33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern
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Berichte/Aktuelles 43<br />
Beim Schauplatz Sachsen, e<strong>in</strong>em Kernland der Industrialisierung<br />
<strong>in</strong> Deutschland, lag die Wahl des Tagungsthemas nahe: Industrie<br />
und Industriekultur sollten im Mittelpunkt der 12. Zusammenkunft<br />
bayerischer, böhmischer und sächsischer Museumsfachleute<br />
stehen, zu der vom 17.-19.9.2003 die Sächsische Landesstelle für<br />
Museumswesen nach Chemnitz e<strong>in</strong>geladen hatte. Den passenden<br />
Rahmen bildete das erst im April des Jahres <strong>in</strong> Hallen e<strong>in</strong>er ehemaligen<br />
Masch<strong>in</strong>enbaufirma aus dem Jahr 1907 neu eröffnete<br />
Industriemuseum Chemnitz.<br />
Zur E<strong>in</strong>führung wies Dr. Joachim Voigtmann, der Direktor<br />
der Landesstelle Sachsen, auf die herausragende Bedeutung des<br />
Bereichs Industrie <strong>in</strong>nerhalb der sächsischen Museumslandschaft<br />
h<strong>in</strong>. Rund 50 der fast 400 <strong>Museen</strong> widmen sich schwerpunktmäßig<br />
der Industrie- und Gewerbegeschichte. Nach der Begrüßung<br />
durch den Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, e<strong>in</strong>en Vertreter<br />
des Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Wissenschaft und Kunst<br />
und Berichten aus den beiden anderen Partnerländern stand<br />
auch gleich das gastgebende Museum im Zentrum des Interesses.<br />
Direktor Dr. Jörg Feldkamp führte zunächst <strong>in</strong> die Zielstellung<br />
se<strong>in</strong>es Hauses e<strong>in</strong>, das <strong>in</strong> weiten Bereichen auf gewohnte Wege<br />
der Museumsgestaltung und Vermittlung verzichtet, so etwa auf<br />
e<strong>in</strong>e vorgegebene Führungsl<strong>in</strong>ie, die üblichen e<strong>in</strong>führenden Texte<br />
<strong>in</strong> jeder Abteilung oder Inszenierungen und Großfotos. Stattdessen<br />
setzt man auf das freie Schlendern der Besucher, denen<br />
lediglich e<strong>in</strong> Farbleitsystem zur besseren Orientierung im etwa<br />
4.000 m² großen Ausstellungsbereich zur Seite steht, sofern nicht<br />
bei abendlichen Veranstaltungen im anschließenden Multifunktionssaal<br />
Glaswände und Vitr<strong>in</strong>en den Großteil der Ausstellungsflächen<br />
von e<strong>in</strong>em freibleibenden „Konsumentengang“ abschotten.<br />
Die Exponate wurden assoziativ e<strong>in</strong>gesetzt und sollen <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie, nur durch kurze Beschriftungen erklärt, „wirken“. Leitobjekte,<br />
etwa historische PKWs bis h<strong>in</strong> zum „Trabi“, sollen die<br />
Besucher <strong>in</strong> die acht Abteilungen ziehen. Parallel zur eigentlichen<br />
Ausstellungsebene eröffnen <strong>in</strong>selartige Infoterm<strong>in</strong>als die Möglichkeit,<br />
vertiefte Informationen zu e<strong>in</strong>zelnen Objekte und Sachverhalten,<br />
aber auch kurze Filme abzurufen. Dabei setzt man bewusst<br />
auf die Unterhaltung als Mittel pädagogischer Vermittlung.<br />
Durch e<strong>in</strong>e „Pr<strong>in</strong>t on demand-Funktion“ können die Besucher sich<br />
auch Texte mit nach Hause nehmen. Es genügt, am Term<strong>in</strong>al den<br />
Streifencode der jeweiligen E<strong>in</strong>trittskarte e<strong>in</strong>zulesen, um sich<br />
später an der Museumskasse gegen Gebühr die gewünschten Informationen<br />
ausdrucken zu lassen. Wie zu erwarten wurde dieses<br />
Konzept bei der anschließenden Museumsführung ausführlich<br />
und durchaus kontrovers diskutiert.<br />
E<strong>in</strong> abendlicher Empfang der Stadt <strong>in</strong> der frisch renovierten<br />
ehemaligen Villa der Fabrikantenfamilie Esche, für die Henry van<br />
de Velde 1903 quasi als Gesamtkunstwerk sowohl Gebäudehülle,<br />
Park als auch das Mobiliar bis h<strong>in</strong> zur Tabakspfeife des Hausherrn<br />
entworfen hatte, ermöglichte das <strong>in</strong>tensive Kennenlernen dieses<br />
bedeutenden, vor kurzem noch vom Verfall bedrohten Kulturdenkmals.<br />
Den ersten Vortragsblock des folgenden Tages („Sachzeugen<br />
der Industriekultur – Probleme ihrer Bewahrung“) eröffnete Kornelius<br />
Götz, Restaurator aus dem schwäbischen Oett<strong>in</strong>gen. „Vorsicht,<br />
nicht gestrichen!“ betitelte er se<strong>in</strong>en Vortrag, <strong>in</strong> dem er<br />
e<strong>in</strong>en Rückblick über 20 Jahre Restaurierung technischen Kulturguts<br />
gab und sich mit grundlegenden Überlegungen jeder Restaurierung,<br />
so Spuren am Objekt (von Herstellung, Gebrauch,<br />
Stillstand), Restaurierungszielen (Stillstand, Wiederherstellung<br />
e<strong>in</strong>es Gebrauchszustands bis h<strong>in</strong> zur Reaktivierung) oder auch der<br />
Verantwortbarkeit von Vorführungen an historischen Masch<strong>in</strong>en<br />
befasste. Götz betonte, dass die Erzielung maximaler Ästhetik bei<br />
der Restaurierung <strong>in</strong> der Regel auf die m<strong>in</strong>imale Überlieferung von<br />
historischen Informationen h<strong>in</strong>auslaufe. Für Planer von Industriemuseen<br />
<strong>in</strong>teressant war se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis, dass die Konservierung au-<br />
Industriekultur im<br />
Museum<br />
12. Tagung bayerischer, böhmischer und<br />
sächsischer Museumsfachleute,<br />
Chemnitz 17.-19.9.2003<br />
Wolfgang Stäbler<br />
Industriemuseum Chemnitz, Abteilung „Unternehmer“.