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Berichte/Aktuelles 51
Im Mittelpunkt der jährlich stattfindenden Gespräche der Leiter
bayerischer Freilichtmuseen, zu denen am 27. Oktober 2003 die
Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen ins Freilichtmuseum
des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten eingeladen hatte,
stand die Didaktik, insbesondere der Einsatz neuer Medien in den
Freilichtmuseen.
Allgemein sind die didaktischen Bemühungen der Freilichtmuseen
vor allem in den letzten 10 Jahren deutlich verstärkt
worden. Der Einsatz neuer Medien wird als notwendig gesehen,
nicht aus Gründen der Modernität, sondern weil er in bestimmten
Fällen die Vermittlungsqualität gerade in Verbindung mit den
Strukturen der Architekturobjekte deutlich verbessern kann. Hier
eine knappe Zusammenschau der Erfahrungsberichte:
Interessant erwies sich der Versuch im Fränkischen Freilandmuseum
in Bad Windsheim, ein wichtiges Thema („Die Grundherrschaft“),
das im Allgemeinen schwer zu vermitteln ist, herauszugreifen
und es in Form eines Filmes zu erklären. In diesem
Film sind Gespräche des Dorfschultheißen mit Bittstellern von
professionellen Schauspielern und Sprechern mit mundartlicher
Färbung in Szene gesetzt. Der ca. 30minütige Film (Beginn durch
Bewegungsmelder) wird auf dem Vorplatz des Amtszimmers im
transferierten Oberbreiter Amtshaus des Grafen von Schwarzenberg
angeboten. Die Inhalte werden gut vermittelt, nicht ganz
befriedigend aber erscheint die Länge des Films für den relativ
beengten Ort; deshalb wird über eine Kürzung diskutiert (Kosten
des Films ca. € 75.000,-).
Im selben Museum hat sich im Doppelhaus von Ochsenfeld
mit seinen zwei Zeitstellungen (1455 und 1955) bewährt, Klangproben
einer spätmittelalterlichen Flöte bzw. Musik der 50er Jahre
des 20. Jahrhunderts anzubieten. Vor kurzem wurden nun auch
im Hof Kleinrinderfeld zwei Hörstationen installiert. Dort können
Interviews und Kommentare zur bewegten Hausgeschichte abgerufen
werden.
Als erstes Freilichtmuseum in Bayern bietet das Bauernhaus-
Museum Amerang seit 2002 einen Audioguide an (25 Geräte,
Kosten ca. € 16.000,-, Basiseinheit inklusive Aufnahmen, zuzüglich
ca. € 5.000,- für Drehbuch und Recherchen). Insgesamt können
240 Minuten Text und Hintergrundmusik abgerufen werden.
Die Benutzung kostet € 2,- zuzüglich zum Eintrittspreis. Im ersten
Jahr nahmen nur 250 Besucher (= 0,75 % der Besucher) das
Angebot an. Eine verstärkte Werbung bzw. eine Verknüpfung mit
der Eintrittskarte wird diskutiert.
Am Ort der Zusammenkunft, dem Freilichtmuseum an der
Glentleiten, wurden die aktuellsten didaktischen Lösungen des
Museums besichtigt und diskutiert: Im Michlhof, einer Transferierung
der 1970er Jahre, wurde die Stube in die Zeitstellung der
1930er Jahre rückgebaut und eingerichtet; sie wird, da es sich bei
der Möblierung um Kopien handelt, für verschiedene Veranstaltungen
genauso genutzt wie auch der dafür vorgesehene Stallteil,
in dem auch eine Küche eingebaut wurde.
Der Fischerweberhof wird in zwei Zeitschnitten präsentiert,
die in der didaktischen Aufbereitung durch eine entsprechende
Farbgestaltung, auch in Form einer größeren Infozelle in
der Scheune, gekennzeichnet sind. Bemerkenswert ist auch die
Lösung der didaktischen und konservatorischen Aufgabe, die aus
dem Ziel erwächst, möglichst viel Inventar zu präsentieren: Hierfür
werden angewendet z. B. verschiedene Arten der Verglasung,
die Einzelbefestigung der Gedecke auf einer Spanplatte, die auf
dem originalen Tisch liegt (durch die Tischdecke hindurch) oder
das Absperren von Räumen mit dichter Objektbestückung.
In der Gruppe Almwirtschaft ist das Almgebäude Hardenholz
mit „traditioneller“ Vermittlung, dichter Originaleinrichtung, die
entsprechend gesichert ist, ausgestattet. Das Almgebäude Duslau
steht für museumspädagogische Aktionen zur Verfügung (Käsen,
Buttern). Im „Hainzenkaser“ schließlich findet Vermittlung ohne
Treffen der Leiter der
bayerischen Freilichtmuseen
Glentleiten 27.10.2003
Dr. Kilian Kreilinger
Texttafeln, aber mit Hilfe von Licht- und Toninstallationen statt.
Da es sich um einen „Rundumkaser“ handelt, in dem kein Licht
in die Kammer fällt, sollte die Dunkelheit auch bei der für die
Besucher notwendigen Information erhalten bleiben. Die Lösung
wurde in Form einer Licht- und Tonshow gefunden, bei der die
Hauptobjekte der Ausstattung punktuell in einer gewissen Reihenfolge
herausgegriffen werden. Im Stallteil werden über eine
Hörstation weitere Informationen angeboten.
Der gegenseitige Erfahrungsaustausch und die rege Diskussion
zeigten, dass sich alle bayerischen Freilichtmuseen kontinuierlich
um die Weiterentwicklung didaktischer Lösungen
bemühen. Zunehmend werden Schwerpunkte und besonders
interessante Themen aus den Gesamtaussagen der Gebäude herausgearbeitet.
Erkennbar ist die Aufgeschlossenheit gegenüber
neuen Medien, wenn diese erwarten lassen, dass sie die Vermittlung
der Inhalte qualitativ verbessern. Die Tatsache, dass Freilichtmuseen
dabei mit einer Reihe von speziellen Problemen zu
kämpfen haben, wie etwa mit der Platzfrage und dem Raumklima
in Architekturexponaten, gilt als besondere Herausforderung,
nicht als Hinderungsgrund für besondere didaktische Lösungen.