33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern
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Fakten, Tendenzen, Hilfen
Fakten – Tendenzen – Hilfen<br />
Herausgeber:<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege<br />
Alter Hof 2<br />
80331 München<br />
Telefon 089/210140-0<br />
Telefax 089/210140-40<br />
E-Mail landesstelle@blfd.bayern.de<br />
Internet www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de<br />
Redaktion:<br />
Dr. Wolfgang Stäbler<br />
Grafisches Konzept:<br />
Büro Gerw<strong>in</strong> Schmidt, München<br />
Satz:<br />
Eva-Maria Fleckenste<strong>in</strong><br />
Druck:<br />
Lipp GmbH, Graphische Betriebe,<br />
81477 München<br />
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />
Titelfoto:<br />
Ballonmuseum Gersthofen: Nachbau der Ballongondel, die Baron<br />
von Lütgendorf 1786 bei se<strong>in</strong>em gescheiterten Startversuch <strong>in</strong><br />
Gersthofen benutzte.<br />
München, im August 2004<br />
ISSN 0944-8497
Inhalt<br />
Editorial<br />
Dr. York Langenste<strong>in</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3<br />
Museumsporträt<br />
„Dem Himmel so nah...” Die Erweiterung der Dauerausstellung<br />
im Ballonmuseum Gersthofen (Astrid Pellengahr) . . . . Seite 4<br />
Das Isergebirgs-Museum Neugablonz. Industrie- und Kulturgeschichte<br />
zwischen Nordböhmen und Allgäu (Eva Haupt)<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11<br />
Das Museum Barockschule <strong>in</strong> Volkach. Regionalmuseen als<br />
„Basiscamps für Zukunftsexpeditionen“ (Jochen Ramm<strong>in</strong>g/<br />
Dagmar Stonus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16<br />
Gewehrkamera und Prachturkunden. Die neue Ausstellung<br />
„Geschichte des Deutschen Museums“ (Stefan Siemer) Seite 21<br />
Die Römer <strong>in</strong> neuem Licht. Zur Umgestaltung der Abteilung<br />
„Römerzeit“ im Historischen Museum Regensburg<br />
(Ingrid Jütt<strong>in</strong>g/Christof Flügel/Andreas Boos) . . . . . . Seite 26<br />
Museumspädagogik<br />
Holzdetektive und andere Schnüffelnasen. Neue Angebote im<br />
Holztechnischen Museum Rosenheim und Holzknechtmuseum<br />
Ruhpold<strong>in</strong>g (Doris Hefner/Michaela Breil) . . . . . . . . Seite 30<br />
21. Konferenz des Verbandes der Europäischen Freilichtmuseen,<br />
Schottland 31.8.-7.9.2003 (Georg Waldemer) . . . . . Seite 49<br />
Treffen der Leiter der bayerischen Freilichtmuseen, Glentleiten<br />
27.10.2003 (Kilian Kreil<strong>in</strong>ger) . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 51<br />
„Kulturelle Tradition als lebendiges Erbe“. Der <strong>in</strong>ternationale<br />
Museumstag 2004 <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (Wolfgang Stäbler) . . . Seite 52<br />
Mehr gezeigt als geredet. 15. Österreichischer Museumstag,<br />
Innsbruck 25.-27.9.2003 (Albrecht A. Gribl) . . . . . . Seite 55<br />
Volkskunde als Bildwissenschaft. Tagung 15.-18.2.2004<br />
(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 57<br />
Neue Bücher (Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . Seite 59<br />
Museumseröffnungen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> . . . . . . . . . . . . . . . Seite 61<br />
Sonderausstellungen bayerischer <strong>Museen</strong> . . . . . . . . . Seite 63<br />
Publikationen rund um die bayerischen <strong>Museen</strong> . . . . Seite 69<br />
Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 72<br />
„Jungste<strong>in</strong>zeit erleben“ und „Reden, wie e<strong>in</strong>em der Schnabel<br />
gewachsen ist“. Museumspädagogische Programme im Museum<br />
Adlhoch-Haus, Altdorf (Monika Weigl/Markus Tremmel)<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34<br />
Zielgruppe K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Neue Angebote<br />
(Hannelore Kunz-Ott) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 35<br />
Aktuelles/Berichte<br />
Barrierefrei <strong>in</strong> Ausstellungen und <strong>Museen</strong>. E<strong>in</strong> neues<br />
Vermittlungskonzept ermöglicht sehbeh<strong>in</strong>derten, bl<strong>in</strong>den<br />
und gehörlosen Menschen, Ausstellungen zu erleben<br />
(Doris Prenn) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 36<br />
Barrierefreie Internetseiten. E<strong>in</strong>e nette Geste oder e<strong>in</strong> Muss für<br />
<strong>Museen</strong>? (Ilka Knöpfel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 38<br />
MuseumPlus. Zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Museumsmanagement-<br />
Systems (Viktor Pröstler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 40<br />
MuseumPlus im E<strong>in</strong>satz. Zwei Erfahrungsberichte aus bayerischen<br />
<strong>Museen</strong> (Anjalie Chaubal; Hans Eich<strong>in</strong>ger/Ernst Höntze)<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 41<br />
Industriekultur im Museum. 12. Tagung bayerischer, böhmischer<br />
und sächsischer Museumsfachleute, Chemnitz 17.-19.9.2003<br />
(Wolfgang Stäbler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 43<br />
Jahrestreffen des Arbeitskreises für Hausforschung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />
Kempten 2.6.2003 (Georg Waldemer/Ariane Weidlich)<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 46
Editorial 3<br />
Die Leser von „Museum heute“ haben auf die vorliegende<br />
Ausgabe länger warten müssen. Wenn sie das Heft aufblättern,<br />
wissen Sie warum: Das seit 1990 vertraute Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
hat sich verändert, zwar nicht grundlegend, aber doch deutlich<br />
wahrnehmbar. Es g<strong>in</strong>g uns weniger darum, dem Zeitgeschmack<br />
zu huldigen: So haben wir die Gestaltung des <strong>Umschlag</strong>s und die<br />
Leitfarbe Grau beibehalten als e<strong>in</strong> Konzept, das vielleicht schon<br />
etwas <strong>in</strong> die Jahre gekommen ist, dabei aber nicht schlecht überlebt<br />
hat.<br />
Ziel der Überarbeitung war mehr Übersichtlichkeit der <strong>in</strong>haltlichen<br />
Gliederung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er professionelleren graphischen<br />
Gestaltung: E<strong>in</strong>e neue – wir hoffen gut lesbare – Schrift<br />
soll zusammen mit e<strong>in</strong>em flexibleren Layout dazu beitragen, den<br />
Inhalt lebendiger und anregender als bisher zu vermitteln.<br />
Vielleicht hätten Sie sich gewünscht, dass sich die Farbigkeit<br />
der bayerischen Museumslandschaft auch <strong>in</strong> farbigen Abbildungen<br />
spiegelt, und etwa auch bei der Wiedergabe technischer<br />
Abbildungen hätte Farbe als wesentlicher Informationsträger die<br />
Vermittlung erleichtern können. Die gebotene Sparsamkeit bei der<br />
Produktion des Hefts hat aber den Verzicht auf Farbe notwendig<br />
gemacht: Die Differenzierung der Grautöne der Schrift ist zwar<br />
ke<strong>in</strong> Ersatz dafür, trägt aber doch zu e<strong>in</strong>em lebendigeren Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
bei. Aus Kostengründen entsteht auch das Layout bei<br />
uns im Haus am Arbeitsplatz von Eva-Maria Fleckenste<strong>in</strong>, die sich<br />
dankenswerterweise bereit erklärt hat, die graphische Gestaltung<br />
der Beiträge <strong>in</strong> „Museum heute“ zu übernehmen.<br />
Die Neukonzeption von „Museum heute“ fällt mehr oder<br />
weniger zusammen mit dem Umzug der Landesstelle aus unseren<br />
bisherigen Räumen an der Wagmüllerstraße nahe dem Bayerischen<br />
Nationalmuseum <strong>in</strong> den Burgstock des Alten Hofes: Untergebracht<br />
im Herzen der Münchner Altstadt am Standort der ehemaligen<br />
Kaiserresidenz Ludwigs des <strong>Bayern</strong> s<strong>in</strong>d wir nun an das<br />
Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als unser „Mutterhaus“<br />
wieder bis auf Sichtweite herangerückt.<br />
Gleichzeitig haben sich unsere Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den<br />
von Herrn Staatsm<strong>in</strong>ister Dr. Thomas Goppel bei der E<strong>in</strong>weihung<br />
am 16. Januar offiziell übergebenen Räumen spürbar verbessert.<br />
An den neuen Arbeitsplätzen im Alten Hof verfügen wir über die<br />
Möglichkeiten zeitgemäßer Kommunikationstechnik: Gerade die<br />
Nutzung des E-Mail-Verkehrs erleichtert den Kontakt zu unseren<br />
Partnern und erlaubt es nun, kurzfristig auf Anfragen zu reagieren.<br />
Mit dem Umzug hat sich das Spektrum der Aufgaben der<br />
Landestelle durch den Aufbau und die Eröffnung des <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t<br />
museen & schlösser <strong>in</strong> bayern erweitert. Dieses „Schaufenster“<br />
der bayerischen <strong>Museen</strong> im Alten Hof macht <strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />
die kulturelle Vielfalt <strong>Bayern</strong>s sichtbar. Über die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Beratung h<strong>in</strong>aus können Informationen über die bayerischen<br />
<strong>Museen</strong> und Schlösser und ihre aktuellen Angebote über Term<strong>in</strong>als<br />
im <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t recherchiert und abgerufen werden. Aber auch<br />
zu Hause können Sie über www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de erfahren,<br />
was <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>s <strong>Museen</strong> los ist.<br />
Bei dieser Gelegenheit e<strong>in</strong>e Bitte: Wir können nur über<br />
<strong>Museen</strong> und Museumsveranstaltungen berichten, zu denen<br />
uns Informationen vorliegen. Redaktionelle Beiträge gehen an<br />
Dr. Wolfgang Stäbler, der als Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
für die Redaktion von „Museum heute“ verantwortlich<br />
ist. Darüber h<strong>in</strong>aus brauchen wir Ihre Unterstützung, damit der<br />
von Richard Quaas geleitete <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>e Aufgabe als Zentrum<br />
des Netzwerks der bayerischen <strong>Museen</strong> und Spiegel ihrer Aktivitäten<br />
optimal erfüllen kann.<br />
Aktuelle Informationen erreichen uns am schnellsten per<br />
E-Mail (<strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t@museen-<strong>in</strong>-bayern.de) oder per Fax (089-<br />
210140-55). Prospekte und sonstige Sendungen übermitteln Sie<br />
bitte an <strong>in</strong>fopo<strong>in</strong>t museen & schlösser <strong>in</strong> bayern, Alter Hof 1,<br />
80331 München.<br />
Editorial<br />
York Langenste<strong>in</strong><br />
Staatsm<strong>in</strong>ister Dr. Thomas Goppel und Dr. York Langenste<strong>in</strong> bei<br />
der E<strong>in</strong>weihung der Räume der Landesstelle im Burgstock des<br />
Alten Hofes.
Museumsporträt 4/5<br />
Am 9. Mai 2003 eröffnete die Stadt Gersthofen den Erweiterungsbau<br />
ihres seit 1985 betriebenen Ballonmuseums. Der<br />
moderne Neubau, der neben dem Museum auch die Stadtbibliothek<br />
beherbergt, bietet rund 900 m² Ausstellungsfläche. Dadurch<br />
wurde das bisher nur 125m² umfassende Museum deutlich erweitert<br />
und kann nun se<strong>in</strong>er Bedeutung und se<strong>in</strong>em Anspruch als<br />
weltweit e<strong>in</strong>ziges Ballonmuseum mit e<strong>in</strong>em besucherorientierten<br />
neuen Konzept gerecht werden.<br />
Gersthofen ist ke<strong>in</strong> zufällig gewählter Standort für dieses<br />
Spezialmuseum. Die Stadt und die Region haben durchaus verschiedene<br />
Anknüpfungspunkte mit der Ballonfahrtgeschichte. So<br />
versuchte schon 1786 Freiherr Maximilian Josef von Lütgendorf<br />
nach vergeblichen Startversuchen <strong>in</strong> Augsburg im nahe gelegenen<br />
Dorf Gersthofen als erster Deutscher mit e<strong>in</strong>em Ballon aufzusteigen.<br />
Se<strong>in</strong> Vorhaben war allerd<strong>in</strong>gs auch dort nicht von<br />
Erfolg gekrönt. Knapp 200 Jahre später, im Jahre 1976, fand auf<br />
dem damals größten Ballonstartplatz Europas an der Via Claudia<br />
<strong>in</strong> Gersthofen die erste Weltmeisterschaft der Gasballone statt –<br />
diesmal mit Erfolg. Dank der Ansiedlung e<strong>in</strong>er chemischen Fabrik,<br />
bei deren Produktion der bei Gasballonen als Traggas e<strong>in</strong>gesetzte<br />
Wasserstoff als „Abfallprodukt“ entsteht, existiert dieser Startplatz<br />
<strong>in</strong> Gersthofen seit 1907 bis heute.<br />
So war es naheliegend, dass der Ausgsburger Ballonfahrer<br />
und Sammler Alfred Eckert, der <strong>in</strong> den 1980er Jahren auf der<br />
Suche nach e<strong>in</strong>er Bleibe für se<strong>in</strong>e Sammlung war, von der Stadt<br />
Gersthofen angesprochen wurde. Im als „Liebhaberkab<strong>in</strong>ett“<br />
angelegten Museum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wasserturm werden seit knapp 19<br />
Jahren auf fünf Etagen die verschiedenen Stationen der Ballonfahrtgeschichte<br />
anhand von orig<strong>in</strong>alen Objekten und Reproduktionen<br />
gezeigt. Die Stadt Gersthofen und der 1985 gegründete<br />
Fördervere<strong>in</strong> ergänzten den Museumsbestand kont<strong>in</strong>uierlich<br />
durch Ankäufe, so dass der Museumsturm bald aus allen Nähten<br />
platzte.<br />
Dem Himmel so nah ...<br />
Die Erweiterung der Dauerausstellung im<br />
Ballonmuseum Gersthofen<br />
Astrid Pellengahr<br />
Rund um den Ballon – der Museumsrundgang<br />
Mit der erheblichen Erweiterung der Ausstellungsfläche des Ballonmuseums<br />
im modernen Neubau s<strong>in</strong>d vielfältige Möglichkeiten<br />
entstanden, Geschichte und Technik des Ballonfahrens <strong>in</strong> neuen<br />
Dimensionen zu präsentieren. Bereits die Architektur des Hauses<br />
trägt dem Thema Luftfahrt Rechnung: In der Mitte des sich über<br />
vier Stockwerke erstreckenden Gebäudes hängt als Attraktion e<strong>in</strong><br />
gut 12 Meter hoher Gasballon <strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>algröße, den die Besucher<br />
entlang e<strong>in</strong>er spiralförmigen Rampe, die vom 2. Obergeschoss<br />
bis <strong>in</strong>s Untergeschoss reicht, umrunden können. Dieses Hauptexponat<br />
ist auch von außen gut sichtbar und stellt ohne Frage<br />
den stärksten optischen Reiz im Ballonmuseum dar. Das Gebäude<br />
bietet weitere Möglichkeiten, das Luftfahrtgerät Ballon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Element zu <strong>in</strong>szenieren: es verfügt über zwei „Lufträume“,<br />
die sich über je zwei Geschosse erstrecken. Dadurch entstehen<br />
reizvolle E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die verschiedenen Stockwerke, die konzeptionell<br />
genutzt wurden. So konnten auch zwischen den Etagen<br />
<strong>in</strong>haltliche Verb<strong>in</strong>dungen hergestellt werden.<br />
Das Museumskonzept richtet sich an <strong>in</strong>teressierte Laien und<br />
Ballonfahrer gleichermaßen. Verteilt auf drei Stockwerke erfahren<br />
die Besucher Wissenswertes über Technik und Herstellung von<br />
Ballonen, über die wissenschaftliche und militärische Nutzung der<br />
Ballone, über die Frühzeit der Ballonfahrt und die Begeisterung<br />
für diese technische Neuerung, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausgesprochenen<br />
Ballonmanie ausdrückte. Rekorde – von der ersten Überquerung<br />
des Ärmelkanals bis zur erst jüngst gelungenen Weltumrundung<br />
– s<strong>in</strong>d ebenso Themen wie die Gefahren, die mitunter mit<br />
dem Ballonfahren verbunden se<strong>in</strong> können. Die Fasz<strong>in</strong>ation, die<br />
vom „Luftball“ Ende des 18. Jahrhunderts ausg<strong>in</strong>g, wird für den<br />
Betrachter genauso nachvollziehbar wie die Begeisterung, die das<br />
Publikum bei e<strong>in</strong>em Ballonaufstieg bis heute empf<strong>in</strong>det.
6 Museumsporträt<br />
E<strong>in</strong>e Führungsl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Rundbau“?<br />
Die Entwicklung e<strong>in</strong>er Führungsl<strong>in</strong>ie stellten Museumskonzipient<strong>in</strong><br />
und Museumsgestalter vor e<strong>in</strong>e Herausforderung. Die<br />
bereits existierende Ausstellung im Wasserturm, die auf Wunsch<br />
des Auftraggebers nicht <strong>in</strong> die Neukonzeption e<strong>in</strong>bezogen werden<br />
sollte, musste schlüssig <strong>in</strong> den Museumsrundgang <strong>in</strong>tegriert<br />
werden. Dieser Wasserturm ist aber nur über das Untergeschoss<br />
des Neubaus zu erreichen. Der neue Museumsrundgang beg<strong>in</strong>nt<br />
im Erdgeschoss beim Kassenbereich des Neubaus. Um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltlich<br />
logische und klare Abfolge der Ausstellungsthemen zu erreichen,<br />
müssen die Besucher von der dort gezeigten ersten Ausstellungsabteilung<br />
ihren Rundgang im 2. Obergeschoss, das über<br />
e<strong>in</strong>en gläsernen Aufzug erschlossen ist, fortsetzen. Trotz E<strong>in</strong>satz<br />
gestalterischer Mittel und Anbr<strong>in</strong>gen von H<strong>in</strong>weisschildern auf<br />
die Führungsl<strong>in</strong>ie lässt sich nicht verh<strong>in</strong>dern, dass die Besucher<br />
e<strong>in</strong>en ganz anderen Weg durch das Gebäude wählen. Anforderung<br />
an das Konzept war es daher, auf die <strong>in</strong>haltliche Geschlossenheit<br />
jedes Stockwerks zu achten.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Besucherbetreuung an der Kasse gewährleistet<br />
weitgehend, dass die Besucher ihren Rundgang <strong>in</strong> der Regel<br />
im 2. Obergeschoss fortsetzen. Von diesem obersten Stockwerk<br />
gelangt man über die Rampe bis <strong>in</strong>s Untergeschoss und den daran<br />
angrenzenden Wasserturm mit der Altausstellung.<br />
a Seite 4: Beliebter Anziehungspunkt im Museum ist der begehbare<br />
Ballonkorb, der e<strong>in</strong>en fiktiven Blick aus 2.500 m Höhe auf<br />
e<strong>in</strong> Alpenpanorama erlaubt.<br />
b Nachbau der Ballongondel, die Baron von Lütgendorf bei se<strong>in</strong>em<br />
gescheiterten Startversuch <strong>in</strong> Gersthofen benutzte.<br />
Baron v. Lütgendorf und se<strong>in</strong> Ballon „Erdlieb“<br />
Im Erdgeschoss beg<strong>in</strong>nt der Rundgang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abteilung, die über<br />
die ersten Ballonstarts <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>formiert. Die Besucher<br />
werden von Baron von Lütgendorf empfangen, der 1786 erfolglos<br />
versuchte, zunächst von Augsburg und dann von Gersthofen aus<br />
als erster Deutscher mit dem Ballon aufzusteigen. E<strong>in</strong> Nachbau<br />
se<strong>in</strong>er aufwändig gestalteten Gondel lässt erahnen, dass <strong>in</strong> den<br />
Pionierjahren der Ballonfahrt ke<strong>in</strong>e Kosten gescheut wurden, um<br />
die Ballonaufstiege für das vornehmlich adelige und bürgerliche<br />
Publikum entsprechend <strong>in</strong> Szene zu setzen. Während die vor den<br />
Startversuchen gedruckten Kupferstiche und geprägten Gedenkmedaillen<br />
den E<strong>in</strong>druck erwecken, Lütgendorfs Aufstieg habe<br />
wirklich stattgefunden, belehrt der Nachtwächter von Gersthofen<br />
die Besucher mithilfe e<strong>in</strong>er Hörstation <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lied über den<br />
als „Erdlieb“ verspotteten Ballon e<strong>in</strong>es Besseren.<br />
Funktion, Technik und Herstellung<br />
In der folgenden Abteilung im 2. Obergeschoss werden vorrangig<br />
technische Fragen erläutert: Wieso e<strong>in</strong> Ballon <strong>in</strong> der Luft bleibt<br />
wird dabei ebenso erklärt wie die Unterschiede zwischen Gasund<br />
Heißluftballon. Schließlich wurde das tragende aerostatische<br />
Pr<strong>in</strong>zip „Leichter-als-Luft“, das die Ballone ohne jede Motorkraft<br />
am Himmel hält, auf zwei verschiedene Arten erfolgreich umgesetzt:<br />
Am 5. Juni 1783 gelang es den Brüdern Joseph (1740-<br />
1810) und Etienne Montgolfier (1747-1799) im französischen<br />
Ort Annonay bei Lyon, e<strong>in</strong>en mit heißer Luft gefüllten Ballon aus<br />
Papier und Le<strong>in</strong>wand aufsteigen zu lassen. Nur gute zwei Monate<br />
nach diesem ersten erfolgreichen Aufstieg e<strong>in</strong>es Heißluftballons<br />
startete am 27. August 1783 vom Marsfeld <strong>in</strong> Paris e<strong>in</strong> ebenfalls<br />
unbemannter Gasballon, den der Physikprofessor Jacques Charles<br />
(1747-1823) konstruiert hatte. Der kurz zuvor entdeckte Wasserstoff<br />
diente dabei als Traggas.<br />
Die konstruktiven Unterschiede zwischen beiden Ballonarten<br />
werden <strong>in</strong> der Ausstellung anhand der verschiedenen Bauteile<br />
erklärt. Neben Ballonkorb, Brenner und Gasflaschen als Ausstattungsgegenständen<br />
e<strong>in</strong>es modernen Heißluftballons dürfen<br />
für den Gasballon Korbr<strong>in</strong>g, Ventile, Sandsäcke und e<strong>in</strong>e bis <strong>in</strong>s<br />
frühe 20. Jahrhundert benutzte Ankeregge als Landehilfe nicht<br />
fehlen. Zwei Funktionsmodelle, die der Besucher per Knopfdruck<br />
an e<strong>in</strong>em Bedienpult durch Auswahl verschiedener Befehle Steigen<br />
bzw. S<strong>in</strong>ken lassen kann, veranschaulichen die eher trockene
Museumsporträt 7<br />
Materie der Ballontechnik auf spielerische Art. Welche Folgen die<br />
unterschiedliche technische Umsetzung des Pr<strong>in</strong>zips „Leichter-als<br />
Luft“ für den Betrieb von Gas- und Heißluftballon hat, erfährt<br />
der Besucher auch beim Thema Aufrüsten, also dem Aufbau und<br />
Füllen der Ballone. Neben Kupferstichen aus der Frühzeit der Ballonfahrt,<br />
<strong>in</strong> der das Traggas Wasserstoff für den Gasballon vor<br />
Ort aus Schwefelsäure und Eisenspänen hergestellt wurde, oder<br />
Abbildungen von frühen Feuerungsanlagen für Heißluftballone,<br />
bei denen u. a. Wolle verbrannt wurde, zeigt e<strong>in</strong> kurzer Film, wie<br />
e<strong>in</strong> Heißluftballon heute aufgerüstet wird.<br />
E<strong>in</strong>mal am Himmel wird die Richtung, <strong>in</strong> die e<strong>in</strong> Ballon fährt,<br />
vom W<strong>in</strong>d bestimmt. Dennoch benötigt der Pilot an Bord verschiedene<br />
Geräte, die ihm erlauben, die Position des Ballons<br />
genau zu bestimmen. So gibt z. B. der Höhenmesser die Fahrthöhe<br />
des Ballons an, das Variometer dagegen misst, ob der Ballon<br />
steigt oder s<strong>in</strong>kt. Für sportliche und wissenschaftliche Ballonfahrten<br />
ist zudem e<strong>in</strong> Barograph oder Höhenschreiber vonnöten,<br />
der den Verlauf e<strong>in</strong>er Ballonfahrt genau aufzeichnet. Neben<br />
solchen Instrumenten, die schon Ende des 19. Jahrhunderts verwendet<br />
wurden, erfährt der Besucher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurzfilm über e<strong>in</strong>e<br />
Gasballon-Wettfahrt, dass heute auch hochmoderne Geräte wie<br />
Computer zur Ermittlung der Wetterprognose oder das GPS (Global<br />
Position<strong>in</strong>g System) zur Bestimmung von Höhe, Position und<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit an Bord e<strong>in</strong>es Ballons e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Was für e<strong>in</strong> Gefühl es ist, <strong>in</strong> die Höhe zu entschweben, soll<br />
nicht nur der E<strong>in</strong>satz verschiedener Medien wie Filmen verdeutlichen.<br />
E<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>em Luftraum hängender und über e<strong>in</strong>en Steg<br />
begehbarer Ballonkorb, der unter Beachtung aller Sicherheitsvorschriften<br />
so angebracht ist, dass er sich beim Betreten leicht<br />
bewegt, verursacht bei Besuchern e<strong>in</strong> wirklichkeitsnahes Kribbeln<br />
<strong>in</strong> der Magengegend. Beim Blick aus dem Ballonkorb bietet sich<br />
der Anblick e<strong>in</strong>er ca. 25m² großen Alpenlandschaft, die zusammen<br />
mit e<strong>in</strong>em Wand- und Deckengemälde die Illusion verstärkt,<br />
<strong>in</strong> der Luft zu se<strong>in</strong>.<br />
Die Sicherheit und Tragfähigkeit von Ballonen hängt neben<br />
den bereits erwähnten Bauteilen und Instrumenten auch von der<br />
Qualität der Ballonhüllen ab. Seit Beg<strong>in</strong>n der Ballonfahrt Ende<br />
des 18. Jahrhunderts arbeiten fast alle Konstrukteure an dem<br />
Problem, dichte, reißfeste und leichte Ballonhüllen zu fertigen.<br />
Auch die im Jahre 1897 von dem Augsburger Unternehmer<br />
August Ried<strong>in</strong>ger (1845-1919) gegründete Ballonfabrik befasste<br />
sich mit diesem Problem, wie e<strong>in</strong>e Ballonstoffprüfmasch<strong>in</strong>e<br />
– e<strong>in</strong>e Leihgabe aus dem Deutschen Museum München – zeigt.<br />
Großfotos geben E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Herstellung von Ballonhüllen und<br />
–körben, von Ventilen und anderem Zubehör, das die Augsburger<br />
Ballonfabrik für Kunden aus der ganzen Welt produzierte. Während<br />
des Ersten Weltkriegs arbeiteten hier bis zu 800 Frauen, um<br />
den Bedarf an Militärballonen zu decken.<br />
Nach dieser E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die technischen Grundlagen der<br />
Ballone erfährt der Besucher im 1. Obergeschoss, das über die<br />
Rampe erreichbar ist, wie die Eroberung der 3. Dimension, die<br />
vor allem von wissenschaftlicher und auch von militärischer Seite<br />
betrieben wurde, von statten g<strong>in</strong>g.<br />
Der Ballon im Dienst der Wissenschaft<br />
Seit Beg<strong>in</strong>n der Ballonfahrt Ende des 18. Jahrhunderts wurde<br />
der Gasballon <strong>in</strong> der Forschung e<strong>in</strong>gesetzt. In ganz Europa stiegen<br />
Wissenschaftler mit dem Ballon <strong>in</strong> immer größere Höhen auf<br />
und sammelten dabei vorrangig Erkenntnisse über den Aufbau der<br />
Atmosphäre, die Wetterkunde, den Erdmagnetismus und die Erdanziehungskräfte.<br />
Der mit zunehmender Höhe s<strong>in</strong>kende Sauerstoffgehalt<br />
der Luft wie auch der abnehmende Luftdruck setzten den Forschungsaufstiegen<br />
im offenen Ballonkorb Grenzen. Abbildungen von<br />
legendären Höhenforschungsfahrten, bei denen sich mitunter auch<br />
gravierende Unfälle ereigneten, veranschaulichen dieses Thema.<br />
a H<strong>in</strong>ter dem Wasserturm, der die Altausstellung beherbergt,<br />
schließt der Neubau mit Museum und Stadtbibliothek an.<br />
b Schnitt durch den vierstöckigen Neubau und den unterirdischen<br />
Verb<strong>in</strong>dungsgang zum alten Museum im Wasserturm.
8 Museumsporträt<br />
a Blick <strong>in</strong> die Ausstellungsabteilung „Aufrüsten von Gas- und<br />
Heißluftballon“.<br />
b Rechts im Bild ist e<strong>in</strong> Teil des Gletschermodells vom „Großen<br />
Gurgler Ferner“ zu sehen. Dort landete Piccard 1931 wohlbehalten<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Alum<strong>in</strong>iumgondel, deren Nachbau h<strong>in</strong>ten l<strong>in</strong>ks zu erkennen<br />
ist.<br />
Erst um das Jahr 1930 wurde es möglich, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlossenen<br />
Gondel <strong>in</strong> immer größere Höhen vorzudr<strong>in</strong>gen. Der Schweizer<br />
Physiker Auguste Piccard (1884-1963) stieg 1931 von Augsburg<br />
auf 15.781 Meter Höhe auf. In diesen Stratosphäre genannten<br />
Teil der Atmosphäre war vor Piccard noch ke<strong>in</strong> Mensch vorgedrungen.<br />
Piccard wählte ganz bewusst Augsburg als Aufstiegsort<br />
für se<strong>in</strong> kühnes Vorhaben, war mit der Ried<strong>in</strong>gerschen Ballonfabrik<br />
doch e<strong>in</strong> weltweit führendes Unternehmen vor Ort, das <strong>in</strong><br />
der Lage war, e<strong>in</strong>en solchen Spezialballon zu bauen. Der bahnbrechende<br />
Stratosphärenaufstieg Piccards ist nicht nur wissenschaftsgeschichtlich<br />
von großer Bedeutung, sondern zählt aufgrund<br />
verschiedener Pannen, die sich während der Höhenfahrt<br />
ereigneten, auch zu den spannungsreichsten Forschungsaufstiegen.<br />
Die auf gut vier Stunden angesetzte Fahrt dehnte sich auf<br />
<strong>in</strong>sgesamt 17 Stunden aus. Statt wie geplant um 8 Uhr morgens<br />
im oberbayerischen Alpenvorland landete der Ballon nachts<br />
um 21 Uhr <strong>in</strong> 2.700 m Höhe auf dem Großen Gurgler Ferner <strong>in</strong><br />
Österreich. Zu diesem Zeitpunkt galt die Ballonbesatzung noch<br />
als vermisst, erst am nächsten Morgen wurde die Landung des<br />
seltsamen Luftgefährts von e<strong>in</strong>em Bewohner der Ortschaft Obergurgl<br />
entdeckt. Grund für den geänderten Fahrtverlauf war e<strong>in</strong>e<br />
defekte Ventille<strong>in</strong>e, die beim raschen Start, der den Ballon b<strong>in</strong>nen<br />
25 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> 15.000 Meter brachte, riss. Dadurch war es Piccard<br />
nicht mehr möglich, Gas aus der Ballonhülle abzulassen und<br />
das Luftfahrtgerät somit kontrolliert s<strong>in</strong>ken und landen zu lassen.<br />
Erst durch die abendliche Abkühlung sank der Ballon allmählich<br />
von selbst.<br />
Im Bestand des Ballonmuseums bef<strong>in</strong>det sich zu diesem<br />
Ereignis nur e<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>alexponat, e<strong>in</strong> Halteseil. Da auf die Abteilung<br />
ke<strong>in</strong>esfalls verzichtet werden sollte, wurde hier zum Mittel<br />
der Inszenierung gegriffen. Der Fahrtverlauf vom Start bis zur<br />
Bergung des Ballons aus 2.700 Meter Höhe wird mit Hilfe von<br />
kommentierten Fotos veranschaulicht. E<strong>in</strong> Nachbau der Piccardschen<br />
Gondel mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 2,10 Meter, den die<br />
Besucher begehen können, macht nicht nur deutlich, wie beengt<br />
die Verhältnisse an Bord waren. E<strong>in</strong> Hörspiel mit e<strong>in</strong>em fiktiven<br />
Gespräch zwischen Piccard und se<strong>in</strong>em Assistenten, das <strong>in</strong> der<br />
Gondel <strong>in</strong>stalliert ist, entführt den Besucher <strong>in</strong> die Stratosphäre<br />
und lässt ihn gleichsam an diesem spannenden Weltereignis teilhaben.<br />
Für die Vorbereitung der bemannten Weltraumfahrt waren<br />
Ballonaufstiege ebenso von Bedeutung wie für die schnellere<br />
Kommunikation mittels Ballonsatellit. Noch heute steht der Ballon<br />
im Dienst der Forschung. Weltweit werden zweimal täglich von<br />
über 700 Wetterstationen aus unbemannte Ballone mit Radiosonden,<br />
von denen e<strong>in</strong>e im Ballonmuseum zu sehen ist, hochgelassen.<br />
Die militärische Verwendung<br />
Auch das Militär setzte den Ballon schon früh e<strong>in</strong>. Da se<strong>in</strong>e Fahrtrichtung<br />
nicht bee<strong>in</strong>flusst werden kann, wurde er als Fesselballon<br />
fast ausschließlich zur Fe<strong>in</strong>dbeobachtung verwendet. Ideen, die<br />
Ballone als Angriffsmittel zu verwenden wie bei der Belagerung<br />
Venedigs durch Österreichische Truppen 1849 erwiesen sich als<br />
wenig erfolgreich. Erst die Erf<strong>in</strong>dung des Verbrennungsmotors<br />
und damit des steuerbaren Luftschiffes brachte neue militärische<br />
E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten mit sich.<br />
Als e<strong>in</strong> „Leichter-als-Luft“-Luftfahrtgerät steht das Luftschiff<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entwicklungsl<strong>in</strong>ie mit dem Gasballon und f<strong>in</strong>det<br />
damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ballonmuseum zu Recht se<strong>in</strong>en Platz. Die heute<br />
allgeme<strong>in</strong> geläufige Bezeichnung „Zeppel<strong>in</strong>“ benennt nur e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Bauart, das starre Luftschiff. Außer Graf Zeppel<strong>in</strong> gab<br />
es weitere Konstrukteure, die halbstarre und unstarre Luftschiffe<br />
entwickelten. In Augsburg begann August von Parseval (1861-<br />
1942) im Jahre 1901 mit der Konstruktion e<strong>in</strong>es Prallluftschiffes.
Museumsporträt 9<br />
Anders als der Zeppel<strong>in</strong> benötigt es ke<strong>in</strong> Innengerüst, sondern<br />
wird alle<strong>in</strong> durch den Gasdruck prall gehalten. Aussehen, Bauart<br />
und Funktionsweise dieses mit mehreren Ventilsystemen ausgestatteten<br />
Parseval-Luftschiffes werden den Besuchern anhand<br />
von Grafiken, Funktionsmodellen und Fotos näher gebracht.<br />
Welch gewaltige Ausmaße e<strong>in</strong> solches Luftschiff hatte, kann der<br />
Besucher anhand se<strong>in</strong>er verschiedenen Ventile erahnen, die das<br />
Deutsche Museum München samt e<strong>in</strong>em Propellerblatt der von<br />
Parseval entwickelten unstarren Luftschraube dankenswerterweise<br />
als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat.<br />
Rekorde im Ballonkorb<br />
Werden die wissenschaftlichen Ballonaufstiege <strong>in</strong> der Ausstellung<br />
am Beispiel der Höhenforschungsfahrten dargestellt, so wird das<br />
Thema Rekorde exemplarisch anhand der Überw<strong>in</strong>dung von Distanzen<br />
erhellt. Bis <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert stand jedoch <strong>in</strong> der Regel<br />
bei beiden das wissenschaftliche Forschungs<strong>in</strong>teresse im Vordergrund,<br />
der Rekord war oft nur zufälliges Nebenprodukt.<br />
Die Überw<strong>in</strong>dung großer Entfernungen mit dem Ballon war<br />
schon für die frühen Piloten e<strong>in</strong>e Herausforderung. Das Überfahren<br />
von Ärmelkanal, Alpen und Atlantik markiert Stationen des<br />
Strebens nach neuen Rekorden. Zu den tragisch endenden Versuchen,<br />
bis dah<strong>in</strong> nur mühevoll überw<strong>in</strong>dbare H<strong>in</strong>dernisse wie<br />
Meere oder Gebirge mit dem Ballon zu passieren oder ferne Ziele<br />
zu erreichen, zählt e<strong>in</strong>e Expedition zum geographischen Nordpol,<br />
den Ende des 19. Jahrhunderts viele Forscher vergeblich auf<br />
dem See- und Landweg zu erreichen versuchten. 1897 startete<br />
der schwedische Ingenieur Salomon August Andrée nach vierjähriger<br />
Vorbereitungszeit von Spitzbergen aus mit e<strong>in</strong>em Ballon. Bis<br />
1930 blieben die Expeditionsteilnehmer verschollen. Erst dann<br />
fanden Robbenfänger ihr letztes Lager. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen<br />
und dem gut erhaltenen Fotomaterial konnte das<br />
Schicksal der Ballonexpedition damals aufgeklärt werden: Nach<br />
der Landung konnten die drei kühnen Forscher ihre Expedition<br />
noch drei Monate zu Fuß fortsetzen bis alle an e<strong>in</strong>er Lebensmittel-Vergiftung<br />
starben. Das Fotomaterial wurde für die Ausstellung<br />
als kommentierter Kurzfilm aufbereitet.<br />
E<strong>in</strong> ganzes Team von Technikern, Meteorologen und Fluglotsen<br />
stand dagegen dem Schweizer Bertrand Piccard und dem Briten<br />
Brian Jones bei ihrer Weltumrundung mit dem Ballon zur Seite.<br />
Nach 21 gescheiterten Versuchen gelang es den beiden 1999<br />
erstmals <strong>in</strong> 21 Tagen im Ballon mit dem W<strong>in</strong>d um die Erde zu<br />
fahren. War der Stratosphärenaufstieg von Auguste Piccard im<br />
Jahre 1931, der am Beg<strong>in</strong>n des Rundgangs im 1. Obergeschoss<br />
steht, noch wissenschaftlichem Forscherdrang geschuldet, so galt<br />
die Weltumrundung se<strong>in</strong>es Enkels Bertrand am Ende des Stockwerks<br />
e<strong>in</strong>em der letzten großen Abenteuer.<br />
Ballonspektakel und Ballonmanie<br />
Wieder im Erdgeschoss angelangt erfahren die Besucher, welche<br />
Begeisterung die technische Neuerung Ballon hervorrief. Die<br />
Nachricht von den ersten Ballonaufstiegen 1783 verbreitete sich<br />
rasch <strong>in</strong> weiten Teilen der Welt. Die Begeisterung äußert sich <strong>in</strong><br />
der Aufnahme der Ballonform <strong>in</strong> vielfältigen Alltagsgegenständen<br />
wie Tischen, Tafelaufsätzen, Spiegeln, Wanduhren, Kronleuchtern<br />
oder Porzellantellern. All diese Gegenstände s<strong>in</strong>d Beleg für e<strong>in</strong>e<br />
Ende des 18. Jahrhunderts um sich greifende Ballonmanie, die<br />
sich auch <strong>in</strong> der Mode ausdrückte: Fächer oder Spazierstöcke mit<br />
Ballonmotiven, Kleidungsentwürfe oder Tabatieren wurden mit<br />
dem Ballonmotiv verziert. Die Ballonbegeisterung rief aber auch<br />
Karikaturisten und Kritiker auf den Plan, die sich <strong>in</strong> satirischen<br />
Bildern über die Ballon-Leidenschaft ihrer Zeitgenossen lustig<br />
machten.<br />
Berühmte Ballonfahrer reisten durch ganz Europa und führten<br />
ihre Künste e<strong>in</strong>em staunenden Publikum vor. Ballonfahren<br />
wurde zu e<strong>in</strong>em ertragreichen Gewerbe <strong>in</strong> Vergnügungsparks und<br />
bei Volksfesten. Zu den besonderen Anlässen zählten die Aufstiege<br />
von Frauen. Sie waren meist mit Ballonfahrern verheiratet<br />
oder verwandt und begeisterten mit verschiedenen Nummern<br />
wie spektakulären Fallschirmabsprüngen aus dem Ballonkorb das<br />
Publikum. Vier berühmte Ballonfahrer und Ballonfahrer<strong>in</strong>nen,<br />
die ihren Lebensunterhalt mit dieser Art der Schaustellerei verdienten,<br />
kommen mit Hilfe von Hörstationen selbst zu Wort und<br />
berichten über ihre ungewöhnlichen Berufe.<br />
Ballonfahren als Freizeitvergnügen<br />
E<strong>in</strong>em breiteren Publikum bot sich erstmals 1867 bei der Weltausstellung<br />
<strong>in</strong> Paris die Möglichkeit, mit e<strong>in</strong>em riesigen Fesselballon<br />
kurz <strong>in</strong> die Luft zu gehen und die Welt aus der Vogelperspektive<br />
zu betrachten. Erst um 1900 wurde das Ballonfahren<br />
zunehmend von Privatleuten betrieben. Die Institutionalisierung<br />
des Ballonfahrens <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en wird <strong>in</strong> der Ausstellung exemplarisch<br />
am „Augsburger Vere<strong>in</strong> für Luftschifffahrt“ gezeigt, der<br />
1901 als vierter deutscher Ballon-Club gegründet wurde. Ballonfahren<br />
wurde für Fabrikanten, aber auch für Offiziere, die<br />
das Ballonfahren beim Militär erlernt hatten, zu e<strong>in</strong>em neuen<br />
Freizeitvergnügen. Die Geschichte des Augsburger Vere<strong>in</strong>s wird<br />
anhand e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>szenierten Vere<strong>in</strong>sheims vermittelt, das neben<br />
Fotografien zu wichtigen Clubereignissen auch Trophäen von<br />
Wettfahrten und andere Er<strong>in</strong>nerungsgegenstände präsentiert.<br />
Altaufstellung und Neubau<br />
Die Vorgabe, die bereits bestehende Ausstellung im Wasserturm<br />
beizubehalten, hatte für das neu zu erstellende Museumskonzept<br />
im Neubau durchaus Folgen. Da die Geschichte des Ballonfahrens<br />
<strong>in</strong> der Altaufstellung m<strong>in</strong>utiös präsentiert wird, musste auf<br />
die chronologische Darstellung der historischen Ereignisse von<br />
der Erf<strong>in</strong>dung des Ballons und se<strong>in</strong>er Weiterentwicklung bis heute<br />
verzichtet werden. Vielmehr wurde versucht, e<strong>in</strong> thematisches<br />
Konzept zu entwickeln. Pro Stockwerk werden daher mite<strong>in</strong>ander<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehende Themen wie Funktion, Technik und Herstellung,<br />
Wissenschaft, Militär und Rekorde oder Ballonbegeisterung,<br />
Ballonspektakel und Freizeitvergnügen <strong>in</strong> jeweils diachroner<br />
Perspektive abgehandelt. Selbstverständlich kommt das neue<br />
Museumskonzept – soll es für den Besucher verständlich se<strong>in</strong> -<br />
nicht ohne e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an grundlegenden historischen Informationen<br />
aus. Um hier e<strong>in</strong>e Doppelung an Exponaten im Neubau<br />
und <strong>in</strong> der Altaufstellung zu vermeiden, werden die wesentlichen<br />
Stationen aus der Frühzeit des Ballonfahrens mit Hilfe anderer<br />
didaktischer Mittel wie Hörstationen im Erdgeschoss des Neubaus<br />
vermittelt. Dort kommen die Erf<strong>in</strong>der des Heißluftballons,<br />
die Brüder Montgolfier, ebenso zu Wort wie der Erf<strong>in</strong>der des Gasballons,<br />
der Physikprofessor Jacques Charles, der se<strong>in</strong>e Studenten<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vorlesung über die neue „aerostatische Masch<strong>in</strong>e“<br />
unterrichtet. Auch die Geschichte der ersten Tiere, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Ballon aufstiegen, e<strong>in</strong> Schaf, e<strong>in</strong> Hahn und e<strong>in</strong>e Ente, kommt als<br />
Hörspiel vor. Schließlich erzählt auch Jean-Francois Pilâtre des<br />
Rozier, der im Dezember 1783 zur ersten bemannten Ballonfahrt<br />
aufstieg, von se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>drücklichen Erlebnissen.<br />
Die Museumsgestaltung<br />
Die ansprechende, moderne Museumsgestaltung, die von Erich<br />
Hackel und se<strong>in</strong>em Team <strong>in</strong> München entworfen und umgesetzt<br />
wurde, unterstreicht die <strong>in</strong>haltlichen Aussagen des Museumskonzepts.<br />
Grafik und Wandgestaltung, Vitr<strong>in</strong>en- und Modellbau,<br />
Inszenierungen und Lichtplanung greifen <strong>in</strong>haltliche Belange<br />
ebenso auf wie architektonische Ideen und Vorgaben. Gerade die<br />
lichte Architektur mit ihren riesigen Glasflächen, die konservatorisch<br />
problematisch ist, da viel Tageslicht <strong>in</strong> die Ausstellungs-
10 Museumsporträt<br />
räume dr<strong>in</strong>gt, stellte die Gestalter vor große Anforderungen. Um<br />
annähernd korrekte konservatorische Bed<strong>in</strong>gungen für die Objekte<br />
zu erreichen, wurden die Orig<strong>in</strong>ale <strong>in</strong> den h<strong>in</strong>teren, dunkleren<br />
Gebäudeteil verortet, Inszenierungen mit Nachbauten dagegen <strong>in</strong><br />
den hellen Gebäudeteil gerückt. „Blätterelemente“ <strong>in</strong> Form von<br />
runden Ballonhüllen, die mehrere Abbildungen zu e<strong>in</strong>em Thema<br />
enthalten, schützen die Orig<strong>in</strong>ale zudem vor zu hohen Lichtbelastungen.<br />
Die Bedeutung von Gestaltung für e<strong>in</strong> zeitgemäßes Museumskonzept<br />
wird gerade beim Ballonmuseum Gersthofen deutlich.<br />
Der Bestand setzt sich zu 90 Prozent aus so genannter<br />
Flachware zusammen. Themenbed<strong>in</strong>gt ist auf nahezu jedem Bild<br />
e<strong>in</strong> Ballon zu sehen. E<strong>in</strong> ideenreiches Gestaltungskonzept trug <strong>in</strong><br />
diesem Fall dazu bei, Schwächen des Bestandes durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />
und Neugierde erzeugende Wandgestaltung oder auch<br />
durch Inszenierungen wie e<strong>in</strong>em Jahrmarktkarusell mit Abbildungen<br />
von sensationellen Ballonaufstiegen auszugleichen.<br />
Ballonmuseum Gersthofen, Bahnhofstr. 12, 86368 Gersthofen,<br />
Tel. 0821/2491-506, Fax -509,<br />
ballonmuseum@stadt-gersthofen.de, www.stadt-gersthofen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mittwoch und Freitag 13-17, Donnerstag 10-19,<br />
Samstag und Sonntag 10-17 Uhr<br />
Die großflächige Wandgestaltung macht dem Besucher bei se<strong>in</strong>em<br />
Rundgang schon von Weitem optisch deutlich, um welches<br />
Thema es sich <strong>in</strong> der nächsten Abteilung dreht: die militärische<br />
Verwendung des Ballons.
Museumsporträt 11<br />
Der Name Kaufbeuren-Neugablonz steht für attraktiven Modeschmuck<br />
und Glaswaren. Aufgebaut wurde diese Industrie von<br />
Heimatvertriebenen aus Gablonz an der Neiße (Jablonec nad<br />
Nisou) im nordböhmischen Isergebirge. Das Isergebirgs-Museum<br />
Neugablonz, das am 1. Juni 2003 eröffnet wurde, befasst sich mit<br />
diesem besonderen Beispiel e<strong>in</strong>es sudetendeutschen Neuanfangs.<br />
Es zeigt zugleich se<strong>in</strong>e Vorgeschichte: rund 400 Jahre deutsch<br />
geprägte Kultur und Industrie <strong>in</strong> Nordböhmen und ihr abruptes<br />
Ende durch die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg.<br />
Die Sammlungsgeschichte<br />
1952 begann der Neugablonzer Studienrat Rudolf Tamm, Dokumente<br />
und Er<strong>in</strong>nerungsstücke aus der alten Heimat zusammenzutragen.<br />
Die Stadt Kaufbeuren stellte 1957 für die rasch wachsende<br />
Sammlung Ausstellungsräume <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule zur Verfügung.<br />
Der 1961 gegründete Gablonzer Archiv- und Museums-Vere<strong>in</strong><br />
machte sich für e<strong>in</strong> eigenes Heimatmuseum mit Archiv stark.<br />
Dieser Wunsch g<strong>in</strong>g 1976 mit der Eröffnung des Kulturzentrums<br />
Gablonzer Haus <strong>in</strong> Erfüllung.<br />
Zeitgleich zog e<strong>in</strong> zweites Museum im Gablonzer Haus e<strong>in</strong>,<br />
das Neugablonzer Industrie- und Schmuckmuseum. Es behandelte<br />
die Geschichte der Vertreibung und den wirtschaftlichen Aufbau<br />
<strong>in</strong> Neugablonz. Die Initiative dazu g<strong>in</strong>g 1974 vom Gablonzer<br />
Glas-, Metall- und Schmuckwaren-Vere<strong>in</strong> aus, der <strong>in</strong>nerhalb kurzer<br />
Zeit e<strong>in</strong>e Sammlung zusammentrug.<br />
Den beiden <strong>Museen</strong> und der Kunstsammlung der Gablonzer<br />
Galerie stand e<strong>in</strong>e Ausstellungsfläche von rund 1.200m² zur Verfügung.<br />
Bis 1999 wurden sie von Mitgliedern der beiden Museumsvere<strong>in</strong>e<br />
ehrenamtlich betreut und geleitet.<br />
Die neue Konzeption<br />
Im Rahmen der sudetendeutschen Museumskonzeption entstand<br />
die Idee e<strong>in</strong>es Regionalmuseums für das Isergebirge. Es sollte<br />
geme<strong>in</strong>sam mit dem Egerland-Museum <strong>in</strong> Marktredwitz und<br />
dem geplanten Sudetendeutschen Museum <strong>in</strong> München die Aufgabe<br />
e<strong>in</strong>es „dreiteiligen Landesmuseums der Sudetendeutschen“<br />
übernehmen. Für diese Neukonzeption mussten die bestehenden<br />
<strong>Museen</strong> zusammengeführt und erweitert werden um die Bezirke<br />
Reichenberg und Friedland. Die Ausstellungsfläche sollte durch<br />
Anbauten auf über 2.000m² vergrößert werden. Dies waren die<br />
Vorgaben für das erste Rahmenkonzept des Isergebirgs-Museums,<br />
das Eva Haupt M. A. 1996 im Auftrag des Gablonzer Archiv- und<br />
Museumsvere<strong>in</strong>s erarbeitete. Später stellte sich heraus, dass die<br />
räumliche Erweiterung nicht <strong>in</strong> der geplanten Größenordnung zu<br />
realisieren war. Das Konzept wurde dem entsprechend angepasst.<br />
1999 begann der Umbau des Gebäudes, die beiden <strong>Museen</strong><br />
wurden ausgelagert. Im Jahr 2000 entstand die Stiftung Isergebirgs-Museum<br />
als Träger des geplanten neuen Museums. Ihr<br />
gehören neben den genannten Museumsvere<strong>in</strong>en die Heimatkreise<br />
Reichenberg und Gablonz sowie der Bundesverband der<br />
Gablonzer Industrie an. Die <strong>in</strong>stitutionelle Förderung des Projektes<br />
durch den Freistaat <strong>Bayern</strong> ermöglichte im Januar 2001 die<br />
Anstellung von Eva Haupt, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong>,<br />
dann als Museumsleiter<strong>in</strong>. Damit begann die Umsetzung<br />
des Rahmenkonzeptes <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>konzept.<br />
Die beiden Vorgängermuseen waren liebevoll zusammengetragene<br />
und präsentierte Heimatsammlungen. Nahezu alle vorhanden<br />
Objekte wurden <strong>in</strong> der Dauerausstellung gezeigt, e<strong>in</strong><br />
Depot im eigentlichen S<strong>in</strong>ne gab es nicht. Die Fülle an Exponaten<br />
war für die Erlebnisgeneration der Vertriebenen sichtbares Zeugnis<br />
ihrer verlorenen Heimat und zugleich Zeichen ihrer kulturellen<br />
Identität auch im neuen Lebensumfeld. Die Objektfülle erlaubte<br />
es jedem, sich mit se<strong>in</strong>en persönlichen Er<strong>in</strong>nerungen wiederzuf<strong>in</strong>den.<br />
Dieses Konzept überlebte sich jedoch <strong>in</strong> dem Maße, <strong>in</strong><br />
Das Isergebirgs-<br />
Museum Neugablonz<br />
Industrie- und Kulturgeschichte zwischen<br />
Nordböhmen und Allgäu<br />
Eva Haupt<br />
Das Gablonzer Haus.
12 Museumsporträt<br />
dem die Erlebnisgeneration kle<strong>in</strong>er wurde. Um die <strong>Museen</strong> auch<br />
für künftige Generationen attraktiv zu halten, bedurfte es neuer<br />
Präsentationsformen.<br />
Für die Neukonzeption bedeutete dies, dass die Fülle der vorhandenen<br />
Sammlungen thematisch strukturiert und gezielt selektiert<br />
werden musste. Zugleich war es notwendig, zu den neuen<br />
Themenbereichen Reichenberg und Friedland Exponate zu ergänzen.<br />
Sie wurden aus der Reichenberger Heimatstube <strong>in</strong> Augsburg,<br />
dem Reichenberger Archiv, dem Kratzauer Archiv und der Friedlandstube<br />
Hünfeld zusammengetragen. Mit f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung<br />
e<strong>in</strong>es Neugablonzer Unternehmers konnte e<strong>in</strong> Tuchwebstuhl<br />
<strong>in</strong> Nordböhmen angekauft werden. Es gelang, weitere<br />
Leihgaben und Schenkungen aus dem Nordböhmischen Museum<br />
<strong>in</strong> Reichenberg (Liberec), aus dem Museum für Glas und Bijouterie<br />
<strong>in</strong> Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) und von der<br />
Stiftung AutoMuseum Volkswagen <strong>in</strong> Wolfsburg zu erhalten.<br />
Das Fe<strong>in</strong>konzept legt fünf aufe<strong>in</strong>anderfolgende Themenbereiche<br />
fest, die auch fünf Räumen entsprechen: 1. Das Isergebirge,<br />
2. Wirtschaftsraum Isergebirge, 3. Kulturraum Isergebirge,<br />
4. Sudetenfrage, Krieg und Vertreibung und 5. Neuer Anfang,<br />
neues Leben. Raum 6 zeigt im Wechsel Sonderausstellungen und<br />
Gemälde aus der umfangreichen Sammlung der Gablonzer Galerie.<br />
E<strong>in</strong> Leitgedanke der Konzeption war die erlebte Geschichte.<br />
Sie wird im Museum durch drei aus dem Isergebirge stammende<br />
Persönlichkeiten verkörpert: den bekannten Schriftsteller Otfried<br />
Preußler, den Glasmacher und Designer Claus Josef Riedel und<br />
den Ofendrücker und Mundartdichter He<strong>in</strong>z Kle<strong>in</strong>ert. Sie begleiten<br />
den Besucher auf se<strong>in</strong>em Rundgang durch das Museum und<br />
lassen ihn über Hörstationen an ihren persönlichen Erfahrungen<br />
teilhaben. Die historischen Fakten bekommen damit e<strong>in</strong> Gesicht<br />
und e<strong>in</strong>e Stimme, sie prägen sich nachdrücklich e<strong>in</strong>.<br />
Auch Persönlichkeiten vergangener Jahrhunderte stellen sich<br />
und ihre Geschichte dem Besucher vor. Es s<strong>in</strong>d Pioniere wie Daniel<br />
Swarovski, Johann von Liebieg, Ferd<strong>in</strong>and Porsche und die Vorfahren<br />
Claus Josef Riedels, <strong>in</strong> deren Lebensgeschichten sich e<strong>in</strong><br />
Stück Isergebirge widerspiegelt.<br />
Das Fe<strong>in</strong>konzept diente als Arbeitsgrundlage für den Innenarchitekten<br />
Peter Rudolf aus Zwiesel und das Gestalterteam<br />
Schneider & Partner aus Pöck<strong>in</strong>g. Ursprünglich war die Eröffnung<br />
des gesamten Museums für September 2002 vorgesehen. Im Laufe<br />
der Planung stellte sich jedoch heraus, dass dieser Term<strong>in</strong> nicht<br />
zu halten war und die f<strong>in</strong>anziellen Mittel nur e<strong>in</strong>e Teileröffnung<br />
von drei Räumen zuließen. So wurde am 1. Juni 2003 die erste<br />
Ausbaustufe des Isergebirgs-Museums eröffnet.<br />
Museumsrundgang<br />
Im ersten Raum begegnet der Besucher den drei Zeitzeugen<br />
Otfried Preußler, Claus Josef Riedel und He<strong>in</strong>z Kle<strong>in</strong>ert, die ihn<br />
bei se<strong>in</strong>em Rundgang begleiten werden. E<strong>in</strong>e Inszenierung mit<br />
Gepäckkisten, beschriftet mit Namen und Wohnorten von Vertriebenen,<br />
verdeutlicht den historischen Kontext der Gründung<br />
von Neugablonz: die Vertreibung der Deutschen aus den Sudetengebieten.<br />
Die oberste Kiste steht offen; sie ist leer und symbolisiert<br />
damit den verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>gen Umfang an materiellen<br />
Besitztümern, die mitzunehmen den Vertriebenen gestattet<br />
wurde. Schwerer dagegen wog das ideelle Fluchtgepäck: Wissen,<br />
Erfahrungen, Fähigkeiten, technische Fertigkeiten und Charaktereigenschaften,<br />
die als Begriffe auf den geöffneten Kistendeckel<br />
projiziert werden. Sie waren es, die den erfolgreichen Neuanfang<br />
<strong>in</strong> Neugablonz möglich machten.<br />
Der gleiche Raum stellt die verlorene Heimat, das Isergebirge<br />
vor, das als westlicher Ausläufer des Riesengebirges die natürliche<br />
Grenze zwischen Böhmen und der Lausitz bildet. Großfotos<br />
vermitteln dem Besucher e<strong>in</strong>en plakativen optischen E<strong>in</strong>druck<br />
der wesentlichen Landschaftselemente und der drei Bezirkshauptstädte<br />
Gablonz, Reichenberg und Friedland. Zusätzlich<br />
veranschaulicht e<strong>in</strong> großes Gebirgsrelief des Reichenberger Kartographen<br />
Richard Bienert von 1957 die topografischen Gegebenheiten:<br />
e<strong>in</strong>e reizvolle Mittelgebirgslandschaft mit ursprünglich<br />
dichter Bewaldung, zahlreichen Flusstälern und Bachläufen.<br />
Ste<strong>in</strong>ige Böden und e<strong>in</strong> raues Klima erschwerten Ackerbau und<br />
Viehzucht, Handwerk und Industrie fanden dagegen günstige<br />
Bed<strong>in</strong>gungen vor.<br />
Unter diesen Voraussetzungen wurde das Isergebirge zu e<strong>in</strong>er<br />
der ersten Industrieregionen <strong>in</strong> Europa. Abteilung 2 befasst sich<br />
mit se<strong>in</strong>er Wirtschaftsgeschichte. Das Thema „Die Gablonzer<br />
Glas- und Schmuck<strong>in</strong>dustrie“ nimmt hier den breitesten Raum<br />
e<strong>in</strong>, beg<strong>in</strong>nend mit den Anfängen der Glasmacherei Mitte des<br />
16. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die Inszenierung e<strong>in</strong>er typischen<br />
Glasdruckhütte. Die Glasdrückerei ist e<strong>in</strong>e im Isergebirge<br />
entwickelte Technik zur Massenproduktion von Glaskurzwaren<br />
wie Lusterbehang, Perlen, Ste<strong>in</strong>en und Knöpfen. Sie bildete die<br />
technische Grundlage der Gablonzer Glas- und Schmuck<strong>in</strong>dustrie<br />
und wurde bis 1945 nur im Isergebirge ausgeübt. He<strong>in</strong>z Kle<strong>in</strong>ert<br />
berichtet per Hörstation aus se<strong>in</strong>er 42-jährigen Erfahrung als<br />
Ofendrücker.<br />
An zwei Probierstationen kann sich der Besucher selbst <strong>in</strong><br />
Techniken der Gablonzer Industrie versuchen. Er wird aufgefordert,<br />
sich im Perlenfädeln mit e<strong>in</strong>er professionellen Fädler<strong>in</strong> zu<br />
messen, die e<strong>in</strong>e Musterkette <strong>in</strong> 30 Sekunden fertig stellt - e<strong>in</strong>e<br />
echte Herausforderung. E<strong>in</strong> Handapparat lädt dazu e<strong>in</strong>, „R<strong>in</strong>gelstifte“<br />
zu biegen, die als Broschennadeln Verwendung f<strong>in</strong>den.<br />
In Raum 2 durchwandert der Besucher Themenboxen, Räume<br />
im Raum, die durch ihre Außengestaltung auf ihren Inhalt<br />
verweisen: Die Glasherstellung, die Entstehung des rohen Ausgangsmaterials,<br />
wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mit rohen Holzbrettern verkleideten<br />
Themenbox gezeigt. Die veredelnde Bearbeitung der Glaskurzwaren<br />
f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gläsernen Themenbox. Der prachtvolle<br />
Gablonzer Modeschmuck präsentiert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em goldenen<br />
Schmuckkästchen, über dessen Rand e<strong>in</strong>e Perlenkette hängt.<br />
Die Box zum Thema Tuchmacherei ist mit e<strong>in</strong>em textilen Gewebe<br />
bespannt und lässt den Inhalt im wahrsten S<strong>in</strong>n des Wortes<br />
greifbar werden.<br />
Die Sequenz „Textil<strong>in</strong>dustrie im Isergebirge“ fällt aufgrund<br />
der Sammlungsgeschichte und des Objektbestandes weniger<br />
umfangreich aus. Zentrales Objekt ist hier der bereits erwähnte<br />
Tuchwebstuhl aus dem 19. Jahrhundert. Es war Albrecht von<br />
Wallenste<strong>in</strong>, Herzog von Friedland, der Reichenberg und Friedland<br />
mit Aufträgen für Uniformtuche mitten im Dreißigjährigen<br />
Krieg e<strong>in</strong>e erste Hochkonjunktur der Tuchmacherei bescherte. Die<br />
Grundtechnik der Handweberei kann der Besucher hier an e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>fachen Webrahmen erproben.<br />
Im 19. Jahrhundert war die Region um Reichenberg das Textilzentrum<br />
der Donaumonarchie. Produkte dieser Industrie wie<br />
bedruckte Baumwolltücher, die um 1850 <strong>in</strong> Kratzau entstanden,<br />
werden lichtgeschützt <strong>in</strong> Schubfächern und Auszügen präsentiert.<br />
Josef Preußler, der Vater des Schriftstellers, berichtet an e<strong>in</strong>er<br />
Hörstation vom mühsamen Tuchhandel mit dem „Roperradl“, der<br />
Schubkarre.<br />
E<strong>in</strong> schwarzer VW Käfer, Baujahr 1954, ist der Blickfang des<br />
dritten und letzten Themas <strong>in</strong> diesem Raum, der Verkehrstechnik.<br />
Er steht für den 1875 im Isergebirge geborenen Konstrukteur<br />
Ferd<strong>in</strong>and Porsche. Durch e<strong>in</strong>e Gazewand ist der Oldie bereits zu<br />
Beg<strong>in</strong>n des Rundgangs zu sehen, doch erst jetzt steht der Besucher<br />
tatsächlich vor ihm. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bildschirm zeigt Testfahrten<br />
mit den ersten skurril anmutenden Käfer-Prototypen aus dem<br />
Jahr 1936.<br />
Neben Porsche werden weitere Pioniere vorgestellt, wie Baron<br />
Theodor von Liebieg. Er unternahm 1894 von Reichenberg aus die
Museumsporträt 13<br />
erste Fernfahrt der Automobilgeschichte und gab dem Automobilbau<br />
<strong>in</strong> den böhmischen Ländern wichtige Impulse.<br />
Im folgenden Raum beg<strong>in</strong>nt die vorläufig noch provisorische<br />
Präsentation mit Bestandsvitr<strong>in</strong>en und m<strong>in</strong>imaler Gestaltung.<br />
Der Besucher geht durch e<strong>in</strong>en farbig gestrichenen Gang. Er soll<br />
später als typischer mit glitzernden Glasabfällen bestreuter Weg<br />
überleiten zu Thema 3 „Kulturraum Isergebirge“. Hier werden die<br />
Themen ländliches und städtisches Leben, religiöse Volkskunst<br />
und städtische Kultur <strong>in</strong> prägnanten Objekten angedeutet, wie<br />
dem Modell e<strong>in</strong>es Isergebirgs-Hauses, bürgerlichem Mobiliar aus<br />
der Zeit um 1900 oder e<strong>in</strong>er beweglichen Krippe.<br />
Der anschließende Raum 4 wird diese Themen weiterführen<br />
und die Sequenz „Sudetenfrage, Krieg und Vertreibung“ behandeln.<br />
Momentan ist dieses wesentliche historische Thema nur<br />
schlaglichtartig mit Fotos und Dokumenten angedeutet. Es soll <strong>in</strong><br />
der zweiten Ausbaustufe gründlich aufgearbeitet und anschaulich<br />
präsentiert werden.<br />
Die Inszenierung e<strong>in</strong>er Vertriebenen-Wohnstube der ersten<br />
Nachkriegsjahre schafft die Verb<strong>in</strong>dung zum Thema „Neuer<br />
Anfang, neues Leben“ <strong>in</strong> Raum 5. Dieser Raum musste aus f<strong>in</strong>anziellen<br />
Gründen mit e<strong>in</strong>facheren Mitteln gestaltet werden, als die<br />
ersten beiden Räume. Die Innenarchitektur beschränkt sich auf<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches rechtw<strong>in</strong>kliges Wandsystem und verzichtet weitgehend<br />
auf den E<strong>in</strong>bau von Vitr<strong>in</strong>en. Stattdessen wurden Bestandsvitr<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>tegriert oder auf Wandmontagen mit Tastschutz ausgewichen.<br />
Aufwendige grafische Elemente fehlen. Farbgebung<br />
und Schriften vermitteln jedoch die Anmutung der ersten Räume.<br />
In der Sequenz „Neuer Anfang, neues Leben“ kann der Besucher<br />
anhand von Fotos und Modellen nachvollziehen, wie aus<br />
dem Trümmergelände e<strong>in</strong>er gesprengten Munitionsfabrik am<br />
Stadtrand von Kaufbeuren der Stadtteil Kaufbeuren-Neugablonz<br />
entstand.<br />
Unter dem Motto „An Kichntiesch und ej Zängl, mieh brauch<br />
mr ne“ (E<strong>in</strong>en Küchentisch und e<strong>in</strong>e Zange, mehr brauchen wir<br />
nicht) steht der wirtschaftliche Neuanfang. Aus Abfallteilen<br />
zusammengesetzte Masch<strong>in</strong>en und die ersten Schmuckstücke,<br />
hergestellt aus Blechresten, Tierknochen und Kartoffelmehlteig,<br />
belegen e<strong>in</strong>drucksvoll den ungebrochenen Pioniergeist der Vertriebenen.<br />
Von den 1950er Jahren an g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> Neugablonz wirtschaftlich<br />
bergauf, der Kaufbeurer Ortsteil wurde zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternational<br />
bekannten Zentrum des Modeschmucks.<br />
Die Präsentation im Museum verknüpft die Geschichte des<br />
Modeschmucks mit der Neugablonzer Ortsgeschichte. Den Höhepunkt<br />
bildet e<strong>in</strong>e Art „Schatzkammer“ der prom<strong>in</strong>entesten und<br />
auffälligsten Neugablonzer Echtschmuck-Imitationen: Sie zeigt<br />
e<strong>in</strong>e Gürtelschnalle für Marlene Dietrich, e<strong>in</strong> Collier für Sophia<br />
Loren, den Verlobungsr<strong>in</strong>g der Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Diana, die Bayerische<br />
Königskrone oder e<strong>in</strong> Smaragd-Diadem aus dem persischen Kronschatz.<br />
Die folgende Sequenz weitet den Blick über Neugablonz h<strong>in</strong>aus<br />
und stellt Isergebirgler vor, die unsere Nachkriegskultur mitgeprägt<br />
haben: Josef Gottste<strong>in</strong> und die Firma Sigikid, Helmut<br />
Krebs und se<strong>in</strong>e Christbaumschmuck-Produktion, die Künstler<br />
Markus Lüpertz und Willi Sitte. Otfried Preußler und Claus Josef<br />
Riedel kommen <strong>in</strong> Hörstationen ausführlich zu Wort.<br />
Das Thema Er<strong>in</strong>nerung wird ebenso angesprochen wie der<br />
Blick über die Grenze, den Eisernen Vorhang. Interviews mit<br />
Deutschen, die nach 1945 weiter im Isergebirge lebten, verdeutlichen<br />
die unterschiedlichen Lebenswelten der alten und der neuen<br />
Heimat. E<strong>in</strong> Bildschirm zeigt als Endlosschleife Filmaufnahmen<br />
aus dem Isergebirge, die 1966 entstanden. Sie vermitteln ortsunkundigen<br />
Besuchern e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck der Isergebirgs-Landschaft.<br />
Vertriebene f<strong>in</strong>den dar<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerungen wieder und nehmen Veränderungen<br />
war. An der letzten Hörstation schildert Otfried<br />
Preußler fesselnd und zugleich beklemmend e<strong>in</strong>en Besuch <strong>in</strong><br />
Hörstation zum „Roperradl“ mit Josef Preußler.
14/15 Museumsporträt<br />
se<strong>in</strong>em Elternhaus <strong>in</strong> Reichenberg, den er mit dem prägnanten<br />
Satz abschließt: „Zu Hause s<strong>in</strong>d wir hier, daheim waren wir<br />
drüben.“<br />
Bilanz und Ausblick<br />
Rund 3.400 Besucher zählte das Isergebirgs-Museum seit se<strong>in</strong>er<br />
Eröffnung. Die Besucherreaktionen waren überwiegend positiv.<br />
Hervorgehoben wurden vor allem die klare <strong>in</strong>haltliche Konzeption,<br />
die vielseitige Innenarchitektur und die Farbgestaltung. Auch<br />
Skeptiker <strong>in</strong> den Reihen der Museumsvere<strong>in</strong>e ließen sich von der<br />
Neugestaltung überzeugen.<br />
Neben der Museumsleiter<strong>in</strong> als e<strong>in</strong>ziger hauptamtlicher Kraft<br />
wird das Isergebirgs-Museum ausschließlich von ehrenamtlichen<br />
Aufsichts- und Kassenkräften betrieben. Sie s<strong>in</strong>d sehr motiviert<br />
und engagiert, der laufende Betrieb hat sich mittlerweile gut e<strong>in</strong>gespielt.<br />
Der größte Wunsch aller Beteiligten ist natürlich der möglichst<br />
rasche Ausbau des zweiten Teilabschnitts, e<strong>in</strong> schwieriges<br />
Unterfangen <strong>in</strong> Zeiten knapper Kassen. Doch es gibt positive Signale:<br />
Vor kurzem g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Spende e<strong>in</strong>, die es uns ermöglichen<br />
wird, e<strong>in</strong>en Teil von Raum 3 weiter auszubauen.<br />
Isergebirgs-Museum Neugablonz, Marktgasse 8 (Gablonzer Haus),<br />
87600 Kaufbeuren-Neugablonz, Tel. 08341/965018<br />
Fax 08341/65292, <strong>in</strong>fo@isergebirgs-museum.de<br />
www.isergebirgs-museum.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich außer Montag 14-17 Uhr,<br />
Gruppenführungen nach Vere<strong>in</strong>barung<br />
a Der Arbeitsplatz des Glasdrückers als Inszenierung im Museum.<br />
b Die Sequenz „Tuchmacherei“ mit e<strong>in</strong>em nordböhmischen Tuchwebstuhl<br />
aus dem 19. Jahrhundert.<br />
c Seite 15: Der Themenbereich „Handel mit Glaswaren und<br />
Schmuck“.
Museumsporträt 15
16 Museumsporträt
Museumsporträt 16/17<br />
Am 16. Mai 2003 eröffnete die Stadt Volkach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er aufwändig<br />
sanierten barocken Scheunenanlage „ihr“ Museum – das Museum<br />
Barockscheune. Das Possessivpronomen weist dabei nicht alle<strong>in</strong> auf<br />
die <strong>in</strong> Händen der Kommune liegende Trägerschaft des Hauses h<strong>in</strong>,<br />
sondern hat durchaus auch <strong>in</strong>haltliche Bedeutung: widmet sich<br />
doch die Dauerausstellung unter dem Titel: „Volkach an der Ma<strong>in</strong>schleife.<br />
Kultur – Landschaft – Geschichte“ ausdrücklich der Stadt<br />
und ihrem Umland, der so genannten Volkacher Ma<strong>in</strong>schleife.<br />
E<strong>in</strong>e Fülle von Bezeichnungen existiert für derartige <strong>Museen</strong>;<br />
man nennt sie kulturhistorische <strong>Museen</strong> mit lokalem Schwerpunkt,<br />
stadt- oder kommunalgeschichtliche <strong>Museen</strong>, Regionalmuseen, ja<br />
und natürlich: „Heimatmuseen“. Welche dieser Bezeichnungen e<strong>in</strong><br />
Museum letztlich für sich selbst <strong>in</strong> Anspruch nimmt, ist <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Frage des Selbstverständnisses des betreffenden Hauses,<br />
denn schließlich drücken sich <strong>in</strong> der Wahl der Bezeichnung Vorstellungen<br />
von der Bedeutung des Museums, von se<strong>in</strong>en Aufgaben und<br />
von se<strong>in</strong>em Anspruch aus. Das „Museum Barockscheune“ <strong>in</strong> Volkach<br />
versteht sich als e<strong>in</strong> Regionalmuseum – als e<strong>in</strong> Museum über und<br />
für die Region, <strong>in</strong> welchem e<strong>in</strong>erseits die Geschichte der Region<br />
museal dargestellt wird und <strong>in</strong> dem andererseits die E<strong>in</strong>wohner der<br />
Region e<strong>in</strong> aktives kulturelles Zentrum f<strong>in</strong>den sollen.<br />
Natürlich steckt h<strong>in</strong>ter diesem heute so klaren Selbstverständnis<br />
des Volkacher Museums die lange Geschichte se<strong>in</strong>er Entstehung<br />
und Planung. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 700. Jubiläum der<br />
Stadterhebung wurde im Jahr 1958 im Volkacher „Schelfenhaus“,<br />
e<strong>in</strong>em barocken Bürgerhaus, erstmals e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, bescheidene<br />
Ausstellung zur städtischen Geschichte gezeigt. Obwohl zunächst<br />
zeitlich beschränkt verstetigte sich die Ausstellung zur Dauere<strong>in</strong>richtung,<br />
ohne dass dabei allerd<strong>in</strong>gs ihr provisorischer Charakter<br />
verloren gegangen wäre. Diese Überführung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dauerhafte Präsentation<br />
zeigt, dass schon damals das Bedürfnis verspürt wurde,<br />
e<strong>in</strong> Museum e<strong>in</strong>zurichten, welches sich der zunehmend auch touristisch<br />
<strong>in</strong>teressanten Stadt Volkach und dem We<strong>in</strong>baugebiet an der<br />
Ma<strong>in</strong>schleife annehmen sollte. Allerd<strong>in</strong>gs konnte das provisorische<br />
„Heimatmuseum im Schelfenhaus“ – unter diesem Titel fand die<br />
Ausstellung Erwähnung im Handbuch „<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>“ – dieser<br />
Anforderung nicht wirklich gerecht werden. Mit der E<strong>in</strong>richtung<br />
e<strong>in</strong>es Arbeitskreises „Kultur und Geschichte der Ma<strong>in</strong>schleife“ an<br />
der Volkacher Volkshochschule im Jahr 1977 und mehr noch mit der<br />
Gründung des „Heimatvere<strong>in</strong>s Volkacher Ma<strong>in</strong>schleife e. V.“ 1994<br />
wurde die Idee zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es größeren Museums massiv<br />
vorangetrieben. Im Jahr 1997 schließlich entschloss sich die Kommune<br />
dazu, die <strong>in</strong>mitten der Altstadt gelegene, denkmalgeschützte<br />
und damals ungenutzte so genannte „Barockscheune“ umfassend zu<br />
sanieren, um dort e<strong>in</strong> neues Museum e<strong>in</strong>zurichten. Mit dem provisorischen<br />
„Heimatmuseum im Schelfenhaus“ war dieses ehrgeizige<br />
Projekt nicht zu vergleichen: Hier sollte ke<strong>in</strong> „Heimatmuseum“,<br />
sondern e<strong>in</strong> multifunktionales kulturelles Zentrum mit e<strong>in</strong>er musealen<br />
Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt Volkach und dem<br />
Gebiet der Ma<strong>in</strong>schleife entstehen.<br />
Das Museum Barockscheune<br />
<strong>in</strong> Volkach<br />
Regionalmuseen als „Basiscamps für<br />
Zukunftsexpeditionen“<br />
Jochen Ramm<strong>in</strong>g und Dagmar Stonus<br />
Bausubstanz und Nutzungskonzept<br />
Die „Barockscheune“ <strong>in</strong> der Volkacher We<strong>in</strong>straße wurde um die<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts aus örtlichem Muschelkalk errichtet. Ihr<br />
Grundriss ist nahezu quadratisch und zeigt dabei die typisch dreiteilige<br />
Gliederung e<strong>in</strong>er Scheune mit der mittig gelegenen Tenne<br />
zur E<strong>in</strong>fahrt der Wagen und Lagerflächen zur L<strong>in</strong>ken und zur Rechten.<br />
Unter e<strong>in</strong>em Drittel der Scheune erstreckt sich e<strong>in</strong> großzügiger,<br />
gewölbter We<strong>in</strong>keller. Drei weitere Geschossebenen liegen über der<br />
Tenne – zwei davon bef<strong>in</strong>den sich im Bereich des mächtigen Mansarddachstuhls,<br />
der dem Gebäude se<strong>in</strong> stattliches Aussehen verleiht.<br />
Seit 1935 ist die Barockscheune im Besitz der Stadt Volkach.<br />
Sie diente zunächst als Feuerwehrhaus, später als Lagerhalle des<br />
städtischen Bauhofs. Die Umnutzung zu e<strong>in</strong>em modernen Museumsgebäude<br />
erforderte e<strong>in</strong>e umfassende und aufwändige Sanie-
Museumsportrait 18<br />
Innenarchitektur und Ausstellungsgrafik<br />
Die vorsichtige Sanierung der Barockscheune, die <strong>in</strong>sbesondere die<br />
orig<strong>in</strong>alen Bauteile <strong>in</strong> den Vordergrund rückte, ließ Ausstellungsräume<br />
mit e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glicher atmosphärischer Wirkung entstehen,<br />
auf die die Innenarchitektur reagieren musste: Weder die Bruchste<strong>in</strong>wände<br />
des 1. Obergeschosses noch die Balkenkonstruktion<br />
des Dachgeschosses sollten durch Vitr<strong>in</strong>en und Stellwände zu sehr<br />
bee<strong>in</strong>trächtigt werden. Zugleich aber musste die Innenarchitektur<br />
die offenen Ausstellungsräume, mith<strong>in</strong> die ungegliederten, ehemaligen<br />
Schüttböden der Scheune, gemäß der <strong>in</strong>haltlichen Gliederung<br />
des Ausstellungskonzeptes strukturieren, um e<strong>in</strong>en „Rundgang“ zu<br />
formen. Mit farblich zurückhaltenden, zwischen Decke und Boden<br />
e<strong>in</strong>gespannten „Schauwänden“ wurde diese Aufgabenstellung funka<br />
Seite 16: Blick <strong>in</strong> die als Sonderausstellungs- und Veranstaltungsraum<br />
genutzte E<strong>in</strong>gangshalle.<br />
b Die Volkacher Barockscheune: E<strong>in</strong> imposantes Bruchste<strong>in</strong>gebäude<br />
mit Mansarddachstuhl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.<br />
rung, bei der e<strong>in</strong>erseits die technischen Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e<br />
multifunktionale Nutzung als Museum und Veranstaltungsgebäude<br />
geschaffen werden mussten und andererseits die historische Bausubstanz<br />
respektiert werden sollte. Nach vierjähriger Planungszeit<br />
begannen die Arbeiten am Gebäude im April 2001. Sie fanden fast<br />
genau e<strong>in</strong> Jahr später ihren Abschluss.<br />
Um den Nutzungsanforderungen an das Gebäude als e<strong>in</strong>em<br />
Museum „über und für die Region“ gerecht zu werden, genügte<br />
es nicht, Dauerausstellungsflächen auszuweisen, sondern es galt<br />
zudem, ausreichend Raum für die unterschiedlichsten Veranstaltungen<br />
e<strong>in</strong>zuplanen. Nach dem Umbau präsentiert sich nun das Erdgeschoss<br />
der Scheune als e<strong>in</strong>e großzügige E<strong>in</strong>gangshalle, <strong>in</strong> der sich<br />
Garderobe, Kassenbereich und Museums-Shop bef<strong>in</strong>den, die aber<br />
auch rund 150 m² Wechselausstellungsfläche bietet. E<strong>in</strong> moderner<br />
Anbau erweitert diese E<strong>in</strong>gangshalle um e<strong>in</strong>en rund 60 m² großen<br />
Sem<strong>in</strong>arraum mit kle<strong>in</strong>er Küche. Für die Dauerausstellung wurden<br />
das 1. und 2. Obergeschoss sowie der Gewölbekeller vorgesehen,<br />
mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Fläche von rund 350 m². Während die Obergeschosse<br />
durch e<strong>in</strong>en Aufzug erschlossen werden und damit beh<strong>in</strong>dertengerecht<br />
ausgebaut s<strong>in</strong>d, ist der Keller lediglich über e<strong>in</strong>e Treppe<br />
zugänglich – e<strong>in</strong> Umstand, den es bei der Erstellung des Konzeptes<br />
zu bedenken galt.<br />
Sammlungsbestand und Rahmenkonzept<br />
Erst als ab Mitte der 1990er Jahre das Volkacher Museumsprojekt<br />
unübersehbar Gestalt gewann, setzte auch e<strong>in</strong>e zielgerichtete<br />
Sammlungstätigkeit e<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs existierte zu dieser Zeit bereits<br />
e<strong>in</strong> reicher Fundus verschiedenartigster Objekte aus der städtischen<br />
Vergangenheit, der im Rathaus, im Stadtarchiv und im „Heimatmuseum<br />
im Schelfenhaus“ aufbewahrt wurde. Zudem gab es vor<br />
Ort private Sammler, die <strong>in</strong>sbesondere vor- und frühgeschichtliche<br />
Funde zusammengetragen hatten. Kaum zeichnete sich jedoch<br />
die Realisierung des Museumsprojektes ab, so gelangten verstärkt<br />
neue Objekte <strong>in</strong> den Besitz der Stadt, beispielsweise e<strong>in</strong>e Sammlung<br />
fränkischer Trachtenstücke oder die Werkstatte<strong>in</strong>richtung des<br />
letzten Volkacher Büttners. Lange lag der Sammlungsschwerpunkt<br />
allerd<strong>in</strong>gs auf der „städtischen Geschichte“ Volkachs; das Umland<br />
– die Ma<strong>in</strong>schleife – war h<strong>in</strong>gegen eher unterrepräsentiert.<br />
Erst das Ausstellungskonzept, mit dessen Entwicklung im Frühjahr<br />
1998 begonnen wurde, wies die Richtung für e<strong>in</strong>en gezielten<br />
Ausbau der Sammlung, <strong>in</strong>dem es die Hauptthemen des künftigen<br />
Museums festlegte. Demnach sollten im 1. Obergeschoss „Die<br />
Stadt“ im Mittelpunkt der Präsentation stehen und im darüber liegenden<br />
Stockwerk „Die Region“, wobei diese <strong>in</strong>sbesondere durch<br />
den We<strong>in</strong>bau dargestellt werden sollte. Gerade dieser Themenbereich<br />
musste <strong>in</strong> der Folgezeit durch Objektspenden, Leihgaben und<br />
Zukäufe ergänzt werden. Der Keller des Museumsgebäudes wurde<br />
schließlich der Diskussion um die Aufgaben e<strong>in</strong>es Museums gewidmet:<br />
Hier sollte – angeregt durch die zur Zeit der Konzeption hochaktuelle<br />
Notwendigkeit zum Sammlungsausbau – über den künftigen<br />
Sammelauftrag des Hauses reflektiert werden.
Museumsportrait 19<br />
tional und ästhetisch befriedigend gelöst; die „Schauwände“ wirken<br />
raumgliedernd, ohne den Raum übermäßig zu verstellen oder gar<br />
die Außenwände mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Die Exponate werden <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelvitr<strong>in</strong>en an<br />
den Schauwänden präsentiert. Dabei wurden zwar deutliche Zusammenhänge<br />
zwischen den Objekten hergestellt, <strong>in</strong>sgesamt jedoch<br />
eher sparsam <strong>in</strong>szeniert, um den Stücken e<strong>in</strong>en möglichst hohen<br />
<strong>in</strong>haltlichen und ästhetischen Eigenwert zuzugestehen. Bei e<strong>in</strong>er<br />
solchen Exponatbehandlung nimmt zwangsläufig die Bedeutung<br />
der Betextung als Instrument der Inhaltsvermittlung zu. Die Texttafeln<br />
der Ausstellung dienen daher zum Ersten als e<strong>in</strong> farbliches<br />
Leitsystem durch die e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungsabschnitte, sie erklären<br />
zum Zweiten <strong>in</strong> Text und Bild historische H<strong>in</strong>tergründe und Zusammenhänge<br />
und sie geben zum Dritten auch konkrete Hilfestellung<br />
bei der E<strong>in</strong>ordnung und Interpretation der <strong>in</strong> ihrer Nachbarschaft<br />
gezeigten Exponate.<br />
Ausstellungsgliederung und Exponatbestückung<br />
Der Museumsrundgang beg<strong>in</strong>nt für den Besucher im 1. Obergeschoss,<br />
das der Stadt Volkach gewidmet ist; genauer „der Stadt und<br />
ihrer Chronik“, „der Stadt und ihren Herrschern“ sowie „der Stadt<br />
und ihren Bürgern“. Jedes dieser Unterthemen gruppiert sich um<br />
e<strong>in</strong> zentrales Exponat. So ist der Abschnitt zur Chronik der Stadt<br />
Volkach um e<strong>in</strong> großes historisches Stadtmodell herum konzipiert,<br />
welches das geschichtliche Werden der Stadtstruktur zeigt.<br />
Im Umfeld des Modells werden e<strong>in</strong>ige zentrale Daten des Aufstiegs<br />
zum städtischen Zentrum, beispielsweise die urkundliche Ersterwähnung,<br />
die Verleihung der Stadtrechte oder die Ersterwähnung<br />
der Urpfarrei, behandelt.<br />
Mittelpunkt des Abschnittes zu den Herrschern der Stadt bildet<br />
e<strong>in</strong>e Galerie mit Amtsstubenporträts der Würzburger Fürstbischöfe,<br />
die sich <strong>in</strong> Volkach <strong>in</strong> lückenloser Folge seit 1558 erhalten haben.<br />
Daneben f<strong>in</strong>den natürlich auch die früheren Grundherren, die<br />
Grafen von Castell, und die späteren Herrscher, die Könige von<br />
<strong>Bayern</strong>, Erwähnung. Gerade deren Regierungszeit spiegelt sich<br />
<strong>in</strong> der nahe bei Volkach stehenden „Gaibacher Konstitutionssäule“,<br />
die auch <strong>in</strong> der Ausstellung e<strong>in</strong>e Rolle spielt, <strong>in</strong> besonderer Weise<br />
wider.<br />
Den größten Raum nimmt im 1. Obergeschoss die Themene<strong>in</strong>heit<br />
zur Stadt und ihren Bürgern e<strong>in</strong>. Das dort im Mittelpunkt stehende<br />
Exponat ist nicht alle<strong>in</strong> Zentrum dieses Ausstellungsbereiches,<br />
es ist vielmehr das Herzstück des gesamten Museums und das<br />
historisch wertvollste Besitztum der Stadt Volkach: das „Volkacher<br />
Salbuch“. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>en mächtigen Folianten, <strong>in</strong><br />
den verschiedene, e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> Volkach gültige Rechtsaufzeichnungen<br />
e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Die Bedeutung des Salbuches liegt jedoch vor<br />
allem <strong>in</strong> zwei Abschnitten, die der Volkacher Stadtschreiber Niklas<br />
Probst im Jahr 1504 verfasst und mit <strong>in</strong>sgesamt 114 farbigen M<strong>in</strong>iaturen<br />
geschmückt hat. Diese meist kle<strong>in</strong>formatigen, schlichten<br />
Bilder geben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das Alltagsleben e<strong>in</strong>er fränkischen<br />
Stadt, wie er ansonsten aus ke<strong>in</strong>er anderen Quelle zu gew<strong>in</strong>nen ist.<br />
Das Salbuch bildet nahezu die gesamte E<strong>in</strong>wohnerschaft der Stadt<br />
vom kommunalen Bediensteten über den Handwerker, den Wirt und<br />
den Händler ab. In der Ausstellung ergänzen und erläutern dann<br />
e<strong>in</strong>zelne um die zentrale Buchvitr<strong>in</strong>e platzierte kle<strong>in</strong>ere Themene<strong>in</strong>heiten,<br />
etwa zum Zunft- oder zum Marktwesen, die lebensnahen<br />
Illustrationen der Handschrift.<br />
Das 2. Obergeschoss widmet sich der Region um Volkach, der<br />
„Ma<strong>in</strong>schleife“, dem wohl e<strong>in</strong>drucksvollsten Altmäander des Ma<strong>in</strong>es.<br />
Die geologischen Voraussetzungen und morphologischen<br />
Abläufe bei der Entstehung der Ma<strong>in</strong>schleife sowie die Bedeutung<br />
des Flusses für das Leben der Menschen an se<strong>in</strong>en Ufern werden<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>leitung angerissen, bevor sich die Ausstellung<br />
dem eigentlichen Hauptthema dieses Geschosses zuwendet, dem die<br />
gesamte Region prägenden We<strong>in</strong>bau.<br />
a Das Stadtmodell.<br />
b Die Bocksbeutelsammlung.
20 Museumsportrait<br />
Aufgang zur Ausstellung im 1. Obergeschoss.<br />
Museum Barockscheune, We<strong>in</strong>straße 7, 97332 Volkach,<br />
Tel. 09381/40112, Fax 40318<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mai bis Oktober Freitag und Samstag 14-17, Sonntag 11-17 Uhr<br />
Anmerkungen:<br />
Ausstellungskonzeption, Recherche, Texte:<br />
FranKonzept ...im Dienst der Kultur... Dagmar Stonus, M. A.<br />
und Jochen Ramm<strong>in</strong>g, M. A.<br />
Architektur, Innenausbau, Außenanlagen:<br />
Re<strong>in</strong>hold Jäckle<strong>in</strong>, Dipl. Ing. Architekt<br />
Innenarchitektonische Ausstellungsgestaltung:<br />
Ursula Sauer-Hauck, Innenarchitekt<strong>in</strong>, Dipl. Ing. (FH)<br />
Grafik:<br />
Atelier für Gestaltung. Stefan Issig und Dirk Nitschke<br />
Nicht die wohlfeile Verklärung des We<strong>in</strong>baus zur we<strong>in</strong>seligen<br />
Häckerromantik kennzeichnet diesen Ausstellungsabschnitt, sondern<br />
ganz im Gegenteil se<strong>in</strong>e Darstellung als hochtechnisierter und<br />
-spezialisierter Zweig der Landwirtschaft. Leihgaben der Bayerischen<br />
Landesanstalt für We<strong>in</strong>bau und Gartenbau <strong>in</strong> Veitshöchheim<br />
ermöglichten e<strong>in</strong>e Ausstellungse<strong>in</strong>heit zur wissenschaftlichen<br />
oenologischen Forschung sowie zur schulischen Ausbildung junger<br />
W<strong>in</strong>zer. Auch bei der Darstellung der Arbeiten im We<strong>in</strong>berg und im<br />
We<strong>in</strong>keller wurde versucht, durch die Gegenüberstellung von historischen<br />
Arbeitsgeräten und aktuellen Fotografien hochmoderner,<br />
rationeller Arbeitsabläufe dem Besucher zu verdeutlichen, dass<br />
romantische Vorstellungen vom Häcker nichts mit dem heutigen<br />
Beruf des W<strong>in</strong>zers geme<strong>in</strong> haben. Letztlich ist auch die <strong>in</strong>tensive<br />
und gezielte Vermarktung der We<strong>in</strong>e von der Ma<strong>in</strong>schleife Ausdruck<br />
der Modernität des We<strong>in</strong>baus <strong>in</strong> Franken – auch wenn das als Werbeveranstaltung<br />
für Volkacher We<strong>in</strong>e <strong>in</strong>s Leben gerufene We<strong>in</strong>fest<br />
mittlerweile schon seit über 50 Jahren stattf<strong>in</strong>det.<br />
Am Ende des Ausstellungsrundganges durch die Obergeschosse<br />
der Barockscheune f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> weiterer Glanzpunkt des Hauses:<br />
E<strong>in</strong>e Sammlung von rund 140 Bocksbeuteln und bocksbeutelähnlichen<br />
Plattflaschen, an Hand derer die gesamte Geschichte<br />
der sche<strong>in</strong>bar so typisch fränkischen Flasche nachvollziehbar<br />
wird. So umfasst die Sammlung Plattflaschen des 17. Jahrhunderts<br />
– als noch niemand von „Bocksbeuteln“, und schon gar nicht von<br />
„fränkischen“ sprach – ebenso wie tatsächliche frühe Bocksbeutel,<br />
so genannte „Ste<strong>in</strong>we<strong>in</strong>flaschen“, aus dem ausgehenden 18.<br />
Jahrhundert. Daneben f<strong>in</strong>den sich zahllose Weiterentwicklungen<br />
und Spielarten der fränkischen Flaschenform, aber auch schamlose<br />
Kopien und unbeabsichtigte Plagiate. Den Abschluss bildet e<strong>in</strong>e<br />
kuriose Reihe „verzierter“ und „umfunktionierter“ Bocksbeutel, die<br />
als Aschenbecher oder Tischaufsatz dienten.<br />
Bevor der Besucher das Museum verlässt, sollte er e<strong>in</strong>en Blick<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>drucksvollen Gewölbekeller werfen. Unter der Überschrift<br />
„Sammlungen und Nachlässe“ werden hier die Aufgaben<br />
e<strong>in</strong>es „Regionalmuseums“ thematisiert. Anhand von drei Sammlungen,<br />
die das Volkacher Museum <strong>in</strong> den letzten Jahren übernahm,<br />
wird über den Sammlungsauftrag des Museums reflektiert, denn so<br />
unterschiedlich die ausgestellten Sammlungen auf den ersten Blick<br />
auch sche<strong>in</strong>en – es handelt sich um Ste<strong>in</strong>e, Trachten und Büttnerwerkzeuge<br />
– so typisch s<strong>in</strong>d sie doch für orts- und regionalhistorische<br />
<strong>Museen</strong>. Indem die Ausstellung hier dem Besucher die H<strong>in</strong>tergründe<br />
des musealen Sammelns offen legt, stellt sich das Volkacher<br />
Museum offensiv der Diskussion um die künftigen Möglichkeiten<br />
und Perspektiven e<strong>in</strong>er regionalen Schwerpunktsetzung.<br />
Selbstverständnis und Zukunftsaussichten<br />
Damit landet der Museumsbesucher am Ende se<strong>in</strong>es Ausstellungsrundganges<br />
erneut bei der e<strong>in</strong>gangs aufgeworfenen Frage nach dem<br />
Selbstverständnis des Museums <strong>in</strong> Volkach. Unübersehbar durchdr<strong>in</strong>gt<br />
der lokale und regionale Aspekt die gesamte Dauerausstellung,<br />
und doch beschränkt sich die Präsentation <strong>in</strong>haltlich nicht auf die<br />
Stadt und ihr Umland. Immer wieder hebt sich der Blick und fällt<br />
auf überregionale historische Entwicklungen, immer wieder wird<br />
Regionalgeschichte <strong>in</strong> größere Zusammenhänge e<strong>in</strong>geordnet und<br />
immer wieder ersche<strong>in</strong>t die lokale Vergangenheit als Exempel für<br />
vergleichbare Abläufe und Verhältnisse <strong>in</strong> ganz Franken. Regionalität<br />
wird <strong>in</strong> der Barockscheune nicht absolut gesetzt, sondern sie wird<br />
zum beschreibbaren Fixpunkt, von dem aus größere Zusammenhänge<br />
<strong>in</strong>s Visier genommen werden können. Genau hier liegt <strong>in</strong> Zeiten<br />
des globalen Zusammenwachsens, der digitalen Vernetzung und dem<br />
Vormarsch virtueller Welten e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe von <strong>Museen</strong> mit<br />
lokalem Themenschwerpunkt: An diesen realen Orten mit ihren fassbaren<br />
Objekten und Exponaten bietet sich den Menschen die Möglichkeit<br />
der Selbstvergewisserung. Regionalmuseen, wie die Barockscheune<br />
<strong>in</strong> Volkach, s<strong>in</strong>d Basiscamps für Expeditionen <strong>in</strong> die Zukunft.
Museumsportrait 21<br />
Im Mai 2003 feierte das Deutsche Museum München se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>hundertsten<br />
Geburtstag. Dies war unter anderem der Anlass, e<strong>in</strong>e<br />
neue Dauerausstellung „Geschichte des Museums“ zu eröffnen, <strong>in</strong><br />
der die Geschichte des Hauses von se<strong>in</strong>er Gründung im Jahr 1903<br />
bis <strong>in</strong> die Gegenwart zur Darstellung kommt.<br />
In chronologischen und systematischen Kapiteln reflektiert<br />
die Ausstellung die Entwicklung des Museums aus der Perspektive<br />
se<strong>in</strong>er Gründer, Mitarbeiter, der Baugeschichte und der Wechselwirkung<br />
mit den Veränderungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaft<br />
und Technik im 20. Jahrhundert.<br />
Das Haus und se<strong>in</strong>e Geschichte<br />
Seit se<strong>in</strong>er Gründung im Jahr 1903 hat sich das Deutsche Museum<br />
zu e<strong>in</strong>em der führenden Technikmuseen entwickelt und<br />
zählt mit se<strong>in</strong>en ca. 55.000 m² Ausstellungsfläche alle<strong>in</strong> auf der<br />
Museums<strong>in</strong>sel zu den größten <strong>Museen</strong> dieser Art weltweit. Dieser<br />
Erfolg ist vor allem dem Engagement und der Begeisterungsfähigkeit<br />
des Münchner Ingenieurs und Pioniers der Elektrotechnik<br />
Oskar von Miller (1855-1934) zu verdanken, dem es mit se<strong>in</strong>em<br />
Gründungsaufruf von 1. Mai 1903 gelang, für se<strong>in</strong> Projekt e<strong>in</strong>es<br />
„Museums für die Meisterwerke der Wissenschaft und Technik“<br />
auf breiter Basis die Unterstützung von führenden Vertretern aus<br />
Wissenschaft, Technik und Industrie zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Bereits 1906 eröffneten die ersten Ausstellungen <strong>in</strong> den<br />
Räumen des Alten Nationalmuseums (heute Staatliches Museum<br />
für Völkerkunde), und wiederum drei Jahre später wurde e<strong>in</strong>e<br />
Zweigstelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kaserne <strong>in</strong> der Zweibrückenstrasse auf dem<br />
Gelände des heutigen Deutschen Patent- und Markenamtes e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Bis zur Fertigstellung e<strong>in</strong>es neuen Museumsgebäudes<br />
wurden hier die rasant wachsenden Sammlungsbestände – bereits<br />
zehn Jahre nach der Gründung betrug die Zahl der Objekte etwa<br />
30.000 – provisorisch untergebracht und erstmals dem Publikum<br />
zugänglich gemacht. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges,<br />
die Revolution und die Inflation verzögert, kam es jedoch erst<br />
1925 zu e<strong>in</strong>er Eröffnung des bereits 1903 geplanten Museumsneubaus<br />
an se<strong>in</strong>em heutigen Platz auf der <strong>in</strong>mitten der Isar gelegenen<br />
ehemaligen Kohlen<strong>in</strong>sel. In den folgenden Jahren wurde<br />
das Museum weiter ausgebaut. Bis 1935 folgten der Bibliotheksbau<br />
und der Kongresssaal, 1937 e<strong>in</strong> von den Nationalsozialisten<br />
geförderter Erweiterungsbau für die neue Abteilung Kraftfahrwesen.<br />
Nach den zum Teil erheblichen Zerstörungen des Zweiten<br />
Weltkriegs stand bis <strong>in</strong> die 1960er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zunächst der<br />
Wiederaufbau und die Neukonzeption von Gebäude und Sammlungen<br />
im Vordergrund. Erst zwei Jahrzehnte später erfuhr die<br />
Ausstellungsfläche wesentliche Erweiterungen, mit denen man<br />
vor allem neuen Sammlungsschwerpunkten und Darstellungsformen<br />
Rechnung trug. Die Eröffnung e<strong>in</strong>er neuen Luft- und Raumfahrthalle<br />
1984 stellte zugleich jedoch den Endpunkt der möglichen<br />
Expansion auf der begrenzten Fläche der Museums<strong>in</strong>sel dar.<br />
Es folgte die Gründung von Außenstellen: 1992 der Flugwerft<br />
Schleißheim mit ihren Großobjekten aus Luft- und Raumfahrt,<br />
1995 des Deutschen Museums Bonn mit dem Schwerpunkt Wissenschaft<br />
und Technik <strong>in</strong> Deutschland nach 1945 und 2003 des<br />
Verkehrszentrums <strong>in</strong> den historischen Messehallen auf der Theresienhöhe.<br />
Mit ausschlaggebend für den Erfolg der Gründung des Jahres<br />
1903 war die damals neuartige Museums- und Ausstellungskonzeption.<br />
Gemäß den Vorgaben Oskar von Millers begriff sich<br />
das Museum von Beg<strong>in</strong>n an als „Stätte der Volksbelehrung“ 1 und<br />
sah se<strong>in</strong>e Aufgabe <strong>in</strong> der anschaulichen und verständlichen Vermittlung<br />
wissenschaftlich-technischer Zusammenhänge. Die historischen<br />
Orig<strong>in</strong>ale ergänzend prägen Demonstrationen, Modelle,<br />
Dioramen bis h<strong>in</strong> zu den berühmten „Knopfdruckversuchen“ bis<br />
heute das Bild vieler Ausstellungen. Die Sammlungsobjekte die-<br />
Gewehrkamera und<br />
Prachturkunden<br />
Die neue Ausstellung „Geschichte des<br />
Deutschen Museums“<br />
Stefan Siemer
22 Museumsportrait<br />
nen so nicht alle<strong>in</strong> der Illustration wissenschafts- und technikhistorischer<br />
Themen, sondern werden überdies <strong>in</strong> ihren Funktionen<br />
erläutert oder <strong>in</strong> Nachbildungen vorgeführt.<br />
Diesem Anliegen entsprach auch das von den Gründern<br />
<strong>in</strong>tendierte Zusammenspiel von Sammlung und Forschung. Der<br />
Aufbau e<strong>in</strong>er Bibliothek und e<strong>in</strong>er sogenannten Plansammlung<br />
mit technischen Konstruktionszeichnungen sollte zu e<strong>in</strong>em vertieften<br />
Verständnis der historischen Objekte beitragen. Mit dem<br />
aus der Plansammlung entstandenen Archiv, e<strong>in</strong>er auf mittlerweile<br />
875.000 Bände angewachsenen Bibliothek und mit dem seit<br />
den 1980er Jahren entstandenen Zusammenschluss der entsprechenden<br />
Münchner Universitäts<strong>in</strong>stitute als „Münchner Zentrum<br />
für Wissenschafts- und Technikgeschichte“ verfügt das Deutsche<br />
Museum heute über bedeutende Ressourcen auf dem Gebiet der<br />
historischen Forschung.<br />
Konzeption und Realisierung<br />
Das schien Grund genug, diese wechselvolle Geschichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
eigenen Ausstellung zu würdigen. Doch e<strong>in</strong>e Ausstellung dieser<br />
Art zu konzipieren und zu realisieren ist zunächst e<strong>in</strong> paradoxes<br />
Unterfangen. E<strong>in</strong>e „Museumsgeschichte“ steht gewissermaßen <strong>in</strong><br />
Konkurrenz zu den bereits bestehenden Ausstellungen:<br />
Diese beherbergen diejenigen Objekte und Sammlungen,<br />
auf denen die Attraktivität des Hauses beruht und die für den ja<br />
meist wissenschaftlich-technisch <strong>in</strong>teressierten Besucher im Vordergrund<br />
stehen. E<strong>in</strong>e bestehende Sammlung zum Thema e<strong>in</strong>er<br />
Ausstellung zu machen, setzt sich damit der Gefahr aus, die Vielfalt<br />
der über das Haus verteilten e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungsbereiche<br />
<strong>in</strong> verkle<strong>in</strong>erter Form zu wiederholen und – ungünstigstenfalls<br />
– aus Mangel an geeigneten Objekten zu ihrem Zerrspiegel zu<br />
werden. Warum also e<strong>in</strong>e Ausstellung zur Museumsgeschichte?<br />
Grundsätzlich eröffnet e<strong>in</strong>e Ausstellung dieser Art die Möglichkeit,<br />
aus e<strong>in</strong>er veränderten Perspektive heraus die großen<br />
Sammlungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zusammenfassenden Gesamtschau aufs<br />
Neue wahrzunehmen. Hier setzt die Konzeption der Ausstellung<br />
an. Ausgangspunkt ist das Deutschen Museum als e<strong>in</strong> Spiegelbild<br />
bedeutender wissenschaftlich-technischer Entwicklungen im<br />
20. Jahrhundert. Zudem hat der Besucher hier die Möglichkeit,<br />
e<strong>in</strong>en Blick h<strong>in</strong>ter die „Kulissen“ des Museums zu werfen und<br />
etwas über die Geschichte des Hauses und der für den Besucher<br />
meist im Verborgenen arbeitenden Menschen zu erfahren. Auf<br />
diese Weise kann er mit Sammeln, Ausstellen, Bewahren, Forschen<br />
und Bilden als den aus heutiger Sicht zentralen Aspekten<br />
der Museumsarbeit vertraut gemacht werden. Auch erzählt e<strong>in</strong><br />
naturwissenschaftlich-technisches Museum nur <strong>in</strong> seltenen Fällen<br />
von der Herkunft e<strong>in</strong>zelner Exponate und ihrer Geschichte.<br />
Oft unsche<strong>in</strong>bare Objekte werden so zu Trägern von Sammlungs-<br />
Geschichten. Überdies ergibt sich mit denjenigen Objekten, die<br />
als Demonstrationen und Modelle im Laufe der Zeit als veraltet<br />
aus den Ausstellung entfernt wurden, e<strong>in</strong> zusammenhängender<br />
Objektbestand, an dem sich der Wandel von Ausstellungskonzeptionen<br />
und -techniken aufzeigen lässt. Sie lassen sich komplementär<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es ergänzenden historischen Kommentars zu<br />
den bestehenden Ausstellungsobjekten wahrnehmen.<br />
Nachdem schon ab 1989 e<strong>in</strong>e erste kle<strong>in</strong>e Ausstellung zur<br />
Geschichte des Deutschen Museums zu sehen war, ergab sich im<br />
Vorlauf des Jubiläums von 2003 die Möglichkeit, die Museumsgeschichte<br />
<strong>in</strong> größerem Rahmen und mit e<strong>in</strong>em gänzlich neuen<br />
Konzept zu realisieren. Dies war vor allem auch deshalb möglich,<br />
weil mit der Auflösung und Neukonzeption e<strong>in</strong>er Ausstellung zu<br />
wissenschaftlichen Instrumenten des 18. Jahrhunderts zwei Räume<br />
zur Verfügung standen, von denen e<strong>in</strong>er für e<strong>in</strong>e neue Ausstellung<br />
„Wissenschaftliche Instrumente der Bayerischen Akademie<br />
der Wissenschaften“ vorgesehen wurde, der andere für die<br />
Museumsgeschichte zur Verfügung stand. Unabhängig vone<strong>in</strong>ana<br />
Menschen im Museum: Der Geschichte des Aufsichts- und<br />
Vorführdienstes im Deutschen Museum ist e<strong>in</strong>e eigene Vitr<strong>in</strong>e<br />
gewidmet. Im Vordergrund erkennbar e<strong>in</strong>e Inszenierung mit dem<br />
bis <strong>in</strong> die Nachkriegsjahre handschriftlich geführten Besucherzahlenbuch.<br />
b E<strong>in</strong>blicke: Die Vitr<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er Zusammenstellung Sammlungsobjekten<br />
aus der Frühzeit des Museums. Im Vordergrund die<br />
Vakuumluftpumpe Ottos von Guerickes aus dem Jahr 1662/63,<br />
die das Museum als „Meisterwerk“ der Naturwissenschaft und<br />
Technik 1908 erwarb.
Museumsportrait 23<br />
der e<strong>in</strong>gerichtet und im Jahr 2003 eröffnet, ergänzen beide Ausstellungen<br />
e<strong>in</strong>ander: So erzählt die Akademiesammlung von der<br />
Geschichte und den H<strong>in</strong>tergründen derjenigen wissenschaftlichen<br />
Instrumente, die als erster geschlossener Sammlungsbestand im<br />
Jahr 1903 <strong>in</strong> das Museum kamen und den Grundstock der folgenden<br />
Sammlungserweiterungen bildeten, die „Museumsgeschichte“<br />
h<strong>in</strong>gegen von der weiteren Entwicklung der Sammlungen.<br />
Wenngleich die Erweiterung der Ausstellungsfläche auf<br />
rund 220m² e<strong>in</strong>e Fülle neuer Möglichkeiten zur Präsentation der<br />
Museumsgeschichte bot, so war das neue Konzept doch gleichzeitig<br />
an bestimmte Vorgaben gebunden. Da der Raum auch für<br />
Empfänge und Veranstaltungen genutzt werden sollte, musste<br />
etwa die Hälfte der Ausstellungsfläche frei bleiben. Auch bildeten<br />
zwei massive freistehende, <strong>in</strong> der Mitte des Saales bef<strong>in</strong>dliche<br />
Trennwände sowie e<strong>in</strong>e breite Fensterfront mit Blick auf<br />
den Innenhof des Museums e<strong>in</strong>e weitere Vorgabe, mit der sich die<br />
Konzeption und Gestaltung ause<strong>in</strong>ander zu setzen hatte. Dennoch<br />
war mit diesem Raum e<strong>in</strong> Ausstellungsort gefunden, der zusammen<br />
mit dem benachbarten historischen Ehrensaal des Museums<br />
mit se<strong>in</strong>en Büsten und Gemälden zu Ehren bedeutender deutscher<br />
Wissenschaftler und Techniker sowie der Ausstellung zur<br />
Geschichte der Akademiesammlung e<strong>in</strong>e attraktive Raumflucht<br />
bildet. Sie bietet sich dem Besucher gewissermaßen als e<strong>in</strong>führende<br />
historische Achse vor se<strong>in</strong>em weiteren Gang durch die<br />
übrigen Ausstellungen des Museums dar.<br />
Gemäß diesen Bed<strong>in</strong>gungen wurde der Hauptteil der „Museumsgeschichte“<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es langen, durchgehenden Vitr<strong>in</strong>enbandes<br />
an zwei Längsseiten des Ausstellungsraums realisiert.<br />
Dies erlaubte nicht nur die Unterbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er Vielzahl größerer<br />
Objekte, sondern auch im regelmäßigen Wechsel von verglasten<br />
E<strong>in</strong>blicken mit buchartigen Text- und Fototafeln im Vordergrund<br />
e<strong>in</strong>e höchst dynamische Beziehung zu den im H<strong>in</strong>tergrund präsentierten<br />
Objekten. So entstehen immer wieder neue E<strong>in</strong>blicke<br />
und Perspektiven auf die Exponate, die, teilweise h<strong>in</strong>ter den Texttafeln<br />
verborgen, die Neugierde des Besuchers herausfordern.<br />
Die Abfolge der Vitr<strong>in</strong>en orientiert sich zunächst an der Chronologie<br />
markanter Ereignisse aus der Geschichte des Museums.<br />
Das Spektrum reicht hier von der Gründung des Museums 1903<br />
über die Eröffnung des Museumsneubaus auf der Museums<strong>in</strong>sel<br />
1925, das Museum während der Zeit des Nationalsozialismus, den<br />
Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />
bis h<strong>in</strong> zu aktuellen Entwicklungen und Planungen. Besonders<br />
die Darstellung der Nachkriegszeit bis <strong>in</strong> die 1980er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
folgt dabei dem Grundgedanken, die Geschichte des Museums<br />
als Spiegel aktueller technischer Entwicklungen darzustellen. Am<br />
Leitfaden der seit den 1960er Jahren entstandenen neuen Ausstellungen<br />
zu Kernphysik, Raumfahrt und Informatik werden<br />
dabei museums<strong>in</strong>terne und -externe Wahrnehmungen von Wissenschaft<br />
und Technik problematisiert.<br />
Unterbrochen wird diese l<strong>in</strong>eare Abfolge der Ereignisse durch<br />
systematische Abschnitte. Sie geben E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> historische Ausstellungstechniken,<br />
die Inszenierung von Objekten als „Meisterwerke“<br />
<strong>in</strong> der Frühzeit des Museums und thematisieren im Kapitel<br />
„H<strong>in</strong>ter den Kulissen“ die Arbeit der Museumsmitarbeiter oder<br />
den Aufbau der Sammlungen. H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e Ausstellungse<strong>in</strong>heit<br />
über die bis heute wichtige Rolle von Stiftern und Mäzenen.<br />
Neue Blicke auf Objekte<br />
Beim Betreten der Ausstellung stechen zwei markante Exponate<br />
<strong>in</strong>s Auge. Die berühmten „Magdeburger Halbkugeln“ mit der<br />
Vakuumluftpumpe Otto von Guerickes kontrastieren mit e<strong>in</strong>er<br />
Halbleiterscheibe zur Herstellung von Mikrochips für die Computer<strong>in</strong>dustrie.<br />
Für sie wurden jeweils die beiden den Raum dom<strong>in</strong>ierenden<br />
Trennwände durchbrochen und als Großvitr<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Beide Exponate machen den Besucher auf das breite<br />
Sammlungsspektrum des Museums zwischen historischen und<br />
aktuellen Objekten, wissenschaftlicher Grundlagenforschung und<br />
Technik sowie „Meisterwerk“ und <strong>in</strong>dustriell gefertigter „Massenware“<br />
aufmerksam.<br />
Der für das Verständnis der Museumsgeschichte so wichtige<br />
Aufbau der Sammlungen zwischen 1903 und 1925 ist das Thema<br />
e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e, die Sammlungskonzepte und die Beschaffung der<br />
ersten Exponate thematisiert. E<strong>in</strong> Werftmodell e<strong>in</strong>es Panzerkreuzers<br />
von 1906, e<strong>in</strong>e Röntgenröhre aus dem Besitz Wilhelm Conrad<br />
Röntgens oder e<strong>in</strong> Planetolabium aus dem Besitz des Astronomen<br />
Tycho Brahe zeigen die Spannbreite der Sammlungen <strong>in</strong> der Frühzeit<br />
des Museums im Spannungsfeld von Groß<strong>in</strong>dustrie, wissenschaftlicher<br />
Grundlagenforschung und Wissenschaftsgeschichte.<br />
E<strong>in</strong>e sogenannte Gewehrkamera aus dem Besitz des Ballonpioniers<br />
und Fotografen Konrad von Bassus diente zur Verbesserung<br />
von Luftaufnahmen vom schwankenden Boden e<strong>in</strong>es Ballonkorbs<br />
aus. Sie ersche<strong>in</strong>t aus heutiger Perspektive zunächst als Kuriosum,<br />
spiegelt jedoch auf anschauliche Weise die Offenheit der frühen<br />
Sammlungen für technische Erf<strong>in</strong>dungen und Innovationen. E<strong>in</strong>e<br />
Attraktion ist hier auch das unter der Nummer 1 <strong>in</strong>ventarisierte<br />
„erste Objekt“ des Museums, e<strong>in</strong> recht unsche<strong>in</strong>bares Thermometer<br />
nach Réaumur aus dem 18. Jahrhundert.<br />
E<strong>in</strong> Schwerpunkt der Ausstellung ist das Thema Ausstellungstechnik.<br />
E<strong>in</strong>e historische Vitr<strong>in</strong>e mit den Induktionsversuchen<br />
James Faradays von 1906 macht unmittelbar anschaulich,<br />
wie das Museum zahlreiche Objekte aufwändig als „Meisterwerke“<br />
<strong>in</strong>szenierte. Noch weit bis <strong>in</strong> die Nachkriegsjahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bildete<br />
dieses Konzept – entsprechend dem vollständigen Namen<br />
„Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft<br />
und Technik“ – den Fluchtpunkt vieler Ausstellungen, gemäß der<br />
Vorgabe, die historischen Leistungen von Forschern und Technikern<br />
angemessen zur Darstellung zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Das Bild des Deutschen Museums <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
war jedoch vor allem durch die Vielzahl an Experimenten und<br />
Demonstrationen geprägt, die es dem Besucher erlaubten, wissenschaftliche<br />
Vorgänge und technische Abläufe anschaulich nachzuvollziehen.<br />
Die meisten dieser Vorrichtungen aus der Frühzeit<br />
des Museums s<strong>in</strong>d längst aus den heutigen Ausstellungen verschwunden.<br />
Für die neue Ausstellung wurden e<strong>in</strong>ige von ihnen<br />
reaktiviert. Gezeigt wird unter anderem e<strong>in</strong> Mondphasenmodell,<br />
das dem Besucher der Abteilung Astronomie im Jahr 1906 die<br />
Vorgänge des Mondumlaufs mittels e<strong>in</strong>er Kurbel verdeutlichte.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Abschnitt stellt an Beispielen die Technik des Dioramen-<br />
und Modellbaus vor, die bis heute e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong><br />
den Ausstellungen spielen.<br />
An vielen Stellen der Ausstellung kann der Besucher selbst<br />
aktiv werden. Das gilt etwa für h<strong>in</strong>ter „magischem Glas“ – e<strong>in</strong>em<br />
Spezialglas, das sich transparent schalten lässt – verborgene<br />
„kuriose Objekte“ – Fundstücke aus dem Depot – oder Geschenke,<br />
die während der Jahresfeiern des Museums den geladenen Gästen<br />
überreicht wurden. Sie werden mittels Knopfdruck <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
separaten Vitr<strong>in</strong>en für kurze Zeit sichtbar und stellen e<strong>in</strong>e Art<br />
ironischen Kommentar zu den übrigen Exponaten der Ausstellung<br />
dar.<br />
Die erläuternden Texte <strong>in</strong> deutscher und englischer Sprache<br />
auf den durchgehenden Vitr<strong>in</strong>enwänden s<strong>in</strong>d auf drei Ebenen<br />
hierarchisiert. Verschiedene Schriftgrößen erleichtern hier die<br />
Orientierung des Besuchers. Als Bereichstexte geben sie zunächst<br />
e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Überblick über das jeweilige Kapitel der Ausstellung,<br />
als Gruppentexte vertiefende Informationen zu spezielleren<br />
Aspekten und schließlich als Objekttexte Kurz<strong>in</strong>formationen<br />
zu den e<strong>in</strong>zelnen Exponaten. Abweichend von diesem Schema f<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Fällen zu e<strong>in</strong>zelnen Objekten erweiterte<br />
Objekttexte, die Informationen zur Geschichte der Vorbesitzer<br />
oder ihrer Funktion <strong>in</strong> den historischen Ausstellungen geben.
24 Museumsportrait<br />
Erklären und Verstehen: E<strong>in</strong>e Demonstration zur Darstellung der<br />
Mondphasen, aufgestellt <strong>in</strong> der Ausstellung Astronomie im Jahr<br />
1907. Über e<strong>in</strong>e Spiegelvorrichtung kann der Besucher den am<br />
Zeiger befestigten „Mond“ mittels e<strong>in</strong>er Kurbel bewegen und<br />
gleichzeitig durch das Okular betrachten.<br />
Sparsam e<strong>in</strong>gesetzte Zitate aus der Literatur des 20. Jahrhunderts<br />
bilden e<strong>in</strong>e weitere kommentierende Textebene.<br />
Fotografien ergänzen die Text<strong>in</strong>formationen. Sie geben E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> mittlerweile historisch gewordene Ausstellungsensembles<br />
und stellen damit die Exponate <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en erweiterten<br />
Kontext. So dokumentieren sie z. B. <strong>in</strong> der Ausstellungse<strong>in</strong>heit<br />
zum Nationalsozialismus als Fotoserie die Kriegszerstörungen der<br />
Jahre 1944/45 oder geben E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Arbeit der Werkstätten<br />
oder des Aufsichtsdienstes <strong>in</strong> den 1920er und 1930er Jahren.<br />
Fotografien f<strong>in</strong>den sich auch im Prolog zur Ausstellung, <strong>in</strong> dem<br />
das Thema Weltausstellungen als Vorläufer und Anreger technischer<br />
<strong>Museen</strong> aufgegriffen wird. In e<strong>in</strong>er Endlosschleife werden<br />
historische Fotografien auf das Vitr<strong>in</strong>englas projiziert, das als<br />
„magisches Glas“ im Wechsel mit der Projektion den Blick auf die<br />
dah<strong>in</strong>ter ausgestellten Objekte freigibt.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Informationsebene bilden Filme und Interviews<br />
zur Museumsgeschichte. Sie s<strong>in</strong>d auf <strong>in</strong>sgesamt fünf Multimediastationen<br />
verteilt, die verschiedenen Abschnitten der Ausstellung<br />
zugeordnet s<strong>in</strong>d. Sie bieten ausgewählte Sequenzen aus Filmen,<br />
die vor allem seit den 1920er Jahren im Umkreis des Museums<br />
entstanden s<strong>in</strong>d, darunter frühe Filmaufnahmen der Eröffnung<br />
des Sammlungsbaus auf der Museums<strong>in</strong>sel, Wochenschauberichte<br />
zu Ausstellungseröffnungen oder Dokumentationen zum Museum<br />
und zur Arbeit der Werkstätten der Jahre 1955 bis 1985. Die<br />
Filmsequenzen bilden den H<strong>in</strong>tergrund für die E<strong>in</strong>spielung von<br />
Interviewausschnitten von ehemaligen Mitarbeitern des Museums.<br />
Unter dem Motto „Wenn e<strong>in</strong> Metallteil mit e<strong>in</strong>em Schleifpapier<br />
entrostet wird, das ist natürlich ke<strong>in</strong>e Restaurierung“<br />
erzählt etwa der ehemalige Restaurator für wissenschaftliche<br />
Instrumente, Ernst Ell<strong>in</strong>ger, über die Restaurierungswerkstätten<br />
des Museums und die Sehnsucht vieler Besucher nach blankpoliertem<br />
Mess<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Arbeit des Vorführdienstes<br />
im Deutschen Museum gibt Alois Reichel, der vom teilweise<br />
schwierigen Umgang mit Besuchergruppen <strong>in</strong> den Ausstellungen<br />
berichtet.<br />
Unter welch problematischen Bed<strong>in</strong>gungen die Mitarbeiter <strong>in</strong><br />
den Nachkriegsjahren den Wiederaufbau der e<strong>in</strong>zelnen Abteilungen<br />
vorangetrieben haben, wird aus den Interviews mit Hermann<br />
Batzer, Hermann Burger und He<strong>in</strong>z Thomas deutlich, die zu Beg<strong>in</strong>n<br />
der fünfziger Jahre <strong>in</strong> das Museum kamen und von den noch lange<br />
Zeit sichtbaren zahlreichen Kriegsschäden zu berichten wissen.<br />
Diese Zeitzeugenaussagen und Filmsequenzen f<strong>in</strong>den sich unter<br />
anderem <strong>in</strong> dem Kapitel der Ausstellung, das unter dem Titel<br />
„H<strong>in</strong>ter den Kulissen des Museums“ den Arbeitsplatz Museum<br />
am Beispiel der Exponatverwaltung, des Depots, der Werkstätten<br />
und des Ausstellungsdienstes vorgestellt. Es spiegelt damit auch<br />
e<strong>in</strong> zentrales Anliegen der Ausstellung, das die Geschichte des<br />
Hauses nicht alle<strong>in</strong> aus der historischen Distanz e<strong>in</strong>er Aufzählung<br />
von Fakten und Ereignissen darstellen möchte, sondern ebenso<br />
aus der Perspektive der Mitarbeiter und ihrer höchst subjektiven<br />
Wahrnehmungen. Sie erzählen nicht zuletzt vor dem jeweiligen<br />
Zeith<strong>in</strong>tergrund von der Leidenschaft und Liebe im Umgang mit<br />
den Sammlungsobjekten.<br />
Weitere Multimediastationen begegnen dem Besucher im<br />
Abschnitt „Stifterbuch und Urkunden: ... und sie spendeten Millionen!“,<br />
der den für den Aufbau des Museums wichtigen Stiftergedanken<br />
aufgreift. Neben prächtig illustrierten Stiftungsurkunden<br />
von 1906/07 f<strong>in</strong>det sich hier das „Gedenkbuch an die<br />
Stifter des Deutschen Museums“ der Jahre von 1903 bis 1922.<br />
Die kle<strong>in</strong>ste Spende betrug damals 50, die größte – vom Verband<br />
der Deutschen Eisen<strong>in</strong>dustrie – 3 Millionen Mark. Der Besucher<br />
kann nicht nur das Orig<strong>in</strong>al h<strong>in</strong>ter Glas betrachten, sondern auch<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Nachbildung auf e<strong>in</strong>er Bildschirmstation blättern<br />
oder zusätzlich den Inhalt über e<strong>in</strong>e alphabetisch und chronologisch<br />
geordnete Namensliste e<strong>in</strong>sehen.
Museumsportrait 25<br />
Ausstellungsbezogene Forschung<br />
Die Ausstellung steht <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit den Forschungen<br />
zur Geschichte des Deutschen Museums. Vor allem<br />
<strong>in</strong> den letzen beiden Jahren s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von Publikationen<br />
erschienen, die sich der Geschichte e<strong>in</strong>zelner Abteilungen und<br />
ihrer Objekte aus wissenschaftsgeschichtlicher wie auch museumsgeschichtlicher<br />
Perspektive widmen. 2 H<strong>in</strong>zu kamen im Zuge<br />
der Vorarbeiten zur Ausstellung eigene Quellenrecherchen <strong>in</strong><br />
den umfangreichen Archivbeständen des Museums. Das galt für<br />
schriftliche Quellen wie etwa Verwaltungsakten ebenso wie für<br />
Fotografien und Filme. Hier gab es immer wieder Neuentdeckungen,<br />
die als Dokumentationen für die e<strong>in</strong>zelnen Exponate genutzt<br />
und <strong>in</strong> die Ausstellung <strong>in</strong>tegriert werden konnten.<br />
Doch die Ausstellung profitierte nicht alle<strong>in</strong> von den bisherigen<br />
Publikationen zur Museumsgeschichte. Gerade über die<br />
Auswahl geeigneter Exponate ergaben sich ganz neue Fragestellungen.<br />
Dies gilt vor allem für den Bereich Ausstellungstechnik. 3<br />
Die Suche nach Demonstrationen und Modellen aus der Frühzeit<br />
des Museums erschloss e<strong>in</strong>en Objektbestand, der nicht nur <strong>in</strong> die<br />
Ausstellung E<strong>in</strong>gang fand, sondern überdies im S<strong>in</strong>ne historischer<br />
Objektforschung und Dokumentation e<strong>in</strong>en Ausgangspunkt<br />
für weitere Untersuchungen auf dem Gebiet technischer <strong>Museen</strong><br />
und ihrer spezifischen Objektkulturen bildet. Die Aufnahmen mit<br />
Zeitzeugenberichten von Museumsmitarbeitern und die Auswertung<br />
von im Archiv gesammeltem Filmmaterial s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiteres<br />
Beispiel für die Erschließung neuer Quellen zur Geschichte des<br />
Museums.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Ergebnis dieser <strong>in</strong>tensiven Objekt- und Dokumentenrecherchen<br />
ist e<strong>in</strong>e kürzlich erschienene Publikation mit<br />
Dokumenten zur Geschichte des Deutschen Museums auf CD-<br />
ROM. 4 Hier f<strong>in</strong>den sich grundlegende Quellen zu Gründung, Konzeption<br />
und Aufbau der Sammlungen im Deutschen Museum, die<br />
durch ausführliche Dokumentationen zu ausgewählten Objekten<br />
der Ausstellung ergänzt wurden. Die Publikation wendet<br />
sich sowohl an den Besucher der Ausstellung, der hier e<strong>in</strong>zelne<br />
Themen weiter vertiefen kann, wie auch an den speziell an der<br />
Geschichte technischer <strong>Museen</strong> <strong>in</strong>teressierten Historiker, dem<br />
e<strong>in</strong>e reiche Auswahl von reproduzierten Orig<strong>in</strong>alquellen zur Verfügung<br />
steht.<br />
Zusammenschau von rund hundert Jahren Sammlungs- und<br />
Museumsgeschichte und den dort gezeigten Exponaten ke<strong>in</strong>eswegs<br />
e<strong>in</strong> Deutsches Museum en m<strong>in</strong>ature. Sie ermöglicht dem<br />
Besucher nicht nur die Begegnung mit Sammlungsgegenständen<br />
und Ausstellungstechniken aus der Frühzeit des Museums,<br />
sondern vermittelt auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von der Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Museum, dem Umgang mit den Objekten und dem oft langwierigen<br />
Prozess der Konzeption und Realisierung von Ausstellungen.<br />
Im Idealfall wird e<strong>in</strong>e Ausstellung dieser Art damit zu e<strong>in</strong>em Ort<br />
der Reflexion über zukünftige Entwicklungen nicht nur des Deutschen<br />
Museums, sondern auch anderer technischer <strong>Museen</strong>.<br />
Deutsches Museum München, Museums<strong>in</strong>sel 1, 80538 München,<br />
Tel. 089/2179-1, Fax -324, <strong>in</strong>formation@deutsches-museum.de,<br />
www.deutsches-museum.de<br />
Öffnungszeiten: täglich 9-17 Uhr<br />
Anmerkungen:<br />
1 s. Oskar von Miller: Technische <strong>Museen</strong> als Stätten der Volksbelehrung,<br />
<strong>in</strong>: Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte<br />
5/1929, S. 1-18<br />
2 s. Wilhelm Füßl u. Helmuth Trischler: Geschichte des Deutschen<br />
Museums. Akteure, Artefakte, Ausstellungen. München 2003;<br />
Ulf Hashagen/Oskar Blumtritt/Helmuth Trischler (Hrsg.): Circa<br />
1903: Artefakte <strong>in</strong> der Gründungszeit des Deutschen Museums,<br />
Abhandlungen und Berichte NF 19, München 2003; Otto Mayr:<br />
Wiederaufbau. Das Deutsche Museum 1945-1970, München<br />
2003; Hans-Liudger Dienel: Das Deutsche Museum und se<strong>in</strong>e<br />
Geschichte, München 1998<br />
3 s. vom Verfasser: Das Orig<strong>in</strong>al im Spiegel. Nachbildungen,<br />
Modell und Demonstrationen, <strong>in</strong>: Kultur und Technik, 2/2003, S.<br />
28-33<br />
4 Wilhelm Füßl/Matthias Knopp/Stefan Siemer/Sebastian Victor:<br />
Dokumente zur Geschichte des Deutschen Museums 1903-2003<br />
(CD-ROM). München 2003<br />
Ausblick<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit Besuchern und Führungen zeigen,<br />
dass die Ausstellung als willkommene Ergänzung zum übrigen<br />
Angebot des Deutschen Museums wahrgenommen wird. Wenngleich<br />
ke<strong>in</strong>e systematischen Beobachtungen vorliegen, lässt sich<br />
sagen, dass sich die meisten der E<strong>in</strong>zelbesucher <strong>in</strong>tensiv mit den<br />
Inhalten der Ausstellung beschäftigen und die Verweildauer vor<br />
den e<strong>in</strong>zelnen Ausstellungse<strong>in</strong>heiten recht hoch ist. Dies gilt<br />
besonders für die Vitr<strong>in</strong>e zur Sammlungspolitik <strong>in</strong> der Frühzeit<br />
des Museums, die mit ihren vergleichsweise ungewöhnlichen und<br />
zahlreichen Objekten im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Wunderkammer“ die Aufmerksamkeit<br />
der Besucher auf sich zieht. Während der Führungen<br />
stößt der Abschnitt zur Geschichte des Museums während<br />
der Zeit des Nationalsozialismus immer wieder auf besonderes<br />
Interesse. Für Nachdenklichkeit und Betroffenheit sorgen die hier<br />
vorgestellten Schicksale e<strong>in</strong>zelner Museumsmitarbeiter während<br />
des Krieges, welche zum Teil <strong>in</strong> Widerstandsgruppen organisiert<br />
waren oder – wie der Ingenieur und enge Mitarbeiter Oskar von<br />
Millers, Arthur Schönberg – nach Theresienstadt deportiert wurden.<br />
Als Problem erweist sich allerd<strong>in</strong>gs der enge Raum zwischen<br />
den durchlaufenden Vitr<strong>in</strong>en und den für die Großvitr<strong>in</strong>en durchbrochenen<br />
Trennwänden. Führungen mit mehr als zehn Teilnehmern<br />
lassen sich so nur schwer realisieren.<br />
Die Ausstellung zur Museumsgeschichte zählt zu den kle<strong>in</strong>sten<br />
Abteilungen im Deutschen Museum, doch ist sie <strong>in</strong> ihrer
26 Museumsportrait
Museumsportrait 26/27<br />
Das Historische Museum der Stadt Regensburg eröffnete am 27.<br />
September 2003, umrahmt von den Klängen römischer Musik, die<br />
neu gestaltete Abteilung „Römerzeit“, laut Plakatwerbung „<strong>Bayern</strong>s<br />
größte Römerausstellung“.<br />
Die letzte Gestaltung der Römerabteilung g<strong>in</strong>g als Resultat<br />
e<strong>in</strong>er viel beachteten Sonderausstellung anlässlich der 1800-<br />
Jahr-Feier der Stadt Regensburg (gerechnet von der Fertigstellung<br />
des Legionslagers 179 n. Chr.) bereits auf das Jahr 1979<br />
zurück. Damals war e<strong>in</strong>e bemerkenswerte, über 500m² große<br />
Abteilung entstanden, die der Bedeutung von Regensburg als<br />
größtem Militärstandort der römischen Prov<strong>in</strong>z Raetien gerecht<br />
wurde.<br />
Die Römer <strong>in</strong><br />
neuem Licht<br />
Zur Umgestaltung der Abteilung „Römerzeit“ im<br />
Historischen Museum Regensburg<br />
Ingrid Jütt<strong>in</strong>g, Christof Flügel<br />
und Andreas Boos<br />
Voraussetzungen<br />
Ausgehend von veränderten räumlichen Gegebenheiten seit der<br />
großen Bayerischen Landesausstellung 2000 war nun e<strong>in</strong>e Neuaufstellung<br />
und teilweise Verlagerung der Römerabteilung s<strong>in</strong>nvoll<br />
und nötig geworden. Aufgrund e<strong>in</strong>es sehr knapp bemessenen<br />
f<strong>in</strong>anziellen Rahmens, der <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise mit dem E<strong>in</strong>richtungsbudget<br />
vergleichbarer Abteilungen oder Häuser, wie beispielsweise<br />
des etwa gleich großen Archäologie-Museums Qu<strong>in</strong>tana <strong>in</strong><br />
Künz<strong>in</strong>g, konkurrieren konnte, gestaltete sich der Neuaufbau der<br />
Römerzeit-Abteilung auf nun ca. 540m² nicht e<strong>in</strong>fach. Zum e<strong>in</strong>en<br />
sollte sie sich <strong>in</strong> ihrem Ersche<strong>in</strong>ungsbild an der 1995 eröffneten<br />
Abteilung „Mittelalter“ orientieren, zum anderen mit e<strong>in</strong>em<br />
Bruchteil der damaligen E<strong>in</strong>richtungskosten auskommen.<br />
Dieser Spagat war nur durch verschiedene Sparmaßnahmen<br />
möglich. Dazu zählten der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>facherer Materialien und<br />
Drucktechniken, die Wiederverwendung von kastenförmigen Vitr<strong>in</strong>en<br />
aus der alten Aufstellung nach entsprechender Überarbeitung<br />
und die Ausrüstung mit Standardvitr<strong>in</strong>en, die bereits weit<br />
im Vorfeld der jetzigen Ausstellungskonzeption zu Sonderkonditionen<br />
erworben worden waren. Diese zum Teil unbeleuchteten<br />
Hochvitr<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>er Grundfläche von nur 64,5 x 64,5 bzw.<br />
72 x 72 cm demonstrieren mit ihrer Vollverglasung größtmögliche<br />
Transparenz und Leichtigkeit, lassen aber e<strong>in</strong>e Nutzung<br />
als Graphikträger kaum zu. Neben den umgearbeiteten Vitr<strong>in</strong>en<br />
konnten wichtige Bestandteile der früheren Ausstellung übernommen<br />
werden, wie das Modell des Legionslagerbaues oder das<br />
rekonstruierte römische Gebäude mit Küche und Wohnraum, das<br />
am alten Platz und nur ger<strong>in</strong>gfügig modifiziert <strong>in</strong> die neue Ausstellung<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen war.<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Anforderung an die Gestaltung war es,<br />
die Römer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em helleren Umfeld zu präsentieren und sie aus<br />
dem bei Eröffnungen gern, aber zu Unrecht bemühten „Dunkel<br />
der Geschichte“ herauszuholen. Als zusätzliche Vorgabe der<br />
Museumsleitung sollte im E<strong>in</strong>gangssaal e<strong>in</strong>e Freifläche für kle<strong>in</strong>ere<br />
Versammlungen und Vorträge e<strong>in</strong>geplant werden. All diese<br />
durch Sachzwänge begründeten großen Herausforderungen<br />
meisterte die Regensburger Innenarchitekt<strong>in</strong> Ulrike Buck, der es<br />
gleichzeitig gelang, der vielschichtigen Ausstellung e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />
L<strong>in</strong>ie zu geben. Die passende Gestaltung der Informationsträger<br />
übernahmen die Augsburger Grafiker Steffan Westeroth<br />
und Waltraud Brandner. Die Ausstellungskonzeption lag <strong>in</strong> Händen<br />
von Dr. Andreas Boos (<strong>Museen</strong> der Stadt Regensburg) und<br />
Ingrid Schmidts-Jütt<strong>in</strong>g M. A. (München/Ma<strong>in</strong>z) mit fachlicher<br />
Beratung und f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung durch die Landesstelle<br />
für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> (Eva-Maria Fleckenste<strong>in</strong> und<br />
Dr. Christof Flügel).<br />
Die seit der letzten Aufstellung 1979 größtenteils <strong>in</strong> Rot<br />
gehaltenen Räume wurden durchgehend weiß gestrichen. Die<br />
zahlreichen Ste<strong>in</strong>denkmäler kamen mit schwarzen Trägerplatten<br />
aus Stahl auf weiße, schlicht und zurückhaltend gestaltete<br />
Sockel. E<strong>in</strong>e mutige, im H<strong>in</strong>blick auf die bessere Anschaulichkeit<br />
aber sicherlich richtige Entscheidung war es, das detailreiche
28 Museumsportrait<br />
Modell des Baus des Regensburger Legionslagers lediglich h<strong>in</strong>ter<br />
e<strong>in</strong>er gläsernen Abschrankung zu präsentieren, anstatt es wieder<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Großvitr<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zubauen. Auch die freie Aufstellung orig<strong>in</strong>aler<br />
Funde wie z. B. e<strong>in</strong>es römischen We<strong>in</strong>fasses oder e<strong>in</strong>er<br />
großen Ölamphore soll dazu beitragen, die Besucher weitgehend<br />
barrierefrei an die Welt der Römer heranzuführen.<br />
Die nach e<strong>in</strong>heitlichen Vorgaben gestalteten Texttafeln<br />
erhielten <strong>in</strong> Anlehnung an die Mittelalterabteilung e<strong>in</strong>en schwarzen<br />
Stahlrahmen, um e<strong>in</strong>e gewisse E<strong>in</strong>heitlichkeit im Gestaltungsbild<br />
des Museums e<strong>in</strong>zuhalten. Maße, Textumfang und<br />
Schrifttype orientieren sich ebenfalls an den Mittelalter-Texttafeln,<br />
obwohl die Tafeln der Römerabteilung etwas massiver und<br />
damit nicht ganz so elegant wirken, dafür aber grafisch abwechslungsreicher<br />
gestaltet s<strong>in</strong>d. Als Logo für die Römerabteilung,<br />
das auf allen Informationsträgern neben dem auf e<strong>in</strong>e Überschrift<br />
reduzierten Raumtext ersche<strong>in</strong>t, wurde e<strong>in</strong> Kalkste<strong>in</strong>kopf<br />
des Gottes Mars von e<strong>in</strong>em römischen Grabbau aus Regensburg<br />
verwendet. Die gute Lesbarkeit der knappen und prägnanten Texte<br />
sowie die illustrative Gestaltung mit Karten und Grafiken wurden<br />
bei der Eröffnung von vielen Besuchern besonders hervorgehoben.<br />
Führungsl<strong>in</strong>ie und E<strong>in</strong>zelthemen<br />
Der Rundgang durch das römische Regensburg beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
modern gestalteten Saal, der für die Bayerische Landesausstellung<br />
2000 saniert worden war und damals als Informationszentrum<br />
diente. Thematisch wird hier das Militär <strong>in</strong> Regensburg/Castra<br />
Reg<strong>in</strong>a mit se<strong>in</strong>en Kastellen dargestellt. Bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e asymmetrisch<br />
gestellte Säulenreihe <strong>in</strong> der Längsachse des Saales und<br />
durch die lang gestreckten Dimensionen bot sich hier e<strong>in</strong>e offene<br />
Raumgestaltung an, die zum e<strong>in</strong>en die Ausrüstung des Militärs<br />
(auf der Fensterseite), zum anderen die zeitgleichen Funde aus<br />
den jeweiligen Lagern und den zugehörigen Zivilsiedlungen (auf<br />
der gegenüberliegenden Wandseite) präsentiert. Dabei war e<strong>in</strong>e<br />
freie Besucherführung, die es ermöglicht, zwischen den thematisch<br />
korrespondierenden Raumseiten und den locker mite<strong>in</strong>ander<br />
verschränkten Themenbereichen zu wechseln, durchaus beabsichtigt.<br />
Vor den Fenstern s<strong>in</strong>d auf transluzenten Folien lebensgroße<br />
Zeichnungen römischer Soldaten der Zeit um 100, 200 und 320<br />
n. Chr. abgehängt, um den Besucher auf se<strong>in</strong>em Gang durch die<br />
knapp 400 Jahre römischer Präsenz <strong>in</strong> Regensburg zu leiten und<br />
ihm e<strong>in</strong>e Vorstellung vom Menschen h<strong>in</strong>ter dem archäologischen<br />
Objekt zu vermitteln. Gleichzeitig werden dadurch die kle<strong>in</strong>teiligen<br />
Ausrüstungsgegenstände der Militäruniformen <strong>in</strong> ihrem antiken<br />
Funktionszusammenhang bildlich erläutert.<br />
Zentrales Exponat und Blickfang ist aber die monumentale<br />
Bau<strong>in</strong>schrift des römischen Legionslagers Castra Reg<strong>in</strong>a aus dem<br />
Jahr 179 n. Chr., gewissermaßen die Gründungsurkunde der Stadt<br />
Regensburg rund hundert Jahre nach der Anlage e<strong>in</strong>es ersten,<br />
kle<strong>in</strong>eren Militärlagers im Stadtteil Kumpfmühl. Ohne als H<strong>in</strong>dernis<br />
empfunden zu werden, teilt die Lagertor<strong>in</strong>schrift den Raum <strong>in</strong><br />
die zwei Bereiche vor und nach Errichtung des Legionskastells, ist<br />
aber gleichzeitig nach außen, d. h. auf den Vorraum vor dem Ausstellungssaal,<br />
gerichtet. Da der Saal <strong>in</strong> diese Richtung mit e<strong>in</strong>er<br />
Glaswand abgeschlossen ist, wirkt diese Fläche von dem aus dem<br />
Foyer zum Museumscafé führenden Vorraum aus wie e<strong>in</strong> Schaufenster.<br />
Die angestrebte Außenwirkung der Ausstellung wird noch<br />
dadurch erhöht, dass e<strong>in</strong>e Wand dieses Vorraums als Projektionsfläche<br />
für e<strong>in</strong>e Beamer-Präsentation fungiert. Dieser Beamer wird<br />
<strong>in</strong> der Ausstellung von e<strong>in</strong>em PC gesteuert, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tisch vor<br />
e<strong>in</strong>er Fundortkarte e<strong>in</strong>gelassen ist. Das Computerprogramm über<br />
das römische Regensburg erläutert mit Luftbildern, Plänen, Texten,<br />
Fotos und Animationen die wichtigsten Fundstellen. Hierbei<br />
können die E<strong>in</strong>zelthemen und ihre Unterpunkte gezielt angesteuert<br />
werden, um sie auf der Projektionswand e<strong>in</strong>er größeren Besu-<br />
chergruppe, etwa e<strong>in</strong>er Schulklasse, darzubieten. Im Ruhezustand<br />
wirft das Programm über den Beamer e<strong>in</strong>e Art Diashow römischer<br />
Funde und Fundstellen an die Wand und soll so den Ausstellungsbereich<br />
stets werbewirksam mit dem öffentlichen Vorraum<br />
verb<strong>in</strong>den.<br />
Bei der Gestaltung der Texttafeln wurde besonderer Wert auf<br />
anschauliche Abbildungen und Karten gelegt. Da die beschriebenen<br />
Standardvitr<strong>in</strong>en kaum Platz für Vorder- oder Rückseitengraphik<br />
bieten, wurde das traditionelle Gestaltungsmittel der<br />
Texttafel gewählt. Dabei ist besonders im ersten Saal e<strong>in</strong>e relativ<br />
große Anzahl von Tafeln festzustellen, was aber angesichts der<br />
komplexen Militärgeschichte Regensburgs verständlich wird. Verteilt<br />
wurden die Texttafeln auf <strong>in</strong> sich geschlossene E<strong>in</strong>zelthemen<br />
mit jeweils zugeordneten Vitr<strong>in</strong>en. Diese Themenbereiche, wie<br />
z. B. „H<strong>in</strong>ter festen Mauern – Das Legionslager Castra Reg<strong>in</strong>a“<br />
oder „Nachbarn, Fe<strong>in</strong>de, Kampfgenossen – Die Germanen“, können<br />
vom Besucher entweder <strong>in</strong> der großen historischen Entwicklungsl<strong>in</strong>ie<br />
wahrgenommen werden, wenn er den Saal <strong>in</strong> der<br />
Längsachse durchschreitet, oder aufgrund der Abgeschlossenheit<br />
der Texte auch <strong>in</strong>dividuell angesteuert werden. Die Standortwahl<br />
für die überwiegend an der Längswand l<strong>in</strong>ear angeordneten Vitr<strong>in</strong>en<br />
und Tafeln wurde von mehreren Faktoren bestimmt. Dazu<br />
gehören die wegen des e<strong>in</strong>geschränkten Platzangebotes komprimierte<br />
Darstellung der Militärgeschichte sowie technische Vorgaben,<br />
wie die Positionierung der Lagertor<strong>in</strong>schrift als „key visualizer“,<br />
ferner der geforderte Freiraum <strong>in</strong> der Mitte oder die großen<br />
Maße des Lagerbaumodells.<br />
Der zweite Raum bot sich aufgrund se<strong>in</strong>es niedrigen Kreuzgratgewölbes<br />
und der dadurch erzeugten gedämpften Atmosphäre<br />
für das Thema „Römische Religion“ an. Hier werden neben anderen<br />
Altären und Weih<strong>in</strong>schriften Kultbilder, Votivgaben, Inschriften<br />
und Opferaltäre aus dem Heiligtum des Gottes Merkur auf<br />
dem Regensburger Ziegetsberg gezeigt, ferner zahlreiche Götterstatuetten<br />
von Hausaltären. Die pralle Füllung e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e vor<br />
allem mit Merkurfiguren ist dabei durchaus beabsichtigt, um dem<br />
Besucher auch optisch die große Bedeutung dieses Gottes im täglichen<br />
Leben der Prov<strong>in</strong>zbevölkerung vor Augen zu führen.<br />
Die anschließenden Räume widmen sich dem römischen Alltag.<br />
Auf e<strong>in</strong>en Saal mit dem Schwerpunkt auf der zivilen Besiedlung<br />
der Lagervorstadt, der Lagerdörfer und der Gutshöfe mit<br />
ihren vielfältigen Gewerben und Berufen folgt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Raum<br />
mit den Bereichen Fernhandel und Münzwesen, der durch das<br />
E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>er abgehängten Decke zu e<strong>in</strong>em „Pretiosenkab<strong>in</strong>ett“<br />
umgestaltet wurde: Neben e<strong>in</strong>er eigens konstruierten großen<br />
Münzvitr<strong>in</strong>e, die es dem Besucher erlaubt, die zahlreichen ausgestellten<br />
Münzen (Auswahl: Stefan Wiechmann M. A.) mittels<br />
e<strong>in</strong>er verschiebbaren Lupe genauer zu betrachten, fällt der Blick<br />
auf e<strong>in</strong>e dem alten Bestand entnommene und umgerüstete Vitr<strong>in</strong>e<br />
mit Fernhandelsgütern. Dazu zählen zahlreiche Gläser aus<br />
dem Rhe<strong>in</strong>land, rot glänzendes Tafelgeschirr (Terra Sigillata) aus<br />
Frankreich und der Pfalz bis h<strong>in</strong> zu Austern von der Atlantikküste,<br />
daneben aber auch das frei aufgestellte Tannenholzfass für italienischen<br />
We<strong>in</strong> oder die große Amphore für spanisches Olivenöl.<br />
Der nächste Raum mit dem Nachbau des römischen Hauses,<br />
e<strong>in</strong>er Wandvitr<strong>in</strong>e mit der Theke e<strong>in</strong>er römischen „taberna“ und<br />
zwei umgerüsteten Vitr<strong>in</strong>en zu Haushaltsgerät und Geschirr ist<br />
<strong>in</strong>haltlich weitgehend unverändert übernommen und nur etwas<br />
„herausgeputzt“ worden, was beim römischen Haus wörtlich zu<br />
nehmen ist.<br />
E<strong>in</strong>e schwierige Aufgabe bildete die Gestaltung des folgenden<br />
Saales mit spätgotischer Holzdecke und kreuzgratgewölbtem<br />
Baldach<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>er Raumecke, die <strong>in</strong> der Zeit des M<strong>in</strong>oritenklosters<br />
als Kochstelle gedient hatte. Neben diesen orig<strong>in</strong>al am<br />
Ort erhaltenen Architekturelementen erschwerte der alte E<strong>in</strong>bau<br />
von zwei romanischen Triforien aus dem ehemaligen Hof
Museumsportrait 29<br />
des Salzburger Erzbischofs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Wand des Saales die Nutzung.<br />
Da die Elemente als Relikte der Hausgeschichte bzw. als kunstgeschichtlich<br />
bedeutende Gebäudeteile erlebbar bleiben sollten,<br />
musste auf ihre Absetzung gegenüber den römischen Exponaten<br />
geachtet werden, was nach verschiedenen Umplanungen schließlich<br />
sogar ohne Verzicht auf Ausstellungsfläche gelang.<br />
Thematisch verb<strong>in</strong>det dieser Raum die Bereiche „Privates<br />
Leben“ und „Tod und Jenseits“. Die Brücke zwischen diesen<br />
sche<strong>in</strong>bar widersprüchlichen Themen bilden die Darstellungen<br />
von Privatpersonen auf Reliefste<strong>in</strong>en größerer Grabmäler. Zur<br />
Verdeutlichung wurde e<strong>in</strong> Gestaltungselement aus dem E<strong>in</strong>gangssaal<br />
aufgegriffen: Der Grafiker rekonstruierte nach e<strong>in</strong>em Relief<br />
aus Regensburg vier Personen <strong>in</strong> prov<strong>in</strong>zialrömischer Tracht aus<br />
der Zeit um 200 n. Chr. auf transluzenter Folie, die vor e<strong>in</strong>em<br />
Fenster abgehängt wurde.<br />
Den Abschluss der Römerabteilung bildet der östliche Kreuzgangflügel<br />
mit dem Lapidarium, <strong>in</strong> dem zahlreiche römische<br />
Grabste<strong>in</strong>e und zwei wieder <strong>in</strong>s Museum zurückgeführte Sarkophage<br />
zu besichtigen s<strong>in</strong>d. In diesem Bereich wurden mehrere<br />
vorhandene Backste<strong>in</strong>sockel anstelle der sonst üblichen weiß<br />
lackierten Holzsockel beibehalten, jedoch die ste<strong>in</strong>ernen Exponate<br />
wiederum auf schwarze Stahlplatten gestellt, um sie von der<br />
Unterkonstruktion deutlich abzusetzen. Ansonsten wurden neue<br />
Wandhalterungen e<strong>in</strong>gebaut. Fast alle Ausstellungsstücke stammen<br />
hier vom so genannten „Großen Gräberfeld“ <strong>in</strong> Regensburg.<br />
Wie bei den über die ganze Ausstellung verteilten Exponaten<br />
mit late<strong>in</strong>ischen Texten s<strong>in</strong>d auch sämtliche Grab<strong>in</strong>schriften als<br />
epigrafisch korrekte Abschrift mit Übersetzung (Dr. Franz Schön)<br />
wiedergegeben. Neben Standardvitr<strong>in</strong>en mit ausgewählten Beigabenensembles<br />
wird e<strong>in</strong>e Wandnische als Vitr<strong>in</strong>e für Neufunde<br />
genutzt, um auch aktuelle Grabungsergebnisse darbieten zu<br />
können.<br />
Ihre <strong>in</strong>haltliche Ergänzung und chronologische Fortsetzung<br />
f<strong>in</strong>det die Römerabteilung im gegenüberliegenden Kreuzgangbereich<br />
mit der <strong>in</strong>s Frühmittelalter überleitenden Ausstellungssequenz<br />
„Romanen und Germanen“ zum 5. Jahrhundert, die bereits<br />
seit 1995 Bestandteil der Abteilung „Mittelalter“ ist.<br />
a Seite 26: Saal mit Holzdecke und mittelalterlichen Architekturelementen.<br />
b Blick <strong>in</strong> Raum I mit der Lagertor<strong>in</strong>schrift.<br />
Zukunftspläne<br />
Insgesamt ist die Neuaufstellung der Römerabteilung e<strong>in</strong> gutes<br />
Beispiel dafür, wie man trotz e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>imalbudgets e<strong>in</strong> gelungenes<br />
Ergebnis erzielt. Helligkeit, Transparenz, Schlichtheit und<br />
Str<strong>in</strong>genz dom<strong>in</strong>ieren die <strong>in</strong> mancherlei H<strong>in</strong>sicht konservative<br />
Präsentation, die bewusst auf knallige Effekte verzichtet.<br />
Ihre Attraktivität soll durch das Erarbeiten von Audioführungen<br />
und die Herausgabe e<strong>in</strong>es Führers durch die römische Abteilung<br />
gesteigert werden, letzteres auch, um die bewusst zurückhaltende<br />
Objektbeschriftung <strong>in</strong>haltlich zu ergänzen. Außerdem<br />
könnte das am Computer <strong>in</strong> der Ausstellung gezeigte Programm<br />
über das römische Regensburg nach entsprechender Umarbeitung<br />
als CD zum Verkauf angeboten werden. In Zusammenarbeit mit<br />
dem Museumspädagogischen Zentrum München, Regensburger<br />
Lehrern und privaten Pädagogen wird das Historische Museum<br />
zusätzlich e<strong>in</strong> museumspädagogisches Konzept sowie Führungen<br />
und Aktionsblätter für Schüler erstellen.<br />
Historisches Museum, Römerabteilung, Dachauplatz 2-4<br />
93047 Regensburg, Tel. 0941/507-1440, Fax -4449<br />
museen_der_stadt@regensburg.de, boos.andreas@regensburg.de<br />
www.regensburg.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich außer Montag 10-16 Uhr<br />
Führungen durch die Abteilung Römerzeit jederzeit nach<br />
vorheriger Anfrage, Tel. 0941/507-1442 oder -2448<br />
Museumspädagogisches Schulklassenprogramm (bis 31.12.2004):<br />
CULTHECA, Tel. 0941/630-7006, Fax -7009, leipold@cultheca.de
30 Museumsportrait
Museumspädagogik 30/31<br />
Mit Holzdetektiven unterwegs se<strong>in</strong>, als Holzknecht auf Hüttentour<br />
gehen oder die Holz-S<strong>in</strong>ne schärfen – all das kann man im<br />
Holztechnischen Museum Rosenheim bzw. im Holzknechtmuseum<br />
Ruhpold<strong>in</strong>g. Initiiert wurde dieses Projekt vom Bezirk Oberbayern.<br />
Ziel war es, bei zwei der von ihm geförderten <strong>Museen</strong> attraktive<br />
und neue Vermittlungsangebote zu schaffen. Die Landesstelle für<br />
die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> hat das Projekt begleitet und<br />
mitf<strong>in</strong>anziert.<br />
Die beiden <strong>Museen</strong><br />
Der Bezirk Oberbayern wählte diese beiden südostbayerischen<br />
<strong>Museen</strong> für das Projekt aus, da bei ihnen der Bedarf an neuen Vermittlungsangeboten<br />
sehr groß erschien. Das Holztechnische Museum<br />
<strong>in</strong> Rosenheim zeigt auf 400m² Ausstellungsfläche vielfältige<br />
Möglichkeiten der Be- und Verarbeitung von Holz. Orig<strong>in</strong>alstücke,<br />
Anschauungs- und Funktionsmodelle sowie Werkzeugsammlungen<br />
dokumentieren alte und moderne Techniken. Das Holzknechtmuseum<br />
<strong>in</strong> Ruhpold<strong>in</strong>g widmet sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Ausstellungshaus der<br />
Arbeit und den Werkzeugen der Waldarbeiter <strong>in</strong> Geschichte und<br />
Gegenwart. Im dazugehörigen Freigelände bef<strong>in</strong>den sich orig<strong>in</strong>algetreue<br />
Themenhütten.<br />
Beide <strong>Museen</strong> werden ehrenamtlich geführt. Es gibt ke<strong>in</strong>e fest<br />
angestellten wissenschaftlichen Mitarbeiter oder Museumspädagogen;<br />
das Vermittlungsangebot wird von e<strong>in</strong>em engagierten Kreis<br />
ehrenamtlicher Mitarbeiter durchgeführt.<br />
Der Projektablauf<br />
Zunächst erstellten die Projektbeauftragen Doris Hefner und<br />
Dr. Michaela Breil e<strong>in</strong>e umfangreiche Situationsanalyse, die über<br />
den Bereich der Vermittlungsangebote h<strong>in</strong>ausg<strong>in</strong>g. Dazu wurde das<br />
Museumsteam vom Hausmeister über die Kassenkräfte bis zu den<br />
ehrenamtlichen Leitern befragt und e<strong>in</strong>e Besucherumfrage <strong>in</strong>itiiert.<br />
Außerdem flossen die Ergebnisse <strong>in</strong>tensiver Museumsbesuche <strong>in</strong><br />
diese Analyse e<strong>in</strong>. Sie führte dazu, dass weitere Projektmittel von<br />
der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> bereitgestellt wurden<br />
und das Holzknechtmuseum <strong>in</strong> Ruhpold<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Neugestaltung<br />
des E<strong>in</strong>gangsbereiches auf eigene Kosten <strong>in</strong> Angriff nahm.<br />
Basierend auf dieser Situationsanalyse erarbeiteten die Projektbeauftragten<br />
Ideenkonzepte für <strong>in</strong>teraktive Stationen und zielgruppenorientierte<br />
Vermittlungsangebote. Außerdem erstellten sie<br />
e<strong>in</strong> Personal- und Kooperationskonzept. Dar<strong>in</strong> wurden auch e<strong>in</strong>ige<br />
Vorschläge für Kooperationsprojekte der beiden beteiligten <strong>Museen</strong><br />
ausgearbeitet. Die Analysen waren Anlass, für beide <strong>Museen</strong> neues<br />
Vermittlungspersonal zu akquirieren.<br />
Alle Konzepte wurden im Entscheidergremium, bestehend aus<br />
Vertretern der beteiligten <strong>Museen</strong>, der Projektleiter<strong>in</strong> des Bezirks<br />
Oberbayern, Frau Knuth, und Frau Dr. Kunz-Ott von der Landesstelle<br />
vorgestellt. Geme<strong>in</strong>sam wurden Schwerpunkte gesetzt und e<strong>in</strong>zelne<br />
Vorschläge für die Realisierung ausgewählt.<br />
Schnüffelnasen und Ratefüchse<br />
Aus e<strong>in</strong>er Vielzahl von Vorschlägen für <strong>in</strong>teraktive Elemente und<br />
personelle Vermittlungsangebote wählte das Museumsteam jeweils<br />
drei Vermittlungsangebote, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Element sowie e<strong>in</strong>en<br />
„K<strong>in</strong>derpfad“ aus. Als re<strong>in</strong> haptisches und s<strong>in</strong>nliches Element zum<br />
Thema Holz wurde für das Holztechnische Museum Rosenheim e<strong>in</strong>e<br />
„S<strong>in</strong>nenstation“ entworfen. Sie bildet e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktives Element <strong>in</strong><br />
der Ausstellung, das sowohl von E<strong>in</strong>zelbesuchern genutzt als auch<br />
bei Gruppenführungen <strong>in</strong>tegriert wird.<br />
An e<strong>in</strong>er „Duftorgel“ können die Besucher nicht nur verschiedene<br />
Hölzer bestimmen, sondern auch ihren Duft erschnuppern.<br />
Gute Ohren und Phantasie benötigt man beim Erraten von Geräuschen,<br />
die von Holz- oder Baumprodukten <strong>in</strong> Schütteldosen erzeugt<br />
werden. Holzscheite von acht unterschiedlichen Bäumen mit verschiedenen<br />
Schnittebenen und R<strong>in</strong>de laden zum Betrachten und<br />
Holzdetektive und<br />
andere Schnüffelnasen<br />
Neue Angebote im Holztechnischen Museum<br />
Rosenheim und Holzknechtmuseum<br />
Ruhpold<strong>in</strong>g<br />
Doris Hefner und Michaela Breil
32 Museumspädagogik<br />
Tasten e<strong>in</strong>. Wer dann auch noch wissen will, wie sich Baumbestandteile<br />
und andere „holzige Rätsel“ anfühlen, darf mit den Händen <strong>in</strong><br />
den Fühlkästen auf Entdeckungsreise gehen. E<strong>in</strong> funktioneller Teil<br />
der „S<strong>in</strong>nenstation“ bietet Platz für Materialien, die bei Führungen<br />
und Workshops e<strong>in</strong>gesetzt werden: z. B. hartes und weiches Holz,<br />
schweres und leichtes Holz oder mehrere Baumscheiben unterschiedlicher<br />
Hölzer.<br />
Allgeme<strong>in</strong>es zu Führungen<br />
Die Konzepte der Führungen s<strong>in</strong>d auf die durch e<strong>in</strong>e Befragung des<br />
Museumsteams festgelegte Hauptzielgruppe ausgelegt. Dies s<strong>in</strong>d<br />
Grundschulklassen, <strong>in</strong>sbesondere der 3. und 4. Jahrgangsstufe.<br />
Bei der Konzeption der personellen Vermittlungsangebote gelten<br />
folgende Grundpr<strong>in</strong>zipien: Die Führungen f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kommunikativen<br />
Form statt und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unterhaltsame Geschichte<br />
e<strong>in</strong>gebettet. Ziel ist es, die Teilnehmer zu aktivieren. Daher werden<br />
auch – wo immer es möglich ist – s<strong>in</strong>nliche Mittel e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Anfassen und Ausprobieren s<strong>in</strong>d erlaubt. Zur Vertiefung der Führungsthemen<br />
werden Workshops angeboten, <strong>in</strong> denen die Teilnehmer<br />
auf kreative Art und Weise das Thema umsetzen können.<br />
Problematisch für die E<strong>in</strong>führung der neuen Angebote war<br />
die Platzsituation der <strong>Museen</strong>, <strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e Räumlichkeiten für<br />
museumspädagogische Aktionen zur Verfügung standen. In Rosenheim<br />
f<strong>in</strong>den daher die Aktionen <strong>in</strong> den Ausstellungsräumen statt.<br />
Workshops mit handwerklichen Arbeiten können aufgrund dieser<br />
Situation nur e<strong>in</strong>geschränkt durchgeführt werden.<br />
In Ruhpold<strong>in</strong>g war das Projekt Anlass, e<strong>in</strong>e der Hütten im Freigelände,<br />
die bislang auch an Gruppen für Feiern etc. vermietet wurde,<br />
nun für die Museumspädagogik zu reservieren. So ist hier e<strong>in</strong><br />
authentischer Raum für die Arbeit mit Gruppen vorhanden.<br />
a Seite 30: Auf dem K<strong>in</strong>derpfad Schritt für Schritt den Holzknechten<br />
auf der Spur, Holzknechtmuseum Ruhpold<strong>in</strong>g.<br />
b Schnüffelnasen an der S<strong>in</strong>nenstation, Holztechnisches Museum<br />
Rosenheim.<br />
c Museumspädagogischer Raum, Holzknechtmuseum Ruhpold<strong>in</strong>g.<br />
Waldarbeiter, Wagner und Co.<br />
Unter dem Motto „Waldarbeiter, Wagner und Co.“ können die K<strong>in</strong>der<br />
im Holztechnischen Museum die verschiedenen alten Holzberufe<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es Gesprächs mit Vorführungen, Holz zum Fühlen<br />
und Riechen und Werkzeugtests kennen lernen. Ihren Traumberuf<br />
dürfen sie im anschließenden Workshop <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es frei gestalteten<br />
Zunftschildes „ergreifen“.<br />
E<strong>in</strong>e andere Variante dieser Führung ist das Angebot „Was b<strong>in</strong><br />
ich? – heiteres Holzberufe-Raten“. Nach e<strong>in</strong>er Ausbildungsreise<br />
durch das Museum gilt es, dem Rateteam e<strong>in</strong>en Holzberuf durch<br />
e<strong>in</strong>e typische Handbewegung zu präsentieren. Die „Schwe<strong>in</strong>derl“<br />
warten derweilen auf ihre Füllung...<br />
Derrickkran und Brustleier<br />
Beim nächsten Vermittlungsangebot für Schulklassen und Erwachsene<br />
stehen die Werkzeuge der verschiedenen Holzberufe im Mittelpunkt.<br />
Während des Rundgangs dürfen Werkzeuge <strong>in</strong> die Hand<br />
genommen und ausprobiert werden, „wilde“ Geräte wie der Waldteufel<br />
kennen gelernt und das Rätsel „Was hat Kommissar Derrick<br />
im Holztechnischen Museum zu suchen?“ gelöst werden. Zum<br />
Abschluss f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Werkzeugquiz der besonderen Art statt. Gar<br />
nicht so e<strong>in</strong>fach, dem Rateteam die Brustleier zu erklären oder das<br />
Auszieheisen vorzuspielen...<br />
Holzdetektive unterwegs<br />
Für beide <strong>Museen</strong> wurde das Vermittlungsangebot „Holzdetektive<br />
unterwegs“, e<strong>in</strong> Detektiv-Spiel für K<strong>in</strong>der zwischen 8 und 12 Jahren,<br />
konzipiert. Das Pr<strong>in</strong>zip von „Holzdetektive unterwegs“ ist für<br />
beide <strong>Museen</strong> gleich, der Inhalt jedoch auf das jeweilige Museum<br />
zugeschnitten. Bei diesem Angebot verwandeln sich das Museum<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Detektivbüro und die Teilnehmer <strong>in</strong> Detektive. Sie bekommen<br />
den Auftrag, bei der Identifizierung mysteriöser Fotos zu helfen und<br />
Informationen zu den darauf abgebildeten Gegenständen zu sammeln.<br />
Kle<strong>in</strong>e Detektivgruppen begeben sich auf Spurensuche und
Museumspädagogik 33<br />
präsentieren ihren Kollegen die Rechercheergebnisse. Der „Chef“ des<br />
Detektivbüros hilft dabei und hat noch die e<strong>in</strong> oder andere „s<strong>in</strong>nliche“<br />
Information beizusteuern wie Holz- oder Heubett-Düfte. So<br />
werden nach und nach alle Informationen zu den mysteriösen Fotos<br />
zusammengetragen und das Rätsel gelöst. Damit sich die Ergebnisse<br />
besser e<strong>in</strong>prägen, gestalten die Nachwuchsdetektive im anschließenden<br />
Workshop e<strong>in</strong> Memo-Spiel.<br />
Von starken Männern...<br />
Da im Holzknechtmuseum Ruhpold<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Konzept für e<strong>in</strong>e Überblicksführung<br />
fehlte, wurden zwei Varianten des Angebots „Ja so<br />
warn’s – die Holzknecht’ anno dazumal“ erarbeitet: e<strong>in</strong>es für Schulklassen<br />
und e<strong>in</strong>es für Erwachsene.<br />
Um sich e<strong>in</strong> Bild vom Leben der Holzknechte zu machen, dürfen<br />
die Teilnehmer bei dieser Führung e<strong>in</strong> Heubett fühlen, riechen<br />
und ausprobieren, sie versuchen, e<strong>in</strong>en Holzstamm zu bewegen oder<br />
können all das Gewicht auf dem Rücken spüren, das die Ausrüstung<br />
früher und heute wog. Diese Elemente kommen sowohl bei der K<strong>in</strong>derführung<br />
als auch bei der Erwachsenenführung zum E<strong>in</strong>satz. Die<br />
Informationen, die bei der Führung für Erwachsene gegeben werden,<br />
s<strong>in</strong>d jedoch auf diese Zielgruppe zugeschnitten und umfangreicher.<br />
K<strong>in</strong>der können im Anschluss an die Führung M<strong>in</strong>i-Fällkerben<br />
sägen und e<strong>in</strong>e „Hui-Masch<strong>in</strong>e“ bauen. So kann das Kerbensägen<br />
geübt werden, ohne dass Ruhpold<strong>in</strong>gs Wälder leiden. Aber auch die<br />
Erwachsenen können nach dem Rundgang noch selbst aktiv werden<br />
und sich das typische Holzknechtessen, das „Muas“, zubereiten und<br />
probieren.<br />
Mäuseplage und Hüttentour<br />
Im Freigelände des Holzknechtmuseums bef<strong>in</strong>den sich mehrere Hütten,<br />
<strong>in</strong> denen die Holzknechte früher unter der Woche lebten. Sie<br />
stehen im Mittelpunkt der „Hüttentour“. Mit Kompass und Karte<br />
ausgerüstet begeben sich die K<strong>in</strong>der auf Entdeckungsreise, um der<br />
Vermittlungsperson bei ihrem großen Problem zu helfen: die Museumsmaus<br />
hat den Museumsführer angeknabbert und zerfetzt. Daher<br />
müssen nun alle zusammen helfen, um die Seiten wieder zusammenzufügen<br />
und alle Informationen zu den Hütten zusammenzutragen.<br />
So entsteht nach und nach e<strong>in</strong> Bild vom Leben der Holzknechte<br />
<strong>in</strong> den Hütten. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geschmacksprobe der Zutaten für das<br />
typische Holzknechtessen rundet das Bild ab. Im Anschluss kann<br />
jedes K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Traumhütte aus Naturmaterialien bauen oder mit<br />
der ganzen Gruppe das Holzknechtessen zubereiten und probieren.<br />
Den Holzknechten auf der Spur<br />
E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derpfad mit 10 Stationen führt K<strong>in</strong>der mit oder ohne Eltern<br />
durch das Holzknechtmuseum und se<strong>in</strong> Freigelände. Die K<strong>in</strong>der<br />
begleiten den kle<strong>in</strong>en Holzknecht und se<strong>in</strong>en Großvater, die <strong>in</strong> den<br />
Bergwald gehen, um Holz für e<strong>in</strong>e neue Blockhütte zu holen. Ausgerüstet<br />
mit Rucksack und Gestaltungsmaterialien gehen die K<strong>in</strong>der<br />
durch das Museum. Bei jeder Station erhalten sie Aufgaben,<br />
die sie ausführen oder lösen müssen und dann im K<strong>in</strong>derpfadführer<br />
gestalterisch festhalten. Dabei können sie die alte Holzknechtkleidung<br />
und die moderne Schutzkleidung der Waldarbeiter probieren,<br />
müssen Ausrüstungsgegenstände zuordnen und das Alter zweier<br />
Fichtenstämme bestimmen. Beim Zeichnen und Bauen von „Loiten“,<br />
e<strong>in</strong>er aus Baumstämmen gebauten Rutsche für den Abtransport<br />
gefällter Bäume, bekommen sie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von den verschiedenen<br />
Möglichkeiten, das Holz zu Tal zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Nach dem Rundgang im Haupthaus des Museums erkunden<br />
die K<strong>in</strong>der das Freigelände, wo sich noch vier weitere Aufgaben des<br />
K<strong>in</strong>derpfades bef<strong>in</strong>den. Sie entdecken die Zutaten des Holzknecht-<br />
Muases, bestimmen mit Hilfe e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>teraktiven Dendrochronologie-Station<br />
das Alter e<strong>in</strong>er Hütte, identifizieren e<strong>in</strong>en Baum und<br />
lösen zu guter Letzt e<strong>in</strong> Hüttenrätsel.<br />
Ist der K<strong>in</strong>derpfad durchlaufen, haben die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuell<br />
gestalteten Museumsführer, den sie mit nach Hause nehmen<br />
können. Wer das K<strong>in</strong>derpfadrätsel gelöst hat, bekommt auch noch<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Belohnung.<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und Kontrolle<br />
Um das größtenteils neue Vermittlungspersonal auf se<strong>in</strong>e Arbeit<br />
vorzubereiten, wurden verschiedene Schulungen durchgeführt.<br />
Zunächst fand pro Museum e<strong>in</strong>e Grundschulung statt, bei der es um<br />
die Elemente e<strong>in</strong>er Führung, den guten E<strong>in</strong>stieg, die Objektauswahl,<br />
den richtigen Umgang mit den verschiedenen Teilnehmertypen,<br />
die Gesprächsführung, das gute Ende e<strong>in</strong>er Führung und die Körpersprache<br />
g<strong>in</strong>g. Alle Elemente wurden auch praktisch im Museum<br />
geübt. Das Vermittlungspersonal wurde jeweils zwei Tage lang<br />
zu den neu konzipierten Vermittlungsangeboten geschult. Dabei<br />
erhielt es nicht nur die Konzepte der Angebote, sondern auch Kurzanleitungen<br />
und Materiallisten für die e<strong>in</strong>zelnen Themen, so dass<br />
es sich gut vorbereitet den neuen Aufgaben stellen konnte. Ungefähr<br />
e<strong>in</strong> halbes Jahr nach E<strong>in</strong>führung der neuen Angebote wird e<strong>in</strong>e<br />
Supervision stattf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> der aufgetretene Probleme analysiert<br />
und Lösungen gesucht werden.<br />
Ohne Werbung geht es nicht<br />
Um all diese neuen Angebote publik zu machen, wurden verschiedene<br />
Veranstaltungen konzipiert und durchgeführt. E<strong>in</strong>e Eröffnungsveranstaltung,<br />
bei der die neuen Angebote vorgestellt wurden,<br />
lockte die Presse und Vertreter örtlicher Institutionen und<br />
der Schulämter <strong>in</strong> das Holztechnische Museum Rosenheim. Um die<br />
primäre Zielgruppe dieser Angebote, die Grundschulklassen, direkt<br />
anzusprechen, wurden die Angebote auch <strong>in</strong> das offizielle Lehrerfortbildungs-Programm<br />
der zuständigen Schulämter aufgenommen.<br />
Das Fortbildungsangebot fand so regen Zuspruch, dass die<br />
Veranstaltung gleich beim ersten Mal doppelt durchgeführt werden<br />
musste.<br />
Um schließlich auch noch Kooperationen mit Institutionen<br />
der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit anzustoßen, wurden deren Vertreter<br />
zu e<strong>in</strong>er Multiplikatorenveranstaltung e<strong>in</strong>geladen. Dabei wurde<br />
e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> für das Ferienprogramm sofort fix gebucht. Das lässt<br />
hoffen!
34 Museumspädagogik<br />
„Jungste<strong>in</strong>zeit erleben“<br />
und „Reden, wie e<strong>in</strong>em<br />
der Schnabel<br />
gewachsen ist“<br />
Museumspädagogische Programme im<br />
Museum Adlhoch-Haus, Altdorf<br />
„Ste<strong>in</strong>zeitmenschen“ <strong>in</strong> Aktion.<br />
Monika Weigl und Markus Tremmel<br />
Wenn die Jungen die Jungste<strong>in</strong>zeit erleben, dann ist im Museum<br />
Adlhoch-Haus im niederbayerischen Altdorf bei Landshut e<strong>in</strong><br />
Leben, als wäre die Ste<strong>in</strong>zeit nie vergangen und das Computerzeitalter<br />
nur e<strong>in</strong> Irrtum. Die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler der 3., 4.<br />
oder 5. Klassen – auch so mancher K<strong>in</strong>dergarten hat <strong>in</strong>zwischen<br />
schon e<strong>in</strong>en Ausflug hierher gemacht – mahlen mit Ste<strong>in</strong>en<br />
Getreide und backen dann auf Ste<strong>in</strong>öfen Brotfladen. Sie schneiden<br />
mit messerscharfen Feuerste<strong>in</strong>en Obst und Gemüse fürs<br />
„Ste<strong>in</strong>zeitmüsli“ oder schaben Weidenzweige ab, um aus ihnen<br />
Pfeile zu machen. Man kann sich auch stundenlang im Feuermachen<br />
mit den Mitteln unserer Ururahnen versuchen – noch<br />
kann zu Ruhm und Ehre gelangen, wem das das erste Mal <strong>in</strong> der<br />
Geschichte des Museums gel<strong>in</strong>gt!<br />
Seit 1997 bietet das Altdorfer Heimat- und Ste<strong>in</strong>zeitmuseum<br />
diesen Ausflug <strong>in</strong> die Vergangenheit als museumspädagogisches<br />
Programm an. Untergebracht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der ältesten Bauernhäuser<br />
Niederbayerns, vermittelt es e<strong>in</strong>en lebensnahen Kontakt mit<br />
der Lebens- und Arbeitswelt sowohl der nahen wie ganz fernen<br />
Vorfahren – so lebensnah, dass die K<strong>in</strong>der, die alle <strong>in</strong> orig<strong>in</strong>algetreue<br />
Leder- und Stoffhemden, -hosenbe<strong>in</strong>e und Schurze schlüpfen<br />
dürfen, sich nur mit Ste<strong>in</strong>zeitwerkzeugen ihre Mahlzeit selbst<br />
zubereiten und, vorwiegend die Buben, ganz rußige F<strong>in</strong>ger vom<br />
Zusammenschlagen der Feuerste<strong>in</strong>e haben. „G’funkt hot’s scho,<br />
i habs genau gsehgn“, hört man dann bisweilen rufen. Aus Ton<br />
werden e<strong>in</strong>fache Schüsselchen modelliert, am Webstuhl entstehen<br />
Textilien, kle<strong>in</strong>e Weidenkörbe nehmen Gestalt an und, sehr<br />
mühselig:<br />
Millimeter um Millimeter scheuert sich mit Handkraft und<br />
mithilfe von fe<strong>in</strong>em Sand e<strong>in</strong> Holzbohrer durch e<strong>in</strong>en faustgroßen<br />
Ste<strong>in</strong>. So manches Mädchen tut sich derweil als hervorragende<br />
Pfeilwerker<strong>in</strong> hervor, während andere wiederum schnell das Drehen<br />
des kle<strong>in</strong>en, spitzen Feuerste<strong>in</strong>bohrers lernen, mit dem sich<br />
kle<strong>in</strong>e Löcher durchs Muschelplatt reiben lassen – noch e<strong>in</strong> paar<br />
Tonperlen und Bernste<strong>in</strong> dazu und auf e<strong>in</strong>en Faden aufgezogen:<br />
fertig ist der Ste<strong>in</strong>zeitschmuck! Und den darf man natürlich<br />
behalten, wie alles, was man selbst angefertigt hat.<br />
Aus Jägern und Nomaden s<strong>in</strong>d vor rund 7500 Jahren sesshafte<br />
Bauern geworden – auch im Tal der Isar und an ihren Nebenbächen.<br />
Alles, was im Museum aus dieser Zeit aufbewahrt wird,<br />
haben Archäologen im Altdorfer Dorfgebiet ausgegraben. Die<br />
jungen Besucher lernen die Archäologie als spannende Wissenschaft<br />
kennen: Sie können die Funde anschauen und hören von<br />
den Lebensbed<strong>in</strong>gungen der Menschen und Tiere des Neolithikums,<br />
bevor sie selbst zu kle<strong>in</strong>en „Jungste<strong>in</strong>zeitianern“ werden...<br />
Das Programm „Jungste<strong>in</strong>zeit erleben“, das sich vorwiegend<br />
an die 3. bis 5. Jahrgangsstufe richtet, dauert sechs Schulstunden,<br />
von maximal 8-13 Uhr. Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer bestätigen,<br />
dass dies e<strong>in</strong>e ideale Ergänzung zum Sachunterricht bzw.<br />
Geschichtsunterricht ist. Die Durchführung kostet pauschal pro<br />
Gruppe bis 32 Personen bzw. Klasse 150.- €, wobei die benötigten<br />
Materialien und die „Pausenverpflegung“ mit <strong>in</strong>begriffen s<strong>in</strong>d. Es<br />
wird nur mit orig<strong>in</strong>algetreuen Materialien und Werkzeugen gearbeitet.<br />
Lehrer können aus den vielen angebotenen Tätigkeiten<br />
auch ihr spezielles Programm für den Erlebnisvormittag zusammenstellen.<br />
Die Museumsmitarbeiter<strong>in</strong>nen und -mitarbeiter, die<br />
schon seit Jahren mit der Ste<strong>in</strong>zeit „leben“, haben auch bereits<br />
mehrfach Lehrerfortbildungen durchgeführt. E<strong>in</strong> 25-m<strong>in</strong>ütiger<br />
Videofilm („E<strong>in</strong> Tag vor 7000 Jahren“) dokumentiert Ablauf und<br />
Inhalt e<strong>in</strong>es Schulvormittags im Museum und kann zur Vorab-<br />
Information der Lehrkräfte dienen.<br />
Das nächste Projekt ist gerade im Entstehen und hat schon<br />
den passenden Titel: „Der Ste<strong>in</strong> kommt <strong>in</strong>s Rollen!“ Die Ste<strong>in</strong>zeit<br />
verlässt jetzt nämlich das Museum und besucht künftig auch die<br />
Schulen und K<strong>in</strong>dergärten.<br />
Reden, wie e<strong>in</strong>em der Schnabel gewachsen ist<br />
Und noch e<strong>in</strong> Projekt bietet das Museum Adlhoch-Haus seit diesem<br />
Jahr an: „Reden, wie e<strong>in</strong>em der Schnabel gewachsen ist.“ In<br />
Zusammenarbeit mit dem Rundfunkjournalisten Markus Tremmel<br />
sollen dabei Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> Grundschulen ermutigt<br />
werden, ohne falsche Vorbehalte ihren Dialekt zu sprechen, denn<br />
allzu oft haben sie die Erfahrung gemacht, dass ihr Dialekt <strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>dergarten und Schule nicht ernst genommen und abgewertet<br />
wird. Deshalb wird im Museum e<strong>in</strong>en Nachmittag lang Dialekt<br />
gesprochen, werden vergessene oder verschämt versteckte Wörter<br />
wieder belebt (auch manches bairische Spiel), damit durch diese<br />
kle<strong>in</strong>e Aufklärungsarbeit sich jeder wieder selbstbewusster als<br />
Dialektsprecher aufzutreten traut – auch und gerade im öffentlichen<br />
Raum. Und weil es für ganze Klassen manchmal etwas kompliziert<br />
se<strong>in</strong> mag, dazu <strong>in</strong>s Altdorfer Museum zu fahren, kommen<br />
die Mitarbeiter des Museums gerne auch <strong>in</strong> die Schulen und K<strong>in</strong>dergärten.<br />
Heimatmuseum Adlhoch-Haus, We<strong>in</strong>bergstr. 1,<br />
84032 Altdorf, Tel. 0871/30333
Museumspädagogik 35<br />
Zielgruppe: K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche<br />
Neue Angebote<br />
Hannelore Kunz-Ott<br />
Ausschnitt aus dem Orientierungsplan zur Audioguide-Führung<br />
für e<strong>in</strong>en „gespenstischen Rundgang“ durch die Kunstsammlungen<br />
der Veste Coburg.<br />
In museum heute 25 erschien e<strong>in</strong> Beitrag über neue <strong>Museen</strong>,<br />
Publikationen und Tagungen im H<strong>in</strong>blick auf die Zielgruppe „K<strong>in</strong>der“.<br />
Hier nun ergänzend weitere Publikationen und Vermittlungsangebote<br />
von <strong>Museen</strong> für K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />
Die P<strong>in</strong>akothek der Moderne <strong>in</strong> München umfasst vier<br />
<strong>Museen</strong> (Staatsgalerie der Moderne, Grafische Sammlung, Neue<br />
Sammlung für Design und Architekturmuseum). Für jugendliche<br />
Besucher des Gebäudekomplexes gibt es nun e<strong>in</strong>en speziellen<br />
Führer: Unter dem Titel „Entdecke Kunst!“ haben Uta Piereth,<br />
e<strong>in</strong>e freiberuflich tätige Kunstvermittler<strong>in</strong>, die seit e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren für die P<strong>in</strong>akotheken arbeitet, und Andrea Pophanken,<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong> der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Entdeckungsreisen<br />
zu Kunst, Design und zur Architektur der Moderne<br />
unternommen. Die Autor<strong>in</strong>nen verzichten auf ausführliche Text<strong>in</strong>formationen,<br />
sondern wollen den jungen Lesern und Leser<strong>in</strong>nen<br />
mit Hilfe von ungewöhnlichen Fragestellungen, gut ausgewählten<br />
Zitaten der Künstler und zahlreichen Abbildungen Impulse,<br />
fächerübergreifende Denkanstöße sowie Anregungen zum selber<br />
Handanlegen geben. 1<br />
Ganz anders ist die zweite, 2003 erschienene Publikation<br />
„Stell dir vor... E<strong>in</strong> Kunstbuch für junge Leser“ von Mart<strong>in</strong>a Ward<br />
im Daedalus Verlag angelegt. 2 Die Autor<strong>in</strong>, Kunsthistoriker<strong>in</strong> mit<br />
Lehrerfahrung, erläutert zwölf Gemälde der klassischen Moderne<br />
aus dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.<br />
Auf jeweils zwei Doppelseiten erklärt sie die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bilder, gibt Informationen zum Künstler und stellt e<strong>in</strong>ige<br />
anregende Fragen an den jungen Leser, gibt ihm zum Vergleich<br />
fotografische Abbildungen oder K<strong>in</strong>derbilder als Impulse für e<strong>in</strong>e<br />
Phantasiereise. Das Buch verweist auf die <strong>in</strong> der Ausstellung präsentierten<br />
Gemälde, die Teil e<strong>in</strong>er „Reise <strong>in</strong> die Kunst“ für K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche s<strong>in</strong>d. „Anhand kle<strong>in</strong>er Hörspiele können die<br />
Besucher die Entstehung der Bilder miterleben und die Künstler,<br />
ihre Familien oder Modelle kennen lernen.“ (S.6)<br />
In Hörspielform bieten die Kunstsammlungen der Veste<br />
Coburg seit letztem Jahr ihrem Publikum besondere Führungen<br />
an. Sowohl für Erwachsene, speziell aber für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
wurden Audioguides entwickelt. Der erwachsene Hörer kann<br />
aus 90 Texten zu entsprechend markierten Objekten nur jene<br />
auswählen, die ihn auch wirklich <strong>in</strong>teressieren. Der Wechsel zwischen<br />
e<strong>in</strong>er weiblichen und e<strong>in</strong>er männlichen Stimme macht den<br />
Rundgang abwechslungsreich und anregend. Der gezielte E<strong>in</strong>satz<br />
der Musik als Untermalung oder als E<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> bestimmte<br />
Themen br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en wichtigen Methodenwechsel.<br />
E<strong>in</strong> Schlossgeist führt das junge Museumspublikum durch die<br />
Ausstellung. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anregenden Hörspiel folgt man den<br />
Gesprächen zwischen dem Schlossgeist und e<strong>in</strong>em fiktiven jungen<br />
Museumsbesucher. Das Frage- und Antwortspiel, die lustigen<br />
Reime und die passenden H<strong>in</strong>tergrundgeräusche (Pferdegetrappel,<br />
Kutschenräder oder Musik) lassen den Rundgang zu e<strong>in</strong>em<br />
lebendigen Erlebnis werden. Gegen e<strong>in</strong>e Gebühr von 1,50 Euro<br />
können die Besucher den Audioguide ausleihen. Die Resonanz ist<br />
positiver als erwartet, denn fast 10% der erwachsenen Besucher<br />
nehmen dieses zusätzliche Vermittlungsangebot des Coburger<br />
Museums an.<br />
Zum Schluss sei auf den im Bau bef<strong>in</strong>dlichen K<strong>in</strong>der-Lehrpfad<br />
h<strong>in</strong>gewiesen, der im Zuge e<strong>in</strong>es museumspädagogischen<br />
Projektes für das Holzknechtmuseum <strong>in</strong> Ruhpold<strong>in</strong>g konzipiert,<br />
geplant und im Frühjahr realisiert wird. (siehe hierzu auch den<br />
Beitrag von Doris Hefner und Michaela Breil auf Seite 30-33)<br />
In der Dauerausstellung und im Freigelände werden für junge<br />
Museumsbesucher zehn Stationen aufgebaut, die spezielle Themen<br />
vertiefen und k<strong>in</strong>dgerecht aufbereiten. Mit e<strong>in</strong>em Rucksack<br />
versehen, der verschiedene Materialien, Werkzeuge und Geräte<br />
enthält, und ausgestattet mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>derführer werden K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche angeleitet, an diesen optisch deutlich gekennzeichneten<br />
Stationen Fragen zu beantworten oder Aufgaben zu<br />
lösen. Am Ende des Rundgangs erhalten sie dann bei richtiger<br />
Lösung an der Museumskasse e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Belohnung.<br />
All die genannten Beispiele zeigen, dass sich <strong>Museen</strong> verstärkt<br />
dem jungen Publikum und dessen Interessen widmen. Denn<br />
die alte Weisheit, „K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d die Museumsbesucher<br />
von morgen“, gilt natürlich auch heute noch. Der erste<br />
E<strong>in</strong>druck bei e<strong>in</strong>em Museumsbesuch ist prägend für die Akzeptanz<br />
dieser Kulture<strong>in</strong>richtung und entscheidend für künftige<br />
Museumsbesuche.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Uta Piereth/ Andrea Pophanken: Entdecke Kunst! Die Moderne<br />
<strong>in</strong> der P<strong>in</strong>akothek der Moderne, München 2003<br />
2 Mart<strong>in</strong>a Ward: Stell dir vor... – E<strong>in</strong> Kunstbuch für junge Leser,<br />
Münster 2003
36 Berichte/Aktuelles<br />
Barrierefrei <strong>in</strong><br />
Ausstellungen und<br />
<strong>Museen</strong><br />
E<strong>in</strong> neues Vermittlungskonzept ermöglicht<br />
sehbeh<strong>in</strong>derten, bl<strong>in</strong>den und gehörlosen<br />
Menschen, Ausstellungen zu erleben<br />
Doris Prenn<br />
Ausstellungen bedienen sich seit jeher der visuellen und akustischen<br />
Vermittlung ihrer Inhalte; ja es liegt gewissermaßen <strong>in</strong><br />
der Natur e<strong>in</strong>er Schau, sich der Augen und Ohren der Besucher<br />
zu bedienen. Daher stellt sich dem „normalen“ Besucher die Frage,<br />
ob Menschen mit Sehbeh<strong>in</strong>derung oder Gehörlose daran überhaupt<br />
s<strong>in</strong>nlich teilhaben können.<br />
Mit e<strong>in</strong>em klaren Ja antwortet darauf die Ausstellungsgestalter<strong>in</strong><br />
und Kulturvermittler<strong>in</strong> Dr. Doris Prenn. Mit ihrem buero<br />
fuer kommunikation und gestaltung prenn.punkt hat sie neue<br />
Standards erarbeitet, die auch dieser Bevölkerungsgruppe Inhalte<br />
und Qualität e<strong>in</strong>er Ausstellung vermitteln.<br />
Den Anstoß zu den Überlegungen <strong>in</strong> diese Richtung gab für<br />
die Oberösterreicher<strong>in</strong> nach zahlreichen Aufträgen bei Großausstellungen<br />
die didaktische Umsetzung der Ausstellung „Der Wert<br />
des Lebens“ <strong>in</strong> Schloss Hartheim. Die von den Wissenschaftlern<br />
erarbeiteten Fakten zum Thema „Euthanasie im Nationalsozialismus“<br />
galt es anhand sparsamer Exponate zu erklären, die Räume<br />
im Schloss, <strong>in</strong> dem mehr als 30.000 beh<strong>in</strong>derte Menschen ermordet<br />
und verbrannt wurden, sollten alle<strong>in</strong> durch ihre Existenz wirken.<br />
Augenzeugenberichte, Dekrete, Statements aus Interviews<br />
und Hörbeispiele sowie Fotos sollten den H<strong>in</strong>tergrund der Vernichtungsmasch<strong>in</strong>erie<br />
während der NS-Zeit erhellen und e<strong>in</strong>e<br />
sachliche Diskussion und Aufarbeitung <strong>in</strong> dem zum Lern- und<br />
Gedenkort gewidmeten ehemaligen Schauplatz des Massenmords<br />
ermöglichen. E<strong>in</strong>e begleitende Ausstellung sollte darüber h<strong>in</strong>aus<br />
den Wandel der gesellschaftlichen Akzeptanz von Beh<strong>in</strong>derung<br />
durch die Jahrhunderte erklären.<br />
Barrierefreiheit ist mehr als rollstuhlgerecht<br />
Aufgrund der Tatsache, dass beh<strong>in</strong>derte Menschen, ihr Leben und<br />
ihre Schicksale im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, war es für<br />
die Planer<strong>in</strong> nahe liegend, gerade dieser betroffenen Bevölkerungsgruppe<br />
den Besuch und die <strong>in</strong>haltliche Anteilnahme an der<br />
Ausstellung zu ermöglichen. So wurde nicht nur darauf geachtet,<br />
dass die Ausstellung den Standards von Rollstuhlgerechtheit und<br />
Zugänglichkeit entspricht, sondern auch Vermittlungsprogramme<br />
für unterschiedliche Altersgruppen und Anspruchsniveaus erstellt<br />
und vor allem e<strong>in</strong>e Gruppe von Menschen e<strong>in</strong>gebunden wird, die<br />
üblicher Weise von Ausstellungen generell und von visuellen und<br />
akustischen Vermittlungsstrategien im Speziellen ausgeschlossen<br />
bleiben. Mittels spezifischer Vermittlungsangebote und e<strong>in</strong>er<br />
angepassten Infrastruktur wurde die Ausstellung tatsächlich auch<br />
für Gehörlose sowie Bl<strong>in</strong>de und Sehbeh<strong>in</strong>derte barrierefrei gestaltet.<br />
Damit s<strong>in</strong>d erstmals <strong>in</strong> Österreich neue Wege <strong>in</strong> der Vermittlung<br />
für diese Gruppen beschritten.<br />
a E<strong>in</strong> durch Reliefierung ertastbares Bild.<br />
b Mit transparenter Braille-Schrift-Folie belegte Beschriftung.<br />
Vermittlung für Gehörlose<br />
Da <strong>in</strong> der Ausstellung zahlreiche Statements von Zeitzeugen über<br />
Video und Hörstationen abrufbar s<strong>in</strong>d, und weil das Führungspersonal<br />
aus wirtschaftlichen Gründen nicht <strong>in</strong> Gebärdensprache<br />
geschult se<strong>in</strong> kann, wurden analog zu den wichtigsten Aspekten<br />
Video-Stationen e<strong>in</strong>gerichtet, auf denen e<strong>in</strong>e Gebärden-Dolmetscher<strong>in</strong><br />
die sonst vom Führungspersonal vermittelten Inhalte<br />
übersetzt und damit für Gehörlose verständlich aufbereitet.<br />
Gehörlosen werden damit neben den allen Besuchern zugänglichen<br />
schriftlichen Informationen die Inhalte der Ausstellung<br />
adäquat und auf e<strong>in</strong>em für sie bequemen Weg näher erfahrbar<br />
und zugänglich gemacht.<br />
Vermittlung für Bl<strong>in</strong>de<br />
Um die Ausstellung auch für Sehbeh<strong>in</strong>derte und B<strong>in</strong>de erfahrbar<br />
zu machen, wurden e<strong>in</strong>erseits im E<strong>in</strong>gangsbereich Überblicks-<br />
und Orientierungspläne über die Ausstellung, andererseits<br />
wichtige Exponate wie Dekrete und Fotos mit e<strong>in</strong>er transparenten<br />
Folie überlegt, <strong>in</strong> der die dargestellten Inhalte entweder <strong>in</strong>
Berichte/Aktuelles 37<br />
Braille-Schrift oder als Relief ertastbar s<strong>in</strong>d und damit s<strong>in</strong>nstiftend<br />
erfahrbar werden. Die Wahrnehmung durch Nicht-Sehbeh<strong>in</strong>derte<br />
ist dadurch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise bee<strong>in</strong>trächtigt. Im Gegenteil:<br />
die Hilfsmittel zur Vermittlung wurden bewusst <strong>in</strong> die herkömmliche<br />
Ausstellungsgestaltung <strong>in</strong>tegriert, so dass e<strong>in</strong>e Vermittlung<br />
für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen nicht „exklusiv“ und außerhalb<br />
des eigentlichen Ausstellungsrahmens erfolgen muss. Außerdem<br />
wurde bei jedem Raum die Beschriftung, also das Leitsystem<br />
ebenfalls mit Braille-Folie überlegt, was e<strong>in</strong>e Detail-Orientierung<br />
für Sehbeh<strong>in</strong>derte erleichtert.<br />
Gut angenommen<br />
Die Ausstellung wurde von Interessensvertretern der Beh<strong>in</strong>dertenverbände<br />
überprüft und der Konzeption nach für richtungsweisend<br />
und richtig befunden. Als besonders positiv wurde vermerkt,<br />
dass dabei Nicht-Beh<strong>in</strong>derten auf unaufdr<strong>in</strong>gliche Weise<br />
die Existenz und die besonderen Bedürfnisse seh- und hörbeh<strong>in</strong>derter<br />
Menschen näher gebracht werden. „E<strong>in</strong>en besonderen<br />
Vorteil hat diese Form der Präsentation über die bloße Inhaltsvermittlung<br />
h<strong>in</strong>aus“, lobte Mag. Gerhard Fechter, Geschäftsführer<br />
des oberösterreichischen Bl<strong>in</strong>denverbandes bei e<strong>in</strong>er persönlichen<br />
Begehung, „dass nämlich auf diese Weise für die sehenden Mitbürgern<br />
völlig unaufdr<strong>in</strong>glich die Existenz und auch die speziellen<br />
Bedürfnisse von Sehbeh<strong>in</strong>derten und Bl<strong>in</strong>den <strong>in</strong>s Blickfeld<br />
gerückt werden und hier e<strong>in</strong> Bewußtwerdungs- und Sensibilisierungseffekt<br />
e<strong>in</strong>setzt.“<br />
Hartheim ist nicht alle<strong>in</strong>e<br />
Aufbauend auf den positiven Erfahrungen der barrierefreien Ausstattung<br />
der Ausstellung <strong>in</strong> Schloss Hartheim wurde auch bei der<br />
Neugestaltung der stadtgeschichtlichen Sammlung des Volkskundehauses<br />
<strong>in</strong> Ried/Innkreis auf die Bedürfnisse von Menschen mit<br />
Beh<strong>in</strong>derungen Rücksicht genommen. Hier s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />
Hilfsmittel zur Wahrnehmung durch die betroffenen Bevölkerungsgruppen<br />
<strong>in</strong> die Ausstellung implementiert.<br />
Kosten<br />
Die Kosten für die barrierefreie Adaptierung blieben jeweils deutlich<br />
unter 1% der Gesamtkosten für die jeweilige Ausstellungsgestaltung.<br />
Wichtig ist es, die diesbezüglichen Überlegungen aber<br />
schon <strong>in</strong> der Planungsphase mit zu berücksichtigen, da durch<br />
die Ausschöpfung von Synergieeffekten die Kosten wesentlich<br />
gesenkt werden können.<br />
Maßstäbe. Dies umso mehr, als diese Konzepte angesichts der<br />
Überalterung unserer Bevölkerung und dem Auftrag zur möglichst<br />
une<strong>in</strong>geschränkten Zugänglichkeit von öffentlichen Kultur- und<br />
Bildungsangeboten diese <strong>in</strong> Zukunft auch älteren, schwerhörigen<br />
oder sehbeh<strong>in</strong>derten Mitbürgern e<strong>in</strong>e verstärkte und verbesserte<br />
Anteilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen. E<strong>in</strong>e möglichst<br />
flächendeckende Implementierung dieser neuen Konzepte und<br />
Standards versteht sich im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er nachhaltigen Gesellschaftspolitik<br />
also geradezu als e<strong>in</strong>e Kernforderung für die Zukunft.<br />
Spezielle Kenntnisse<br />
Die barrierefreie Ausstattung e<strong>in</strong>er Ausstellung oder e<strong>in</strong>er kulturellen<br />
E<strong>in</strong>richtung bedarf e<strong>in</strong>er spezifischen Qualifikation. Im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Um- oder Neugestaltung e<strong>in</strong>er Ausstellung oder<br />
e<strong>in</strong>es öffentlichen Raumes muss auf die besonderen Bedürfnisse<br />
der betroffenen Gruppen und ihre spezielle Wahrnehmung sensibel<br />
e<strong>in</strong>gegangen werden. Hier versagen herkömmliche wahrnehmungspsychologische<br />
Parameter, die behutsam an die Besonderheit<br />
der jeweiligen Zielgruppe angepasst werden müssen. Gerade<br />
hier hat prenn.punkt mit der Implementierung der barrierefreien<br />
Ausstattung von bisher zwei Ausstellungen und der entsprechenden<br />
Auftragsabwicklung mit Spezialfirmen spezifisches Knowhow<br />
angehäuft, das damit auch für andere barrierefreie Adaptierungen<br />
zur Disposition steht.<br />
Schloss Hartheim, Schloßstr.1, A-4072 Alkoven,<br />
Tel. 0043/7274/20320<br />
Museum Innviertler Volkskundehaus, Kirchengasse 13,<br />
A-4910 Ried/Innkreis, Tel. 0043/7752/901-300<br />
Kontakt:<br />
prenn.punkt – buero fuer kommunikation und gestaltung,<br />
gstocket 10, A-4072 alkoven, Tel. u. Fax 0043/7274/7444,<br />
E-Mail prenn.@aon.at<br />
Standards setzen<br />
Im <strong>in</strong>ternationalen Jahr der Menschen mit besonderen Bedürfnissen<br />
haben sich zahlreiche Projekte mit der Integration beh<strong>in</strong>derter<br />
Menschen beschäftigt. Dabei wurde der Focus allerd<strong>in</strong>gs<br />
vorrangig auf Menschen mit Bewegungsbeh<strong>in</strong>derung (Rollstuhlfahrer)<br />
und Menschen mit geistiger oder mehrfacher Beh<strong>in</strong>derung<br />
gelegt. Dass daneben e<strong>in</strong>e recht gut <strong>in</strong> die Gesellschaft <strong>in</strong>tegrierte<br />
Gruppe von Menschen, nämlich die Gehörlosen und die Sehbeh<strong>in</strong>derten<br />
und Bl<strong>in</strong>den, vielfach von der Teilnahme an kulturellen<br />
Veranstaltungen oder an Bildung ausgeschlossen wird, ist kaum<br />
wahrgenommen worden. Die Ausstattung mit Rampen, Türöffnern<br />
und Sanitäranlagen für bewegungsbee<strong>in</strong>trächtige Menschen ist <strong>in</strong><br />
Oberösterreich zum Teil vorbildlich vorangetrieben worden. Sonderpädagogische<br />
Konzepte bemühen sich teilweise <strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckender<br />
Schlüssigkeit um die Integration geistig und mehrfach<br />
beh<strong>in</strong>derter Menschen und eröffnen dieser Gruppe neue Erfahrungen<br />
und Lebensqualität. Die Entwicklung der barrierefreien<br />
Ausstattung der Gedenkstätte <strong>in</strong> Schloss Hartheim und der stadtgeschichtlichen<br />
Ausstellung <strong>in</strong> Ried im Innkreis setzt allerd<strong>in</strong>gs<br />
auf dem Gebiet der Vermittlung von Ausstellungs- und damit<br />
Bildungs<strong>in</strong>halten für Gehörlose, Sehbeh<strong>in</strong>derte und Bl<strong>in</strong>de neue
38 Berichte/Aktuelles<br />
Barrierefreie<br />
Internetseiten<br />
E<strong>in</strong>e nette Geste oder e<strong>in</strong> Muss für <strong>Museen</strong>?<br />
Ilka Knöpfel<br />
Barrierefreies Internet wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachsten Def<strong>in</strong>ition<br />
meist mit Internet für Beh<strong>in</strong>derte oder speziell für Sehbeh<strong>in</strong>derte<br />
gleichgesetzt. In der Tat eröffnen gut zugängliche Webseiten<br />
gerade beh<strong>in</strong>derten Menschen Möglichkeiten, die für Nichtbeh<strong>in</strong>derte<br />
ganz selbstverständlich und alltäglich s<strong>in</strong>d. Ob das nun<br />
das Lesen tagesaktueller Nachrichten ist, das Recherchieren von<br />
Verb<strong>in</strong>dungen des Öffentlichen Nahverkehrs, die Abwicklung von<br />
Bankgeschäften oder Onl<strong>in</strong>e-Shopp<strong>in</strong>g. 1<br />
Internetauftritte aber, die ihre Navigation und ihre Inhalte<br />
vorwiegend <strong>in</strong> Form von Bildern oder Flash-Filmen darstellen,<br />
s<strong>in</strong>d beispielsweise für die von Sehbeh<strong>in</strong>derten verwendeten,<br />
textbasierten Programme meist unzugänglich und nicht nutzbar.<br />
Aber auch Menschen mit anderen Beh<strong>in</strong>derungen, ältere<br />
oder motorisch e<strong>in</strong>geschränkte Menschen sowie Computerlaien<br />
haben oft große Schwierigkeiten mit bl<strong>in</strong>kenden und überladenen<br />
Seiten, unverständlichen Piktogrammen und e<strong>in</strong>er nicht gerade<br />
ergonomischen oder nicht nachvollziehbaren Benutzerführung. 2<br />
Barrierefreiheit im Internet geht daher über den beh<strong>in</strong>dertengerechten<br />
Aspekt h<strong>in</strong>aus und schließt allgeme<strong>in</strong> Benutzerfreundlichkeit<br />
(englisch: Usability) sowie Zugänglichkeit im weitesten<br />
S<strong>in</strong>ne (englisch: Accessibility) mit e<strong>in</strong>. Denn alle Benutzer profitieren<br />
von barrierefreiem Internet. So def<strong>in</strong>iert Tiffany Wyatt:<br />
„Barrierefreie Internetseiten s<strong>in</strong>d für jeden Benutzer mit jedem<br />
beliebigen Browser (unterschiedlichster Konfiguration) sowie<br />
jeder beliebigen technischen Ausstattung im vollen Umfang<br />
zugänglich und nutzbar.“ 3 Letzteres be<strong>in</strong>haltet auch alternative<br />
Ausgabe- bzw. E<strong>in</strong>gabegeräte, so genannte assistive Technologien<br />
wie Sprachausgaben, Braillezeilen 4 , Bildschirmlupen oder Joysticks,<br />
die für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung die Computernutzung<br />
oft überhaupt erst möglich machen.<br />
Gesetzliche Grundlagen und Richtl<strong>in</strong>ien<br />
Im Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik<br />
Deutschland ist seit e<strong>in</strong>er Ergänzung von 1994 formuliert: „Niemand<br />
darf wegen se<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>derung benachteiligt werden.“ 5 Am<br />
1.5.2002 trat schließlich das „Gesetz zur Gleichstellung beh<strong>in</strong>derter<br />
Menschen“ (Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz, BGG) <strong>in</strong> Kraft. Seitdem<br />
ist Barrierefreiheit nicht mehr nur e<strong>in</strong> Zeichen von Toleranz<br />
oder „Political Correctness“, sondern für öffentliche Träger Pflicht.<br />
Entsprechende Gesetze auf Landes- und kommunaler Ebene s<strong>in</strong>d<br />
teils <strong>in</strong> Vorbereitung, teils bereits verabschiedet – so beispielsweise<br />
das „Bayerische Gesetz zur Gleichstellung, Integration und Teilhabe<br />
von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung“, welches seit 1.8.2003 <strong>in</strong> Kraft ist.<br />
Das Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz behandelt <strong>in</strong> § 11<br />
die barrierefreie Gestaltung von Webseiten: „Träger öffentlicher<br />
Gewalt (…) gestalten ihre Internetauftritte und -angebote sowie die<br />
von ihnen zur Verfügung gestellten grafischen Programmoberflächen,<br />
die mit Mitteln der Informationstechnik dargestellt werden,<br />
nach Maßgabe der (…) zu erlassenden Verordnung schrittweise technisch<br />
so, dass sie von beh<strong>in</strong>derten Menschen grundsätzlich une<strong>in</strong>geschränkt<br />
genutzt werden können. Das Bundesm<strong>in</strong>isterium des Innern<br />
bestimmt im E<strong>in</strong>vernehmen mit dem Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit<br />
und Sozialordnung durch Rechtsverordnung (…) nach Maßgabe der<br />
technischen, f<strong>in</strong>anziellen und verwaltungsorganisatorischen Möglichkeiten<br />
(…) die anzuwendenden technischen Standards sowie den<br />
Zeitpunkt ihrer verb<strong>in</strong>dlichen Anwendung, (…)“ 6<br />
Träger öffentlicher Gewalt s<strong>in</strong>d nach § 7 des gleichen Gesetzes<br />
„Dienststellen und sonstige E<strong>in</strong>richtungen der Bundesverwaltung,<br />
e<strong>in</strong>schließlich der bundesunmittelbaren Körperschaften,<br />
Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts (…), Landesverwaltungen,<br />
e<strong>in</strong>schließlich der landesunmittelbaren Körperschaften,<br />
Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, soweit sie Bundesrecht<br />
ausführen.“ 7<br />
Das „Bayerische Gesetz zur Gleichstellung, Integration und<br />
Teilhabe von Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung“ (Bayerisches Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz<br />
und Änderungsgesetze – BayBGG<br />
und ÄndG) nennt die zur Gleichstellung und Barrierefreiheit<br />
Verpflichteten im Absatz 2, Artikel 9 noch etwas genauer: „Die<br />
Behörden und sonstigen öffentlichen Stellen des Freistaates <strong>Bayern</strong><br />
(…), die Geme<strong>in</strong>den, Geme<strong>in</strong>deverbände und die sonstigen der Aufsicht<br />
des Freistaates <strong>Bayern</strong> unterstehenden juristischen Personen<br />
des öffentlichen Rechts (…) sollen im Rahmen ihres jeweiligen Aufgabenbereichs<br />
die (…) genannten Ziele aktiv fördern und bei der Planung<br />
von Maßnahmen beachten. Ferner ist darauf h<strong>in</strong>zuwirken, dass<br />
auch Vere<strong>in</strong>igungen, E<strong>in</strong>richtungen und Unternehmen, deren Anteile<br />
sich unmittelbar oder mittelbar ganz oder überwiegend <strong>in</strong> öffentlicher<br />
Hand bef<strong>in</strong>den, diese Ziele berücksichtigen.“ 8<br />
In der „Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung“ 9<br />
(kurz BITV) vom 17.7.2002 werden die im § 11 des BGG erwähnten<br />
technischen Standards für Deutschland beschrieben. Die BITV<br />
listet <strong>in</strong>sgesamt 14 Anforderungen und zugehörige Bed<strong>in</strong>gungen<br />
auf, die von barrierefreien Webseiten erfüllt werden müssen. Die<br />
Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d nach zwei Prioritätsstufen geordnet: Bed<strong>in</strong>gungen<br />
der Priorität 1 müssen auf allen Seiten e<strong>in</strong>er Internetpräsenz<br />
erfüllt werden. Zentrale Navigations- und E<strong>in</strong>stiegsangebote<br />
müssen darüber h<strong>in</strong>aus auch Bed<strong>in</strong>gungen der Prioritätsstufe 2<br />
berücksichtigen. Der § 4 der BITV nennt außerdem die Umsetzungsfristen,<br />
wonach Internetangebote bis zum 31.12.2005<br />
gemäß dieser Verordnung gestaltet se<strong>in</strong> müssen.<br />
Zusammenfassend bedeutet das also, dass alle öffentlichen<br />
Träger, Stellen und E<strong>in</strong>richtungen gesetzlich verpflichtet<br />
s<strong>in</strong>d, ihre bestehenden Internetseiten bis spätestens Ende 2005<br />
barrierefrei zu gestalten. Demzufolge müssen also auch bayerische<br />
<strong>Museen</strong>, die öffentliche Träger wie Städte oder Geme<strong>in</strong>den<br />
haben, bis zur genannten Frist e<strong>in</strong>en barrierefreien Internetauftritt<br />
betreiben. 10 Wie der weitere Umsetzungsprozess von Barrierefreiheit<br />
im Internet bis zum gesetzten Term<strong>in</strong> nicht nur aus<br />
legislativer, sondern auch aus exekutiver Sicht weiter verlaufen<br />
wird, bleibt abzuwarten.<br />
Realisierbarkeit barrierefreier Internetseiten<br />
Wie und mit welchem Aufwand ist nun e<strong>in</strong>e barrierefreie<br />
Website realisierbar bzw. e<strong>in</strong> bestehender Internetauftritt barrierefrei<br />
umzugestalten?<br />
Entgegen dem gängigen Vorurteil mancher Puristen bedeutet<br />
barrierefreies Internet aber nicht, man müsse nun wieder zu<br />
ungestalteten Textwüsten zurückkehren. Auch die oft parallel<br />
angewandte, alternative „Nur-Text-Version“ ist meistens überflüssig.<br />
Die Herausforderung liegt vielmehr dar<strong>in</strong>, Barrierefreiheit<br />
und ansprechende Ästhetik auf Internetseiten gekonnt zu vere<strong>in</strong>en,<br />
also grafisch ansprechende, ergonomische und <strong>in</strong>tuitiv verständliche<br />
Oberflächen zu entwickeln, die den Kriterien der BITV<br />
<strong>in</strong> Deutschland entsprechen. 11
Berichte/Aktuelles 39<br />
E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an Barrierefreiheit wird alle<strong>in</strong> schon durch<br />
e<strong>in</strong>e saubere, den <strong>in</strong>ternationalen Standards entsprechende<br />
(X)HTML-Kodierung der Webseiten gewährleistet. 12 Das sollte<br />
e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destanforderung an beauftragte Webdesigner und<br />
Webprogrammierer se<strong>in</strong>, die nicht extra kosten darf, sondern<br />
selbstverständlich se<strong>in</strong> muss und zum guten Ton professioneller<br />
Webentwickler gehört. Dazu zählt auch die Trennung von Gestaltung<br />
und Inhalt durch die Verwendung von Cascad<strong>in</strong>g Stylesheets<br />
(CSS). Beides zusammen bildet e<strong>in</strong>e solide Basis für Barrierefreiheit.<br />
Das E<strong>in</strong>halten dieser Standards können Sie selbst z. B. mittels<br />
e<strong>in</strong>es Onl<strong>in</strong>e-Werkzeugs, dem englischsprachigem HTML-Validator<br />
13 , leicht überprüfen. Mit Ihm können Sie nach E<strong>in</strong>gabe der<br />
zu testenden Internetadresse oder e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Internetseite<br />
schnell feststellen, ob die e<strong>in</strong>gegebene Seite <strong>in</strong>ternationalen<br />
(X)HTML-Standards entspricht oder fehlerhaft kodiert wurde.<br />
Nicht selten scheitert diese Validierung allerd<strong>in</strong>gs daran, dass<br />
bereits elementare Bestandteile <strong>in</strong> der Seite weggelassen oder<br />
schlicht vergessen wurden – aber auch das ist schon e<strong>in</strong> aussagekräftiges<br />
Ergebnis.<br />
Bestehende Internetauftritte lassen sich je nach verwendeter<br />
Kodierung und Art der Layout-Realisierung unterschiedlich aufwändig<br />
barrierefrei umgestalten – e<strong>in</strong>e Standardantwort auf die<br />
Frage nach dem f<strong>in</strong>anziellen Aufwand hierfür gibt es leider nicht.<br />
Grobe Barrieren lassen sich aber relativ leicht und mit ger<strong>in</strong>gen<br />
Kosten beseitigen.<br />
Wenn Sie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick bekommen möchten, wie sich e<strong>in</strong>e<br />
Website beispielsweise Sehbeh<strong>in</strong>derten darstellt, sei Ihnen der<br />
Onl<strong>in</strong>e-Simulator „Lynx Viewer“ 14 empfohlen. Auf der entsprechenden<br />
Website wird der bei Bl<strong>in</strong>den am weitesten verbreitete,<br />
textbasierte Browser „Lynx“ simuliert. Nach E<strong>in</strong>gabe der<br />
gewünschten Internetadresse zeigt er optisch <strong>in</strong> Textform das,<br />
was Sehbeh<strong>in</strong>derte per Sprachausgabe zu hören oder auf ihrer<br />
Braillezeile zu lesen bekommen. Testen Sie das doch e<strong>in</strong>fach mit<br />
e<strong>in</strong>er beliebigen, Ihnen bekannten Internetadresse. Vergleichen<br />
Sie die normale Ansicht der Website mit der simulierten. Bleibt<br />
die Website verständlich und gut navigierbar? Dann bestehen<br />
wohl ke<strong>in</strong>e gröberen Barrieren. S<strong>in</strong>d die Inhalte nicht vollständig<br />
wiedergegeben, wird unverständlicher Text angezeigt oder ist die<br />
Navigation nicht bedienbar? Dann ist wohl e<strong>in</strong>e Überarbeitung<br />
der Site im S<strong>in</strong>ne der BITV notwendig.<br />
<strong>Museen</strong>, die zukünftig e<strong>in</strong>e neue Webpräsenz oder e<strong>in</strong>en<br />
Relaunch ihrer bestehenden planen, sei empfohlen, von Anfang<br />
an auf Barrierefreiheit zu achten und danach zu verlangen – auch<br />
wenn das vielleicht etwas höhere Entwicklungskosten bedeutet<br />
und im E<strong>in</strong>zelnen auch mit dem Verzicht auf bestimmte liebgewordene<br />
Gewohnheiten oder technische Spielereien e<strong>in</strong>hergeht.<br />
Mittel- und langfristig sparen sie Kosten mit e<strong>in</strong>em barrierefreien<br />
Internetauftritt. Denn neben den angesprochenen rechtlichen<br />
Aspekten gibt es auch weitere Gründe dafür: So erreichen<br />
Sie breitere Nutzergruppen und schließen niemanden von Ihrer<br />
Website aus. Ihre Seiten s<strong>in</strong>d suchmasch<strong>in</strong>enfreundlicher, also für<br />
Suchmasch<strong>in</strong>en leichter <strong>in</strong>dizierbar. Des Weiteren s<strong>in</strong>d Ihre Internetseiten<br />
zukunftsfähiger, d. h. sie haben beste Chancen, auch<br />
mit zukünftigen Browsern und Systemen e<strong>in</strong>wandfrei zu funktionieren.<br />
Außerdem wird die Kodierung Ihrer Seiten <strong>in</strong>sgesamt<br />
schlanker und damit performanter se<strong>in</strong>. Auch die nachträgliche<br />
Pflege wird stark vere<strong>in</strong>facht, denn e<strong>in</strong> beauftragter Web-Dienstleister<br />
muss sich nicht erst <strong>in</strong> die gegebenenfalls <strong>in</strong>dividuelle<br />
Kodierung se<strong>in</strong>es Vorgängers e<strong>in</strong>arbeiten. 15<br />
Anmerkungen:<br />
1 Tiffany Wyatt (2003): Was ist e<strong>in</strong>e barrierefreie Website?<br />
http://www.akademie.de/websiteaufbau/kurse/gestaltung/kurswebdesign-barrierefrei/was-ist-barrierefrei.html>,<br />
<strong>in</strong>: Webdesign<br />
barrierefrei: Websites für Beh<strong>in</strong>derte entwickeln. .<br />
Rev. 2004-01-07<br />
2 Tiffany Wyatt (2003). Zehn Schritte zur Barrierefreiheit.<br />
. Rev. 2004-01-07.<br />
3 Wyatt, wie Anm. 1<br />
4 E<strong>in</strong>e Braillezeile ist e<strong>in</strong> Gerät, das den Bildschirmtext <strong>in</strong> Brailleschrift<br />
(=Bl<strong>in</strong>denpunktschrift) ausgibt.<br />
5 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (2002)<br />
. Rev. 2004-01-07. Die hier und im Folgenden angegebenen,<br />
im Internet abrufbaren Gesetzestexte gelten nicht als amtliche<br />
Fassung. Diese f<strong>in</strong>den Sie nur im Bundesgesetzblatt, das vom<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium der Justiz herausgegeben wird und über den<br />
Bundesanzeiger bezogen werden kann.<br />
6 Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz (2002) .<br />
Rev. 2004-01-07.<br />
7 wie Anm. 6<br />
8 Bayerisches Beh<strong>in</strong>dertengleichstellungsgesetz (2003). . Rev.<br />
2004-01-07<br />
9 Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (2002).<br />
. Rev.<br />
2004-01-07. Bei der Erstellung dieser Verordnung orientierte<br />
man sich stark an den seit 1999 bestehenden Zugangsrichtl<strong>in</strong>ien<br />
für Web-Inhalte der „Web Accessibility Initiative“ (WAI).<br />
Die WAI ist e<strong>in</strong>e Initiative des „World Wide Web Consortiums“<br />
(W3C), das für die Def<strong>in</strong>ierung von Standards im Internet wie z.<br />
B. für HTML-Standards zuständig ist. Die deutsche Fassung der<br />
WAI Richtl<strong>in</strong>ien: Zugänglichkeitsrichtl<strong>in</strong>ien für Web-Inhalte 1.0<br />
(2002) . Rev. 2004-01-07<br />
10 Der vorliegende Artikel kann und darf ke<strong>in</strong>e Rechtsberatung<br />
se<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>e solche ersetzen.<br />
11 Caspers, Tomas (2003). Barrierefrei = Textversion ? . Rev. 2004-01-<br />
07<br />
12 Zu <strong>in</strong>ternationalen Standards vgl. die Website des W3C<br />
(2003). . Rev. 2004-01-07<br />
13 Den „HTML-Validator“ f<strong>in</strong>den Sie unter der URL: .<br />
Rev. 2004-01-07<br />
14 Den „Lynx Viewer“ f<strong>in</strong>den Sie unter der URL: . Rev. 2004-01-07<br />
15 Caspers, Tomas (2003). Tag 11: Standards. <br />
In: BITV für Alle.<br />
. Rev.<br />
2004-01-06
40 Berichte/Aktuelles<br />
MuseumPlus<br />
Zur E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es<br />
Museumsmanagement-Systems<br />
Viktor Pröstler<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>s Programm MuseumPlus <strong>in</strong> der Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen <strong>Museen</strong>.<br />
Über viele Jahre empfahl die Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> zur EDV-gestützten Inventarisation das Programm<br />
HiDA. Da dieses Programm zum e<strong>in</strong>en im Verlauf der letzten<br />
Jahre nicht den neuesten Gegebenheiten im Bereich der EDV<br />
angepasst wurde und zum anderen e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Inventarisierungsprogramm<br />
darstellt, hat sich die Landesstelle entschlossen, auf<br />
e<strong>in</strong> neues, modernes und den Bedürfnissen der gesamten Museumsarbeit<br />
entsprechendes Programm zu setzen. Es sollte nicht<br />
nur für die Inventarisation geeignet se<strong>in</strong>, sondern Adressen, die<br />
Bibliothek, die Restaurierungsakten und den Ausleihverkehr verwalten<br />
können.<br />
Wir haben die am Markt e<strong>in</strong>geführten Softwareprodukte auf<br />
diesen speziellen E<strong>in</strong>satz h<strong>in</strong> getestet: Es sollte e<strong>in</strong> auf Standardsoftware<br />
basierendes System gewählt werden, das leicht bedienbar<br />
ist und möglichst vielen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Museum anfallenden Aufgabenbereichen<br />
gerecht wird. Des Weiteren war entscheidend,<br />
dass dieses Programm nicht völlig neu, sondern bereits an vielen<br />
<strong>Museen</strong> im E<strong>in</strong>satz ist. Wichtig war auch die Verknüpfbarkeit der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Module mit den Objektdatensätzen der Inventarisation,<br />
die e<strong>in</strong>fache Anb<strong>in</strong>dung von Multimediaelementen, hier <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie digitaler Bilder, und die Erstellung von Druckprodukten,<br />
von der e<strong>in</strong>fachen tabellarischen Liste bis h<strong>in</strong> zur Ausgabe an<br />
Word. Die Wahl fiel schließlich auf das Programm MuseumPlus<br />
der Schweizer Firma zetcom.<br />
An der Landesstelle wurde MuseumPlus im Laufe des Jahres<br />
2003 e<strong>in</strong>geführt und an fünf vernetzten Arbeitsplätzen <strong>in</strong>stalliert.<br />
Im E<strong>in</strong>satz bef<strong>in</strong>den sich zurzeit das Sammlungs- und das<br />
Adressmodul. Mit Hilfe der Serienbrieffunktionen <strong>in</strong> Word werden<br />
alle Versände der Landesstelle mittlerweile mit MuseumPlus<br />
durchgeführt. Die Bedienung ist weitgehend <strong>in</strong>tuitiv und kann<br />
nach kurzer Anlernphase auch von nicht unbed<strong>in</strong>gt EDV-geübten<br />
Personen durchgeführt werden. Ziel des E<strong>in</strong>satzes an der<br />
Landesstelle wird die Umsetzung und Integration der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Datenbankanwendungen <strong>in</strong> MuseumPlus se<strong>in</strong>. Hierauf sollen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er letzten Ausbaustufe alle Kollegen Zugriff haben. Schließlich<br />
soll das Fotoarchiv der Landesstelle mit über 50.000 Aufnahmen<br />
<strong>in</strong> MuseumPlus überführt werden.<br />
Für bayerische <strong>Museen</strong>, die auf MuseumPlus umsteigen, bieten<br />
sich folgende Vorteile: Anwender des Programms HiDA können<br />
mit ihren bisher erhobenen Inventardaten unproblematisch<br />
auf MuseumPlus wechseln, denn die Landesstelle ließ e<strong>in</strong>en sog.<br />
Konverter erstellen, der die Daten 1 : 1 umwandelt. E<strong>in</strong> Museum,<br />
das sich für die Zusammenarbeit mit der Landesstelle im Bereich<br />
der EDV-gestützten Inventarisation entscheidet, erhält Beratungen<br />
und Schulungen im E<strong>in</strong>satz von MuseumPlus ohne zusätzliche<br />
Kosten.<br />
Natürlich muss ke<strong>in</strong> Museum MuseumPlus verwenden. In erster<br />
L<strong>in</strong>ie ist es uns wichtig, dass die von der Landesstelle empfohlenen<br />
Kategorien und die Schreibansetzung für die Erfassung<br />
von Museumsobjekten angewendet werden. Die hierfür benutzte<br />
Software ist sekundär. Da aber das Arbeiten mit jeweils eigenen,<br />
ggf. „selbstgestrickten“ Programmen für die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Museen</strong><br />
unwirtschaftlich ist und auch die Kommunikation untere<strong>in</strong>ander<br />
erschwert, bieten wir die fachliche Unterstützung beim E<strong>in</strong>satz<br />
e<strong>in</strong>es geeignet ersche<strong>in</strong>enden Programms an.<br />
Wenn sich e<strong>in</strong> Museum für die E<strong>in</strong>führung von MuseumPlus<br />
entscheidet, kann es entweder die verbilligte bayerische oder die<br />
Vollversion erwerben. Die <strong>in</strong>haltliche und meistenteils auch programmtechnische<br />
Schulung und E<strong>in</strong>führung wird von der Landesstelle<br />
vor Ort mit den e<strong>in</strong>zelnen Anwendern praxisorientiert<br />
durchgeführt.<br />
Erste Anwenderstimmen von der „Museums-Basis“ f<strong>in</strong>den Sie<br />
<strong>in</strong> den folgenden beiden Berichten.
Berichte/Aktuelles 41<br />
Im Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen, Passau wird<br />
MuseumPlus seit Oktober 2003 zur Erst<strong>in</strong>ventarisierung des<br />
Sammlungsbestandes e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Die Sammlung umfasst <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das Hauptwerk des<br />
Malers und Grafikers Georg Philipp Wörlen (1886-1954), dessen<br />
persönliche Kunstsammlung sowie Werke zeitgenössischer<br />
Künstler, die seit der Gründung des Museums 1990 angeschafft<br />
wurden.<br />
Unter Berücksichtigung der späteren Arbeitsanforderungen<br />
im Umgang mit MuseumPlus sowie mit Hilfe des zur Verfügung<br />
gestellten Thesaurus konnte als Erstes die Struktur der Inventarnummer<br />
festgelegt werden. Da es sich nicht um e<strong>in</strong> Zugangs<strong>in</strong>ventar,<br />
sondern <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um die Dokumentation der bestehenden<br />
Sammlung handelt und da das Programm die Suche nach<br />
jedem beliebigem E<strong>in</strong>gabefeld ermöglicht, wurde auf die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
der Jahreszahl verzichtet und neben e<strong>in</strong>em Kürzel des<br />
Hauses e<strong>in</strong>e Untergliederung <strong>in</strong> wenige Werkgruppen sowie e<strong>in</strong>e<br />
numerische Zählung als Inventarnummer festgelegt (Bsp.: MMK-<br />
G-0001). Die Wahl e<strong>in</strong>er 4-stelligen Zahl hat sich bei der Suchfunktion<br />
als s<strong>in</strong>nvoll ergeben: Nur so erfolgt e<strong>in</strong>e Trefferliste <strong>in</strong><br />
tatsächlich numerischer Reihenfolge.<br />
Die E<strong>in</strong>gabe neuer Datensätze mit MuseumPlus ermöglicht<br />
durch die e<strong>in</strong>fache Herstellung e<strong>in</strong>es Musterdatensatzes<br />
die schnelle E<strong>in</strong>gabe gleichartiger Gruppen, Basis<strong>in</strong>formationen<br />
können vorbereitet und durch objektspezifische Informationen<br />
ergänzt werden. Im Bereich Grafik hat sich diese Arbeitsweise<br />
als besonders s<strong>in</strong>nvoll erwiesen. Des Weiteren werden durch<br />
zahlreiche Auswahlfelder Rechtschreibfehler verm<strong>in</strong>dert bzw. die<br />
Zuordnung <strong>in</strong> den Bereichen Künstlername, Material, Technik und<br />
Maße<strong>in</strong>heiten erleichtert.<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren Arbeitsschritt wurden die Kunstwerke als<br />
digitale Bilder erfasst. Die e<strong>in</strong>fache E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bilder <strong>in</strong> den<br />
jeweiligen Datensatz und die im Programm vorgefertigte Layout-<br />
Gestaltung der Grunddaten ermöglicht die Erstellung e<strong>in</strong>es Ausdrucks,<br />
der alle Daten, <strong>in</strong>cl. Bilddaten, be<strong>in</strong>haltet. Für Anfragen<br />
von außer Haus sowie <strong>in</strong> der Planung neuer Ausstellungen aus<br />
eigenem Bestand bieten die Blätter e<strong>in</strong>e Arbeitserleichterung für<br />
alle Mitarbeiter. Verwechslungen können m<strong>in</strong>imiert, die Suche<br />
nach Bildmotiven kann beschleunigt werden.<br />
Parallel zum Sammlungsmodul arbeiten wir mit den Modulen<br />
„Literatur“, das die Verknüpfung von exakten Literaturangaben<br />
mit e<strong>in</strong>zelnen Kunstwerken ermöglicht, und „Adressverwaltung“,<br />
das bisher jedoch nur für die Zusammenführung von Adressen,<br />
die <strong>in</strong> direktem Zusammenhang mit der Sammlung stehen, verwendet<br />
wird.<br />
Abschließend kann man sagen, dass MuseumPlus bei der<br />
Erst<strong>in</strong>ventarisierung e<strong>in</strong>en schnellen E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Erfassung von<br />
Kunstwerken ermöglicht. Durch den e<strong>in</strong>fachen Umgang mit der<br />
optischen Oberfläche des Programms wird die E<strong>in</strong>arbeitungszeit<br />
stark verkürzt und die Neue<strong>in</strong>gabe erleichtert. Dies waren auch<br />
<strong>in</strong> unserem Haus die Hauptkriterien, die zur Wahl dieser Software<br />
geführt haben.<br />
MuseumPlus im E<strong>in</strong>satz<br />
Zwei Erfahrungsberichte aus<br />
bayerischen <strong>Museen</strong><br />
Anjalie Chaubal<br />
Hans Eich<strong>in</strong>ger und Ernst Höntze
42 Berichte/Aktuelles<br />
Seit Anfang Dezember 2003 wird im niederbayerischen Freilichtmuseum<br />
Mass<strong>in</strong>g mit dem Inventarisierungsprogramm<br />
MuseumPlus der Schweizer Firma zetcom Informatikdienstleistungs<br />
AG gearbeitet. Auf Grund der bislang kurzen Benutzungsdauer<br />
ist derzeit noch ke<strong>in</strong> umfassender Erfahrungsbericht möglich.<br />
Die folgenden Ausführungen s<strong>in</strong>d daher lediglich als erste<br />
Beurteilung aus Anwenderperspektive zu sehen und haben vorläufigen<br />
Charakter.<br />
Verwendet wird die von der Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> angebotene große Version 4.00. Sie<br />
ersetzt <strong>in</strong> Mass<strong>in</strong>g das bisher benutzte Inventarisierungsprogramm<br />
HIDA 3. Da es hieß, dass letzteres künftig nicht mehr<br />
weiterentwickelt werden würde und vergleichbare Konkurrenzprodukte<br />
aus den verschiedensten Gründen nicht unseren<br />
Erwartungen entsprachen, entschied man sich zum Umstieg auf<br />
MuseumPlus. Die mittlerweile stark zurückgegangene Anwenderfreundlichkeit<br />
und e<strong>in</strong> mängelbehafteter Support der bis dah<strong>in</strong><br />
verwendeten Software beschleunigten den Systemwechsel.<br />
Im Freilichtmuseum soll mit Hilfe von MuseumPlus sowohl<br />
e<strong>in</strong>e möglichst umfangreiche Erfassung als auch e<strong>in</strong>e optimale<br />
Verwaltung aller objektbezogenen Sammlungsdaten durchgeführt<br />
werden können. Dazu werden vorrangig die im Inventarisierungsprogramm<br />
vorgesehenen Module „Sammlung“, „Literatur“,<br />
„Standortverwaltung“, „Restaurierung“ und „Multimedia“<br />
verwendet; künftig soll zusätzlich das Modul „Ausstellungen“<br />
stärker e<strong>in</strong>gebunden werden, das beim Vorgängerprogramm nicht<br />
vorhanden war.<br />
E<strong>in</strong>e vierwöchige Testphase vermittelte erste E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die<br />
Handhabung der neuen Software. Um das Programm zu testen,<br />
wurde es per Internet freigeschaltet. Der erhoffte Nutzen blieb<br />
bescheiden, da ohne fachliche E<strong>in</strong>führung seitens des Herstellers<br />
kaum praxisnahe Anwendungen möglich waren. Lediglich<br />
der ansprechende optische E<strong>in</strong>druck und die benutzerfreundliche<br />
Menüoberfläche von MuseumPlus überzeugten auf Anhieb. Sehr<br />
gut gefiel uns die Vielfalt der Basis<strong>in</strong>formationen zum jeweils<br />
aufgerufenen Objekt. Mit e<strong>in</strong>em Blick auf den Bildschirm kann<br />
– vor allem <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem dazugehörigen Inventarfoto<br />
– jeder Sammlungsgegenstand schnell, e<strong>in</strong>fach und e<strong>in</strong>deutig<br />
identifiziert werden.<br />
Positiv registriert wurde die s<strong>in</strong>nvolle Strukturierung der E<strong>in</strong>gabemodule<br />
mittels unterschiedlicher Buttons und Reiter („Dialogmasken“),<br />
die übersichtlich <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>gabemaske angeordnet<br />
s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e differenzierte E<strong>in</strong>gabe aller zu e<strong>in</strong>em Objekt verfügbaren<br />
Informationen ist dadurch leicht möglich. Die variable<br />
Verknüpfbarkeit der Module untere<strong>in</strong>ander steigert die Anwendungsmöglichkeiten<br />
des Programms um e<strong>in</strong> Vielfaches, <strong>in</strong>sbesondere<br />
bei späteren Suchfunktionen. Sie trägt entscheidend zur<br />
<strong>in</strong>sgesamt positiv bewerteten Menüstruktur bei, so etwa die Verknüpfung<br />
„Literatur – Objekt“ oder „Restaurierung – Objekt“.<br />
Die Version der Landesstelle ist so aufgebaut, dass e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />
Übernahme der bereits vorhandenen Daten möglich ist.<br />
Als Nachteil ersche<strong>in</strong>t, dass bei MuseumPlus die chronologische<br />
Abfolge verschiedener Datenbestandsbearbeiter nicht mehr nachvollziehbar<br />
ist. Hier wünscht man sich e<strong>in</strong>e „History-Funktion“.<br />
In MuseumPlus s<strong>in</strong>d verschiedene Standardberichte <strong>in</strong>tegriert.<br />
Über den Listengenerator kann der Benutzer eigene Listen und<br />
Berichte selbst erstellen. Für erfahrene User besteht zudem die<br />
Möglichkeit zur Erstellung e<strong>in</strong>es vom Layout her ansprechenden<br />
Inventarblatts auf der Basis von MS-Word. Dies erfordert vom<br />
Bearbeiter überdurchschnittliche EDV-Kenntnisse und ist zeitaufwendig.<br />
Langwierig kann auch der Umstieg von HIDA 3 auf<br />
das neue Programm se<strong>in</strong>. Der automatische Datentransfer erfolgt<br />
zwar gut und ohne Verluste. Da MuseumPlus <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Bereichen (wie Literaturangaben, Provenienz, Massangaben)<br />
jedoch mehr bietet, müssen Datensätze manuell nachgebessert<br />
werden, wenn man die vollständige Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten<br />
des neuen Programms erhalten will. Beim Start<br />
mit MuseumPlus ohne e<strong>in</strong>en Altbestand an Daten ist dies nicht<br />
der Fall.<br />
Da MuseumPlus auf Microsoft-Access basiert, dürften<br />
zukünftige Datentransfers e<strong>in</strong>facher und ohne nennenswerte Verluste<br />
durchzuführen se<strong>in</strong>. Der sehr gute Support von Seiten der<br />
Entwickler spricht zudem dafür. Das übersichtliche, verständlich<br />
geschriebene und benutzerfreundliche Handbuch hilft bei der<br />
E<strong>in</strong>arbeitung sehr.<br />
Über weitere Veränderungen bezüglich der Anforderungen an<br />
die derzeitigen Anwender sowie über Erleichterungen der laufenden<br />
Inventarisierungsarbeit kann derzeit noch nichts berichtet<br />
werden. Wir gehen aber davon aus, dass nach e<strong>in</strong>er gewissen E<strong>in</strong>arbeitungszeit<br />
und nach Beendigung der Überarbeitung der Altdaten<br />
e<strong>in</strong>e problemlose und zügige Objekterfassung möglich ist.<br />
Die Nutzung des dann e<strong>in</strong>gegebenen Datenbestandes wird sicher<br />
besser se<strong>in</strong> als früher, weil die durch MuseumPlus gegebenen vielfältigen<br />
Verknüpfungsmöglichkeiten e<strong>in</strong> schnelleres und wesentlich<br />
breiter gefächertes Verwalten e<strong>in</strong>er umfangreichen Sammlung<br />
ermöglichen.<br />
Für weitere Informationen können Sie sich gerne an die Autoren<br />
wenden:<br />
a.chaubal@woerlen-mmk.de und eich<strong>in</strong>ger@freilichtmuseum.de
Berichte/Aktuelles 43<br />
Beim Schauplatz Sachsen, e<strong>in</strong>em Kernland der Industrialisierung<br />
<strong>in</strong> Deutschland, lag die Wahl des Tagungsthemas nahe: Industrie<br />
und Industriekultur sollten im Mittelpunkt der 12. Zusammenkunft<br />
bayerischer, böhmischer und sächsischer Museumsfachleute<br />
stehen, zu der vom 17.-19.9.2003 die Sächsische Landesstelle für<br />
Museumswesen nach Chemnitz e<strong>in</strong>geladen hatte. Den passenden<br />
Rahmen bildete das erst im April des Jahres <strong>in</strong> Hallen e<strong>in</strong>er ehemaligen<br />
Masch<strong>in</strong>enbaufirma aus dem Jahr 1907 neu eröffnete<br />
Industriemuseum Chemnitz.<br />
Zur E<strong>in</strong>führung wies Dr. Joachim Voigtmann, der Direktor<br />
der Landesstelle Sachsen, auf die herausragende Bedeutung des<br />
Bereichs Industrie <strong>in</strong>nerhalb der sächsischen Museumslandschaft<br />
h<strong>in</strong>. Rund 50 der fast 400 <strong>Museen</strong> widmen sich schwerpunktmäßig<br />
der Industrie- und Gewerbegeschichte. Nach der Begrüßung<br />
durch den Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, e<strong>in</strong>en Vertreter<br />
des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Wissenschaft und Kunst<br />
und Berichten aus den beiden anderen Partnerländern stand<br />
auch gleich das gastgebende Museum im Zentrum des Interesses.<br />
Direktor Dr. Jörg Feldkamp führte zunächst <strong>in</strong> die Zielstellung<br />
se<strong>in</strong>es Hauses e<strong>in</strong>, das <strong>in</strong> weiten Bereichen auf gewohnte Wege<br />
der Museumsgestaltung und Vermittlung verzichtet, so etwa auf<br />
e<strong>in</strong>e vorgegebene Führungsl<strong>in</strong>ie, die üblichen e<strong>in</strong>führenden Texte<br />
<strong>in</strong> jeder Abteilung oder Inszenierungen und Großfotos. Stattdessen<br />
setzt man auf das freie Schlendern der Besucher, denen<br />
lediglich e<strong>in</strong> Farbleitsystem zur besseren Orientierung im etwa<br />
4.000 m² großen Ausstellungsbereich zur Seite steht, sofern nicht<br />
bei abendlichen Veranstaltungen im anschließenden Multifunktionssaal<br />
Glaswände und Vitr<strong>in</strong>en den Großteil der Ausstellungsflächen<br />
von e<strong>in</strong>em freibleibenden „Konsumentengang“ abschotten.<br />
Die Exponate wurden assoziativ e<strong>in</strong>gesetzt und sollen <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie, nur durch kurze Beschriftungen erklärt, „wirken“. Leitobjekte,<br />
etwa historische PKWs bis h<strong>in</strong> zum „Trabi“, sollen die<br />
Besucher <strong>in</strong> die acht Abteilungen ziehen. Parallel zur eigentlichen<br />
Ausstellungsebene eröffnen <strong>in</strong>selartige Infoterm<strong>in</strong>als die Möglichkeit,<br />
vertiefte Informationen zu e<strong>in</strong>zelnen Objekte und Sachverhalten,<br />
aber auch kurze Filme abzurufen. Dabei setzt man bewusst<br />
auf die Unterhaltung als Mittel pädagogischer Vermittlung.<br />
Durch e<strong>in</strong>e „Pr<strong>in</strong>t on demand-Funktion“ können die Besucher sich<br />
auch Texte mit nach Hause nehmen. Es genügt, am Term<strong>in</strong>al den<br />
Streifencode der jeweiligen E<strong>in</strong>trittskarte e<strong>in</strong>zulesen, um sich<br />
später an der Museumskasse gegen Gebühr die gewünschten Informationen<br />
ausdrucken zu lassen. Wie zu erwarten wurde dieses<br />
Konzept bei der anschließenden Museumsführung ausführlich<br />
und durchaus kontrovers diskutiert.<br />
E<strong>in</strong> abendlicher Empfang der Stadt <strong>in</strong> der frisch renovierten<br />
ehemaligen Villa der Fabrikantenfamilie Esche, für die Henry van<br />
de Velde 1903 quasi als Gesamtkunstwerk sowohl Gebäudehülle,<br />
Park als auch das Mobiliar bis h<strong>in</strong> zur Tabakspfeife des Hausherrn<br />
entworfen hatte, ermöglichte das <strong>in</strong>tensive Kennenlernen dieses<br />
bedeutenden, vor kurzem noch vom Verfall bedrohten Kulturdenkmals.<br />
Den ersten Vortragsblock des folgenden Tages („Sachzeugen<br />
der Industriekultur – Probleme ihrer Bewahrung“) eröffnete Kornelius<br />
Götz, Restaurator aus dem schwäbischen Oett<strong>in</strong>gen. „Vorsicht,<br />
nicht gestrichen!“ betitelte er se<strong>in</strong>en Vortrag, <strong>in</strong> dem er<br />
e<strong>in</strong>en Rückblick über 20 Jahre Restaurierung technischen Kulturguts<br />
gab und sich mit grundlegenden Überlegungen jeder Restaurierung,<br />
so Spuren am Objekt (von Herstellung, Gebrauch,<br />
Stillstand), Restaurierungszielen (Stillstand, Wiederherstellung<br />
e<strong>in</strong>es Gebrauchszustands bis h<strong>in</strong> zur Reaktivierung) oder auch der<br />
Verantwortbarkeit von Vorführungen an historischen Masch<strong>in</strong>en<br />
befasste. Götz betonte, dass die Erzielung maximaler Ästhetik bei<br />
der Restaurierung <strong>in</strong> der Regel auf die m<strong>in</strong>imale Überlieferung von<br />
historischen Informationen h<strong>in</strong>auslaufe. Für Planer von Industriemuseen<br />
<strong>in</strong>teressant war se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis, dass die Konservierung au-<br />
Industriekultur im<br />
Museum<br />
12. Tagung bayerischer, böhmischer und<br />
sächsischer Museumsfachleute,<br />
Chemnitz 17.-19.9.2003<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Industriemuseum Chemnitz, Abteilung „Unternehmer“.
44 Berichte/Aktuelles<br />
Industriemuseum Chemnitz, Info-Term<strong>in</strong>al.<br />
thentischer Masch<strong>in</strong>en meist kostengünstiger zu bewerkstelligen<br />
sei als der Nachbau. E<strong>in</strong>e von Götz zusammengestellte Sammlung<br />
von Texten zur Konservierung technischen Kulturguts kann auf<br />
den Internet-Seiten der Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> (www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de) <strong>in</strong> der Rubrik „Veröffentlichungen“<br />
e<strong>in</strong>gesehen und heruntergeladen werden.<br />
Pavel Chrast berichtete über die Sammlungen des Museums im<br />
tschechischen Asch nahe der bayerischen Grenze, wo e<strong>in</strong> Schwerpunkt<br />
von Sammlungstätigkeit und Ausstellung <strong>in</strong> der Dokumentation<br />
der örtlichen Textil- und Handschuhproduktion (hierzu<br />
alle<strong>in</strong> 23.000 Stücke) liegt. „Zwischen Schrott und kulturellem<br />
Erbe“ betitelte Beate Schad ihre Vorstellung der Schaustickerei<br />
Plauener Spitze, die bemüht ist, e<strong>in</strong>en großen Bestand an Masch<strong>in</strong>en<br />
der im Vogtland traditionellen Stickerei und Gard<strong>in</strong>enweberei<br />
zu erhalten. Der Masch<strong>in</strong>ensammlung angeschlossen ist<br />
e<strong>in</strong>e Schaustickerei, die als „lebendige Museumsfabrik mit hohem<br />
Erlebniswert“ Interessenten <strong>in</strong> die Ausstellung locken soll.<br />
In noch größere E<strong>in</strong>heiten führte der zweite Vortragsblock:<br />
Die Stadtsilhouette von Mährisch Ostrau ist geprägt von der langanhaltenden<br />
Parallelität von Ste<strong>in</strong>kohleförderung und Eisenproduktion,<br />
von Hochöfen und Kokereien. Dr. Milos Matej stellte das<br />
ambitionierte Vorhaben vor, die vor e<strong>in</strong>igen Jahren stillgelegte<br />
Eisenhütte Wittkowitz und die Grube Michael <strong>in</strong> weiten Teilen<br />
als UNESCO-Weltkulturerbe zu erhalten. Die Grubene<strong>in</strong>richtungen<br />
sollen dabei im Zustand des Verlassens, also auf dem Stand<br />
des letzten Arbeitstages, konserviert werden. Von der Dimension<br />
her fast bescheiden musste darauf der aktuelle bayerische Problemfall<br />
der Maxhütte <strong>in</strong> Sulzbach-Rosenberg wirken, dessen aktuellen<br />
Stand Dr. Detlef Knipp<strong>in</strong>g vom Bayerischen Landesamt<br />
für Denkmalpflege vortrug. Hier s<strong>in</strong>d die Überlegungen, wie die<br />
bedeutenderen Teile des für die Wirtschaftsgeschichte nicht nur<br />
der Oberpfalz so wichtigen Unternehmens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neues Nutzungskonzept<br />
(etwa E<strong>in</strong>bettung als kulturell und wirtschaftlich<br />
genutztes Industriedenkmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Landschaftspark) <strong>in</strong>tegriert<br />
werden können, noch nicht abgeschlossen.<br />
Christoph Schröder schilderte schließlich die wechselvolle<br />
Geschichte des Z<strong>in</strong>nbergbaus <strong>in</strong> Altenberg-Z<strong>in</strong>nwald, wo bedeutende<br />
historische Gebäude und Ihre E<strong>in</strong>richtung durch die Vernachlässigung<br />
<strong>in</strong> den 1980er Jahre schwere Schädigungen erfuhren.<br />
Bergbau – allerd<strong>in</strong>gs diesmal der Abbau im Lugau-Oelsnitzer<br />
Revier – stand bei der folgenden Exkursion <strong>in</strong> das Bergbaumuseum<br />
Oelsnitz auf dem Programm, das – neben der Fahrt auf den<br />
Förderturm und der Besichtigung e<strong>in</strong>er bee<strong>in</strong>druckenden Dampfmasch<strong>in</strong>e<br />
– den Besuchern <strong>in</strong> realitätsnah nachgebauten Stollen<br />
den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er „Fahrt“ unter Tage vermittelt.<br />
Der letzte Tagungstag begann mit e<strong>in</strong>em Bericht von Ute<br />
Baumgarten über das Lausitzer Bergbaumuseum/ Energiefabrik<br />
Werm<strong>in</strong>ghoff. In e<strong>in</strong>er monumentalen Brikettfabrik und Freigeländen<br />
soll die Geschichte des Braunkohlebergbaus der Region<br />
dargestellt werden. Probleme bereiten derzeit – wie <strong>in</strong> vielen anderen<br />
Industriemuseen – die auslaufenden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />
und auch die noch ungeklärte weitere Unterstützung<br />
des Zweckverbandes sächsisches Industriemuseum durch den<br />
Freistaat Sachsen.<br />
Der Braunkohleabbau war auch Thema des Vortrags von Dipl.<br />
Ing. Vaclav Valasek, Braunkohlenforschungs<strong>in</strong>stitut Most/Brüx. In<br />
der arg geschundenen Landschaft, <strong>in</strong> der vor wenigen Jahrzehnten<br />
die ganze Stadt Brüx mit Ausnahme der gotischen Kirche, die<br />
auf Schienen um e<strong>in</strong>ige hundert Meter verschoben wurde, dem<br />
Tagebau weichen musste, s<strong>in</strong>d umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen<br />
mit e<strong>in</strong>em Museumsprojekt als Freizeitangebot geplant.<br />
Die „schönste Textilfabrik Böhmens“, der um 1900 errichtete<br />
Betrieb von Feigel und Wittrich im nordböhmischen Chrastava<br />
stellte Ivan Rous vor. Hier ist an die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Firmen-<br />
Textilmuseums gedacht.
Berichte/Aktuelles 45<br />
Den Abschluss der Vortragsfolge bildete der Beitrag „Mensch<br />
und/oder Masch<strong>in</strong>e?“ von Georg Waldemer von der Landesstelle<br />
für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Ausgehend von ersten<br />
Anfängen der musealen Beschäftigung mit Arbeits- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />
der Werktätigen zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts<br />
spürte er Entwicklungen bei der Darstellung dieser Lebenswelten<br />
<strong>in</strong> Industriemuseen nach. Er stellte fest, dass trotz der „Entdeckung“<br />
der Industriekultur <strong>in</strong> den 1970er Jahren als parallele<br />
Nebenl<strong>in</strong>ie zur bürgerlichen Kultur und der daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>setzenden<br />
Flut von Forschungsvorhaben und Publikationen das Arbeiterleben<br />
<strong>in</strong> Industriemuseen meist noch e<strong>in</strong>e sehr untergeordnete<br />
Rolle spielt.<br />
Die Publikation aller Tagungsbeiträge <strong>in</strong> deutscher und tschechischer<br />
Sprache ist <strong>in</strong> Vorbereitung.<br />
Zur nächsten bayerisch-böhmischen Museumstagung lädt die Landesstelle<br />
für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> im September<br />
2004 nach Neukirchen beim Hl. Blut zum Thema „Spezialmuseen“<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Industriemuseum Chemnitz, Abteilung „Karl-Marx-Stadt“: Trabi<br />
mit Dachzelt.
46 Berichte/Aktuelles<br />
Jahrestreffen des<br />
Arbeitskreises für<br />
Hausforscher <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Kempten 2. Juni 2003<br />
Georg Waldemer und Ariane Weidlich<br />
Zum Jahrestreffen des Arbeitskreises für Hausforschung 2003<br />
fanden sich wieder annähernd 60 Gäste aus dem bayerischen<br />
Raum und angrenzenden Regionen e<strong>in</strong>. Tagungslokal war das<br />
barocke Kornhaus des fürststiftischen Teils der Stadt Kempten,<br />
die über Jahrhunderte von der Bipolarität von der Bürgerschaft<br />
auf der e<strong>in</strong>en und der Herrschaft des unmittelbar angrenzenden<br />
Fürststifts geprägt war – e<strong>in</strong> städtisches „Doppelwesen“ mit<br />
e<strong>in</strong>em hohen Potential an Konfliktstoff.<br />
Die Veranstaltung, die zwanzigste <strong>in</strong> Folge, setzte sich traditionsgemäß<br />
aus e<strong>in</strong>em Vortragsteil und e<strong>in</strong>er anschließenden<br />
Exkursion zusammen, die dieses Mal fußläufig zu baugeschichtlich<br />
bemerkenswerten Punkten <strong>in</strong> der Bürgerstadt führte. Die<br />
<strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte lagen bei der Bedeutung von Archivalien<br />
für die Hausforschung, bei neuen Erkenntnissen zum Blockbau<br />
<strong>in</strong> Südbayern sowie Beiträgen mit lokalem bzw. regionalem<br />
Bezug.<br />
Kemptens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer begrüßte die<br />
Gäste und g<strong>in</strong>g kurz auf Konfliktpotentiale und Spannungen e<strong>in</strong>,<br />
die aus den unterschiedlichen Interessenslagen von Denkmalpflege<br />
und wirtschaftlich orientierter Stadtsanierung erwachsen. Insbesondere<br />
<strong>in</strong> den siebziger und achtziger Jahren sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der<br />
Stadt Kempten die „dynamischen Kräfte“ e<strong>in</strong>er modernisierenden<br />
Umgestaltung den Sieg davon getragen zu haben.<br />
Nach e<strong>in</strong>er knappen E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Tagungsthemen durch<br />
Georg Waldemer gab Dr. Stefan Breit, als Historiker derzeit im<br />
Forschungsprojekt „Reichskammergerichtsakten“ am Bayerischen<br />
Hauptstaatsarchiv tätig, e<strong>in</strong>en Überblick über die Möglichkeiten<br />
baugeschichtlicher Forschung zur Geschichte des ländlichen Bauwesens<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> anhand von Archivalien der ehemaligen Herrschaft<br />
Hohenaschau.<br />
Breit stellte verschiedene Kategorien von Archivalien vor und<br />
überprüfte exemplarisch ihre Relevanz für hauskundliche Fragestellungen.<br />
So f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der „Feuerstättenbeschau“ der Jahre<br />
1616-1625 E<strong>in</strong>tragungen zu sämtlichen Gebäuden über Anzahl<br />
und Zustand der Herdstellen oder dazu, ob und welche Vorrichtungen<br />
zum Rauchabzug vorhanden gewesen s<strong>in</strong>d. Bei der Auswertung<br />
derartiger Quellen steht der Historiker allerd<strong>in</strong>gs immer<br />
wieder vor dem Problem der Begrifflichkeit und der Frage, was z.<br />
B. die historische Bezeichnung „Rauchfang“ denn genau me<strong>in</strong>t:<br />
e<strong>in</strong>e Rauchhur oder e<strong>in</strong>en Schlot? Das heißt, ohne breite und fundierte<br />
Kenntnis der Materie ist bei der Interpretation historischer<br />
term<strong>in</strong>i technici größte Vorsicht geboten.<br />
Im Anschluss daran berichtete Herbert May M. A., Bauhistoriker<br />
am Fränkischen Freilandmuseum Bad W<strong>in</strong>dsheim, über e<strong>in</strong>e<br />
weitgehend unbekannte und verme<strong>in</strong>tlich wenig ergiebige Quellengruppe<br />
aus dem städtischen Bereich. Bei häufig angezeigten<br />
Nachbarschafts- und Grenzstreitigkeiten wurden amtlicherseits<br />
Baubesichtigungsprotokolle angefertigt. Für die e<strong>in</strong>stige Reichsstadt<br />
W<strong>in</strong>dsheim reichen diese Quellen mit Informationen zur<br />
Stadtgestalt, Parzellenstruktur, zum Abwasserwesen, aber auch zu<br />
Baudetails e<strong>in</strong>zelner Häuser von der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
bis <strong>in</strong> die Zeit um 1800.<br />
In jüngerer Zeit hat der vermehrte E<strong>in</strong>satz dendrochronologischer<br />
Datierungen auch <strong>in</strong> Niederbayern, wo noch vor nicht<br />
allzu langer Zeit für das ländliche Bauwesen e<strong>in</strong>e „Schallgrenze“<br />
von etwa 1600 galt, zu e<strong>in</strong>em beachtlichen Fortschritt <strong>in</strong> der<br />
Erforschung spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Bauten<br />
geführt, wenn auch bisher an e<strong>in</strong>er noch relativ ger<strong>in</strong>gen Zahl<br />
von Objekten. Die bislang früheste Datierung betrifft e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>bauernhaus<br />
<strong>in</strong> Mitterfels nördlich von Straub<strong>in</strong>g: der Blockbau<br />
des e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halbgeschoßigen Gebäudes datiert auf das Jahr 1436.<br />
Walter und Wolfgang Kirchner, die <strong>in</strong> bewährter Weise die bauanalytische<br />
Untersuchung übernommen haben, gaben e<strong>in</strong>en Vorbericht<br />
zu ihren bisherigen Befunden. Der Bau mit Mittelflur –<br />
wor<strong>in</strong> ursprünglich der Herd stand – und beidseitig jeweils zwei<br />
Räumen ist aus waldkantigen Tannenhölzern aufgezimmert, wobei<br />
die Eckverb<strong>in</strong>dungen nur andeutungsweise die zugfeste Schwalbenschwanzverz<strong>in</strong>kung<br />
aufweisen. 1617 fügte man e<strong>in</strong>en Kniestock<br />
dazu, noch später e<strong>in</strong>e quer dazu stehende Erweiterung.<br />
Die Gebrüder Kirchner vermuten u. a. aufgrund der weiten Verbreitung<br />
von Ständerbohlenkonstruktionen <strong>in</strong> hochschichtlichen<br />
Stuben (Burgen, Stadthäuser) e<strong>in</strong> deutlich späteres Auftreten<br />
des Blockbaus im südöstlichen <strong>Bayern</strong>, aber wohl nicht vor dem<br />
14. Jahrhundert.<br />
Das Nachmittagsprogramm eröffnete Dr. Gerhard Weber,<br />
Leiter der Stadtarchäologie Kempten, e<strong>in</strong>er sehr aktiven E<strong>in</strong>richtung,<br />
der e<strong>in</strong>e Vielzahl wichtiger Forschungen nicht nur im<br />
Bereich der prov<strong>in</strong>zialrömischen Überreste zu verdanken ist, sondern<br />
auch für Mittelalter und Neuzeit. In se<strong>in</strong>em Referat konzentrierte<br />
sich Weber jedoch auf die römerzeitliche Holzbautechnik,<br />
wozu Adelhart Zippelius im Jahr 1953 anhand der damaligen<br />
Befunde <strong>in</strong> Kempten e<strong>in</strong>e beachtenswerte Zusammenfassung<br />
publizierte. Mittlerweile erlauben <strong>in</strong>sbesondere die Befunde <strong>in</strong><br />
W<strong>in</strong>terthur/ Vitudurum im Rahmen der Ausgrabungen am Unteren<br />
Bühl sowie am Auerberg e<strong>in</strong> genaueres Bild zu entwerfen:<br />
An den Resten der römischen Bauwerke waren sowohl Pfostenbau,<br />
Ständerbau als auch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus beiden genannten<br />
Gefügearten nachzuweisen. Die diesbezüglichen Darstellungen<br />
von Weber (Auerberg, 1997) und Albert<strong>in</strong> (Vitdurum, 2002)<br />
legen es nahe, bei der auch an anderen römischen Standorten<br />
festgestellten Abfolge vom Pfostenbau h<strong>in</strong> zum Ständerbau an<br />
e<strong>in</strong>e jeweilige unabhängige lokale Entwicklung zu denken, die<br />
nicht etwa an allen Orten gleichzeitig erfolgte.<br />
Das Referat von Dipl. Ing. Harald Bader bot e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />
die baugeschichtliche Analyse des für die Region außergewöhnlich<br />
frühen Objekts Dorfstraße 4 <strong>in</strong> Moosbach, Landkreis Oberallgäu,<br />
südlich von Kempten gelegen. In se<strong>in</strong>em äußeren Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
e<strong>in</strong> typischer Vertreter des späteren 18. Jahrhunderts,<br />
entpuppte sich das Gebäude im Kern als e<strong>in</strong> wenig verändertes<br />
Gefüge von 1538. Der Blockbau besaß ursprünglich auf beiden<br />
Vollgeschoßen jeweils zwei etwa gleichgroße Wohnräume, im<br />
Erdgeschoß dazu e<strong>in</strong>en breiten Flur mit Herdstelle – das „Hus“<br />
– im Obergeschoß h<strong>in</strong>gegen ohne E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>er Deckenlage<br />
lediglich durch Zurücksetzen der Trennwand zu den Kammern<br />
e<strong>in</strong>e Art Laufgang, von dem aus die Kammertüren erreicht werden<br />
konnten. Die ältere Forschung hatte diese Struktur bereits<br />
als regionaltypisch beschrieben, ohne allerd<strong>in</strong>gs Beispiele aus<br />
dem 16. Jahrhundert identifizieren zu können. Zu Anfang des 18.<br />
Jahrhunderts erfolgte e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Erweiterung des Hauses<br />
<strong>in</strong> Firstrichtung sowie der E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>es zusätzlichen Raumes im<br />
Obergeschoß.<br />
Im Rahmen der Diskussion über die Möglichkeiten, dieses baugeschichtlich<br />
bedeutende Objekt vor Ort oder durch Transferie-
Berichte/Aktuelles 47<br />
rung zu erhalten, wurde auch die Übertragung <strong>in</strong>s Bauerhofmuseum<br />
Illerbeuren erwogen, schließlich aber aufgrund technischer<br />
Grenzen wieder verworfen, und zum Jahresende 2003 erreichte<br />
uns die Nachricht, dass der Bau durch Brandstiftung völlig zerstört<br />
wurde.<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die außerordentlich erfolgreiche Arbeit der Stadtarchäologie<br />
Kempten gab im Folgenden noch e<strong>in</strong>mal Birgit Kata<br />
M. A. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr anschaulichen und e<strong>in</strong>drucksvollen Präsentation.<br />
Die unter ihrer Leitung durchgeführten Arbeiten der Fehlbodenarchäologie<br />
haben mittlerweile <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe mittelalterlicher<br />
Bauten e<strong>in</strong>en überraschend reichen Objektkosmos aus dem<br />
Füllungsmaterial isoliert und geborgen. Angesichts der Bedeutung<br />
der Forschungen an e<strong>in</strong>em Komplex <strong>in</strong> der historischen<br />
Stadtmitte wurden im Jahr 2000 von der Deutschen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
F<strong>in</strong>anzmittel für e<strong>in</strong> mehrjähriges Projekt „Mühlberg-Ensemble“<br />
gewährt. Wie sehr im Übrigen die angesprochenen<br />
Arbeiten mit den Fehlbodenschüttungen durch extreme und<br />
kaum beherrschbare Staubentwicklung e<strong>in</strong> nicht unbeträchtliches<br />
Gesundheitsrisiko begleitet, wurde anhand des Bildmaterials<br />
anschaulich.<br />
Noch e<strong>in</strong>mal stand e<strong>in</strong>e Gruppe mittelalterlicher Bauten <strong>in</strong><br />
der Bürgerstadt Kemptens im Mittelpunkt, als Professor Dr. Gert<br />
Thomas Mader die Baugeschichte des „Mühlberg-Ensembles“, das<br />
sich aus drei Häusern zusammensetzt, anhand verformungsgerechter<br />
Bauphasenpläne entwickelte. Diese Häuserzeile, <strong>in</strong> nächster<br />
Nachbarschaft zur alten Pfarrkirche St. Mang gelegen, bildete<br />
die Nordwand des mit Mauer abgegrenzten kirchlichen Bezirks.<br />
Heute wird das Ensemble nach umfassender Sanierung vom Diakonischen<br />
Werk für verschiedene soziale E<strong>in</strong>richtungen genutzt.<br />
Den ältesten Teil bildet Haus 12, e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>werk von 1289, das<br />
1395 den heute noch bestehenden Dachstuhl erhielt. Dem direkt<br />
anschließenden Haus 10, e<strong>in</strong>em Ständerbohlenbau von 1354 auf<br />
Ste<strong>in</strong>sockel, fügte man 1717 zwei Fachwerkgeschoße mit darüber<br />
liegendem Satteldach h<strong>in</strong>zu. Haus 8 schließlich, im Kern e<strong>in</strong><br />
Ständerbohlenbau von 1356, erfuhr über die Jahrhunderte e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von Umbauten, die es zu e<strong>in</strong>em massiven Mauerwerksbau<br />
umwandelten.<br />
Die nachmittäglichen Stadtrundgänge führten zu <strong>in</strong>sgesamt<br />
vier Zielen, die jeweils von e<strong>in</strong>em mit der jeweiligen Baugeschichte<br />
vertrauten Kollegen bzw. e<strong>in</strong>er Kolleg<strong>in</strong> vorgestellt wurden. In<br />
diesem Zusammenhang ist dem Team der Stadtarchäologie Kempten<br />
unter Leitung von Dr. Gerhard Weber sowie Ursula W<strong>in</strong>kler<br />
M. A., Leiter<strong>in</strong> des Allgäu-Museums, ganz herzlich für ihre engagierte<br />
Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der<br />
Veranstaltung zu danken!<br />
Gerhard Weber führte die Tagungsteilnehmer durch das Rathaus,<br />
e<strong>in</strong>en freistehenden repräsentativen Bau von 1474 mit<br />
Erweiterungen und Anbauten des 16. Jahrhunderts, 1874/75<br />
dann historisierend erneut überformt. Wichtige Teile der spätgotischen<br />
Ausstattung wie die Balkendecke im großen Ratssaal<br />
oder die Wandvertäfelung (1460) im kle<strong>in</strong>en Sitzungssaal stammen<br />
allerd<strong>in</strong>gs aus e<strong>in</strong>em anderen Gebäude: Nach dem Abbruch<br />
des e<strong>in</strong>stigen Weberzunfthauses wurden die abgenommene Decke<br />
und der Täfer erst zwischengelagert und 1934 dann im Rathaus<br />
e<strong>in</strong>gebaut.<br />
Im Rahmen der Besichtigung der drei Bauten des „Mühlberg-<br />
Ensembles“ gab es Gelegenheit, die baugeschichtlichen Spuren,<br />
wie sie im Referat Gert T. Maders bereits thematisiert wurden,<br />
ebenso wie die behutsamen Methoden des Umgangs mit der Substanz<br />
bei der Sanierung im Detail zu begutachten.<br />
Bei der Besichtigung des barocken Dachstuhls der Stadtpfarrkirche<br />
St. Mang wies Roger Mayrock, Mitarbeiter der Stadtarchäologie<br />
Kempten, darauf h<strong>in</strong>, dass die Datierung des Hängewerks<br />
<strong>in</strong> das Jahr 1768 bislang dendrochronologisch nicht erhärtet ist,<br />
sondern sich lediglich auf das Datum der Kirchenweihe bezieht.<br />
a Beg<strong>in</strong>enhaus, „H<strong>in</strong>terhaus“, auch „Nonnenturm“ genannt, im<br />
Kern 14. Jahrhundert, Ansicht von der Burghaldegasse aus.<br />
b Beg<strong>in</strong>enhaus, Schlußste<strong>in</strong> mit Bauplastik und Datierung „1502“<br />
am Torbogen des „Nonnenturms“. Der Bogen führte ursprünglich<br />
von der Burgstraße <strong>in</strong>s Vorderhaus, wurde 1936 dort ausgebaut<br />
und 1943 an der Rückseite des Baukomplexes e<strong>in</strong>gefügt.
48 Berichte/Aktuelles<br />
E<strong>in</strong>e genaue Untersuchung steht noch aus. Der Aufstieg <strong>in</strong> das<br />
Dachgeschoß erfolgte über das Treppenhaus im Turm, wo <strong>in</strong> den<br />
Fensterlaibungen <strong>in</strong>teressante Befunde des 12. Jahrhunderts<br />
(romanisches Mauerwerk und Fassungsreste der Wanddekoration<br />
mit Eckquadern) erhalten geblieben s<strong>in</strong>d.<br />
Die wohl größten Überraschungen barg der heute unbewohnte<br />
und stark verwahrloste Gebäudekomplex Burgstraße 3/3a<br />
(Führung Birgit Kata M. A.). Das Vorderhaus, <strong>in</strong> Kempten wegen<br />
se<strong>in</strong>er späteren Nutzung bekannt als Beg<strong>in</strong>enhaus, war vermutlich<br />
im frühen 16. Jahrhundert an damals städtebaulich prom<strong>in</strong>enter<br />
Stelle als Patrizierhaus errichtet worden. Raumstrukturen und<br />
Ausstattungsdetails (Fragmente von Wandvertäfelungen, historische<br />
Holzdecken, skulptierte Fenstersäulen) des Gründungsbaus<br />
zeugen v. a. im ersten Obergeschoß, dem ehemaligen Piano<br />
Nobile, von dem e<strong>in</strong>st hohen Wohnstandard. Im zweiten Obergeschoß<br />
des wesentlich kle<strong>in</strong>eren H<strong>in</strong>terhauses, über dessen Nutzung<br />
bislang nichts bekannt ist, gibt es e<strong>in</strong>en Raum mit gefasster<br />
Holzvertäfelung. Die ungewöhnlich reiche Bemalung „imitiert“<br />
diverse Furniere, <strong>in</strong> der Mitte der vertikalen Bretter sitzt jeweils<br />
e<strong>in</strong> Kreis mit sorgfältig gemalten Ornamenten und floralen Motiven.<br />
Stilistisch dürfte diese Raumausstattung wohl <strong>in</strong> die Mitte<br />
des 16. Jahrhunderts zu datieren se<strong>in</strong> und damit nicht zum deutlich<br />
älteren Gründungsbau gehören, dessen bauliche und konstruktive<br />
Spuren noch teilweise im Dachgeschoß ablesbar s<strong>in</strong>d.<br />
Sehr zu bedauern ist, dass die Erhaltung dieses bauhistorisch<br />
und ortsgeschichtlich wertvollen Ensembles bislang nicht gesichert<br />
ersche<strong>in</strong>t. Ebenso steht e<strong>in</strong>e gründliche, wissenschaftlichen<br />
Standards genügende Erforschung der Gebäude und Dokumentation<br />
der Befunde aus. Ohne den engagierten (oder lästigen?) E<strong>in</strong>satz<br />
e<strong>in</strong>er Bürger<strong>in</strong>itiative wäre der Fall aber vermutlich längst<br />
„gelöst“!<br />
Beg<strong>in</strong>enhaus, H<strong>in</strong>terhaus, 1. Obergeschoß. Holztäferung mit freihändig<br />
aufgetragenen Arabeskenmedaillons und Fladermalerei als<br />
Furniersurrogat, um Mitte 16. Jahrhundert.
Berichte/Aktuelles 49<br />
Der E<strong>in</strong>ladung zu der im Zweijahresrhythmus stattf<strong>in</strong>denden<br />
Tagung des Verbandes der Europäischen Freilichtmuseen – diesmal<br />
mit Haupttagungsort Glasgow – folgten wieder mehr als 65<br />
Mitglieder aus e<strong>in</strong>er Reihe europäischer Länder. Etwa 20 Mitglieder<br />
reisten aus Skand<strong>in</strong>avien an, ebenso viele aus Osteuropa, 9<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen aus den Beneluxländern und erstmals<br />
auch 3 Gäste aus den USA.<br />
Traditionell setzte sich das Programm aus mehreren Vortragstagen<br />
und Exkursionen zu exemplarischen Beispielen regionaler<br />
Freilichtmuseen des Landes zusammen. Die Referate befassten<br />
sich mit folgenden drei Themenbereichen: An erster Stelle stand<br />
„Die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Interpretation<br />
der <strong>in</strong>dustrialisierten Landwirtschaft im Museum“ – im Übrigen<br />
e<strong>in</strong> Thema, das starken Bezug zur Agrargeschichte Großbritanniens<br />
hat. Der zweite Komplex war mit dem Titel „Freilichtmuseum<br />
/ Erziehung oder Vergnügen“ versehen worden und zielte mit<br />
dieser verme<strong>in</strong>tlich paradoxen Formulierung wohl <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
auf die gerade im Bereich der Freilichtmuseen immer wieder aufflammende<br />
Diskussion über die Gefahr e<strong>in</strong>er tendenziellen Annäherung<br />
an die Welt der Themenparks. Den dritten Themenbereich<br />
hatten die Organisatoren mit „Multikulturelle Gesellschaft, e<strong>in</strong>e<br />
Herausforderung für das Freilichtmuseum“ überschrieben.<br />
Zu dieser Sektion zählte e<strong>in</strong> Bericht über e<strong>in</strong>e Initiative im<br />
Freilichtmuseum Estlands mittels museumspädagogischer Programme<br />
und mehrsprachiger schriftlicher Materialien <strong>in</strong>sbesondere<br />
die gesellschaftliche Integration der drei M<strong>in</strong>derheitengruppen<br />
russischer, deutscher und schwedischer Abstammung, die<br />
zusammengenommen etwa 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen,<br />
zu fördern. Vier weitere Vorträge gaben E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Konzepte<br />
der Ausstellungsdidaktik und Museumspädagogik, die sich<br />
dem Ziel der Integration oder Inklusion e<strong>in</strong>gewanderter Bevölkerungsanteile<br />
verpflichtet hatten. Im Freilichtmuseum Jamtsland<br />
<strong>in</strong> Schweden arbeitet man beispielsweise an e<strong>in</strong>em Konzept<br />
zu Transferierung und Wiederaufbau e<strong>in</strong>es Asylantenheims, im<br />
Museum der Domäne Dahlem, Berl<strong>in</strong>, hat man e<strong>in</strong>e Präsentation<br />
über die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten e<strong>in</strong>gewanderter<br />
Bevölkerungsgruppen realisiert, im Openlucht Museum<br />
Arnhem, Niederlande, wurde kürzlich e<strong>in</strong>e sogenannte „Molukkenbaracke“<br />
aus dem Jahre 1951 <strong>in</strong> musealer Aufbereitung eröffnet,<br />
womit man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvoller Weise Aspekte der Zuwanderung<br />
aus den ehemaligen holländischen Kolonien <strong>in</strong> Indonesien<br />
thematisiert. Hierbei ist es gelungen, von den damaligen Vorgängen<br />
betroffene Personen und Gruppierungen aktiv und konstruktiv<br />
<strong>in</strong> die Entwicklung des Darstellungskonzepts e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />
Auch der Beitrag aus dem belgischen Freilichtmuseum Dome<strong>in</strong><br />
Bkryk machte mit e<strong>in</strong>er Initiative zur Integration von E<strong>in</strong>wanderern<br />
vertraut, hier im Speziellen bei den Museumskollegen ausgelöst<br />
durch Aktivitäten rechtsgerichteter Kräfte im Land, die<br />
darauf h<strong>in</strong>zielten, die latente Xenophobie <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>heimischen<br />
Bevölkerung für sich politisch zu nutzen.<br />
In der Sektion, die dem provokativ unterstellten Gegensatz<br />
von Lernen und Vergnügen gewidmet war, gelang es besonders<br />
Dr. Michael Faber, Freilichtmuseum Kommern, durch e<strong>in</strong>en amüsanten<br />
Bericht über die szenografischen Ansätze <strong>in</strong> der Präsentation<br />
bei großangelegten Ausstellungen des genannten Museums<br />
e<strong>in</strong>schließlich des E<strong>in</strong>satzes von Schauspielern die Zuhörer zu<br />
<strong>in</strong>formieren und zu <strong>in</strong>spirieren. Über themenbezogene Theateraufführungen<br />
<strong>in</strong> Museumsgebäuden <strong>in</strong>formierte auch das Referat<br />
aus F<strong>in</strong>nland.<br />
Der Beitrag aus dem renommierten Gamle By <strong>in</strong> Dänemark<br />
zeigte, wie breitgefächert man dort das Thema „Weihnachten <strong>in</strong><br />
den vergangenen drei Jahrhunderten“ zu besucherorientierten<br />
Angeboten entfaltet hatte: neben der jährlich wiederkehrenden<br />
historischen Ausstellung zum Thema wird jeweils e<strong>in</strong>e wechselnde<br />
Präsentation mit e<strong>in</strong>em vertieften Teilaspekt entwickelt, h<strong>in</strong>zu<br />
21. Konferenz des<br />
Verbandes der europäischen<br />
Freilichtmuseen<br />
Schottland 31.8.-7.9.2003<br />
Georg Waldemer<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong>struktiver Abstecher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt zwischen Freizeitpark und<br />
Museum: Gretna Green, die berühmte Schmiede, <strong>in</strong> der so manches<br />
Paar sich ohne Trausche<strong>in</strong> das Jawort gegeben hat. Zur Klimastabilisierung<br />
wurde e<strong>in</strong> Glasbau vorgesetzt. Die Gesamtanlage<br />
umfasst mittlerweile zahlreiche h<strong>in</strong>zugefügte Bauten mit Shop,<br />
Restaurants und Versammlungsstätten.
50 Berichte/Aktuelles<br />
Freilichtmuseum Beamish mit klarer räumlicher und <strong>in</strong>haltlicher<br />
Struktur und beachtlichen Leistungen <strong>in</strong> der Rekonstruktion von<br />
Bauten und Interieurs.<br />
kommt die mit personaler Interpretation unterstützte, <strong>in</strong>dividuell<br />
ausgeformte weihnachtliche Ausstattung e<strong>in</strong>zelner Bauten im<br />
Gelände sowie e<strong>in</strong> Weihnachtsmarkt, dessen Angebot sich streng<br />
an historischen Vorlagen zu orientieren hat.<br />
Im dritten Themenbereich <strong>in</strong>teressierte besonders der Beitrag<br />
des Museumsleiters von St. Fagans, der e<strong>in</strong>e radikale Neuorientierung<br />
vieler bestehender agrargeschichtlich ausgerichteter<br />
<strong>Museen</strong> als Voraussetzung für ihre künftige Akzeptanz postulierte.<br />
Traditionell befassen sich E<strong>in</strong>richtungen dieses Typs mit dem<br />
Thema der Mechanisierung der bäuerlichen Arbeit, vornehmlich<br />
also dem Wandel vom 19. <strong>in</strong>s 20. Jahrhundert. E<strong>in</strong>e zur Analyse<br />
der gegenwärtigen Situation agrargeschichtlicher <strong>Museen</strong> <strong>in</strong><br />
Großbritannien e<strong>in</strong>gesetzte Work<strong>in</strong>g Group der Museums and<br />
Gallery Commission hat diesen Befund <strong>in</strong> großem Umfang bestä-<br />
tigt. Der aktuellen Wahrnehmung landwirtschaftlicher Produktion<br />
<strong>in</strong> unserer gegenwärtigen Gesellschaft wird man wohl eher<br />
entsprechen können, wenn sich solche <strong>Museen</strong> auch an kontroverse<br />
Themen wie die Ursachen und Bewältigungsstrategien von<br />
BSE heranwagen oder sich den mit moderner Gentechnik verknüpften<br />
Fragen zuwenden.<br />
Die Exkursionen bezogen nicht nur wichtige Freilichtmuseen<br />
<strong>in</strong> Schottland selbst e<strong>in</strong>, wie beispielsweise das Highland Folk<br />
Museum <strong>in</strong> K<strong>in</strong>gussie oder das Museum of Scottish Country Life<br />
<strong>in</strong> East Kilbridge, sondern auch e<strong>in</strong>en Abstecher <strong>in</strong> das angrenzende<br />
nördliche England, wo sich e<strong>in</strong>es der prom<strong>in</strong>entesten Freilichtmuseen<br />
Großbritanniens bef<strong>in</strong>det: Beamish. Dort kann der<br />
Besucher im Rahmen e<strong>in</strong>es Rundgangs – oder e<strong>in</strong>er Rundfahrt<br />
mit der historischen Trambahn – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weitläufigen Landschaft<br />
<strong>in</strong>haltlich sehr abwechslungsreiche E<strong>in</strong>heiten kennenlernen. Der<br />
Bogen spannt sich von e<strong>in</strong>em traditionellen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb, der <strong>in</strong> situ aufbereitet wurde, über e<strong>in</strong>en städtischen<br />
Straßenzug und e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e dörfliche Anlage bis zu transferierten<br />
obertägigen Anlagen e<strong>in</strong>es Kohlebergwerks und der Möglichkeit<br />
der Begehung e<strong>in</strong>es authentischen Stollens. Wie <strong>in</strong> anglosächsischen<br />
<strong>Museen</strong> üblich, übernehmen sogenannte „liv<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terpreters“,<br />
also geschultes Personal <strong>in</strong> historischen Kostümen, die<br />
Information <strong>in</strong> den bee<strong>in</strong>druckend dicht und visuell überzeugend<br />
e<strong>in</strong>gerichteten Häusern. Die F<strong>in</strong>anzierung des laufenden Betriebs<br />
ist bei etwa 90 fest angestellten Personen, davon 80 <strong>in</strong> saisonaler<br />
Beschäftigung, und e<strong>in</strong>em Volumen von etwa 3 Millionen Englischen<br />
Pfund zu weniger als fünf Prozent durch die das Museum<br />
tragenden kommunalen Körperschaften gesichert – der „Rest“<br />
muß vom Museum verdient werden! Dieser Sachverhalt hat freilich<br />
auch Wirkung auf die Höhe der E<strong>in</strong>trittspreise: Der E<strong>in</strong>tritt<br />
für e<strong>in</strong>en Erwachsenen beträgt 12 Pfund.<br />
Sicherlich auch aufgrund der deutlichen Verbilligung für<br />
Jahreskarten, Familien und Gruppen kann das Museum über die<br />
letzten Jahre Besuchszahlen von etwa 320.000 verbuchen, e<strong>in</strong>e<br />
bee<strong>in</strong>druckende Zahl, die heute von ke<strong>in</strong>em bedeutenden Freilichtmuseum<br />
<strong>in</strong> Deutschland mehr erreicht wird. In der jüngsten<br />
Vergangenheit ist es der Museumsleitung gelungen, mithilfe<br />
staatlicher Fördermittel auch im Bereich der musealen Infrastruktur<br />
an <strong>in</strong>ternationale Standards aufzuschließen. So hat man <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em etwas abseits gelegenen Teil der Anlage e<strong>in</strong> Depotgebäude<br />
mit angeschlossenem Besucherzentrum für wissenschaftlich <strong>in</strong>teressierte<br />
Gäste errichtet. Dort ist heute e<strong>in</strong> Teil der etwa 300.000<br />
Nummern umfassenden Sammlung von kulturhistorischen Objekten<br />
und der nahezu 400.000 Nummern zählenden Sammlung historischer<br />
Fotos <strong>in</strong> der Objektdatenbank recherchierbar.<br />
Wie bei jedem Treffen des Verbandes gab es auch diesesmal<br />
wieder Gelegenheit, die persönlichen Kontakte zu pflegen und<br />
sich fachlich auszutauschen. Über die Jahre h<strong>in</strong> hat der Verband<br />
so e<strong>in</strong> Forum auf europäischer Ebene gepflegt, das für die Teilnehmer<br />
aufgrund der <strong>in</strong>ternationalen Vergleichsmöglichkeiten<br />
immer lehrreich und <strong>in</strong>spirierend gewirkt hat.<br />
Die nächste Tagung im Herbst 2005 wird <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland ausgerichtet<br />
werden.
Berichte/Aktuelles 51<br />
Im Mittelpunkt der jährlich stattf<strong>in</strong>denden Gespräche der Leiter<br />
bayerischer Freilichtmuseen, zu denen am 27. Oktober 2003 die<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong>s Freilichtmuseum<br />
des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten e<strong>in</strong>geladen hatte,<br />
stand die Didaktik, <strong>in</strong>sbesondere der E<strong>in</strong>satz neuer Medien <strong>in</strong> den<br />
Freilichtmuseen.<br />
Allgeme<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d die didaktischen Bemühungen der Freilichtmuseen<br />
vor allem <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren deutlich verstärkt<br />
worden. Der E<strong>in</strong>satz neuer Medien wird als notwendig gesehen,<br />
nicht aus Gründen der Modernität, sondern weil er <strong>in</strong> bestimmten<br />
Fällen die Vermittlungsqualität gerade <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />
Strukturen der Architekturobjekte deutlich verbessern kann. Hier<br />
e<strong>in</strong>e knappe Zusammenschau der Erfahrungsberichte:<br />
Interessant erwies sich der Versuch im Fränkischen Freilandmuseum<br />
<strong>in</strong> Bad W<strong>in</strong>dsheim, e<strong>in</strong> wichtiges Thema („Die Grundherrschaft“),<br />
das im Allgeme<strong>in</strong>en schwer zu vermitteln ist, herauszugreifen<br />
und es <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Filmes zu erklären. In diesem<br />
Film s<strong>in</strong>d Gespräche des Dorfschultheißen mit Bittstellern von<br />
professionellen Schauspielern und Sprechern mit mundartlicher<br />
Färbung <strong>in</strong> Szene gesetzt. Der ca. 30m<strong>in</strong>ütige Film (Beg<strong>in</strong>n durch<br />
Bewegungsmelder) wird auf dem Vorplatz des Amtszimmers im<br />
transferierten Oberbreiter Amtshaus des Grafen von Schwarzenberg<br />
angeboten. Die Inhalte werden gut vermittelt, nicht ganz<br />
befriedigend aber ersche<strong>in</strong>t die Länge des Films für den relativ<br />
beengten Ort; deshalb wird über e<strong>in</strong>e Kürzung diskutiert (Kosten<br />
des Films ca. € 75.000,-).<br />
Im selben Museum hat sich im Doppelhaus von Ochsenfeld<br />
mit se<strong>in</strong>en zwei Zeitstellungen (1455 und 1955) bewährt, Klangproben<br />
e<strong>in</strong>er spätmittelalterlichen Flöte bzw. Musik der 50er Jahre<br />
des 20. Jahrhunderts anzubieten. Vor kurzem wurden nun auch<br />
im Hof Kle<strong>in</strong>r<strong>in</strong>derfeld zwei Hörstationen <strong>in</strong>stalliert. Dort können<br />
Interviews und Kommentare zur bewegten Hausgeschichte abgerufen<br />
werden.<br />
Als erstes Freilichtmuseum <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> bietet das Bauernhaus-<br />
Museum Amerang seit 2002 e<strong>in</strong>en Audioguide an (25 Geräte,<br />
Kosten ca. € 16.000,-, Basise<strong>in</strong>heit <strong>in</strong>klusive Aufnahmen, zuzüglich<br />
ca. € 5.000,- für Drehbuch und Recherchen). Insgesamt können<br />
240 M<strong>in</strong>uten Text und H<strong>in</strong>tergrundmusik abgerufen werden.<br />
Die Benutzung kostet € 2,- zuzüglich zum E<strong>in</strong>trittspreis. Im ersten<br />
Jahr nahmen nur 250 Besucher (= 0,75 % der Besucher) das<br />
Angebot an. E<strong>in</strong>e verstärkte Werbung bzw. e<strong>in</strong>e Verknüpfung mit<br />
der E<strong>in</strong>trittskarte wird diskutiert.<br />
Am Ort der Zusammenkunft, dem Freilichtmuseum an der<br />
Glentleiten, wurden die aktuellsten didaktischen Lösungen des<br />
Museums besichtigt und diskutiert: Im Michlhof, e<strong>in</strong>er Transferierung<br />
der 1970er Jahre, wurde die Stube <strong>in</strong> die Zeitstellung der<br />
1930er Jahre rückgebaut und e<strong>in</strong>gerichtet; sie wird, da es sich bei<br />
der Möblierung um Kopien handelt, für verschiedene Veranstaltungen<br />
genauso genutzt wie auch der dafür vorgesehene Stallteil,<br />
<strong>in</strong> dem auch e<strong>in</strong>e Küche e<strong>in</strong>gebaut wurde.<br />
Der Fischerweberhof wird <strong>in</strong> zwei Zeitschnitten präsentiert,<br />
die <strong>in</strong> der didaktischen Aufbereitung durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Farbgestaltung, auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er größeren Infozelle <strong>in</strong><br />
der Scheune, gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Bemerkenswert ist auch die<br />
Lösung der didaktischen und konservatorischen Aufgabe, die aus<br />
dem Ziel erwächst, möglichst viel Inventar zu präsentieren: Hierfür<br />
werden angewendet z. B. verschiedene Arten der Verglasung,<br />
die E<strong>in</strong>zelbefestigung der Gedecke auf e<strong>in</strong>er Spanplatte, die auf<br />
dem orig<strong>in</strong>alen Tisch liegt (durch die Tischdecke h<strong>in</strong>durch) oder<br />
das Absperren von Räumen mit dichter Objektbestückung.<br />
In der Gruppe Almwirtschaft ist das Almgebäude Hardenholz<br />
mit „traditioneller“ Vermittlung, dichter Orig<strong>in</strong>ale<strong>in</strong>richtung, die<br />
entsprechend gesichert ist, ausgestattet. Das Almgebäude Duslau<br />
steht für museumspädagogische Aktionen zur Verfügung (Käsen,<br />
Buttern). Im „Ha<strong>in</strong>zenkaser“ schließlich f<strong>in</strong>det Vermittlung ohne<br />
Treffen der Leiter der<br />
bayerischen Freilichtmuseen<br />
Glentleiten 27.10.2003<br />
Dr. Kilian Kreil<strong>in</strong>ger<br />
Texttafeln, aber mit Hilfe von Licht- und Ton<strong>in</strong>stallationen statt.<br />
Da es sich um e<strong>in</strong>en „Rundumkaser“ handelt, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong> Licht<br />
<strong>in</strong> die Kammer fällt, sollte die Dunkelheit auch bei der für die<br />
Besucher notwendigen Information erhalten bleiben. Die Lösung<br />
wurde <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Licht- und Tonshow gefunden, bei der die<br />
Hauptobjekte der Ausstattung punktuell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewissen Reihenfolge<br />
herausgegriffen werden. Im Stallteil werden über e<strong>in</strong>e<br />
Hörstation weitere Informationen angeboten.<br />
Der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die rege Diskussion<br />
zeigten, dass sich alle bayerischen Freilichtmuseen kont<strong>in</strong>uierlich<br />
um die Weiterentwicklung didaktischer Lösungen<br />
bemühen. Zunehmend werden Schwerpunkte und besonders<br />
<strong>in</strong>teressante Themen aus den Gesamtaussagen der Gebäude herausgearbeitet.<br />
Erkennbar ist die Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
neuen Medien, wenn diese erwarten lassen, dass sie die Vermittlung<br />
der Inhalte qualitativ verbessern. Die Tatsache, dass Freilichtmuseen<br />
dabei mit e<strong>in</strong>er Reihe von speziellen Problemen zu<br />
kämpfen haben, wie etwa mit der Platzfrage und dem Raumklima<br />
<strong>in</strong> Architekturexponaten, gilt als besondere Herausforderung,<br />
nicht als H<strong>in</strong>derungsgrund für besondere didaktische Lösungen.
52 Berichte/Aktuelles
Berichte/Aktuelles 52/53<br />
Trotz allgegenwärtiger Sparzwänge: Das Engagement <strong>in</strong> den<br />
bayerischen <strong>Museen</strong> ist ungebrochen. Dies zeigte sich beim Internationalen<br />
Museumstag am 16. Mai 2004, an dem sich fast 320<br />
<strong>Museen</strong> im ganzen Freistaat und damit weit mehr als im vergangenen<br />
Jahr (247) beteiligten.<br />
ICOM, der Internationale Museumsrat, hatte der seit 1977<br />
durchgeführten Aktion <strong>in</strong> diesem Jahr das Motto „Kulturelle Tradition<br />
als lebendiges Erbe“ gegeben. Damit öffnete sich e<strong>in</strong> weites<br />
Themenfeld, das die <strong>Museen</strong> mit unterschiedlichsten Angeboten<br />
auszufüllen wussten.<br />
Auch 2004 wurde der Museumstag großzügig von den Kulturstiftungen<br />
der Deutschen Sparkassen unterstützt, so dass die<br />
<strong>Museen</strong> nicht nur mit kostenlosen Plakaten auf ihre Angebote<br />
h<strong>in</strong>weisen, sondern auch mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formativen, reich bebilderten<br />
Magaz<strong>in</strong> der Sparkassen-F<strong>in</strong>anzgruppe über die Museumsarbeit<br />
im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong>formieren konnten. Aufkleber mit dem<br />
Plakatmotiv und E<strong>in</strong>ladungskarten gehörten ebenfalls zu den begehrten<br />
Werbematerialien. Sie waren – wie die genannten Hefte<br />
und manche Plakatgrößen – derartig nachgefragt, dass bedauerlicherweise<br />
nicht alle Bestellungen erfüllt bzw. oft nur Teilmengen<br />
versandt werden konnten, da jeweils nur dieselben Stückzahlen<br />
wie im Vorjahr zur Verfügung standen. An e<strong>in</strong>igen <strong>Museen</strong> wurde<br />
e<strong>in</strong>e spezielle Museumstagsfahne gehisst, die beim Deutschen<br />
Museumsbund bezogen werden konnte.<br />
In vielen Bundesländern, so auch <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, wurde darüber h<strong>in</strong>aus<br />
e<strong>in</strong> handliches Programmheft verteilt, das die Veranstaltungen<br />
auflistete. Im Internet standen Interessenten die Informationen <strong>in</strong><br />
ständig aktualisierter Form sowohl auf den Seiten der Landesstelle<br />
(www.museen-<strong>in</strong>-bayern.de) wie auch auf den Museumstags-Seiten<br />
für ganz Deutschland (www.museumstag.de) zur Verfügung.<br />
Das Spektrum der Veranstaltungen reichte – je nach den<br />
Möglichkeiten des jeweiligen Museums – von freiem E<strong>in</strong>tritt über<br />
spezielle Themenführungen oder den beliebten „Blick h<strong>in</strong>ter die<br />
Kulissen“ bis h<strong>in</strong> zu musikalischen Frühschoppen oder aufwändig<br />
vorbereiteten Museumsfesten. Besonders reichhaltig waren <strong>in</strong><br />
diesem Jahr die Angebote für die ganze Familie vertreten.<br />
E<strong>in</strong>ige Beispiele aus der bunten Palette der Aktionen: In Unterfranken<br />
fand im Hof von Schloss Aschach e<strong>in</strong> großes Museumsfest<br />
statt. Die drei <strong>in</strong> diesem Gebäudekomplex untergebrachten<br />
<strong>Museen</strong>, Graf-Luxburg-Museum, Volkskundemuseum und Schulmuseum,<br />
boten dazu Handwerksvorführungen, Sonderausstellungen<br />
und Aktionen für K<strong>in</strong>der an. In Kitz<strong>in</strong>gen hatte das Städtische<br />
Museum mit vielen Helfern wieder e<strong>in</strong> umfangreiches Programm<br />
auf dem Marktplatz organisiert: Mittelalterliche Inszenierungen,<br />
Schauschmieden, Tanzgruppen, Theatervorführungen und vieles<br />
mehr, nicht zuletzt e<strong>in</strong>e Ausstellung zu Gefäßformen aus sieben<br />
Jahrhunderten warben um Unterstützung für die derzeit laufende<br />
Neue<strong>in</strong>richtung des Museums.<br />
Historische und erneuerte Trachten, vorgeführt im Fränkische-Schweiz-Museum,<br />
prägten das Bild <strong>in</strong> Pottenste<strong>in</strong>-Tüchersfeld.<br />
In Wilhelmsdorf und Emskirchen <strong>in</strong> Mittelfranken konnte<br />
man im Rahmen e<strong>in</strong>er geführten Wanderung auf dem neuen Museumsrundweg<br />
gleich drei <strong>Museen</strong> (Zirkelmuseum, Rundfunkmuseum<br />
und Heimatmuseum) besuchen. Nach der vorangegangenen<br />
„Blauen Nacht“ beteiligten sich erstmals auch die <strong>Museen</strong> Nürnbergs<br />
mit e<strong>in</strong>er Fülle von Führungen, vor allem zu den aktuellen<br />
Sonderausstellungen, am Internationalen Museumstag.<br />
Im Kreismuseum Walderbach war bei freiem E<strong>in</strong>tritt die neu<br />
eröffnete Ausstellung „Ste<strong>in</strong>gutgeschirr aus der Oberpfalz. Design<br />
– Formen und Dekore“ zu besichtigen. Während der drei Öffnungsstunden<br />
drängten sich über 200 Besucher <strong>in</strong> den Räumen<br />
des kle<strong>in</strong>en Museums. Die jungen Gäste standen im niederbayerischen<br />
Freilichtmuseum F<strong>in</strong>sterau im Mittelpunkt der Veranstaltung.<br />
Spiele, Tiere, Reiten, Kutschfahrten und Kasperltheater ließen<br />
garantiert ke<strong>in</strong>e Langeweile aufkommen.<br />
„Kulturelle Tradition als<br />
lebendiges Erbe“<br />
Der Internationale Museumstag 2004<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Wolfgang Stäbler<br />
a Seite 52<br />
und b Flamenco im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke <strong>in</strong><br />
München.
54 Berichte/Aktuelles<br />
In München lockten experimentelle Familien- und Erwachsenenführungen<br />
unter dem Motto „Museumsbesuche anders“ <strong>in</strong>s<br />
Museum Villa Stuck. E<strong>in</strong> hochkarätig besetzter Flamenco-Abend<br />
im Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke entwickelte sich<br />
zum Besuchermagneten, so dass viele kurz entschlossene Interessenten<br />
an der Abendkasse zurückgewiesen werden mussten.<br />
Abenteuergeschichten bekamen K<strong>in</strong>der im Bayerischen Nationalmuseum<br />
zu hören, während es die Erwachsenen eher <strong>in</strong>s Umland<br />
zum Jazz-Frühschoppen <strong>in</strong>s Bauerhofmuseum des Landkreises<br />
Fürstenfeldbruck im Jexhof zog.<br />
Musikantentag etwas traditionellerer Art war im Rieser Bauernmuseum<br />
<strong>in</strong> Maih<strong>in</strong>gen angesagt. Dort sangen und spielten<br />
Gruppen aus dem Ries und aus Nordschwaben, während Heimatmuseum<br />
und Südseesammlung <strong>in</strong> Obergünzburg mit afrikanischen<br />
Trommlern und völkerkundlichen Filmvorführungen den Blick auf<br />
ferne Länder richteten.<br />
Der erfreulich erfolgreichen Veranstaltung ist nun wieder<br />
e<strong>in</strong>e Verschnaufpause gegönnt. Aber: Nach dem Museumstag ist<br />
vor dem Museumstag, denn sowohl Tag – 8. Mai 2005 – wie<br />
Motto – „<strong>Museen</strong> bauen Brücken“ – für das nächste Jahr stehen<br />
bereits fest.<br />
a Renaissance-Tanz beim Museumstag <strong>in</strong> Kitz<strong>in</strong>gen.<br />
b Es lockt die Lok: Museumstag im Localbahnmuseum Bayerisch<br />
Eisenste<strong>in</strong>.
Berichte/Aktuelles 55<br />
Man hatte diesmal gerne nach Innsbruck e<strong>in</strong>geladen - das Landesmuseum<br />
Ferd<strong>in</strong>andeum wurde unterstützt von ICOM Österreich<br />
und dem Österreichischen Museumsbund -, gab es doch mehr<br />
herzuzeigen und vorzustellen als an Tagungsthema abzuarbeiten.<br />
Letzteres stand unter dem recht allgeme<strong>in</strong>en Motto „Museum und<br />
Politik“ und ließ unterschiedlichste Zugriffe zu.<br />
Der e<strong>in</strong>leitende Professor für Wissenschaftsgeschichte schlug<br />
e<strong>in</strong>en zwar kurzweiligen, aber breiten Bogen ums Thema und<br />
wollte, dass das Museumspublikum Wissenschaft nicht erklärt<br />
bekomme, sondern verstehen könne. Drei parallele Workshops<br />
näherten sich dem Tagungsmotto etwas e<strong>in</strong>gehender, <strong>in</strong>dem sie<br />
fragten: „Machen <strong>Museen</strong> Politik?“, „Brauchen <strong>Museen</strong> die Politik?“<br />
und „S<strong>in</strong>d <strong>Museen</strong> Sondermülldeponien?“<br />
Natürlich s<strong>in</strong>d und waren die ersten beiden Fragen mit „ja“ zu<br />
beantworten. Dabei tauchte die nicht unwesentliche Überlegung<br />
der Reichweite im politischen Feld auf, also die Frage nach der<br />
Wirksamkeit musealer E<strong>in</strong>flussnahme, die etwa mit mehr Mut zu<br />
„lobby<strong>in</strong>g“ und zur „mission“ (Botschaft), <strong>in</strong>sgesamt mit dem Ausbau<br />
der Vernetzungsmöglichkeiten beantwortet wurde. Amüsanterweise<br />
fehlten bei den Fachdiskussionen jegliche Vertreter der<br />
Politik, dah<strong>in</strong>gestellt, ob sie nun e<strong>in</strong>geladen waren oder nicht.<br />
Ausschlaggebend für die diesjährige Wahl des Tagungsortes<br />
waren über das Tagungsthema h<strong>in</strong>aus die neuen bzw. erneuerten<br />
Vorzeigemuseen Nord- und Südtirols <strong>in</strong> Innsbruck und Meran.<br />
Schon am ersten Nachmittag bat Gert Ammann, der Direktor<br />
des Tiroler Landesmuseums Ferd<strong>in</strong>andeum, <strong>in</strong> se<strong>in</strong> saniertes und<br />
erweitertes Haus <strong>in</strong> der Museumsstraße. Für rund € 16 Mio. ist<br />
das ehrwürdige, 180 Jahre alte Gebäude <strong>in</strong> zwei Jahren „runderneuert“<br />
und an Gegenwartsstandards angepasst worden. E<strong>in</strong> hofseitiger<br />
Erweiterungsbau bietet nun auf sechs Ebenen 2.200m²<br />
mehr Nutzfläche bzw. 23.000m 3 mehr Nutzraum. Die Oberlichtkuppeln<br />
von 1884 wurden rekonstruiert, e<strong>in</strong> großzügiges, helles<br />
Foyer und Auditorium mit Bibliothek und Lesesaal, mit Museumsshop<br />
und Café wurden geschaffen ebenso auf der Mezzan<strong>in</strong>ebene<br />
im 1. OG e<strong>in</strong> großer Sonderausstellungsraum. Auch die Sammlungen<br />
werden neu und gut aufbereitet präsentiert, fremdsprachige<br />
Orientierungspläne und e<strong>in</strong> Audioguide <strong>in</strong> Deutsch, Englisch und<br />
Italienisch s<strong>in</strong>d angeboten. Trotzdem: Bei allem Trachten nach<br />
gläserner Helligkeit, weißen Wänden und Transparenz, ja wohl<br />
gerade deshalb, bleibt e<strong>in</strong>e ordnende Führungsl<strong>in</strong>ie nicht erkennbar,<br />
der Sonderbereich geht über und ist teilweise verschränkt mit<br />
dem Dauerbereich; und der Primat von Bildern und Kunst bleibt,<br />
trotz der Selbste<strong>in</strong>schätzung als „Vielspartenmuseum“. Sozialgeschichtliche<br />
H<strong>in</strong>tergründe, Fragen nach den dargestellten bzw. betroffenen<br />
und handelnden Menschen fehlen, man verbleibt beim<br />
modernen, wenn auch e<strong>in</strong>ladend freundlichen Musentempel.<br />
Am nächsten Nachmittag konnte man bei unterschiedlichen<br />
Fahrten Neues <strong>in</strong> der Museumslandschaft <strong>in</strong> und um Innsbruck<br />
entdecken. Hier standen Taxisgalerie und Kaiserliche Hofburg<br />
ebenso zur Auswahl wie Schloss Ambras, das privat getragene<br />
Glockenmuseum Grassmayr oder die neue, kühne Bergislschanze<br />
der irakischen Architekt<strong>in</strong> Saha Hadid mit <strong>in</strong>tegriertem Ausstellungsraum.<br />
- Denkbar kontrastreich dazu verbirgt sich gleich<br />
unterhalb im Bergisl-Park das alte Kaiserjägermuseum mit der<br />
Andreas Hofer Galerie, wo der Kämpfe der freiheitsliebenden Tiroler<br />
<strong>in</strong> der Andreas Hofer-Zeit und des Regiments der Kaierjäger<br />
gedacht wird.<br />
Am Abschlusstag stand e<strong>in</strong> Ausflug nach Südtirol auf dem<br />
Programm, genauer gesagt nach Meran zum Landesmuseum<br />
Schloss Tirol und zum neu geschaffenen „Touriseum“ <strong>in</strong> Schloss<br />
Trauttmannsdorff. Schloss Tirol präsentiert sich <strong>in</strong>nen seit kurzem<br />
<strong>in</strong> völlig neuer Ausstattung. Vorausgegangen waren umfangreiche<br />
bauhistorische Untersuchungen, deren Ergebnisse <strong>in</strong><br />
die Neukonzeption e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen. Würde und Alter der Bausubstanz<br />
erschwerten den Gestaltern sichtlich die Aufgabe, galt es doch,<br />
Mehr gezeigt als<br />
geredet<br />
15. Österreichischer Museumstag,<br />
Innsbruck 25.-27.9.2003<br />
Albrecht A. Gribl<br />
a Tiroler Landesmuseum Ferd<strong>in</strong>andeum, Blick zur Kaskadentreppe.<br />
b Tiroler Landesmuseum Ferd<strong>in</strong>andeum, „Die moderne Galerie“<br />
zum Thema Menschenbild.
56 Berichte/Aktuelles<br />
Touriseum Meran, Werbeplakat der 1950er Jahre.<br />
salisches Mauerwerk und mittelalterliche Bauplastik mit den Erfordernissen<br />
heutiger Museumsgestaltung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen.<br />
So versuchte man etwa im Rittersaal, die Statik durch Aufhängen<br />
der wuchtigen Vitr<strong>in</strong>en an Stahltrossen auszugleichen. Im hoch<br />
aufragenden Bergfried wagt man das Experiment, e<strong>in</strong> Roststahlskelett<br />
aus Plattformen, Nischen und Balkonen <strong>in</strong> zehn Ebenen<br />
aufzubauen, auf denen der Besucher etwas irritierend bis nach<br />
oben gebeten wird und dabei „Er<strong>in</strong>nerungen an das 20. Jahrhundert“<br />
begegnet.<br />
Auf der anderen Seite Merans, jenseits des Passeier Baches,<br />
breiten sich um Schloss Trauttmannsdorff seit 2001 „Die Gärten<br />
von Schloss Trauttmannsdorff“, e<strong>in</strong>e neu geschaffene botanische<br />
Landschaft von 12 ha Größe mit verschiedenen Gartenanlagen,<br />
Pflanzenkulturen und Pavillons aus. Im Schloss selbst – benannt<br />
nach Graf Trauttmannsdorff, der es aus mittelalterlichen Ru<strong>in</strong>en<br />
um 1850 wieder errichten ließ – etablierte sich das „Touriseum“,<br />
das erste umfassende Museum für Tourismus, wie es sich selbst<br />
nennt. Im März 2003 eröffnet, konnte es <strong>in</strong> der ersten Saison (bis<br />
15. September) bereits über 100.000 Besucher verzeichnen – es<br />
profitiert von den botanische Gärten mit ihren etwa 300.000 Besuchern<br />
von März bis November.<br />
Konzipiert von e<strong>in</strong>em Volkskundler, ausgeführt von Bühnenbildnern<br />
(Gestaltung, Inszenierungen) und e<strong>in</strong>em gewandten<br />
Journalisten (Texte) wird e<strong>in</strong>e unterhaltsame Reise durch die Geschichte<br />
des alp<strong>in</strong>en Tourismus <strong>in</strong> 20 Räumen geboten. Im Mittelpunkt<br />
stehen die Akteure: die Touristen und ihre Erwartungen ans<br />
„Paradies“. Aber auch die E<strong>in</strong>heimischen kommen zu Wort und<br />
werden betrachtet; viele Fragen werden gestellt und Antworten<br />
mittels Bildern und Arrangements gegeben.<br />
Man konnte bei der Rückfahrt viele amüsierte Exkursionsteilnehmer<br />
sehen, manch Älteren <strong>in</strong>dessen, zumal von etablierten<br />
<strong>Museen</strong>, g<strong>in</strong>g „die Show“ zu weit und zu wenig <strong>in</strong> die Wissenstiefe.<br />
Bleibt noch nachzutragen, dass der Umbau des Schlosses<br />
€ 5,5 Mio. gekostet hat, die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>schließlich der durchaus<br />
attraktiven Studiensammlung € 4,5 Mio., und dass man sich<br />
– so Schätzungen im Vorfeld – bei jährlich € 9,- für die Kombikarte<br />
bis zu 300.000 Besuche(r) erwartet.<br />
Innsbruck und Meran entließen uns voll neuer E<strong>in</strong>drücke. Im<br />
September 2004 wird der nächste Österreichische Museumstag <strong>in</strong><br />
Graz unter dem aktuellen Arbeitstitel „Die Suche nach dem Geld“<br />
stehen.
Berichte/Aktuelles 57<br />
Das Münchner Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie,<br />
bis 2002 Institut für deutsche und vergleichende Volkskunde,<br />
wurde 40 Jahre alt. Dies alle<strong>in</strong> schon, aber auch die Tatsache,<br />
dass hier – so ist zu hoffen – die Forschung und Lehre des Fachs<br />
weitergehen wird, während etwa an der Universität Passau bedauerlicherweise<br />
die volkskundlichen Lichter ausgegangen s<strong>in</strong>d,<br />
war Grund genug zum Feiern. In guter universitärer Tradition ließ<br />
man sich und se<strong>in</strong> Fach mit e<strong>in</strong>em Kongress hochleben, zu dem<br />
vom 15.-18. Februar 2004 rund 200 Interessierte <strong>in</strong> München<br />
zusammenkamen.<br />
Als Thema des breit gefächerten Programms hatten Lehrstuhl<strong>in</strong>haber<br />
Prof. Helge Gerndt und se<strong>in</strong>e Mannschaft „Volkskunde<br />
als Bildwissenschaft“ ausgewählt. Im H<strong>in</strong>tergrund stand dabei<br />
die Frage nach e<strong>in</strong>er virtuellen Zeitenwende, oder: Inwieweit<br />
überlagern im heutigen Alltagsleben die Bilder, die <strong>in</strong> unglaublicher<br />
Fülle und auf unterschiedlichste Art und Weise auf uns<br />
here<strong>in</strong>prasseln, die Sprache als bislang beherrschendes Element<br />
der Kommunikation? Hat uns nun der iconic turn – jeder Vorgang<br />
benötigt <strong>in</strong>zwischen wohl e<strong>in</strong> nahezu bildhaftes Schlagwort<br />
– schon erreicht, der entsprechende Reaktionen der Forschung<br />
erfordern würde? Die Tagung zielte, so Gerndt, „auf e<strong>in</strong>e gewichtende<br />
Strukturierung der visuellen Aspekte von Kultur“. Insofern<br />
galt es zunächst, das Terra<strong>in</strong> zu sondieren, was aber zwangsläufig<br />
sofort zu Beschränkungen führte. So sah man sich schließlich<br />
gezwungen, fünf Großkomplexe zu bilden, welchen die Referate<br />
zugeordnet wurden. Da e<strong>in</strong> Tagungsband vorbereitet wird, soll im<br />
Folgenden nur e<strong>in</strong> knapper Überblick über die behandelten Themen<br />
gegeben werden.<br />
Der Ablauf des Programms begann mit Führungen im Bayerischen<br />
Nationalmuseum und der Eröffnung durch den „Hausherrn“<br />
Gerndt, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Thesen vor allem die drei Bereiche<br />
herausarbeitete, die e<strong>in</strong>e „empirische Alltagskulturwissenschaft“<br />
beim Thema Bild erkunden müsse: den sachbezogenen, den methodologischen<br />
und den theoretischen. Dabei g<strong>in</strong>g es ihm <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie darum, das Potential e<strong>in</strong>er spezifisch volkskundlichen<br />
Bildforschung auszuloten.<br />
Als Auftakt der eigentlichen Vortragsfolge referierte der<br />
Würzburger Emeritus Wolfgang Brückner über den europäischen<br />
Antagonismus zwischen Wort und Bild. Er stellte e<strong>in</strong>e Wendung<br />
der Volkskunde aus ihren Wurzeln <strong>in</strong> der Philologie h<strong>in</strong> zur Bildwissenschaft<br />
fest und Parallelen zwischen den verme<strong>in</strong>tlichen Gegensätzen<br />
(„Bilder s<strong>in</strong>d Texte, die gelesen werden müssen“) her.<br />
Brückner wandte sich gegen e<strong>in</strong>e verme<strong>in</strong>tliche Hierarchie der<br />
S<strong>in</strong>ne. Aus e<strong>in</strong>em neurologischen Ansatz her ergebe sich vielmehr,<br />
dass jedes Denken <strong>in</strong> Bildform stattf<strong>in</strong>de. Ergo: „Wir denken<br />
und hören mit den Augen.“<br />
Gottfried Korff hatte sich die Forschungen Aby Warburgs<br />
1895/96 <strong>in</strong> New Mexico als Ausgangspunkt genommen, um e<strong>in</strong>em<br />
anthropologischen Ansatz, der Frage der Bilderzeugung und<br />
-wirkung im sozialen Raum, nachzugehen. Warburg hatte bei<br />
se<strong>in</strong>en Feldforschungen festgestellt, dass Bilder Soziales konstant<br />
machen könnten. Lioba Keller-Drescher führte anhand von<br />
Trachtengrafik aus Baden-Württemberg aus, wie Bilder letztlich<br />
den Forschungsprozess selbst bee<strong>in</strong>flussen können. Dabei warnte<br />
sie berechtigter Weise davor, den Bildunterschriften zu großen<br />
Glauben zu schenken. Der <strong>in</strong> der folgenden Diskussion gefallene<br />
und von den Museumsvertretern dankbar zur Kenntnis genommene<br />
Ausruf Wolfgang Brückners: „Wir sollten die <strong>Museen</strong> ernster<br />
nehmen!“, gilt nicht nur für den Bereich der Trachtenforschung,<br />
sondern kann sicher auch <strong>in</strong> anderen Bereichen als Mahnung zu<br />
etwas mehr „Bodenhaftung“ des Fachs gedeutet werden. Die Forderung<br />
e<strong>in</strong>er alltagsbezogenen Fotografiekunde stellte Burkhart<br />
Lauterbach auf. Er verwies dabei auf Ulrich Hägele und dessen<br />
Forderung der Übertragung des Vorgehens der historisch-archivalischen<br />
Volkskunde auf Bilder.<br />
Volkskunde als<br />
Bildwissenschaft<br />
Tagung 15.-18.2.2004 <strong>in</strong> München<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Die Bildwahrnehmung im modernen Alltag war Thema des<br />
zweiten Vortragsblocks: Albrecht Lehmann referierte zur Ikonologie<br />
des „landschaftlichen Auges“, die etwa auch zur Klischeebildung<br />
bezüglich der „Heimat“ oder von Urlaubsgebieten beiträgt.<br />
Die „Meta-Ebene“ der Werbung, nicht zuletzt durch Bilder<br />
hervorgerufen, die etwa bei Sportschuhen die Grenzen zwischen<br />
alltäglichem Gebrauchsobjekt, Prestigeobjekt und Kultgegenstand<br />
verschwimmen lassen, stand <strong>in</strong> den Ausführungen von Bärbel<br />
Kerkhoff-Hader im Mittelpunkt. Beiträge zu <strong>in</strong>szenierten Bildern<br />
im Medienzeitalter (Irene Götz) und elektronisch erzeugten Bildern<br />
(Christoph Köck) schlugen die Brücke zu aktuellen Entwicklungen.<br />
Den zweiten Tagungstag eröffnete Ruth Mohrmann mit Ausführungen<br />
zu „Konfliktaustragungspraktiken“ der frühen Neuzeit<br />
<strong>in</strong> bildlichen, schriftlichen und d<strong>in</strong>glichen Quellen mit ihrer<br />
Symbolik, gefolgt von Silke Götsch mit e<strong>in</strong>em Forschungsbericht<br />
über reich illustrierte Tagebücher e<strong>in</strong>es schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />
Bauern des 19. Jahrhunderts. Von größerem Gewicht für die<br />
grundsätzliche Fragestellung und zur Diskussion zwangsläufig<br />
herausfordernd waren die Ausführungen von Mart<strong>in</strong> Scharfe, der<br />
mit se<strong>in</strong>en Thesen zur angeblichen, verborgenen Bedeutung von<br />
Vignetten („Bildbagatellen“) an den Grundfesten des bisher mühsam<br />
aufgebauten Gedankengebäudes kratzte. Nach Scharfe gibt<br />
es ke<strong>in</strong> harmloses Ornament, und selbst sche<strong>in</strong>bar völlig belanglose<br />
bildliche Ergänzungen gäben e<strong>in</strong>en wichtigen „Aufschluss<br />
über Produktionsprozesse von Kultur“, e<strong>in</strong>e ebenso <strong>in</strong>teressante<br />
wie letztlich die Arbeitsabläufe, die etwa h<strong>in</strong>ter der Herstellung<br />
e<strong>in</strong>er Zeitschrift des 19. Jahrhunderts – als Beispiel herangezogen<br />
– standen, verkennende Theorie. Daniel Drascek befasste sich<br />
schließlich mit dem kulturell determ<strong>in</strong>ierten Bildgedächtnis und<br />
der darauf aufbauenden Neuschaffung von Tradition <strong>in</strong> der Ge-
58 Berichte/Aktuelles<br />
genwart, wobei die „Authentizität“ für die meisten Rezipienten<br />
ke<strong>in</strong>e große Rolle spielt. Am Beispiel des Regensburger Bruckmandls<br />
zeigte er auf, dass gerade der Verlust der ursprünglichen<br />
Bedeutung ideal für die spätere ahistorische Nutzung als Projektionsfläche<br />
ist.<br />
Walter Leimgruber aus Basel führte spezielle Formen des Bildgebrauchs<br />
anhand von typologischen Fotoreihen an, die im 19.<br />
Jahrhundert als Medien der Ausgrenzung dienten, und verglich<br />
mit den heutigen Gegebenheiten: Aus dem Protonormalismus ist<br />
e<strong>in</strong>e flexible Normalität geworden, was besagt, dass zwar früher<br />
als „von der Norm abweichende“ Gruppen <strong>in</strong>zwischen weitgehend<br />
akzeptiert werden, dafür durch „positive Vorbilder“, etwa<br />
die jungen, schönen und erfolgreichen Menschen der Werbung,<br />
der <strong>in</strong>nere Druck wächst, sich <strong>in</strong>dividuell dem Normbild anzugleichen.<br />
Arg gebeutelt von zumeist älteren Vertretern der Zunft<br />
wurde Friedemann Schmoll, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag zur Visualisierung<br />
von Kultur <strong>in</strong> der Geschichte der Volkskunde über den „Atlas<br />
der deutschen Volkskunde“ und dessen ethnografische Karten als<br />
Medium der Kulturwissenschaft berichtete und es dabei an der<br />
wohl notwendigen Ehrfurcht mangeln ließ. Auch Jahrzehnte nach<br />
E<strong>in</strong>stellung des Projekts s<strong>in</strong>d hier noch manche Wunden nicht<br />
geschlossen.<br />
Guido Fackler stellte – ausgehend von Aufnahmen im KZ<br />
Mauthausen – Fotografien <strong>in</strong> ihrer Ambivalenz von ikonisierter<br />
Er<strong>in</strong>nerung („Ikonen des Grauens“) und historischen Dokumenten<br />
vor. Ebenfalls das Geschehen im Dritten Reich stand bei Michaela<br />
Haibl im Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Die erstaunliche Zahl<br />
von 30.000 illegalen Bildern – Zeichnungen und Gemälde – ist<br />
aus KZs überliefert. Stellt man sie <strong>in</strong> ihren Kontext von Biografie,<br />
Lagergeschichte und erzählten Informationen von Zeitzeugen, so<br />
werden sie zu „ästhetischen Überlebens- und Beweismitteln“. Die<br />
Frage, ob und <strong>in</strong> welcher Weise diese unter schlimmstem Druck<br />
entstandenen Zeugnisse als „Kunst“ zu werten seien, gab den<br />
Ausgangspunkt für e<strong>in</strong>e ausführliche Diskussion. E<strong>in</strong> abendlicher<br />
Vortrag von Nils-Arvid Br<strong>in</strong>geus aus Lund/Schweden über Bildtransformationen<br />
am Beispiel südschwedischer Wandbehangmalereien<br />
schloss den zweiten Vortragstag.<br />
Ästhetische Bildpraxis und visuelle Kultur war schließlich der<br />
letzte Vortragsblock des Marathonprogramms überschrieben, der<br />
sich mit e<strong>in</strong>er „Volkskunde der Kunst“ befassen sollte, vom Berichterstatter<br />
jedoch nicht besucht werden konnte. Ausklang bildeten<br />
e<strong>in</strong>e Begehung des Universitätsgebäudes der LMU mit Florian<br />
Raff unter der Fragestellung „Dekoration als Programm oder<br />
Programm als Dekoration“, schließlich e<strong>in</strong>e „Kultfilmnacht“.<br />
Zum Schluss e<strong>in</strong>e persönlich-nostalgische E<strong>in</strong>lassung: Nach<br />
über e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahrzehnte langer Abst<strong>in</strong>enz wieder den altgewohnten<br />
Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität aufzusuchen,<br />
hatte fast den Effekt der Benutzung e<strong>in</strong>er Zeitmasch<strong>in</strong>e.<br />
Ambiente und Farbgebung s<strong>in</strong>d unverändert, nur die Pat<strong>in</strong>a hat<br />
etwas zugelegt; die Blechsp<strong>in</strong>de der Garderobe klemmen nach wie<br />
vor, und viele der Vortragenden, vor allem die „großen Namen“ der<br />
Zunft, legten zur Illustration ihrer Ausführungen die selben vergilbten<br />
Folien auf den Overhead-Projektor, die sie wohl schon seit<br />
Beg<strong>in</strong>n ihrer Lehrtätigkeit begleiten. Zum<strong>in</strong>dest im universitären<br />
Bereich sche<strong>in</strong>t damit die Übersättigung und Überfrachtung mit<br />
Bildern, die <strong>in</strong> vielen Vorträgen beschworen wurde, nur langsam<br />
voranzuschreiten, die visuelle Zeitenwende noch nicht erreicht.<br />
Unverändert schien auch die Lust zur kontroversen Diskussion,<br />
wobei die Bedeutung des Streitpunkts nicht mit der Heftigkeit<br />
der jeweils vorgebrachten Formulierungen korrelieren muss.<br />
Es gibt also auch <strong>in</strong> unserer schnelllebigen Welt noch Konstanten.<br />
Ad multos annos, Münchner Volkskunde!
Berichte/Aktuelles 59<br />
Die D<strong>in</strong>ge umgehen?<br />
E<strong>in</strong> Tagungsbericht<br />
Die Beschäftigung mit Objekten <strong>in</strong> verschiedenster H<strong>in</strong>sicht ist<br />
die Kerntätigkeit jedes Museums. Insofern verwundert es nicht,<br />
dass sich immer wieder Tagungen mit Variationen desselben Themas<br />
beschäftigen:<br />
War es 1981 beim Regensburger Volkskundekongress der<br />
„Umgang mit Sachen“, der zehn Jahre später beim Bayerischen<br />
Museumstag 1991 nur unwesentlich durch den „Umgang mit D<strong>in</strong>gen“<br />
variiert wurde, so traf sich die AG Sachkulturforschung im<br />
Museum der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde im Oktober<br />
2002 im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold – Landesmuseum<br />
für Volkskunde mit der Frage „Die D<strong>in</strong>ge umgehen?“ Während<br />
sich der Bayerische Museumstag jedoch mit dem Umgang bezogen<br />
auf Konservierung und Restaurierung beschäftigt hatte, war das<br />
Thema mit „Sammeln und Forschen <strong>in</strong> kulturhistorischen <strong>Museen</strong>“<br />
wesentlich weiter gefasst. Das Detmolder Museum hat nun <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em ansprechend gestalteten Band die Referate dokumentiert.<br />
In vier Teilbereiche war die Veranstaltung gegliedert: „Gegenwart“,<br />
„Qualifizierung“, „Fotografie“ und „Multimedia der D<strong>in</strong>ge“.<br />
Aus dieser sehr heterogenen Zusammenstellung sei im Folgenden<br />
jeweils e<strong>in</strong> Beitrag herausgegriffen und näher betrachtet:<br />
Seit etwa 25 Jahren gibt es <strong>in</strong> Schweden das Museumsnetzwerk<br />
SAMDOK, über das Eva Kjerström Sjöl<strong>in</strong> vom Kulturgeschichtlichen<br />
Museum <strong>in</strong> Lund berichtete. Ziel dieses Verbundes<br />
von <strong>in</strong>zwischen rund 90 <strong>Museen</strong> unterschiedlicher Größen ist e<strong>in</strong>e<br />
breite, auf Qualität h<strong>in</strong> ausgerichtete Sammlung, wobei e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Orientierung auf kulturgeschichtliche Fragen der Gegenwart<br />
oder jüngeren Vergangenheit bzw. auch die Sammlung e<strong>in</strong>schlägiger<br />
Gegenstände im Mittelpunkt des Interesses stehen. E<strong>in</strong> gewählter<br />
Rat steht „SAMDOK“ vor. Daneben besitzt die Vere<strong>in</strong>igung<br />
e<strong>in</strong> Sekretariat, das e<strong>in</strong>e eigene Zeitschrift herausgibt. Die<br />
Mitgliedsmuseen s<strong>in</strong>d über Vertreter <strong>in</strong> Arbeitsgruppen präsent,<br />
die sich mit unterschiedlichen Fragestellungen befassen und ihre<br />
Forschungsarbeiten, etwa Befragungen, Fotodokumentationen<br />
oder dem Aufbau gegenwartsorientierter Sammlungen, diskutieren<br />
und abstimmen. Hatte sich das Haupt<strong>in</strong>teresse zunächst auf<br />
die Arbeitswelt gerichtet, so führte e<strong>in</strong>e Umorganisation 1998 zu<br />
e<strong>in</strong>er Ausweitung auch auf andere Lebensbereiche. Wenngleich<br />
auch <strong>in</strong> den schwedischen <strong>Museen</strong> die zur Verfügung stehenden<br />
Mittel beschränkt s<strong>in</strong>d und daher die Möglichkeiten vieler <strong>Museen</strong><br />
zu eigenen Forschungen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr engen Rahmen<br />
bewegen, so ist es doch gelungen, durch SAMDOK die Beschäftigung<br />
mit der Gegenwart als nahezu selbstverständlichen, von<br />
den Besuchern gut angenommenen Arbeitsschwerpunkt <strong>in</strong> den<br />
<strong>Museen</strong> zu verankern.<br />
Auch aus dem Themenblock „Qualifizierung“ sei e<strong>in</strong> Beitrag<br />
aus e<strong>in</strong>em anderen europäischen Land herausgegriffen: Hier<br />
berichtete Erik van´t Hull vom Freilichtmuseum Arnheim über<br />
die Auswirkungen des zwischen 1990 und 2000 durchgeführten<br />
„Deltaplans“ auf die niederländischen <strong>Museen</strong> und speziell<br />
auf se<strong>in</strong> Haus. Der „Deltaplan für Kulturerhaltung“ war Ende der<br />
1980er Jahre vom Kulturm<strong>in</strong>isterium entwickelt worden, um die<br />
großen Defizite bei Konservierung und Restaurierung der Bestände<br />
der ehemaligen, nunmehr privatisierten bzw. <strong>in</strong> Stiftungen<br />
umgewandelten Reichsmuseen aufzuholen. Interessant an diesem<br />
Erfahrungsbericht s<strong>in</strong>d vor allem die durchaus kritisch gesehenen<br />
Stufen der Durchführung, am Beispiel Arnheim aufgezeigt.<br />
So wurden zunächst Objektgruppen konserviert, um dann festzustellen,<br />
dass die vorhandenen Depots absolut ungeeignet waren<br />
und erneuert werden mussten. Wichtig ist aber auch die Schilderung<br />
der Bere<strong>in</strong>igung der Sammlung: Fast alle Dubletten wurden<br />
ausgesondert, dazu fast alle angefangenen Sammlungsfragmente<br />
oder ganze Sammlungsgebiete, die nicht zu den Kern<strong>in</strong>halten des<br />
Museums gehörten. Diese Bestände wurden dokumentiert und<br />
Neue Bücher<br />
dann zum Teil weggeworfen, andere fanden – nach Entfernung der<br />
Bestandsnummer – im Museumscafe als Dekoration Verwendung<br />
oder wurden an andere <strong>Museen</strong> weitergereicht. Begleitet wurde<br />
das Verfahren von e<strong>in</strong>em Ausschuss, <strong>in</strong> dem u. a. die Aufsichtsbehörde<br />
für Kulturbesitz vertreten war. Dass dieser Vorgang – wie<br />
der Autor betont – für die ausführenden Konservatoren zunächst<br />
sehr ungewöhnlich und auch psychologisch eher schwierig war,<br />
lässt sich nachvollziehen. Der gewünschte Effekt des Deltaplans<br />
hat sich aber ansche<strong>in</strong>end, so das Fazit von van´t Hull, zum<strong>in</strong>dest<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich e<strong>in</strong>gestellt: „Wir s<strong>in</strong>d noch nicht fertig und es<br />
gibt noch immer (manchmal große) Rückstände auf dem Gebiet<br />
der Konservierung und Restaurierung. Die Kollektionen jedoch<br />
s<strong>in</strong>d kontrollierbar geworden!“<br />
E<strong>in</strong> erst vor wenigen Jahren „entdecktes“ Interessengebiet<br />
der Volkskunde und der <strong>Museen</strong> s<strong>in</strong>d „Knipserfotos“ und sonstige<br />
Privataufnahmen, die unterschiedlichste Vorgänge im Leben<br />
ihrer Besitzer dokumentieren und Rückschlüsse auf das jeweilige<br />
Umfeld, die Interessen und gesellschaftlichen Normen der<br />
Entstehungszeit ermöglichen. Über diese privaten Fotografien <strong>in</strong><br />
musealen Sammlungen berichtete Irene Ziehe vom Museum Europäischer<br />
Kulturen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Sie zeigte die vielfältigen Möglichkeiten<br />
zum Forschungsansatz <strong>in</strong>nerhalb dieser meist eher ger<strong>in</strong>gschätzig<br />
betrachteten, da massenhaft vorhandenen Bestände auf:<br />
etwa ihre Bedeutung als Beleg für Lebensweise, Werte, regionale<br />
Unterschiede oder schichtenspezifische Verhaltensweisen. Für die<br />
„Er<strong>in</strong>nerungskultur“ besitzt gerade diese schlichte Form der Abbildung<br />
große Bedeutung. Sie ist e<strong>in</strong> wesentlicher Teil des „gesellschaftlichen<br />
Gedächtnisses“ und e<strong>in</strong> Identifikation stiftendes<br />
Medium. Beachtenswert ist die Mahnung der Autor<strong>in</strong>, sich nicht<br />
allzu sehr auf Schwarzweiß-Aufnahmen mit dem ihnen anhaften<br />
historischen Flair und der ihnen eigenen Ästhetik zu fixieren.
60 Berichte/Aktuelles<br />
Die Farbfotos der letzten Jahrzehnte würden daneben – vielleicht<br />
auch wegen der mit dieser Technik verbundenen großen konservatorischen<br />
Probleme – von den Sammlungen bislang deutlich<br />
vernachlässigt.<br />
Zum Schluss aus dem mit drei Beiträgen eher knapp ausgefallenen<br />
Block „Multimedia der D<strong>in</strong>ge“ noch e<strong>in</strong> Blick auf e<strong>in</strong>en<br />
bayerischen Bericht: Mit „Orig<strong>in</strong>al, medial, egal?“ überschrieb<br />
Franz Sonnenberger, Direktor der <strong>Museen</strong> der Stadt Nürnberg,<br />
se<strong>in</strong>e Überlegungen zum Mediene<strong>in</strong>satz im Museum. Neben dem<br />
Orig<strong>in</strong>al als dem landläufig als conditio s<strong>in</strong>e qua non verstandenen<br />
charakteristischen Inhalt der <strong>Museen</strong> zeigte das Beispiel<br />
der Neugestaltung der Nürnberger <strong>Museen</strong> im vergangenen Jahrzehnt,<br />
wie – entweder beim Fehlen geeigneter Exponate oder weil<br />
man bewusst auf deren Präsentation verzichten will – Medien<br />
die Orig<strong>in</strong>ale bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad ersetzen können. D<strong>in</strong>ge<br />
oder Vorgänge, die sonst nicht bzw. nur <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es beschreibenden<br />
Textes präsentiert werden könnten, werden so fassbar.<br />
Statt strikt e<strong>in</strong>em musealen „Re<strong>in</strong>heitsgebot“ anzuhängen solle<br />
man e<strong>in</strong> „Cross-Over“ wagen und dramaturgische Möglichkeiten,<br />
die sonst von Theater, Radio, Film und Fernsehen genutzt werden,<br />
e<strong>in</strong>setzen.<br />
Die <strong>in</strong>sgesamt 18, allesamt lesenswerten Aufsätze des Bandes<br />
bilden e<strong>in</strong> buntes, recht kurzweiliges Kaleidoskop aus der Welt der<br />
„D<strong>in</strong>ge“ im Museum. Damit ist allerd<strong>in</strong>gs auch der Nachteil des<br />
Buches benannt: Wie bei vielen ähnlichen Sammelbänden stellt<br />
sich die Frage, ob es sich <strong>in</strong> Zeiten knapper Bibliotheksetats lohnt,<br />
das Buch wegen e<strong>in</strong> oder zwei speziell das eigene Interessengebiet<br />
betreffender Beiträge anzuschaffen. E<strong>in</strong>e Bereicherung für<br />
die Museumsbibliothek wäre er aber allemal.<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Jan Carstensen (Hg.): Die D<strong>in</strong>ge umgehen? Sammeln und Forschen<br />
<strong>in</strong> kulturhistorischen <strong>Museen</strong>, Schriften des Westfälischen<br />
Freilichtmuseums Detmold 23, Münster u. a. 2003, 128 S.
Berichte/Aktuelles 61<br />
Bayreuth/ Ofr.<br />
Markgräf<strong>in</strong> Wilhelm<strong>in</strong>e zog wieder <strong>in</strong>s Neue Schloss <strong>in</strong> Bayreuth<br />
e<strong>in</strong> – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Museums, das Staatsm<strong>in</strong>ister<br />
Kurt Faltlhauser und Oberbürgermeister Dieter Mronz am<br />
18.9.2003 eröffneten. Die Schau <strong>in</strong> fünf Räumen erläutert die<br />
„Markgrafenzeit“ <strong>in</strong> der Stadt und die „goldenen Jahre“ unter<br />
Friedrich und Wilhelm<strong>in</strong>e.<br />
Museumseröffnungen<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Wilhelm<strong>in</strong>enmuseum, Neues Schloss, Ludwigstr. 21,<br />
95444 Bayreuth, Tel. 0921/75969-21, Fax -15,<br />
wgvbayreuth@bsv.bayern.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis September täglich 9-18,<br />
Oktober bis März 10-16 Uhr<br />
Frammersbach/ Ufr.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es zweitägigen Museumsfestes weihte der Museumsvere<strong>in</strong><br />
der Marktgeme<strong>in</strong>de Frammersbach am 19./20.7.2003<br />
se<strong>in</strong> neues Fuhrmann- und Schneider-Museum e<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>em<br />
ehemaligen, <strong>in</strong> ersten Anfängen aus dem Spätmittelalter stammenden<br />
Wohnhaus, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em jetzigen Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
die Wohnverhältnisse des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit<br />
Plumpsklo, Nutzgärtchen und Stall widerspiegelt, zeigt das Museum<br />
im Erdgeschoß die Geschichte der Frammersbacher Fuhrleute.<br />
Im Obergeschoß ist der Rest der <strong>in</strong>sgesamt 115 m² umfassenden<br />
Ausstellungsfläche dem Heimschneiderhandwerk gewidmet.<br />
Fuhrmann und Schneider Museum, H<strong>in</strong>terdorf 10,<br />
97833 Frammersbach, Tel. 09355/971211,<br />
www.museum-frammersbach.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
jeden 2. und 4. Sonntag im Monat 14-16 Uhr<br />
und auf Vere<strong>in</strong>barung<br />
Frensdorf/ Ofr.<br />
Am 10.4.2003 wurde das neue Ausstellungsgebäude (Nutzfläche<br />
ca. 400m 2 ) des Bauernmuseums des Landkreises Bamberg im<br />
Fischerhof <strong>in</strong> Frensdorf eröffnet. E<strong>in</strong>e benachbarte Massivscheune<br />
wurde ausgebaut, um Flächen für Dauer- und Sonderausstellungen<br />
zu erhalten. Der Spitzboden wird als Textildepot genutzt.<br />
Durch e<strong>in</strong>en Anbau konnte e<strong>in</strong> großer museumspädagogischer<br />
Raum gewonnen werden. Damit s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen geschaffen,<br />
das Bauernmuseum durch e<strong>in</strong> breites Angebot an Aktivitäten<br />
zu e<strong>in</strong>em Kulturzentrum für den Landkreis werden zu<br />
lassen und es noch stärker im Bewusstse<strong>in</strong> der Bevölkerung Bambergs<br />
zu verankern.<br />
Bauernmuseum im Fischerhof des Landkreises Bamberg,<br />
Hauptstr. 5, 96158 Frensdorf, Tel. 09502/8308, Fax 921866,<br />
bauernmuseum@lra-ba-bayern.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis Oktober Dienstag bis Freitag 14-17,<br />
Sonn- und Feiertage 13-17 Uhr<br />
a Almgebäude „Ha<strong>in</strong>zenkaser“ und<br />
b „Hanndlkaser“ im Freilichtmuseum Glentleiten.<br />
Großweil/ Obb.<br />
Am 6. Juni 2003 konnte das Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern<br />
an der Glentleiten zwei weitere Almgebäude eröffnen.<br />
Damit wurde die Baugruppe Almwirtschaft, die nun die Typologie<br />
der oberbayerischen Almgebäude aufzeigen kann, weitgehend<br />
abgeschlossen. Der „Ha<strong>in</strong>zenkaser“ von der Königsbach-Alm,<br />
Geme<strong>in</strong>de Schönau im Lkr. Berchtesgadener Land, erbaut 1689,<br />
gilt als ältester datierter „echter“ Rundumkaser. Bei dieser nur<br />
im Berchtesgadener Land verbreiteten Bauform bef<strong>in</strong>det sich der<br />
Aufenthaltsraum der Senner<strong>in</strong> im Inneren des „rundum“ angelegten<br />
Stalles. Das Gebäude wird im Zustand um 1800 präsentiert.
62 Berichte/Aktuelles<br />
E<strong>in</strong>e Licht-/Ton-Schau <strong>in</strong> der dunklen Kammer vermittelt E<strong>in</strong>drücke<br />
aus Leben und Arbeit der Senner<strong>in</strong>.<br />
Der „Hanndl-Kaser“ von der Duslau-Alm, Geme<strong>in</strong>de Kreuth,<br />
Lkr. Miesbach, war 1793 erbaut und 1895 verlängert worden. Bei<br />
dieser im übrigen oberbayerischen Alpenraum verbreiteten Bauform<br />
liegen Wohnteil und Stall h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander. Das Gebäude wird<br />
im Zustand um 1980 präsentiert.<br />
Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten,<br />
82439 Großweil, Tel. 08851/185-0, Fax -11,<br />
freilichtmuseum@glentleiten.de, www.glentleiten.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis Oktober Dienstag bis Sonntag<br />
(Juli, August und Feiertage täglich) 9-18 Uhr<br />
Krumbach/ Schw.<br />
Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der ersten Teileröffnung<br />
(vgl. dazu Museum heute 20, S. 92) konnte am 13.9.2003 das<br />
fertig gestellte neue „Mittelschwäbische Heimatmuseum“ der<br />
Öffentlichkeit präsentiert werden. Damit ist e<strong>in</strong> ehrgeiziges Erweiterungsprojekt<br />
vom ehemaligen Heimatmuseum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jüdischen<br />
Bürgerhaus zu e<strong>in</strong>em Museum überregionaler Geltung<br />
abgeschlossen. Äußerlich auf e<strong>in</strong> Dreiseit-Areal mit vormaligem<br />
Gasthaus „Krone“ und Verb<strong>in</strong>dungsbauten angewachsen, enthält<br />
es <strong>in</strong>nen alte Sammlungse<strong>in</strong>heiten und neue Themen etwa zu<br />
Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen der Region, zu Kommunikation<br />
und Industrialisierung. Im Gebäude „altes Heimatmuseum“<br />
werden bewusst museumsgeschichtliche E<strong>in</strong>heiten wie Trachten,<br />
Krippen und Stuben <strong>in</strong> kommentierter Form belassen, während<br />
sich im 2. OG um die historische Laubhütte Aspekte der jüngeren<br />
Stadtgeschichte gruppieren. Der e<strong>in</strong>ladende E<strong>in</strong>gangsbereich und<br />
großzügige Sonderausstellungs- und Aktionsräume vervollständigen<br />
das neue Ensemble.<br />
Münchner Stadtmuseum, St-Jakobs-Platz 1,<br />
80331 München, Tel. 089/233-22370, Fax -25033,<br />
stadtmuseum@muenchen.de, www.stadtmuseum-onl<strong>in</strong>e.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr<br />
Regen/ Ndb.<br />
Das Zentraldepot des Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseums<br />
Regen konnte nach mehrjähriger Bauzeit am 10. Oktober<br />
2003 eröffnet werden. Auf ca. 1.500m 2 Nutzfläche, verteilt auf<br />
vier Geschosse, können jetzt sowohl Großgeräte als auch kle<strong>in</strong>ere<br />
Objekte unter guten klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen qualifiziert gelagert<br />
werden. Neben den re<strong>in</strong>en Depotflächen s<strong>in</strong>d Räume für<br />
E<strong>in</strong>gangsdepot, Begasung, Werkstatt und Büro ausgewiesen. E<strong>in</strong>e<br />
sich über vier Jahre erstreckende „Primärkonservierung“ mit ergänzender<br />
Inventarisation der Bestände schuf die Grundlage für<br />
e<strong>in</strong>e fachgerechte E<strong>in</strong>lagerung. Mit diesem Depot besitzt das Museum<br />
jetzt nicht nur e<strong>in</strong>e konservatorische Belange berücksichtigende<br />
Lagerungsmöglichkeit, sondern auch e<strong>in</strong>en raschen Zugriff<br />
auf die Objekte für die Arbeit zu Dauer- und Sonderausstellungen<br />
und zur Forschung. Darüber h<strong>in</strong>aus kann e<strong>in</strong> noch differenzierteres<br />
Sammlungskonzept als bisher erarbeitet werden.<br />
Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum, Schulgasse 2,<br />
94209 Regen, Tel. 09921/5710, Fax 60433,<br />
www.nlm-regen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich 10-17 Uhr<br />
Mittelschwäbisches Heimatmuseum, He<strong>in</strong>rich-S<strong>in</strong>z-Str. 3-5,<br />
86381 Krumbach, Tel. 08282/3740, Fax -3730<br />
Öffnungszeiten:<br />
Donnerstag bis Sonntag 14-17 Uhr und nach Vere<strong>in</strong>barung<br />
Miltenberg/ Ufr.<br />
Am 7.3.2003 wurde im E<strong>in</strong>gangsbereich des Miltenberger Seniorenheims<br />
Haus Maria Reg<strong>in</strong>a e<strong>in</strong> römischer Brennofen der Öffentlichkeit<br />
präsentiert, der bei Umbaumaßnahmen gefunden worden<br />
war. Der Ofen ist frei zugänglich wird <strong>in</strong> das Führungskonzept des<br />
Miltenberger Stadtmuseums mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Haus Maria Reg<strong>in</strong>a, Hauptstr. 8 u. 10,<br />
63897 Miltenberg, Tel. 09371/950121<br />
Öffnungszeiten:<br />
täglich 8-18 Uhr<br />
München/ Obb.<br />
Jahrzehnte hat es gedauert, bis <strong>in</strong> München e<strong>in</strong>e Dauerausstellung<br />
zum dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte, den Jahren als<br />
„Hauptstadt der Bewegung“ im Dritten Reich, e<strong>in</strong>gerichtet wurde.<br />
Ursprünglich für 2002 geplant, wurde die Eröffnung der neuen<br />
Abteilung „Nationalsozialismus“ des Münchner Stadtmuseums<br />
wegen der von politischer Seite befürchteten „Devotionalisierung“<br />
der gezeigten Gegenstände der Epoche schließlich nochmals<br />
um e<strong>in</strong> Jahr verschoben. Seit Juni 2003 ist nun die Zusammenstellung<br />
von Fotos, Dokumenten, Plakaten, Alltagsobjekten,<br />
Uniformen und Kriegsrelikten auf 300 m² komprimiert zu sehen.
Berichte/Aktuelles 63<br />
Aigen a.Inn, Leonhardi-Museum: Walther Gebauer, E<strong>in</strong> Leben für<br />
die Malerei, 21.9.-9.11.2003<br />
Altomünster, Museum Altomünster: Birgitta von Schweden –<br />
1303-2003, Leben und Werk der Mitpatron<strong>in</strong> Europas <strong>in</strong> der<br />
Kunst, 13.9.-23.11.2003<br />
Sonderausstellungen<br />
Bayerischer <strong>Museen</strong><br />
Amberg, Stadtmuseum: Das Fürstentum <strong>in</strong> der Oberen Pfalz. E<strong>in</strong><br />
wittelsbachisches Territorium im Alten Reich, 16.3.-16.5.2004<br />
Augsburg, Architekturmuseum Schwaben: Industriekultur mit<br />
Zukunft? 11.9.-16.11.2003; Hubert Schulz, Projekte <strong>in</strong> Augsburg,<br />
4.12.2003-18.1.2004; Farbe <strong>in</strong> der Stadt, 5.2.-25.4.2004;<br />
Karl Albert Gollwitzer (1839-1917), 20.5.-22.8.2004<br />
Augsburg, Maximilianmuseum: Fritz Koelle zum 50. Todestag,<br />
5.9.-9.11.2003<br />
Augsburg, Römisches Museum: Zu wessen Nutz und Frommen?<br />
Säkularisation <strong>in</strong> Augsburg 1802/03, 2.12.2003-18.1.2004<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim, Fränkisches Freilandmuseum mit Archäologie-<br />
Museum: Trauer und Hoffnung, Sterbebräuche, Totengedenken<br />
und Auferstehungsglauben <strong>in</strong> evangelischen Geme<strong>in</strong>den, 8.11.-<br />
14.12.2003 und 13.3.2004 - 18.4.2004<br />
Bamberg, Historisches Museum <strong>in</strong> der Alten Hofhaltung: Bamberg<br />
wird bayerisch, Die Säkularisation des Hochstifts Bamberg<br />
1802/1803, 11.9.-9.11.2003; Weihnachtskrippen aus Böhmen<br />
und Mähren, Die Sammlung Klaus Lückert, 15.11.2003-<br />
11.1.2004<br />
Bayreuth, Kunstmuseum: Ernst Barlach, 19.10.2003-11.1.2004;<br />
Neue Wilde aus der Sammlung Mart<strong>in</strong> Sanders, 13.12.2003 -<br />
28.1.2004; Durch Abstraktion zum Symbolhaften,<br />
7.2.-11.4.2004<br />
Stadtgalerie Deggendorf, eröffnet am 13.8.2003.<br />
Bogen, Kreis- und Heimatmuseum auf dem Bogenberg: Die<br />
Huldigung der Stände vor Christus, Barocke Krippenfiguren des<br />
Klosters Oberaltaich, 7.11.2003-1.2.2004<br />
Burghausen, Haus der Fotografie – Dr. Robert-Gerlich-Museum:<br />
Astrid Bechtold, „Neue fotographische Arbeiten“ und Projektion,<br />
14.3.-9.5.2004<br />
Burglengenfeld, Oberpfälzer Volkskundemuseum: Billig und doch<br />
wertvoll: Papier, 14.9.-2.11.2003; Reise, Rast und Augenblick,<br />
20.9.-2.11.2003; Schneekugeln, Die Sammlung von Josef Kard<strong>in</strong>al,<br />
Nürnberg, 28.11.2003-11.1.2004; Kunstausstellung Ingo<br />
Gummels, Regensburg, 30.1.-7.3.2004; Die Welt der Seekarten<br />
des 16. Jahrhunderts, Rathaussaal, 9.3.-24.3.2004; „Gesucht<br />
- Gefunden“, 24.6.-25.7.2004<br />
Buttenheim, Geburtshaus Levi Strauss – Museum Jeans & Kult:<br />
Levi Strauss – Be Part of the Legend, 19.-20.11.2003<br />
Cham, Städt. Galerie im Cordonhaus: Stevie Cas<strong>in</strong>o, Photographie,<br />
13.9.-19.10.2003; Endy Hupperich – Peter Sköld, Malerei,<br />
26.10.-30.11.2003<br />
Dachau, Bezirksmuseum: Auf Weihnachten zu..., 30.11.2003-<br />
11.1.2004<br />
Dachau, KZ-Gedenkstätte mit Museum: David Ludwig Bloch,<br />
Me<strong>in</strong>e Bilder s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Sprache, 30.1.-3.5.2004<br />
Deggendorf, Handwerksmuseum: Glockengießer und Glöckner,<br />
Fotografien von Willi Kle<strong>in</strong>feld, 29.2.-16.5.2004; Herta Wimmer-Knorr<br />
und Günther Köhler, Keramik und Fotografie, 27.5.-<br />
4.7.2004<br />
Deggendorf, Stadtmuseum: 100 Jahre Malerei 1904-2004,<br />
Stadtgalerie, 18.3.-2.5.2004; Manfred Mayerle, Retrospektive,<br />
6.5.-11.7.2004<br />
Erlangen, Städtische Galerie: Salvador Dalí, Das graphische<br />
Abenteuer, 13.3.-30.5.2004<br />
Erlangen, Stadtmuseum: Nazi-Terror und Nürnberger Prozess,<br />
Drei Ausstellungen im Stadtmuseum Erlangen, 17.9.-<br />
23.11.2003; Erlanger Stadtansichten, Zeichnungen, Gemälde und<br />
Graphiken aus sieben Jahrhunderten, 14.12.2003-15.2.2004;<br />
Himmel und Hölle, Dantes Göttliche Komödie <strong>in</strong> der modernen<br />
Kunst, 13.3.-30.5.2004
64 Berichte/Aktuelles<br />
Frauenaurach, Museum im Amtshausschüpfla: Mutter und K<strong>in</strong>d,<br />
Sag ja zum Leben, 28.11.2003-4.1.2004; Vorboten des Frühl<strong>in</strong>gs,<br />
dargestellt auf Ostereiern, 27.2.-9.3.2004<br />
Freilass<strong>in</strong>g, Stadtmuseum: Es ist die See, die uns verb<strong>in</strong>det,<br />
Mar<strong>in</strong>eausstellung, 9.10.-19.10.2003; Es ist die See, die uns<br />
verb<strong>in</strong>det, Mar<strong>in</strong>eausstellung Teil II, 13.5.-23.5.2004<br />
Freis<strong>in</strong>g, Diözesanmuseum: Madonna, E<strong>in</strong> Marienbild für heute,<br />
8.10.-30.11.2003; Simone Böhm. Michael Schrattenthaler,<br />
16.12.2003-15.2.2004<br />
Friedberg, Museum im Schloss: Weihnachtsausstellung, Die Welt<br />
der Papierkrippen, 7.12.2003-8.2.2004<br />
Fronberg, Oberpfälzer Künstlerhaus: Annette Bohn-Me<strong>in</strong>ecke,<br />
Bilder und Objekte, 21.9.-26.10.2003; Sammlung Bezirk Oberpfalz,<br />
Malerei – Grafik – Plastik, 9.11.2003-31.1.2004; Alfons<br />
Maria Bauer, Malerei, 8.2.-21.3.2004; Ateliergeme<strong>in</strong>schaft<br />
Mixküche: Julia Schimten<strong>in</strong>gs – Christian Schnurer – Anthony<br />
Werner, Malerei – Installation – Objekte – Performance, 4.4.-<br />
23.5.2004; Mitglieder der neuen Münchener Künstlergenossenschaft,<br />
Malerei – Skulptur – Installation, 6.6.-18.7.2004<br />
Fürstenfeldbruck, Stadtmuseum: Adventskalender, von den Anfängen<br />
bis zur Gegenwart. Sammlung Esther Gajek, 13.11.2003-<br />
6.2.2004; Karikaturen, Z<strong>in</strong>gerl – zum 71sten, 30.1.-22.2.2004<br />
Fürth, Jüdisches Museum Franken: „Was von vorher übrig ist...“,<br />
Die Geschichte der Familie Krautheimer, 26.11.2003-31.3.2004<br />
Hersbruck, Deutsches Hirtenmuseum: Auf der Hut, Hirtenleben<br />
und Weidewirtschaft, 14.11.2003-29.2.2004<br />
Hersbruck, Kunstmuseum mit Skulpturengarten: Herbert Bessel,<br />
Das Spiel mit den Formen - Radierungen, 18.9.2003-15.1.2004;<br />
Die Liebe zur GEOMETRIE, 23.1.-18.4.2004<br />
Hof, Museum Bayerisches Vogtland: Volk auf dem Weg, Geschichte<br />
und Gegenwart der Deutschen aus Russland, 21.9.-<br />
31.10.2003<br />
Hohenberg a. d. Eger, Deutsches Porzellanmuseum: Weihnachts<br />
Wunderland, 5.11.2003-4.1.2004; Very Important Porcela<strong>in</strong>,<br />
Prom<strong>in</strong>ente <strong>in</strong> Porzellan, 29.11.2003-21.3.2004; Frühl<strong>in</strong>g mit<br />
Sigikid, 14.2.-2.5.2004; „Frühl<strong>in</strong>gserwachen“, 14.2.-9.5.2004<br />
Hollfeld, Kunst & Museum: Renate Jung, beobachtet, 9.10.2003-<br />
10.1.2004; „Motive – Unwirklichkeit“, 16.1.-27.3.2004<br />
Ichenhausen, Synagoge mit Ausstellung „Juden auf dem Lande“:<br />
Tag der offenen Tür, 7.9.2003<br />
Illerbeuren, Schwäbisches Bauernhofmuseum: Feuer und Flamme,<br />
30.11.2003-11.1.2004; Auf der Hut. Hirtenleben und Weidewirtschaft,<br />
7.3.-25.4.2004<br />
Ingolstadt, Fleißerhaus: Die (Kleider-)Stoffe der Marieluise Fleißer,<br />
Installation von Anette Hülsenbeck, 16.10.2003-1.2.2004<br />
Ingolstadt, Stadtmuseum: Konrad Kyeser, e<strong>in</strong> bayerischer Leonardo<br />
da V<strong>in</strong>ici, 5.9.-23.11.2003<br />
Ingolstadt-Hundszell, Bauerngerätemuseum des Stadtmuseums<br />
Ingolstadt: Donald Duck, Karriere e<strong>in</strong>es Landeis, 9.5.-15.8.2004<br />
Jexhof, Bauernhofmuseum des Landkreises Fürstenfeldbruck: Engel,<br />
Himmlische Boten – Irdische Helfer, 5.12.2003-18.1.2004<br />
Kaufbeuren, kunsthaus: Keith Har<strong>in</strong>g – Short Messages –<br />
Posters, 4.9.-9.11.2003; In neuem Licht, 28.11.2003-22.2.2004;<br />
Jagdgründe – Fotografien von Jean Noel Schramm,<br />
19.3.-23.5.2004<br />
Kle<strong>in</strong>hohenried, Freilicht- und Heimatmuseum Donaumoos: „Gemalte<br />
Ansichten vom Donaumoos“, 4.4.-31.5.2004<br />
Künz<strong>in</strong>g, Museum Qu<strong>in</strong>tana – Archäologie <strong>in</strong> Künz<strong>in</strong>g: Die Asche<br />
unserer Vorväter, Das große Urnengräberfeld von Künz<strong>in</strong>g, 1.10.-<br />
30.11.2003; Im Schatten der Pharaonen, Die Grabkammer des<br />
königlichen Baumeisters Sennedjem, 19.3.-13.6.2004<br />
Landsberg a. Lech, Neues Stadtmuseum: Walter Rose (1903-<br />
1964), Gemälde, 13.12.2003-25.1.2004<br />
Landshut, Skulpturenmuseum im Hofberg: Fritz Koenig, Zeichnungen<br />
– Papierschnitte – Kartonreliefs, 29.6.2003-28.3.2004<br />
Landshut, Stadt- und Kreismuseum Landshut: Kasimir & Co.,<br />
Bilderbücher von Marlene Reidel, 18.10.2003-25.4.2004; Mit<br />
Kalkül und Leidenschaft, Inszenierungen des Heiligen <strong>in</strong> der<br />
bayerischen Barockmalerei, 22.11.2003-23.5.2004<br />
L<strong>in</strong>dau, Stadtmuseum: Biblia Deutsch, 3.10.-2.11.2003<br />
Maih<strong>in</strong>gen, Rieser Bauernmuseum: Schaukelpferd und Puppenwagen<br />
– K<strong>in</strong>derwünsche zu Weihnachten, 6.12.2003-22.2.2004;<br />
Die hl. Birgitta und das Kloster Maih<strong>in</strong>gen, 20.3.-2.5.2004<br />
Marktbreit, Museum Malerw<strong>in</strong>kelhaus Marktbreit: Engel, Unsere<br />
Begleiter – Ausstellung zum Jahr der Bibel, 22.11.2003-<br />
19.1.2004<br />
Marktoberdorf, Künstlerhaus Marktoberdorf: Ruhigere Zeiten,<br />
Hartmut Pfeuffer, Alf Setzer, 23.9.-28.12.2003; Helmut Huber,<br />
Retrospektive, 13.10.2003-12.4.2004; heilig sche<strong>in</strong>heilig,<br />
3 Zugriffe auf die Tradition, 17.1.-12.4.2004<br />
Marktredwitz, Egerland-Museum: Großes Theater auf kle<strong>in</strong>er<br />
Bühne, Alte Marionetten aus Böhmen, 30.11.2003-15.2.2004<br />
M<strong>in</strong>delheim, Schwäbisches Krippenmuseum im Jesuitenkolleg: 5.<br />
St. Lukas-Preis des Schwäbischen Krippenmuseums, 30.11.2003-<br />
2.2.2004<br />
München, Alp<strong>in</strong>es Museum des Deutschen Alpenvere<strong>in</strong>s: Die<br />
Zugspitze, Vom Bergsteigen zum Massentourismus, 23.10.2003-<br />
11.4.2004<br />
Ingolstadt, Spielzeugmuseum im „Kavalier Hepp“: Kraus Lenz,<br />
14.12.2003-15.2.2004; Historische Puppensammlung, 14.3.-<br />
9.5.2004
Berichte/Aktuelles 65<br />
München, Alte P<strong>in</strong>akothek: Rudolf Meyer (1605-1638), E<strong>in</strong><br />
Zürcher Zeichner zwischen Manierismus und Barock, 1.10.2003-<br />
4.1.2004; Isabella Rubens, 17.10.2003-18.1.2004, Franz<br />
Gertsch, Patti Smith, 12.11.2003-6.1.2004; Meisterwerke aus<br />
Ferrara, Dresdner Gemälde zu Gast <strong>in</strong> der Alten P<strong>in</strong>akothek,<br />
13.11.2003-29.2.2004; Rembrandt.<br />
Die Opferung Isaaks, Die Versionen der Eremitage und der Alten<br />
P<strong>in</strong>akothek, 26.3.-27.6.2004<br />
München, Archäologische Staatssammlung: Über die Alpen,<br />
Menschen – Wege – Waren, 26.9.2003-25.1.2004<br />
München, Bayerisches Nationalmuseum: Die Welt im Kle<strong>in</strong>en –<br />
zur Kulturgeschichte des Spielzeugs, 21.11.2003-29.2.2004<br />
München, Botanischer Garten: Münchner Erntedank, 25.9.-<br />
28.9.2003; Pilzausstellung, 2.-5.10.2003; Epiphyten – Pflanzen,<br />
die auf Pflanzen wohnen, 17.10.-16.11.2003; Tropische Schmetterl<strong>in</strong>ge,<br />
19.12.-31.3.2004<br />
München, Deutsches Jagd- und Fischereimuseum: Kostbarkeiten<br />
aus dem Bayerischen Wald, Weihnachtsausstellung des Landkreises<br />
Cham, 26.11.2003-2.2.2004<br />
München, Deutsches Museum: Blicke <strong>in</strong> die unsichtbare Welt,<br />
many szejstecki – E<strong>in</strong> Künstler aus dem Ruhrgebiet stellt<br />
se<strong>in</strong>e Werke vor, 21.10.2003-25.1.2004; Wolkenbilder, 27.3.-<br />
25.6.2004<br />
München, Glyptothek: Bunte Götter, Die Farbigkeit der antiken<br />
Skulptur, 16.12.2003-29.2.2004<br />
München, Münchner Stadtmuseum: Märkte, Mauern, Horizonte,<br />
Ausgrabungen auf dem St.-Jakobs-Platz, 28.11.2003-1.2.2004;<br />
Joachim Brohm, Areal, 10.12.2003-6.6.2004<br />
München, Münchner Stadtmuseum - Fotomuseum: Philipp Kester,<br />
Photojournalismus 1900-1930, 24.9.-23.11.2003; Helmut<br />
Lederer, Das fotografische Werk 1937-1981, 31.3.-13.6.2004<br />
München, Münchner Stadtmuseum - Musik<strong>in</strong>strumentenmuseum:<br />
150 Jahre Ste<strong>in</strong>way & Sons, 19.9.-2.11.2003; Pilotys<br />
Schiff, 18.2.-6.6.2004; Wagners Welten, 17.10.2003-25.1.2004<br />
München, Neue P<strong>in</strong>akothek: Ludwig Richter – der Maler, 22.1.-<br />
25.4.2004<br />
München, P<strong>in</strong>akothek der Moderne: Baselitz, Die Afrika-Sammlung,<br />
25.9.-16.11.2003; Cy Twombly – 50 Jahre Arbeiten auf<br />
Papier, 8.10.-30.11.2003; Jede Fotografie e<strong>in</strong> Bild, Siemens Fotosammlung,<br />
18.12.2003-7.3.2004; Mathew We<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> – Universal<br />
Pictures, KUNST, 15.1.-2.3.2004; Die Stadt des Monsieur<br />
Hulot. Jacques Tatis Blick auf die moderne Architektur, ARCHI-<br />
TEKTUR, 19.2.-2.5.2004; ars viva 03/04: Jeanne Faust und Omer<br />
Fast – Fac<strong>in</strong>g Footage, KUNST temporär 1, 17.3.-2.5.2004;<br />
Albert Marquet – Frühe Zeichnungen, GRAPHIK, 10.3.-2.5.2004;<br />
Ernst Wilhelm Nay. Aquarelle, GRAPHIK, 7.5.-27.6.2004; Peter<br />
Doig, KUNST Saal 21, 8.5.-4.7.2004<br />
München, SiemensForum: Cybernarium – Virtuelle Welten real<br />
erleben, 24.11.2003-11.1.2004<br />
München, Staatliche Münzsammlung – Sammlung für Münzen,<br />
Papiergeld, Medaillen und geschnittene Ste<strong>in</strong>e: Nachfolger Petri,<br />
Römische Päpste im Spiegel von Münzen, Medaillen und Siegeln,<br />
18.9.2003-18.1.2004<br />
München, Staatliches Museum für Völkerkunde: Geschenkte<br />
Welten, Schätze aus der Ferne, 6.11.2003-11.7.2004<br />
München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau:<br />
Johann Georg von Dillis, 6.9.-30.11.2003<br />
München, Sudetendeutsches Archiv: Prag <strong>in</strong> alten Ansichten. Die<br />
Sammlung Rudolf Kulich, Druckgrafiken aus 5 Jahrhunderten,<br />
22.9.-31.10.2003; Buchkunst und Plakatkunst aus Prag und den<br />
böhmischen Ländern 1900-1939, 12.11.2003-5.1.2004; Historische<br />
Photographien aus Nord- und Nordwestböhmen 1839-<br />
1918, 3.5.-24.5.2004<br />
München, Zentrum für Außergewöhnliche <strong>Museen</strong>: Weihnachtsbaum<br />
und Gabentisch im Wandel der Zeit, 29.11.2003-<br />
19.1.2004<br />
Murnau a. Staffelsee, Schlossmuseum: Wassily Kand<strong>in</strong>sky: Klänge,<br />
Lyrik – Bild – Klang, 1.4.-11.7.2004<br />
Nabburg, Museum im Schmidt Haus: KRAFT der Farbe,<br />
5.9.-5.10.2003<br />
Naichen, Hammerschmiede Naichen: Bilder aus der Hammerschmiede,<br />
31.5.-29.8.2004<br />
Neu-Ulm, Edw<strong>in</strong> Scharff Museum: Franz von Stuck: Kunst und<br />
Verführung, Skulptur, Gemälde, Graphik, 6.12.2003-22.2.2004;<br />
Ewald Mataré und das Bild des Menschen, 19.9.-23.11.2003;<br />
Prachtvoll und Eigenartig, Dom<strong>in</strong>ikus Böhms Kirche St. Johann<br />
Baptist <strong>in</strong> Neu-Ulm, 6.3.-25.4.2004<br />
Neuendettelsau, Löhe-Zeit-Museum: Die Natur – das Maß me<strong>in</strong>er<br />
Kunst, 3.4.-27.6.2004; 111 Jahre Bauunternehmung Högner/<br />
Neuendettelsau, 4.7.-29.8.2004<br />
Neugablonz, Isergebirgs-Museum: In neuem Licht, Der Maler<br />
Paul Kauzmann, 28.11.2003-22.2.2004<br />
Neukirchen b. Hl. Blut, Wallfahrtsmuseum: Schutzpatrone<br />
im Bauernhaus, E<strong>in</strong>e Ausstellung des Nationalmuseums Prag,<br />
10.4.2003-21.3.2004<br />
Neunkirchen a. Brand, Felix-Müller-Museum im Zehntspeicher:<br />
Felix Müller <strong>in</strong> Selbstbildnissen, 12.9.-30.11.2003<br />
Nürnberg, Albrecht-Dürer-Haus: Schenkung Dr. Erhard Göpel,<br />
17.10.2003-11.1.2004<br />
Nürnberg, DB Museum: Bagdad- und Hedjazbahn,<br />
28.9.2003-29.2.2004<br />
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum: In den hellsten<br />
Farben, Aquarell-Studien und -Entwürfe von Dürer bis Macke,<br />
16.10.2003-25.1.2004; Aderlass und Seelentrost, Die deutsche<br />
Überlieferung im Spiegel von Handschriften und Inkunabeln aus<br />
Berl<strong>in</strong>er Sammlungen, 13.11.2003-15.2.2004
66 Berichte/Aktuelles<br />
Nürnberg, Museum Industriekultur: Das Auto, 11.9.-2.11.2003;<br />
Zündapp-Krafträder, 1947-1984, 8.10.2003-31.3.2004; Die<br />
Zeitung, 15.10.-25.10.2003; Widerstand <strong>in</strong> der DDR, 5.-<br />
25.11.2003; Fotoszene 2003, 15.11.-22.12.2003; Fastnacht<br />
– Fasch<strong>in</strong>g – Karneval, 17.1.-29.2.2004; NÜRNBERG hoch 3,<br />
10.3.-25.4.2004;<br />
Max Morlock, Der Weltmeister von Bern, 29.4.-4.7.2004<br />
Nürnberg, Museum Tucherschloss mit historischem Hirsvogelsaal:<br />
Thomas May – Das Grashalmprojekt, Ausstellung der Gemälde-<br />
und Skulpturensammlung der museen der stadt nürnberg<br />
im Park des Museums Tucherschloss, 1.11.-23.11.2003<br />
Nürnberg, Neues Museum – Staatliches Museum für Kunst und<br />
Design: Designmuseen der Welt zu Gast, 17.9.-23.11.2003<br />
Nürnberg, Spielzeugmuseum – Museum Lydia Bayer: Designpreis<br />
Holzspielzeug 2004, 21.11.2003-10.2.2004; Ste<strong>in</strong>zeit, 125<br />
Jahre Anker-Ste<strong>in</strong>baukasten, 21.11.2003 - 18.4.2004; Weihnachtsausstellung<br />
<strong>in</strong> der Ehrenhalle des Rathauses, 28.11.2003-<br />
23.12.2003; Zum Bauspiel, Ste<strong>in</strong>baukästen aus der Sammlung<br />
Tobias Mey, 28.11.-23.12.2003<br />
Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus: Antiken-Ausstellung, Antikensammlung<br />
Berl<strong>in</strong> präsentiert ihre Schätze, 26.9.-30.11.2003;<br />
Kunst & Handwerk, Arts & Crafts, 4.12.-14.12.2003; Brigitta<br />
Heyduck – E<strong>in</strong>sichten, 27.2.-4.4.2004<br />
Oberfahlheim, Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-<br />
Ulm: Michael Krähmer, Magische Landschaften – Ölbilder, 17.9.-<br />
30.11.2003, Schaf und Hirte, Josef Madlener (1881-1967),<br />
17.12.2003-15.2.2004<br />
Oberschönenfeld, Schwäbisches Volkskundemuseum: Balladen,<br />
Gemälde von Kar<strong>in</strong> Rossmanith-Hasl<strong>in</strong>ger, 31.10.2003-<br />
25.1.2004; Krippen aus dem Erzgebirge und den Sudeten,<br />
29.11.2003-1.2.2004; Nichts nehme ich mit, Gemälde und<br />
Graphiken von Jörg Scherkamp (1935-1983), 30.1.-25.4.2004;<br />
Spielräume, K<strong>in</strong>derspiele früher und heute, 6.3.-27.6.2004; Aus<br />
der Zeitflut weggerissen, Bilder von Johanna Kiel<strong>in</strong>g, 30.4.-<br />
4.7.2004; Geheimnisvolle Urzeit – Vom Werden und Vergehen <strong>in</strong><br />
der Natur, 20.5.-22.8.2004<br />
Oett<strong>in</strong>gen, Heimatmuseum: Wie oft werden wir noch wach?<br />
30.11.2003-18.1.2004<br />
Passau, Museum Moderner Kunst – Stiftung Wörlen: Uwe Bremer,<br />
Zunehmende Unordnung, 20.9.-16.11.2003; Barbara Klemm<br />
– Blick nach Osten, 27.9.2003-23.11.2003; Erich Less<strong>in</strong>g, „Ostblock“<br />
– Photographien der 1950er Jahre, 27.9.-23.11.2003;<br />
Mart<strong>in</strong> Rasp, Im Niemandsland, 10.10.-30.11.2003; Richard<br />
Artschwager, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Sammlung Deutsche<br />
Bank, 22.11.2003-1.2.2004; Eduardo Chillida, Vier Jahrzehnte<br />
Druckgraphik, 28.11.2003-1.2.2004; Gabriele Kutschera,<br />
Geschmiedete Eisenplastik, 6.12.2003-1.2.2004; Salvador Dali,<br />
Surreale Welten, Meisterwerke der Druckgrafik zum 100. Geburtstag,<br />
7.2.-14.3.2004; Anna Jermolaewa, 14.2.-14.3.2004;<br />
Frau im Bild. Inszenierte Weiblichkeit <strong>in</strong> der Sammlung Würth,<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall,<br />
20.3.-27.6.2004; Frauenkunst aus Österreich von den 50er Jahren<br />
bis zur Gegenwart, 20.3.-27.6.2004, Georg Philipp Wörlen,<br />
20.3.-27.6.2004<br />
Penzberg, Stadtmuseum: 1. Wessobrunner Architekturpreis,<br />
19.9.-19.10.2003
Berichte/Aktuelles 67<br />
Prien a. Chiemsee, Galerie im Alten Rathaus: Andy Warhol,<br />
11.9.-23.11.2003; Krippen und Christk<strong>in</strong>dl aus dem Chiemgau,<br />
28.11.-21.12.2003; Kennst Du das Land wo die Zitronen blühen..,<br />
20.12.2003-22.2.2004<br />
Ra<strong>in</strong> a. L., Heimatmuseum: Karl W<strong>in</strong>termayr, Maler 20. Jh.,<br />
Ra<strong>in</strong>er Ansichten, Bilder und Skizzen von Karl W<strong>in</strong>termayr,<br />
19.10.2003-11.5.2004; Tierglocken aus aller Welt, Die Sammlung<br />
Frieda und Rudolf Daub, 30.11.2003-28.3.2004<br />
Regen, Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum: Schlittenzeit<br />
– Last und Lust, 20.12.2003-28.3.2004<br />
Regensburg, Museum Ostdeutsche Galerie: Malerei aus der<br />
Ukra<strong>in</strong>e, Olexander Gnilitsky – Aleksander Roitburd – Andrij<br />
Sahajdakovskyj, 21.9.- 9.11.2003; Jiri Harcuba, Portraits, 5.10.-<br />
23.11.2003; Kunstwerk des Monats, Max Pechste<strong>in</strong>, 28.10.-<br />
30.11.2003; Werner Neumeister, Fotografien, 21.11.2003-<br />
11.1.2004; Künstlergilde Essl<strong>in</strong>gen, Zeichen des Friedens,<br />
30.11.2003-11.1.2004; 4 x BRDA, 4 Regensburger Künstler<strong>in</strong>nen<br />
und Künstler <strong>in</strong> Goriska Brda, 1.12.2003-11.1.2004; Jiri Georg<br />
Dokoupil, Kafkas Prag, 22.2.-11.4.2004; Sammlung im Verborgenen<br />
III, Figur und Landschaft zwischen Romantik und neuer<br />
Sachlichkeit aus den Beständen des Kunstforums Ostdeutsche<br />
Galerie, 9.3.-20.6.2004; trans & Form, 25.4.-16.5.2004; Inge<br />
Regnat-Ulner, 9.5.-4.7.2004; Neuerwerbungen zeitgenössischer<br />
Kunst 2001-2004, 24.6.-29.8.2004; Künstlergilde Essl<strong>in</strong>gen,<br />
18.7.-29.8.2004<br />
Regensburg, Städtische Galerie im Leeren Beutel: Paul<br />
Flora – Zeichnungen aus vier Jahrzehnten, Die Sammlung<br />
Pirchl, 19.9.-9.11.2003; James Brown, A Biker‘s Collection,<br />
28.11.2003-11.1.2004; Toni Schneiders, E<strong>in</strong> Klassiker der deutschen<br />
Fotografie, 12.3.- 9.5.2004<br />
Rosenheim, Holztechnisches Museum: Mit Holz zum W<strong>in</strong>tersport,<br />
25.11.2003-28.3.2004<br />
Rosenheim, Städtische Galerie: Walter Raum, Weg zu mir selbst,<br />
19.9.-26.10.2003; F<strong>in</strong>dus, Rotkäppchen & Co., Aus der Werkstatt<br />
der Bilderbücher, 14.11.2003-25.1.2004<br />
Rosenheim, Städtisches Museum: körper? der andere blick auf<br />
e<strong>in</strong> altes thema, 13.2.-21.3.2004<br />
Schnaittach, Jüdisches Museum Franken: „Was von vorher übrig<br />
ist...“, Die Geschichte der Familie Krautheimer, 26.11.2003-<br />
31.3.2004<br />
Schrobenhausen, Museum im Pflegschloss: Künstlerkreis der<br />
Medailleure München, Münzen – Medaillen – Gedenkmünzen,<br />
14.9.-30.12.2003; Franz von Lenbach und die Kunst heute, zum<br />
100. Todestag des Malerfürsten, 28.3.-13.6.2004<br />
Schwandorf, Stadtmuseum: Eule und Menschen, E<strong>in</strong>e naturkundliche<br />
Ausstellung von Dieter Luksch, München,<br />
12.10.2003-11.1.2004
68 Berichte/Aktuelles<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, Galerie Alte Reichsvogtei: Made <strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>furt<br />
II. Reklame für Kugellager & Co., 11.9.-19.10.2003; Carl<br />
Barth (1787-1853): „... weil ich nun e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Kupferstecher<br />
b<strong>in</strong>“, 26.9.-16.11.2003; Marian Kolenda, weltBILDERwelt,<br />
17.10.2003-6.1.2004; zweimalzwei, Hille Reick, Heike Kle<strong>in</strong>le<strong>in</strong>,<br />
Monika Dorband, Gisela Lehner, 16.1.-28.3.2004; W<strong>in</strong>fried<br />
Baumann, „Instant Hous<strong>in</strong>g“, 12.2.-18.4.2004; Fred Ziegler,<br />
„Rauschgelb“, Objektkunst, 2.4.-31.5.2004; Klaus Hack, „Schatten<br />
fangen“, 18.6.-29.8.2004<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, Museum Altes Gymnasium: Geld im mittelalterlichen<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, 9.10.2003-11.1.2004;<br />
Münzen der Henneberger im Mittelalter, 29.1.-28.3.2004; Das<br />
Heilig-Geist-Spital – e<strong>in</strong>e bürgerliche Stiftung des 14. Jahrhunderts,<br />
30.1.-7.3.2004; „... wie Delphi <strong>in</strong> Griechenland“.<br />
Das mittelalterliche Schwe<strong>in</strong>furt aus der Sicht des Humanisten<br />
Johannes S<strong>in</strong>apius (1505-1561), 19.3.-11.7.2004; Belagerungsmünzen,<br />
1.4.-4.7.2004<br />
Schwe<strong>in</strong>furt, Museum Georg Schäfer: LOVIS CORINTH, Der Sieger,<br />
21.3.-20.6.2004; „Mißgeformte, kraußborstige Ungeheuer“<br />
– Gothic Revival <strong>in</strong> Zeichnungen des Museums Georg Schäfer,<br />
16.5.-20.6.2004<br />
Selb-Plößberg, Europäisches Industriemuseum für Porzellan/<br />
Europäisches Museum für Technische Keramik: Piet Stockmans,<br />
On tactility and vulnerability, 20.3.-31.5.2004<br />
Sonthofen, Heimathaus: Doctor‘s little helpers: Vom Fetisch zur<br />
Hightech-Mediz<strong>in</strong>, 20.3.-4.7.2004<br />
Straub<strong>in</strong>g, Gäubodenmuseum: Alburgs Vorzeit, 11.11.2003-<br />
29.8.2004; Weihnachtsfoyer 2003/2004, 26.11.2003-8.2.2004;<br />
Wachs von den Lebzeltern, 26.11.2003-8.2.2004<br />
Sulzbach-Rosenberg, Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg: Mr.<br />
Flood, 2.11.-19.12.2003; Akzente 1954 – Der erste Jahrgang,<br />
15.1.-27.2.2004<br />
Sulzbach-Rosenberg, Stadtmuseum: 150 Jahre Maxhütte,<br />
„E<strong>in</strong>e wahrhafte Schmiede des Vulkan...“ (Eugen Roth 1928),<br />
14.9.2003-30.2.2004<br />
Tegernsee, Olaf-Gulbransson-Museum: Max Ernst – Das <strong>in</strong>nere<br />
Leben der L<strong>in</strong>ie, 19.10.-31.12.2003<br />
Thurnau, Töpfermuseum: Evel<strong>in</strong>e Maria Schnauder, 50 Jahre<br />
künstlerisches Schaffen. Keramische Arbeiten und Wolkenbilder,<br />
10.10.2003-31.3.2004<br />
Ursberg, Klostermuseum: Wachsabdrücke mit dazugehörenden<br />
Modeln, 1.10.-29.11.2003; Wachsjesule<strong>in</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Stilrichtungen<br />
mit barocken Krippenfiguren, 1.12.2003-3.2.2004;<br />
Paramente und Spitzen <strong>in</strong> mehreren Techniken, 4.2.-31.3.2004;<br />
Verzierte Ostereier mit kle<strong>in</strong>en österlichen Figuren, 3.4.-<br />
3.5.2004; Künstlerisch wertvolle Arbeiten unserer noch lebenden<br />
Schwestern, 4.5.-31.5.2004; Bewegende Texte als Vermächtnis<br />
unseres verehrten Gründers Domenikus R<strong>in</strong>geisen, zum<br />
100. Todestag, 1.6.-31.7.2004<br />
Vilsbiburg, Heimatmuseum: Puppentheater, Fenster <strong>in</strong> die Welt<br />
der Phantasie, 2.12.2003-29.2.2004<br />
Wasserburg a. Inn, Museum der Stadt: Wasserburger Weihnacht,<br />
Krippen und Fatschenk<strong>in</strong>dl, 6.11.-14.12.2003<br />
Weißenburg i. Bay., Reichsstadtmuseum: Die Mark – E<strong>in</strong> Deutsches<br />
Schicksal, 1.4.-1.8.2004<br />
Weißenburg i. Bay., Römermuseum: Der Ammonit – E<strong>in</strong> Symbol<br />
<strong>in</strong> allen Facetten, zum Wahrzeichen des Naturparks Altmühltal,<br />
30.7.-29.8.2004<br />
Weißenhorn, Weißenhorner Heimatmuseum: Marie Sieger<br />
(1886-1970), Beruf: Maler<strong>in</strong>, 20.9.-16.11.2003; Kunst- und<br />
Kulturgeschichte der Region, 27.9.-16.11.2003; Rodel, Eisstock,<br />
Heil‘ge Nacht, Weihnachts- und W<strong>in</strong>terbilder von Anton Bischof<br />
(1877-1962), 28.11.2003-1.2.2004; Weihnachtsausstellung,<br />
Krippen, 28.11.2003-1.2.2004<br />
Wunsiedel, Fichtelgebirgsmuseum: Fundort: Baustelle, Hausgeschichte<br />
und Sanierung e<strong>in</strong>es Wunsiedler Bürgerhauses, 14.9.-<br />
16.11.2003; Back-Fest, Weihnachtliches Backen im Fichtelgebirge,<br />
5.12.2003-1.2.2004<br />
Würzburg, Museum im Kulturspeicher Würzburg: Tradition<br />
und Aufbruch, Würzburg und die Kunst der 1920er Jahre,<br />
15.11.2003-11.1.2004; Paul Kle<strong>in</strong>schmidt, Zwischen Bar und<br />
Boudoir – Malerei, 14.2.-21.3.2004<br />
Würzburg, Siebold-Museum: Weltkulturerbe <strong>in</strong> Japan, Wanderausstellung<br />
des Japanischen Kultur<strong>in</strong>stituts, 4.12.2003-<br />
18.4.2004; Sho – Zeichen und Zeichnung, 29.4.-18.7.2004<br />
Zirndorf, Städtisches Museum: Markus Kronberger (Kunstausstellung),<br />
Farbe und Raum, 27.9.-2.11.2003; Figuren aus Masse<br />
und Elastol<strong>in</strong>, 30.11.2003-1.2.2004<br />
Traunste<strong>in</strong>, Städtische Galerie: körper? der andere blick auf e<strong>in</strong><br />
altes thema, 13.2.-28.3.2004<br />
Tüchersfeld, Fränkische Schweiz-Museum: Das liebe Geld im<br />
Wandel, Von den Silberpfennigen bis zum Euro, 7.12.-2.11.2003<br />
Uffenheim, Uffenheimer Gollachgaumuseum: „Religiöses<br />
Brauchtum im Uffenheimer Land“, 18.9.2003-15.4.2004
Berichte/Aktuelles 69<br />
Aschaffenburg: Melber, Patrick (Bearb.)/ Jenderko-Sichelschmidt,<br />
Ingrid (Red.): Dürer im Stiftsmuseum, Druckgraphik aus<br />
ehemals kurfürstlich-ma<strong>in</strong>zischem Besitz, heute Aschaffenburger<br />
Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung München:<br />
die Melancholie /Melancolia I, Stiftsmuseum Aschaffenburg<br />
30.11.2002-28.02.2003, Aschaffenburg 2002<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim: Bärnthol, Renate (Bearb.): Nieder- und Mittelwald<br />
<strong>in</strong> Franken, Waldwirtschaftsformen aus dem Mittelalter,<br />
Schriften und Kataloge des Fränkischen Freilandmuseums 40,<br />
Bad W<strong>in</strong>dsheim 2003<br />
Publikationen rund<br />
um die bayerischen<br />
<strong>Museen</strong><br />
Bamberg: Göller, Luitgar (Hrsg.)/ Ruppert, Kurt: Bilder der Bibel,<br />
Otto Dix – Ernst Fuchs – Salvador Dali, Begleitband zur Sonderausstellung<br />
25.7.-19.10.2003, Veröffentlichungen des Diözesanmuseums<br />
Bamberg 15, Bamberg 2003<br />
Bamberg: Göller, Luitgar (Hrsg.): Das Buch des Lebens, 2003:<br />
Das Jahr der Bibel, Begleitband zu den Sonderausstellungen der<br />
Bibliothek des Metropolitankapitels Bamberg im Diözesanmuseum<br />
und der Staatsbibliothek Bamberg <strong>in</strong> der Neuen Residenz,<br />
Veröffentlichungen des Diözesanmuseums Bamberg 14, Bamberg<br />
2003<br />
Bamberg: Krause, Johanna/ Schurr, Eva (Bearb.)/ Treml, Manfred/<br />
Wehner, Brigitta (Red.): Sammlung Ludwig Bamberg, Zugänge<br />
zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />
Bamberg: Radler, Kar<strong>in</strong>: Die Archäologie <strong>in</strong> der Museumslandschaft<br />
<strong>Bayern</strong>, Bamberg 2002<br />
Bayreuth: Assel, Mar<strong>in</strong>a von (Hrsg.): Emil Schumacher – Immer<br />
wieder male ich me<strong>in</strong> Bild, unveröffentlichte Gouachen und<br />
Ölbilder aus den Jahren 1989-1999, Schriftenreihe des Kunstmuseums<br />
Bayreuth 11, Bayreuth 2002<br />
Bayreuth: Se<strong>in</strong>mann, Verena (Bearb.)/ Treml, Manfred/ Wehner,<br />
Brigitta (Red.): Kunstmuseum Bayreuth, Zugänge zum Museum,<br />
MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />
Bayreuth: Treml, Manfred/ Wehner, Brigitta (Red.): Historisches<br />
Museum Bayreuth, Zugänge zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken,<br />
München 2002<br />
Berchtesgaden: Feiber, Albert A./ Dahm, Volker (Bearb.): Dokumentation<br />
Obersalzberg, Tondokumente, Täter – Gegner – Opfer,<br />
München/ Berl<strong>in</strong> 2003<br />
Buttenheim: Roppelt, Tanja (Bearb.)/ Treml, Manfred/ Wehner,<br />
Brigitta (Red.): Geburtshaus Levi Strauss Museum Buttenheim,<br />
Zugänge zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken, München<br />
2002<br />
Coburg: Wiebel, Christiane/ Wiedau, Krist<strong>in</strong> (Bearb.): E<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong><br />
die Sammlung, hundert ausgewählte Werke. Das Kupferstichkab<strong>in</strong>ett<br />
der Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 2002<br />
Cronheim: Rossmeissl, Ralf/ Gillmeister-Geisenhof, Evelyn (Beitr.):<br />
Mikrokosmos Cronheim: E<strong>in</strong> Dorf – drei Religionen, Schwabach<br />
2000<br />
23.2.2003, Kataloge der <strong>Museen</strong> der Stadt Deggendorf 19/<br />
Deggendorf – Archäologie und Stadtgeschichte 11, Deggendorf<br />
2002<br />
Erlangen: Engelhardt, Thomas (Hrsg.): Die Erf<strong>in</strong>dung der Stadt<br />
– Von Babylon zur Global City, e<strong>in</strong>e Ausstellung des Stadtmuseums<br />
Erlangen zum 1000-jährigen Jubiläum der Stadt Erlangen,<br />
29.9.-30.12.2002, Veröffentlichungen des Stadtmuseums Erlangen<br />
54, Erlangen 2002<br />
Frauenau: Rühl, Kar<strong>in</strong> (Red.): Glas ohne Grenzen, Sklo bez hranic,<br />
Sem<strong>in</strong>ar 1.-3.11.2001 im Glasmuseum Frauenau, Zusammenfassung<br />
der Sem<strong>in</strong>arbeiträge (deutsch und tschechisch),<br />
Schriftenreihe des Glasmuseums Frauenau 1, Grafenau 2003<br />
Freis<strong>in</strong>g: Zukunft des Museums. Sonderveranstaltung des Historischen<br />
Vere<strong>in</strong>s anläßlich der Präsentation von Neuerwerbungen<br />
der letzten Jahre am 15. Oktober 1998 im Asamsaal <strong>in</strong> Freis<strong>in</strong>g,<br />
Freis<strong>in</strong>g 1999<br />
Gersthofen: Meichelböck, Hermann (Bearb.): Ballonmuseum<br />
– Stadtbibliothek, Stadt Gersthofen, Eröffnung Mai 2003, Mer<strong>in</strong>g<br />
2003<br />
Grossweil: Keim, Helmut/ Voit, Vanessa (Red.): Nothelfer oder<br />
Mäzen? Aufgabe, Wirkungsweise und Bedeutung von Museums-<br />
Fördervere<strong>in</strong>en, Symposium am 8.11.2002 im Freilichtmuseum<br />
des Bezirks Oberbayern, Schriftenreihe/ Freundeskreis Freilichtmuseum<br />
Südbayern 16, Großweil 2003<br />
Grossweil: Schöffmann, Stefanie: Was wächst denn da? Historische<br />
Kulturlandschaft im Freilichtmuseum Glentleiten, Schriften<br />
des Freilichtmuseums des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten<br />
25, Grossweil 2002<br />
Helmbrechts: Wehner, Brigitta (Bearb.)/ Treml, Manfred (Red.):<br />
Oberfränkisches Textilmuseum Helmbrechts, Zugänge zum Museum,<br />
MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />
Helmbrechts: Wehner, Brigitta (Bearb.)/ Treml, Manfred (Red.):<br />
Oberfränkisches Textilmuseum Helmbrechts, Zugänge zum Museum,<br />
MPZ-regional: Oberfranken, München 2002<br />
Deggendorf: Petschek-Sommer, Birgitta (Hrsg.): Ludwig Kandler<br />
(1856-1927), e<strong>in</strong> Deggendorfer Maler wird entdeckt, Begleitheft<br />
zur Sonderausstellung im Stadtmuseum Deggendorf 14.11.2002-
70 Berichte/Aktuelles<br />
Hohenberg a. d. Eger: Siemen, Wilhelm (Hrsg.)/ Röber, Andrea<br />
C./ Zehentmeier, Sab<strong>in</strong>e (Red.): All nations are welcome. Porzellan<br />
der Weltausstellungen 1851-1910, Katalog zur Ausstellung<br />
18.8.-17.2002, Schriften und Kataloge des Deutschen Porzellanmuseums<br />
78, Hohenberg a. d. Eger 2001<br />
Illerbeuren: Götz, Kar<strong>in</strong>: Die Tomate. Kulturpflanze des Jahres im<br />
Bauernhofmuseum, Druckerzeugnisse des Schwäbischen Bauernhofmuseums<br />
Illerbeuren 19, Kronburg-Illerbeuren 2003<br />
Ingolstadt: Aichner, Ernst/ Böhm, Max/ Grunewald, Almut (Bearb.)/<br />
Habrich, Christa (Mitarb.): <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> Ingolstadt, Ingolstadt<br />
2002<br />
Kle<strong>in</strong>losnitz: Popp, Bertram (Bearb.)/ Treml, Manfred/ Wehner,<br />
Brigitta (Red.): Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kle<strong>in</strong>losnitz,<br />
Zugänge zum Museum, MPZ-regional: Oberfranken, München<br />
2002<br />
Kulmbach: Mössner, Wolfgang/ Weith, Carmen/ Wehner, Brigitta<br />
(Bearb.)/ Treml, Manfred (Red.): Deutsches Z<strong>in</strong>nfigurenmuseum<br />
Plassenburg Kulmbach, Zugänge zum Museum, MPZ-regional:<br />
Oberfranken, München 2002<br />
Landsberg a. L.: Neunzert, Hartfird (Hrsg.): Erich Erler – e<strong>in</strong><br />
Schollemaler, Kunstgeschichtliches aus Landsberg am Lech 26,<br />
Landsberg a. L. 2002<br />
Landshut: Niehoff, Franz (Hrsg.)/ Stangier, Thomas (Bearb.): Josef<br />
Sailstorfer: Stairway, Landshuter Installationen 2, Schriften<br />
aus den <strong>Museen</strong> der Stadt Landshut 15, Landshut 2003<br />
München: Baumann, Angelika/ Weyerer, Benedikt: Nationalsozialismus<br />
<strong>in</strong> München, Stadtplan, München 2002<br />
München: Bäumler, Klaus (Bearb.): NS-Dokumentationszentrum<br />
am Königsplatz, Materialien zur aktuellen Diskussion, München<br />
2002<br />
München: Brandt, Bett<strong>in</strong>a/ Irl<strong>in</strong>ger, Walter (Beitr.): Der Schatzfund<br />
von Teisendorf, vergleichende Studien zu spätkeltischen<br />
Büschelqu<strong>in</strong>aren, Ausstellungskataloge der Archäologischen<br />
Staatssammlung 32, München 2002<br />
München: Dahm, Volker (Bearb.): Projekt e<strong>in</strong>es NS-Dokumentationszentrums<br />
<strong>in</strong> München, Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte,<br />
München-Berl<strong>in</strong>, erstattet im Auftrag der Bayerischen<br />
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 4. November 2002,<br />
München/ Berl<strong>in</strong> 2002<br />
München: Dreykorn, Monika (Red.): <strong>Museen</strong> vernetzt. Organisationen<br />
– Kooperationen – Ansprechpartner, Hg. Landesstelle für<br />
die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, München 2003<br />
München: Fehlhammer, Wolf Peter (Hrsg.): Best wishes dear older<br />
brother. You really don‘t look your age, 100 Jahre Deutsches<br />
Museum, Museumsdirektoren und Wissenschaftler aus aller Welt<br />
gratulieren, München 2003<br />
München: Hufnagl, Florian (Hrsg.): Sechs neue <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />
Tüb<strong>in</strong>gen/ Berl<strong>in</strong> 2002<br />
München: Mayer, Thomas/ Fleckenste<strong>in</strong>, Jürgen/ Sgoff, Brigitte<br />
(Red.): Bayerischer Museumskalender 2003, München 2002<br />
München: Schumann-Jung, Bett<strong>in</strong>a/ Fisseha, Girma (Bearb.):<br />
Christliches Äthiopien – Alltag und Feste, e<strong>in</strong> Juniorkatalog des<br />
MPZ, München 2003<br />
München: Wackernagel, Rudolf H. (Hrsg.): Staats- und Galawagen<br />
der Wittelsbacher, Kutschen, Schlitten und Sänften aus dem<br />
Marstallmuseum Schloß Nymphenburg 2, Stuttgart 2002<br />
München: Wamser, Ludwig/ Steidl, Bernd (Hrsg.): Neue Forschungen<br />
zur römischen Besiedlung zwischen Oberrhe<strong>in</strong> und<br />
Enns, Kolloquium Rosenheim, 14.-16.6.2000, Schriftenreihe<br />
der Archäologischen Staatssammlung 3, Remshalden-Grunbach<br />
2002<br />
München: Zahlhaas, Gisela: Luristan, antike Bronzen aus dem<br />
Iran, Ausstellungskataloge der Archäologischen Staatssammlung<br />
33, München 2002<br />
Murnau: Salmen, Brigitte (Bearb.): „...welche zuweilen Kunstwerth<br />
haben“, H<strong>in</strong>terglasmalerei <strong>in</strong> Südbayern im 18. und 19.<br />
Jahrhundert, zur Sonderausstellung im Schloßmuseum Murnau<br />
14.3.-9.6.2003, Rosenheim 2003<br />
Neuburg a. d. Donau: Ladenberger, Tanja (Red.): Sanierung des<br />
Adelspalais Weveldhaus <strong>in</strong> der Oberen Altstadt, Neuburg a. d.<br />
Donau 2003<br />
Neusath-Perschen: Heimrath, Ralf (Hrsg.)/ Angerer, Birgit (Beitr.):<br />
Woaßt as no? Fotografische Er<strong>in</strong>nerungen aus der Oberpfalz,<br />
Amberg 2002<br />
Neustadt b. Coburg: Leidner, Udo: „Menschen(s)k<strong>in</strong>der!“ 9.<br />
Künstlerpuppenausstellung <strong>in</strong> Neustadt bei Coburg 14.5.-<br />
14.11.1999, Neustadt b. Coburg 1999<br />
Neustadt b. Coburg: Leidner, Udo: Puppenkunst: die Zehnte<br />
– Zahlenspiele, 10. Künstlerpuppenausstellung <strong>in</strong> Neustadt bei<br />
Coburg 29.5-10.10.2000, Neustadt b. Coburg 2000<br />
Neustadt b. Coburg: Leidner, Udo/ Wehner, Brigitta (Bearb.)/<br />
Treml, Manfred (Red.): Museum der Deutschen Spielzeug<strong>in</strong>dustrie<br />
Neustadt bei Coburg, Zugänge zum Museum, MPZ-regional:<br />
Oberfranken, München 2002<br />
Nördl<strong>in</strong>gen: Kugler, Andrea/ Nebel, Monika (Bearb.): Friedrich<br />
Herl<strong>in</strong> – E<strong>in</strong>e spätgotische Bilderwelt, Nördl<strong>in</strong>gen 2000<br />
Nürnberg: Grebe, Anja/ Spr<strong>in</strong>ger, Tobias/ Baumeister, Mart<strong>in</strong><br />
(Red.): Gold und Kult der Bronzezeit, Germanisches Nationalmuseum<br />
Nürnberg 22.5.-7.9.2003, Nürnberg 2003<br />
Nürnberg: Mühldorfer, Bernd/ Zeitler, John P. (Hrsg.): Mykene<br />
– Nürnberg – Stonehenge, Handel und Austausch <strong>in</strong> der Bronzezeit,<br />
Begleitbuch zur Ausstellung ... im Naturhistorischen<br />
Museum Nürnberg 20.5.2000-16.1.2001, Abhandlungen der<br />
Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg 43, Nürnberg 2000<br />
Nürnberg: Naturhistorisches Museum Nürnberg, Ansichten – Inszenierungen:<br />
Archäologie, Stand: Mai 2003, Nürnberg 2003<br />
Nürnberg: Nawroth, Manfred: Das Gräberfeld von Pfahlheim und<br />
das Reitzubehör der Merow<strong>in</strong>gerzeit, Wissenschaftliche Beibände<br />
zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 19, Nürnberg<br />
2001
Berichte/Aktuelles 71<br />
Obergünzburg: Fleschutz, Karl (Hrsg.): Sonderausstellung: Dr.<br />
Rudolf Mogl, Chirurg und Künstler, Querschnitt durch se<strong>in</strong> Lebenswerk<br />
anläßlich des 85. Geburtstags 2001, 11.4.-17.6.2001,<br />
Obergünzburg 2001<br />
Würzburg: Fowler, Ian D./ Wall, Frauke van der (Bearb.): Taschenuhren<br />
aus vier Jahrhunderten aus den Sammlungen des<br />
Ma<strong>in</strong>fränkischen Museums Würzburg, Kataloge des Ma<strong>in</strong>fränkischen<br />
Museums Würzburg 16, Würzburg 2002<br />
Obergünzburg: Fleschutz, Karl (Hrsg.): Sonderausstellung: Rettet<br />
unsere Bauernhöfe, Fotoausstellung der Heimatpflege des<br />
Bezirks Schwaben mit örtlichen Ergänzungen vom 24.11.2000-<br />
1.4.2001, Obergünzburg 2000<br />
Pöttmes: Gans, Robert: Die römischen Hortfunde im Raum<br />
Pöttmes. H<strong>in</strong>weise auf römische Verkehrswege <strong>in</strong> der Region; der<br />
römische Hortfund 1964 von Immendorf, Markt Pöttmes; der<br />
römische Hortfund 2002 vom Bleitzhof, Markt Pöttmes, Mühlhausen<br />
2002 (Version 1.7)<br />
Roth: Peuschel, Hans (Red.): Museumskurier Roth 1, Roth 2002<br />
Ruhpold<strong>in</strong>g: Kl<strong>in</strong>gmann, Brigitte: Die Sal<strong>in</strong>enanlage Traunste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> der kurfürstlichen Hofmark Au. Die Entstehung e<strong>in</strong>er Werksiedlung<br />
als städtebauliche Anlage, Quellen und Materialien zur<br />
Hausforschung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 9, Schriften des Holzknechtmuseums<br />
Ruhpold<strong>in</strong>g 3, Ruhpold<strong>in</strong>g 1999<br />
Schwandorf: Sehen was früher war... – Stadthaus- und Industriebau,<br />
historische Planzeichnungen und Fotografien aus<br />
Schwandorf, Sonderausstellung, 4.11.2002-19.1.2003, Schwandorf<br />
2002<br />
Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Bearb.): Helmut Pfeuffer, „Lied<br />
von der Erde“ – Landschaften 1980-2002, Katalog zur Ausstellung<br />
27.9.-17.11. 2002, Halle Altes Rathaus, Schwe<strong>in</strong>furter<br />
Museumsschriften 106, Schwe<strong>in</strong>furt 2002<br />
Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Bearb.): Margarita Calvary,<br />
Druck-Grafik, Städtische Sammlungen Schwe<strong>in</strong>furt, Galerie-Studio<br />
Alte Reichsvogtei 16.5-7.9.2003, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften<br />
110, Schwe<strong>in</strong>furt 2003<br />
Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Hrsg.)/ Giehl, Merve/ Brandl,<br />
Andrea (Red.): MERVE. „Ich zeige dir die Angst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Handvoll<br />
Staub“, 21.9.-20.10.2002 im Forum 13 im Künstlerhof Oberndorf,<br />
Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften 107, Schwe<strong>in</strong>furt 2002<br />
Schwe<strong>in</strong>furt: Schneider, Erich (Hrsg.)/ Haas, Joachim/ Brandl,<br />
Andrea: Maria Maier: ORTsZEIT, Fotografie und Malerei, Ausstellung<br />
von Städtischen Sammlungen und Kunstvere<strong>in</strong> 11.4.-<br />
29.6.2003, Schwe<strong>in</strong>furter Museumsschriften 108, Regensburg<br />
2003<br />
Siegsdorf: B<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>er, Alexander/ Darga, Robert/ Rosendahl,<br />
Wilfried (Beitr.): Ste<strong>in</strong>zeit im Chiemgau, Begleitheft zur Ausstellung<br />
im Naturkunde- und Mammutmuseum Siegsdorf, München<br />
2003<br />
Waldsassen: Gläßel, Adolf/ Tremel, Robert/ Schneider Albert<br />
(Bearb.): Sonderausstellung 2003: Vom Glas zum Bild, Glashütte<br />
Lamberts, Waldsassen – Glasbilder H. G. von Stockhausen – Ada<br />
Isensee, Begleitbroschüre zur Ausstellung 15.3.2003-6.1.2004,<br />
Stiftlandmuseum Waldsassen, Hohenberg a. d. Eger 2003<br />
Wolnzach: P<strong>in</strong>zl, Christoph/ Mayer-Diener, Peter (Bearb.): Eiserne<br />
Pflücker. Das Buch der Hopfenpflückmasch<strong>in</strong>e, Geschichte<br />
und Katalog, Schriftenreihe des Deutschen Hopfenmuseums 4,<br />
Wolnzach 2002
72 Berichte/Aktuelles<br />
Varia<br />
<strong>Bayern</strong>s <strong>Museen</strong> bundesweit an der Spitze<br />
Bei den Besucherzahlen liegen die bayerischen <strong>Museen</strong> im Bundesvergleich<br />
mit Abstand an der Spitze. Dies geht aus der statistischen<br />
Erhebung des Berl<strong>in</strong>er Instituts für Museumskunde für das<br />
Jahr 2002 hervor. Wissenschaftsm<strong>in</strong>ister Thomas Goppel betonte<br />
am 11.2.2004 bei e<strong>in</strong>em Gespräch mit der Presse <strong>in</strong> München,<br />
dass dies e<strong>in</strong> Beleg für die hohe Attraktivität der bayerischen Museumslandschaft<br />
sei, zumal <strong>Bayern</strong> bei der Gesamtzahl der <strong>Museen</strong><br />
– nach den Zahlen des IfM – h<strong>in</strong>ter Baden-Württemberg nur<br />
den zweiten Platz e<strong>in</strong>nimmt: „Diese Zahlen zeigen deutlich, dass<br />
die bayerischen <strong>Museen</strong> e<strong>in</strong>em breiten Publikum Themen und Gegenstände<br />
der Vergangenheit und Gegenwart zeitgemäß und besucherfreundlich<br />
zugänglich machen.“ Besonders erfreulich sei, so<br />
der M<strong>in</strong>ister, dass sich <strong>Bayern</strong>s <strong>Museen</strong> vom bundesweiten Trend<br />
abkoppeln konnten. Im Bundesdurchschnitt s<strong>in</strong>d die Besuchszahlen<br />
im Erhebungsjahr nämlich um 1,7% gesunken, während sie <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> um 6,5% angestiegen s<strong>in</strong>d.<br />
<strong>Bayern</strong> hat mit 20,5 Mio. Besuchern se<strong>in</strong>en deutlichen Vorsprung<br />
vor Baden-Württemberg (14,1 Mio. Besucher) und Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
(14,3 Mio. Besucher) im Vergleich zum Vorjahr<br />
(<strong>Bayern</strong>: 19,2 Mio. Besucher, Baden-Württemberg: 14,3 Mio.)<br />
weiter behaupten können. Da die statistische Erhebung nicht alle<br />
mehr als 1.100 bayerischen <strong>Museen</strong> erfasst hat, kann man sogar<br />
von <strong>in</strong>sgesamt weit über 21 Millionen Besuchern ausgehen.<br />
Die Zukunft der Bilder<br />
Tagung <strong>in</strong> Braunschweig, 30./31.10.2004<br />
Fotografien verblassen, digitale Bilddaten werden unleserlich.<br />
Das visuelle Gedächtnis des Industriezeitalters ist bedroht. Wie<br />
die Zukunft der Bilder sichern? Interdiszipl<strong>in</strong>äres Wissen und<br />
Branchen übergreifende Kooperation s<strong>in</strong>d nötig. Die Sektionen<br />
„Geschichte und Archive“ sowie „Wissenschaft und Technik“ der<br />
Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) richten daher<br />
– unterstützt von der STIFTUNG NORD/LB – ÖFFENTLICHE und<br />
der Kulturstiftung der Länder – am 30. und 31. Oktober 2004 <strong>in</strong><br />
Braunschweig e<strong>in</strong>e Veranstaltung zur Erhaltung von zeitgenössischen<br />
und historischen Fotografien aus.<br />
Die Vorträge und Workshops wenden sich an alle Berufsgruppen,<br />
die mit der Herstellung und dem Ausstellen, dem Sammeln<br />
und Bewahren von fotografischen und digitalen Bildern befaßt<br />
s<strong>in</strong>d: Fotografen, Dokumentare, Datenbankverantwortliche, Archivare,<br />
Museologen, Restauratoren, Kuratoren, Sammler oder<br />
Wissenschaftler <strong>in</strong> öffentlichen und privaten Sammlungen. Die<br />
Tagung verfolgt außer e<strong>in</strong>er fachlichen Fortbildung explizit und<br />
öffentlichkeitsbezogen auch kulturpolitische Ziele: Sie soll dazu<br />
beitragen, e<strong>in</strong> Forum „Rettet die Bilder!“ zu gründen. Hier<strong>in</strong> sollen<br />
die zum Teil langjährigen regionalen Aktivitäten bundesweit<br />
und mit <strong>in</strong>ternationaler Perspektive gebündelt werden.<br />
Am 30.10. wird Prof. Dr. Rolf Sachsse (Bonn/Krefeld) medientheoretische<br />
Überlegungen zum Fotografieren und Sammeln<br />
von Fotografie und digitalen Bildern anstellen. Grant B. Romer<br />
(George-Eastman-House, Rochester NY) stellt die Frage „Warum<br />
Restaurierung?“ und spricht dabei berufsethische Aspekte<br />
fotokonservatorischen Handelns an. Dr. Franziska Frey (Rochester<br />
Institute of Technology) referiert über Kosten und Wege der<br />
Langzeitarchivierung von Fotografien und Daten. Gert Koshofer<br />
(Bergisch Gladbach) wird sich der Haltbarkeit von aktuell verfügbaren<br />
Filmen und Fotopapieren annehmen. Das Thema von<br />
Dr. Rudolf Gschw<strong>in</strong>d (Universität Basel) ist „Neue Methoden digitaler<br />
Archivierung“. Mart<strong>in</strong> Jürgens (Hamburg) stellt moderne<br />
Montierungsmethoden für Farbfotografien vor. Yola de Lusenet<br />
(European Commission on Preservation and Access, Amsterdam)<br />
spricht unter dem Titel „SEPIA und die Folgen“ über praktische<br />
Lösungen und kulturpolitische Perspektiven. Den Vorträgen<br />
schließt sich, moderiert von Lars Spengler (Braunschweig), unter<br />
dem Titel „Die Zukunft der Bilder“ e<strong>in</strong>e Podiumsdiskussion an.<br />
Am 31.10. s<strong>in</strong>d Workshops zum Konservieren von Fotografien<br />
(Klaus Pollmeier, Mülheim/Dessau), zum sachgerechten Aufbau<br />
von Bilddatenbanken (Prof. Reg<strong>in</strong>e Scheffel, HTWK Leipzig) sowie<br />
zum Identifizieren und Konservieren von Digitaldrucken (Mart<strong>in</strong><br />
Jürgens, Hamburg) vorgesehen. Außerdem wird e<strong>in</strong> Treffen lokaler<br />
und regionaler Fotografie-Arbeitsgruppen stattf<strong>in</strong>den, das<br />
Wolfgang Hesse (Rundbrief Fotografie, Dresden) moderiert.<br />
Die Teilnahme an der Tagung und den Workshops ist kostenlos.<br />
Für Pausengetränke und e<strong>in</strong>en Abendimbiss wird e<strong>in</strong> Unkostenbeitrag<br />
erhoben.<br />
Anmeldung bei:<br />
Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh),<br />
Rhe<strong>in</strong>gasse 8-12, 50676 Köln, dgph@dgph.de<br />
Pflicht: Das Internet-Impressum<br />
Seit 2002 unterliegen Internet-Seiten e<strong>in</strong>er gesetzlichen Impressumspflicht<br />
– unabhängig davon, ob es sich um private, geschäftliche<br />
oder auch Seiten e<strong>in</strong>er kulturellen E<strong>in</strong>richtung wie e<strong>in</strong>es<br />
Museums handelt. Dieses Impressum soll möglichst gleich von<br />
der Startseite aus erreichbar se<strong>in</strong> und grundlegende Angaben zum<br />
„Herausgeber“ wie Namen des Museums, se<strong>in</strong>e Anschrift, Telefon,<br />
Fax, E-Mail und Name und Anschrift des Verantwortlichen<br />
enthalten. Bei Vere<strong>in</strong>en ist die e<strong>in</strong>getragene Nummer im Vere<strong>in</strong>sregister<br />
zu nennen. Bei Verstößen kann es zu Abmahnungen und<br />
z. T. empf<strong>in</strong>dlichen Geldbußen kommen.<br />
Weitere Informationen und Hilfen bietet die Seite www.<br />
abmahnwelle.de, Hier f<strong>in</strong>det sich beim Scrollen der rechten Spalte<br />
der E<strong>in</strong>trag „Impressum-Generator“, der die korrekte Erstellung<br />
e<strong>in</strong>es Impressums unterstützt.<br />
E<strong>in</strong>e schöne Bescherung<br />
Wenige Tage vor Weihnachten 2003 brannte das E<strong>in</strong>gangsgebäude<br />
des Fränkischen Freilandmuseums <strong>in</strong> Bad W<strong>in</strong>dsheim. Das<br />
Obergeschoß wurde bis auf den großen Wirtshaussaal völlig vernichtet.<br />
Die Brandursache konnte nicht völlig geklärt werden,<br />
man geht aber davon aus, dass wohl Unachtsamkeit bei e<strong>in</strong>er<br />
Feier im Gasthaus das Feuer auslöste.<br />
Dieser Brand ist der erste größere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bayerischen Freilichtmuseum.<br />
Er zeigt, wie auch andere Brände, z. B. vor ca. 10<br />
Jahren im Hohenloher Freilichtmuseum <strong>in</strong> Wachershofen, die besondere<br />
Feuergefahr <strong>in</strong> Freilichtmuseen.<br />
Über Mittelfranken h<strong>in</strong>aus löste die Nachricht vom Brandunglück<br />
große Anteilnahme aus, die sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erstaunlichen<br />
Spendenbereitschaft ausdrückte. Das stattliche, 1705 erbaute<br />
Gasthaus aus Oberampfrach wird wieder errichtet werden.<br />
Das noch relativ gut erhaltene Untergeschoß, der große, kaum<br />
beschädigte Saal im Obergeschoss und die vorhandenen Archiv-
Berichte/Aktuelles 73<br />
unterlagen lassen erwarten, dass das Gebäude nicht nur se<strong>in</strong>en<br />
Symbolcharakter bewahren – es war das erste Gebäude des Freilichtmuseums<br />
und e<strong>in</strong> beliebtes Gasthaus –, sondern auch als<br />
Teilkopie den Typus e<strong>in</strong>es stattlichen Dorfgasthofes <strong>in</strong> Mittelfranken<br />
präsentieren kann.<br />
Das e<strong>in</strong>zig Positive an diesem Unglück: Die bisher unbefriedigende<br />
Kassensituation wird durch e<strong>in</strong> eigenes Kassengebäude<br />
spürbar verbessert werden.<br />
Obersalzberger Gespräche<br />
E<strong>in</strong>e Vortragsreihe zur Zeitgeschichte<br />
Ende Oktober 1999 wurde die vom Freistaat <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> Auftrag<br />
gegebene „Dokumentation Obersalzberg“, e<strong>in</strong>e Dauerausstellung<br />
des Instituts für Zeitgeschichte, München - Berl<strong>in</strong>, auf dem<br />
Obersalzberg bei Berchtesgaden eröffnet.<br />
Der Obersalzberg, seit 1923 Hitlers Feriendomizil, war nach<br />
1933 zu e<strong>in</strong>em zweiten Regierungssitz neben Berl<strong>in</strong> ausgebaut<br />
worden. Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Obersalzbergs<br />
und verb<strong>in</strong>det die Ortsgeschichte mit e<strong>in</strong>er Darstellung der zentralen<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsformen der nationalsozialistischen Diktatur.<br />
Folgende Themen werden behandelt: der Obersalzberg, Führermythos<br />
und Führerkult, Akteure des Regimes, nationalsozialistische<br />
Volksgeme<strong>in</strong>schaft, Terrorapparat, „Rassenpolitik“, Judenverfolgung<br />
und Völkermord, Widerstand und Emigration, Hitlers<br />
Außenpolitik, der zweite Weltkrieg, die Bunkeranlage und der<br />
Obersalzberg nach 1945. Es s<strong>in</strong>d über 900 Fotos, Dokumente,<br />
Plakate, Film- und Tonaufnahmen, die der Öffentlichkeit zum<br />
Teil erstmals zugänglich gemacht werden, zu sehen (vgl. Museum<br />
heute 20, S. 3-11) . Die „Dokumentation Obersalzberg“ ist ganzjährig<br />
geöffnet. Mit über 120.000 Besuchern pro Jahr stößt die<br />
Ausstellung auf sehr großes Interesse.<br />
Der große Erfolg und die <strong>in</strong>ternationale Anerkennung ließen<br />
bald die Notwendigkeit für zusätzliche, ergänzende Informationen<br />
erkennen. So begann man im Frühjahr 2003, zu „Obersalzberger<br />
Gesprächen“ zwei Mal im Jahr Referenten zu speziellen Themenbereichen<br />
e<strong>in</strong>zuladen. Da für derartige Veranstaltungen noch ke<strong>in</strong><br />
Raum zur Verfügung steht, f<strong>in</strong>den sie e<strong>in</strong>stweilen im Bereich der<br />
Ausstellung ab. Es können 150 Besucher aufgenommen werden.<br />
Die bereits stattgefundenen Abende waren stets ausverkauft.<br />
Die Gesprächsreihe wurde von Prof. Max Mannheimer, dem<br />
Vorsitzenden der Lagergeme<strong>in</strong>schaft Dachau, eröffnet. Er berichtete<br />
als Überlebender von Auschwitz und Dachau. Florian Beierl,<br />
Vorsitzender des „Obersalzberg Institutes“, sprach im Herbst 2003<br />
über die Bunkeranlagen des Obersalzbergs, deren Baugeschichte,<br />
Verwendung und historischem Vermächtnis. Dieser Vortrag musste<br />
wegen des großen Interesses sogar wiederholt werden. Im April<br />
2004 war Mart<strong>in</strong> Bormann jun. aus Herdecke zu Gast. „Leben<br />
gegen Schatten. Gelebte Zeit – geschenkte Zeit“ war das Thema<br />
dieses Abends.<br />
Geplant ist für Oktober 2004 e<strong>in</strong> Abend mit Ulrich Chaussy.<br />
Der Autor des Buches „Nachbar Hitler“ spricht über die Geschichte<br />
se<strong>in</strong>er Buchrecherche, die ihn auf der Suche nach den Spuren<br />
von Hitlers Herrschaftssitz <strong>in</strong> Berchtesgaden das verschwundene<br />
Dorf Obersalzberg f<strong>in</strong>den ließ.<br />
Die vielen Teilnehmer an den „Obersalzberger Gesprächen“<br />
haben bestätigt, dass ständige Ausstellungen unbed<strong>in</strong>gt der Ergänzung<br />
durch aktuelle Angebote bedürfen. Kam der Kreis der<br />
Besucher zunächst aus Berchtesgaden und Umgebung, so ist <strong>in</strong>zwischen<br />
bereits <strong>in</strong>ternationales Interesse zu erkennen.<br />
Mit dem <strong>in</strong> diesem Jahr begonnenen Erweiterungsbau erhält<br />
die „Dokumentation Obersalzberg“ auch e<strong>in</strong>en großen Tagungsraum,<br />
<strong>in</strong> dem die künftigen „Obersalzberger Gespräche“ und weitere<br />
Veranstaltungen stattf<strong>in</strong>den können.<br />
L<strong>in</strong>da Pfnür<br />
Dr. Max Mannheimer referierte beim 1. Obersalzberger Gespräch.<br />
Ausstellung zu verleihen<br />
Den Sternen entlang - Pilgerwege: Jakobsweg/Spanien - Kailash/<br />
Tibet - Qoyllur Rit`i/Peru<br />
Pilgern boomt. Die Zahlen sprechen für sich: Alle<strong>in</strong> 1999 s<strong>in</strong>d<br />
mehr als 160.000 Menschen über den Jakobsweg nach Santiago<br />
de Compostela gepilgert, für 2004 erwartet man gut 200.000. Es<br />
ist e<strong>in</strong>e Route mit e<strong>in</strong>er langen Geschichte:<br />
Santiago ist jene Stadt im spanischen Galicien, wo man im 9.<br />
Jahrhundert auf wundersame Weise das Grab des Apostels Jakob<br />
entdeckt hat. Für das Spanien der Reconquista, das sich gegen<br />
die Mauren zu wehren suchte, e<strong>in</strong>e fabelhafte Fügung. Bald schon<br />
war Santiago neben Rom und Jerusalem das wichtigste Pilgerziel<br />
der römisch-katholischen Kirche - und der frühere Sternenweg,<br />
den schon die Kelten entlang gezogen waren und der sich nun<br />
Jakobsweg oder Cam<strong>in</strong>o de Santiago nannte, e<strong>in</strong>e der bekanntesten<br />
Handelsstraßen Europas. Wieder entdeckt wurde der Jakobsweg<br />
dann 1984, als die galicischen Bischöfe den Europarat baten,<br />
den Cam<strong>in</strong>o als Kulturgut zu anzuerkennen. Der Jakobsweg kann<br />
sich heute „Erste europäische Kulturstraße“ nennen. Er erlebt nun<br />
e<strong>in</strong>e fast schon unglaubliche Renaissance.<br />
Ähnliche Zahlen wie aus Santiago kommen aus Peru. Tausende<br />
von Indianern aus allen Teilen Südamerikas treffen sich alljährlich<br />
<strong>in</strong> Qoyllur Rit`i, e<strong>in</strong>er Hochebene <strong>in</strong> den peruanischen Anden, um<br />
dort am Sternengletscher das „Fest des Schneesterns“ zu zelebrieren.<br />
Im Zentrum der Feiern steht e<strong>in</strong> uralter <strong>in</strong>dianischer Brauch,<br />
der die Christianisierung durch die Spanier ungebrochen überlebt<br />
hat: Die Ukukus, als Bären verkleidete <strong>in</strong>dianische Zeremonienmeister,<br />
hacken große Eisbrocken aus dem Gletscher und br<strong>in</strong>gen<br />
sie zu Tal, wo sie geschmolzen werden. Das auf diese Weise<br />
gewonnene Wasser gilt als heilig, ist gleichermaßen Arznei wie<br />
spirituelles Elixier.
74 Berichte/Aktuelles<br />
Kontakt:<br />
Dr. Susanne Schaber, Flötzersteig 248, A-1050 Wien,<br />
Tel. 0043/1/914 14 62, Fax 0043/1/914 63 18,<br />
schaber@aon.at, oder Christoph L<strong>in</strong>gg, Schloßgasse 15/6a,<br />
A-1140 Wien, Tel. und Fax 0043/1/544 17 99,<br />
mail@christophl<strong>in</strong>gg.com, www.christophl<strong>in</strong>gg.com<br />
Auf dem Weg nach Santiago de Compostela.<br />
Auch die Pilgerreise zum Kailash, dem Heiligen Berg im Norden<br />
Tibets, ist Jahrtausende alt. Der Sitz der Götter, den die H<strong>in</strong>duisten<br />
und Buddhisten am Gipfel des Kailash vermuten, darf<br />
nicht bestiegen werden, doch die Umrundung sollte jeder Gläubige<br />
zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal im Leben versucht haben. Wer den 53 Kilometer<br />
langen Pilgerweg, der durch unwegsames Gelände führt,<br />
h<strong>in</strong>ter sich gebracht hat, erspart sich damit gleich mehrere Wiedergeburten,<br />
weiß man <strong>in</strong> Tibet. E<strong>in</strong>e Vorstellung, der Pilger aus<br />
ganz Asien folgen: Die Umrundung des Kailash so glaubt man,<br />
führt <strong>in</strong>s heilige Zentrum der Erde.<br />
Drei Pilgerwege, die Menschen aller Nationen und Kulturen<br />
vere<strong>in</strong>en, die Neugierige aus aller Welt anziehen und Gläubige<br />
mehrerer Religionen verb<strong>in</strong>den. Was ist es, das Gläubige wie Ungläubige<br />
an solchen Pilgerwegen gleichermaßen fasz<strong>in</strong>iert? Die<br />
spirituelle Energie heiliger Orte? Abenteuerlust?<br />
Die Ausstellung von Christoph L<strong>in</strong>gg (Fotos) und Susanne<br />
Schaber (Texte) zu diesem Thema umfasst 90 Fotos und 20 Texte,<br />
Format 50 x 70, <strong>in</strong>kl. Passepartouts. Sie wird mit Passepartouts<br />
und auf Wunsch mit oder ohne Wechselrahmen geliefert. Es kann<br />
auch jeder der drei Pilgerwege als E<strong>in</strong>zelausstellung gebucht werden.<br />
Als solche würde sie jeweils 39 Bilder und acht Tafeln umfassen.<br />
Für die Vernissage stehen e<strong>in</strong>e Videoshow, e<strong>in</strong>e Klang<strong>in</strong>stallation<br />
und e<strong>in</strong>e Lesung zur Verfügung. Zur Ausstellung ist im<br />
Picus-Verlag e<strong>in</strong> Buch gleichen Titels erschienen, das als Katalog<br />
dient. Die Ausstellung war bisher im Wiener Hofmobiliendepot/<br />
Schönbrunn AG, <strong>in</strong> Passau, Eichstätt und Ljubljana zu sehen und<br />
wird u. a. noch <strong>in</strong> Eisenstadt, Zürich und Santiago de Compostela<br />
gezeigt werden.<br />
Ausstellung zur <strong>in</strong>nerdeutschen Geschichte<br />
Am 30. April 1976 wurde Michael Gartenschläger an der <strong>in</strong>nerdeutschen<br />
Grenze bei Büchen von e<strong>in</strong>em Spezialkommando des<br />
M<strong>in</strong>isteriums für Staatssicherheit der DDR erschossen. Der 32jährige<br />
Wahl-Hamburger wollte zum dritten Mal e<strong>in</strong>e der Splitterm<strong>in</strong>en<br />
an den Grenzsperranlagen an der <strong>in</strong>nerdeutschen Grenze<br />
entfernen. Die Existenz dieser „Selbstschussanlagen“ hatte die<br />
DDR-Regierung bis zu diesem Zeitpunkt verleugnet.<br />
Gartenschläger war <strong>in</strong> der Nähe von Berl<strong>in</strong> aufgewachsen und<br />
erlebte die Repressalien des Regimes, als se<strong>in</strong> Jugendclub, benannt<br />
nach dem Rock-´n´-Roll-Star Ted Herold, verboten wurde. Se<strong>in</strong><br />
Protest gegen das Verbot westlich geprägter Jugendkultur führte<br />
zu Verhaftung und Prozess und schließlich zu lebenslanger Haftstrafe.<br />
Nach Freikauf durch die BRD versuchte Gartenschläger, die<br />
menschenverachtenden Vorgänge an der <strong>in</strong>nerdeutschen Grenze<br />
anzuprangern, was er schließlich mit dem Leben bezahlte.<br />
Die Ausstellung „Michael Gartenschläger – Leben und Sterben<br />
zwischen Deutschland und Deutschland“, konzipiert von der<br />
Gedenkstätte Deutsche Teilung <strong>in</strong> Marienborn, wirft <strong>in</strong> Text- und<br />
Bildtafeln, mit Dokumenten und Objekten aus dem Leben Gartenschlägers,<br />
Filmausschnitten und e<strong>in</strong>er Hörstation anhand dieses<br />
E<strong>in</strong>zelschicksals e<strong>in</strong> Schlaglicht auf die Geschichte der Jugend<br />
<strong>in</strong> der DDR zur Zeit des „Kalten Krieges“ und er<strong>in</strong>nert an die<br />
Brutalität der Teilung Deutschlands. Sie kann gegen Übernahme<br />
der Transportkosten – Bezuschussung nach Absprache möglich<br />
- sowie eigenen Auf- und Abbau bei der Gedenkstätte Deutsche<br />
Teilung ausgeliehen werden. Plakate und Flyer stehen zum Selbstkostenpreis<br />
zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen:<br />
Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, an der BAB 2,<br />
39365 Marienborn, Tel. 039406/9209-0, Fax -9,<br />
gedenkstätte@marienborn.de
Dr. Andreas Boos, Historisches Museum Regensburg<br />
Dr. Michaela Breil, Historiker<strong>in</strong> und Kulturpädagog<strong>in</strong>, München<br />
Anjalie Chaubal, Museum Wörlen, Passau<br />
Hans Eich<strong>in</strong>ger, Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g<br />
Dr. Christof Flügel, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Albrecht A. Gribl, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Eva Haupt M. A., Isergebirgs-Museum Neugablonz<br />
Doris Hefner M. A., Archäolog<strong>in</strong> und Kulturkurator<strong>in</strong>, Gilch<strong>in</strong>g<br />
Ernst Höntze, Freilichtmuseum Mass<strong>in</strong>g<br />
Ingrid Jütt<strong>in</strong>g M. A., Ma<strong>in</strong>z<br />
Ilka Knöpfel M. A., Webdesign & Website-Management, Kempten<br />
Dr. Kilian Kreil<strong>in</strong>ger, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Hannelore Kunz-Ott, Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
<strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dr. Astrid Pellengahr, Kempten<br />
L<strong>in</strong>da Pfnür, Dokumentation Obersalzberg<br />
Dr. Doris Prenn, prenn_punkt, Büro für Kommunikation & Gestaltung,<br />
Alkoven<br />
Dr. Viktor Pröstler, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Jochen Ramm<strong>in</strong>g M. A., Kulturwissenschaftler, Kulturbüro<br />
FranKonzept, Würzburg<br />
Stefan Siemer, Deutsches Museum München<br />
Dr. Wolfgang Stäbler, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Dagmar Stonus M. A., Kulturwissenschaftler<strong>in</strong>, Kulturbüro<br />
FranKonzept, Würzburg<br />
Markus Tremmel, Museum im Adlhoch-Haus, Altdorf<br />
Georg Waldemer, Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Ariane Weidlich M. A., Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern an<br />
der Glentleiten, Großweil<br />
Monika Weigl, Museum im Adlhoch-Haus, Altdorf<br />
Die Autoren<br />
dieses Hefts<br />
Abbildungen:<br />
Landesstelle für die nichtsstaatlichen <strong>Museen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>:<br />
(Markus Hundmer) S. 3, 40, (Wolfgang Stäbler) 43-45,<br />
(Georg Waldemer) S. 49<br />
Ballonmuseum Gersthofen, S. 4, 6, 7a, 10<br />
Atelier Erich Hackel: S. 7b, 8<br />
Verkehrsvere<strong>in</strong> Kaufbeuren: 11<br />
Isergebirgs-Museum Neugablonz: 13-15<br />
Atelier Zudem – S. Issig und D. Nitschke: S. 16-20<br />
Hans-Joachim Becker, München: S. 22-24<br />
Andreas Boos: S. 26<br />
Ferstl: S. 29b<br />
Doris Hefner, Michaela Breil: 30-32<br />
Thomas Jerger: S. 36a<br />
Hartmut Reese: S. 36b<br />
Sibylle Schmidt-Lawrenz M.A., Kronburg: S. 47, 48<br />
S. 43-45, (Georg Waldemer) S. 49,<br />
Dieter Nübler, Regensburg: 54a<br />
Frischauf: S. 55<br />
Freilichtmuseum an der Glentleiten: S. 61<br />
Roland B<strong>in</strong>der: S. 63<br />
Dokumentationszentrum Obersalzberg: S 73<br />
Christoph L<strong>in</strong>gg: S. 74
Landesstelle für die<br />
nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Alter Hof 2, 80331 München<br />
Telefon 089/21 01 40-0<br />
Telefax 089/21 01 40-40<br />
ISSN 0944-8497