31.10.2013 Aufrufe

33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern

33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern

33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Museumsportrait 23<br />

der e<strong>in</strong>gerichtet und im Jahr 2003 eröffnet, ergänzen beide Ausstellungen<br />

e<strong>in</strong>ander: So erzählt die Akademiesammlung von der<br />

Geschichte und den H<strong>in</strong>tergründen derjenigen wissenschaftlichen<br />

Instrumente, die als erster geschlossener Sammlungsbestand im<br />

Jahr 1903 <strong>in</strong> das Museum kamen und den Grundstock der folgenden<br />

Sammlungserweiterungen bildeten, die „Museumsgeschichte“<br />

h<strong>in</strong>gegen von der weiteren Entwicklung der Sammlungen.<br />

Wenngleich die Erweiterung der Ausstellungsfläche auf<br />

rund 220m² e<strong>in</strong>e Fülle neuer Möglichkeiten zur Präsentation der<br />

Museumsgeschichte bot, so war das neue Konzept doch gleichzeitig<br />

an bestimmte Vorgaben gebunden. Da der Raum auch für<br />

Empfänge und Veranstaltungen genutzt werden sollte, musste<br />

etwa die Hälfte der Ausstellungsfläche frei bleiben. Auch bildeten<br />

zwei massive freistehende, <strong>in</strong> der Mitte des Saales bef<strong>in</strong>dliche<br />

Trennwände sowie e<strong>in</strong>e breite Fensterfront mit Blick auf<br />

den Innenhof des Museums e<strong>in</strong>e weitere Vorgabe, mit der sich die<br />

Konzeption und Gestaltung ause<strong>in</strong>ander zu setzen hatte. Dennoch<br />

war mit diesem Raum e<strong>in</strong> Ausstellungsort gefunden, der zusammen<br />

mit dem benachbarten historischen Ehrensaal des Museums<br />

mit se<strong>in</strong>en Büsten und Gemälden zu Ehren bedeutender deutscher<br />

Wissenschaftler und Techniker sowie der Ausstellung zur<br />

Geschichte der Akademiesammlung e<strong>in</strong>e attraktive Raumflucht<br />

bildet. Sie bietet sich dem Besucher gewissermaßen als e<strong>in</strong>führende<br />

historische Achse vor se<strong>in</strong>em weiteren Gang durch die<br />

übrigen Ausstellungen des Museums dar.<br />

Gemäß diesen Bed<strong>in</strong>gungen wurde der Hauptteil der „Museumsgeschichte“<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es langen, durchgehenden Vitr<strong>in</strong>enbandes<br />

an zwei Längsseiten des Ausstellungsraums realisiert.<br />

Dies erlaubte nicht nur die Unterbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er Vielzahl größerer<br />

Objekte, sondern auch im regelmäßigen Wechsel von verglasten<br />

E<strong>in</strong>blicken mit buchartigen Text- und Fototafeln im Vordergrund<br />

e<strong>in</strong>e höchst dynamische Beziehung zu den im H<strong>in</strong>tergrund präsentierten<br />

Objekten. So entstehen immer wieder neue E<strong>in</strong>blicke<br />

und Perspektiven auf die Exponate, die, teilweise h<strong>in</strong>ter den Texttafeln<br />

verborgen, die Neugierde des Besuchers herausfordern.<br />

Die Abfolge der Vitr<strong>in</strong>en orientiert sich zunächst an der Chronologie<br />

markanter Ereignisse aus der Geschichte des Museums.<br />

Das Spektrum reicht hier von der Gründung des Museums 1903<br />

über die Eröffnung des Museumsneubaus auf der Museums<strong>in</strong>sel<br />

1925, das Museum während der Zeit des Nationalsozialismus, den<br />

Wiederaufbau nach den Kriegszerstörungen <strong>in</strong> den 1950er Jahren<br />

bis h<strong>in</strong> zu aktuellen Entwicklungen und Planungen. Besonders<br />

die Darstellung der Nachkriegszeit bis <strong>in</strong> die 1980er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

folgt dabei dem Grundgedanken, die Geschichte des Museums<br />

als Spiegel aktueller technischer Entwicklungen darzustellen. Am<br />

Leitfaden der seit den 1960er Jahren entstandenen neuen Ausstellungen<br />

zu Kernphysik, Raumfahrt und Informatik werden<br />

dabei museums<strong>in</strong>terne und -externe Wahrnehmungen von Wissenschaft<br />

und Technik problematisiert.<br />

Unterbrochen wird diese l<strong>in</strong>eare Abfolge der Ereignisse durch<br />

systematische Abschnitte. Sie geben E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> historische Ausstellungstechniken,<br />

die Inszenierung von Objekten als „Meisterwerke“<br />

<strong>in</strong> der Frühzeit des Museums und thematisieren im Kapitel<br />

„H<strong>in</strong>ter den Kulissen“ die Arbeit der Museumsmitarbeiter oder<br />

den Aufbau der Sammlungen. H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e Ausstellungse<strong>in</strong>heit<br />

über die bis heute wichtige Rolle von Stiftern und Mäzenen.<br />

Neue Blicke auf Objekte<br />

Beim Betreten der Ausstellung stechen zwei markante Exponate<br />

<strong>in</strong>s Auge. Die berühmten „Magdeburger Halbkugeln“ mit der<br />

Vakuumluftpumpe Otto von Guerickes kontrastieren mit e<strong>in</strong>er<br />

Halbleiterscheibe zur Herstellung von Mikrochips für die Computer<strong>in</strong>dustrie.<br />

Für sie wurden jeweils die beiden den Raum dom<strong>in</strong>ierenden<br />

Trennwände durchbrochen und als Großvitr<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Beide Exponate machen den Besucher auf das breite<br />

Sammlungsspektrum des Museums zwischen historischen und<br />

aktuellen Objekten, wissenschaftlicher Grundlagenforschung und<br />

Technik sowie „Meisterwerk“ und <strong>in</strong>dustriell gefertigter „Massenware“<br />

aufmerksam.<br />

Der für das Verständnis der Museumsgeschichte so wichtige<br />

Aufbau der Sammlungen zwischen 1903 und 1925 ist das Thema<br />

e<strong>in</strong>er Vitr<strong>in</strong>e, die Sammlungskonzepte und die Beschaffung der<br />

ersten Exponate thematisiert. E<strong>in</strong> Werftmodell e<strong>in</strong>es Panzerkreuzers<br />

von 1906, e<strong>in</strong>e Röntgenröhre aus dem Besitz Wilhelm Conrad<br />

Röntgens oder e<strong>in</strong> Planetolabium aus dem Besitz des Astronomen<br />

Tycho Brahe zeigen die Spannbreite der Sammlungen <strong>in</strong> der Frühzeit<br />

des Museums im Spannungsfeld von Groß<strong>in</strong>dustrie, wissenschaftlicher<br />

Grundlagenforschung und Wissenschaftsgeschichte.<br />

E<strong>in</strong>e sogenannte Gewehrkamera aus dem Besitz des Ballonpioniers<br />

und Fotografen Konrad von Bassus diente zur Verbesserung<br />

von Luftaufnahmen vom schwankenden Boden e<strong>in</strong>es Ballonkorbs<br />

aus. Sie ersche<strong>in</strong>t aus heutiger Perspektive zunächst als Kuriosum,<br />

spiegelt jedoch auf anschauliche Weise die Offenheit der frühen<br />

Sammlungen für technische Erf<strong>in</strong>dungen und Innovationen. E<strong>in</strong>e<br />

Attraktion ist hier auch das unter der Nummer 1 <strong>in</strong>ventarisierte<br />

„erste Objekt“ des Museums, e<strong>in</strong> recht unsche<strong>in</strong>bares Thermometer<br />

nach Réaumur aus dem 18. Jahrhundert.<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt der Ausstellung ist das Thema Ausstellungstechnik.<br />

E<strong>in</strong>e historische Vitr<strong>in</strong>e mit den Induktionsversuchen<br />

James Faradays von 1906 macht unmittelbar anschaulich,<br />

wie das Museum zahlreiche Objekte aufwändig als „Meisterwerke“<br />

<strong>in</strong>szenierte. Noch weit bis <strong>in</strong> die Nachkriegsjahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> bildete<br />

dieses Konzept – entsprechend dem vollständigen Namen<br />

„Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft<br />

und Technik“ – den Fluchtpunkt vieler Ausstellungen, gemäß der<br />

Vorgabe, die historischen Leistungen von Forschern und Technikern<br />

angemessen zur Darstellung zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Das Bild des Deutschen Museums <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

war jedoch vor allem durch die Vielzahl an Experimenten und<br />

Demonstrationen geprägt, die es dem Besucher erlaubten, wissenschaftliche<br />

Vorgänge und technische Abläufe anschaulich nachzuvollziehen.<br />

Die meisten dieser Vorrichtungen aus der Frühzeit<br />

des Museums s<strong>in</strong>d längst aus den heutigen Ausstellungen verschwunden.<br />

Für die neue Ausstellung wurden e<strong>in</strong>ige von ihnen<br />

reaktiviert. Gezeigt wird unter anderem e<strong>in</strong> Mondphasenmodell,<br />

das dem Besucher der Abteilung Astronomie im Jahr 1906 die<br />

Vorgänge des Mondumlaufs mittels e<strong>in</strong>er Kurbel verdeutlichte.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Abschnitt stellt an Beispielen die Technik des Dioramen-<br />

und Modellbaus vor, die bis heute e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong><br />

den Ausstellungen spielen.<br />

An vielen Stellen der Ausstellung kann der Besucher selbst<br />

aktiv werden. Das gilt etwa für h<strong>in</strong>ter „magischem Glas“ – e<strong>in</strong>em<br />

Spezialglas, das sich transparent schalten lässt – verborgene<br />

„kuriose Objekte“ – Fundstücke aus dem Depot – oder Geschenke,<br />

die während der Jahresfeiern des Museums den geladenen Gästen<br />

überreicht wurden. Sie werden mittels Knopfdruck <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

separaten Vitr<strong>in</strong>en für kurze Zeit sichtbar und stellen e<strong>in</strong>e Art<br />

ironischen Kommentar zu den übrigen Exponaten der Ausstellung<br />

dar.<br />

Die erläuternden Texte <strong>in</strong> deutscher und englischer Sprache<br />

auf den durchgehenden Vitr<strong>in</strong>enwänden s<strong>in</strong>d auf drei Ebenen<br />

hierarchisiert. Verschiedene Schriftgrößen erleichtern hier die<br />

Orientierung des Besuchers. Als Bereichstexte geben sie zunächst<br />

e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Überblick über das jeweilige Kapitel der Ausstellung,<br />

als Gruppentexte vertiefende Informationen zu spezielleren<br />

Aspekten und schließlich als Objekttexte Kurz<strong>in</strong>formationen<br />

zu den e<strong>in</strong>zelnen Exponaten. Abweichend von diesem Schema f<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Fällen zu e<strong>in</strong>zelnen Objekten erweiterte<br />

Objekttexte, die Informationen zur Geschichte der Vorbesitzer<br />

oder ihrer Funktion <strong>in</strong> den historischen Ausstellungen geben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!