetrisch<br />

gestellte Säulenreihe <strong>in</strong> der Längsachse des Saales und<br />

durch die lang gestreckten Dimensionen bot sich hier e<strong>in</strong>e offene<br />

Raumgestaltung an, die zum e<strong>in</strong>en die Ausrüstung des Militärs<br />

(auf der Fensterseite), zum anderen die zeitgleichen Funde aus<br />

den jeweiligen Lagern und den zugehörigen Zivilsiedlungen (auf<br />

der gegenüberliegenden Wandseite) präsentiert. Dabei war e<strong>in</strong>e<br />

freie Besucherführung, die es ermöglicht, zwischen den thematisch<br />

korrespondierenden Raumseiten und den locker mite<strong>in</strong>ander<br />

verschränkten Themenbereichen zu wechseln, durchaus beabsichtigt.<br />

Vor den Fenstern s<strong>in</strong>d auf transluzenten Folien lebensgroße<br />

Zeichnungen römischer Soldaten der Zeit um 100, 200 und 320<br />

n. Chr. abgehängt, um den Besucher auf se<strong>in</strong>em Gang durch die<br />

knapp 400 Jahre römischer Präsenz <strong>in</strong> Regensburg zu leiten und<br />

ihm e<strong>in</strong>e Vorstellung vom Menschen h<strong>in</strong>ter dem archäologischen<br />

Objekt zu vermitteln. Gleichzeitig werden dadurch die kle<strong>in</strong>teiligen<br />

Ausrüstungsgegenstände der Militäruniformen <strong>in</strong> ihrem antiken<br />

Funktionszusammenhang bildlich erläutert.<br />

Zentrales Exponat und Blickfang ist aber die monumentale<br />

Bau<strong>in</strong>schrift des römischen Legionslagers Castra Reg<strong>in</strong>a aus dem<br />

Jahr 179 n. Chr., gewissermaßen die Gründungsurkunde der Stadt<br />

Regensburg rund hundert Jahre nach der Anlage e<strong>in</strong>es ersten,<br />

kle<strong>in</strong>eren Militärlagers im Stadtteil Kumpfmühl. Ohne als H<strong>in</strong>dernis<br />

empfunden zu werden, teilt die Lagertor<strong>in</strong>schrift den Raum <strong>in</strong><br />

die zwei Bereiche vor und nach Errichtung des Legionskastells, ist<br />

aber gleichzeitig nach außen, d. h. auf den Vorraum vor dem Ausstellungssaal,<br />

gerichtet. Da der Saal <strong>in</strong> diese Richtung mit e<strong>in</strong>er<br />

Glaswand abgeschlossen ist, wirkt diese Fläche von dem aus dem<br />

Foyer zum Museumscafé führenden Vorraum aus wie e<strong>in</strong> Schaufenster.<br />

Die angestrebte Außenwirkung der Ausstellung wird noch<br />

dadurch erhöht, dass e<strong>in</strong>e Wand dieses Vorraums als Projektionsfläche<br />

für e<strong>in</strong>e Beamer-Präsentation fungiert. Dieser Beamer wird<br />

<strong>in</strong> der Ausstellung von e<strong>in</strong>em PC gesteuert, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tisch vor<br />

e<strong>in</strong>er Fundortkarte e<strong>in</strong>gelassen ist. Das Computerprogramm über<br />

das römische Regensburg erläutert mit Luftbildern, Plänen, Texten,<br />

Fotos und Animationen die wichtigsten Fundstellen. Hierbei<br />

können die E<strong>in</strong>zelthemen und ihre Unterpunkte gezielt angesteuert<br />

werden, um sie auf der Projektionswand e<strong>in</strong>er größeren Besu-<br />

chergruppe, etwa e<strong>in</strong>er Schulklasse, darzubieten. Im Ruhezustand<br />

wirft das Programm über den Beamer e<strong>in</strong>e Art Diashow römischer<br />

Funde und Fundstellen an die Wand und soll so den Ausstellungsbereich<br />

stets werbewirksam mit dem öffentlichen Vorraum<br />

verb<strong>in</strong>den.<br />

Bei der Gestaltung der Texttafeln wurde besonderer Wert auf<br />

anschauliche Abbildungen und Karten gelegt. Da die beschriebenen<br />

Standardvitr<strong>in</strong>en kaum Platz für Vorder- oder Rückseitengraphik<br />

bieten, wurde das traditionelle Gestaltungsmittel der<br />

Texttafel gewählt. Dabei ist besonders im ersten Saal e<strong>in</strong>e relativ<br />

große Anzahl von Tafeln festzustellen, was aber angesichts der<br />

komplexen Militärgeschichte Regensburgs verständlich wird. Verteilt<br />

wurden die Texttafeln auf <strong>in</strong> sich geschlossene E<strong>in</strong>zelthemen<br />

mit jeweils zugeordneten Vitr<strong>in</strong>en. Diese Themenbereiche, wie<br />

z. B. „H<strong>in</strong>ter festen Mauern – Das Legionslager Castra Reg<strong>in</strong>a“<br />

oder „Nachbarn, Fe<strong>in</strong>de, Kampfgenossen – Die Germanen“, können<br />

vom Besucher entweder <strong>in</strong> der großen historischen Entwicklungsl<strong>in</strong>ie<br />

wahrgenommen werden, wenn er den Saal <strong>in</strong> der<br />

Längsachse durchschreitet, oder aufgrund der Abgeschlossenheit<br />

der Texte auch <strong>in</strong>dividuell angesteuert werden. Die Standortwahl<br />

für die überwiegend an der Längswand l<strong>in</strong>ear angeordneten Vitr<strong>in</strong>en<br />

und Tafeln wurde von mehreren Faktoren bestimmt. Dazu<br />

gehören die wegen des e<strong>in</strong>geschränkten Platzangebotes komprimierte<br />

Darstellung der Militärgeschichte sowie technische Vorgaben,<br />

wie die Positionierung der Lagertor<strong>in</strong>schrift als „key visualizer“,<br />

ferner der geforderte Freiraum <strong>in</strong> der Mitte oder die großen<br />

Maße des Lagerbaumodells.<br />

Der zweite Raum bot sich aufgrund se<strong>in</strong>es niedrigen Kreuzgratgewölbes<br />

und der dadurch erzeugten gedämpften Atmosphäre<br />

für das Thema „Römische Religion“ an. Hier werden neben anderen<br />

Altären und Weih<strong>in</strong>schriften Kultbilder, Votivgaben, Inschriften<br />

und Opferaltäre aus dem Heiligtum des Gottes Merkur auf<br />

dem Regensburger Ziegetsberg gezeigt, ferner zahlreiche Götterstatuetten<br />

von Hausaltären. Die pralle Füllung e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e vor<br />

allem mit Merkurfiguren ist dabei durchaus beabsichtigt, um dem<br />

Besucher auch optisch die große Bedeutung dieses Gottes im täglichen<br />

Leben der Prov<strong>in</strong>zbevölkerung vor Augen zu führen.<br />

Die anschließenden Räume widmen sich dem römischen Alltag.<br />

Auf e<strong>in</strong>en Saal mit dem Schwerpunkt auf der zivilen Besiedlung<br />

der Lagervorstadt, der Lagerdörfer und der Gutshöfe mit<br />

ihren vielfältigen Gewerben und Berufen folgt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Raum<br />

mit den Bereichen Fernhandel und Münzwesen, der durch das<br />

E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>er abgehängten Decke zu e<strong>in</strong>em „Pretiosenkab<strong>in</strong>ett“<br />

umgestaltet wurde: Neben e<strong>in</strong>er eigens konstruierten großen<br />

Münzvitr<strong>in</strong>e, die es dem Besucher erlaubt, die zahlreichen ausgestellten<br />

Münzen (Auswahl: Stefan Wiechmann M. A.) mittels<br />

e<strong>in</strong>er verschiebbaren Lupe genauer zu betrachten, fällt der Blick<br />

auf e<strong>in</strong>e dem alten Bestand entnommene und umgerüstete Vitr<strong>in</strong>e<br />

mit Fernhandelsgütern. Dazu zählen zahlreiche Gläser aus<br />

dem Rhe<strong>in</strong>land, rot glänzendes Tafelgeschirr (Terra Sigillata) aus<br />

Frankreich und der Pfalz bis h<strong>in</strong> zu Austern von der Atlantikküste,<br />

daneben aber auch das frei aufgestellte Tannenholzfass für italienischen<br />

We<strong>in</strong> oder die große Amphore für spanisches Olivenöl.<br />

Der nächste Raum mit dem Nachbau des römischen Hauses,<br />

e<strong>in</strong>er Wandvitr<strong>in</strong>e mit der Theke e<strong>in</strong>er römischen „taberna“ und<br />

zwei umgerüsteten Vitr<strong>in</strong>en zu Haushaltsgerät und Geschirr ist<br />

<strong>in</strong>haltlich weitgehend unverändert übernommen und nur etwas<br />

„herausgeputzt“ worden, was beim römischen Haus wörtlich zu<br />

nehmen ist.<br />

E<strong>in</strong>e schwierige Aufgabe bildete die Gestaltung des folgenden<br />

Saales mit spätgotischer Holzdecke und kreuzgratgewölbtem<br />

Baldach<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>er Raumecke, die <strong>in</strong> der Zeit des M<strong>in</strong>oritenklosters<br />

als Kochstelle gedient hatte. Neben diesen orig<strong>in</strong>al am<br />

Ort erhaltenen Architekturelementen erschwerte der alte E<strong>in</strong>bau<br />

von zwei romanischen Triforien aus dem ehemaligen Hof


Museumsportrait 29<br />

des Salzburger Erzbischofs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Wand des Saales die Nutzung.<br />

Da die Elemente als Relikte der Hausgeschichte bzw. als kunstgeschichtlich<br />

bedeutende Gebäudeteile erlebbar bleiben sollten,<br />

musste auf ihre Absetzung gegenüber den römischen Exponaten<br />

geachtet werden, was nach verschiedenen Umplanungen schließlich<br />

sogar ohne Verzicht auf Ausstellungsfläche gelang.<br />

Thematisch verb<strong>in</strong>det dieser Raum die Bereiche „Privates<br />

Leben“ und „Tod und Jenseits“. Die Brücke zwischen diesen<br />

sche<strong>in</strong>bar widersprüchlichen Themen bilden die Darstellungen<br />

von Privatpersonen auf Reliefste<strong>in</strong>en größerer Grabmäler. Zur<br />

Verdeutlichung wurde e<strong>in</strong> Gestaltungselement aus dem E<strong>in</strong>gangssaal<br />

aufgegriffen: Der Grafiker rekonstruierte nach e<strong>in</strong>em Relief<br />

aus Regensburg vier Personen <strong>in</strong> prov<strong>in</strong>zialrömischer Tracht aus<br />

der Zeit um 200 n. Chr. auf transluzenter Folie, die vor e<strong>in</strong>em<br />

Fenster abgehängt wurde.<br />

Den Abschluss der Römerabteilung bildet der östliche Kreuzgangflügel<br />

mit dem Lapidarium, <strong>in</strong> dem zahlreiche römische<br />

Grabste<strong>in</strong>e und zwei wieder <strong>in</strong>s Museum zurückgeführte Sarkophage<br />

zu besichtigen s<strong>in</strong>d. In diesem Bereich wurden mehrere<br />

vorhandene Backste<strong>in</strong>sockel anstelle der sonst üblichen weiß<br />

lackierten Holzsockel beibehalten, jedoch die ste<strong>in</strong>ernen Exponate<br />

wiederum auf schwarze Stahlplatten gestellt, um sie von der<br />

Unterkonstruktion deutlich abzusetzen. Ansonsten wurden neue<br />

Wandhalterungen e<strong>in</strong>gebaut. Fast alle Ausstellungsstücke stammen<br />

hier vom so genannten „Großen Gräberfeld“ <strong>in</strong> Regensburg.<br />

Wie bei den über die ganze Ausstellung verteilten Exponaten<br />

mit late<strong>in</strong>ischen Texten s<strong>in</strong>d auch sämtliche Grab<strong>in</strong>schriften als<br />

epigrafisch korrekte Abschrift mit Übersetzung (Dr. Franz Schön)<br />

wiedergegeben. Neben Standardvitr<strong>in</strong>en mit ausgewählten Beigabenensembles<br />

wird e<strong>in</strong>e Wandnische als Vitr<strong>in</strong>e für Neufunde<br />

genutzt, um auch aktuelle Grabungsergebnisse darbieten zu<br />

können.<br />

Ihre <strong>in</strong>haltliche Ergänzung und chronologische Fortsetzung<br />

f<strong>in</strong>det die Römerabteilung im gegenüberliegenden Kreuzgangbereich<br />

mit der <strong>in</strong>s Frühmittelalter überleitenden Ausstellungssequenz<br />

„Romanen und Germanen“ zum 5. Jahrhundert, die bereits<br />

seit 1995 Bestandteil der Abteilung „Mittelalter“ ist.<br />

a Seite 26: Saal mit Holzdecke und mittelalterlichen Architekturelementen.<br />

b Blick <strong>in</strong> Raum I mit der Lagertor<strong>in</strong>schrift.<br />

Zukunftspläne<br />

Insgesamt ist die Neuaufstellung der Römerabteilung e<strong>in</strong> gutes<br />

Beispiel dafür, wie man trotz e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>imalbudgets e<strong>in</strong> gelungenes<br />

Ergebnis erzielt. Helligkeit, Transparenz, Schlichtheit und<br />

Str<strong>in</strong>genz dom<strong>in</strong>ieren die <strong>in</strong> mancherlei H<strong>in</strong>sicht konservative<br />

Präsentation, die bewusst auf knallige Effekte verzichtet.<br />

Ihre Attraktivität soll durch das Erarbeiten von Audioführungen<br />

und die Herausgabe e<strong>in</strong>es Führers durch die römische Abteilung<br />

gesteigert werden, letzteres auch, um die bewusst zurückhaltende<br />

Objektbeschriftung <strong>in</strong>haltlich zu ergänzen. Außerdem<br />

könnte das am Computer <strong>in</strong> der Ausstellung gezeigte Programm<br />

über das römische Regensburg nach entsprechender Umarbeitung<br />

als CD zum Verkauf angeboten werden. In Zusammenarbeit mit<br />

dem Museumspädagogischen Zentrum München, Regensburger<br />

Lehrern und privaten Pädagogen wird das Historische Museum<br />

zusätzlich e<strong>in</strong> museumspädagogisches Konzept sowie Führungen<br />

und Aktionsblätter für Schüler erstellen.<br />

Historisches Museum, Römerabteilung, Dachauplatz 2-4<br />

93047 Regensburg, Tel. 0941/507-1440, Fax -4449<br />

museen_der_stadt@regensburg.de, boos.andreas@regensburg.de<br />

www.regensburg.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

täglich außer Montag 10-16 Uhr<br />

Führungen durch die Abteilung Römerzeit jederzeit nach<br />

vorheriger Anfrage, Tel. 0941/507-1442 oder -2448<br />

Museumspädagogisches Schulklassenprogramm (bis 31.12.2004):<br />

CULTHECA, Tel. 0941/630-7006, Fax -7009, leipold@cultheca.de


30 Museumsportrait


Museumspädagogik 30/31<br />

Mit Holzdetektiven unterwegs se<strong>in</strong>, als Holzknecht auf Hüttentour<br />

gehen oder die Holz-S<strong>in</strong>ne schärfen – all das kann man im<br />

Holztechnischen Museum Rosenheim bzw. im Holzknechtmuseum<br />

Ruhpold<strong>in</strong>g. Initiiert wurde dieses Projekt vom Bezirk Oberbayern.<br />

Ziel war es, bei zwei der von ihm geförderten <strong>Museen</strong> attraktive<br />

und neue Vermittlungsangebote zu schaffen. Die Landesstelle für<br />

die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> hat das Projekt begleitet und<br />

mitf<strong>in</strong>anziert.<br />

Die beiden <strong>Museen</strong><br />

Der Bezirk Oberbayern wählte diese beiden südostbayerischen<br />

<strong>Museen</strong> für das Projekt aus, da bei ihnen der Bedarf an neuen Vermittlungsangeboten<br />

sehr groß erschien. Das Holztechnische Museum<br />

<strong>in</strong> Rosenheim zeigt auf 400m² Ausstellungsfläche vielfältige<br />

Möglichkeiten der Be- und Verarbeitung von Holz. Orig<strong>in</strong>alstücke,<br />

Anschauungs- und Funktionsmodelle sowie Werkzeugsammlungen<br />

dokumentieren alte und moderne Techniken. Das Holzknechtmuseum<br />

<strong>in</strong> Ruhpold<strong>in</strong>g widmet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Ausstellungshaus der<br />

Arbeit und den Werkzeugen der Waldarbeiter <strong>in</strong> Geschichte und<br />

Gegenwart. Im dazugehörigen Freigelände bef<strong>in</strong>den sich orig<strong>in</strong>algetreue<br />

Themenhütten.<br />

Beide <strong>Museen</strong> werden ehrenamtlich geführt. Es gibt ke<strong>in</strong>e fest<br />

angestellten wissenschaftlichen Mitarbeiter oder Museumspädagogen;<br />

das Vermittlungsangebot wird von e<strong>in</strong>em engagierten Kreis<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiter durchgeführt.<br />

Der Projektablauf<br />

Zunächst erstellten die Projektbeauftragen Doris Hefner und<br />

Dr. Michaela Breil e<strong>in</strong>e umfangreiche Situationsanalyse, die über<br />

den Bereich der Vermittlungsangebote h<strong>in</strong>ausg<strong>in</strong>g. Dazu wurde das<br />

Museumsteam vom Hausmeister über die Kassenkräfte bis zu den<br />

ehrenamtlichen Leitern befragt und e<strong>in</strong>e Besucherumfrage <strong>in</strong>itiiert.<br />

Außerdem flossen die Ergebnisse <strong>in</strong>tensiver Museumsbesuche <strong>in</strong><br />

diese Analyse e<strong>in</strong>. Sie führte dazu, dass weitere Projektmittel von<br />

der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> bereitgestellt wurden<br />

und das Holzknechtmuseum <strong>in</strong> Ruhpold<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Neugestaltung<br />

des E<strong>in</strong>gangsbereiches auf eigene Kosten <strong>in</strong> Angriff nahm.<br />

Basierend auf dieser Situationsanalyse erarbeiteten die Projektbeauftragten<br />

Ideenkonzepte für <strong>in</strong>teraktive Stationen und zielgruppenorientierte<br />

Vermittlungsangebote. Außerdem erstellten sie<br />

e<strong>in</strong> Personal- und Kooperationskonzept. Dar<strong>in</strong> wurden auch e<strong>in</strong>ige<br />

Vorschläge für Kooperationsprojekte der beiden beteiligten <strong>Museen</strong><br />

ausgearbeitet. Die Analysen waren Anlass, für beide <strong>Museen</strong> neues<br />

Vermittlungspersonal zu akquirieren.<br />

Alle Konzepte wurden im Entscheidergremium, bestehend aus<br />

Vertretern der beteiligten <strong>Museen</strong>, der Projektleiter<strong>in</strong> des Bezirks<br />

Oberbayern, Frau Knuth, und Frau Dr. Kunz-Ott von der Landesstelle<br />

vorgestellt. Geme<strong>in</strong>sam wurden Schwerpunkte gesetzt und e<strong>in</strong>zelne<br />

Vorschläge für die Realisierung ausgewählt.<br />

Schnüffelnasen und Ratefüchse<br />

Aus e<strong>in</strong>er Vielzahl von Vorschlägen für <strong>in</strong>teraktive Elemente und<br />

personelle Vermittlungsangebote wählte das Museumsteam jeweils<br />

drei Vermittlungsangebote, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Element sowie e<strong>in</strong>en<br />

„K<strong>in</strong>derpfad“ aus. Als re<strong>in</strong> haptisches und s<strong>in</strong>nliches Element zum<br />

Thema Holz wurde für das Holztechnische Museum Rosenheim e<strong>in</strong>e<br />

„S<strong>in</strong>nenstation“ entworfen. Sie bildet e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Element <strong>in</strong><br />

der Ausstellung, das sowohl von E<strong>in</strong>zelbesuchern genutzt als auch<br />

bei Gruppenführungen <strong>in</strong>tegriert wird.<br />

An e<strong>in</strong>er „Duftorgel“ können die Besucher nicht nur verschiedene<br />

Hölzer bestimmen, sondern auch ihren Duft erschnuppern.<br />

Gute Ohren und Phantasie benötigt man beim Erraten von Geräuschen,<br />

die von Holz- oder Baumprodukten <strong>in</strong> Schütteldosen erzeugt<br />

werden. Holzscheite von acht unterschiedlichen Bäumen mit verschiedenen<br />

Schnittebenen und R<strong>in</strong>de laden zum Betrachten und<br />

Holzdetektive und<br />

andere Schnüffelnasen<br />

Neue Angebote im Holztechnischen Museum<br />

Rosenheim und Holzknechtmuseum<br />

Ruhpold<strong>in</strong>g<br />

Doris Hefner und Michaela Breil


32 Museumspädagogik<br />

Tasten e<strong>in</strong>. Wer dann auch noch wissen will, wie sich Baumbestandteile<br />

und andere „holzige Rätsel“ anfühlen, darf mit den Händen <strong>in</strong><br />

den Fühlkästen auf Entdeckungsreise gehen. E<strong>in</strong> funktioneller Teil<br />

der „S<strong>in</strong>nenstation“ bietet Platz für Materialien, die bei Führungen<br />

und Workshops e<strong>in</strong>gesetzt werden: z. B. hartes und weiches Holz,<br />

schweres und leichtes Holz oder mehrere Baumscheiben unterschiedlicher<br />

Hölzer.<br />

Allgeme<strong>in</strong>es zu Führungen<br />

Die Konzepte der Führungen s<strong>in</strong>d auf die durch e<strong>in</strong>e Befragung des<br />

Museumsteams festgelegte Hauptzielgruppe ausgelegt. Dies s<strong>in</strong>d<br />

Grundschulklassen, <strong>in</strong>sbesondere der 3. und 4. Jahrgangsstufe.<br />

Bei der Konzeption der personellen Vermittlungsangebote gelten<br />

folgende Grundpr<strong>in</strong>zipien: Die Führungen f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kommunikativen<br />

Form statt und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unterhaltsame Geschichte<br />

e<strong>in</strong>gebettet. Ziel ist es, die Teilnehmer zu aktivieren. Daher werden<br />

auch – wo immer es möglich ist – s<strong>in</strong>nliche Mittel e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Anfassen und Ausprobieren s<strong>in</strong>d erlaubt. Zur Vertiefung der Führungsthemen<br />

werden Workshops angeboten, <strong>in</strong> denen die Teilnehmer<br />

auf kreative Art und Weise das Thema umsetzen können.<br />

Problematisch für die E<strong>in</strong>führung der neuen Angebote war<br />

die Platzsituation der <strong>Museen</strong>, <strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e Räumlichkeiten für<br />

museumspädagogische Aktionen zur Verfügung standen. In Rosenheim<br />

f<strong>in</strong>den daher die Aktionen <strong>in</strong> den Ausstellungsräumen statt.<br />

Workshops mit handwerklichen Arbeiten können aufgrund dieser<br />

Situation nur e<strong>in</strong>geschränkt durchgeführt werden.<br />

In Ruhpold<strong>in</strong>g war das Projekt Anlass, e<strong>in</strong>e der Hütten im Freigelände,<br />

die bislang auch an Gruppen für Feiern etc. vermietet wurde,<br />

nun für die Museumspädagogik zu reservieren. So ist hier e<strong>in</strong><br />

authentischer Raum für die Arbeit mit Gruppen vorhanden.<br />

a Seite 30: Auf dem K<strong>in</strong>derpfad Schritt für Schritt den Holzknechten<br />

auf der Spur, Holzknechtmuseum Ruhpold<strong>in</strong>g.<br />

b Schnüffelnasen an der S<strong>in</strong>nenstation, Holztechnisches Museum<br />

Rosenheim.<br />

c Museumspädagogischer Raum, Holzknechtmuseum Ruhpold<strong>in</strong>g.<br />

Waldarbeiter, Wagner und Co.<br />

Unter dem Motto „Waldarbeiter, Wagner und Co.“ können die K<strong>in</strong>der<br />

im Holztechnischen Museum die verschiedenen alten Holzberufe<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Gesprächs mit Vorführungen, Holz zum Fühlen<br />

und Riechen und Werkzeugtests kennen lernen. Ihren Traumberuf<br />

dürfen sie im anschließenden Workshop <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es frei gestalteten<br />

Zunftschildes „ergreifen“.<br />

E<strong>in</strong>e andere Variante dieser Führung ist das Angebot „Was b<strong>in</strong><br />

ich? – heiteres Holzberufe-Raten“. Nach e<strong>in</strong>er Ausbildungsreise<br />

durch das Museum gilt es, dem Rateteam e<strong>in</strong>en Holzberuf durch<br />

e<strong>in</strong>e typische Handbewegung zu präsentieren. Die „Schwe<strong>in</strong>derl“<br />

warten derweilen auf ihre Füllung...<br />

Derrickkran und Brustleier<br />

Beim nächsten Vermittlungsangebot für Schulklassen und Erwachsene<br />

stehen die Werkzeuge der verschiedenen Holzberufe im Mittelpunkt.<br />

Während des Rundgangs dürfen Werkzeuge <strong>in</strong> die Hand<br />

genommen und ausprobiert werden, „wilde“ Geräte wie der Waldteufel<br />

kennen gelernt und das Rätsel „Was hat Kommissar Derrick<br />

im Holztechnischen Museum zu suchen?“ gelöst werden. Zum<br />

Abschluss f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Werkzeugquiz der besonderen Art statt. Gar<br />

nicht so e<strong>in</strong>fach, dem Rateteam die Brustleier zu erklären oder das<br />

Auszieheisen vorzuspielen...<br />

Holzdetektive unterwegs<br />

Für beide <strong>Museen</strong> wurde das Vermittlungsangebot „Holzdetektive<br />

unterwegs“, e<strong>in</strong> Detektiv-Spiel für K<strong>in</strong>der zwischen 8 und 12 Jahren,<br />

konzipiert. Das Pr<strong>in</strong>zip von „Holzdetektive unterwegs“ ist für<br />

beide <strong>Museen</strong> gleich, der Inhalt jedoch auf das jeweilige Museum<br />

zugeschnitten. Bei diesem Angebot verwandeln sich das Museum<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Detektivbüro und die Teilnehmer <strong>in</strong> Detektive. Sie bekommen<br />

den Auftrag, bei der Identifizierung mysteriöser Fotos zu helfen und<br />

Informationen zu den darauf abgebildeten Gegenständen zu sammeln.<br />

Kle<strong>in</strong>e Detektivgruppen begeben sich auf Spurensuche und


Museumspädagogik 33<br />

präsentieren ihren Kollegen die Rechercheergebnisse. Der „Chef“ des<br />

Detektivbüros hilft dabei und hat noch die e<strong>in</strong> oder andere „s<strong>in</strong>nliche“<br />

Information beizusteuern wie Holz- oder Heubett-Düfte. So<br />

werden nach und nach alle Informationen zu den mysteriösen Fotos<br />

zusammengetragen und das Rätsel gelöst. Damit sich die Ergebnisse<br />

besser e<strong>in</strong>prägen, gestalten die Nachwuchsdetektive im anschließenden<br />

Workshop e<strong>in</strong> Memo-Spiel.<br />

Von starken Männern...<br />

Da im Holzknechtmuseum Ruhpold<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Konzept für e<strong>in</strong>e Überblicksführung<br />

fehlte, wurden zwei Varianten des Angebots „Ja so<br />

warn’s – die Holzknecht’ anno dazumal“ erarbeitet: e<strong>in</strong>es für Schulklassen<br />

und e<strong>in</strong>es für Erwachsene.<br />

Um sich e<strong>in</strong> Bild vom Leben der Holzknechte zu machen, dürfen<br />

die Teilnehmer bei dieser Führung e<strong>in</strong> Heubett fühlen, riechen<br />

und ausprobieren, sie versuchen, e<strong>in</strong>en Holzstamm zu bewegen oder<br />

können all das Gewicht auf dem Rücken spüren, das die Ausrüstung<br />

früher und heute wog. Diese Elemente kommen sowohl bei der K<strong>in</strong>derführung<br />

als auch bei der Erwachsenenführung zum E<strong>in</strong>satz. Die<br />

Informationen, die bei der Führung für Erwachsene gegeben werden,<br />

s<strong>in</strong>d jedoch auf diese Zielgruppe zugeschnitten und umfangreicher.<br />

K<strong>in</strong>der können im Anschluss an die Führung M<strong>in</strong>i-Fällkerben<br />

sägen und e<strong>in</strong>e „Hui-Masch<strong>in</strong>e“ bauen. So kann das Kerbensägen<br />

geübt werden, ohne dass Ruhpold<strong>in</strong>gs Wälder leiden. Aber auch die<br />

Erwachsenen können nach dem Rundgang noch selbst aktiv werden<br />

und sich das typische Holzknechtessen, das „Muas“, zubereiten und<br />

probieren.<br />

Mäuseplage und Hüttentour<br />

Im Freigelände des Holzknechtmuseums bef<strong>in</strong>den sich mehrere Hütten,<br />

<strong>in</strong> denen die Holzknechte früher unter der Woche lebten. Sie<br />

stehen im Mittelpunkt der „Hüttentour“. Mit Kompass und Karte<br />

ausgerüstet begeben sich die K<strong>in</strong>der auf Entdeckungsreise, um der<br />

Vermittlungsperson bei ihrem großen Problem zu helfen: die Museumsmaus<br />

hat den Museumsführer angeknabbert und zerfetzt. Daher<br />

müssen nun alle zusammen helfen, um die Seiten wieder zusammenzufügen<br />

und alle Informationen zu den Hütten zusammenzutragen.<br />

So entsteht nach und nach e<strong>in</strong> Bild vom Leben der Holzknechte<br />

<strong>in</strong> den Hütten. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geschmacksprobe der Zutaten für das<br />

typische Holzknechtessen rundet das Bild ab. Im Anschluss kann<br />

jedes K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Traumhütte aus Naturmaterialien bauen oder mit<br />

der ganzen Gruppe das Holzknechtessen zubereiten und probieren.<br />

Den Holzknechten auf der Spur<br />

E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derpfad mit 10 Stationen führt K<strong>in</strong>der mit oder ohne Eltern<br />

durch das Holzknechtmuseum und se<strong>in</strong> Freigelände. Die K<strong>in</strong>der<br />

begleiten den kle<strong>in</strong>en Holzknecht und se<strong>in</strong>en Großvater, die <strong>in</strong> den<br />

Bergwald gehen, um Holz für e<strong>in</strong>e neue Blockhütte zu holen. Ausgerüstet<br />

mit Rucksack und Gestaltungsmaterialien gehen die K<strong>in</strong>der<br />

durch das Museum. Bei jeder Station erhalten sie Aufgaben,<br />

die sie ausführen oder lösen müssen und dann im K<strong>in</strong>derpfadführer<br />

gestalterisch festhalten. Dabei können sie die alte Holzknechtkleidung<br />

und die moderne Schutzkleidung der Waldarbeiter probieren,<br />

müssen Ausrüstungsgegenstände zuordnen und das Alter zweier<br />

Fichtenstämme bestimmen. Beim Zeichnen und Bauen von „Loiten“,<br />

e<strong>in</strong>er aus Baumstämmen gebauten Rutsche für den Abtransport<br />

gefällter Bäume, bekommen sie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von den verschiedenen<br />

Möglichkeiten, das Holz zu Tal zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Nach dem Rundgang im Haupthaus des Museums erkunden<br />

die K<strong>in</strong>der das Freigelände, wo sich noch vier weitere Aufgaben des<br />

K<strong>in</strong>derpfades bef<strong>in</strong>den. Sie entdecken die Zutaten des Holzknecht-<br />

Muases, bestimmen mit Hilfe e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>teraktiven Dendrochronologie-Station<br />

das Alter e<strong>in</strong>er Hütte, identifizieren e<strong>in</strong>en Baum und<br />

lösen zu guter Letzt e<strong>in</strong> Hüttenrätsel.<br />

Ist der K<strong>in</strong>derpfad durchlaufen, haben die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuell<br />

gestalteten Museumsführer, den sie mit nach Hause nehmen<br />

können. Wer das K<strong>in</strong>derpfadrätsel gelöst hat, bekommt auch noch<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Belohnung.<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und Kontrolle<br />

Um das größtenteils neue Vermittlungspersonal auf se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

vorzubereiten, wurden verschiedene Schulungen durchgeführt.<br />

Zunächst fand pro Museum e<strong>in</strong>e Grundschulung statt, bei der es um<br />

die Elemente e<strong>in</strong>er Führung, den guten E<strong>in</strong>stieg, die Objektauswahl,<br />

den richtigen Umgang mit den verschiedenen Teilnehmertypen,<br />

die Gesprächsführung, das gute Ende e<strong>in</strong>er Führung und die Körpersprache<br />

g<strong>in</strong>g. Alle Elemente wurden auch praktisch im Museum<br />

geübt. Das Vermittlungspersonal wurde jeweils zwei Tage lang<br />

zu den neu konzipierten Vermittlungsangeboten geschult. Dabei<br />

erhielt es nicht nur die Konzepte der Angebote, sondern auch Kurzanleitungen<br />

und Materiallisten für die e<strong>in</strong>zelnen Themen, so dass<br />

es sich gut vorbereitet den neuen Aufgaben stellen konnte. Ungefähr<br />

e<strong>in</strong> halbes Jahr nach E<strong>in</strong>führung der neuen Angebote wird e<strong>in</strong>e<br />

Supervision stattf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> der aufgetretene Probleme analysiert<br />

und Lösungen gesucht werden.<br />

Ohne Werbung geht es nicht<br />

Um all diese neuen Angebote publik zu machen, wurden verschiedene<br />

Veranstaltungen konzipiert und durchgeführt. E<strong>in</strong>e Eröffnungsveranstaltung,<br />

bei der die neuen Angebote vorgestellt wurden,<br />

lockte die Presse und Vertreter örtlicher Institutionen und<br />

der Schulämter <strong>in</strong> das Holztechnische Museum Rosenheim. Um die<br />

primäre Zielgruppe dieser Angebote, die Grundschulklassen, direkt<br />

anzusprechen, wurden die Angebote auch <strong>in</strong> das offizielle Lehrerfortbildungs-Programm<br />

der zuständigen Schulämter aufgenommen.<br />

Das Fortbildungsangebot fand so regen Zuspruch, dass die<br />

Veranstaltung gleich beim ersten Mal doppelt durchgeführt werden<br />

musste.<br />

Um schließlich auch noch Kooperationen mit Institutionen<br />

der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit anzustoßen, wurden deren Vertreter<br />

zu e<strong>in</strong>er Multiplikatorenveranstaltung e<strong>in</strong>geladen. Dabei wurde<br />

e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> für das Ferienprogramm sofort fix gebucht. Das lässt<br />

hoffen!


34 Museumspädagogik<br />

„Jungste<strong>in</strong>zeit erleben“<br />

und „Reden, wie e<strong>in</strong>em<br />

der Schnabel<br />

gewachsen ist“<br />

Museumspädagogische Programme im<br />

Museum Adlhoch-Haus, Altdorf<br />

„Ste<strong>in</strong>zeitmenschen“ <strong>in</strong> Aktion.<br />

Monika Weigl und Markus Tremmel<br />

Wenn die Jungen die Jungste<strong>in</strong>zeit erleben, dann ist im Museum<br />

Adlhoch-Haus im niederbayerischen Altdorf bei Landshut e<strong>in</strong><br />

Leben, als wäre die Ste<strong>in</strong>zeit nie vergangen und das Computerzeitalter<br />

nur e<strong>in</strong> Irrtum. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler der 3., 4.<br />

oder 5. Klassen – auch so mancher K<strong>in</strong>dergarten hat <strong>in</strong>zwischen<br />

schon e<strong>in</strong>en Ausflug hierher gemacht – mahlen mit Ste<strong>in</strong>en<br />

Getreide und backen dann auf Ste<strong>in</strong>öfen Brotfladen. Sie schneiden<br />

mit messerscharfen Feuerste<strong>in</strong>en Obst und Gemüse fürs<br />

„Ste<strong>in</strong>zeitmüsli“ oder schaben Weidenzweige ab, um aus ihnen<br />

Pfeile zu machen. Man kann sich auch stundenlang im Feuermachen<br />

mit den Mitteln unserer Ururahnen versuchen – noch<br />

kann zu Ruhm und Ehre gelangen, wem das das erste Mal <strong>in</strong> der<br />

Geschichte des Museums gel<strong>in</strong>gt!<br />

Seit 1997 bietet das Altdorfer Heimat- und Ste<strong>in</strong>zeitmuseum<br />

diesen Ausflug <strong>in</strong> die Vergangenheit als museumspädagogisches<br />

Programm an. Untergebracht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der ältesten Bauernhäuser<br />

Niederbayerns, vermittelt es e<strong>in</strong>en lebensnahen Kontakt mit<br />

der Lebens- und Arbeitswelt sowohl der nahen wie ganz fernen<br />

Vorfahren – so lebensnah, dass die K<strong>in</strong>der, die alle <strong>in</strong> orig<strong>in</strong>algetreue<br />

Leder- und Stoffhemden, -hosenbe<strong>in</strong>e und Schurze schlüpfen<br />

dürfen, sich nur mit Ste<strong>in</strong>zeitwerkzeugen ihre Mahlzeit selbst<br />

zubereiten und, vorwiegend die Buben, ganz rußige F<strong>in</strong>ger vom<br />

Zusammenschlagen der Feuerste<strong>in</strong>e haben. „G’funkt hot’s scho,<br />

i habs genau gsehgn“, hört man dann bisweilen rufen. Aus Ton<br />

werden e<strong>in</strong>fache Schüsselchen modelliert, am Webstuhl entstehen<br />

Textilien, kle<strong>in</strong>e Weidenkörbe nehmen Gestalt an und, sehr<br />

mühselig:<br />

Millimeter um Millimeter scheuert sich mit Handkraft und<br />

mithilfe von fe<strong>in</strong>em Sand e<strong>in</strong> Holzbohrer durch e<strong>in</strong>en faustgroßen<br />

Ste<strong>in</strong>. So manches Mädchen tut sich derweil als hervorragende<br />

Pfeilwerker<strong>in</strong> hervor, während andere wiederum schnell das Drehen<br />

des kle<strong>in</strong>en, spitzen Feuerste<strong>in</strong>bohrers lernen, mit dem sich<br />

kle<strong>in</strong>e Löcher durchs Muschelplatt reiben lassen – noch e<strong>in</strong> paar<br />

Tonperlen und Bernste<strong>in</strong> dazu und auf e<strong>in</strong>en Faden aufgezogen:<br />

fertig ist der Ste<strong>in</strong>zeitschmuck! Und den darf man natürlich<br />

behalten, wie alles, was man selbst angefertigt hat.<br />

Aus Jägern und Nomaden s<strong>in</strong>d vor rund 7500 Jahren sesshafte<br />

Bauern geworden – auch im Tal der Isar und an ihren Nebenbächen.<br />

Alles, was im Museum aus dieser Zeit aufbewahrt wird,<br />

haben Archäologen im Altdorfer Dorfgebiet ausgegraben. Die<br />

jungen Besucher lernen die Archäologie als spannende Wissenschaft<br />

kennen: Sie können die Funde anschauen und hören von<br />

den Lebensbed<strong>in</strong>gungen der Menschen und Tiere des Neolithikums,<br />

bevor sie selbst zu kle<strong>in</strong>en „Jungste<strong>in</strong>zeitianern“ werden...<br />

Das Programm „Jungste<strong>in</strong>zeit erleben“, das sich vorwiegend<br />

an die 3. bis 5. Jahrgangsstufe richtet, dauert sechs Schulstunden,<br />

von maximal 8-13 Uhr. Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer bestätigen,<br />

dass dies e<strong>in</strong>e ideale Ergänzung zum Sachunterricht bzw.<br />

Geschichtsunterricht ist. Die Durchführung kostet pauschal pro<br />

Gruppe bis 32 Personen bzw. Klasse 150.- €, wobei die benötigten<br />

Materialien und die „Pausenverpflegung“ mit <strong>in</strong>begriffen s<strong>in</strong>d. Es<br />

wird nur mit orig<strong>in</strong>algetreuen Materialien und Werkzeugen gearbeitet.<br />

Lehrer können aus den vielen angebotenen Tätigkeiten<br />

auch ihr spezielles Programm für den Erlebnisvormittag zusammenstellen.<br />

Die Museumsmitarbeiter<strong>in</strong>nen und -mitarbeiter, die<br />

schon seit Jahren mit der Ste<strong>in</strong>zeit „leben“, haben auch bereits<br />

mehrfach Lehrerfortbildungen durchgeführt. E<strong>in</strong> 25-m<strong>in</strong>ütiger<br />

Videofilm („E<strong>in</strong> Tag vor 7000 Jahren“) dokumentiert Ablauf und<br />

Inhalt e<strong>in</strong>es Schulvormittags im Museum und kann zur Vorab-<br />

Information der Lehrkräfte dienen.<br />

Das nächste Projekt ist gerade im Entstehen und hat schon<br />

den passenden Titel: „Der Ste<strong>in</strong> kommt <strong>in</strong>s Rollen!“ Die Ste<strong>in</strong>zeit<br />

verlässt jetzt nämlich das Museum und besucht künftig auch die<br />

Schulen und K<strong>in</strong>dergärten.<br />

Reden, wie e<strong>in</strong>em der Schnabel gewachsen ist<br />

Und noch e<strong>in</strong> Projekt bietet das Museum Adlhoch-Haus seit diesem<br />

Jahr an: „Reden, wie e<strong>in</strong>em der Schnabel gewachsen ist.“ In<br />

Zusammenarbeit mit dem Rundfunkjournalisten Markus Tremmel<br />

sollen dabei Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> Grundschulen ermutigt<br />

werden, ohne falsche Vorbehalte ihren Dialekt zu sprechen, denn<br />

allzu oft haben sie die Erfahrung gemacht, dass ihr Dialekt <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>dergarten und Schule nicht ernst genommen und abgewertet<br />

wird. Deshalb wird im Museum e<strong>in</strong>en Nachmittag lang Dialekt<br />

gesprochen, werden vergessene oder verschämt versteckte Wörter<br />

wieder belebt (auch manches bairische Spiel), damit durch diese<br />

kle<strong>in</strong>e Aufklärungsarbeit sich jeder wieder selbstbewusster als<br />

Dialektsprecher aufzutreten traut – auch und gerade im öffentlichen<br />

Raum. Und weil es für ganze Klassen manchmal etwas kompliziert<br />

se<strong>in</strong> mag, dazu <strong>in</strong>s Altdorfer Museum zu fahren, kommen<br />

die Mitarbeiter des Museums gerne auch <strong>in</strong> die Schulen und K<strong>in</strong>dergärten.<br />

Heimatmuseum Adlhoch-Haus, We<strong>in</strong>bergstr. 1,<br />

84032 Altdorf, Tel. 0871/30333


Museumspädagogik 35<br />

Zielgruppe: K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche<br />

Neue Angebote<br />

Hannelore Kunz-Ott<br />

Ausschnitt aus dem Orientierungsplan zur Audioguide-Führung<br />

für e<strong>in</strong>en „gespenstischen Rundgang“ durch die Kunstsammlungen<br />

der Veste Coburg.<br />

In museum heute 25 erschien e<strong>in</strong> Beitrag über neue <strong>Museen</strong>,<br />

Publikationen und Tagungen im H<strong>in</strong>blick auf die Zielgruppe „K<strong>in</strong>der“.<br />

Hier nun ergänzend weitere Publikationen und Vermittlungsangebote<br />

von <strong>Museen</strong> für K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />

Die P<strong>in</strong>akothek der Moderne <strong>in</strong> München umfasst vier<br />

<strong>Museen</strong> (Staatsgalerie der Moderne, Grafische Sammlung, Neue<br />

Sammlung für Design und Architekturmuseum). Für jugendliche<br />

Besucher des Gebäudekomplexes gibt es nun e<strong>in</strong>en speziellen<br />

Führer: Unter dem Titel „Entdecke Kunst!“ haben Uta Piereth,<br />

e<strong>in</strong>e freiberuflich tätige Kunstvermittler<strong>in</strong>, die seit e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren für die P<strong>in</strong>akotheken arbeitet, und Andrea Pophanken,<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Entdeckungsreisen<br />

zu Kunst, Design und zur Architektur der Moderne<br />

unternommen. Die Autor<strong>in</strong>nen verzichten auf ausführliche Text<strong>in</strong>formationen,<br />

sondern wollen den jungen Lesern und Leser<strong>in</strong>nen<br />

mit Hilfe von ungewöhnlichen Fragestellungen, gut ausgewählten<br />

Zitaten der Künstler und zahlreichen Abbildungen Impulse,<br />

fächerübergreifende Denkanstöße sowie Anregungen zum selber<br />

Handanlegen geben. 1<br />

Ganz anders ist die zweite, 2003 erschienene Publikation<br />

„Stell dir vor... E<strong>in</strong> Kunstbuch für junge Leser“ von Mart<strong>in</strong>a Ward<br />

im Daedalus Verlag angelegt. 2 Die Autor<strong>in</strong>, Kunsthistoriker<strong>in</strong> mit<br />

Lehrerfahrung, erläutert zwölf Gemälde der klassischen Moderne<br />

aus dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.<br />

Auf jeweils zwei Doppelseiten erklärt sie die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bilder, gibt Informationen zum Künstler und stellt e<strong>in</strong>ige<br />

anregende Fragen an den jungen Leser, gibt ihm zum Vergleich<br />

fotografische Abbildungen oder K<strong>in</strong>derbilder als Impulse für e<strong>in</strong>e<br />

Phantasiereise. Das Buch verweist auf die <strong>in</strong> der Ausstellung präsentierten<br />

Gemälde, die Teil e<strong>in</strong>er „Reise <strong>in</strong> die Kunst“ für K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche s<strong>in</strong>d. „Anhand kle<strong>in</strong>er Hörspiele können die<br />

Besucher die Entstehung der Bilder miterleben und die Künstler,<br />

ihre Familien oder Modelle kennen lernen.“ (S.6)<br />

In Hörspielform bieten die Kunstsammlungen der Veste<br />

Coburg seit letztem Jahr ihrem Publikum besondere Führungen<br />

an. Sowohl für Erwachsene, speziell aber für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

wurden Audioguides entwickelt. Der erwachsene Hörer kann<br />

aus 90 Texten zu entsprechend markierten Objekten nur jene<br />

auswählen, die ihn auch wirklich <strong>in</strong>teressieren. Der Wechsel zwischen<br />

e<strong>in</strong>er weiblichen und e<strong>in</strong>er männlichen Stimme macht den<br />

Rundgang abwechslungsreich und anregend. Der gezielte E<strong>in</strong>satz<br />

der Musik als Untermalung oder als E<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> bestimmte<br />

Themen br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en wichtigen Methodenwechsel.<br />

E<strong>in</strong> Schlossgeist führt das junge Museumspublikum durch die<br />

Ausstellung. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anregenden Hörspiel folgt man den<br />

Gesprächen zwischen dem Schlossgeist und e<strong>in</strong>em fiktiven jungen<br />

Museumsbesucher. Das Frage- und Antwortspiel, die lustigen<br />

Reime und die passenden H<strong>in</strong>tergrundgeräusche (Pferdegetrappel,<br />

Kutschenräder oder Musik) lassen den Rundgang zu e<strong>in</strong>em<br />

lebendigen Erlebnis werden. Gegen e<strong>in</strong>e Gebühr von 1,50 Euro<br />

können die Besucher den Audioguide ausleihen. Die Resonanz ist<br />

positiver als erwartet, denn fast 10% der erwachsenen Besucher<br />

nehmen dieses zusätzliche Vermittlungsangebot des Coburger<br />

Museums an.<br />

Zum Schluss sei auf den im Bau bef<strong>in</strong>dlichen K<strong>in</strong>der-Lehrpfad<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, der im Zuge e<strong>in</strong>es museumspädagogischen<br />

Projektes für das Holzknechtmuseum <strong>in</strong> Ruhpold<strong>in</strong>g konzipiert,<br />

geplant und im Frühjahr realisiert wird. (siehe hierzu auch den<br />

Beitrag von Doris Hefner und Michaela Breil auf Seite 30-33)<br />

In der Dauerausstellung und im Freigelände werden für junge<br />

Museumsbesucher zehn Stationen aufgebaut, die spezielle Themen<br />

vertiefen und k<strong>in</strong>dgerecht aufbereiten. Mit e<strong>in</strong>em Rucksack<br />

versehen, der verschiedene Materialien, Werkzeuge und Geräte<br />

enthält, und ausgestattet mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derführer werden K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche angeleitet, an diesen optisch deutlich gekennzeichneten<br />

Stationen Fragen zu beantworten oder Aufgaben zu<br />

lösen. Am Ende des Rundgangs erhalten sie dann bei richtiger<br />

Lösung an der Museumskasse e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Belohnung.<br />

All die genannten Beispiele zeigen, dass sich <strong>Museen</strong> verstärkt<br />

dem jungen Publikum und dessen Interessen widmen. Denn<br />

die alte Weisheit, „K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d die Museumsbesucher<br />

von morgen“, gilt natürlich auch heute noch. Der erste<br />

E<strong>in</strong>druck bei e<strong>in</strong>em Museumsbesuch ist prägend für die Akzeptanz<br />

dieser Kulture<strong>in</strong>richtung und entscheidend für künftige<br />

Museumsbesuche.<br />

Anmerkungen:<br />

1 Uta Piereth/ Andrea Pophanken: Entdecke Kunst! Die Moderne<br />

<strong>in</strong> der P<strong>in</strong>akothek der Moderne, München 2003<br />

2 Mart<strong>in</strong>a Ward: Stell dir vor... – E<strong>in</strong> Kunstbuch für junge Leser,<br />

Münster 2003


36 Berichte/Aktuelles<br />

Barrierefrei <strong>in</strong><br />

Ausstellungen und<br />

<strong>Museen</strong><br />

E<strong>in</strong> neues Vermittlungskonzept ermöglicht<br />

sehbeh<strong>in</strong>derten, bl<strong>in</strong>den und gehörlosen<br />

Menschen, Ausstellungen zu erleben<br />

Doris Prenn<br />

Ausstellungen bedienen sich seit jeher der visuellen und akustischen<br />

Vermittlung ihrer Inhalte; ja es liegt gewissermaßen <strong>in</strong><br />

der Natur e<strong>in</strong>er Schau, sich der Augen und Ohren der Besucher<br />

zu bedienen. Daher stellt sich dem „normalen“ Besucher die Frage,<br />

ob Menschen mit Sehbeh<strong>in</strong>derung oder Gehörlose daran überhaupt<br />

s<strong>in</strong>nlich teilhaben können.<br />

Mit e<strong>in</strong>em klaren Ja antwortet darauf die Ausstellungsgestalter<strong>in</strong><br />

und Kulturvermittler<strong>in</strong> Dr. Doris Prenn. Mit ihrem buero<br />

fuer kommunikation und gestaltung prenn.punkt hat sie neue<br />

Standards erarbeitet, die auch dieser Bevölkerungsgruppe Inhalte<br />

und Qualität e<strong>in</strong>er Ausstellung vermitteln.<br />

Den Anstoß zu den Überlegungen <strong>in</strong> diese Richtung gab für<br />

die Oberösterreicher<strong>in</strong> nach zahlreichen Aufträgen bei Großausstellungen<br />

die didaktische Umsetzung der Ausstellung „Der Wert<br />

des Lebens“ <strong>in</strong> Schloss Hartheim. Die von den Wissenschaftlern<br />

erarbeiteten Fakten zum Thema „Euthanasie im Nationalsozialismus“<br />

galt es anhand sparsamer Exponate zu erklären, die Räume<br />

im Schloss, <strong>in</strong> dem mehr als 30.000 beh<strong>in</strong>derte Menschen ermordet<br />

und verbrannt wurden, sollten alle<strong>in</strong> durch ihre Existenz wirken.<br />

Augenzeugenberichte, Dekrete, Statements aus Interviews<br />

und Hörbeispiele sowie Fotos sollten den H<strong>in</strong>tergrund der Vernichtungsmasch<strong>in</strong>erie<br />

während der NS-Zeit erhellen und e<strong>in</strong>e<br />

sachliche Diskussion und Aufarbeitung <strong>in</strong> dem zum Lern- und<br />

Gedenkort gewidmeten ehemaligen Schauplatz des Massenmords<br />

ermöglichen. E<strong>in</strong>e begleitende Ausstellung sollte darüber h<strong>in</strong>aus<br />

den Wandel der gesellschaftlichen Akzeptanz von Beh<strong>in</strong>derung<br />

durch die Jahrhunderte erklären.<br />

Barrierefreiheit ist mehr als rollstuhlgerecht<br />

Aufgrund der Tatsache, dass beh<strong>in</strong>derte Menschen, ihr Leben und<br />

ihre Schicksale im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, war es für<br />

die Planer<strong>in</strong> nahe liegend, gerade dieser betroffenen Bevölkerungsgruppe<br />

den Besuch und die <strong>in</strong>haltliche Anteilnahme an der<br />

Ausstellung zu ermöglichen. So wurde nicht nur darauf geachtet,<br />

dass die Ausstellung den Standards von Rollstuhlgerechtheit und<br />

Zugänglichkeit entspricht, sondern auch Vermittlungsprogramme<br />

für unterschiedliche Altersgruppen und Anspruchsniveaus erstellt<br />

und vor allem e<strong>in</strong>e Gruppe von Menschen e<strong>in</strong>gebunden wird, die<br />

üblicher Weise von Ausstellungen generell und von visuellen und<br />

akustischen Vermittlungsstrategien im Speziellen ausgeschlossen<br />

bleiben. Mittels spezifischer Vermittlungsangebote und e<strong>in</strong>er<br />

angepassten Infrastruktur wurde die Ausstellung tatsächlich auch<br />

für Gehörlose sowie Bl<strong>in</strong>de und Sehbeh<strong>in</strong>derte barrierefrei gestaltet.<br />

Damit s<strong>in</strong>d erstmals <strong>in</strong> Österreich neue Wege <strong>in</strong> der Vermittlung<br />

für diese Gruppen beschritten.<br />

a E<strong>in</strong> durch Reliefierung ertastbares Bild.<br />

b Mit transparenter Braille-Schrift-Folie belegte Beschriftung.<br />

Vermittlung für Gehörlose<br />

Da <strong>in</strong> der Ausstellung zahlreiche Statements von Zeitzeugen über<br />

Video und Hörstationen abrufbar s<strong>in</strong>d, und weil das Führungspersonal<br />

aus wirtschaftlichen Gründen nicht <strong>in</strong> Gebärdensprache<br />

geschult se<strong>in</strong> kann, wurden analog zu den wichtigsten Aspekten<br />

Video-Stationen e<strong>in</strong>gerichtet, auf denen e<strong>in</strong>e Gebärden-Dolmetscher<strong>in</strong><br />

die sonst vom Führungspersonal vermittelten Inhalte<br />

übersetzt und damit für Gehörlose verständlich aufbereitet.<br />

Gehörlosen werden damit neben den allen Besuchern zugänglichen<br />

schriftlichen Informationen die Inhalte der Ausstellung<br />

adäquat und auf e<strong>in</strong>em für sie bequemen Weg näher erfahrbar<br />

und zugänglich gemacht.<br />

Vermittlung für Bl<strong>in</strong>de<br />

Um die Ausstellung auch für Sehbeh<strong>in</strong>derte und B<strong>in</strong>de erfahrbar<br />

zu machen, wurden e<strong>in</strong>erseits im E<strong>in</strong>gangsbereich Überblicks-<br />

und Orientierungspläne über die Ausstellung, andererseits<br />

wichtige Exponate wie Dekrete und Fotos mit e<strong>in</strong>er transparenten<br />

Folie überlegt, <strong>in</strong> der die dargestellten Inhalte entweder <strong>in</strong>


Berichte/Aktuelles 37<br />

Braille-Schrift oder als Relief ertastbar s<strong>in</strong>d und damit s<strong>in</strong>nstiftend<br />

erfahrbar werden. Die Wahrnehmung durch Nicht-Sehbeh<strong>in</strong>derte<br />

ist dadurch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise bee<strong>in</strong>trächtigt. Im Gegenteil:<br />

die Hilfsmittel zur Vermittlung wurden bewusst <strong>in</strong> die herkömmliche<br />

Ausstellungsgestaltung <strong>in</strong>tegriert, so dass e<strong>in</strong>e Vermittlung<br />

für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen nicht „exklusiv“ und außerhalb<br />

des eigentlichen Ausstellungsrahmens erfolgen muss. Außerdem<br />

wurde bei jedem Raum die Beschriftung, also das Leitsystem<br />

ebenfalls mit Braille-Folie überlegt, was e<strong>in</strong>e Detail-Orientierung<br />

für Sehbeh<strong>in</strong>derte erleichtert.<br />

Gut angenommen<br />

Die Ausstellung wurde von Interessensvertretern der Beh<strong>in</strong>dertenverbände<br />

überprüft und der Konzeption nach für richtungsweisend<br />

und richtig befunden. Als besonders positiv wurde vermerkt,<br />

dass dabei Nicht-Beh<strong>in</strong>derten auf unaufdr<strong>in</strong>gliche Weise<br />

die Existenz und die besonderen Bedürfnisse seh- und hörbeh<strong>in</strong>derter<br />

Menschen näher gebracht werden. „E<strong>in</strong>en besonderen<br />

Vorteil hat diese Form der Präsentation über die bloße Inhaltsvermittlung<br />

h<strong>in</strong>aus“, lobte Mag. Gerhard Fechter, Geschäftsführer<br />

des oberösterreichischen Bl<strong>in</strong>denverbandes bei e<strong>in</strong>er persönlichen<br />

Begehung, „dass nämlich auf diese Weise für die sehenden Mitbürgern<br />

völlig unaufdr<strong>in</strong>glich die Existenz und auch die speziellen<br />

Bedürfnisse von Sehbeh<strong>in</strong>derten und Bl<strong>in</strong>den <strong>in</strong>s Blickfeld<br />

gerückt werden und hier e<strong>in</strong> Bewußtwerdungs- und Sensibilisierungseffekt<br />

e<strong>in</strong>setzt.“<br />

Hartheim ist nicht alle<strong>in</strong>e<br />

Aufbauend auf den positiven Erfahrungen der barrierefreien Ausstattung<br />

der Ausstellung <strong>in</strong> Schloss Hartheim wurde auch bei der<br />

Neugestaltung der stadtgeschichtlichen Sammlung des Volkskundehauses<br />

<strong>in</strong> Ried/Innkreis auf die Bedürfnisse von Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong>derungen Rücksicht genommen. Hier s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />

Hilfsmittel zur Wahrnehmung durch die betroffenen Bevölkerungsgruppen<br />

<strong>in</strong> die Ausstellung implementiert.<br />

Kosten<br />

Die Kosten für die barrierefreie Adaptierung blieben jeweils deutlich<br />

unter 1% der Gesamtkosten für die jeweilige Ausstellungsgestaltung.<br />

Wichtig ist es, die diesbezüglichen Überlegungen aber<br />

schon <strong>in</strong> der Planungsphase mit zu berücksichtigen, da durch<br />

die Ausschöpfung von Synergieeffekten die Kosten wesentlich<br />

gesenkt werden können.<br />

Maßstäbe. Dies umso mehr, als diese Konzepte angesichts der<br />

Überalterung unserer Bevölkerung und dem Auftrag zur möglichst<br />

une<strong>in</strong>geschränkten Zugänglichkeit von öffentlichen Kultur- und<br />

Bildungsangeboten diese <strong>in</strong> Zukunft auch älteren, schwerhörigen<br />

oder sehbeh<strong>in</strong>derten Mitbürgern e<strong>in</strong>e verstärkte und verbesserte<br />

Anteilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen. E<strong>in</strong>e möglichst<br />

flächendeckende Implementierung dieser neuen Konzepte und<br />

Standards versteht sich im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er nachhaltigen Gesellschaftspolitik<br />

also geradezu als e<strong>in</strong>e Kernforderung für die Zukunft.<br />

Spezielle Kenntnisse<br />

Die barrierefreie Ausstattung e<strong>in</strong>er Ausstellung oder e<strong>in</strong>er kulturellen<br />

E<strong>in</strong>richtung bedarf e<strong>in</strong>er spezifischen Qualifikation. Im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Um- oder Neugestaltung e<strong>in</strong>er Ausstellung oder<br />

e<strong>in</strong>es öffentlichen Raumes muss auf die besonderen Bedürfnisse<br />

der betroffenen Gruppen und ihre spezielle Wahrnehmung sensibel<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden. Hier versagen herkömmliche wahrnehmungspsychologische<br />

Parameter, die behutsam an die Besonderheit<br />

der jeweiligen Zielgruppe angepasst werden müssen. Gerade<br />

hier hat prenn.punkt mit der Implementierung der barrierefreien<br />

Ausstattung von bisher zwei Ausstellungen und der entsprechenden<br />

Auftragsabwicklung mit Spezialfirmen spezifisches Knowhow<br />

angehäuft, das damit auch für andere barrierefreie Adaptierungen<br />

zur Disposition steht.<br />

Schloss Hartheim, Schloßstr.1, A-4072 Alkoven,<br />

Tel. 0043/7274/20320<br />

Museum Innviertler Volkskundehaus, Kirchengasse 13,<br />

A-4910 Ried/Innkreis, Tel. 0043/7752/901-300<br />

Kontakt:<br />

prenn.punkt – buero fuer kommunikation und gestaltung,<br />

gstocket 10, A-4072 alkoven, Tel. u. Fax 0043/7274/7444,<br />

E-Mail prenn.@aon.at<br />

Standards setzen<br />

Im <strong>in</strong>ternationalen Jahr der Menschen mit besonderen Bedürfnissen<br />

haben sich zahlreiche Projekte mit der Integration beh<strong>in</strong>derter<br />

Menschen beschäftigt. Dabei wurde der Focus allerd<strong>in</strong>gs<br />

vorrangig auf Menschen mit Bewegungsbeh<strong>in</strong>derung (Rollstuhlfahrer)<br />

und Menschen mit geistiger oder mehrfacher Beh<strong>in</strong>derung<br />

gelegt. Dass daneben e<strong>in</strong>e recht gut <strong>in</strong> die Gesellschaft <strong>in</strong>tegrierte<br />

Gruppe von Menschen, nämlich die Gehörlosen und die Sehbeh<strong>in</strong>derten<br />

und Bl<strong>in</strong>den, vielfach von der Teilnahme an kulturellen<br />

Veranstaltungen oder an Bildung ausgeschlossen wird, ist kaum<br />

wahrgenommen worden. Die Ausstattung mit Rampen, Türöffnern<br />

und Sanitäranlagen für bewegungsbee<strong>in</strong>trächtige Menschen ist <strong>in</strong><br />

Oberösterreich zum Teil vorbildlich vorangetrieben worden. Sonderpädagogische<br />

Konzepte bemühen sich teilweise <strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckender<br />

Schlüssigkeit um die Integration geistig und mehrfach<br />

beh<strong>in</strong>derter Menschen und eröffnen dieser Gruppe neue Erfahrungen<br />

und Lebensqualität. Die Entwicklung der barrierefreien<br />

Ausstattung der Gedenkstätte <strong>in</strong> Schloss Hartheim und der stadtgeschichtlichen<br />

Ausstellung <strong>in</strong> Ried im Innkreis setzt allerd<strong>in</strong>gs<br />

auf dem Gebiet der Vermittlung von Ausstellungs- und damit<br />

Bildungs<strong>in</strong>halten für Gehörlose, Sehbeh<strong>in</strong>derte und Bl<strong>in</strong>de neue


38 Berichte/Aktuelles<br />

Barrierefreie<br />

Internetseiten<br />

E<strong>in</strong>e nette Geste oder e<strong>in</strong> Muss für <strong>Museen</strong>?<br />

Ilka Knöpfel<br />

Barrierefreies Internet wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachsten Def<strong>in</strong>ition<br />

meist mit Internet für Beh<strong>in</strong>derte oder speziell für Sehbeh<strong>in</strong>derte<br />

gleichgesetzt. In der Tat eröffnen gut zugängliche Webseiten<br />

gerade beh<strong>in</strong>derten Menschen Möglichkeiten, die für Nichtbeh<strong>in</strong>derte<br />

ganz selbstverständlich und alltäglich s<strong>in</strong>d. Ob das nun<br />

das Lesen tagesaktueller Nachrichten ist, das Recherchieren von<br />

Verb<strong>in</strong>dungen des Öffentlichen Nahverkehrs, die Abwicklung von<br />

Bankgeschäften oder Onl<strong>in</strong>e-Shopp<strong>in</strong>g. 1<br />

Internetauftritte aber, die ihre Navigation und ihre Inhalte<br />

vorwiegend <strong>in</strong> Form von Bildern oder Flash-Filmen darstellen,<br />

s<strong>in</strong>d beispielsweise für die von Sehbeh<strong>in</strong>derten verwendeten,<br />

textbasierten Programme meist unzugänglich und nicht nutzbar.<br />

Aber auch Menschen mit anderen Beh<strong>in</strong>derungen, ältere<br />

oder motorisch e<strong>in</strong>geschränkte Menschen sowie Computerlaien<br />

haben oft große Schwierigkeiten mit bl<strong>in</strong>kenden und überladenen<br />

Seiten, unverständlichen Piktogrammen und e<strong>in</strong>er nicht gerade<br />

ergonomischen oder nicht nachvollziehbaren Benutzerführung. 2<br />

Barrierefreiheit im Internet geht daher über den beh<strong>in</strong>dertengerechten<br />

Aspekt h<strong>in</strong>aus und schließt allgeme<strong>in</strong> Benutzerfreundlichkeit<br />

(englisch: Usability) sowie Zugänglichkeit im weitesten<br />

S<strong>in</strong>ne (englisch: Accessibility) mit e<strong>in</strong>. Denn alle Benutzer profitieren<br />

von barrierefreiem Internet. So def<strong>in</strong>iert Tiffany Wyatt:<br />

„Barrierefreie Internetseiten s<strong>in</strong>d für jeden Benutzer mit jedem<br />

beliebigen Browser (unterschiedlichster Konfiguration) sowie<br />

jeder beliebigen technischen Ausstattung im vollen Umfang<br />

zugänglich und nutzbar.“ 3 Letzteres be<strong>in</strong>haltet auch alternative<br />

Ausgabe- bzw. E<strong>in</strong>gabegeräte, so genannte assistive Technologien<br />

wie Sprachausgaben, Braillezeilen 4 , Bildschirmlupen oder Joysticks,<br />

die für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung die Computernutzung<br />

oft überhaupt erst möglich machen.<br />

Gesetzliche Grundlagen und Richtl<strong>in</strong>ien<br />

Im Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik<br />

Deutschland ist seit e<strong>in</strong>er Ergänzung von 1994 formuliert: „Niemand<br />

darf wegen se<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung benachteiligt werden.“ 5 Am<br />

1.5.2002 trat schließlich das „Gesetz zur Gleichstellung beh<strong>in</strong>derter<br />

Menschen“ (Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz, BGG) <strong>in</strong> Kraft. Seitdem<br />

ist Barrierefreiheit nicht mehr nur e<strong>in</strong> Zeichen von Toleranz<br />

oder „Political Correctness“, sondern für öffentliche Träger Pflicht.<br />

Entsprechende Gesetze auf Landes- und kommunaler Ebene s<strong>in</strong>d<br />

teils <strong>in</strong> Vorbereitung, teils bereits verabschiedet – so beispielsweise<br />

das „Bayerische Gesetz zur Gleichstellung, Integration und Teilhabe<br />

von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung“, welches seit 1.8.2003 <strong>in</strong> Kraft ist.<br />

Das Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz behandelt <strong>in</strong> § 11<br />

die barrierefreie Gestaltung von Webseiten: „Träger öffentlicher<br />

Gewalt (…) gestalten ihre Internetauftritte und -angebote sowie die<br />

von ihnen zur Verfügung gestellten grafischen Programmoberflächen,<br />

die mit Mitteln der Informationstechnik dargestellt werden,<br />

nach Maßgabe der (…) zu erlassenden Verordnung schrittweise technisch<br />

so, dass sie von beh<strong>in</strong>derten Menschen grundsätzlich une<strong>in</strong>geschränkt<br />

genutzt werden können. Das Bundesm<strong>in</strong>isterium des Innern<br />

bestimmt im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit<br />

und Sozialordnung durch Rechtsverordnung (…) nach Maßgabe der<br />

technischen, f<strong>in</strong>anziellen und verwaltungsorganisatorischen Möglichkeiten<br />

(…) die anzuwendenden technischen Standards sowie den<br />

Zeitpunkt ihrer verb<strong>in</strong>dlichen Anwendung, (…)“ 6<br />

Träger öffentlicher Gewalt s<strong>in</strong>d nach § 7 des gleichen Gesetzes<br />

„Dienststellen und sonstige E<strong>in</strong>richtungen der Bundesverwaltung,<br />

e<strong>in</strong>schließlich der bundesunmittelbaren Körperschaften,<br />

Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts (…), Landesverwaltungen,<br />

e<strong>in</strong>schließlich der landesunmittelbaren Körperschaften,<br />

Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, soweit sie Bundesrecht<br />

ausführen.“ 7<br />

Das „Bayerische Gesetz zur Gleichstellung, Integration und<br />

Teilhabe von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung“ (Bayerisches Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz<br />

und Änderungsgesetze – BayBGG<br />

und ÄndG) nennt die zur Gleichstellung und Barrierefreiheit<br />

Verpflichteten im Absatz 2, Artikel 9 noch etwas genauer: „Die<br />

Behörden und sonstigen öffentlichen Stellen des Freistaates <strong>Bayern</strong><br />

(…), die Geme<strong>in</strong>den, Geme<strong>in</strong>deverbände und die sonstigen der Aufsicht<br />

des Freistaates <strong>Bayern</strong> unterstehenden juristischen Personen<br />

des öffentlichen Rechts (…) sollen im Rahmen ihres jeweiligen Aufgabenbereichs<br />

die (…) genannten Ziele aktiv fördern und bei der Planung<br />

von Maßnahmen beachten. Ferner ist darauf h<strong>in</strong>zuwirken, dass<br />

auch Vere<strong>in</strong>igungen, E<strong>in</strong>richtungen und Unternehmen, deren Anteile<br />

sich unmittelbar oder mittelbar ganz oder überwiegend <strong>in</strong> öffentlicher<br />

Hand bef<strong>in</strong>den, diese Ziele berücksichtigen.“ 8<br />

In der „Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung“ 9<br />

(kurz BITV) vom 17.7.2002 werden die im § 11 des BGG erwähnten<br />

technischen Standards für Deutschland beschrieben. Die BITV<br />

listet <strong>in</strong>sgesamt 14 Anforderungen und zugehörige Bed<strong>in</strong>gungen<br />

auf, die von barrierefreien Webseiten erfüllt werden müssen. Die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d nach zwei Prioritätsstufen geordnet: Bed<strong>in</strong>gungen<br />

der Priorität 1 müssen auf allen Seiten e<strong>in</strong>er Internetpräsenz<br />

erfüllt werden. Zentrale Navigations- und E<strong>in</strong>stiegsangebote<br />

müssen darüber h<strong>in</strong>aus auch Bed<strong>in</strong>gungen der Prioritätsstufe 2<br />

berücksichtigen. Der § 4 der BITV nennt außerdem die Umsetzungsfristen,<br />

wonach Internetangebote bis zum 31.12.2005<br />

gemäß dieser Verordnung gestaltet se<strong>in</strong> müssen.<br />

Zusammenfassend bedeutet das also, dass alle öffentlichen<br />

Träger, Stellen und E<strong>in</strong>richtungen gesetzlich verpflichtet<br />

s<strong>in</strong>d, ihre bestehenden Internetseiten bis spätestens Ende 2005<br />

barrierefrei zu gestalten. Demzufolge müssen also auch bayerische<br />

<strong>Museen</strong>, die öffentliche Träger wie Städte oder Geme<strong>in</strong>den<br />

haben, bis zur genannten Frist e<strong>in</strong>en barrierefreien Internetauftritt<br />

betreiben. 10 Wie der weitere Umsetzungsprozess von Barrierefreiheit<br />

im Internet bis zum gesetzten Term<strong>in</strong> nicht nur aus<br />

legislativer, sondern auch aus exekutiver Sicht weiter verlaufen<br />

wird, bleibt abzuwarten.<br />

Realisierbarkeit barrierefreier Internetseiten<br />

Wie und mit welchem Aufwand ist nun e<strong>in</strong>e barrierefreie<br />

Website realisierbar bzw. e<strong>in</strong> bestehender Internetauftritt barrierefrei<br />

umzugestalten?<br />

Entgegen dem gängigen Vorurteil mancher Puristen bedeutet<br />

barrierefreies Internet aber nicht, man müsse nun wieder zu<br />

ungestalteten Textwüsten zurückkehren. Auch die oft parallel<br />

angewandte, alternative „Nur-Text-Version“ ist meistens überflüssig.<br />

Die Herausforderung liegt vielmehr dar<strong>in</strong>, Barrierefreiheit<br />

und ansprechende Ästhetik auf Internetseiten gekonnt zu vere<strong>in</strong>en,<br />

also grafisch ansprechende, ergonomische und <strong>in</strong>tuitiv verständliche<br />

Oberflächen zu entwickeln, die den Kriterien der BITV<br />

<strong>in</strong> Deutschland entsprechen. 11


Berichte/Aktuelles 39<br />

E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an Barrierefreiheit wird alle<strong>in</strong> schon durch<br />

e<strong>in</strong>e saubere, den <strong>in</strong>ternationalen Standards entsprechende<br />

(X)HTML-Kodierung der Webseiten gewährleistet. 12 Das sollte<br />

e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destanforderung an beauftragte Webdesigner und<br />

Webprogrammierer se<strong>in</strong>, die nicht extra kosten darf, sondern<br />

selbstverständlich se<strong>in</strong> muss und zum guten Ton professioneller<br />

Webentwickler gehört. Dazu zählt auch die Trennung von Gestaltung<br />

und Inhalt durch die Verwendung von Cascad<strong>in</strong>g Stylesheets<br />

(CSS). Beides zusammen bildet e<strong>in</strong>e solide Basis für Barrierefreiheit.<br />

Das E<strong>in</strong>halten dieser Standards können Sie selbst z. B. mittels<br />

e<strong>in</strong>es Onl<strong>in</strong>e-Werkzeugs, dem englischsprachigem HTML-Validator<br />

13 , leicht überprüfen. Mit Ihm können Sie nach E<strong>in</strong>gabe der<br />

zu testenden Internetadresse oder e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Internetseite<br />

schnell feststellen, ob die e<strong>in</strong>gegebene Seite <strong>in</strong>ternationalen<br />

(X)HTML-Standards entspricht oder fehlerhaft kodiert wurde.<br />

Nicht selten scheitert diese Validierung allerd<strong>in</strong>gs daran, dass<br />

bereits elementare Bestandteile <strong>in</strong> der Seite weggelassen oder<br />

schlicht vergessen wurden – aber auch das ist schon e<strong>in</strong> aussagekräftiges<br />

Ergebnis.<br />

Bestehende Internetauftritte lassen sich je nach verwendeter<br />

Kodierung und Art der Layout-Realisierung unterschiedlich aufwändig<br />

barrierefrei umgestalten – e<strong>in</strong>e Standardantwort auf die<br />

Frage nach dem f<strong>in</strong>anziellen Aufwand hierfür gibt es leider nicht.<br />

Grobe Barrieren lassen sich aber relativ leicht und mit ger<strong>in</strong>gen<br />

Kosten beseitigen.<br />

Wenn Sie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick bekommen möchten, wie sich e<strong>in</strong>e<br />

Website beispielsweise Sehbeh<strong>in</strong>derten darstellt, sei Ihnen der<br />

Onl<strong>in</strong>e-Simulator „Lynx Viewer“ 14 empfohlen. Auf der entsprechenden<br />

Website wird der bei Bl<strong>in</strong>den am weitesten verbreitete,<br />

textbasierte Browser „Lynx“ simuliert. Nach E<strong>in</strong>gabe der<br />

gewünschten Internetadresse zeigt er optisch <strong>in</strong> Textform das,<br />

was Sehbeh<strong>in</strong>derte per Sprachausgabe zu hören oder auf ihrer<br />

Braillezeile zu lesen bekommen. Testen Sie das doch e<strong>in</strong>fach mit<br />

e<strong>in</strong>er beliebigen, Ihnen bekannten Internetadresse. Vergleichen<br />

Sie die normale Ansicht der Website mit der simulierten. Bleibt<br />

die Website verständlich und gut navigierbar? Dann bestehen<br />

wohl ke<strong>in</strong>e gröberen Barrieren. S<strong>in</strong>d die Inhalte nicht vollständig<br />

wiedergegeben, wird unverständlicher Text angezeigt oder ist die<br />

Navigation nicht bedienbar? Dann ist wohl e<strong>in</strong>e Überarbeitung<br />

der Site im S<strong>in</strong>ne der BITV notwendig.<br />

<strong>Museen</strong>, die zukünftig e<strong>in</strong>e neue Webpräsenz oder e<strong>in</strong>en<br />

Relaunch ihrer bestehenden planen, sei empfohlen, von Anfang<br />

an auf Barrierefreiheit zu achten und danach zu verlangen – auch<br />

wenn das vielleicht etwas höhere Entwicklungskosten bedeutet<br />

und im E<strong>in</strong>zelnen auch mit dem Verzicht auf bestimmte liebgewordene<br />

Gewohnheiten oder technische Spielereien e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Mittel- und langfristig sparen sie Kosten mit e<strong>in</strong>em barrierefreien<br />

Internetauftritt. Denn neben den angesprochenen rechtlichen<br />

Aspekten gibt es auch weitere Gründe dafür: So erreichen<br />

Sie breitere Nutzergruppen und schließen niemanden von Ihrer<br />

Website aus. Ihre Seiten s<strong>in</strong>d suchmasch<strong>in</strong>enfreundlicher, also für<br />

Suchmasch<strong>in</strong>en leichter <strong>in</strong>dizierbar. Des Weiteren s<strong>in</strong>d Ihre Internetseiten<br />

zukunftsfähiger, d. h. sie haben beste Chancen, auch<br />

mit zukünftigen Browsern und Systemen e<strong>in</strong>wandfrei zu funktionieren.<br />

Außerdem wird die Kodierung Ihrer Seiten <strong>in</strong>sgesamt<br />

schlanker und damit performanter se<strong>in</strong>. Auch die nachträgliche<br />

Pflege wird stark vere<strong>in</strong>facht, denn e<strong>in</strong> beauftragter Web-Dienstleister<br />

muss sich nicht erst <strong>in</strong> die gegebenenfalls <strong>in</strong>dividuelle<br />

Kodierung se<strong>in</strong>es Vorgängers e<strong>in</strong>arbeiten. 15<br />

Anmerkungen:<br />

1 Tiffany Wyatt (2003): Was ist e<strong>in</strong>e barrierefreie Website?<br />

http://www.akademie.de/websiteaufbau/kurse/gestaltung/kurswebdesign-barrierefrei/was-ist-barrierefrei.html>,<br />

<strong>in</strong>: Webdesign<br />

barrierefrei: Websites für Beh<strong>in</strong>derte entwickeln. .<br />

Rev. 2004-01-07<br />

2 Tiffany Wyatt (2003). Zehn Schritte zur Barrierefreiheit.<br />

. Rev. 2004-01-07.<br />

3 Wyatt, wie Anm. 1<br />

4 E<strong>in</strong>e Braillezeile ist e<strong>in</strong> Gerät, das den Bildschirmtext <strong>in</strong> Brailleschrift<br />

(=Bl<strong>in</strong>denpunktschrift) ausgibt.<br />

5 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (2002)<br />

. Rev. 2004-01-07. Die hier und im Folgenden angegebenen,<br />

im Internet abrufbaren Gesetzestexte gelten nicht als amtliche<br />

Fassung. Diese f<strong>in</strong>den Sie nur im Bundesgesetzblatt, das vom<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium der Justiz herausgegeben wird und über den<br />

Bundesanzeiger bezogen werden kann.<br />

6 Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz (2002) .<br />

Rev. 2004-01-07.<br />

7 wie Anm. 6<br />

8 Bayerisches Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz (2003). . Rev.<br />

2004-01-07<br />

9 Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (2002).<br />

. Rev.<br />

2004-01-07. Bei der Erstellung dieser Verordnung orientierte<br />

man sich stark an den seit 1999 bestehenden Zugangsrichtl<strong>in</strong>ien<br />

für Web-Inhalte der „Web Accessibility Initiative“ (WAI).<br />

Die WAI ist e<strong>in</strong>e Initiative des „World Wide Web Consortiums“<br />

(W3C), das für die Def<strong>in</strong>ierung von Standards im Internet wie z.<br />

B. für HTML-Standards zuständig ist. Die deutsche Fassung der<br />

WAI Richtl<strong>in</strong>ien: Zugänglichkeitsrichtl<strong>in</strong>ien für Web-Inhalte 1.0<br />

(2002) . Rev. 2004-01-07<br />

10 Der vorliegende Artikel kann und darf ke<strong>in</strong>e Rechtsberatung<br />

se<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>e solche ersetzen.<br />

11 Caspers, Tomas (2003). Barrierefrei = Textversion ? . Rev. 2004-01-<br />

07<br />

12 Zu <strong>in</strong>ternationalen Standards vgl. die Website des W3C<br />

(2003). . Rev. 2004-01-07<br />

13 Den „HTML-Validator“ f<strong>in</strong>den Sie unter der URL: .<br />

Rev. 2004-01-07<br />

14 Den „Lynx Viewer“ f<strong>in</strong>den Sie unter der URL: . Rev. 2004-01-07<br />

15 Caspers, Tomas (2003). Tag 11: Standards. <br />

In: BITV für Alle.<br />

. Rev.<br />

2004-01-06


40 Berichte/Aktuelles<br />

MuseumPlus<br />

Zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es<br />

Museumsmanagement-Systems<br />

Viktor Pröstler<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>s Programm MuseumPlus <strong>in</strong> der Landesstelle für die<br />

nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>.<br />

Über viele Jahre empfahl die Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zur EDV-gestützten Inventarisation das Programm<br />

HiDA. Da dieses Programm zum e<strong>in</strong>en im Verlauf der letzten<br />

Jahre nicht den neuesten Gegebenheiten im Bereich der EDV<br />

angepasst wurde und zum anderen e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Inventarisierungsprogramm<br />

darstellt, hat sich die Landesstelle entschlossen, auf<br />

e<strong>in</strong> neues, modernes und den Bedürfnissen der gesamten Museumsarbeit<br />

entsprechendes Programm zu setzen. Es sollte nicht<br />

nur für die Inventarisation geeignet se<strong>in</strong>, sondern Adressen, die<br />

Bibliothek, die Restaurierungsakten und den Ausleihverkehr verwalten<br />

können.<br />

Wir haben die am Markt e<strong>in</strong>geführten Softwareprodukte auf<br />

diesen speziellen E<strong>in</strong>satz h<strong>in</strong> getestet: Es sollte e<strong>in</strong> auf Standardsoftware<br />

basierendes System gewählt werden, das leicht bedienbar<br />

ist und möglichst vielen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Museum anfallenden Aufgabenbereichen<br />

gerecht wird. Des Weiteren war entscheidend,<br />

dass dieses Programm nicht völlig neu, sondern bereits an vielen<br />

<strong>Museen</strong> im E<strong>in</strong>satz ist. Wichtig war auch die Verknüpfbarkeit der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Module mit den Objektdatensätzen der Inventarisation,<br />

die e<strong>in</strong>fache Anb<strong>in</strong>dung von Multimediaelementen, hier <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie digitaler Bilder, und die Erstellung von Druckprodukten,<br />

von der e<strong>in</strong>fachen tabellarischen Liste bis h<strong>in</strong> zur Ausgabe an<br />

Word. Die Wahl fiel schließlich auf das Programm MuseumPlus<br />

der Schweizer Firma zetcom.<br />

An der Landesstelle wurde MuseumPlus im Laufe des Jahres<br />

2003 e<strong>in</strong>geführt und an fünf vernetzten Arbeitsplätzen <strong>in</strong>stalliert.<br />

Im E<strong>in</strong>satz bef<strong>in</strong>den sich zurzeit das Sammlungs- und das<br />

Adressmodul. Mit Hilfe der Serienbrieffunktionen <strong>in</strong> Word werden<br />

alle Versände der Landesstelle mittlerweile mit MuseumPlus<br />

durchgeführt. Die Bedienung ist weitgehend <strong>in</strong>tuitiv und kann<br />

nach kurzer Anlernphase auch von nicht unbed<strong>in</strong>gt EDV-geübten<br />

Personen durchgeführt werden. Ziel des E<strong>in</strong>satzes an der<br />

Landesstelle wird die Umsetzung und Integration der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Datenbankanwendungen <strong>in</strong> MuseumPlus se<strong>in</strong>. Hierauf sollen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er letzten Ausbaustufe alle Kollegen Zugriff haben. Schließlich<br />

soll das Fotoarchiv der Landesstelle mit über 50.000 Aufnahmen<br />

<strong>in</strong> MuseumPlus überführt werden.<br />

Für bayerische <strong>Museen</strong>, die auf MuseumPlus umsteigen, bieten<br />

sich folgende Vorteile: Anwender des Programms HiDA können<br />

mit ihren bisher erhobenen Inventardaten unproblematisch<br />

auf MuseumPlus wechseln, denn die Landesstelle ließ e<strong>in</strong>en sog.<br />

Konverter erstellen, der die Daten 1 : 1 umwandelt. E<strong>in</strong> Museum,<br />

das sich für die Zusammenarbeit mit der Landesstelle im Bereich<br />

der EDV-gestützten Inventarisation entscheidet, erhält Beratungen<br />

und Schulungen im E<strong>in</strong>satz von MuseumPlus ohne zusätzliche<br />

Kosten.<br />

Natürlich muss ke<strong>in</strong> Museum MuseumPlus verwenden. In erster<br />

L<strong>in</strong>ie ist es uns wichtig, dass die von der Landesstelle empfohlenen<br />

Kategorien und die Schreibansetzung für die Erfassung<br />

von Museumsobjekten angewendet werden. Die hierfür benutzte<br />

Software ist sekundär. Da aber das Arbeiten mit jeweils eigenen,<br />

ggf. „selbstgestrickten“ Programmen für die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Museen</strong><br />

unwirtschaftlich ist und auch die Kommunikation untere<strong>in</strong>ander<br />

erschwert, bieten wir die fachliche Unterstützung beim E<strong>in</strong>satz<br />

e<strong>in</strong>es geeignet ersche<strong>in</strong>enden Programms an.<br />

Wenn sich e<strong>in</strong> Museum für die E<strong>in</strong>führung von MuseumPlus<br />

entscheidet, kann es entweder die verbilligte bayerische oder die<br />

Vollversion erwerben. Die <strong>in</strong>haltliche und meistenteils auch programmtechnische<br />

Schulung und E<strong>in</strong>führung wird von der Landesstelle<br />

vor Ort mit den e<strong>in</strong>zelnen Anwendern praxisorientiert<br />

durchgeführt.<br />

Erste Anwenderstimmen von der „Museums-Basis“ f<strong>in</strong>den Sie<br />

<strong>in</strong> den folgenden beiden Berichten.


Berichte/Aktuelles 41<br />

Im Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen, Passau wird<br />

MuseumPlus seit Oktober 2003 zur Erst<strong>in</strong>ventarisierung des<br />

Sammlungsbestandes e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die Sammlung umfasst <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Hauptwerk des<br />

Malers und Grafikers Georg Philipp Wörlen (1886-1954), dessen<br />

persönliche Kunstsammlung sowie Werke zeitgenössischer<br />

Künstler, die seit der Gründung des Museums 1990 angeschafft<br />

wurden.<br />

Unter Berücksichtigung der späteren Arbeitsanforderungen<br />

im Umgang mit MuseumPlus sowie mit Hilfe des zur Verfügung<br />

gestellten Thesaurus konnte als Erstes die Struktur der Inventarnummer<br />

festgelegt werden. Da es sich nicht um e<strong>in</strong> Zugangs<strong>in</strong>ventar,<br />

sondern <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um die Dokumentation der bestehenden<br />

Sammlung handelt und da das Programm die Suche nach<br />

jedem beliebigem E<strong>in</strong>gabefeld ermöglicht, wurde auf die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

der Jahreszahl verzichtet und neben e<strong>in</strong>em Kürzel des<br />

Hauses e<strong>in</strong>e Untergliederung <strong>in</strong> wenige Werkgruppen sowie e<strong>in</strong>e<br />

numerische Zählung als Inventarnummer festgelegt (Bsp.: MMK-<br />

G-0001). Die Wahl e<strong>in</strong>er 4-stelligen Zahl hat sich bei der Suchfunktion<br />

als s<strong>in</strong>nvoll ergeben: Nur so erfolgt e<strong>in</strong>e Trefferliste <strong>in</strong><br />

tatsächlich numerischer Reihenfolge.<br />

Die E<strong>in</strong>gabe neuer Datensätze mit MuseumPlus ermöglicht<br />

durch die e<strong>in</strong>fache Herstellung e<strong>in</strong>es Musterdatensatzes<br />

die schnelle E<strong>in</strong>gabe gleichartiger Gruppen, Basis<strong>in</strong>formationen<br />

können vorbereitet und durch objektspezifische Informationen<br />

ergänzt werden. Im Bereich Grafik hat sich diese Arbeitsweise<br />

als besonders s<strong>in</strong>nvoll erwiesen. Des Weiteren werden durch<br />

zahlreiche Auswahlfelder Rechtschreibfehler verm<strong>in</strong>dert bzw. die<br />

Zuordnung <strong>in</strong> den Bereichen Künstlername, Material, Technik und<br />

Maße<strong>in</strong>heiten erleichtert.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Arbeitsschritt wurden die Kunstwerke als<br />

digitale Bilder erfasst. Die e<strong>in</strong>fache E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bilder <strong>in</strong> den<br />

jeweiligen Datensatz und die im Programm vorgefertigte Layout-<br />

Gestaltung der Grunddaten ermöglicht die Erstellung e<strong>in</strong>es Ausdrucks,<br />

der alle Daten, <strong>in</strong>cl. Bilddaten, be<strong>in</strong>haltet. Für Anfragen<br />

von außer Haus sowie <strong>in</strong> der Planung neuer Ausstellungen aus<br />

eigenem Bestand bieten die Blätter e<strong>in</strong>e Arbeitserleichterung für<br />

alle Mitarbeiter. Verwechslungen können m<strong>in</strong>imiert, die Suche<br />

nach Bildmotiven kann beschleunigt werden.<br />

Parallel zum Sammlungsmodul arbeiten wir mit den Modulen<br />

„Literatur“, das die Verknüpfung von exakten Literaturangaben<br />

mit e<strong>in</strong>zelnen Kunstwerken ermöglicht, und „Adressverwaltung“,<br />

das bisher jedoch nur für die Zusammenführung von Adressen,<br />

die <strong>in</strong> direktem Zusammenhang mit der Sammlung stehen, verwendet<br />

wird.<br />

Abschließend kann man sagen, dass MuseumPlus bei der<br />

Erst<strong>in</strong>ventarisierung e<strong>in</strong>en schnellen E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Erfassung von<br />

Kunstwerken ermöglicht. Durch den e<strong>in</strong>fachen Umgang mit der<br />

optischen Oberfläche des Programms wird die E<strong>in</strong>arbeitungszeit<br />

stark verkürzt und die Neue<strong>in</strong>gabe erleichtert. Dies waren auch<br />

<strong>in</strong> unserem Haus die Hauptkriterien, die zur Wahl dieser Software<br />

geführt haben.<br />

MuseumPlus im E<strong>in</strong>satz<br />

Zwei Erfahrungsberichte aus<br />

bayerischen <strong>Museen</strong><br />

Anjalie Chaubal<br />

Hans Eich<strong>in</strong>ger und Ernst Höntze


42 Berichte/Aktuelles<br />

Seit Anfang Dezember 2003 wird im niederbayerischen Freilichtmuseum<br />

Mass<strong>in</strong>g mit dem Inventarisierungsprogramm<br />

MuseumPlus der Schweizer Firma zetcom Informatikdienstleistungs<br />

AG gearbeitet. Auf Grund der bislang kurzen Benutzungsdauer<br />

ist derzeit noch ke<strong>in</strong> umfassender Erfahrungsbericht möglich.<br />

Die folgenden Ausführungen s<strong>in</strong>d daher lediglich als erste<br />

Beurteilung aus Anwenderperspektive zu sehen und haben vorläufigen<br />

Charakter.<br />

Verwendet wird die von der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> angebotene große Version 4.00. Sie<br />

ersetzt <strong>in</strong> Mass<strong>in</strong>g das bisher benutzte Inventarisierungsprogramm<br />

HIDA 3. Da es hieß, dass letzteres künftig nicht mehr<br />

weiterentwickelt werden würde und vergleichbare Konkurrenzprodukte<br />

aus den verschiedensten Gründen nicht unseren<br />

Erwartungen entsprachen, entschied man sich zum Umstieg auf<br />

MuseumPlus. Die mittlerweile stark zurückgegangene Anwenderfreundlichkeit<br />

und e<strong>in</strong> mängelbehafteter Support der bis dah<strong>in</strong><br />

verwendeten Software beschleunigten den Systemwechsel.<br />

Im Freilichtmuseum soll mit Hilfe von MuseumPlus sowohl<br />

e<strong>in</strong>e möglichst umfangreiche Erfassung als auch e<strong>in</strong>e optimale<br />

Verwaltung aller objektbezogenen Sammlungsdaten durchgeführt<br />

werden können. Dazu werden vorrangig die im Inventarisierungsprogramm<br />

vorgesehenen Module „Sammlung“, „Literatur“,<br />

„Standortverwaltung“, „Restaurierung“ und „Multimedia“<br />

verwendet; künftig soll zusätzlich das Modul „Ausstellungen“<br />

stärker e<strong>in</strong>gebunden werden, das beim Vorgängerprogramm nicht<br />

vorhanden war.<br />

E<strong>in</strong>e vierwöchige Testphase vermittelte erste E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die<br />

Handhabung der neuen Software. Um das Programm zu testen,<br />

wurde es per Internet freigeschaltet. Der erhoffte Nutzen blieb<br />

bescheiden, da ohne fachliche E<strong>in</strong>führung seitens des Herstellers<br />

kaum praxisnahe Anwendungen möglich waren. Lediglich<br />

der ansprechende optische E<strong>in</strong>druck und die benutzerfreundliche<br />

Menüoberfläche von MuseumPlus überzeugten auf Anhieb. Sehr<br />

gut gefiel uns die Vielfalt der Basis<strong>in</strong>formationen zum jeweils<br />

aufgerufenen Objekt. Mit e<strong>in</strong>em Blick auf den Bildschirm kann<br />

– vor allem <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem dazugehörigen Inventarfoto<br />

– jeder Sammlungsgegenstand schnell, e<strong>in</strong>fach und e<strong>in</strong>deutig<br />

identifiziert werden.<br />

Positiv registriert wurde die s<strong>in</strong>nvolle Strukturierung der E<strong>in</strong>gabemodule<br />

mittels unterschiedlicher Buttons und Reiter („Dialogmasken“),<br />

die übersichtlich <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>gabemaske angeordnet<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e differenzierte E<strong>in</strong>gabe aller zu e<strong>in</strong>em Objekt verfügbaren<br />

Informationen ist dadurch leicht möglich. Die variable<br />

Verknüpfbarkeit der Module untere<strong>in</strong>ander steigert die Anwendungsmöglichkeiten<br />

des Programms um e<strong>in</strong> Vielfaches, <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei späteren Suchfunktionen. Sie trägt entscheidend zur<br />

<strong>in</strong>sgesamt positiv bewerteten Menüstruktur bei, so etwa die Verknüpfung<br />

„Literatur – Objekt“ oder „Restaurierung – Objekt“.<br />

Die Version der Landesstelle ist so aufgebaut, dass e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />

Übernahme der bereits vorhandenen Daten möglich ist.<br />

Als Nachteil ersche<strong>in</strong>t, dass bei MuseumPlus die chronologische<br />

Abfolge verschiedener Datenbestandsbearbeiter nicht mehr nachvollziehbar<br />

ist. Hier wünscht man sich e<strong>in</strong>e „History-Funktion“.<br />

In MuseumPlus s<strong>in</strong>d verschiedene Standardberichte <strong>in</strong>tegriert.<br />

Über den Listengenerator kann der Benutzer eigene Listen und<br />

Berichte selbst erstellen. Für erfahrene User besteht zudem die<br />

Möglichkeit zur Erstellung e<strong>in</strong>es vom Layout her ansprechenden<br />

Inventarblatts auf der Basis von MS-Word. Dies erfordert vom<br />

Bearbeiter überdurchschnittliche EDV-Kenntnisse und ist zeitaufwendig.<br />

Langwierig kann auch der Umstieg von HIDA 3 auf<br />

das neue Programm se<strong>in</strong>. Der automatische Datentransfer erfolgt<br />

zwar gut und ohne Verluste. Da MuseumPlus <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Bereichen (wie Literaturangaben, Provenienz, Massangaben)<br />

jedoch mehr bietet, müssen Datensätze manuell nachgebessert<br />

werden, wenn man die vollständige Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten<br />

des neuen Programms erhalten will. Beim Start<br />

mit MuseumPlus ohne e<strong>in</strong>en Altbestand an Daten ist dies nicht<br />

der Fall.<br />

Da MuseumPlus auf Microsoft-Access basiert, dürften<br />

zukünftige Datentransfers e<strong>in</strong>facher und ohne nennenswerte Verluste<br />

durchzuführen se<strong>in</strong>. Der sehr gute Support von Seiten der<br />

Entwickler spricht zudem dafür. Das übersichtliche, verständlich<br />

geschriebene und benutzerfreundliche Handbuch hilft bei der<br />

E<strong>in</strong>arbeitung sehr.<br />

Über weitere Veränderungen bezüglich der Anforderungen an<br />

die derzeitigen Anwender sowie über Erleichterungen der laufenden<br />

Inventarisierungsarbeit kann derzeit noch nichts berichtet<br />

werden. Wir gehen aber davon aus, dass nach e<strong>in</strong>er gewissen E<strong>in</strong>arbeitungszeit<br />

und nach Beendigung der Überarbeitung der Altdaten<br />

e<strong>in</strong>e problemlose und zügige Objekterfassung möglich ist.<br />

Die Nutzung des dann e<strong>in</strong>gegebenen Datenbestandes wird sicher<br />

besser se<strong>in</strong> als früher, weil die durch MuseumPlus gegebenen vielfältigen<br />

Verknüpfungsmöglichkeiten e<strong>in</strong> schnelleres und wesentlich<br />

breiter gefächertes Verwalten e<strong>in</strong>er umfangreichen Sammlung<br />

ermöglichen.<br />

Für weitere Informationen können Sie sich gerne an die Autoren<br />

wenden:<br />

a.chaubal@woerlen-mmk.de und eich<strong>in</strong>ger@freilichtmuseum.de


Berichte/Aktuelles 43<br />

Beim Schauplatz Sachsen, e<strong>in</strong>em Kernland der Industrialisierung<br />

<strong>in</strong> Deutschland, lag die Wahl des Tagungsthemas nahe: Industrie<br />

und Industriekultur sollten im Mittelpunkt der 12. Zusammenkunft<br />

bayerischer, böhmischer und sächsischer Museumsfachleute<br />

stehen, zu der vom 17.-19.9.2003 die Sächsische Landesstelle für<br />

Museumswesen nach Chemnitz e<strong>in</strong>geladen hatte. Den passenden<br />

Rahmen bildete das erst im April des Jahres <strong>in</strong> Hallen e<strong>in</strong>er ehemaligen<br />

Masch<strong>in</strong>enbaufirma aus dem Jahr 1907 neu eröffnete<br />

Industriemuseum Chemnitz.<br />

Zur E<strong>in</strong>führung wies Dr. Joachim Voigtmann, der Direktor<br />

der Landesstelle Sachsen, auf die herausragende Bedeutung des<br />

Bereichs Industrie <strong>in</strong>nerhalb der sächsischen Museumslandschaft<br />

h<strong>in</strong>. Rund 50 der fast 400 <strong>Museen</strong> widmen sich schwerpunktmäßig<br />

der Industrie- und Gewerbegeschichte. Nach der Begrüßung<br />

durch den Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, e<strong>in</strong>en Vertreter<br />

des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Wissenschaft und Kunst<br />

und Berichten aus den beiden anderen Partnerländern stand<br />

auch gleich das gastgebende Museum im Zentrum des Interesses.<br />

Direktor Dr. Jörg Feldkamp führte zunächst <strong>in</strong> die Zielstellung<br />

se<strong>in</strong>es Hauses e<strong>in</strong>, das <strong>in</strong> weiten Bereichen auf gewohnte Wege<br />

der Museumsgestaltung und Vermittlung verzichtet, so etwa auf<br />

e<strong>in</strong>e vorgegebene Führungsl<strong>in</strong>ie, die üblichen e<strong>in</strong>führenden Texte<br />

<strong>in</strong> jeder Abteilung oder Inszenierungen und Großfotos. Stattdessen<br />

setzt man auf das freie Schlendern der Besucher, denen<br />

lediglich e<strong>in</strong> Farbleitsystem zur besseren Orientierung im etwa<br />

4.000 m² großen Ausstellungsbereich zur Seite steht, sofern nicht<br />

bei abendlichen Veranstaltungen im anschließenden Multifunktionssaal<br />

Glaswände und Vitr<strong>in</strong>en den Großteil der Ausstellungsflächen<br />

von e<strong>in</strong>em freibleibenden „Konsumentengang“ abschotten.<br />

Die Exponate wurden assoziativ e<strong>in</strong>gesetzt und sollen <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie, nur durch kurze Beschriftungen erklärt, „wirken“. Leitobjekte,<br />

etwa historische PKWs bis h<strong>in</strong> zum „Trabi“, sollen die<br />

Besucher <strong>in</strong> die acht Abteilungen ziehen. Parallel zur eigentlichen<br />

Ausstellungsebene eröffnen <strong>in</strong>selartige Infoterm<strong>in</strong>als die Möglichkeit,<br />

vertiefte Informationen zu e<strong>in</strong>zelnen Objekte und Sachverhalten,<br />

aber auch kurze Filme abzurufen. Dabei setzt man bewusst<br />

auf die Unterhaltung als Mittel pädagogischer Vermittlung.<br />

Durch e<strong>in</strong>e „Pr<strong>in</strong>t on demand-Funktion“ können die Besucher sich<br />

auch Texte mit nach Hause nehmen. Es genügt, am Term<strong>in</strong>al den<br />

Streifencode der jeweiligen E<strong>in</strong>trittskarte e<strong>in</strong>zulesen, um sich<br />

später an der Museumskasse gegen Gebühr die gewünschten Informationen<br />

ausdrucken zu lassen. Wie zu erwarten wurde dieses<br />

Konzept bei der anschließenden Museumsführung ausführlich<br />

und durchaus kontrovers diskutiert.<br />

E<strong>in</strong> abendlicher Empfang der Stadt <strong>in</strong> der frisch renovierten<br />

ehemaligen Villa der Fabrikantenfamilie Esche, für die Henry van<br />

de Velde 1903 quasi als Gesamtkunstwerk sowohl Gebäudehülle,<br />

Park als auch das Mobiliar bis h<strong>in</strong> zur Tabakspfeife des Hausherrn<br />

entworfen hatte, ermöglichte das <strong>in</strong>tensive Kennenlernen dieses<br />

bedeutenden, vor kurzem noch vom Verfall bedrohten Kulturdenkmals.<br />

Den ersten Vortragsblock des folgenden Tages („Sachzeugen<br />

der Industriekultur – Probleme ihrer Bewahrung“) eröffnete Kornelius<br />

Götz, Restaurator aus dem schwäbischen Oett<strong>in</strong>gen. „Vorsicht,<br />

nicht gestrichen!“ betitelte er se<strong>in</strong>en Vortrag, <strong>in</strong> dem er<br />

e<strong>in</strong>en Rückblick über 20 Jahre Restaurierung technischen Kulturguts<br />

gab und sich mit grundlegenden Überlegungen jeder Restaurierung,<br />

so Spuren am Objekt (von Herstellung, Gebrauch,<br />

Stillstand), Restaurierungszielen (Stillstand, Wiederherstellung<br />

e<strong>in</strong>es Gebrauchszustands bis h<strong>in</strong> zur Reaktivierung) oder auch der<br />

Verantwortbarkeit von Vorführungen an historischen Masch<strong>in</strong>en<br />

befasste. Götz betonte, dass die Erzielung maximaler Ästhetik bei<br />

der Restaurierung <strong>in</strong> der Regel auf die m<strong>in</strong>imale Überlieferung von<br />

historischen Informationen h<strong>in</strong>auslaufe. Für Planer von Industriemuseen<br />

<strong>in</strong>teressant war se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis, dass die Konservierung au-<br />

Industriekultur im<br />

Museum<br />

12. Tagung bayerischer, böhmischer und<br />

sächsischer Museumsfachleute,<br />

Chemnitz 17.-19.9.2003<br />

Wolfgang Stäbler<br />

Industriemuseum Chemnitz, Abteilung „Unternehmer“.


44 Berichte/Aktuelles<br />

Industriemuseum Chemnitz, Info-Term<strong>in</strong>al.<br />

thentischer Masch<strong>in</strong>en meist kostengünstiger zu bewerkstelligen<br />

sei als der Nachbau. E<strong>in</strong>e von Götz zusammengestellte Sammlung<br />

von Texten zur Konservierung technischen Kulturguts kann auf<br />

den Internet-Seiten der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de) <strong>in</strong> der Rubrik „Veröffentlichungen“<br />

e<strong>in</strong>gesehen und heruntergeladen werden.<br />

Pavel Chrast berichtete über die Sammlungen des Museums im<br />

tschechischen Asch nahe der bayerischen Grenze, wo e<strong>in</strong> Schwerpunkt<br />

von Sammlungstätigkeit und Ausstellung <strong>in</strong> der Dokumentation<br />

der örtlichen Textil- und Handschuhproduktion (hierzu<br />

alle<strong>in</strong> 23.000 Stücke) liegt. „Zwischen Schrott und kulturellem<br />

Erbe“ betitelte Beate Schad ihre Vorstellung der Schaustickerei<br />

Plauener Spitze, die bemüht ist, e<strong>in</strong>en großen Bestand an Masch<strong>in</strong>en<br />

der im Vogtland traditionellen Stickerei und Gard<strong>in</strong>enweberei<br />

zu erhalten. Der Masch<strong>in</strong>ensammlung angeschlossen ist<br />

e<strong>in</strong>e Schaustickerei, die als „lebendige Museumsfabrik mit hohem<br />

Erlebniswert“ Interessenten <strong>in</strong> die Ausstellung locken soll.<br />

In noch größere E<strong>in</strong>heiten führte der zweite Vortragsblock:<br />

Die Stadtsilhouette von Mährisch Ostrau ist geprägt von der langanhaltenden<br />

Parallelität von Ste<strong>in</strong>kohleförderung und Eisenproduktion,<br />

von Hochöfen und Kokereien. Dr. Milos Matej stellte das<br />

ambitionierte Vorhaben vor, die vor e<strong>in</strong>igen Jahren stillgelegte<br />

Eisenhütte Wittkowitz und die Grube Michael <strong>in</strong> weiten Teilen<br />

als UNESCO-Weltkulturerbe zu erhalten. Die Grubene<strong>in</strong>richtungen<br />

sollen dabei im Zustand des Verlassens, also auf dem Stand<br />

des letzten Arbeitstages, konserviert werden. Von der Dimension<br />

her fast bescheiden musste darauf der aktuelle bayerische Problemfall<br />

der Maxhütte <strong>in</strong> Sulzbach-Rosenberg wirken, dessen aktuellen<br />

Stand Dr. Detlef Knipp<strong>in</strong>g vom Bayerischen Landesamt<br />

für Denkmalpflege vortrug. Hier s<strong>in</strong>d die Überlegungen, wie die<br />

bedeutenderen Teile des für die Wirtschaftsgeschichte nicht nur<br />

der Oberpfalz so wichtigen Unternehmens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neues Nutzungskonzept<br />

(etwa E<strong>in</strong>bettung als kulturell und wirtschaftlich<br />

genutztes Industriedenkmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Landschaftspark) <strong>in</strong>tegriert<br />

werden können, noch nicht abgeschlossen.<br />

Christoph Schröder schilderte schließlich die wechselvolle<br />

Geschichte des Z<strong>in</strong>nbergbaus <strong>in</strong> Altenberg-Z<strong>in</strong>nwald, wo bedeutende<br />

historische Gebäude und Ihre E<strong>in</strong>richtung durch die Vernachlässigung<br />

<strong>in</strong> den 1980er Jahre schwere Schädigungen erfuhren.<br />

Bergbau – allerd<strong>in</strong>gs diesmal der Abbau im Lugau-Oelsnitzer<br />

Revier – stand bei der folgenden Exkursion <strong>in</strong> das Bergbaumuseum<br />

Oelsnitz auf dem Programm, das – neben der Fahrt auf den<br />

Förderturm und der Besichtigung e<strong>in</strong>er bee<strong>in</strong>druckenden Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />

– den Besuchern <strong>in</strong> realitätsnah nachgebauten Stollen<br />

den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er „Fahrt“ unter Tage vermittelt.<br />

Der letzte Tagungstag begann mit e<strong>in</strong>em Bericht von Ute<br />

Baumgarten über das Lausitzer Bergbaumuseum/ Energiefabrik<br />

Werm<strong>in</strong>ghoff. In e<strong>in</strong>er monumentalen Brikettfabrik und Freigeländen<br />

soll die Geschichte des Braunkohlebergbaus der Region<br />

dargestellt werden. Probleme bereiten derzeit – wie <strong>in</strong> vielen anderen<br />

Industriemuseen – die auslaufenden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

und auch die noch ungeklärte weitere Unterstützung<br />

des Zweckverbandes sächsisches Industriemuseum durch den<br />

Freistaat Sachsen.<br />

Der Braunkohleabbau war auch Thema des Vortrags von Dipl.<br />

Ing. Vaclav Valasek, Braunkohlenforschungs<strong>in</strong>stitut Most/Brüx. In<br />

der arg geschundenen Landschaft, <strong>in</strong> der vor wenigen Jahrzehnten<br />

die ganze Stadt Brüx mit Ausnahme der gotischen Kirche, die<br />

auf Schienen um e<strong>in</strong>ige hundert Meter verschoben wurde, dem<br />

Tagebau weichen musste, s<strong>in</strong>d umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen<br />

mit e<strong>in</strong>em Museumsprojekt als Freizeitangebot geplant.<br />

Die „schönste Textilfabrik Böhmens“, der um 1900 errichtete<br />

Betrieb von Feigel und Wittrich im nordböhmischen Chrastava<br />

stellte Ivan Rous vor. Hier ist an die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Firmen-<br />

Textilmuseums gedacht.


Berichte/Aktuelles 45<br />

Den Abschluss der Vortragsfolge bildete der Beitrag „Mensch<br />

und/oder Masch<strong>in</strong>e?“ von Georg Waldemer von der Landesstelle<br />

für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Ausgehend von ersten<br />

Anfängen der musealen Beschäftigung mit Arbeits- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

der Werktätigen zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts<br />

spürte er Entwicklungen bei der Darstellung dieser Lebenswelten<br />

<strong>in</strong> Industriemuseen nach. Er stellte fest, dass trotz der „Entdeckung“<br />

der Industriekultur <strong>in</strong> den 1970er Jahren als parallele<br />

Nebenl<strong>in</strong>ie zur bürgerlichen Kultur und der daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>setzenden<br />

Flut von Forschungsvorhaben und Publikationen das Arbeiterleben<br />

<strong>in</strong> Industriemuseen meist noch e<strong>in</strong>e sehr untergeordnete<br />

Rolle spielt.<br />

Die Publikation aller Tagungsbeiträge <strong>in</strong> deutscher und tschechischer<br />

Sprache ist <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />

Zur nächsten bayerisch-böhmischen Museumstagung lädt die Landesstelle<br />

für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> im September<br />

2004 nach Neukirchen beim Hl. Blut zum Thema „Spezialmuseen“<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Industriemuseum Chemnitz, Abteilung „Karl-Marx-Stadt“: Trabi<br />

mit Dachzelt.


46 Berichte/Aktuelles<br />

Jahrestreffen des<br />

Arbeitskreises für<br />

Hausforscher <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Kempten 2. Juni 2003<br />

Georg Waldemer und Ariane Weidlich<br />

Zum Jahrestreffen des Arbeitskreises für Hausforschung 2003<br />

fanden sich wieder annähernd 60 Gäste aus dem bayerischen<br />

Raum und angrenzenden Regionen e<strong>in</strong>. Tagungslokal war das<br />

barocke Kornhaus des fürststiftischen Teils der Stadt Kempten,<br />

die über Jahrhunderte von der Bipolarität von der Bürgerschaft<br />

auf der e<strong>in</strong>en und der Herrschaft des unmittelbar angrenzenden<br />

Fürststifts geprägt war – e<strong>in</strong> städtisches „Doppelwesen“ mit<br />

e<strong>in</strong>em hohen Potential an Konfliktstoff.<br />

Die Veranstaltung, die zwanzigste <strong>in</strong> Folge, setzte sich traditionsgemäß<br />

aus e<strong>in</strong>em Vortragsteil und e<strong>in</strong>er anschließenden<br />

Exkursion zusammen, die dieses Mal fußläufig zu baugeschichtlich<br />

bemerkenswerten Punkten <strong>in</strong> der Bürgerstadt führte. Die<br />

<strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte lagen bei der Bedeutung von Archivalien<br />

für die Hausforschung, bei neuen Erkenntnissen zum Blockbau<br />

<strong>in</strong> Südbayern sowie Beiträgen mit lokalem bzw. regionalem<br />

Bezug.<br />

Kemptens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer begrüßte die<br />

Gäste und g<strong>in</strong>g kurz auf Konfliktpotentiale und Spannungen e<strong>in</strong>,<br />

die aus den unterschiedlichen Interessenslagen von Denkmalpflege<br />

und wirtschaftlich orientierter Stadtsanierung erwachsen. Insbesondere<br />

<strong>in</strong> den siebziger und achtziger Jahren sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der<br />

Stadt Kempten die „dynamischen Kräfte“ e<strong>in</strong>er modernisierenden<br />

Umgestaltung den Sieg davon getragen zu haben.<br />

Nach e<strong>in</strong>er knappen E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Tagungsthemen durch<br />

Georg Waldemer gab Dr. Stefan Breit, als Historiker derzeit im<br />

Forschungsprojekt „Reichskammergerichtsakten“ am Bayerischen<br />

Hauptstaatsarchiv tätig, e<strong>in</strong>en Überblick über die Möglichkeiten<br />

baugeschichtlicher Forschung zur Geschichte des ländlichen Bauwesens<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> anhand von Archivalien der ehemaligen Herrschaft<br />

Hohenaschau.<br />

Breit stellte verschiedene Kategorien von Archivalien vor und<br />

überprüfte exemplarisch ihre Relevanz für hauskundliche Fragestellungen.<br />

So f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der „Feuerstättenbeschau“ der Jahre<br />

1616-1625 E<strong>in</strong>tragungen zu sämtlichen Gebäuden über Anzahl<br />

und Zustand der Herdstellen oder dazu, ob und welche Vorrichtungen<br />

zum Rauchabzug vorhanden gewesen s<strong>in</strong>d. Bei der Auswertung<br />

derartiger Quellen steht der Historiker allerd<strong>in</strong>gs immer<br />

wieder vor dem Problem der Begrifflichkeit und der Frage, was z.<br />

B. die historische Bezeichnung „Rauchfang“ denn genau me<strong>in</strong>t:<br />

e<strong>in</strong>e Rauchhur oder e<strong>in</strong>en Schlot? Das heißt, ohne breite und fundierte<br />

Kenntnis der Materie ist bei der Interpretation historischer<br />

term<strong>in</strong>i technici größte Vorsicht geboten.<br />

Im Anschluss daran berichtete Herbert May M. A., Bauhistoriker<br />

am Fränkischen Freilandmuseum Bad W<strong>in</strong>dsheim, über e<strong>in</strong>e<br />

weitgehend unbekannte und verme<strong>in</strong>tlich wenig ergiebige Quellengruppe<br />

aus dem städtischen Bereich. Bei häufig angezeigten<br />

Nachbarschafts- und Grenzstreitigkeiten wurden amtlicherseits<br />

Baubesichtigungsprotokolle angefertigt. Für die e<strong>in</strong>stige Reichsstadt<br />

W<strong>in</strong>dsheim reichen diese Quellen mit Informationen zur<br />

Stadtgestalt, Parzellenstruktur, zum Abwasserwesen, aber auch zu<br />

Baudetails e<strong>in</strong>zelner Häuser von der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

bis <strong>in</strong> die Zeit um 1800.<br />

In jüngerer Zeit hat der vermehrte E<strong>in</strong>satz dendrochronologischer<br />

Datierungen auch <strong>in</strong> Niederbayern, wo noch vor nicht<br />

allzu langer Zeit für das ländliche Bauwesen e<strong>in</strong>e „Schallgrenze“<br />

von etwa 1600 galt, zu e<strong>in</strong>em beachtlichen Fortschritt <strong>in</strong> der<br />

Erforschung spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bauten<br />

geführt, wenn auch bisher an e<strong>in</strong>er noch relativ ger<strong>in</strong>gen Zahl<br />

von Objekten. Die bislang früheste Datierung betrifft e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>bauernhaus<br />

<strong>in</strong> Mitterfels nördlich von Straub<strong>in</strong>g: der Blockbau<br />

des e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halbgeschoßigen Gebäudes datiert auf das Jahr 1436.<br />

Walter und Wolfgang Kirchner, die <strong>in</strong> bewährter Weise die bauanalytische<br />

Untersuchung übernommen haben, gaben e<strong>in</strong>en Vorbericht<br />

zu ihren bisherigen Befunden. Der Bau mit Mittelflur –<br />

wor<strong>in</strong> ursprünglich der Herd stand – und beidseitig jeweils zwei<br />

Räumen ist aus waldkantigen Tannenhölzern aufgezimmert, wobei<br />

die Eckverb<strong>in</strong>dungen nur andeutungsweise die zugfeste Schwalbenschwanzverz<strong>in</strong>kung<br />

aufweisen. 1617 fügte man e<strong>in</strong>en Kniestock<br />

dazu, noch später e<strong>in</strong>e quer dazu stehende Erweiterung.<br />

Die Gebrüder Kirchner vermuten u. a. aufgrund der weiten Verbreitung<br />

von Ständerbohlenkonstruktionen <strong>in</strong> hochschichtlichen<br />

Stuben (Burgen, Stadthäuser) e<strong>in</strong> deutlich späteres Auftreten<br />

des Blockbaus im südöstlichen <strong>Bayern</strong>, aber wohl nicht vor dem<br />

14. Jahrhundert.<br />

Das Nachmittagsprogramm eröffnete Dr. Gerhard Weber,<br />

Leiter der Stadtarchäologie Kempten, e<strong>in</strong>er sehr aktiven E<strong>in</strong>richtung,<br />

der e<strong>in</strong>e Vielzahl wichtiger Forschungen nicht nur im<br />

Bereich der prov<strong>in</strong>zialrömischen Überreste zu verdanken ist, sondern<br />

auch für Mittelalter und Neuzeit. In se<strong>in</strong>em Referat konzentrierte<br />

sich Weber jedoch auf die römerzeitliche Holzbautechnik,<br />

wozu Adelhart Zippelius im Jahr 1953 anhand der damaligen<br />

Befunde <strong>in</strong> Kempten e<strong>in</strong>e beachtenswerte Zusammenfassung<br />

publizierte. Mittlerweile erlauben <strong>in</strong>sbesondere die Befunde <strong>in</strong><br />

W<strong>in</strong>terthur/ Vitudurum im Rahmen der Ausgrabungen am Unteren<br />

Bühl sowie am Auerberg e<strong>in</strong> genaueres Bild zu entwerfen:<br />

An den Resten der römischen Bauwerke waren sowohl Pfostenbau,<br />

Ständerbau als auch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus beiden genannten<br />

Gefügearten nachzuweisen. Die diesbezüglichen Darstellungen<br />

von Weber (Auerberg, 1997) und Albert<strong>in</strong> (Vitdurum, 2002)<br />

legen es nahe, bei der auch an anderen römischen Standorten<br />

festgestellten Abfolge vom Pfostenbau h<strong>in</strong> zum Ständerbau an<br />

e<strong>in</strong>e jeweilige unabhängige lokale Entwicklung zu denken, die<br />

nicht etwa an allen Orten gleichzeitig erfolgte.<br />

Das Referat von Dipl. Ing. Harald Bader bot e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

die baugeschichtliche Analyse des für die Region außergewöhnlich<br />

frühen Objekts Dorfstraße 4 <strong>in</strong> Moosbach, Landkreis Oberallgäu,<br />

südlich von Kempten gelegen. In se<strong>in</strong>em äußeren Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

e<strong>in</strong> typischer Vertreter des späteren 18. Jahrhunderts,<br />

entpuppte sich das Gebäude im Kern als e<strong>in</strong> wenig verändertes<br />

Gefüge von 1538. Der Blockbau besaß ursprünglich auf beiden<br />

Vollgeschoßen jeweils zwei etwa gleichgroße Wohnräume, im<br />

Erdgeschoß dazu e<strong>in</strong>en breiten Flur mit Herdstelle – das „Hus“<br />

– im Obergeschoß h<strong>in</strong>gegen ohne E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>er Deckenlage<br />

lediglich durch Zurücksetzen der Trennwand zu den Kammern<br />

e<strong>in</strong>e Art Laufgang, von dem aus die Kammertüren erreicht werden<br />

konnten. Die ältere Forschung hatte diese Struktur bereits<br />

als regionaltypisch beschrieben, ohne allerd<strong>in</strong>gs Beispiele aus<br />

dem 16. Jahrhundert identifizieren zu können. Zu Anfang des 18.<br />

Jahrhunderts erfolgte e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Erweiterung des Hauses<br />

<strong>in</strong> Firstrichtung sowie der E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>es zusätzlichen Raumes im<br />

Obergeschoß.<br />

Im Rahmen der Diskussion über die Möglichkeiten, dieses baugeschichtlich<br />

bedeutende Objekt vor Ort oder durch Transferie-


Berichte/Aktuelles 47<br />

rung zu erhalten, wurde auch die Übertragung <strong>in</strong>s Bauerhofmuseum<br />

Illerbeuren erwogen, schließlich aber aufgrund technischer<br />

Grenzen wieder verworfen, und zum Jahresende 2003 erreichte<br />

uns die Nachricht, dass der Bau durch Brandstiftung völlig zerstört<br />

wurde.<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die außerordentlich erfolgreiche Arbeit der Stadtarchäologie<br />

Kempten gab im Folgenden noch e<strong>in</strong>mal Birgit Kata<br />

M. A. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr anschaulichen und e<strong>in</strong>drucksvollen Präsentation.<br />

Die unter ihrer Leitung durchgeführten Arbeiten der Fehlbodenarchäologie<br />

haben mittlerweile <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe mittelalterlicher<br />

Bauten e<strong>in</strong>en überraschend reichen Objektkosmos aus dem<br />

Füllungsmaterial isoliert und geborgen. Angesichts der Bedeutung<br />

der Forschungen an e<strong>in</strong>em Komplex <strong>in</strong> der historischen<br />

Stadtmitte wurden im Jahr 2000 von der Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

F<strong>in</strong>anzmittel für e<strong>in</strong> mehrjähriges Projekt „Mühlberg-Ensemble“<br />

gewährt. Wie sehr im Übrigen die angesprochenen<br />

Arbeiten mit den Fehlbodenschüttungen durch extreme und<br />

kaum beherrschbare Staubentwicklung e<strong>in</strong> nicht unbeträchtliches<br />

Gesundheitsrisiko begleitet, wurde anhand des Bildmaterials<br />

anschaulich.<br />

Noch e<strong>in</strong>mal stand e<strong>in</strong>e Gruppe mittelalterlicher Bauten <strong>in</strong><br />

der Bürgerstadt Kemptens im Mittelpunkt, als Professor Dr. Gert<br />

Thomas Mader die Baugeschichte des „Mühlberg-Ensembles“, das<br />

sich aus drei Häusern zusammensetzt, anhand verformungsgerechter<br />

Bauphasenpläne entwickelte. Diese Häuserzeile, <strong>in</strong> nächster<br />

Nachbarschaft zur alten Pfarrkirche St. Mang gelegen, bildete<br />

die Nordwand des mit Mauer abgegrenzten kirchlichen Bezirks.<br />

Heute wird das Ensemble nach umfassender Sanierung vom Diakonischen<br />

Werk für verschiedene soziale E<strong>in</strong>richtungen genutzt.<br />

Den ältesten Teil bildet Haus 12, e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>werk von 1289, das<br />

1395 den heute noch bestehenden Dachstuhl erhielt. Dem direkt<br />

anschließenden Haus 10, e<strong>in</strong>em Ständerbohlenbau von 1354 auf<br />

Ste<strong>in</strong>sockel, fügte man 1717 zwei Fachwerkgeschoße mit darüber<br />

liegendem Satteldach h<strong>in</strong>zu. Haus 8 schließlich, im Kern e<strong>in</strong><br />

Ständerbohlenbau von 1356, erfuhr über die Jahrhunderte e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Umbauten, die es zu e<strong>in</strong>em massiven Mauerwerksbau<br />

umwandelten.<br />

Die nachmittäglichen Stadtrundgänge führten zu <strong>in</strong>sgesamt<br />

vier Zielen, die jeweils von e<strong>in</strong>em mit der jeweiligen Baugeschichte<br />

vertrauten Kollegen bzw. e<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong> vorgestellt wurden. In<br />

diesem Zusammenhang ist dem Team der Stadtarchäologie Kempten<br />

unter Leitung von Dr. Gerhard Weber sowie Ursula W<strong>in</strong>kler<br />

M. A., Leiter<strong>in</strong> des Allgäu-Museums, ganz herzlich für ihre engagierte<br />

Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der<br />

Veranstaltung zu danken!<br />

Gerhard Weber führte die Tagungsteilnehmer durch das Rathaus,<br />

e<strong>in</strong>en freistehenden repräsentativen Bau von 1474 mit<br />

Erweiterungen und Anbauten des 16. Jahrhunderts, 1874/75<br />

dann historisierend erneut überformt. Wichtige Teile der spätgotischen<br />

Ausstattung wie die Balkendecke im großen Ratssaal<br />

oder die Wandvertäfelung (1460) im kle<strong>in</strong>en Sitzungssaal stammen<br />

allerd<strong>in</strong>gs aus e<strong>in</strong>em anderen Gebäude: Nach dem Abbruch<br />

des e<strong>in</strong>stigen Weberzunfthauses wurden die abgenommene Decke<br />

und der Täfer erst zwischengelagert und 1934 dann im Rathaus<br />

e<strong>in</strong>gebaut.<br />

Im Rahmen der Besichtigung der drei Bauten des „Mühlberg-<br />

Ensembles“ gab es Gelegenheit, die baugeschichtlichen Spuren,<br />

wie sie im Referat Gert T. Maders bereits thematisiert wurden,<br />

ebenso wie die behutsamen Methoden des Umgangs mit der Substanz<br />

bei der Sanierung im Detail zu begutachten.<br />

Bei der Besichtigung des barocken Dachstuhls der Stadtpfarrkirche<br />

St. Mang wies Roger Mayrock, Mitarbeiter der Stadtarchäologie<br />

Kempten, darauf h<strong>in</strong>, dass die Datierung des Hängewerks<br />

<strong>in</strong> das Jahr 1768 bislang dendrochronologisch nicht erhärtet ist,<br />

sondern sich lediglich auf das Datum der Kirchenweihe bezieht.<br />

a Beg<strong>in</strong>enhaus, „H<strong>in</strong>terhaus“, auch „Nonnenturm“ genannt, im<br />

Kern 14. Jahrhundert, Ansicht von der Burghaldegasse aus.<br />

b Beg<strong>in</strong>enhaus, Schlußste<strong>in</strong> mit Bauplastik und Datierung „1502“<br />

am Torbogen des „Nonnenturms“. Der Bogen führte ursprünglich<br />

von der Burgstraße <strong>in</strong>s Vorderhaus, wurde 1936 dort ausgebaut<br />

und 1943 an der Rückseite des Baukomplexes e<strong>in</strong>gefügt.


48 Berichte/Aktuelles<br />

E<strong>in</strong>e genaue Untersuchung steht noch aus. Der Aufstieg <strong>in</strong> das<br />

Dachgeschoß erfolgte über das Treppenhaus im Turm, wo <strong>in</strong> den<br />

Fensterlaibungen <strong>in</strong>teressante Befunde des 12. Jahrhunderts<br />

(romanisches Mauerwerk und Fassungsreste der Wanddekoration<br />

mit Eckquadern) erhalten geblieben s<strong>in</strong>d.<br />

Die wohl größten Überraschungen barg der heute unbewohnte<br />

und stark verwahrloste Gebäudekomplex Burgstraße 3/3a<br />

(Führung Birgit Kata M. A.). Das Vorderhaus, <strong>in</strong> Kempten wegen<br />

se<strong>in</strong>er späteren Nutzung bekannt als Beg<strong>in</strong>enhaus, war vermutlich<br />

im frühen 16. Jahrhundert an damals städtebaulich prom<strong>in</strong>enter<br />

Stelle als Patrizierhaus errichtet worden. Raumstrukturen und<br />

Ausstattungsdetails (Fragmente von Wandvertäfelungen, historische<br />

Holzdecken, skulptierte Fenstersäulen) des Gründungsbaus<br />

zeugen v. a. im ersten Obergeschoß, dem ehemaligen Piano<br />

Nobile, von dem e<strong>in</strong>st hohen Wohnstandard. Im zweiten Obergeschoß<br />

des wesentlich kle<strong>in</strong>eren H<strong>in</strong>terhauses, über dessen Nutzung<br />

bislang nichts bekannt ist, gibt es e<strong>in</strong>en Raum mit gefasster<br />

Holzvertäfelung. Die ungewöhnlich reiche Bemalung „imitiert“<br />

diverse Furniere, <strong>in</strong> der Mitte der vertikalen Bretter sitzt jeweils<br />

e<strong>in</strong> Kreis mit sorgfältig gemalten Ornamenten und floralen Motiven.<br />

Stilistisch dürfte diese Raumausstattung wohl <strong>in</strong> die Mitte<br />

des 16. Jahrhunderts zu datieren se<strong>in</strong> und damit nicht zum deutlich<br />

älteren Gründungsbau gehören, dessen bauliche und konstruktive<br />

Spuren noch teilweise im Dachgeschoß ablesbar s<strong>in</strong>d.<br />

Sehr zu bedauern ist, dass die Erhaltung dieses bauhistorisch<br />

und ortsgeschichtlich wertvollen Ensembles bislang nicht gesichert<br />

ersche<strong>in</strong>t. Ebenso steht e<strong>in</strong>e gründliche, wissenschaftlichen<br />

Standards genügende Erforschung der Gebäude und Dokumentation<br />

der Befunde aus. Ohne den engagierten (oder lästigen?) E<strong>in</strong>satz<br />

e<strong>in</strong>er Bürger<strong>in</strong>itiative wäre der Fall aber vermutlich längst<br />

„gelöst“!<br />

Beg<strong>in</strong>enhaus, H<strong>in</strong>terhaus, 1. Obergeschoß. Holztäferung mit freihändig<br />

aufgetragenen Arabeskenmedaillons und Fladermalerei als<br />

Furniersurrogat, um Mitte 16. Jahrhundert.


Berichte/Aktuelles 49<br />

Der E<strong>in</strong>ladung zu der im Zweijahresrhythmus stattf<strong>in</strong>denden<br />

Tagung des Verbandes der Europäischen Freilichtmuseen – diesmal<br />

mit Haupttagungsort Glasgow – folgten wieder mehr als 65<br />

Mitglieder aus e<strong>in</strong>er Reihe europäischer Länder. Etwa 20 Mitglieder<br />

reisten aus Skand<strong>in</strong>avien an, ebenso viele aus Osteuropa, 9<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen aus den Beneluxländern und erstmals<br />

auch 3 Gäste aus den USA.<br />

Traditionell setzte sich das Programm aus mehreren Vortragstagen<br />

und Exkursionen zu exemplarischen Beispielen regionaler<br />

Freilichtmuseen des Landes zusammen. Die Referate befassten<br />

sich mit folgenden drei Themenbereichen: An erster Stelle stand<br />

„Die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Interpretation<br />

der <strong>in</strong>dustrialisierten Landwirtschaft im Museum“ – im Übrigen<br />

e<strong>in</strong> Thema, das starken Bezug zur Agrargeschichte Großbritanniens<br />

hat. Der zweite Komplex war mit dem Titel „Freilichtmuseum<br />

/ Erziehung oder Vergnügen“ versehen worden und zielte mit<br />

dieser verme<strong>in</strong>tlich paradoxen Formulierung wohl <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

auf die gerade im Bereich der Freilichtmuseen immer wieder aufflammende<br />

Diskussion über die Gefahr e<strong>in</strong>er tendenziellen Annäherung<br />

an die Welt der Themenparks. Den dritten Themenbereich<br />

hatten die Organisatoren mit „Multikulturelle Gesellschaft, e<strong>in</strong>e<br />

Herausforderung für das Freilichtmuseum“ überschrieben.<br />

Zu dieser Sektion zählte e<strong>in</strong> Bericht über e<strong>in</strong>e Initiative im<br />

Freilichtmuseum Estlands mittels museumspädagogischer Programme<br />

und mehrsprachiger schriftlicher Materialien <strong>in</strong>sbesondere<br />

die gesellschaftliche Integration der drei M<strong>in</strong>derheitengruppen<br />

russischer, deutscher und schwedischer Abstammung, die<br />

zusammengenommen etwa 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen,<br />

zu fördern. Vier weitere Vorträge gaben E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Konzepte<br />

der Ausstellungsdidaktik und Museumspädagogik, die sich<br />

dem Ziel der Integration oder Inklusion e<strong>in</strong>gewanderter Bevölkerungsanteile<br />

verpflichtet hatten. Im Freilichtmuseum Jamtsland<br />

<strong>in</strong> Schweden arbeitet man beispielsweise an e<strong>in</strong>em Konzept<br />

zu Transferierung und Wiederaufbau e<strong>in</strong>es Asylantenheims, im<br />

Museum der Domäne Dahlem, Berl<strong>in</strong>, hat man e<strong>in</strong>e Präsentation<br />

über die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten e<strong>in</strong>gewanderter<br />

Bevölkerungsgruppen realisiert, im Openlucht Museum<br />

Arnhem, Niederlande, wurde kürzlich e<strong>in</strong>e sogenannte „Molukkenbaracke“<br />

aus dem Jahre 1951 <strong>in</strong> musealer Aufbereitung eröffnet,<br />

womit man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvoller Weise Aspekte der Zuwanderung<br />

aus den ehemaligen holländischen Kolonien <strong>in</strong> Indonesien<br />

thematisiert. Hierbei ist es gelungen, von den damaligen Vorgängen<br />

betroffene Personen und Gruppierungen aktiv und konstruktiv<br />

<strong>in</strong> die Entwicklung des Darstellungskonzepts e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

Auch der Beitrag aus dem belgischen Freilichtmuseum Dome<strong>in</strong><br />

Bkryk machte mit e<strong>in</strong>er Initiative zur Integration von E<strong>in</strong>wanderern<br />

vertraut, hier im Speziellen bei den Museumskollegen ausgelöst<br />

durch Aktivitäten rechtsgerichteter Kräfte im Land, die<br />

darauf h<strong>in</strong>zielten, die latente Xenophobie <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Bevölkerung für sich politisch zu nutzen.<br />

In der Sektion, die dem provokativ unterstellten Gegensatz<br />

von Lernen und Vergnügen gewidmet war, gelang es besonders<br />

Dr. Michael Faber, Freilichtmuseum Kommern, durch e<strong>in</strong>en amüsanten<br />

Bericht über die szenografischen Ansätze <strong>in</strong> der Präsentation<br />

bei großangelegten Ausstellungen des genannten Museums<br />

e<strong>in</strong>schließlich des E<strong>in</strong>satzes von Schauspielern die Zuhörer zu<br />

<strong>in</strong>formieren und zu <strong>in</strong>spirieren. Über themenbezogene Theateraufführungen<br />

<strong>in</strong> Museumsgebäuden <strong>in</strong>formierte auch das Referat<br />

aus F<strong>in</strong>nland.<br />

Der Beitrag aus dem renommierten Gamle By <strong>in</strong> Dänemark<br />

zeigte, wie breitgefächert man dort das Thema „Weihnachten <strong>in</strong><br />

den vergangenen drei Jahrhunderten“ zu besucherorientierten<br />

Angeboten entfaltet hatte: neben der jährlich wiederkehrenden<br />

historischen Ausstellung zum Thema wird jeweils e<strong>in</strong>e wechselnde<br />

Präsentation mit e<strong>in</strong>em vertieften Teilaspekt entwickelt, h<strong>in</strong>zu<br />

21. Konferenz des<br />

Verbandes der europäischen<br />

Freilichtmuseen<br />

Schottland 31.8.-7.9.2003<br />

Georg Waldemer<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>struktiver Abstecher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt zwischen Freizeitpark und<br />

Museum: Gretna Green, die berühmte Schmiede, <strong>in</strong> der so manches<br />

Paar sich ohne Trausche<strong>in</strong> das Jawort gegeben hat. Zur Klimastabilisierung<br />

wurde e<strong>in</strong> Glasbau vorgesetzt. Die Gesamtanlage<br />

umfasst mittlerweile zahlreiche h<strong>in</strong>zugefügte Bauten mit Shop,<br />

Restaurants und Versammlungsstätten.


50 Berichte/Aktuelles<br />

Freilichtmuseum Beamish mit klarer räumlicher und <strong>in</strong>haltlicher<br />

Struktur und beachtlichen Leistungen <strong>in</strong> der Rekonstruktion von<br />

Bauten und Interieurs.<br />

kommt die mit personaler Interpretation unterstützte, <strong>in</strong>dividuell<br />

ausgeformte weihnachtliche Ausstattung e<strong>in</strong>zelner Bauten im<br />

Gelände sowie e<strong>in</strong> Weihnachtsmarkt, dessen Angebot sich streng<br />

an historischen Vorlagen zu orientieren hat.<br />

Im dritten Themenbereich <strong>in</strong>teressierte besonders der Beitrag<br />

des Museumsleiters von St. Fagans, der e<strong>in</strong>e radikale Neuorientierung<br />

vieler bestehender agrargeschichtlich ausgerichteter<br />

<strong>Museen</strong> als Voraussetzung für ihre künftige Akzeptanz postulierte.<br />

Traditionell befassen sich E<strong>in</strong>richtungen dieses Typs mit dem<br />

Thema der Mechanisierung der bäuerlichen Arbeit, vornehmlich<br />

also dem Wandel vom 19. <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert. E<strong>in</strong>e zur Analyse<br />

der gegenwärtigen Situation agrargeschichtlicher <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />

Großbritannien e<strong>in</strong>gesetzte Work<strong>in</strong>g Group der Museums and<br />

Gallery Commission hat diesen Befund <strong>in</strong> großem Umfang bestä-<br />

tigt. Der aktuellen Wahrnehmung landwirtschaftlicher Produktion<br />

<strong>in</strong> unserer gegenwärtigen Gesellschaft wird man wohl eher<br />

entsprechen können, wenn sich solche <strong>Museen</strong> auch an kontroverse<br />

Themen wie die Ursachen und Bewältigungsstrategien von<br />

BSE heranwagen oder sich den mit moderner Gentechnik verknüpften<br />

Fragen zuwenden.<br />

Die Exkursionen bezogen nicht nur wichtige Freilichtmuseen<br />

<strong>in</strong> Schottland selbst e<strong>in</strong>, wie beispielsweise das Highland Folk<br />

Museum <strong>in</strong> K<strong>in</strong>gussie oder das Museum of Scottish Country Life<br />

<strong>in</strong> East Kilbridge, sondern auch e<strong>in</strong>en Abstecher <strong>in</strong> das angrenzende<br />

nördliche England, wo sich e<strong>in</strong>es der prom<strong>in</strong>entesten Freilichtmuseen<br />

Großbritanniens bef<strong>in</strong>det: Beamish. Dort kann der<br />

Besucher im Rahmen e<strong>in</strong>es Rundgangs – oder e<strong>in</strong>er Rundfahrt<br />

mit der historischen Trambahn – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weitläufigen Landschaft<br />

<strong>in</strong>haltlich sehr abwechslungsreiche E<strong>in</strong>heiten kennenlernen. Der<br />

Bogen spannt sich von e<strong>in</strong>em traditionellen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb, der <strong>in</strong> situ aufbereitet wurde, über e<strong>in</strong>en städtischen<br />

Straßenzug und e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e dörfliche Anlage bis zu transferierten<br />

obertägigen Anlagen e<strong>in</strong>es Kohlebergwerks und der Möglichkeit<br />

der Begehung e<strong>in</strong>es authentischen Stollens. Wie <strong>in</strong> anglosächsischen<br />

<strong>Museen</strong> üblich, übernehmen sogenannte „liv<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terpreters“,<br />

also geschultes Personal <strong>in</strong> historischen Kostümen, die<br />

Information <strong>in</strong> den bee<strong>in</strong>druckend dicht und visuell überzeugend<br />

e<strong>in</strong>gerichteten Häusern. Die F<strong>in</strong>anzierung des laufenden Betriebs<br />

ist bei etwa 90 fest angestellten Personen, davon 80 <strong>in</strong> saisonaler<br />

Beschäftigung, und e<strong>in</strong>em Volumen von etwa 3 Millionen Englischen<br />

Pfund zu weniger als fünf Prozent durch die das Museum<br />

tragenden kommunalen Körperschaften gesichert – der „Rest“<br />

muß vom Museum verdient werden! Dieser Sachverhalt hat freilich<br />

auch Wirkung auf die Höhe der E<strong>in</strong>trittspreise: Der E<strong>in</strong>tritt<br />

für e<strong>in</strong>en Erwachsenen beträgt 12 Pfund.<br />

Sicherlich auch aufgrund der deutlichen Verbilligung für<br />

Jahreskarten, Familien und Gruppen kann das Museum über die<br />

letzten Jahre Besuchszahlen von etwa 320.000 verbuchen, e<strong>in</strong>e<br />

bee<strong>in</strong>druckende Zahl, die heute von ke<strong>in</strong>em bedeutenden Freilichtmuseum<br />

<strong>in</strong> Deutschland mehr erreicht wird. In der jüngsten<br />

Vergangenheit ist es der Museumsleitung gelungen, mithilfe<br />

staatlicher Fördermittel auch im Bereich der musealen Infrastruktur<br />

an <strong>in</strong>ternationale Standards aufzuschließen. So hat man <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em etwas abseits gelegenen Teil der Anlage e<strong>in</strong> Depotgebäude<br />

mit angeschlossenem Besucherzentrum für wissenschaftlich <strong>in</strong>teressierte<br />

Gäste errichtet. Dort ist heute e<strong>in</strong> Teil der etwa 300.000<br />

Nummern umfassenden Sammlung von kulturhistorischen Objekten<br />

und der nahezu 400.000 Nummern zählenden Sammlung historischer<br />

Fotos <strong>in</strong> der Objektdatenbank recherchierbar.<br />

Wie bei jedem Treffen des Verbandes gab es auch diesesmal<br />

wieder Gelegenheit, die persönlichen Kontakte zu pflegen und<br />

sich fachlich auszutauschen. Über die Jahre h<strong>in</strong> hat der Verband<br />

so e<strong>in</strong> Forum auf europäischer Ebene gepflegt, das für die Teilnehmer<br />

aufgrund der <strong>in</strong>ternationalen Vergleichsmöglichkeiten<br />

immer lehrreich und <strong>in</strong>spirierend gewirkt hat.<br />

Die nächste Tagung im Herbst 2005 wird <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland ausgerichtet<br />

werden.


Berichte/Aktuelles 51<br />

Im Mittelpunkt der jährlich stattf<strong>in</strong>denden Gespräche der Leiter<br />

bayerischer Freilichtmuseen, zu denen am 27. Oktober 2003 die<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong>s Freilichtmuseum<br />

des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten e<strong>in</strong>geladen hatte,<br />

stand die Didaktik, <strong>in</strong>sbesondere der E<strong>in</strong>satz neuer Medien <strong>in</strong> den<br />

Freilichtmuseen.<br />

Allgeme<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die didaktischen Bemühungen der Freilichtmuseen<br />

vor allem <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren deutlich verstärkt<br />

worden. Der E<strong>in</strong>satz neuer Medien wird als notwendig gesehen,<br />

nicht aus Gründen der Modernität, sondern weil er <strong>in</strong> bestimmten<br />

Fällen die Vermittlungsqualität gerade <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />

Strukturen der Architekturobjekte deutlich verbessern kann. Hier<br />

e<strong>in</strong>e knappe Zusammenschau der Erfahrungsberichte:<br />

Interessant erwies sich der Versuch im Fränkischen Freilandmuseum<br />

<strong>in</strong> Bad W<strong>in</strong>dsheim, e<strong>in</strong> wichtiges Thema („Die Grundherrschaft“),<br />

das im Allgeme<strong>in</strong>en schwer zu vermitteln ist, herauszugreifen<br />

und es <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Filmes zu erklären. In diesem<br />

Film s<strong>in</strong>d Gespräche des Dorfschultheißen mit Bittstellern von<br />

professionellen Schauspielern und Sprechern mit mundartlicher<br />

Färbung <strong>in</strong> Szene gesetzt. Der ca. 30m<strong>in</strong>ütige Film (Beg<strong>in</strong>n durch<br />

Bewegungsmelder) wird auf dem Vorplatz des Amtszimmers im<br />

transferierten Oberbreiter Amtshaus des Grafen von Schwarzenberg<br />

angeboten. Die Inhalte werden gut vermittelt, nicht ganz<br />

befriedigend aber ersche<strong>in</strong>t die Länge des Films für den relativ<br />

beengten Ort; deshalb wird über e<strong>in</strong>e Kürzung diskutiert (Kosten<br />

des Films ca. € 75.000,-).<br />

Im selben Museum hat sich im Doppelhaus von Ochsenfeld<br />

mit se<strong>in</strong>en zwei Zeitstellungen (1455 und 1955) bewährt, Klangproben<br />

e<strong>in</strong>er spätmittelalterlichen Flöte bzw. Musik der 50er Jahre<br />

des 20. Jahrhunderts anzubieten. Vor kurzem wurden nun auch<br />

im Hof Kle<strong>in</strong>r<strong>in</strong>derfeld zwei Hörstationen <strong>in</strong>stalliert. Dort können<br />

Interviews und Kommentare zur bewegten Hausgeschichte abgerufen<br />

werden.<br />

Als erstes Freilichtmuseum <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> bietet das Bauernhaus-<br />

Museum Amerang seit 2002 e<strong>in</strong>en Audioguide an (25 Geräte,<br />

Kosten ca. € 16.000,-, Basise<strong>in</strong>heit <strong>in</strong>klusive Aufnahmen, zuzüglich<br />

ca. € 5.000,- für Drehbuch und Recherchen). Insgesamt können<br />

240 M<strong>in</strong>uten Text und H<strong>in</strong>tergrundmusik abgerufen werden.<br />

Die Benutzung kostet € 2,- zuzüglich zum E<strong>in</strong>trittspreis. Im ersten<br />

Jahr nahmen nur 250 Besucher (= 0,75 % der Besucher) das<br />

Angebot an. E<strong>in</strong>e verstärkte Werbung bzw. e<strong>in</strong>e Verknüpfung mit<br />

der E<strong>in</strong>trittskarte wird diskutiert.<br />

Am Ort der Zusammenkunft, dem Freilichtmuseum an der<br />

Glentleiten, wurden die aktuellsten didaktischen Lösungen des<br />

Museums besichtigt und diskutiert: Im Michlhof, e<strong>in</strong>er Transferierung<br />

der 1970er Jahre, wurde die Stube <strong>in</strong> die Zeitstellung der<br />

1930er Jahre rückgebaut und e<strong>in</strong>gerichtet; sie wird, da es sich bei<br />

der Möblierung um Kopien handelt, für verschiedene Veranstaltungen<br />

genauso genutzt wie auch der dafür vorgesehene Stallteil,<br />

<strong>in</strong> dem auch e<strong>in</strong>e Küche e<strong>in</strong>gebaut wurde.<br />

Der Fischerweberhof wird <strong>in</strong> zwei Zeitschnitten präsentiert,<br />

die <strong>in</strong> der didaktischen Aufbereitung durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Farbgestaltung, auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er größeren Infozelle <strong>in</strong><br />

der Scheune, gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Bemerkenswert ist auch die<br />

Lösung der didaktischen und konservatorischen Aufgabe, die aus<br />

dem Ziel erwächst, möglichst viel Inventar zu präsentieren: Hierfür<br />

werden angewendet z. B. verschiedene Arten der Verglasung,<br />

die E<strong>in</strong>zelbefestigung der Gedecke auf e<strong>in</strong>er Spanplatte, die auf<br />

dem orig<strong>in</strong>alen Tisch liegt (durch die Tischdecke h<strong>in</strong>durch) oder<br />

das Absperren von Räumen mit dichter Objektbestückung.<br />

In der Gruppe Almwirtschaft ist das Almgebäude Hardenholz<br />

mit „traditioneller“ Vermittlung, dichter Orig<strong>in</strong>ale<strong>in</strong>richtung, die<br />

entsprechend gesichert ist, ausgestattet. Das Almgebäude Duslau<br />

steht für museumspädagogische Aktionen zur Verfügung (Käsen,<br />

Buttern). Im „Ha<strong>in</strong>zenkaser“ schließlich f<strong>in</strong>det Vermittlung ohne<br />

Treffen der Leiter der<br />

bayerischen Freilichtmuseen<br />

Glentleiten 27.10.2003<br />

Dr. Kilian Kreil<strong>in</strong>ger<br />

Texttafeln, aber mit Hilfe von Licht- und Ton<strong>in</strong>stallationen statt.<br />

Da es sich um e<strong>in</strong>en „Rundumkaser“ handelt, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong> Licht<br />

<strong>in</strong> die Kammer fällt, sollte die Dunkelheit auch bei der für die<br />

Besucher notwendigen Information erhalten bleiben. Die Lösung<br />

wurde <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Licht- und Tonshow gefunden, bei der die<br />

Hauptobjekte der Ausstattung punktuell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewissen Reihenfolge<br />

herausgegriffen werden. Im Stallteil werden über e<strong>in</strong>e<br />

Hörstation weitere Informationen angeboten.<br />

Der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die rege Diskussion<br />

zeigten, dass sich alle bayerischen Freilichtmuseen kont<strong>in</strong>uierlich<br />

um die Weiterentwicklung didaktischer Lösungen<br />

bemühen. Zunehmend werden Schwerpunkte und besonders<br />

<strong>in</strong>teressante Themen aus den Gesamtaussagen der Gebäude herausgearbeitet.<br />

Erkennbar ist die Aufgeschlossenheit gegenüber<br />

neuen Medien, wenn diese erwarten lassen, dass sie die Vermittlung<br />

der Inhalte qualitativ verbessern. Die Tatsache, dass Freilichtmuseen<br />

dabei mit e<strong>in</strong>er Reihe von speziellen Problemen zu<br />

kämpfen haben, wie etwa mit der Platzfrage und dem Raumklima<br />

<strong>in</strong> Architekturexponaten, gilt als besondere Herausforderung,<br />

nicht als H<strong>in</strong>derungsgrund für besondere didaktische Lösungen.


52 Berichte/Aktuelles


Berichte/Aktuelles 52/53<br />

Trotz allgegenwärtiger Sparzwänge: Das Engagement <strong>in</strong> den<br />

bayerischen <strong>Museen</strong> ist ungebrochen. Dies zeigte sich beim Internationalen<br />

Museumstag am 16. Mai 2004, an dem sich fast 320<br />

<strong>Museen</strong> im ganzen Freistaat und damit weit mehr als im vergangenen<br />

Jahr (247) beteiligten.<br />

ICOM, der Internationale Museumsrat, hatte der seit 1977<br />

durchgeführten Aktion <strong>in</strong> diesem Jahr das Motto „Kulturelle Tradition<br />

als lebendiges Erbe“ gegeben. Damit öffnete sich e<strong>in</strong> weites<br />

Themenfeld, das die <strong>Museen</strong> mit unterschiedlichsten Angeboten<br />

auszufüllen wussten.<br />

Auch 2004 wurde der Museumstag großzügig von den Kulturstiftungen<br />

der Deutschen Sparkassen unterstützt, so dass die<br />

<strong>Museen</strong> nicht nur mit kostenlosen Plakaten auf ihre Angebote<br />

h<strong>in</strong>weisen, sondern auch mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formativen, reich bebilderten<br />

Magaz<strong>in</strong> der Sparkassen-F<strong>in</strong>anzgruppe über die Museumsarbeit<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong>formieren konnten. Aufkleber mit dem<br />

Plakatmotiv und E<strong>in</strong>ladungskarten gehörten ebenfalls zu den begehrten<br />

Werbematerialien. Sie waren – wie die genannten Hefte<br />

und manche Plakatgrößen – derartig nachgefragt, dass bedauerlicherweise<br />

nicht alle Bestellungen erfüllt bzw. oft nur Teilmengen<br />

versandt werden konnten, da jeweils nur dieselben Stückzahlen<br />

wie im Vorjahr zur Verfügung standen. An e<strong>in</strong>igen <strong>Museen</strong> wurde<br />

e<strong>in</strong>e spezielle Museumstagsfahne gehisst, die beim Deutschen<br />

Museumsbund bezogen werden konnte.<br />

In vielen Bundesländern, so auch <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, wurde darüber h<strong>in</strong>aus<br />

e<strong>in</strong> handliches Programmheft verteilt, das die Veranstaltungen<br />

auflistete. Im Internet standen Interessenten die Informationen <strong>in</strong><br />

ständig aktualisierter Form sowohl auf den Seiten der Landesstelle<br />

(www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de) wie auch auf den Museumstags-Seiten<br />

für ganz Deutschland (www.museumstag.de) zur Verfügung.<br />

Das Spektrum der Veranstaltungen reichte – je nach den<br />

Möglichkeiten des jeweiligen Museums – von freiem E<strong>in</strong>tritt über<br />

spezielle Themenführungen oder den beliebten „Blick h<strong>in</strong>ter die<br />

Kulissen“ bis h<strong>in</strong> zu musikalischen Frühschoppen oder aufwändig<br />

vorbereiteten Museumsfesten. Besonders reichhaltig waren <strong>in</strong><br />

diesem Jahr die Angebote für die ganze Familie vertreten.<br />

E<strong>in</strong>ige Beispiele aus der bunten Palette der Aktionen: In Unterfranken<br />

fand im Hof von Schloss Aschach e<strong>in</strong> großes Museumsfest<br />

statt. Die drei <strong>in</strong> diesem Gebäudekomplex untergebrachten<br />

<strong>Museen</strong>, Graf-Luxburg-Museum, Volkskundemuseum und Schulmuseum,<br />

boten dazu Handwerksvorführungen, Sonderausstellungen<br />

und Aktionen für K<strong>in</strong>der an. In Kitz<strong>in</strong>gen hatte das Städtische<br />

Museum mit vielen Helfern wieder e<strong>in</strong> umfangreiches Programm<br />

auf dem Marktplatz organisiert: Mittelalterliche Inszenierungen,<br />

Schauschmieden, Tanzgruppen, Theatervorführungen und vieles<br />

mehr, nicht zuletzt e<strong>in</strong>e Ausstellung zu Gefäßformen aus sieben<br />

Jahrhunderten warben um Unterstützung für die derzeit laufende<br />

Neue<strong>in</strong>richtung des Museums.<br />

Historische und erneuerte Trachten, vorgeführt im Fränkische-Schweiz-Museum,<br />

prägten das Bild <strong>in</strong> Pottenste<strong>in</strong>-Tüchersfeld.<br />

In Wilhelmsdorf und Emskirchen <strong>in</strong> Mittelfranken konnte<br />

man im Rahmen e<strong>in</strong>er geführten Wanderung auf dem neuen Museumsrundweg<br />

gleich drei <strong>Museen</strong> (Zirkelmuseum, Rundfunkmuseum<br />

und Heimatmuseum) besuchen. Nach der vorangegangenen<br />

„Blauen Nacht“ beteiligten sich erstmals auch die <strong>Museen</strong> Nürnbergs<br />

mit e<strong>in</strong>er Fülle von Führungen, vor allem zu den aktuellen<br />

Sonderausstellungen, am Internationalen Museumstag.<br />

Im Kreismuseum Walderbach war bei freiem E<strong>in</strong>tritt die neu<br />

eröffnete Ausstellung „Ste<strong>in</strong>gutgeschirr aus der Oberpfalz. Design<br />

– Formen und Dekore“ zu besichtigen. Während der drei Öffnungsstunden<br />

drängten sich über 200 Besucher <strong>in</strong> den Räumen<br />

des kle<strong>in</strong>en Museums. Die jungen Gäste standen im niederbayerischen<br />

Freilichtmuseum F<strong>in</strong>sterau im Mittelpunkt der Veranstaltung.<br />

Spiele, Tiere, Reiten, Kutschfahrten und Kasperltheater ließen<br />

garantiert ke<strong>in</strong>e Langeweile aufkommen.<br />

„Kulturelle Tradition als<br />

lebendiges Erbe“<br />

Der Internationale Museumstag 2004<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Wolfgang Stäbler<br />

a Seite 52<br />

und b Flamenco im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke <strong>in</strong><br />

München.


54 Berichte/Aktuelles<br />

In München lockten experimentelle Familien- und Erwachsenenführungen<br />

unter dem Motto „Museumsbesuche anders“ <strong>in</strong>s<br />

Museum Villa Stuck. E<strong>in</strong> hochkarätig besetzter Flamenco-Abend<br />

im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke entwickelte sich<br />

zum Besuchermagneten, so dass viele kurz entschlossene Interessenten<br />

an der Abendkasse zurückgewiesen werden mussten.<br />

Abenteuergeschichten bekamen K<strong>in</strong>der im Bayerischen Nationalmuseum<br />

zu hören, während es die Erwachsenen eher <strong>in</strong>s Umland<br />

zum Jazz-Frühschoppen <strong>in</strong>s Bauerhofmuseum des Landkreises<br />

Fürstenfeldbruck im Jexhof zog.<br />

Musikantentag etwas traditionellerer Art war im Rieser Bauernmuseum<br />

<strong>in</strong> Maih<strong>in</strong>gen angesagt. Dort sangen und spielten<br />

Gruppen aus dem Ries und aus Nordschwaben, während Heimatmuseum<br />

und Südseesammlung <strong>in</strong> Obergünzburg mit afrikanischen<br />

Trommlern und völkerkundlichen Filmvorführungen den Blick auf<br />

ferne Länder richteten.<br />

Der erfreulich erfolgreichen Veranstaltung ist nun wieder<br />

e<strong>in</strong>e Verschnaufpause gegönnt. Aber: Nach dem Museumstag ist<br />

vor dem Museumstag, denn sowohl Tag – 8. Mai 2005 – wie<br />

Motto – „<strong>Museen</strong> bauen Brücken“ – für das nächste Jahr stehen<br />

bereits fest.<br />

a Renaissance-Tanz beim Museumstag <strong>in</strong> Kitz<strong>in</strong>gen.<br />

b Es lockt die Lok: Museumstag im Localbahnmuseum Bayerisch<br />

Eisenste<strong>in</strong>.


Berichte/Aktuelles 55<br />

Man hatte diesmal gerne nach Innsbruck e<strong>in</strong>geladen - das Landesmuseum<br />

Ferd<strong>in</strong>andeum wurde unterstützt von ICOM Österreich<br />

und dem Österreichischen Museumsbund -, gab es doch mehr<br />

herzuzeigen und vorzustellen als an Tagungsthema abzuarbeiten.<br />

Letzteres stand unter dem recht allgeme<strong>in</strong>en Motto „Museum und<br />

Politik“ und ließ unterschiedlichste Zugriffe zu.<br />

Der e<strong>in</strong>leitende Professor für Wissenschaftsgeschichte schlug<br />

e<strong>in</strong>en zwar kurzweiligen, aber breiten Bogen ums Thema und<br />

wollte, dass das Museumspublikum Wissenschaft nicht erklärt<br />

bekomme, sondern verstehen könne. Drei parallele Workshops<br />

näherten sich dem Tagungsmotto etwas e<strong>in</strong>gehender, <strong>in</strong>dem sie<br />

fragten: „Machen <strong>Museen</strong> Politik?“, „Brauchen <strong>Museen</strong> die Politik?“<br />

und „S<strong>in</strong>d <strong>Museen</strong> Sondermülldeponien?“<br />

Natürlich s<strong>in</strong>d und waren die ersten beiden Fragen mit „ja“ zu<br />

beantworten. Dabei tauchte die nicht unwesentliche Überlegung<br />

der Reichweite im politischen Feld auf, also die Frage nach der<br />

Wirksamkeit musealer E<strong>in</strong>flussnahme, die etwa mit mehr Mut zu<br />

„lobby<strong>in</strong>g“ und zur „mission“ (Botschaft), <strong>in</strong>sgesamt mit dem Ausbau<br />

der Vernetzungsmöglichkeiten beantwortet wurde. Amüsanterweise<br />

fehlten bei den Fachdiskussionen jegliche Vertreter der<br />

Politik, dah<strong>in</strong>gestellt, ob sie nun e<strong>in</strong>geladen waren oder nicht.<br />

Ausschlaggebend für die diesjährige Wahl des Tagungsortes<br />

waren über das Tagungsthema h<strong>in</strong>aus die neuen bzw. erneuerten<br />

Vorzeigemuseen Nord- und Südtirols <strong>in</strong> Innsbruck und Meran.<br />

Schon am ersten Nachmittag bat Gert Ammann, der Direktor<br />

des Tiroler Landesmuseums Ferd<strong>in</strong>andeum, <strong>in</strong> se<strong>in</strong> saniertes und<br />

erweitertes Haus <strong>in</strong> der Museumsstraße. Für rund € 16 Mio. ist<br />

das ehrwürdige, 180 Jahre alte Gebäude <strong>in</strong> zwei Jahren „runderneuert“<br />

und an Gegenwartsstandards angepasst worden. E<strong>in</strong> hofseitiger<br />

Erweiterungsbau bietet nun auf sechs Ebenen 2.200m²<br />

mehr Nutzfläche bzw. 23.000m 3 mehr Nutzraum. Die Oberlichtkuppeln<br />

von 1884 wurden rekonstruiert, e<strong>in</strong> großzügiges, helles<br />

Foyer und Auditorium mit Bibliothek und Lesesaal, mit Museumsshop<br />

und Café wurden geschaffen ebenso auf der Mezzan<strong>in</strong>ebene<br />

im 1. OG e<strong>in</strong> großer Sonderausstellungsraum. Auch die Sammlungen<br />

werden neu und gut aufbereitet präsentiert, fremdsprachige<br />

Orientierungspläne und e<strong>in</strong> Audioguide <strong>in</strong> Deutsch, Englisch und<br />

Italienisch s<strong>in</strong>d angeboten. Trotzdem: Bei allem Trachten nach<br />

gläserner Helligkeit, weißen Wänden und Transparenz, ja wohl<br />

gerade deshalb, bleibt e<strong>in</strong>e ordnende Führungsl<strong>in</strong>ie nicht erkennbar,<br />

der Sonderbereich geht über und ist teilweise verschränkt mit<br />

dem Dauerbereich; und der Primat von Bildern und Kunst bleibt,<br />

trotz der Selbste<strong>in</strong>schätzung als „Vielspartenmuseum“. Sozialgeschichtliche<br />

H<strong>in</strong>tergründe, Fragen nach den dargestellten bzw. betroffenen<br />

und handelnden Menschen fehlen, man verbleibt beim<br />

modernen, wenn auch e<strong>in</strong>ladend freundlichen Musentempel.<br />

Am nächsten Nachmittag konnte man bei unterschiedlichen<br />

Fahrten Neues <strong>in</strong> der Museumslandschaft <strong>in</strong> und um Innsbruck<br />

entdecken. Hier standen Taxisgalerie und Kaiserliche Hofburg<br />

ebenso zur Auswahl wie Schloss Ambras, das privat getragene<br />

Glockenmuseum Grassmayr oder die neue, kühne Bergislschanze<br />

der irakischen Architekt<strong>in</strong> Saha Hadid mit <strong>in</strong>tegriertem Ausstellungsraum.<br />

- Denkbar kontrastreich dazu verbirgt sich gleich<br />

unterhalb im Bergisl-Park das alte Kaiserjägermuseum mit der<br />

Andreas Hofer Galerie, wo der Kämpfe der freiheitsliebenden Tiroler<br />

<strong>in</strong> der Andreas Hofer-Zeit und des Regiments der Kaierjäger<br />

gedacht wird.<br />

Am Abschlusstag stand e<strong>in</strong> Ausflug nach Südtirol auf dem<br />

Programm, genauer gesagt nach Meran zum Landesmuseum<br />

Schloss Tirol und zum neu geschaffenen „Touriseum“ <strong>in</strong> Schloss<br />

Trauttmannsdorff. Schloss Tirol präsentiert sich <strong>in</strong>nen seit kurzem<br />

<strong>in</strong> völlig neuer Ausstattung. Vorausgegangen waren umfangreiche<br />

bauhistorische Untersuchungen, deren Ergebnisse <strong>in</strong><br />

die Neukonzeption e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen. Würde und Alter der Bausubstanz<br />

erschwerten den Gestaltern sichtlich die Aufgabe, galt es doch,<br />

Mehr gezeigt als<br />

geredet<br />

15. Österreichischer Museumstag,<br />

Innsbruck 25.-27.9.2003<br />

Albrecht A. Gribl<br />

a Tiroler Landesmuseum Ferd<strong>in</strong>andeum, Blick zur Kaskadentreppe.<br />

b Tiroler Landesmuseum Ferd<strong>in</strong>andeum, „Die moderne Galerie“<br />

zum Thema Menschenbild.


56 Berichte/Aktuelles<br />

Touriseum Meran, Werbeplakat der 1950er Jahre.<br />

salisches Mauerwerk und mittelalterliche Bauplastik mit den Erfordernissen<br />

heutiger Museumsgestaltung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen.<br />

So versuchte man etwa im Rittersaal, die Statik durch Aufhängen<br />

der wuchtigen Vitr<strong>in</strong>en an Stahltrossen auszugleichen. Im hoch<br />

aufragenden Bergfried wagt man das Experiment, e<strong>in</strong> Roststahlskelett<br />

aus Plattformen, Nischen und Balkonen <strong>in</strong> zehn Ebenen<br />

aufzubauen, auf denen der Besucher etwas irritierend bis nach<br />

oben gebeten wird und dabei „Er<strong>in</strong>nerungen an das 20. Jahrhundert“<br />

begegnet.<br />

Auf der anderen Seite Merans, jenseits des Passeier Baches,<br />

breiten sich um Schloss Trauttmannsdorff seit 2001 „Die Gärten<br />

von Schloss Trauttmannsdorff“, e<strong>in</strong>e neu geschaffene botanische<br />

Landschaft von 12 ha Größe mit verschiedenen Gartenanlagen,<br />

Pflanzenkulturen und Pavillons aus. Im Schloss selbst – benannt<br />

nach Graf Trauttmannsdorff, der es aus mittelalterlichen Ru<strong>in</strong>en<br />

um 1850 wieder errichten ließ – etablierte sich das „Touriseum“,<br />

das erste umfassende Museum für Tourismus, wie es sich selbst<br />

nennt. Im März 2003 eröffnet, konnte es <strong>in</strong> der ersten Saison (bis<br />

15. September) bereits über 100.000 Besucher verzeichnen – es<br />

profitiert von den botanische Gärten mit ihren etwa 300.000 Besuchern<br />

von März bis November.<br />

Konzipiert von e<strong>in</strong>em Volkskundler, ausgeführt von Bühnenbildnern<br />

(Gestaltung, Inszenierungen) und e<strong>in</strong>em gewandten<br />

Journalisten (Texte) wird e<strong>in</strong>e unterhaltsame Reise durch die Geschichte<br />

des alp<strong>in</strong>en Tourismus <strong>in</strong> 20 Räumen geboten. Im Mittelpunkt<br />

stehen die Akteure: die Touristen und ihre Erwartungen ans<br />

„Paradies“. Aber auch die E<strong>in</strong>heimischen kommen zu Wort und<br />

werden betrachtet; viele Fragen werden gestellt und Antworten<br />

mittels Bildern und Arrangements gegeben.<br />

Man konnte bei der Rückfahrt viele amüsierte Exkursionsteilnehmer<br />

sehen, manch Älteren <strong>in</strong>dessen, zumal von etablierten<br />

<strong>Museen</strong>, g<strong>in</strong>g „die Show“ zu weit und zu wenig <strong>in</strong> die Wissenstiefe.<br />

Bleibt noch nachzutragen, dass der Umbau des Schlosses<br />

€ 5,5 Mio. gekostet hat, die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>schließlich der durchaus<br />

attraktiven Studiensammlung € 4,5 Mio., und dass man sich<br />

– so Schätzungen im Vorfeld – bei jährlich € 9,- für die Kombikarte<br />

bis zu 300.000 Besuche(r) erwartet.<br />

Innsbruck und Meran entließen uns voll neuer E<strong>in</strong>drücke. Im<br />

September 2004 wird der nächste Österreichische Museumstag <strong>in</strong><br />

Graz unter dem aktuellen Arbeitstitel „Die Suche nach dem Geld“<br />

stehen.


Berichte/Aktuelles 57<br />

Das Münchner Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie,<br />

bis 2002 Institut für deutsche und vergleichende Volkskunde,<br />

wurde 40 Jahre alt. Dies alle<strong>in</strong> schon, aber auch die Tatsache,<br />

dass hier – so ist zu hoffen – die Forschung und Lehre des Fachs<br />

weitergehen wird, während etwa an der Universität Passau bedauerlicherweise<br />

die volkskundlichen Lichter ausgegangen s<strong>in</strong>d,<br />

war Grund genug zum Feiern. In guter universitärer Tradition ließ<br />

man sich und se<strong>in</strong> Fach mit e<strong>in</strong>em Kongress hochleben, zu dem<br />

vom 15.-18. Februar 2004 rund 200 Interessierte <strong>in</strong> München<br />

zusammenkamen.<br />

Als Thema des breit gefächerten Programms hatten Lehrstuhl<strong>in</strong>haber<br />

Prof. Helge Gerndt und se<strong>in</strong>e Mannschaft „Volkskunde<br />

als Bildwissenschaft“ ausgewählt. Im H<strong>in</strong>tergrund stand dabei<br />

die Frage nach e<strong>in</strong>er virtuellen Zeitenwende, oder: Inwieweit<br />

überlagern im heutigen Alltagsleben die Bilder, die <strong>in</strong> unglaublicher<br />

Fülle und auf unterschiedlichste Art und Weise auf uns<br />

here<strong>in</strong>prasseln, die Sprache als bislang beherrschendes Element<br />

der Kommunikation? Hat uns nun der iconic turn – jeder Vorgang<br />

benötigt <strong>in</strong>zwischen wohl e<strong>in</strong> nahezu bildhaftes Schlagwort<br />

– schon erreicht, der entsprechende Reaktionen der Forschung<br />

erfordern würde? Die Tagung zielte, so Gerndt, „auf e<strong>in</strong>e gewichtende<br />

Strukturierung der visuellen Aspekte von Kultur“. Insofern<br />

galt es zunächst, das Terra<strong>in</strong> zu sondieren, was aber zwangsläufig<br />

sofort zu Beschränkungen führte. So sah man sich schließlich<br />

gezwungen, fünf Großkomplexe zu bilden, welchen die Referate<br />

zugeordnet wurden. Da e<strong>in</strong> Tagungsband vorbereitet wird, soll im<br />

Folgenden nur e<strong>in</strong> knapper Überblick über die behandelten Themen<br />

gegeben werden.<br />

Der Ablauf des Programms begann mit Führungen im Bayerischen<br />

Nationalmuseum und der Eröffnung durch den „Hausherrn“<br />

Gerndt, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Thesen vor allem die drei Bereiche<br />

herausarbeitete, die e<strong>in</strong>e „empirische Alltagskulturwissenschaft“<br />

beim Thema Bild erkunden müsse: den sachbezogenen, den methodologischen<br />

und den theoretischen. Dabei g<strong>in</strong>g es ihm <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie darum, das Potential e<strong>in</strong>er spezifisch volkskundlichen<br />

Bildforschung auszuloten.<br />

Als Auftakt der eigentlichen Vortragsfolge referierte der<br />

Würzburger Emeritus Wolfgang Brückner über den europäischen<br />

Antagonismus zwischen Wort und Bild. Er stellte e<strong>in</strong>e Wendung<br />

der Volkskunde aus ihren Wurzeln <strong>in</strong> der Philologie h<strong>in</strong> zur Bildwissenschaft<br />

fest und Parallelen zwischen den verme<strong>in</strong>tlichen Gegensätzen<br />

(„Bilder s<strong>in</strong>d Texte, die gelesen werden müssen“) her.<br />

Brückner wandte sich gegen e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tliche Hierarchie der<br />

S<strong>in</strong>ne. Aus e<strong>in</strong>em neurologischen Ansatz her ergebe sich vielmehr,<br />

dass jedes Denken <strong>in</strong> Bildform stattf<strong>in</strong>de. Ergo: „Wir denken<br />

und hören mit den Augen.“<br />

Gottfried Korff hatte sich die Forschungen Aby Warburgs<br />

1895/96 <strong>in</strong> New Mexico als Ausgangspunkt genommen, um e<strong>in</strong>em<br />

anthropologischen Ansatz, der Frage der Bilderzeugung und<br />

-wirkung im sozialen Raum, nachzugehen. Warburg hatte bei<br />

se<strong>in</strong>en Feldforschungen festgestellt, dass Bilder Soziales konstant<br />

machen könnten. Lioba Keller-Drescher führte anhand von<br />

Trachtengrafik aus Baden-Württemberg aus, wie Bilder letztlich<br />

den Forschungsprozess selbst bee<strong>in</strong>flussen können. Dabei warnte<br />

sie berechtigter Weise davor, den Bildunterschriften zu großen<br />

Glauben zu schenken. Der <strong>in</strong> der folgenden Diskussion gefallene<br />

und von den Museumsvertretern dankbar zur Kenntnis genommene<br />

Ausruf Wolfgang Brückners: „Wir sollten die <strong>Museen</strong> ernster<br />

nehmen!“, gilt nicht nur für den Bereich der Trachtenforschung,<br />

sondern kann sicher auch <strong>in</strong> anderen Bereichen als Mahnung zu<br />

etwas mehr „Bodenhaftung“ des Fachs gedeutet werden. Die Forderung<br />

e<strong>in</strong>er alltagsbezogenen Fotografiekunde stellte Burkhart<br />

Lauterbach auf. Er verwies dabei auf Ulrich Hägele und dessen<br />

Forderung der Übertragung des Vorgehens der historisch-archivalischen<br />

Volkskunde auf Bilder.<br />

Volkskunde als<br />

Bildwissenschaft<br />

Tagung 15.-18.2.2004 <strong>in</strong> München<br />

Wolfgang Stäbler<br />

Die Bildwahrnehmung im modernen Alltag war Thema des<br />

zweiten Vortragsblocks: Albrecht Lehmann referierte zur Ikonologie<br />

des „landschaftlichen Auges“, die etwa auch zur Klischeebildung<br />

bezüglich der „Heimat“ oder von Urlaubsgebieten beiträgt.<br />

Die „Meta-Ebene“ der Werbung, nicht zuletzt durch Bilder<br />

hervorgerufen, die etwa bei Sportschuhen die Grenzen zwischen<br />

alltäglichem Gebrauchsobjekt, Prestigeobjekt und Kultgegenstand<br />

verschwimmen lassen, stand <strong>in</strong> den Ausführungen von Bärbel<br />

Kerkhoff-Hader im Mittelpunkt. Beiträge zu <strong>in</strong>szenierten Bildern<br />

im Medienzeitalter (Irene Götz) und elektronisch erzeugten Bildern<br />

(Christoph Köck) schlugen die Brücke zu aktuellen Entwicklungen.<br />

Den zweiten Tagungstag eröffnete Ruth Mohrmann mit Ausführungen<br />

zu „Konfliktaustragungspraktiken“ der frühen Neuzeit<br />

<strong>in</strong> bildlichen, schriftlichen und d<strong>in</strong>glichen Quellen mit ihrer<br />

Symbolik, gefolgt von Silke Götsch mit e<strong>in</strong>em Forschungsbericht<br />

über reich illustrierte Tagebücher e<strong>in</strong>es schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />

Bauern des 19. Jahrhunderts. Von größerem Gewicht für die<br />

grundsätzliche Fragestellung und zur Diskussion zwangsläufig<br />

herausfordernd waren die Ausführungen von Mart<strong>in</strong> Scharfe, der<br />

mit se<strong>in</strong>en Thesen zur angeblichen, verborgenen Bedeutung von<br />

Vignetten („Bildbagatellen“) an den Grundfesten des bisher mühsam<br />

aufgebauten Gedankengebäudes kratzte. Nach Scharfe gibt<br />

es ke<strong>in</strong> harmloses Ornament, und selbst sche<strong>in</strong>bar völlig belanglose<br />

bildliche Ergänzungen gäben e<strong>in</strong>en wichtigen „Aufschluss<br />

über Produktionsprozesse von Kultur“, e<strong>in</strong>e ebenso <strong>in</strong>teressante<br />

wie letztlich die Arbeitsabläufe, die etwa h<strong>in</strong>ter der Herstellung<br />

e<strong>in</strong>er Zeitschrift des 19. Jahrhunderts – als Beispiel herangezogen<br />

– standen, verkennende Theorie. Daniel Drascek befasste sich<br />

schließlich mit dem kulturell determ<strong>in</strong>ierten Bildgedächtnis und<br />

der darauf aufbauenden Neuschaffung von Tradition <strong>in</strong> der Ge-


58 Berichte/Aktuelles<br />

genwart, wobei die „Authentizität“ für die meisten Rezipienten<br />

ke<strong>in</strong>e große Rolle spielt. Am Beispiel des Regensburger Bruckmandls<br />

zeigte er auf, dass gerade der Verlust der ursprünglichen<br />

Bedeutung ideal für die spätere ahistorische Nutzung als Projektionsfläche<br />

ist.<br />

Walter Leimgruber aus Basel führte spezielle Formen des Bildgebrauchs<br />

anhand von typologischen Fotoreihen an, die im 19.<br />

Jahrhundert als Medien der Ausgrenzung dienten, und verglich<br />

mit den heutigen Gegebenheiten: Aus dem Protonormalismus ist<br />

e<strong>in</strong>e flexible Normalität geworden, was besagt, dass zwar früher<br />

als „von der Norm abweichende“ Gruppen <strong>in</strong>zwischen weitgehend<br />

akzeptiert werden, dafür durch „positive Vorbilder“, etwa<br />

die jungen, schönen und erfolgreichen Menschen der Werbung,<br />

der <strong>in</strong>nere Druck wächst, sich <strong>in</strong>dividuell dem Normbild anzugleichen.<br />

Arg gebeutelt von zumeist älteren Vertretern der Zunft<br />

wurde Friedemann Schmoll, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag zur Visualisierung<br />

von Kultur <strong>in</strong> der Geschichte der Volkskunde über den „Atlas<br />

der deutschen Volkskunde“ und dessen ethnografische Karten als<br />

Medium der Kulturwissenschaft berichtete und es dabei an der<br />

wohl notwendigen Ehrfurcht mangeln ließ. Auch Jahrzehnte nach<br />

E<strong>in</strong>stellung des Projekts s<strong>in</strong>d hier noch manche Wunden nicht<br />

geschlossen.<br />

Guido Fackler stellte – ausgehend von Aufnahmen im KZ<br />

Mauthausen – Fotografien <strong>in</strong> ihrer Ambivalenz von ikonisierter<br />

Er<strong>in</strong>nerung („Ikonen des Grauens“) und historischen Dokumenten<br />

vor. Ebenfalls das Geschehen im Dritten Reich stand bei Michaela<br />

Haibl im Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Die erstaunliche Zahl<br />

von 30.000 illegalen Bildern – Zeichnungen und Gemälde – ist<br />

aus KZs überliefert. Stellt man sie <strong>in</strong> ihren Kontext von Biografie,<br />

Lagergeschichte und erzählten Informationen von Zeitzeugen, so<br />

werden sie zu „ästhetischen Überlebens- und Beweismitteln“. Die<br />

Frage, ob und <strong>in</strong> welcher Weise diese unter schlimmstem Druck<br />

entstandenen Zeugnisse als „Kunst“ zu werten seien, gab den<br />

Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e ausführliche Diskussion. E<strong>in</strong> abendlicher<br />

Vortrag von Nils-Arvid Br<strong>in</strong>geus aus Lund/Schweden über Bildtransformationen<br />

am Beispiel südschwedischer Wandbehangmalereien<br />

schloss den zweiten Vortragstag.<br />

Ästhetische Bildpraxis und visuelle Kultur war schließlich der<br />

letzte Vortragsblock des Marathonprogramms überschrieben, der<br />

sich mit e<strong>in</strong>er „Volkskunde der Kunst“ befassen sollte, vom Berichterstatter<br />

jedoch nicht besucht werden konnte. Ausklang bildeten<br />

e<strong>in</strong>e Begehung des Universitätsgebäudes der LMU mit Florian<br />

Raff unter der Fragestellung „Dekoration als Programm oder<br />

Programm als Dekoration“, schließlich e<strong>in</strong>e „Kultfilmnacht“.<br />

Zum Schluss e<strong>in</strong>e persönlich-nostalgische E<strong>in</strong>lassung: Nach<br />

über e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrzehnte langer Abst<strong>in</strong>enz wieder den altgewohnten<br />

Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität aufzusuchen,<br />

hatte fast den Effekt der Benutzung e<strong>in</strong>er Zeitmasch<strong>in</strong>e.<br />

Ambiente und Farbgebung s<strong>in</strong>d unverändert, nur die Pat<strong>in</strong>a hat<br />

etwas zugelegt; die Blechsp<strong>in</strong>de der Garderobe klemmen nach wie<br />

vor, und viele der Vortragenden, vor allem die „großen Namen“ der<br />

Zunft, legten zur Illustration ihrer Ausführungen die selben vergilbten<br />

Folien auf den Overhead-Projektor, die sie wohl schon seit<br />

Beg<strong>in</strong>n ihrer Lehrtätigkeit begleiten. Zum<strong>in</strong>dest im universitären<br />

Bereich sche<strong>in</strong>t damit die Übersättigung und Überfrachtung mit<br />

Bildern, die <strong>in</strong> vielen Vorträgen beschworen wurde, nur langsam<br />

voranzuschreiten, die visuelle Zeitenwende noch nicht erreicht.<br />

Unverändert schien auch die Lust zur kontroversen Diskussion,<br />

wobei die Bedeutung des Streitpunkts nicht mit der Heftigkeit<br />

der jeweils vorgebrachten Formulierungen korrelieren muss.<br />

Es gibt also auch <strong>in</strong> unserer schnelllebigen Welt noch Konstanten.<br />

Ad multos annos, Münchner Volkskunde!


Berichte/Aktuelles 59<br />

Die D<strong>in</strong>ge umgehen?<br />

E<strong>in</strong> Tagungsbericht<br />

Die Beschäftigung mit Objekten <strong>in</strong> verschiedenster H<strong>in</strong>sicht ist<br />

die Kerntätigkeit jedes Museums. Insofern verwundert es nicht,<br />

dass sich immer wieder Tagungen mit Variationen desselben Themas<br />

beschäftigen:<br />

War es 1981 beim Regensburger Volkskundekongress der<br />

„Umgang mit Sachen“, der zehn Jahre später beim Bayerischen<br />

Museumstag 1991 nur unwesentlich durch den „Umgang mit D<strong>in</strong>gen“<br />

variiert wurde, so traf sich die AG Sachkulturforschung im<br />

Museum der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde im Oktober<br />

2002 im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold – Landesmuseum<br />

für Volkskunde mit der Frage „Die D<strong>in</strong>ge umgehen?“ Während<br />

sich der Bayerische Museumstag jedoch mit dem Umgang bezogen<br />

auf Konservierung und Restaurierung beschäftigt hatte, war das<br />

Thema mit „Sammeln und Forschen <strong>in</strong> kulturhistorischen <strong>Museen</strong>“<br />

wesentlich weiter gefasst. Das Detmolder Museum hat nun <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em ansprechend gestalteten Band die Referate dokumentiert.<br />

In vier Teilbereiche war die Veranstaltung gegliedert: „Gegenwart“,<br />

„Qualifizierung“, „Fotografie“ und „Multimedia der D<strong>in</strong>ge“.<br />

Aus dieser sehr heterogenen Zusammenstellung sei im Folgenden<br />

jeweils e<strong>in</strong> Beitrag herausgegriffen und näher betrachtet:<br />

Seit etwa 25 Jahren gibt es <strong>in</strong> Schweden das Museumsnetzwerk<br />

SAMDOK, über das Eva Kjerström Sjöl<strong>in</strong> vom Kulturgeschichtlichen<br />

Museum <strong>in</strong> Lund berichtete. Ziel dieses Verbundes<br />

von <strong>in</strong>zwischen rund 90 <strong>Museen</strong> unterschiedlicher Größen ist e<strong>in</strong>e<br />

breite, auf Qualität h<strong>in</strong> ausgerichtete Sammlung, wobei e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Orientierung auf kulturgeschichtliche Fragen der Gegenwart<br />

oder jüngeren Vergangenheit bzw. auch die Sammlung e<strong>in</strong>schlägiger<br />

Gegenstände im Mittelpunkt des Interesses stehen. E<strong>in</strong> gewählter<br />

Rat steht „SAMDOK“ vor. Daneben besitzt die Vere<strong>in</strong>igung<br />

e<strong>in</strong> Sekretariat, das e<strong>in</strong>e eigene Zeitschrift herausgibt. Die<br />

Mitgliedsmuseen s<strong>in</strong>d über Vertreter <strong>in</strong> Arbeitsgruppen präsent,<br />

die sich mit unterschiedlichen Fragestellungen befassen und ihre<br />

Forschungsarbeiten, etwa Befragungen, Fotodokumentationen<br />

oder dem Aufbau gegenwartsorientierter Sammlungen, diskutieren<br />

und abstimmen. Hatte sich das Haupt<strong>in</strong>teresse zunächst auf<br />

die Arbeitswelt gerichtet, so führte e<strong>in</strong>e Umorganisation 1998 zu<br />

e<strong>in</strong>er Ausweitung auch auf andere Lebensbereiche. Wenngleich<br />

auch <strong>in</strong> den schwedischen <strong>Museen</strong> die zur Verfügung stehenden<br />

Mittel beschränkt s<strong>in</strong>d und daher die Möglichkeiten vieler <strong>Museen</strong><br />

zu eigenen Forschungen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr engen Rahmen<br />

bewegen, so ist es doch gelungen, durch SAMDOK die Beschäftigung<br />

mit der Gegenwart als nahezu selbstverständlichen, von<br />

den Besuchern gut angenommenen Arbeitsschwerpunkt <strong>in</strong> den<br />

<strong>Museen</strong> zu verankern.<br />

Auch aus dem Themenblock „Qualifizierung“ sei e<strong>in</strong> Beitrag<br />

aus e<strong>in</strong>em anderen europäischen Land herausgegriffen: Hier<br />

berichtete Erik van´t Hull vom Freilichtmuseum Arnheim über<br />

die Auswirkungen des zwischen 1990 und 2000 durchgeführten<br />

„Deltaplans“ auf die niederländischen <strong>Museen</strong> und speziell<br />

auf se<strong>in</strong> Haus. Der „Deltaplan für Kulturerhaltung“ war Ende der<br />

1980er Jahre vom Kulturm<strong>in</strong>isterium entwickelt worden, um die<br />

großen Defizite bei Konservierung und Restaurierung der Bestände<br />

der ehemaligen, nunmehr privatisierten bzw. <strong>in</strong> Stiftungen<br />

umgewandelten Reichsmuseen aufzuholen. Interessant an diesem<br />

Erfahrungsbericht s<strong>in</strong>d vor allem die durchaus kritisch gesehenen<br />

Stufen der Durchführung, am Beispiel Arnheim aufgezeigt.<br />

So wurden zunächst Objektgruppen konserviert, um dann festzustellen,<br />

dass die vorhandenen Depots absolut ungeeignet waren<br />

und erneuert werden mussten. Wichtig ist aber auch die Schilderung<br />

der Bere<strong>in</strong>igung der Sammlung: Fast alle Dubletten wurden<br />

ausgesondert, dazu fast alle angefangenen Sammlungsfragmente<br />

oder ganze Sammlungsgebiete, die nicht zu den Kern<strong>in</strong>halten des<br />

Museums gehörten. Diese Bestände wurden dokumentiert und<br />

Neue Bücher<br />

dann zum Teil weggeworfen, andere fanden – nach Entfernung der<br />

Bestandsnummer – im Museumscafe als Dekoration Verwendung<br />

oder wurden an andere <strong>Museen</strong> weitergereicht. Begleitet wurde<br />

das Verfahren von e<strong>in</strong>em Ausschuss, <strong>in</strong> dem u. a. die Aufsichtsbehörde<br />

für Kulturbesitz vertreten war. Dass dieser Vorgang – wie<br />

der Autor betont – für die ausführenden Konservatoren zunächst<br />

sehr ungewöhnlich und auch psychologisch eher schwierig war,<br />

lässt sich nachvollziehen. Der gewünschte Effekt des Deltaplans<br />

hat sich aber ansche<strong>in</strong>end, so das Fazit von van´t Hull, zum<strong>in</strong>dest<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich e<strong>in</strong>gestellt: „Wir s<strong>in</strong>d noch nicht fertig und es<br />

gibt noch immer (manchmal große) Rückstände auf dem Gebiet<br />

der Konservierung und Restaurierung. Die Kollektionen jedoch<br />

s<strong>in</strong>d kontrollierbar geworden!“<br />

E<strong>in</strong> erst vor wenigen Jahren „entdecktes“ Interessengebiet<br />

der Volkskunde und der <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d „Knipserfotos“ und sonstige<br />

Privataufnahmen, die unterschiedlichste Vorgänge im Leben<br />

ihrer Besitzer dokumentieren und Rückschlüsse auf das jeweilige<br />

Umfeld, die Interessen und gesellschaftlichen Normen der<br />

Entstehungszeit ermöglichen. Über diese privaten Fotografien <strong>in</strong><br />

musealen Sammlungen berichtete Irene Ziehe vom Museum Europäischer<br />

Kulturen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Sie zeigte die vielfältigen Möglichkeiten<br />

zum Forschungsansatz <strong>in</strong>nerhalb dieser meist eher ger<strong>in</strong>gschätzig<br />

betrachteten, da massenhaft vorhandenen Bestände auf:<br />

etwa ihre Bedeutung als Beleg für Lebensweise, Werte, regionale<br />

Unterschiede oder schichtenspezifische Verhaltensweisen. Für die<br />

„Er<strong>in</strong>nerungskultur“ besitzt gerade diese schlichte Form der Abbildung<br />

große Bedeutung. Sie ist e<strong>in</strong> wesentlicher Teil des „gesellschaftlichen<br />

Gedächtnisses“ und e<strong>in</strong> Identifikation stiftendes<br />

Medium. Beachtenswert ist die Mahnung der Autor<strong>in</strong>, sich nicht<br />

allzu sehr auf Schwarzweiß-Aufnahmen mit dem ihnen anhaften<br />

historischen Flair und der ihnen eigenen Ästhetik zu fixieren.


60 Berichte/Aktuelles<br />

Die Farbfotos der letzten Jahrzehnte würden daneben – vielleicht<br />

auch wegen der mit dieser Technik verbundenen großen konservatorischen<br />

Probleme – von den Sammlungen bislang deutlich<br />

vernachlässigt.<br />

Zum Schluss aus dem mit drei Beiträgen eher knapp ausgefallenen<br />

Block „Multimedia der D<strong>in</strong>ge“ noch e<strong>in</strong> Blick auf e<strong>in</strong>en<br />

bayerischen Bericht: Mit „Orig<strong>in</strong>al, medial, egal?“ überschrieb<br />

Franz Sonnenberger, Direktor der <strong>Museen</strong> der Stadt Nürnberg,<br />

se<strong>in</strong>e Überlegungen zum Mediene<strong>in</strong>satz im Museum. Neben dem<br />

Orig<strong>in</strong>al als dem landläufig als conditio s<strong>in</strong>e qua non verstandenen<br />

charakteristischen Inhalt der <strong>Museen</strong> zeigte das Beispiel<br />

der Neugestaltung der Nürnberger <strong>Museen</strong> im vergangenen Jahrzehnt,<br />

wie – entweder beim Fehlen geeigneter Exponate oder weil<br />

man bewusst auf deren Präsentation verzichten will – Medien<br />

die Orig<strong>in</strong>ale bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad ersetzen können. D<strong>in</strong>ge<br />

oder Vorgänge, die sonst nicht bzw. nur <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es beschreibenden<br />

Textes präsentiert werden könnten, werden so fassbar.<br />

Statt strikt e<strong>in</strong>em musealen „Re<strong>in</strong>heitsgebot“ anzuhängen solle<br />

man e<strong>in</strong> „Cross-Over“ wagen und dramaturgische Möglichkeiten,<br />

die sonst von Theater, Radio, Film und Fernsehen genutzt werden,<br />

e<strong>in</strong>setzen.<br />

Die <strong>in</strong>sgesamt 18, allesamt lesenswerten Aufsätze des Bandes<br />

bilden e<strong>in</strong> buntes, recht kurzweiliges Kaleidoskop aus der Welt der<br />

„D<strong>in</strong>ge“ im Museum. Damit ist allerd<strong>in</strong>gs auch der Nachteil des<br />

Buches benannt: Wie bei vielen ähnlichen Sammelbänden stellt<br />

sich die Frage, ob es sich <strong>in</strong> Zeiten knapper Bibliotheksetats lohnt,<br />

das Buch wegen e<strong>in</strong> oder zwei speziell das eigene Interessengebiet<br />

betreffender Beiträge anzuschaffen. E<strong>in</strong>e Bereicherung für<br />

die Museumsbibliothek wäre er aber allemal.<br />

Wolfgang Stäbler<br />

Jan Carstensen (Hg.): Die D<strong>in</strong>ge umgehen? Sammeln und Forschen<br />

<strong>in</strong> kulturhistorischen <strong>Museen</strong>, Schriften des Westfälischen<br />

Freilichtmuseums Detmold 23, Münster u. a. 2003, 128 S.


Berichte/Aktuelles 61<br />

Bayreuth/ Ofr.<br />

Markgräf<strong>in</strong> Wilhelm<strong>in</strong>e zog wieder <strong>in</strong>s Neue Schloss <strong>in</strong> Bayreuth<br />

e<strong>in</strong> – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Museums, das Staatsm<strong>in</strong>ister<br />

Kurt Faltlhauser und Oberbürgermeister Dieter Mronz am<br />

18.9.2003 eröffneten. Die Schau <strong>in</strong> fünf Räumen erläutert die<br />

„Markgrafenzeit“ <strong>in</strong> der Stadt und die „goldenen Jahre“ unter<br />

Friedrich und Wilhelm<strong>in</strong>e.<br />

Museumseröffnungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Wilhelm<strong>in</strong>enmuseum, Neues Schloss, Ludwigstr. 21,<br />

95444 Bayreuth, Tel. 0921/75969-21, Fax -15,<br />

wgvbayreuth@bsv.bayern.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

April bis September täglich 9-18,<br />

Oktober bis März 10-16 Uhr<br />

Frammersbach/ Ufr.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es zweitägigen Museumsfestes weihte der Museumsvere<strong>in</strong><br />

der Marktgeme<strong>in</strong>de Frammersbach am 19./20.7.2003<br />

se<strong>in</strong> neues Fuhrmann- und Schneider-Museum e<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>em<br />

ehemaligen, <strong>in</strong> ersten Anfängen aus dem Spätmittelalter stammenden<br />

Wohnhaus, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jetzigen Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

die Wohnverhältnisse des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit<br />

Plumpsklo, Nutzgärtchen und Stall widerspiegelt, zeigt das Museum<br />

im Erdgeschoß die Geschichte der Frammersbacher Fuhrleute.<br />

Im Obergeschoß ist der Rest der <strong>in</strong>sgesamt 115 m² umfassenden<br />

Ausstellungsfläche dem Heimschneiderhandwerk gewidmet.<br />

Fuhrmann und Schneider Museum, H<strong>in</strong>terdorf 10,<br />

97833 Frammersbach, Tel. 09355/971211,<br />

www.museum-frammersbach.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

jeden 2. und 4. Sonntag im Monat 14-16 Uhr<br />

und auf Vere<strong>in</strong>barung<br />

Frensdorf/ Ofr.<br />

Am 10.4.2003 wurde das neue Ausstellungsgebäude (Nutzfläche<br />

ca. 400m 2 ) des Bauernmuseums des Landkreises Bamberg im<br />

Fischerhof <strong>in</strong> Frensdorf eröffnet. E<strong>in</strong>e benachbarte Massivscheune<br />

wurde ausgebaut, um Flächen für Dauer- und Sonderausstellungen<br />

zu erhalten. Der Spitzboden wird als Textildepot genutzt.<br />

Durch e<strong>in</strong>en Anbau konnte e<strong>in</strong> großer museumspädagogischer<br />

Raum gewonnen werden. Damit s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen geschaffen,<br />

das Bauernmuseum durch e<strong>in</strong> breites Angebot an Aktivitäten<br />

zu e<strong>in</strong>em Kulturzentrum für den Landkreis werden zu<br />

lassen und es noch stärker im Bewusstse<strong>in</strong> der Bevölkerung Bambergs<br />

zu verankern.<br />

Bauernmuseum im Fischerhof des Landkreises Bamberg,<br />

Hauptstr. 5, 96158 Frensdorf, Tel. 09502/8308, Fax 921866,<br />

bauernmuseum@lra-ba-bayern.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

April bis Oktober Dienstag bis Freitag 14-17,<br />

Sonn- und Feiertage 13-17 Uhr<br />

a Almgebäude „Ha<strong>in</strong>zenkaser“ und<br />

b „Hanndlkaser“ im Freilichtmuseum Glentleiten.<br />

Großweil/ Obb.<br />

Am 6. Juni 2003 konnte das Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern<br />

an der Glentleiten zwei weitere Almgebäude eröffnen.<br />

Damit wurde die Baugruppe Almwirtschaft, die nun die Typologie<br />

der oberbayerischen Almgebäude aufzeigen kann, weitgehend<br />

abgeschlossen. Der „Ha<strong>in</strong>zenkaser“ von der Königsbach-Alm,<br />

Geme<strong>in</strong>de Schönau im Lkr. Berchtesgadener Land, erbaut 1689,<br />

gilt als ältester datierter „echter“ Rundumkaser. Bei dieser nur<br />

im Berchtesgadener Land verbreiteten Bauform bef<strong>in</strong>det sich der<br />

Aufenthaltsraum der Senner<strong>in</strong> im Inneren des „rundum“ angelegten<br />

Stalles. Das Gebäude wird im Zustand um 1800 präsentiert.


62 Berichte/Aktuelles<br />

E<strong>in</strong>e Licht-/Ton-Schau <strong>in</strong> der dunklen Kammer vermittelt E<strong>in</strong>drücke<br />

aus Leben und Arbeit der Senner<strong>in</strong>.<br />

Der „Hanndl-Kaser“ von der Duslau-Alm, Geme<strong>in</strong>de Kreuth,<br />

Lkr. Miesbach, war 1793 erbaut und 1895 verlängert worden. Bei<br />

dieser im übrigen oberbayerischen Alpenraum verbreiteten Bauform<br />

liegen Wohnteil und Stall h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander. Das Gebäude wird<br />

im Zustand um 1980 präsentiert.<br />

Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten,<br />

82439 Großweil, Tel. 08851/185-0, Fax -11,<br />

freilichtmuseum@glentleiten.de, www.glentleiten.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

April bis Oktober Dienstag bis Sonntag<br />

(Juli, August und Feiertage täglich) 9-18 Uhr<br />

Krumbach/ Schw.<br />

Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der ersten Teileröffnung<br />

(vgl. dazu Museum heute 20, S. 92) konnte am 13.9.2003 das<br />

fertig gestellte neue „Mittelschwäbische Heimatmuseum“ der<br />

Öffentlichkeit präsentiert werden. Damit ist e<strong>in</strong> ehrgeiziges Erweiterungsprojekt<br />

vom ehemaligen Heimatmuseum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jüdischen<br />

Bürgerhaus zu e<strong>in</strong>em Museum überregionaler Geltung<br />

abgeschlossen. Äußerlich auf e<strong>in</strong> Dreiseit-Areal mit vormaligem<br />

Gasthaus „Krone“ und Verb<strong>in</strong>dungsbauten angewachsen, enthält<br />

es <strong>in</strong>nen alte Sammlungse<strong>in</strong>heiten und neue Themen etwa zu<br />

Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen der Region, zu Kommunikation<br />

und Industrialisierung. Im Gebäude „altes Heimatmuseum“<br />

werden bewusst museumsgeschichtliche E<strong>in</strong>heiten wie Trachten,<br />

Krippen und Stuben <strong>in</strong> kommentierter Form belassen, während<br />

sich im 2. OG um die historische Laubhütte Aspekte der jüngeren<br />

Stadtgeschichte gruppieren. Der e<strong>in</strong>ladende E<strong>in</strong>gangsbereich und<br />

großzügige Sonderausstellungs- und Aktionsräume vervollständigen<br />

das neue Ensemble.<br />

Münchner Stadtmuseum, St-Jakobs-Platz 1,<br />

80331 München, Tel. 089/233-22370, Fax -25033,<br />

stadtmuseum@muenchen.de, www.stadtmuseum-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr<br />

Regen/ Ndb.<br />

Das Zentraldepot des Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseums<br />

Regen konnte nach mehrjähriger Bauzeit am 10. Oktober<br />

2003 eröffnet werden. Auf ca. 1.500m 2 Nutzfläche, verteilt auf<br />

vier Geschosse, können jetzt sowohl Großgeräte als auch kle<strong>in</strong>ere<br />

Objekte unter guten klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen qualifiziert gelagert<br />

werden. Neben den re<strong>in</strong>en Depotflächen s<strong>in</strong>d Räume für<br />

E<strong>in</strong>gangsdepot, Begasung, Werkstatt und Büro ausgewiesen. E<strong>in</strong>e<br />

sich über vier Jahre erstreckende „Primärkonservierung“ mit ergänzender<br />

Inventarisation der Bestände schuf die Grundlage für<br />

e<strong>in</strong>e fachgerechte E<strong>in</strong>lagerung. Mit diesem Depot besitzt das Museum<br />

jetzt nicht nur e<strong>in</strong>e konservatorische Belange berücksichtigende<br />

Lagerungsmöglichkeit, sondern auch e<strong>in</strong>en raschen Zugriff<br />

auf die Objekte für die Arbeit zu Dauer- und Sonderausstellungen<br />

und zur Forschung. Darüber h<strong>in</strong>aus kann e<strong>in</strong> noch differenzierteres<br />

Sammlungskonzept als bisher erarbeitet werden.<br />

Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum, Schulgasse 2,<br />

94209 Regen, Tel. 09921/5710, Fax 60433,<br />

www.nlm-regen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

täglich 10-17 Uhr<br />

Mittelschwäbisches Heimatmuseum, He<strong>in</strong>rich-S<strong>in</strong>z-Str. 3-5,<br />

86381 Krumbach, Tel. 08282/3740, Fax -3730<br />

Öffnungszeiten:<br />

Donnerstag bis Sonntag 14-17 Uhr und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />

Miltenberg/ Ufr.<br />

Am 7.3.2003 wurde im E<strong>in</strong>gangsbereich des Miltenberger Seniorenheims<br />

Haus Maria Reg<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> römischer Brennofen der Öffentlichkeit<br />

präsentiert, der bei Umbaumaßnahmen gefunden worden<br />

war. Der Ofen ist frei zugänglich wird <strong>in</strong> das Führungskonzept des<br />

Miltenberger Stadtmuseums mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Haus Maria Reg<strong>in</strong>a, Hauptstr. 8 u. 10,<br />

63897 Miltenberg, Tel. 09371/950121<br />

Öffnungszeiten:<br />

täglich 8-18 Uhr<br />

München/ Obb.<br />

Jahrzehnte hat es gedauert, bis <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>e Dauerausstellung<br />

zum dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte, den Jahren als<br />

„Hauptstadt der Bewegung“ im Dritten Reich, e<strong>in</strong>gerichtet wurde.<br />

Ursprünglich für 2002 geplant, wurde die Eröffnung der neuen<br />

Abteilung „Nationalsozialismus“ des Münchner Stadtmuseums<br />

wegen der von politischer Seite befürchteten „Devotionalisierung“<br />

der gezeigten Gegenstände der Epoche schließlich nochmals<br />

um e<strong>in</strong> Jahr verschoben. Seit Juni 2003 ist nun die Zusammenstellung<br />

von Fotos, Dokumenten, Plakaten, Alltagsobjekten,<br />

Uniformen und Kriegsrelikten auf 300 m² komprimiert zu sehen.


Berichte/Aktuelles 63<br />

Aigen a.Inn, Leonhardi-Museum: Walther Gebauer, E<strong>in</strong> Leben für<br />

die Malerei, 21.9.-9.11.2003<br />

Altomünster, Museum Altomünster: Birgitta von Schweden –<br />

1303-2003, Leben und Werk der Mitpatron<strong>in</strong> Europas <strong>in</strong> der<br />

Kunst, 13.9.-23.11.2003<br />

Sonderausstellungen<br />

Bayerischer <strong>Museen</strong><br />

Amberg, Stadtmuseum: Das Fürstentum <strong>in</strong> der Oberen Pfalz. E<strong>in</strong><br />

wittelsbachisches Territorium im Alten Reich, 16.3.-16.5.2004<br />

Augsburg, Architekturmuseum Schwaben: Industriekultur mit<br />

Zukunft? 11.9.-16.11.2003; Hubert Schulz, Projekte <strong>in</strong> Augsburg,<br />

4.12.2003-18.1.2004; Farbe <strong>in</strong> der Stadt, 5.2.-25.4.2004;<br />

Karl Albert Gollwitzer (1839-1917), 20.5.-22.8.2004<br />

Augsburg, Maximilianmuseum: Fritz Koelle zum 50. Todestag,<br />

5.9.-9.11.2003<br />

Augsburg, Römisches Museum: Zu wessen Nutz und Frommen?<br />

Säkularisation <strong>in</strong> Augsburg 1802/03, 2.12.2003-18.1.2004<br />

Bad W<strong>in</strong>dsheim, Fränkisches Freilandmuseum mit Archäologie-<br />

Museum: Trauer und Hoffnung, Sterbebräuche, Totengedenken<br />

und Auferstehungsglauben <strong>in</strong> evangelischen Geme<strong>in</strong>den, 8.11.-<br />

14.12.2003 und 13.3.2004 - 18.4.2004<br />

Bamberg, Historisches Museum <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung: Bamberg<br />

wird bayerisch, Die Säkularisation des Hochstifts Bamberg<br />

1802/1803, 11.9.-9.11.2003; Weihnachtskrippen aus Böhmen<br />

und Mähren, Die Sammlung Klaus Lückert, 15.11.2003-<br />

11.1.2004<br />

Bayreuth, Kunstmuseum: Ernst Barlach, 19.10.2003-11.1.2004;<br />

Neue Wilde aus der Sammlung Mart<strong>in</strong> Sanders, 13.12.2003 -<br />

28.1.2004; Durch Abstraktion zum Symbolhaften,<br />

7.2.-11.4.2004<br />

Stadtgalerie Deggendorf, eröffnet am 13.8.2003.<br />

Bogen, Kreis- und Heimatmuseum auf dem Bogenberg: Die<br />

Huldigung der Stände vor Christus, Barocke Krippenfiguren des<br />

Klosters Oberaltaich, 7.11.2003-1.2.2004<br />

Burghausen, Haus der Fotografie – Dr. Robert-Gerlich-Museum:<br />

Astrid Bechtold, „Neue fotographische Arbeiten“ und Projektion,<br />

14.3.-9.5.2004<br />

Burglengenfeld, Oberpfälzer Volkskundemuseum: Billig und doch<br />

wertvoll: Papier, 14.9.-2.11.2003; Reise, Rast und Augenblick,<br />

20.9.-2.11.2003; Schneekugeln, Die Sammlung von Josef Kard<strong>in</strong>al,<br />

Nürnberg, 28.11.2003-11.1.2004; Kunstausstellung Ingo<br />

Gummels, Regensburg, 30.1.-7.3.2004; Die Welt der Seekarten<br />

des 16. Jahrhunderts, Rathaussaal, 9.3.-24.3.2004; „Gesucht<br />

- Gefunden“, 24.6.-25.7.2004<br />

Buttenheim, Geburtshaus Levi Strauss – Museum Jeans & Kult:<br />

Levi Strauss – Be Part of the Legend, 19.-20.11.2003<br />

Cham, Städt. Galerie im Cordonhaus: Stevie Cas<strong>in</strong>o, Photographie,<br />

13.9.-19.10.2003; Endy Hupperich – Peter Sköld, Malerei,<br />

26.10.-30.11.2003<br />

Dachau, Bezirksmuseum: Auf Weihnachten zu..., 30.11.2003-<br />

11.1.2004<br />

Dachau, KZ-Gedenkstätte mit Museum: David Ludwig Bloch,<br />

Me<strong>in</strong>e Bilder s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Sprache, 30.1.-3.5.2004<br />

Deggendorf, Handwerksmuseum: Glockengießer und Glöckner,<br />

Fotografien von Willi Kle<strong>in</strong>feld, 29.2.-16.5.2004; Herta Wimmer-Knorr<br />

und Günther Köhler, Keramik und Fotografie, 27.5.-<br />

4.7.2004<br />

Deggendorf, Stadtmuseum: 100 Jahre Malerei 1904-2004,<br />

Stadtgalerie, 18.3.-2.5.2004; Manfred Mayerle, Retrospektive,<br />

6.5.-11.7.2004<br />

Erlangen, Städtische Galerie: Salvador Dalí, Das graphische<br />

Abenteuer, 13.3.-30.5.2004<br />

Erlangen, Stadtmuseum: Nazi-Terror und Nürnberger Prozess,<br />

Drei Ausstellungen im Stadtmuseum Erlangen, 17.9.-<br />

23.11.2003; Erlanger Stadtansichten, Zeichnungen, Gemälde und<br />

Graphiken aus sieben Jahrhunderten, 14.12.2003-15.2.2004;<br />

Himmel und Hölle, Dantes Göttliche Komödie <strong>in</strong> der modernen<br />

Kunst, 13.3.-30.5.2004


64 Berichte/Aktuelles<br />

Frauenaurach, Museum im Amtshausschüpfla: Mutter und K<strong>in</strong>d,<br />

Sag ja zum Leben, 28.11.2003-4.1.2004; Vorboten des Frühl<strong>in</strong>gs,<br />

dargestellt auf Ostereiern, 27.2.-9.3.2004<br />

Freilass<strong>in</strong>g, Stadtmuseum: Es ist die See, die uns verb<strong>in</strong>det,<br />

Mar<strong>in</strong>eausstellung, 9.10.-19.10.2003; Es ist die See, die uns<br />

verb<strong>in</strong>det, Mar<strong>in</strong>eausstellung Teil II, 13.5.-23.5.2004<br />

Freis<strong>in</strong>g, Diözesanmuseum: Madonna, E<strong>in</strong> Marienbild für heute,<br />

8.10.-30.11.2003; Simone Böhm. Michael Schrattenthaler,<br />

16.12.2003-15.2.2004<br />

Friedberg, Museum im Schloss: Weihnachtsausstellung, Die Welt<br />

der Papierkrippen, 7.12.2003-8.2.2004<br />

Fronberg, Oberpfälzer Künstlerhaus: Annette Bohn-Me<strong>in</strong>ecke,<br />

Bilder und Objekte, 21.9.-26.10.2003; Sammlung Bezirk Oberpfalz,<br />

Malerei – Grafik – Plastik, 9.11.2003-31.1.2004; Alfons<br />

Maria Bauer, Malerei, 8.2.-21.3.2004; Ateliergeme<strong>in</strong>schaft<br />

Mixküche: Julia Schimten<strong>in</strong>gs – Christian Schnurer – Anthony<br />

Werner, Malerei – Installation – Objekte – Performance, 4.4.-<br />

23.5.2004; Mitglieder der neuen Münchener Künstlergenossenschaft,<br />

Malerei – Skulptur – Installation, 6.6.-18.7.2004<br />

Fürstenfeldbruck, Stadtmuseum: Adventskalender, von den Anfängen<br />

bis zur Gegenwart. Sammlung Esther Gajek, 13.11.2003-<br />

6.2.2004; Karikaturen, Z<strong>in</strong>gerl – zum 71sten, 30.1.-22.2.2004<br />

Fürth, Jüdisches Museum Franken: „Was von vorher übrig ist...“,<br />

Die Geschichte der Familie Krautheimer, 26.11.2003-31.3.2004<br />

Hersbruck, Deutsches Hirtenmuseum: Auf der Hut, Hirtenleben<br />

und Weidewirtschaft, 14.11.2003-29.2.2004<br />

Hersbruck, Kunstmuseum mit Skulpturengarten: Herbert Bessel,<br />

Das Spiel mit den Formen - Radierungen, 18.9.2003-15.1.2004;<br />

Die Liebe zur GEOMETRIE, 23.1.-18.4.2004<br />

Hof, Museum Bayerisches Vogtland: Volk auf dem Weg, Geschichte<br />

und Gegenwart der Deutschen aus Russland, 21.9.-<br />

31.10.2003<br />

Hohenberg a. d. Eger, Deutsches Porzellanmuseum: Weihnachts<br />

Wunderland, 5.11.2003-4.1.2004; Very Important Porcela<strong>in</strong>,<br />

Prom<strong>in</strong>ente <strong>in</strong> Porzellan, 29.11.2003-21.3.2004; Frühl<strong>in</strong>g mit<br />

Sigikid, 14.2.-2.5.2004; „Frühl<strong>in</strong>gserwachen“, 14.2.-9.5.2004<br />

Hollfeld, Kunst & Museum: Renate Jung, beobachtet, 9.10.2003-<br />

10.1.2004; „Motive – Unwirklichkeit“, 16.1.-27.3.2004<br />

Ichenhausen, Synagoge mit Ausstellung „Juden auf dem Lande“:<br />

Tag der offenen Tür, 7.9.2003<br />

Illerbeuren, Schwäbisches Bauernhofmuseum: Feuer und Flamme,<br />

30.11.2003-11.1.2004; Auf der Hut. Hirtenleben und Weidewirtschaft,<br />

7.3.-25.4.2004<br />

Ingolstadt, Fleißerhaus: Die (Kleider-)Stoffe der Marieluise Fleißer,<br />

Installation von Anette Hülsenbeck, 16.10.2003-1.2.2004<br />

Ingolstadt, Stadtmuseum: Konrad Kyeser, e<strong>in</strong> bayerischer Leonardo<br />

da V<strong>in</strong>ici, 5.9.-23.11.2003<br />

Ingolstadt-Hundszell, Bauerngerätemuseum des Stadtmuseums<br />

Ingolstadt: Donald Duck, Karriere e<strong>in</strong>es Landeis, 9.5.-15.8.2004<br />

Jexhof, Bauernhofmuseum des Landkreises Fürstenfeldbruck: Engel,<br />

Himmlische Boten – Irdische Helfer, 5.12.2003-18.1.2004<br />

Kaufbeuren, kunsthaus: Keith Har<strong>in</strong>g – Short Messages –<br />

Posters, 4.9.-9.11.2003; In neuem Licht, 28.11.2003-22.2.2004;<br />

Jagdgründe – Fotografien von Jean Noel Schramm,<br />

19.3.-23.5.2004<br />

Kle<strong>in</strong>hohenried, Freilicht- und Heimatmuseum Donaumoos: „Gemalte<br />

Ansichten vom Donaumoos“, 4.4.-31.5.2004<br />

Künz<strong>in</strong>g, Museum Qu<strong>in</strong>tana – Archäologie <strong>in</strong> Künz<strong>in</strong>g: Die Asche<br />

unserer Vorväter, Das große Urnengräberfeld von Künz<strong>in</strong>g, 1.10.-<br />

30.11.2003; Im Schatten der Pharaonen, Die Grabkammer des<br />

königlichen Baumeisters Sennedjem, 19.3.-13.6.2004<br />

Landsberg a. Lech, Neues Stadtmuseum: Walter Rose (1903-<br />

1964), Gemälde, 13.12.2003-25.1.2004<br />

Landshut, Skulpturenmuseum im Hofberg: Fritz Koenig, Zeichnungen<br />

– Papierschnitte – Kartonreliefs, 29.6.2003-28.3.2004<br />

Landshut, Stadt- und Kreismuseum Landshut: Kasimir & Co.,<br />

Bilderbücher von Marlene Reidel, 18.10.2003-25.4.2004; Mit<br />

Kalkül und Leidenschaft, Inszenierungen des Heiligen <strong>in</strong> der<br />

bayerischen Barockmalerei, 22.11.2003-23.5.2004<br />

L<strong>in</strong>dau, Stadtmuseum: Biblia Deutsch, 3.10.-2.11.2003<br />

Maih<strong>in</strong>gen, Rieser Bauernmuseum: Schaukelpferd und Puppenwagen<br />

– K<strong>in</strong>derwünsche zu Weihnachten, 6.12.2003-22.2.2004;<br />

Die hl. Birgitta und das Kloster Maih<strong>in</strong>gen, 20.3.-2.5.2004<br />

Marktbreit, Museum Malerw<strong>in</strong>kelhaus Marktbreit: Engel, Unsere<br />

Begleiter – Ausstellung zum Jahr der Bibel, 22.11.2003-<br />

19.1.2004<br />

Marktoberdorf, Künstlerhaus Marktoberdorf: Ruhigere Zeiten,<br />

Hartmut Pfeuffer, Alf Setzer, 23.9.-28.12.2003; Helmut Huber,<br />

Retrospektive, 13.10.2003-12.4.2004; heilig sche<strong>in</strong>heilig,<br />

3 Zugriffe auf die Tradition, 17.1.-12.4.2004<br />

Marktredwitz, Egerland-Museum: Großes Theater auf kle<strong>in</strong>er<br />

Bühne, Alte Marionetten aus Böhmen, 30.11.2003-15.2.2004<br />

M<strong>in</strong>delheim, Schwäbisches Krippenmuseum im Jesuitenkolleg: 5.<br />

St. Lukas-Preis des Schwäbischen Krippenmuseums, 30.11.2003-<br />

2.2.2004<br />

München, Alp<strong>in</strong>es Museum des Deutschen Alpenvere<strong>in</strong>s: Die<br />

Zugspitze, Vom Bergsteigen zum Massentourismus, 23.10.2003-<br />

11.4.2004<br />

Ingolstadt, Spielzeugmuseum im „Kavalier Hepp“: Kraus Lenz,<br />

14.12.2003-15.2.2004; Historische Puppensammlung, 14.3.-<br />

9.5.2004


Berichte/Aktuelles 65<br />

München, Alte P<strong>in</strong>akothek: Rudolf Meyer (1605-1638), E<strong>in</strong><br />

Zürcher Zeichner zwischen Manierismus und Barock, 1.10.2003-<br />

4.1.2004; Isabella Rubens, 17.10.2003-18.1.2004, Franz<br />

Gertsch, Patti Smith, 12.11.2003-6.1.2004; Meisterwerke aus<br />

Ferrara, Dresdner Gemälde zu Gast <strong>in</strong> der Alten P<strong>in</strong>akothek,<br />

13.11.2003-29.2.2004; Rembrandt.<br />

Die Opferung Isaaks, Die Versionen der Eremitage und der Alten<br />

P<strong>in</strong>akothek, 26.3.-27.6.2004<br />

München, Archäologische Staatssammlung: Über die Alpen,<br />

Menschen – Wege – Waren, 26.9.2003-25.1.2004<br />

München, Bayerisches Nationalmuseum: Die Welt im Kle<strong>in</strong>en –<br />

zur Kulturgeschichte des Spielzeugs, 21.11.2003-29.2.2004<br />

München, Botanischer Garten: Münchner Erntedank, 25.9.-<br />

28.9.2003; Pilzausstellung, 2.-5.10.2003; Epiphyten – Pflanzen,<br />

die auf Pflanzen wohnen, 17.10.-16.11.2003; Tropische Schmetterl<strong>in</strong>ge,<br />

19.12.-31.3.2004<br />

München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum: Kostbarkeiten<br />

aus dem Bayerischen Wald, Weihnachtsausstellung des Landkreises<br />

Cham, 26.11.2003-2.2.2004<br />

München, Deutsches Museum: Blicke <strong>in</strong> die unsichtbare Welt,<br />

many szejstecki – E<strong>in</strong> Künstler aus dem Ruhrgebiet stellt<br />

se<strong>in</strong>e Werke vor, 21.10.2003-25.1.2004; Wolkenbilder, 27.3.-<br />

25.6.2004<br />

München, Glyptothek: Bunte Götter, Die Farbigkeit der antiken<br />

Skulptur, 16.12.2003-29.2.2004<br />

München, Münchner Stadtmuseum: Märkte, Mauern, Horizonte,<br />

Ausgrabungen auf dem St.-Jakobs-Platz, 28.11.2003-1.2.2004;<br />

Joachim Brohm, Areal, 10.12.2003-6.6.2004<br />

München, Münchner Stadtmuseum - Fotomuseum: Philipp Kester,<br />

Photojournalismus 1900-1930, 24.9.-23.11.2003; Helmut<br />

Lederer, Das fotografische Werk 1937-1981, 31.3.-13.6.2004<br />

München, Münchner Stadtmuseum - Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum:<br />

150 Jahre Ste<strong>in</strong>way & Sons, 19.9.-2.11.2003; Pilotys<br />

Schiff, 18.2.-6.6.2004; Wagners Welten, 17.10.2003-25.1.2004<br />

München, Neue P<strong>in</strong>akothek: Ludwig Richter – der Maler, 22.1.-<br />

25.4.2004<br />

München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne: Baselitz, Die Afrika-Sammlung,<br />

25.9.-16.11.2003; Cy Twombly – 50 Jahre Arbeiten auf<br />

Papier, 8.10.-30.11.2003; Jede Fotografie e<strong>in</strong> Bild, Siemens Fotosammlung,<br />

18.12.2003-7.3.2004; Mathew We<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> – Universal<br />

Pictures, KUNST, 15.1.-2.3.2004; Die Stadt des Monsieur<br />

Hulot. Jacques Tatis Blick auf die moderne Architektur, ARCHI-<br />

TEKTUR, 19.2.-2.5.2004; ars viva 03/04: Jeanne Faust und Omer<br />

Fast – Fac<strong>in</strong>g Footage, KUNST temporär 1, 17.3.-2.5.2004;<br />

Albert Marquet – Frühe Zeichnungen, GRAPHIK, 10.3.-2.5.2004;<br />

Ernst Wilhelm Nay. Aquarelle, GRAPHIK, 7.5.-27.6.2004; Peter<br />

Doig, KUNST Saal 21, 8.5.-4.7.2004<br />

München, SiemensForum: Cybernarium – Virtuelle Welten real<br />

erleben, 24.11.2003-11.1.2004<br />

München, Staatliche Münzsammlung – Sammlung für Münzen,<br />

Papiergeld, Medaillen und geschnittene Ste<strong>in</strong>e: Nachfolger Petri,<br />

Römische Päpste im Spiegel von Münzen, Medaillen und Siegeln,<br />

18.9.2003-18.1.2004<br />

München, Staatliches Museum für Völkerkunde: Geschenkte<br />

Welten, Schätze aus der Ferne, 6.11.2003-11.7.2004<br />

München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau:<br />

Johann Georg von Dillis, 6.9.-30.11.2003<br />

München, Sudetendeutsches Archiv: Prag <strong>in</strong> alten Ansichten. Die<br />

Sammlung Rudolf Kulich, Druckgrafiken aus 5 Jahrhunderten,<br />

22.9.-31.10.2003; Buchkunst und Plakatkunst aus Prag und den<br />

böhmischen Ländern 1900-1939, 12.11.2003-5.1.2004; Historische<br />

Photographien aus Nord- und Nordwestböhmen 1839-<br />

1918, 3.5.-24.5.2004<br />

München, Zentrum für Außergewöhnliche <strong>Museen</strong>: Weihnachtsbaum<br />

und Gabentisch im Wandel der Zeit, 29.11.2003-<br />

19.1.2004<br />

Murnau a. Staffelsee, Schlossmuseum: Wassily Kand<strong>in</strong>sky: Klänge,<br />

Lyrik – Bild – Klang, 1.4.-11.7.2004<br />

Nabburg, Museum im Schmidt Haus: KRAFT der Farbe,<br />

5.9.-5.10.2003<br />

Naichen, Hammerschmiede Naichen: Bilder aus der Hammerschmiede,<br />

31.5.-29.8.2004<br />

Neu-Ulm, Edw<strong>in</strong> Scharff Museum: Franz von Stuck: Kunst und<br />

Verführung, Skulptur, Gemälde, Graphik, 6.12.2003-22.2.2004;<br />

Ewald Mataré und das Bild des Menschen, 19.9.-23.11.2003;<br />

Prachtvoll und Eigenartig, Dom<strong>in</strong>ikus Böhms Kirche St. Johann<br />

Baptist <strong>in</strong> Neu-Ulm, 6.3.-25.4.2004<br />

Neuendettelsau, Löhe-Zeit-Museum: Die Natur – das Maß me<strong>in</strong>er<br />

Kunst, 3.4.-27.6.2004; 111 Jahre Bauunternehmung Högner/<br />

Neuendettelsau, 4.7.-29.8.2004<br />

Neugablonz, Isergebirgs-Museum: In neuem Licht, Der Maler<br />

Paul Kauzmann, 28.11.2003-22.2.2004<br />

Neukirchen b. Hl. Blut, Wallfahrtsmuseum: Schutzpatrone<br />

im Bauernhaus, E<strong>in</strong>e Ausstellung des Nationalmuseums Prag,<br />

10.4.2003-21.3.2004<br />

Neunkirchen a. Brand, Felix-Müller-Museum im Zehntspeicher:<br />

Felix Müller <strong>in</strong> Selbstbildnissen, 12.9.-30.11.2003<br />

Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus: Schenkung Dr. Erhard Göpel,<br />

17.10.2003-11.1.2004<br />

Nürnberg, DB Museum: Bagdad- und Hedjazbahn,<br />

28.9.2003-29.2.2004<br />

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: In den hellsten<br />

Farben, Aquarell-Studien und -Entwürfe von Dürer bis Macke,<br />

16.10.2003-25.1.2004; Aderlass und Seelentrost, Die deutsche<br />

Überlieferung im Spiegel von Handschriften und Inkunabeln aus<br />

Berl<strong>in</strong>er Sammlungen, 13.11.2003-15.2.2004


66 Berichte/Aktuelles<br />

Nürnberg, Museum Industriekultur: Das Auto, 11.9.-2.11.2003;<br />

Zündapp-Krafträder, 1947-1984, 8.10.2003-31.3.2004; Die<br />

Zeitung, 15.10.-25.10.2003; Widerstand <strong>in</strong> der DDR, 5.-<br />

25.11.2003; Fotoszene 2003, 15.11.-22.12.2003; Fastnacht<br />

– Fasch<strong>in</strong>g – Karneval, 17.1.-29.2.2004; NÜRNBERG hoch 3,<br />

10.3.-25.4.2004;<br />

Max Morlock, Der Weltmeister von Bern, 29.4.-4.7.2004<br />

Nürnberg, Museum Tucherschloss mit historischem Hirsvogelsaal:<br />

Thomas May – Das Grashalmprojekt, Ausstellung der Gemälde-<br />

und Skulpturensammlung der museen der stadt nürnberg<br />

im Park des Museums Tucherschloss, 1.11.-23.11.2003<br />

Nürnberg, Neues Museum – Staatliches Museum für Kunst und<br />

Design: Designmuseen der Welt zu Gast, 17.9.-23.11.2003<br />

Nürnberg, Spielzeugmuseum – Museum Lydia Bayer: Designpreis<br />

Holzspielzeug 2004, 21.11.2003-10.2.2004; Ste<strong>in</strong>zeit, 125<br />

Jahre Anker-Ste<strong>in</strong>baukasten, 21.11.2003 - 18.4.2004; Weihnachtsausstellung<br />

<strong>in</strong> der Ehrenhalle des Rathauses, 28.11.2003-<br />

23.12.2003; Zum Bauspiel, Ste<strong>in</strong>baukästen aus der Sammlung<br />

Tobias Mey, 28.11.-23.12.2003<br />

Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus: Antiken-Ausstellung, Antikensammlung<br />

Berl<strong>in</strong> präsentiert ihre Schätze, 26.9.-30.11.2003;<br />

Kunst & Handwerk, Arts & Crafts, 4.12.-14.12.2003; Brigitta<br />

Heyduck – E<strong>in</strong>sichten, 27.2.-4.4.2004<br />

Oberfahlheim, Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-<br />

Ulm: Michael Krähmer, Magische Landschaften – Ölbilder, 17.9.-<br />

30.11.2003, Schaf und Hirte, Josef Madlener (1881-1967),<br />

17.12.2003-15.2.2004<br />

Oberschönenfeld, Schwäbisches Volkskundemuseum: Balladen,<br />

Gemälde von Kar<strong>in</strong> Rossmanith-Hasl<strong>in</strong>ger, 31.10.2003-<br />

25.1.2004; Krippen aus dem Erzgebirge und den Sudeten,<br />

29.11.2003-1.2.2004; Nichts nehme ich mit, Gemälde und<br />

Graphiken von Jörg Scherkamp (1935-1983), 30.1.-25.4.2004;<br />

Spielräume, K<strong>in</strong>derspiele früher und heute, 6.3.-27.6.2004; Aus<br />

der Zeitflut weggerissen, Bilder von Johanna Kiel<strong>in</strong>g, 30.4.-<br />

4.7.2004; Geheimnisvolle Urzeit – Vom Werden und Vergehen <strong>in</strong><br />

der Natur, 20.5.-22.8.2004<br />

Oett<strong>in</strong>gen, Heimatmuseum: Wie oft werden wir noch wach?<br />

30.11.2003-18.1.2004<br />

Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen: Uwe Bremer,<br />

Zunehmende Unordnung, 20.9.-16.11.2003; Barbara Klemm<br />

– Blick nach Osten, 27.9.2003-23.11.2003; Erich Less<strong>in</strong>g, „Ostblock“<br />

– Photographien der 1950er Jahre, 27.9.-23.11.2003;<br />

Mart<strong>in</strong> Rasp, Im Niemandsland, 10.10.-30.11.2003; Richard<br />

Artschwager, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Sammlung Deutsche<br />

Bank, 22.11.2003-1.2.2004; Eduardo Chillida, Vier Jahrzehnte<br />

Druckgraphik, 28.11.2003-1.2.2004; Gabriele Kutschera,<br />

Geschmiedete Eisenplastik, 6.12.2003-1.2.2004; Salvador Dali,<br />

Surreale Welten, Meisterwerke der Druckgrafik zum 100. Geburtstag,<br />

7.2.-14.3.2004; Anna Jermolaewa, 14.2.-14.3.2004;<br />

Frau im Bild. Inszenierte Weiblichkeit <strong>in</strong> der Sammlung Würth,<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall,<br />

20.3.-27.6.2004; Frauenkunst aus Österreich von den 50er Jahren<br />

bis zur Gegenwart, 20.3.-27.6.2004, Georg Philipp Wörlen,<br />

20.3.-27.6.2004<br />

Penzberg, Stadtmuseum: 1. Wessobrunner Architekturpreis,<br />

19.9.-19.10.2003


Berichte/Aktuelles 67<br />

Prien a. Chiemsee, Galerie im Alten Rathaus: Andy Warhol,<br />

11.9.-23.11.2003; Krippen und Christk<strong>in</strong>dl aus dem Chiemgau,<br />

28.11.-21.12.2003; Kennst Du das Land wo die Zitronen blühen..,<br />

20.12.2003-22.2.2004<br />

Ra<strong>in</strong> a. L., Heimatmuseum: Karl W<strong>in</strong>termayr, Maler 20. Jh.,<br />

Ra<strong>in</strong>er Ansichten, Bilder und Skizzen von Karl W<strong>in</strong>termayr,<br />

19.10.2003-11.5.2004; Tierglocken aus aller Welt, Die Sammlung<br />

Frieda und Rudolf Daub, 30.11.2003-28.3.2004<br />

Regen, Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum: Schlittenzeit<br />

– Last und Lust, 20.12.2003-28.3.2004<br />

Regensburg, Museum Ostdeutsche Galerie: Malerei aus der<br />

Ukra<strong>in</strong>e, Olexander Gnilitsky – Aleksander Roitburd – Andrij<br />

Sahajdakovskyj, 21.9.- 9.11.2003; Jiri Harcuba, Portraits, 5.10.-<br />

23.11.2003; Kunstwerk des Monats, Max Pechste<strong>in</strong>, 28.10.-<br />

30.11.2003; Werner Neumeister, Fotografien, 21.11.2003-<br />

11.1.2004; Künstlergilde Essl<strong>in</strong>gen, Zeichen des Friedens,<br />

30.11.2003-11.1.2004; 4 x BRDA, 4 Regensburger Künstler<strong>in</strong>nen<br />

und Künstler <strong>in</strong> Goriska Brda, 1.12.2003-11.1.2004; Jiri Georg<br />

Dokoupil, Kafkas Prag, 22.2.-11.4.2004; Sammlung im Verborgenen<br />

III, Figur und Landschaft zwischen Romantik und neuer<br />

Sachlichkeit aus den Beständen des Kunstforums Ostdeutsche<br />

Galerie, 9.3.-20.6.2004; trans & Form, 25.4.-16.5.2004; Inge<br />

Regnat-Ulner, 9.5.-4.7.2004; Neuerwerbungen zeitgenössischer<br />

Kunst 2001-2004, 24.6.-29.8.2004; Künstlergilde Essl<strong>in</strong>gen,<br />

18.7.-29.8.2004<br />

Regensburg, Städtische Galerie im Leeren Beutel: Paul<br />

Flora – Zeichnungen aus vier Jahrzehnten, Die Sammlung<br />

Pirchl, 19.9.-9.11.2003; James Brown, A Biker‘s Collection,<br />

28.11.2003-11.1.2004; Toni Schneiders, E<strong>in</strong> Klassiker der deutschen<br />

Fotografie, 12.3.- 9.5.2004<br />

Rosenheim, Holztechnisches Museum: Mit Holz zum W<strong>in</strong>tersport,<br />

25.11.2003-28.3.2004<br />

Rosenheim, Städtische Galerie: Walter Raum, Weg zu mir selbst,<br />

19.9.-26.10.2003; F<strong>in</strong>dus, Rotkäppchen & Co., Aus der Werkstatt<br />

der Bilderbücher, 14.11.2003-25.1.2004<br />

Rosenheim, Städtisches Museum: körper? der andere blick auf<br />

e<strong>in</strong> altes thema, 13.2.-21.3.2004<br />

Schnaittach, Jüdisches Museum Franken: „Was von vorher übrig<br />

ist...“, Die Geschichte der Familie Krautheimer, 26.11.2003-<br />

31.3.2004<br />

Schrobenhausen, Museum im Pflegschloss: Künstlerkreis der<br />

Medailleure München, Münzen – Medaillen – Gedenkmünzen,<br />

14.9.-30.12.2003; Franz von Lenbach und die Kunst heute, zum<br />

100. Todestag des Malerfürsten, 28.3.-13.6.2004<br />

Schwandorf, Stadtmuseum: Eule und Menschen, E<strong>in</strong>e naturkundliche<br />

Ausstellung von Dieter Luksch, München,<br />

12.10.2003-11.1.2004


68 Berichte/Aktuelles<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, Galerie Alte Reichsvogtei: Made <strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>furt<br />

II. Reklame für Kugellager & Co., 11.9.-19.10.2003; Carl<br />

Barth (1787-1853): „... weil ich nun e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Kupferstecher<br />

b<strong>in</strong>“, 26.9.-16.11.2003; Marian Kolenda, weltBILDERwelt,<br />

17.10.2003-6.1.2004; zweimalzwei, Hille Reick, Heike Kle<strong>in</strong>le<strong>in</strong>,<br />

Monika Dorband, Gisela Lehner, 16.1.-28.3.2004; W<strong>in</strong>fried<br />

Baumann, „Instant Hous<strong>in</strong>g“, 12.2.-18.4.2004; Fred Ziegler,<br />

„Rauschgelb“, Objektkunst, 2.4.-31.5.2004; Klaus Hack, „Schatten<br />

fangen“, 18.6.-29.8.2004<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, Museum Altes Gymnasium: Geld im mittelalterlichen<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, 9.10.2003-11.1.2004;<br />

Münzen der Henneberger im Mittelalter, 29.1.-28.3.2004; Das<br />

Heilig-Geist-Spital – e<strong>in</strong>e bürgerliche Stiftung des 14. Jahrhunderts,<br />

30.1.-7.3.2004; „... wie Delphi <strong>in</strong> Griechenland“.<br />

Das mittelalterliche Schwe<strong>in</strong>furt aus der Sicht des Humanisten<br />

Johannes S<strong>in</strong>apius (1505-1561), 19.3.-11.7.2004; Belagerungsmünzen,<br />

1.4.-4.7.2004<br />

Schwe<strong>in</strong>furt, Museum Georg Schäfer: LOVIS CORINTH, Der Sieger,<br />

21.3.-20.6.2004; „Mißgeformte, kraußborstige Ungeheuer“<br />

– Gothic Revival <strong>in</strong> Zeichnungen des Museums Georg Schäfer,<br />

16.5.-20.6.2004<br />

Selb-Plößberg, Europäisches Industriemuseum für Porzellan/<br />

Europäisches Museum für Technische Keramik: Piet Stockmans,<br />

On tactility and vulnerability, 20.3.-31.5.2004<br />

Sonthofen, Heimathaus: Doctor‘s little helpers: Vom Fetisch zur<br />

Hightech-Mediz<strong>in</strong>, 20.3.-4.7.2004<br />

Straub<strong>in</strong>g, Gäubodenmuseum: Alburgs Vorzeit, 11.11.2003-<br />

29.8.2004; Weihnachtsfoyer 2003/2004, 26.11.2003-8.2.2004;<br />

Wachs von den Lebzeltern, 26.11.2003-8.2.2004<br />

Sulzbach-Rosenberg, Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg: Mr.<br />

Flood, 2.11.-19.12.2003; Akzente 1954 – Der erste Jahrgang,<br />

15.1.-27.2.2004<br />

Sulzbach-Rosenberg, Stadtmuseum: 150 Jahre Maxhütte,<br />

„E<strong>in</strong>e wahrhafte Schmiede des Vulkan...“ (Eugen Roth 1928),<br />

14.9.2003-30.2.2004<br />

Tegernsee, Olaf-Gulbransson-Museum: Max Ernst – Das <strong>in</strong>nere<br />

Leben der L<strong>in</strong>ie, 19.10.-31.12.2003<br />

Thurnau, Töpfermuseum: Evel<strong>in</strong>e Maria Schnauder, 50 Jahre<br />

künstlerisches Schaffen. Keramische Arbeiten und Wolkenbilder,<br />

10.10.2003-31.3.2004<br />

Ursberg, Klostermuseum: Wachsabdrücke mit dazugehörenden<br />

Modeln, 1.10.-29.11.2003; Wachsjesule<strong>in</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Stilrichtungen<br />

mit barocken Krippenfiguren, 1.12.2003-3.2.2004;<br />

Paramente und Spitzen <strong>in</strong> mehreren Techniken, 4.2.-31.3.2004;<br />

Verzierte Ostereier mit kle<strong>in</strong>en österlichen Figuren, 3.4.-<br />

3.5.2004; Künstlerisch wertvolle Arbeiten unserer noch lebenden<br />

Schwestern, 4.5.-31.5.2004; Bewegende Texte als Vermächtnis<br />

unseres verehrten Gründers Domenikus R<strong>in</strong>geisen, zum<br />

100. Todestag, 1.6.-31.7.2004<br />

Vilsbiburg, Heimatmuseum: Puppentheater, Fenster <strong>in</strong> die Welt<br />

der Phantasie, 2.12.2003-29.2.2004<br />

Wasserburg a. Inn, Museum der Stadt: Wasserburger Weihnacht,<br />

Krippen und Fatschenk<strong>in</strong>dl, 6.11.-14.12.2003<br />

Weißenburg i. Bay., Reichsstadtmuseum: Die Mark – E<strong>in</strong> Deutsches<br />

Schicksal, 1.4.-1.8.2004<br />

Weißenburg i. Bay., Römermuseum: Der Ammonit – E<strong>in</strong> Symbol<br />

<strong>in</strong> allen Facetten, zum Wahrzeichen des Naturparks Altmühltal,<br />

30.7.-29.8.2004<br />

Weißenhorn, Weißenhorner Heimatmuseum: Marie Sieger<br />

(1886-1970), Beruf: Maler<strong>in</strong>, 20.9.-16.11.2003; Kunst- und<br />

Kulturgeschichte der Region, 27.9.-16.11.2003; Rodel, Eisstock,<br />

Heil‘ge Nacht, Weihnachts- und W<strong>in</strong>terbilder von Anton Bischof<br />

(1877-1962), 28.11.2003-1.2.2004; Weihnachtsausstellung,<br />

Krippen, 28.11.2003-1.2.2004<br />

Wunsiedel, Fichtelgebirgsmuseum: Fundort: Baustelle, Hausgeschichte<br />

und Sanierung e<strong>in</strong>es Wunsiedler Bürgerhauses, 14.9.-<br />

16.11.2003; Back-Fest, Weihnachtliches Backen im Fichtelgebirge,<br />

5.12.2003-1.2.2004<br />

Würzburg, Museum im Kulturspeicher Würzburg: Tradition<br />

und Aufbruch, Würzburg und die Kunst der 1920er Jahre,<br />

15.11.2003-11.1.2004; Paul Kle<strong>in</strong>schmidt, Zwischen Bar und<br />

Boudoir – Malerei, 14.2.-21.3.2004<br />

Würzburg, Siebold-Museum: Weltkulturerbe <strong>in</strong> Japan, Wanderausstellung<br />

des Japanischen Kultur<strong>in</strong>stituts, 4.12.2003-<br />

18.4.2004; Sho – Zeichen und Zeichnung, 29.4.-18.7.2004<br />

Zirndorf, Städtisches Museum: Markus Kronberger (Kunstausstellung),<br />

Farbe und Raum, 27.9.-2.11.2003; Figuren aus Masse<br />

und Elastol<strong>in</strong>, 30.11.2003-1.2.2004<br />

Traunste<strong>in</strong>, Städtische Galerie: körper? der andere blick auf e<strong>in</strong><br />

altes thema, 13.2.-28.3.2004<br />

Tüchersfeld, Fränkische Schweiz-Museum: Das liebe Geld im<br />

Wandel, Von den Silberpfennigen bis zum Euro, 7.12.-2.11.2003<br />

Uffenheim, Uffenheimer Gollachgaumuseum: „Religiöses<br />

Brauchtum im Uffenheimer Land“, 18.9.2003-15.4.2004


Berichte/Aktuelles 69<br />

Aschaffenburg: Melber, Patrick (Bearb.)/ Jenderko-Sichelschmidt,<br />

Ingrid (Red.): Dürer im Stiftsmuseum, Druckgraphik aus<br />

ehemals kurfürstlich-ma<strong>in</strong>zischem Besitz, heute Aschaffenburger<br />

Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung München:<br />

die Melancholie /Melancolia I, Stiftsmuseum Aschaffenburg<br />

30.11.2002-28.02.2003, Aschaffenburg 2002<br />

Bad W<strong>in</strong>dsheim: Bärnthol, Renate (Bearb.): Nieder- und Mittelwald<br />

<strong>in</strong> Franken, Waldwirtschaftsformen aus dem Mittelalter,<br />

Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums 40,<br />

Bad W<strong>in</strong>dsheim 2003<br />

Publikationen rund<br />

um die bayerischen<br />

<strong>Museen</strong><br />

Bamberg: Göller, Luitgar (Hrsg.)/ Ruppert, Kurt: Bilder der Bibel,<br />

Otto Dix – Ernst Fuchs – Salvador Dali, Begleitband zur Sonderausstellung<br />

25.7.-19.10.2003, Veröffentlichungen des Diözesanmuseums<br />

Bamberg 15, Bamberg 2003<br />

Bamberg: Göller, Luitgar (Hrsg.): Das Buch des Lebens, 2003:<br />

Das Jahr der Bibel, Begleitband zu den Sonderausstellungen der<br />

Bibliothek des Metropolitankapitels Bamberg im Diözesanmuseum<br />

und der Staatsbibliothek Bamberg <strong>in</strong> der Neuen Residenz,<br />

Veröffentlichungen des Diözesanmuseums Bamberg 14, Bamberg<br />

2003<br />

Bamberg: Krause, Johanna/ Schurr, Eva (Bearb.)/ Treml, Manfred/<br />

Wehner, Brigitta (Red.): Sammlung Ludwig Bamberg, Zugänge<br />

zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />

Bamberg: Radler, Kar<strong>in</strong>: Die Archäologie <strong>in</strong> der Museumslandschaft<br />

<strong>Bayern</strong>, Bamberg 2002<br />

Bayreuth: Assel, Mar<strong>in</strong>a von (Hrsg.): Emil Schumacher – Immer<br />

wieder male ich me<strong>in</strong> Bild, unveröffentlichte Gouachen und<br />

Ölbilder aus den Jahren 1989-1999, Schriftenreihe des Kunstmuseums<br />

Bayreuth 11, Bayreuth 2002<br />

Bayreuth: Se<strong>in</strong>mann, Verena (Bearb.)/ Treml, Manfred/ Wehner,<br />

Brigitta (Red.): Kunstmuseum Bayreuth, Zugänge zum Museum,<br />

MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />

Bayreuth: Treml, Manfred/ Wehner, Brigitta (Red.): Historisches<br />

Museum Bayreuth, Zugänge zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken,<br />

München 2002<br />

Berchtesgaden: Feiber, Albert A./ Dahm, Volker (Bearb.): Dokumentation<br />

Obersalzberg, Tondokumente, Täter – Gegner – Opfer,<br />

München/ Berl<strong>in</strong> 2003<br />

Buttenheim: Roppelt, Tanja (Bearb.)/ Treml, Manfred/ Wehner,<br />

Brigitta (Red.): Geburtshaus Levi Strauss Museum Buttenheim,<br />

Zugänge zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken, München<br />

2002<br />

Coburg: Wiebel, Christiane/ Wiedau, Krist<strong>in</strong> (Bearb.): E<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong><br />

die Sammlung, hundert ausgewählte Werke. Das Kupferstichkab<strong>in</strong>ett<br />

der Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 2002<br />

Cronheim: Rossmeissl, Ralf/ Gillmeister-Geisenhof, Evelyn (Beitr.):<br />

Mikrokosmos Cronheim: E<strong>in</strong> Dorf – drei Religionen, Schwabach<br />

2000<br />

23.2.2003, Kataloge der <strong>Museen</strong> der Stadt Deggendorf 19/<br />

Deggendorf – Archäologie und Stadtgeschichte 11, Deggendorf<br />

2002<br />

Erlangen: Engelhardt, Thomas (Hrsg.): Die Erf<strong>in</strong>dung der Stadt<br />

– Von Babylon zur Global City, e<strong>in</strong>e Ausstellung des Stadtmuseums<br />

Erlangen zum 1000-jährigen Jubiläum der Stadt Erlangen,<br />

29.9.-30.12.2002, Veröffentlichungen des Stadtmuseums Erlangen<br />

54, Erlangen 2002<br />

Frauenau: Rühl, Kar<strong>in</strong> (Red.): Glas ohne Grenzen, Sklo bez hranic,<br />

Sem<strong>in</strong>ar 1.-3.11.2001 im Glasmuseum Frauenau, Zusammenfassung<br />

der Sem<strong>in</strong>arbeiträge (deutsch und tschechisch),<br />

Schriftenreihe des Glasmuseums Frauenau 1, Grafenau 2003<br />

Freis<strong>in</strong>g: Zukunft des Museums. Sonderveranstaltung des Historischen<br />

Vere<strong>in</strong>s anläßlich der Präsentation von Neuerwerbungen<br />

der letzten Jahre am 15. Oktober 1998 im Asamsaal <strong>in</strong> Freis<strong>in</strong>g,<br />

Freis<strong>in</strong>g 1999<br />

Gersthofen: Meichelböck, Hermann (Bearb.): Ballonmuseum<br />

– Stadtbibliothek, Stadt Gersthofen, Eröffnung Mai 2003, Mer<strong>in</strong>g<br />

2003<br />

Grossweil: Keim, Helmut/ Voit, Vanessa (Red.): Nothelfer oder<br />

Mäzen? Aufgabe, Wirkungsweise und Bedeutung von Museums-<br />

Fördervere<strong>in</strong>en, Symposium am 8.11.2002 im Freilichtmuseum<br />

des Bezirks Oberbayern, Schriftenreihe/ Freundeskreis Freilichtmuseum<br />

Südbayern 16, Großweil 2003<br />

Grossweil: Schöffmann, Stefanie: Was wächst denn da? Historische<br />

Kulturlandschaft im Freilichtmuseum Glentleiten, Schriften<br />

des Freilichtmuseums des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten<br />

25, Grossweil 2002<br />

Helmbrechts: Wehner, Brigitta (Bearb.)/ Treml, Manfred (Red.):<br />

Oberfränkisches Textilmuseum Helmbrechts, Zugänge zum Museum,<br />

MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />

Helmbrechts: Wehner, Brigitta (Bearb.)/ Treml, Manfred (Red.):<br />

Oberfränkisches Textilmuseum Helmbrechts, Zugänge zum Museum,<br />

MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />

Deggendorf: Petschek-Sommer, Birgitta (Hrsg.): Ludwig Kandler<br />

(1856-1927), e<strong>in</strong> Deggendorfer Maler wird entdeckt, Begleitheft<br />

zur Sonderausstellung im Stadtmuseum Deggendorf 14.11.2002-


70 Berichte/Aktuelles<br />

Hohenberg a. d. Eger: Siemen, Wilhelm (Hrsg.)/ Röber, Andrea<br />

C./ Zehentmeier, Sab<strong>in</strong>e (Red.): All nations are welcome. Porzellan<br />

der Weltausstellungen 1851-1910, Katalog zur Ausstellung<br />

18.8.-17.2002, Schriften und Kataloge des Deutschen Porzellanmuseums<br />

78, Hohenberg a. d. Eger 2001<br />

Illerbeuren: Götz, Kar<strong>in</strong>: Die Tomate. Kulturpflanze des Jahres im<br />

Bauernhofmuseum, Druckerzeugnisse des Schwäbischen Bauernhofmuseums<br />

Illerbeuren 19, Kronburg-Illerbeuren 2003<br />

Ingolstadt: Aichner, Ernst/ Böhm, Max/ Grunewald, Almut (Bearb.)/<br />

Habrich, Christa (Mitarb.): <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Ingolstadt, Ingolstadt<br />

2002<br />

Kle<strong>in</strong>losnitz: Popp, Bertram (Bearb.)/ Treml, Manfred/ Wehner,<br />

Brigitta (Red.): Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kle<strong>in</strong>losnitz,<br />

Zugänge zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken, München<br />

2002<br />

Kulmbach: Mössner, Wolfgang/ Weith, Carmen/ Wehner, Brigitta<br />

(Bearb.)/ Treml, Manfred (Red.): Deutsches Z<strong>in</strong>nfigurenmuseum<br />

Plassenburg Kulmbach, Zugänge zum Museum, MPZ-regional:<br />

Oberfranken, München 2002<br />

Landsberg a. L.: Neunzert, Hartfird (Hrsg.): Erich Erler – e<strong>in</strong><br />

Schollemaler, Kunstgeschichtliches aus Landsberg am Lech 26,<br />

Landsberg a. L. 2002<br />

Landshut: Niehoff, Franz (Hrsg.)/ Stangier, Thomas (Bearb.): Josef<br />

Sailstorfer: Stairway, Landshuter Installationen 2, Schriften<br />

aus den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut 15, Landshut 2003<br />

München: Baumann, Angelika/ Weyerer, Benedikt: Nationalsozialismus<br />

<strong>in</strong> München, Stadtplan, München 2002<br />

München: Bäumler, Klaus (Bearb.): NS-Dokumentationszentrum<br />

am Königsplatz, Materialien zur aktuellen Diskussion, München<br />

2002<br />

München: Brandt, Bett<strong>in</strong>a/ Irl<strong>in</strong>ger, Walter (Beitr.): Der Schatzfund<br />

von Teisendorf, vergleichende Studien zu spätkeltischen<br />

Büschelqu<strong>in</strong>aren, Ausstellungskataloge der Archäologischen<br />

Staatssammlung 32, München 2002<br />

München: Dahm, Volker (Bearb.): Projekt e<strong>in</strong>es NS-Dokumentationszentrums<br />

<strong>in</strong> München, Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte,<br />

München-Berl<strong>in</strong>, erstattet im Auftrag der Bayerischen<br />

Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 4. November 2002,<br />

München/ Berl<strong>in</strong> 2002<br />

München: Dreykorn, Monika (Red.): <strong>Museen</strong> vernetzt. Organisationen<br />

– Kooperationen – Ansprechpartner, Hg. Landesstelle für<br />

die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, München 2003<br />

München: Fehlhammer, Wolf Peter (Hrsg.): Best wishes dear older<br />

brother. You really don‘t look your age, 100 Jahre Deutsches<br />

Museum, Museumsdirektoren und Wissenschaftler aus aller Welt<br />

gratulieren, München 2003<br />

München: Hufnagl, Florian (Hrsg.): Sechs neue <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />

Tüb<strong>in</strong>gen/ Berl<strong>in</strong> 2002<br />

München: Mayer, Thomas/ Fleckenste<strong>in</strong>, Jürgen/ Sgoff, Brigitte<br />

(Red.): Bayerischer Museumskalender 2003, München 2002<br />

München: Schumann-Jung, Bett<strong>in</strong>a/ Fisseha, Girma (Bearb.):<br />

Christliches Äthiopien – Alltag und Feste, e<strong>in</strong> Juniorkatalog des<br />

MPZ, München 2003<br />

München: Wackernagel, Rudolf H. (Hrsg.): Staats- und Galawagen<br />

der Wittelsbacher, Kutschen, Schlitten und Sänften aus dem<br />

Marstallmuseum Schloß Nymphenburg 2, Stuttgart 2002<br />

München: Wamser, Ludwig/ Steidl, Bernd (Hrsg.): Neue Forschungen<br />

zur römischen Besiedlung zwischen Oberrhe<strong>in</strong> und<br />

Enns, Kolloquium Rosenheim, 14.-16.6.2000, Schriftenreihe<br />

der Archäologischen Staatssammlung 3, Remshalden-Grunbach<br />

2002<br />

München: Zahlhaas, Gisela: Luristan, antike Bronzen aus dem<br />

Iran, Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung<br />

33, München 2002<br />

Murnau: Salmen, Brigitte (Bearb.): „...welche zuweilen Kunstwerth<br />

haben“, H<strong>in</strong>terglasmalerei <strong>in</strong> Südbayern im 18. und 19.<br />

Jahrhundert, zur Sonderausstellung im Schloßmuseum Murnau<br />

14.3.-9.6.2003, Rosenheim 2003<br />

Neuburg a. d. Donau: Ladenberger, Tanja (Red.): Sanierung des<br />

Adelspalais Weveldhaus <strong>in</strong> der Oberen Altstadt, Neuburg a. d.<br />

Donau 2003<br />

Neusath-Perschen: Heimrath, Ralf (Hrsg.)/ Angerer, Birgit (Beitr.):<br />

Woaßt as no? Fotografische Er<strong>in</strong>nerungen aus der Oberpfalz,<br />

Amberg 2002<br />

Neustadt b. Coburg: Leidner, Udo: „Menschen(s)k<strong>in</strong>der!“ 9.<br />

Künstlerpuppenausstellung <strong>in</strong> Neustadt bei Coburg 14.5.-<br />

14.11.1999, Neustadt b. Coburg 1999<br />

Neustadt b. Coburg: Leidner, Udo: Puppenkunst: die Zehnte<br />

– Zahlenspiele, 10. Künstlerpuppenausstellung <strong>in</strong> Neustadt bei<br />

Coburg 29.5-10.10.2000, Neustadt b. Coburg 2000<br />

Neustadt b. Coburg: Leidner, Udo/ Wehner, Brigitta (Bearb.)/<br />

Treml, Manfred (Red.): Museum der Deutschen Spielzeug<strong>in</strong>dustrie<br />

Neustadt bei Coburg, Zugänge zum Museum, MPZ-regional:<br />

Oberfranken, München 2002<br />

Nördl<strong>in</strong>gen: Kugler, Andrea/ Nebel, Monika (Bearb.): Friedrich<br />

Herl<strong>in</strong> – E<strong>in</strong>e spätgotische Bilderwelt, Nördl<strong>in</strong>gen 2000<br />

Nürnberg: Grebe, Anja/ Spr<strong>in</strong>ger, Tobias/ Baumeister, Mart<strong>in</strong><br />

(Red.): Gold und Kult der Bronzezeit, Germanisches Nationalmuseum<br />

Nürnberg 22.5.-7.9.2003, Nürnberg 2003<br />

Nürnberg: Mühldorfer, Bernd/ Zeitler, John P. (Hrsg.): Mykene<br />

– Nürnberg – Stonehenge, Handel und Austausch <strong>in</strong> der Bronzezeit,<br />

Begleitbuch zur Ausstellung ... im Naturhistorischen<br />

Museum Nürnberg 20.5.2000-16.1.2001, Abhandlungen der<br />

Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg 43, Nürnberg 2000<br />

Nürnberg: Naturhistorisches Museum Nürnberg, Ansichten – Inszenierungen:<br />

Archäologie, Stand: Mai 2003, Nürnberg 2003<br />

Nürnberg: Nawroth, Manfred: Das Gräberfeld von Pfahlheim und<br />

das Reitzubehör der Merow<strong>in</strong>gerzeit, Wissenschaftliche Beibände<br />

zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 19, Nürnberg<br />

2001


Berichte/Aktuelles 71<br />

Obergünzburg: Fleschutz, Karl (Hrsg.): Sonderausstellung: Dr.<br />

Rudolf Mogl, Chirurg und Künstler, Querschnitt durch se<strong>in</strong> Lebenswerk<br />

anläßlich des 85. Geburtstags 2001, 11.4.-17.6.2001,<br />

Obergünzburg 2001<br />

Würzburg: Fowler, Ian D./ Wall, Frauke van der (Bearb.): Taschenuhren<br />

aus vier Jahrhunderten aus den Sammlungen des<br />

Ma<strong>in</strong>fränkischen Museums Würzburg, Kataloge des Ma<strong>in</strong>fränkischen<br />

Museums Würzburg 16, Würzburg 2002<br />

Obergünzburg: Fleschutz, Karl (Hrsg.): Sonderausstellung: Rettet<br />

unsere Bauernhöfe, Fotoausstellung der Heimatpflege des<br />

Bezirks Schwaben mit örtlichen Ergänzungen vom 24.11.2000-<br />

1.4.2001, Obergünzburg 2000<br />

Pöttmes: Gans, Robert: Die römischen Hortfunde im Raum<br />

Pöttmes. H<strong>in</strong>weise auf römische Verkehrswege <strong>in</strong> der Region; der<br />

römische Hortfund 1964 von Immendorf, Markt Pöttmes; der<br />

römische Hortfund 2002 vom Bleitzhof, Markt Pöttmes, Mühlhausen<br />

2002 (Version 1.7)<br />

Roth: Peuschel, Hans (Red.): Museumskurier Roth 1, Roth 2002<br />

Ruhpold<strong>in</strong>g: Kl<strong>in</strong>gmann, Brigitte: Die Sal<strong>in</strong>enanlage Traunste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> der kurfürstlichen Hofmark Au. Die Entstehung e<strong>in</strong>er Werksiedlung<br />

als städtebauliche Anlage, Quellen und Materialien zur<br />

Hausforschung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 9, Schriften des Holzknechtmuseums<br />

Ruhpold<strong>in</strong>g 3, Ruhpold<strong>in</strong>g 1999<br />

Schwandorf: Sehen was früher war... – Stadthaus- und Industriebau,<br />

historische Planzeichnungen und Fotografien aus<br />

Schwandorf, Sonderausstellung, 4.11.2002-19.1.2003, Schwandorf<br />

2002<br />

Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Bearb.): Helmut Pfeuffer, „Lied<br />

von der Erde“ – Landschaften 1980-2002, Katalog zur Ausstellung<br />

27.9.-17.11. 2002, Halle Altes Rathaus, Schwe<strong>in</strong>furter<br />

Museumsschriften 106, Schwe<strong>in</strong>furt 2002<br />

Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Bearb.): Margarita Calvary,<br />

Druck-Grafik, Städtische Sammlungen Schwe<strong>in</strong>furt, Galerie-Studio<br />

Alte Reichsvogtei 16.5-7.9.2003, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften<br />

110, Schwe<strong>in</strong>furt 2003<br />

Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Hrsg.)/ Giehl, Merve/ Brandl,<br />

Andrea (Red.): MERVE. „Ich zeige dir die Angst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Handvoll<br />

Staub“, 21.9.-20.10.2002 im Forum 13 im Künstlerhof Oberndorf,<br />

Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften 107, Schwe<strong>in</strong>furt 2002<br />

Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Hrsg.)/ Haas, Joachim/ Brandl,<br />

Andrea: Maria Maier: ORTsZEIT, Fotografie und Malerei, Ausstellung<br />

von Städtischen Sammlungen und Kunstvere<strong>in</strong> 11.4.-<br />

29.6.2003, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften 108, Regensburg<br />

2003<br />

Siegsdorf: B<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>er, Alexander/ Darga, Robert/ Rosendahl,<br />

Wilfried (Beitr.): Ste<strong>in</strong>zeit im Chiemgau, Begleitheft zur Ausstellung<br />

im Naturkunde- und Mammutmuseum Siegsdorf, München<br />

2003<br />

Waldsassen: Gläßel, Adolf/ Tremel, Robert/ Schneider Albert<br />

(Bearb.): Sonderausstellung 2003: Vom Glas zum Bild, Glashütte<br />

Lamberts, Waldsassen – Glasbilder H. G. von Stockhausen – Ada<br />

Isensee, Begleitbroschüre zur Ausstellung 15.3.2003-6.1.2004,<br />

Stiftlandmuseum Waldsassen, Hohenberg a. d. Eger 2003<br />

Wolnzach: P<strong>in</strong>zl, Christoph/ Mayer-Diener, Peter (Bearb.): Eiserne<br />

Pflücker. Das Buch der Hopfenpflückmasch<strong>in</strong>e, Geschichte<br />

und Katalog, Schriftenreihe des Deutschen Hopfenmuseums 4,<br />

Wolnzach 2002


72 Berichte/Aktuelles<br />

Varia<br />

<strong>Bayern</strong>s <strong>Museen</strong> bundesweit an der Spitze<br />

Bei den Besucherzahlen liegen die bayerischen <strong>Museen</strong> im Bundesvergleich<br />

mit Abstand an der Spitze. Dies geht aus der statistischen<br />

Erhebung des Berl<strong>in</strong>er Instituts für Museumskunde für das<br />

Jahr 2002 hervor. Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Thomas Goppel betonte<br />

am 11.2.2004 bei e<strong>in</strong>em Gespräch mit der Presse <strong>in</strong> München,<br />

dass dies e<strong>in</strong> Beleg für die hohe Attraktivität der bayerischen Museumslandschaft<br />

sei, zumal <strong>Bayern</strong> bei der Gesamtzahl der <strong>Museen</strong><br />

– nach den Zahlen des IfM – h<strong>in</strong>ter Baden-Württemberg nur<br />

den zweiten Platz e<strong>in</strong>nimmt: „Diese Zahlen zeigen deutlich, dass<br />

die bayerischen <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>em breiten Publikum Themen und Gegenstände<br />

der Vergangenheit und Gegenwart zeitgemäß und besucherfreundlich<br />

zugänglich machen.“ Besonders erfreulich sei, so<br />

der M<strong>in</strong>ister, dass sich <strong>Bayern</strong>s <strong>Museen</strong> vom bundesweiten Trend<br />

abkoppeln konnten. Im Bundesdurchschnitt s<strong>in</strong>d die Besuchszahlen<br />

im Erhebungsjahr nämlich um 1,7% gesunken, während sie <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> um 6,5% angestiegen s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>Bayern</strong> hat mit 20,5 Mio. Besuchern se<strong>in</strong>en deutlichen Vorsprung<br />

vor Baden-Württemberg (14,1 Mio. Besucher) und Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

(14,3 Mio. Besucher) im Vergleich zum Vorjahr<br />

(<strong>Bayern</strong>: 19,2 Mio. Besucher, Baden-Württemberg: 14,3 Mio.)<br />

weiter behaupten können. Da die statistische Erhebung nicht alle<br />

mehr als 1.100 bayerischen <strong>Museen</strong> erfasst hat, kann man sogar<br />

von <strong>in</strong>sgesamt weit über 21 Millionen Besuchern ausgehen.<br />

Die Zukunft der Bilder<br />

Tagung <strong>in</strong> Braunschweig, 30./31.10.2004<br />

Fotografien verblassen, digitale Bilddaten werden unleserlich.<br />

Das visuelle Gedächtnis des Industriezeitalters ist bedroht. Wie<br />

die Zukunft der Bilder sichern? Interdiszipl<strong>in</strong>äres Wissen und<br />

Branchen übergreifende Kooperation s<strong>in</strong>d nötig. Die Sektionen<br />

„Geschichte und Archive“ sowie „Wissenschaft und Technik“ der<br />

Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) richten daher<br />

– unterstützt von der STIFTUNG NORD/LB – ÖFFENTLICHE und<br />

der Kulturstiftung der Länder – am 30. und 31. Oktober 2004 <strong>in</strong><br />

Braunschweig e<strong>in</strong>e Veranstaltung zur Erhaltung von zeitgenössischen<br />

und historischen Fotografien aus.<br />

Die Vorträge und Workshops wenden sich an alle Berufsgruppen,<br />

die mit der Herstellung und dem Ausstellen, dem Sammeln<br />

und Bewahren von fotografischen und digitalen Bildern befaßt<br />

s<strong>in</strong>d: Fotografen, Dokumentare, Datenbankverantwortliche, Archivare,<br />

Museologen, Restauratoren, Kuratoren, Sammler oder<br />

Wissenschaftler <strong>in</strong> öffentlichen und privaten Sammlungen. Die<br />

Tagung verfolgt außer e<strong>in</strong>er fachlichen Fortbildung explizit und<br />

öffentlichkeitsbezogen auch kulturpolitische Ziele: Sie soll dazu<br />

beitragen, e<strong>in</strong> Forum „Rettet die Bilder!“ zu gründen. Hier<strong>in</strong> sollen<br />

die zum Teil langjährigen regionalen Aktivitäten bundesweit<br />

und mit <strong>in</strong>ternationaler Perspektive gebündelt werden.<br />

Am 30.10. wird Prof. Dr. Rolf Sachsse (Bonn/Krefeld) medientheoretische<br />

Überlegungen zum Fotografieren und Sammeln<br />

von Fotografie und digitalen Bildern anstellen. Grant B. Romer<br />

(George-Eastman-House, Rochester NY) stellt die Frage „Warum<br />

Restaurierung?“ und spricht dabei berufsethische Aspekte<br />

fotokonservatorischen Handelns an. Dr. Franziska Frey (Rochester<br />

Institute of Technology) referiert über Kosten und Wege der<br />

Langzeitarchivierung von Fotografien und Daten. Gert Koshofer<br />

(Bergisch Gladbach) wird sich der Haltbarkeit von aktuell verfügbaren<br />

Filmen und Fotopapieren annehmen. Das Thema von<br />

Dr. Rudolf Gschw<strong>in</strong>d (Universität Basel) ist „Neue Methoden digitaler<br />

Archivierung“. Mart<strong>in</strong> Jürgens (Hamburg) stellt moderne<br />

Montierungsmethoden für Farbfotografien vor. Yola de Lusenet<br />

(European Commission on Preservation and Access, Amsterdam)<br />

spricht unter dem Titel „SEPIA und die Folgen“ über praktische<br />

Lösungen und kulturpolitische Perspektiven. Den Vorträgen<br />

schließt sich, moderiert von Lars Spengler (Braunschweig), unter<br />

dem Titel „Die Zukunft der Bilder“ e<strong>in</strong>e Podiumsdiskussion an.<br />

Am 31.10. s<strong>in</strong>d Workshops zum Konservieren von Fotografien<br />

(Klaus Pollmeier, Mülheim/Dessau), zum sachgerechten Aufbau<br />

von Bilddatenbanken (Prof. Reg<strong>in</strong>e Scheffel, HTWK Leipzig) sowie<br />

zum Identifizieren und Konservieren von Digitaldrucken (Mart<strong>in</strong><br />

Jürgens, Hamburg) vorgesehen. Außerdem wird e<strong>in</strong> Treffen lokaler<br />

und regionaler Fotografie-Arbeitsgruppen stattf<strong>in</strong>den, das<br />

Wolfgang Hesse (Rundbrief Fotografie, Dresden) moderiert.<br />

Die Teilnahme an der Tagung und den Workshops ist kostenlos.<br />

Für Pausengetränke und e<strong>in</strong>en Abendimbiss wird e<strong>in</strong> Unkostenbeitrag<br />

erhoben.<br />

Anmeldung bei:<br />

Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh),<br />

Rhe<strong>in</strong>gasse 8-12, 50676 Köln, dgph@dgph.de<br />

Pflicht: Das Internet-Impressum<br />

Seit 2002 unterliegen Internet-Seiten e<strong>in</strong>er gesetzlichen Impressumspflicht<br />

– unabhängig davon, ob es sich um private, geschäftliche<br />

oder auch Seiten e<strong>in</strong>er kulturellen E<strong>in</strong>richtung wie e<strong>in</strong>es<br />

Museums handelt. Dieses Impressum soll möglichst gleich von<br />

der Startseite aus erreichbar se<strong>in</strong> und grundlegende Angaben zum<br />

„Herausgeber“ wie Namen des Museums, se<strong>in</strong>e Anschrift, Telefon,<br />

Fax, E-Mail und Name und Anschrift des Verantwortlichen<br />

enthalten. Bei Vere<strong>in</strong>en ist die e<strong>in</strong>getragene Nummer im Vere<strong>in</strong>sregister<br />

zu nennen. Bei Verstößen kann es zu Abmahnungen und<br />

z. T. empf<strong>in</strong>dlichen Geldbußen kommen.<br />

Weitere Informationen und Hilfen bietet die Seite www.<br />

abmahnwelle.de, Hier f<strong>in</strong>det sich beim Scrollen der rechten Spalte<br />

der E<strong>in</strong>trag „Impressum-Generator“, der die korrekte Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es Impressums unterstützt.<br />

E<strong>in</strong>e schöne Bescherung<br />

Wenige Tage vor Weihnachten 2003 brannte das E<strong>in</strong>gangsgebäude<br />

des Fränkischen Freilandmuseums <strong>in</strong> Bad W<strong>in</strong>dsheim. Das<br />

Obergeschoß wurde bis auf den großen Wirtshaussaal völlig vernichtet.<br />

Die Brandursache konnte nicht völlig geklärt werden,<br />

man geht aber davon aus, dass wohl Unachtsamkeit bei e<strong>in</strong>er<br />

Feier im Gasthaus das Feuer auslöste.<br />

Dieser Brand ist der erste größere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bayerischen Freilichtmuseum.<br />

Er zeigt, wie auch andere Brände, z. B. vor ca. 10<br />

Jahren im Hohenloher Freilichtmuseum <strong>in</strong> Wachershofen, die besondere<br />

Feuergefahr <strong>in</strong> Freilichtmuseen.<br />

Über Mittelfranken h<strong>in</strong>aus löste die Nachricht vom Brandunglück<br />

große Anteilnahme aus, die sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erstaunlichen<br />

Spendenbereitschaft ausdrückte. Das stattliche, 1705 erbaute<br />

Gasthaus aus Oberampfrach wird wieder errichtet werden.<br />

Das noch relativ gut erhaltene Untergeschoß, der große, kaum<br />

beschädigte Saal im Obergeschoss und die vorhandenen Archiv-


Berichte/Aktuelles 73<br />

unterlagen lassen erwarten, dass das Gebäude nicht nur se<strong>in</strong>en<br />

Symbolcharakter bewahren – es war das erste Gebäude des Freilichtmuseums<br />

und e<strong>in</strong> beliebtes Gasthaus –, sondern auch als<br />

Teilkopie den Typus e<strong>in</strong>es stattlichen Dorfgasthofes <strong>in</strong> Mittelfranken<br />

präsentieren kann.<br />

Das e<strong>in</strong>zig Positive an diesem Unglück: Die bisher unbefriedigende<br />

Kassensituation wird durch e<strong>in</strong> eigenes Kassengebäude<br />

spürbar verbessert werden.<br />

Obersalzberger Gespräche<br />

E<strong>in</strong>e Vortragsreihe zur Zeitgeschichte<br />

Ende Oktober 1999 wurde die vom Freistaat <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> Auftrag<br />

gegebene „Dokumentation Obersalzberg“, e<strong>in</strong>e Dauerausstellung<br />

des Instituts für Zeitgeschichte, München - Berl<strong>in</strong>, auf dem<br />

Obersalzberg bei Berchtesgaden eröffnet.<br />

Der Obersalzberg, seit 1923 Hitlers Feriendomizil, war nach<br />

1933 zu e<strong>in</strong>em zweiten Regierungssitz neben Berl<strong>in</strong> ausgebaut<br />

worden. Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Obersalzbergs<br />

und verb<strong>in</strong>det die Ortsgeschichte mit e<strong>in</strong>er Darstellung der zentralen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsformen der nationalsozialistischen Diktatur.<br />

Folgende Themen werden behandelt: der Obersalzberg, Führermythos<br />

und Führerkult, Akteure des Regimes, nationalsozialistische<br />

Volksgeme<strong>in</strong>schaft, Terrorapparat, „Rassenpolitik“, Judenverfolgung<br />

und Völkermord, Widerstand und Emigration, Hitlers<br />

Außenpolitik, der zweite Weltkrieg, die Bunkeranlage und der<br />

Obersalzberg nach 1945. Es s<strong>in</strong>d über 900 Fotos, Dokumente,<br />

Plakate, Film- und Tonaufnahmen, die der Öffentlichkeit zum<br />

Teil erstmals zugänglich gemacht werden, zu sehen (vgl. Museum<br />

heute 20, S. 3-11) . Die „Dokumentation Obersalzberg“ ist ganzjährig<br />

geöffnet. Mit über 120.000 Besuchern pro Jahr stößt die<br />

Ausstellung auf sehr großes Interesse.<br />

Der große Erfolg und die <strong>in</strong>ternationale Anerkennung ließen<br />

bald die Notwendigkeit für zusätzliche, ergänzende Informationen<br />

erkennen. So begann man im Frühjahr 2003, zu „Obersalzberger<br />

Gesprächen“ zwei Mal im Jahr Referenten zu speziellen Themenbereichen<br />

e<strong>in</strong>zuladen. Da für derartige Veranstaltungen noch ke<strong>in</strong><br />

Raum zur Verfügung steht, f<strong>in</strong>den sie e<strong>in</strong>stweilen im Bereich der<br />

Ausstellung ab. Es können 150 Besucher aufgenommen werden.<br />

Die bereits stattgefundenen Abende waren stets ausverkauft.<br />

Die Gesprächsreihe wurde von Prof. Max Mannheimer, dem<br />

Vorsitzenden der Lagergeme<strong>in</strong>schaft Dachau, eröffnet. Er berichtete<br />

als Überlebender von Auschwitz und Dachau. Florian Beierl,<br />

Vorsitzender des „Obersalzberg Institutes“, sprach im Herbst 2003<br />

über die Bunkeranlagen des Obersalzbergs, deren Baugeschichte,<br />

Verwendung und historischem Vermächtnis. Dieser Vortrag musste<br />

wegen des großen Interesses sogar wiederholt werden. Im April<br />

2004 war Mart<strong>in</strong> Bormann jun. aus Herdecke zu Gast. „Leben<br />

gegen Schatten. Gelebte Zeit – geschenkte Zeit“ war das Thema<br />

dieses Abends.<br />

Geplant ist für Oktober 2004 e<strong>in</strong> Abend mit Ulrich Chaussy.<br />

Der Autor des Buches „Nachbar Hitler“ spricht über die Geschichte<br />

se<strong>in</strong>er Buchrecherche, die ihn auf der Suche nach den Spuren<br />

von Hitlers Herrschaftssitz <strong>in</strong> Berchtesgaden das verschwundene<br />

Dorf Obersalzberg f<strong>in</strong>den ließ.<br />

Die vielen Teilnehmer an den „Obersalzberger Gesprächen“<br />

haben bestätigt, dass ständige Ausstellungen unbed<strong>in</strong>gt der Ergänzung<br />

durch aktuelle Angebote bedürfen. Kam der Kreis der<br />

Besucher zunächst aus Berchtesgaden und Umgebung, so ist <strong>in</strong>zwischen<br />

bereits <strong>in</strong>ternationales Interesse zu erkennen.<br />

Mit dem <strong>in</strong> diesem Jahr begonnenen Erweiterungsbau erhält<br />

die „Dokumentation Obersalzberg“ auch e<strong>in</strong>en großen Tagungsraum,<br />

<strong>in</strong> dem die künftigen „Obersalzberger Gespräche“ und weitere<br />

Veranstaltungen stattf<strong>in</strong>den können.<br />

L<strong>in</strong>da Pfnür<br />

Dr. Max Mannheimer referierte beim 1. Obersalzberger Gespräch.<br />

Ausstellung zu verleihen<br />

Den Sternen entlang - Pilgerwege: Jakobsweg/Spanien - Kailash/<br />

Tibet - Qoyllur Rit`i/Peru<br />

Pilgern boomt. Die Zahlen sprechen für sich: Alle<strong>in</strong> 1999 s<strong>in</strong>d<br />

mehr als 160.000 Menschen über den Jakobsweg nach Santiago<br />

de Compostela gepilgert, für 2004 erwartet man gut 200.000. Es<br />

ist e<strong>in</strong>e Route mit e<strong>in</strong>er langen Geschichte:<br />

Santiago ist jene Stadt im spanischen Galicien, wo man im 9.<br />

Jahrhundert auf wundersame Weise das Grab des Apostels Jakob<br />

entdeckt hat. Für das Spanien der Reconquista, das sich gegen<br />

die Mauren zu wehren suchte, e<strong>in</strong>e fabelhafte Fügung. Bald schon<br />

war Santiago neben Rom und Jerusalem das wichtigste Pilgerziel<br />

der römisch-katholischen Kirche - und der frühere Sternenweg,<br />

den schon die Kelten entlang gezogen waren und der sich nun<br />

Jakobsweg oder Cam<strong>in</strong>o de Santiago nannte, e<strong>in</strong>e der bekanntesten<br />

Handelsstraßen Europas. Wieder entdeckt wurde der Jakobsweg<br />

dann 1984, als die galicischen Bischöfe den Europarat baten,<br />

den Cam<strong>in</strong>o als Kulturgut zu anzuerkennen. Der Jakobsweg kann<br />

sich heute „Erste europäische Kulturstraße“ nennen. Er erlebt nun<br />

e<strong>in</strong>e fast schon unglaubliche Renaissance.<br />

Ähnliche Zahlen wie aus Santiago kommen aus Peru. Tausende<br />

von Indianern aus allen Teilen Südamerikas treffen sich alljährlich<br />

<strong>in</strong> Qoyllur Rit`i, e<strong>in</strong>er Hochebene <strong>in</strong> den peruanischen Anden, um<br />

dort am Sternengletscher das „Fest des Schneesterns“ zu zelebrieren.<br />

Im Zentrum der Feiern steht e<strong>in</strong> uralter <strong>in</strong>dianischer Brauch,<br />

der die Christianisierung durch die Spanier ungebrochen überlebt<br />

hat: Die Ukukus, als Bären verkleidete <strong>in</strong>dianische Zeremonienmeister,<br />

hacken große Eisbrocken aus dem Gletscher und br<strong>in</strong>gen<br />

sie zu Tal, wo sie geschmolzen werden. Das auf diese Weise<br />

gewonnene Wasser gilt als heilig, ist gleichermaßen Arznei wie<br />

spirituelles Elixier.


74 Berichte/Aktuelles<br />

Kontakt:<br />

Dr. Susanne Schaber, Flötzersteig 248, A-1050 Wien,<br />

Tel. 0043/1/914 14 62, Fax 0043/1/914 63 18,<br />

schaber@aon.at, oder Christoph L<strong>in</strong>gg, Schloßgasse 15/6a,<br />

A-1140 Wien, Tel. und Fax 0043/1/544 17 99,<br />

mail@christophl<strong>in</strong>gg.com, www.christophl<strong>in</strong>gg.com<br />

Auf dem Weg nach Santiago de Compostela.<br />

Auch die Pilgerreise zum Kailash, dem Heiligen Berg im Norden<br />

Tibets, ist Jahrtausende alt. Der Sitz der Götter, den die H<strong>in</strong>duisten<br />

und Buddhisten am Gipfel des Kailash vermuten, darf<br />

nicht bestiegen werden, doch die Umrundung sollte jeder Gläubige<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal im Leben versucht haben. Wer den 53 Kilometer<br />

langen Pilgerweg, der durch unwegsames Gelände führt,<br />

h<strong>in</strong>ter sich gebracht hat, erspart sich damit gleich mehrere Wiedergeburten,<br />

weiß man <strong>in</strong> Tibet. E<strong>in</strong>e Vorstellung, der Pilger aus<br />

ganz Asien folgen: Die Umrundung des Kailash so glaubt man,<br />

führt <strong>in</strong>s heilige Zentrum der Erde.<br />

Drei Pilgerwege, die Menschen aller Nationen und Kulturen<br />

vere<strong>in</strong>en, die Neugierige aus aller Welt anziehen und Gläubige<br />

mehrerer Religionen verb<strong>in</strong>den. Was ist es, das Gläubige wie Ungläubige<br />

an solchen Pilgerwegen gleichermaßen fasz<strong>in</strong>iert? Die<br />

spirituelle Energie heiliger Orte? Abenteuerlust?<br />

Die Ausstellung von Christoph L<strong>in</strong>gg (Fotos) und Susanne<br />

Schaber (Texte) zu diesem Thema umfasst 90 Fotos und 20 Texte,<br />

Format 50 x 70, <strong>in</strong>kl. Passepartouts. Sie wird mit Passepartouts<br />

und auf Wunsch mit oder ohne Wechselrahmen geliefert. Es kann<br />

auch jeder der drei Pilgerwege als E<strong>in</strong>zelausstellung gebucht werden.<br />

Als solche würde sie jeweils 39 Bilder und acht Tafeln umfassen.<br />

Für die Vernissage stehen e<strong>in</strong>e Videoshow, e<strong>in</strong>e Klang<strong>in</strong>stallation<br />

und e<strong>in</strong>e Lesung zur Verfügung. Zur Ausstellung ist im<br />

Picus-Verlag e<strong>in</strong> Buch gleichen Titels erschienen, das als Katalog<br />

dient. Die Ausstellung war bisher im Wiener Hofmobiliendepot/<br />

Schönbrunn AG, <strong>in</strong> Passau, Eichstätt und Ljubljana zu sehen und<br />

wird u. a. noch <strong>in</strong> Eisenstadt, Zürich und Santiago de Compostela<br />

gezeigt werden.<br />

Ausstellung zur <strong>in</strong>nerdeutschen Geschichte<br />

Am 30. April 1976 wurde Michael Gartenschläger an der <strong>in</strong>nerdeutschen<br />

Grenze bei Büchen von e<strong>in</strong>em Spezialkommando des<br />

M<strong>in</strong>isteriums für Staatssicherheit der DDR erschossen. Der 32jährige<br />

Wahl-Hamburger wollte zum dritten Mal e<strong>in</strong>e der Splitterm<strong>in</strong>en<br />

an den Grenzsperranlagen an der <strong>in</strong>nerdeutschen Grenze<br />

entfernen. Die Existenz dieser „Selbstschussanlagen“ hatte die<br />

DDR-Regierung bis zu diesem Zeitpunkt verleugnet.<br />

Gartenschläger war <strong>in</strong> der Nähe von Berl<strong>in</strong> aufgewachsen und<br />

erlebte die Repressalien des Regimes, als se<strong>in</strong> Jugendclub, benannt<br />

nach dem Rock-´n´-Roll-Star Ted Herold, verboten wurde. Se<strong>in</strong><br />

Protest gegen das Verbot westlich geprägter Jugendkultur führte<br />

zu Verhaftung und Prozess und schließlich zu lebenslanger Haftstrafe.<br />

Nach Freikauf durch die BRD versuchte Gartenschläger, die<br />

menschenverachtenden Vorgänge an der <strong>in</strong>nerdeutschen Grenze<br />

anzuprangern, was er schließlich mit dem Leben bezahlte.<br />

Die Ausstellung „Michael Gartenschläger – Leben und Sterben<br />

zwischen Deutschland und Deutschland“, konzipiert von der<br />

Gedenkstätte Deutsche Teilung <strong>in</strong> Marienborn, wirft <strong>in</strong> Text- und<br />

Bildtafeln, mit Dokumenten und Objekten aus dem Leben Gartenschlägers,<br />

Filmausschnitten und e<strong>in</strong>er Hörstation anhand dieses<br />

E<strong>in</strong>zelschicksals e<strong>in</strong> Schlaglicht auf die Geschichte der Jugend<br />

<strong>in</strong> der DDR zur Zeit des „Kalten Krieges“ und er<strong>in</strong>nert an die<br />

Brutalität der Teilung Deutschlands. Sie kann gegen Übernahme<br />

der Transportkosten – Bezuschussung nach Absprache möglich<br />

- sowie eigenen Auf- und Abbau bei der Gedenkstätte Deutsche<br />

Teilung ausgeliehen werden. Plakate und Flyer stehen zum Selbstkostenpreis<br />

zur Verfügung.<br />

Weitere Informationen:<br />

Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, an der BAB 2,<br />

39365 Marienborn, Tel. 039406/9209-0, Fax -9,<br />

gedenkstätte@marienborn.de


Dr. Andreas Boos, Historisches Museum Regensburg<br />

Dr. Michaela Breil, Historiker<strong>in</strong> und Kulturpädagog<strong>in</strong>, München<br />

Anjalie Chaubal, Museum Wörlen, Passau<br />

Hans Eich<strong>in</strong>ger, Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g<br />

Dr. Christof Flügel, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dr. Albrecht A. Gribl, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Eva Haupt M. A., Isergebirgs-Museum Neugablonz<br />

Doris Hefner M. A., Archäolog<strong>in</strong> und Kulturkurator<strong>in</strong>, Gilch<strong>in</strong>g<br />

Ernst Höntze, Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g<br />

Ingrid Jütt<strong>in</strong>g M. A., Ma<strong>in</strong>z<br />

Ilka Knöpfel M. A., Webdesign & Website-Management, Kempten<br />

Dr. Kilian Kreil<strong>in</strong>ger, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dr. Hannelore Kunz-Ott, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dr. Astrid Pellengahr, Kempten<br />

L<strong>in</strong>da Pfnür, Dokumentation Obersalzberg<br />

Dr. Doris Prenn, prenn_punkt, Büro für Kommunikation & Gestaltung,<br />

Alkoven<br />

Dr. Viktor Pröstler, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Jochen Ramm<strong>in</strong>g M. A., Kulturwissenschaftler, Kulturbüro<br />

FranKonzept, Würzburg<br />

Stefan Siemer, Deutsches Museum München<br />

Dr. Wolfgang Stäbler, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Dagmar Stonus M. A., Kulturwissenschaftler<strong>in</strong>, Kulturbüro<br />

FranKonzept, Würzburg<br />

Markus Tremmel, Museum im Adlhoch-Haus, Altdorf<br />

Georg Waldemer, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Ariane Weidlich M. A., Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an<br />

der Glentleiten, Großweil<br />

Monika Weigl, Museum im Adlhoch-Haus, Altdorf<br />

Die Autoren<br />

dieses Hefts<br />

Abbildungen:<br />

Landesstelle für die nichtsstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>:<br />

(Markus Hundmer) S. 3, 40, (Wolfgang Stäbler) 43-45,<br />

(Georg Waldemer) S. 49<br />

Ballonmuseum Gersthofen, S. 4, 6, 7a, 10<br />

Atelier Erich Hackel: S. 7b, 8<br />

Verkehrsvere<strong>in</strong> Kaufbeuren: 11<br />

Isergebirgs-Museum Neugablonz: 13-15<br />

Atelier Zudem – S. Issig und D. Nitschke: S. 16-20<br />

Hans-Joachim Becker, München: S. 22-24<br />

Andreas Boos: S. 26<br />

Ferstl: S. 29b<br />

Doris Hefner, Michaela Breil: 30-32<br />

Thomas Jerger: S. 36a<br />

Hartmut Reese: S. 36b<br />

Sibylle Schmidt-Lawrenz M.A., Kronburg: S. 47, 48<br />

S. 43-45, (Georg Waldemer) S. 49,<br />

Dieter Nübler, Regensburg: 54a<br />

Frischauf: S. 55<br />

Freilichtmuseum an der Glentleiten: S. 61<br />

Roland B<strong>in</strong>der: S. 63<br />

Dokumentationszentrum Obersalzberg: S 73<br />

Christoph L<strong>in</strong>gg: S. 74


Landesstelle für die<br />

nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Alter Hof 2, 80331 München<br />

Telefon 089/21 01 40-0<br />

Telefax 089/21 01 40-40<br />

ISSN 0944-8497

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