33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern
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28 Museumsportrait<br />
Modell des Baus des Regensburger Legionslagers lediglich h<strong>in</strong>ter<br />
e<strong>in</strong>er gläsernen Abschrankung zu präsentieren, anstatt es wieder<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Großvitr<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zubauen. Auch die freie Aufstellung orig<strong>in</strong>aler<br />
Funde wie z. B. e<strong>in</strong>es römischen We<strong>in</strong>fasses oder e<strong>in</strong>er<br />
großen Ölamphore soll dazu beitragen, die Besucher weitgehend<br />
barrierefrei an die Welt der Römer heranzuführen.<br />
Die nach e<strong>in</strong>heitlichen Vorgaben gestalteten Texttafeln<br />
erhielten <strong>in</strong> Anlehnung an die Mittelalterabteilung e<strong>in</strong>en schwarzen<br />
Stahlrahmen, um e<strong>in</strong>e gewisse E<strong>in</strong>heitlichkeit im Gestaltungsbild<br />
des Museums e<strong>in</strong>zuhalten. Maße, Textumfang und<br />
Schrifttype orientieren sich ebenfalls an den Mittelalter-Texttafeln,<br />
obwohl die Tafeln der Römerabteilung etwas massiver und<br />
damit nicht ganz so elegant wirken, dafür aber grafisch abwechslungsreicher<br />
gestaltet s<strong>in</strong>d. Als Logo für die Römerabteilung,<br />
das auf allen Informationsträgern neben dem auf e<strong>in</strong>e Überschrift<br />
reduzierten Raumtext ersche<strong>in</strong>t, wurde e<strong>in</strong> Kalkste<strong>in</strong>kopf<br />
des Gottes Mars von e<strong>in</strong>em römischen Grabbau aus Regensburg<br />
verwendet. Die gute Lesbarkeit der knappen und prägnanten Texte<br />
sowie die illustrative Gestaltung mit Karten und Grafiken wurden<br />
bei der Eröffnung von vielen Besuchern besonders hervorgehoben.<br />
Führungsl<strong>in</strong>ie und E<strong>in</strong>zelthemen<br />
Der Rundgang durch das römische Regensburg beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
modern gestalteten Saal, der für die Bayerische Landesausstellung<br />
2000 saniert worden war und damals als Informationszentrum<br />
diente. Thematisch wird hier das Militär <strong>in</strong> Regensburg/Castra<br />
Reg<strong>in</strong>a mit se<strong>in</strong>en Kastellen dargestellt. Bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e asymmetrisch<br />
gestellte Säulenreihe <strong>in</strong> der Längsachse des Saales und<br />
durch die lang gestreckten Dimensionen bot sich hier e<strong>in</strong>e offene<br />
Raumgestaltung an, die zum e<strong>in</strong>en die Ausrüstung des Militärs<br />
(auf der Fensterseite), zum anderen die zeitgleichen Funde aus<br />
den jeweiligen Lagern und den zugehörigen Zivilsiedlungen (auf<br />
der gegenüberliegenden Wandseite) präsentiert. Dabei war e<strong>in</strong>e<br />
freie Besucherführung, die es ermöglicht, zwischen den thematisch<br />
korrespondierenden Raumseiten und den locker mite<strong>in</strong>ander<br />
verschränkten Themenbereichen zu wechseln, durchaus beabsichtigt.<br />
Vor den Fenstern s<strong>in</strong>d auf transluzenten Folien lebensgroße<br />
Zeichnungen römischer Soldaten der Zeit um 100, 200 und 320<br />
n. Chr. abgehängt, um den Besucher auf se<strong>in</strong>em Gang durch die<br />
knapp 400 Jahre römischer Präsenz <strong>in</strong> Regensburg zu leiten und<br />
ihm e<strong>in</strong>e Vorstellung vom Menschen h<strong>in</strong>ter dem archäologischen<br />
Objekt zu vermitteln. Gleichzeitig werden dadurch die kle<strong>in</strong>teiligen<br />
Ausrüstungsgegenstände der Militäruniformen <strong>in</strong> ihrem antiken<br />
Funktionszusammenhang bildlich erläutert.<br />
Zentrales Exponat und Blickfang ist aber die monumentale<br />
Bau<strong>in</strong>schrift des römischen Legionslagers Castra Reg<strong>in</strong>a aus dem<br />
Jahr 179 n. Chr., gewissermaßen die Gründungsurkunde der Stadt<br />
Regensburg rund hundert Jahre nach der Anlage e<strong>in</strong>es ersten,<br />
kle<strong>in</strong>eren Militärlagers im Stadtteil Kumpfmühl. Ohne als H<strong>in</strong>dernis<br />
empfunden zu werden, teilt die Lagertor<strong>in</strong>schrift den Raum <strong>in</strong><br />
die zwei Bereiche vor und nach Errichtung des Legionskastells, ist<br />
aber gleichzeitig nach außen, d. h. auf den Vorraum vor dem Ausstellungssaal,<br />
gerichtet. Da der Saal <strong>in</strong> diese Richtung mit e<strong>in</strong>er<br />
Glaswand abgeschlossen ist, wirkt diese Fläche von dem aus dem<br />
Foyer zum Museumscafé führenden Vorraum aus wie e<strong>in</strong> Schaufenster.<br />
Die angestrebte Außenwirkung der Ausstellung wird noch<br />
dadurch erhöht, dass e<strong>in</strong>e Wand dieses Vorraums als Projektionsfläche<br />
für e<strong>in</strong>e Beamer-Präsentation fungiert. Dieser Beamer wird<br />
<strong>in</strong> der Ausstellung von e<strong>in</strong>em PC gesteuert, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Tisch vor<br />
e<strong>in</strong>er Fundortkarte e<strong>in</strong>gelassen ist. Das Computerprogramm über<br />
das römische Regensburg erläutert mit Luftbildern, Plänen, Texten,<br />
Fotos und Animationen die wichtigsten Fundstellen. Hierbei<br />
können die E<strong>in</strong>zelthemen und ihre Unterpunkte gezielt angesteuert<br />
werden, um sie auf der Projektionswand e<strong>in</strong>er größeren Besu-<br />
chergruppe, etwa e<strong>in</strong>er Schulklasse, darzubieten. Im Ruhezustand<br />
wirft das Programm über den Beamer e<strong>in</strong>e Art Diashow römischer<br />
Funde und Fundstellen an die Wand und soll so den Ausstellungsbereich<br />
stets werbewirksam mit dem öffentlichen Vorraum<br />
verb<strong>in</strong>den.<br />
Bei der Gestaltung der Texttafeln wurde besonderer Wert auf<br />
anschauliche Abbildungen und Karten gelegt. Da die beschriebenen<br />
Standardvitr<strong>in</strong>en kaum Platz für Vorder- oder Rückseitengraphik<br />
bieten, wurde das traditionelle Gestaltungsmittel der<br />
Texttafel gewählt. Dabei ist besonders im ersten Saal e<strong>in</strong>e relativ<br />
große Anzahl von Tafeln festzustellen, was aber angesichts der<br />
komplexen Militärgeschichte Regensburgs verständlich wird. Verteilt<br />
wurden die Texttafeln auf <strong>in</strong> sich geschlossene E<strong>in</strong>zelthemen<br />
mit jeweils zugeordneten Vitr<strong>in</strong>en. Diese Themenbereiche, wie<br />
z. B. „H<strong>in</strong>ter festen Mauern – Das Legionslager Castra Reg<strong>in</strong>a“<br />
oder „Nachbarn, Fe<strong>in</strong>de, Kampfgenossen – Die Germanen“, können<br />
vom Besucher entweder <strong>in</strong> der großen historischen Entwicklungsl<strong>in</strong>ie<br />
wahrgenommen werden, wenn er den Saal <strong>in</strong> der<br />
Längsachse durchschreitet, oder aufgrund der Abgeschlossenheit<br />
der Texte auch <strong>in</strong>dividuell angesteuert werden. Die Standortwahl<br />
für die überwiegend an der Längswand l<strong>in</strong>ear angeordneten Vitr<strong>in</strong>en<br />
und Tafeln wurde von mehreren Faktoren bestimmt. Dazu<br />
gehören die wegen des e<strong>in</strong>geschränkten Platzangebotes komprimierte<br />
Darstellung der Militärgeschichte sowie technische Vorgaben,<br />
wie die Positionierung der Lagertor<strong>in</strong>schrift als „key visualizer“,<br />
ferner der geforderte Freiraum <strong>in</strong> der Mitte oder die großen<br />
Maße des Lagerbaumodells.<br />
Der zweite Raum bot sich aufgrund se<strong>in</strong>es niedrigen Kreuzgratgewölbes<br />
und der dadurch erzeugten gedämpften Atmosphäre<br />
für das Thema „Römische Religion“ an. Hier werden neben anderen<br />
Altären und Weih<strong>in</strong>schriften Kultbilder, Votivgaben, Inschriften<br />
und Opferaltäre aus dem Heiligtum des Gottes Merkur auf<br />
dem Regensburger Ziegetsberg gezeigt, ferner zahlreiche Götterstatuetten<br />
von Hausaltären. Die pralle Füllung e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e vor<br />
allem mit Merkurfiguren ist dabei durchaus beabsichtigt, um dem<br />
Besucher auch optisch die große Bedeutung dieses Gottes im täglichen<br />
Leben der Prov<strong>in</strong>zbevölkerung vor Augen zu führen.<br />
Die anschließenden Räume widmen sich dem römischen Alltag.<br />
Auf e<strong>in</strong>en Saal mit dem Schwerpunkt auf der zivilen Besiedlung<br />
der Lagervorstadt, der Lagerdörfer und der Gutshöfe mit<br />
ihren vielfältigen Gewerben und Berufen folgt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Raum<br />
mit den Bereichen Fernhandel und Münzwesen, der durch das<br />
E<strong>in</strong>ziehen e<strong>in</strong>er abgehängten Decke zu e<strong>in</strong>em „Pretiosenkab<strong>in</strong>ett“<br />
umgestaltet wurde: Neben e<strong>in</strong>er eigens konstruierten großen<br />
Münzvitr<strong>in</strong>e, die es dem Besucher erlaubt, die zahlreichen ausgestellten<br />
Münzen (Auswahl: Stefan Wiechmann M. A.) mittels<br />
e<strong>in</strong>er verschiebbaren Lupe genauer zu betrachten, fällt der Blick<br />
auf e<strong>in</strong>e dem alten Bestand entnommene und umgerüstete Vitr<strong>in</strong>e<br />
mit Fernhandelsgütern. Dazu zählen zahlreiche Gläser aus<br />
dem Rhe<strong>in</strong>land, rot glänzendes Tafelgeschirr (Terra Sigillata) aus<br />
Frankreich und der Pfalz bis h<strong>in</strong> zu Austern von der Atlantikküste,<br />
daneben aber auch das frei aufgestellte Tannenholzfass für italienischen<br />
We<strong>in</strong> oder die große Amphore für spanisches Olivenöl.<br />
Der nächste Raum mit dem Nachbau des römischen Hauses,<br />
e<strong>in</strong>er Wandvitr<strong>in</strong>e mit der Theke e<strong>in</strong>er römischen „taberna“ und<br />
zwei umgerüsteten Vitr<strong>in</strong>en zu Haushaltsgerät und Geschirr ist<br />
<strong>in</strong>haltlich weitgehend unverändert übernommen und nur etwas<br />
„herausgeputzt“ worden, was beim römischen Haus wörtlich zu<br />
nehmen ist.<br />
E<strong>in</strong>e schwierige Aufgabe bildete die Gestaltung des folgenden<br />
Saales mit spätgotischer Holzdecke und kreuzgratgewölbtem<br />
Baldach<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>er Raumecke, die <strong>in</strong> der Zeit des M<strong>in</strong>oritenklosters<br />
als Kochstelle gedient hatte. Neben diesen orig<strong>in</strong>al am<br />
Ort erhaltenen Architekturelementen erschwerte der alte E<strong>in</strong>bau<br />
von zwei romanischen Triforien aus dem ehemaligen Hof