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33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern

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8 Museumsporträt<br />

a Blick <strong>in</strong> die Ausstellungsabteilung „Aufrüsten von Gas- und<br />

Heißluftballon“.<br />

b Rechts im Bild ist e<strong>in</strong> Teil des Gletschermodells vom „Großen<br />

Gurgler Ferner“ zu sehen. Dort landete Piccard 1931 wohlbehalten<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Alum<strong>in</strong>iumgondel, deren Nachbau h<strong>in</strong>ten l<strong>in</strong>ks zu erkennen<br />

ist.<br />

Erst um das Jahr 1930 wurde es möglich, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlossenen<br />

Gondel <strong>in</strong> immer größere Höhen vorzudr<strong>in</strong>gen. Der Schweizer<br />

Physiker Auguste Piccard (1884-1963) stieg 1931 von Augsburg<br />

auf 15.781 Meter Höhe auf. In diesen Stratosphäre genannten<br />

Teil der Atmosphäre war vor Piccard noch ke<strong>in</strong> Mensch vorgedrungen.<br />

Piccard wählte ganz bewusst Augsburg als Aufstiegsort<br />

für se<strong>in</strong> kühnes Vorhaben, war mit der Ried<strong>in</strong>gerschen Ballonfabrik<br />

doch e<strong>in</strong> weltweit führendes Unternehmen vor Ort, das <strong>in</strong><br />

der Lage war, e<strong>in</strong>en solchen Spezialballon zu bauen. Der bahnbrechende<br />

Stratosphärenaufstieg Piccards ist nicht nur wissenschaftsgeschichtlich<br />

von großer Bedeutung, sondern zählt aufgrund<br />

verschiedener Pannen, die sich während der Höhenfahrt<br />

ereigneten, auch zu den spannungsreichsten Forschungsaufstiegen.<br />

Die auf gut vier Stunden angesetzte Fahrt dehnte sich auf<br />

<strong>in</strong>sgesamt 17 Stunden aus. Statt wie geplant um 8 Uhr morgens<br />

im oberbayerischen Alpenvorland landete der Ballon nachts<br />

um 21 Uhr <strong>in</strong> 2.700 m Höhe auf dem Großen Gurgler Ferner <strong>in</strong><br />

Österreich. Zu diesem Zeitpunkt galt die Ballonbesatzung noch<br />

als vermisst, erst am nächsten Morgen wurde die Landung des<br />

seltsamen Luftgefährts von e<strong>in</strong>em Bewohner der Ortschaft Obergurgl<br />

entdeckt. Grund für den geänderten Fahrtverlauf war e<strong>in</strong>e<br />

defekte Ventille<strong>in</strong>e, die beim raschen Start, der den Ballon b<strong>in</strong>nen<br />

25 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> 15.000 Meter brachte, riss. Dadurch war es Piccard<br />

nicht mehr möglich, Gas aus der Ballonhülle abzulassen und<br />

das Luftfahrtgerät somit kontrolliert s<strong>in</strong>ken und landen zu lassen.<br />

Erst durch die abendliche Abkühlung sank der Ballon allmählich<br />

von selbst.<br />

Im Bestand des Ballonmuseums bef<strong>in</strong>det sich zu diesem<br />

Ereignis nur e<strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>alexponat, e<strong>in</strong> Halteseil. Da auf die Abteilung<br />

ke<strong>in</strong>esfalls verzichtet werden sollte, wurde hier zum Mittel<br />

der Inszenierung gegriffen. Der Fahrtverlauf vom Start bis zur<br />

Bergung des Ballons aus 2.700 Meter Höhe wird mit Hilfe von<br />

kommentierten Fotos veranschaulicht. E<strong>in</strong> Nachbau der Piccardschen<br />

Gondel mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 2,10 Meter, den die<br />

Besucher begehen können, macht nicht nur deutlich, wie beengt<br />

die Verhältnisse an Bord waren. E<strong>in</strong> Hörspiel mit e<strong>in</strong>em fiktiven<br />

Gespräch zwischen Piccard und se<strong>in</strong>em Assistenten, das <strong>in</strong> der<br />

Gondel <strong>in</strong>stalliert ist, entführt den Besucher <strong>in</strong> die Stratosphäre<br />

und lässt ihn gleichsam an diesem spannenden Weltereignis teilhaben.<br />

Für die Vorbereitung der bemannten Weltraumfahrt waren<br />

Ballonaufstiege ebenso von Bedeutung wie für die schnellere<br />

Kommunikation mittels Ballonsatellit. Noch heute steht der Ballon<br />

im Dienst der Forschung. Weltweit werden zweimal täglich von<br />

über 700 Wetterstationen aus unbemannte Ballone mit Radiosonden,<br />

von denen e<strong>in</strong>e im Ballonmuseum zu sehen ist, hochgelassen.<br />

Die militärische Verwendung<br />

Auch das Militär setzte den Ballon schon früh e<strong>in</strong>. Da se<strong>in</strong>e Fahrtrichtung<br />

nicht bee<strong>in</strong>flusst werden kann, wurde er als Fesselballon<br />

fast ausschließlich zur Fe<strong>in</strong>dbeobachtung verwendet. Ideen, die<br />

Ballone als Angriffsmittel zu verwenden wie bei der Belagerung<br />

Venedigs durch Österreichische Truppen 1849 erwiesen sich als<br />

wenig erfolgreich. Erst die Erf<strong>in</strong>dung des Verbrennungsmotors<br />

und damit des steuerbaren Luftschiffes brachte neue militärische<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten mit sich.<br />

Als e<strong>in</strong> „Leichter-als-Luft“-Luftfahrtgerät steht das Luftschiff<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entwicklungsl<strong>in</strong>ie mit dem Gasballon und f<strong>in</strong>det<br />

damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ballonmuseum zu Recht se<strong>in</strong>en Platz. Die heute<br />

allgeme<strong>in</strong> geläufige Bezeichnung „Zeppel<strong>in</strong>“ benennt nur e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Bauart, das starre Luftschiff. Außer Graf Zeppel<strong>in</strong> gab<br />

es weitere Konstrukteure, die halbstarre und unstarre Luftschiffe<br />

entwickelten. In Augsburg begann August von Parseval (1861-<br />

1942) im Jahre 1901 mit der Konstruktion e<strong>in</strong>es Prallluftschiffes.

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