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33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern

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36 Berichte/Aktuelles<br />

Barrierefrei <strong>in</strong><br />

Ausstellungen und<br />

<strong>Museen</strong><br />

E<strong>in</strong> neues Vermittlungskonzept ermöglicht<br />

sehbeh<strong>in</strong>derten, bl<strong>in</strong>den und gehörlosen<br />

Menschen, Ausstellungen zu erleben<br />

Doris Prenn<br />

Ausstellungen bedienen sich seit jeher der visuellen und akustischen<br />

Vermittlung ihrer Inhalte; ja es liegt gewissermaßen <strong>in</strong><br />

der Natur e<strong>in</strong>er Schau, sich der Augen und Ohren der Besucher<br />

zu bedienen. Daher stellt sich dem „normalen“ Besucher die Frage,<br />

ob Menschen mit Sehbeh<strong>in</strong>derung oder Gehörlose daran überhaupt<br />

s<strong>in</strong>nlich teilhaben können.<br />

Mit e<strong>in</strong>em klaren Ja antwortet darauf die Ausstellungsgestalter<strong>in</strong><br />

und Kulturvermittler<strong>in</strong> Dr. Doris Prenn. Mit ihrem buero<br />

fuer kommunikation und gestaltung prenn.punkt hat sie neue<br />

Standards erarbeitet, die auch dieser Bevölkerungsgruppe Inhalte<br />

und Qualität e<strong>in</strong>er Ausstellung vermitteln.<br />

Den Anstoß zu den Überlegungen <strong>in</strong> diese Richtung gab für<br />

die Oberösterreicher<strong>in</strong> nach zahlreichen Aufträgen bei Großausstellungen<br />

die didaktische Umsetzung der Ausstellung „Der Wert<br />

des Lebens“ <strong>in</strong> Schloss Hartheim. Die von den Wissenschaftlern<br />

erarbeiteten Fakten zum Thema „Euthanasie im Nationalsozialismus“<br />

galt es anhand sparsamer Exponate zu erklären, die Räume<br />

im Schloss, <strong>in</strong> dem mehr als 30.000 beh<strong>in</strong>derte Menschen ermordet<br />

und verbrannt wurden, sollten alle<strong>in</strong> durch ihre Existenz wirken.<br />

Augenzeugenberichte, Dekrete, Statements aus Interviews<br />

und Hörbeispiele sowie Fotos sollten den H<strong>in</strong>tergrund der Vernichtungsmasch<strong>in</strong>erie<br />

während der NS-Zeit erhellen und e<strong>in</strong>e<br />

sachliche Diskussion und Aufarbeitung <strong>in</strong> dem zum Lern- und<br />

Gedenkort gewidmeten ehemaligen Schauplatz des Massenmords<br />

ermöglichen. E<strong>in</strong>e begleitende Ausstellung sollte darüber h<strong>in</strong>aus<br />

den Wandel der gesellschaftlichen Akzeptanz von Beh<strong>in</strong>derung<br />

durch die Jahrhunderte erklären.<br />

Barrierefreiheit ist mehr als rollstuhlgerecht<br />

Aufgrund der Tatsache, dass beh<strong>in</strong>derte Menschen, ihr Leben und<br />

ihre Schicksale im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, war es für<br />

die Planer<strong>in</strong> nahe liegend, gerade dieser betroffenen Bevölkerungsgruppe<br />

den Besuch und die <strong>in</strong>haltliche Anteilnahme an der<br />

Ausstellung zu ermöglichen. So wurde nicht nur darauf geachtet,<br />

dass die Ausstellung den Standards von Rollstuhlgerechtheit und<br />

Zugänglichkeit entspricht, sondern auch Vermittlungsprogramme<br />

für unterschiedliche Altersgruppen und Anspruchsniveaus erstellt<br />

und vor allem e<strong>in</strong>e Gruppe von Menschen e<strong>in</strong>gebunden wird, die<br />

üblicher Weise von Ausstellungen generell und von visuellen und<br />

akustischen Vermittlungsstrategien im Speziellen ausgeschlossen<br />

bleiben. Mittels spezifischer Vermittlungsangebote und e<strong>in</strong>er<br />

angepassten Infrastruktur wurde die Ausstellung tatsächlich auch<br />

für Gehörlose sowie Bl<strong>in</strong>de und Sehbeh<strong>in</strong>derte barrierefrei gestaltet.<br />

Damit s<strong>in</strong>d erstmals <strong>in</strong> Österreich neue Wege <strong>in</strong> der Vermittlung<br />

für diese Gruppen beschritten.<br />

a E<strong>in</strong> durch Reliefierung ertastbares Bild.<br />

b Mit transparenter Braille-Schrift-Folie belegte Beschriftung.<br />

Vermittlung für Gehörlose<br />

Da <strong>in</strong> der Ausstellung zahlreiche Statements von Zeitzeugen über<br />

Video und Hörstationen abrufbar s<strong>in</strong>d, und weil das Führungspersonal<br />

aus wirtschaftlichen Gründen nicht <strong>in</strong> Gebärdensprache<br />

geschult se<strong>in</strong> kann, wurden analog zu den wichtigsten Aspekten<br />

Video-Stationen e<strong>in</strong>gerichtet, auf denen e<strong>in</strong>e Gebärden-Dolmetscher<strong>in</strong><br />

die sonst vom Führungspersonal vermittelten Inhalte<br />

übersetzt und damit für Gehörlose verständlich aufbereitet.<br />

Gehörlosen werden damit neben den allen Besuchern zugänglichen<br />

schriftlichen Informationen die Inhalte der Ausstellung<br />

adäquat und auf e<strong>in</strong>em für sie bequemen Weg näher erfahrbar<br />

und zugänglich gemacht.<br />

Vermittlung für Bl<strong>in</strong>de<br />

Um die Ausstellung auch für Sehbeh<strong>in</strong>derte und B<strong>in</strong>de erfahrbar<br />

zu machen, wurden e<strong>in</strong>erseits im E<strong>in</strong>gangsbereich Überblicks-<br />

und Orientierungspläne über die Ausstellung, andererseits<br />

wichtige Exponate wie Dekrete und Fotos mit e<strong>in</strong>er transparenten<br />

Folie überlegt, <strong>in</strong> der die dargestellten Inhalte entweder <strong>in</strong>

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