33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern
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Berichte/Aktuelles 37<br />
Braille-Schrift oder als Relief ertastbar s<strong>in</strong>d und damit s<strong>in</strong>nstiftend<br />
erfahrbar werden. Die Wahrnehmung durch Nicht-Sehbeh<strong>in</strong>derte<br />
ist dadurch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise bee<strong>in</strong>trächtigt. Im Gegenteil:<br />
die Hilfsmittel zur Vermittlung wurden bewusst <strong>in</strong> die herkömmliche<br />
Ausstellungsgestaltung <strong>in</strong>tegriert, so dass e<strong>in</strong>e Vermittlung<br />
für Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen nicht „exklusiv“ und außerhalb<br />
des eigentlichen Ausstellungsrahmens erfolgen muss. Außerdem<br />
wurde bei jedem Raum die Beschriftung, also das Leitsystem<br />
ebenfalls mit Braille-Folie überlegt, was e<strong>in</strong>e Detail-Orientierung<br />
für Sehbeh<strong>in</strong>derte erleichtert.<br />
Gut angenommen<br />
Die Ausstellung wurde von Interessensvertretern der Beh<strong>in</strong>dertenverbände<br />
überprüft und der Konzeption nach für richtungsweisend<br />
und richtig befunden. Als besonders positiv wurde vermerkt,<br />
dass dabei Nicht-Beh<strong>in</strong>derten auf unaufdr<strong>in</strong>gliche Weise<br />
die Existenz und die besonderen Bedürfnisse seh- und hörbeh<strong>in</strong>derter<br />
Menschen näher gebracht werden. „E<strong>in</strong>en besonderen<br />
Vorteil hat diese Form der Präsentation über die bloße Inhaltsvermittlung<br />
h<strong>in</strong>aus“, lobte Mag. Gerhard Fechter, Geschäftsführer<br />
des oberösterreichischen Bl<strong>in</strong>denverbandes bei e<strong>in</strong>er persönlichen<br />
Begehung, „dass nämlich auf diese Weise für die sehenden Mitbürgern<br />
völlig unaufdr<strong>in</strong>glich die Existenz und auch die speziellen<br />
Bedürfnisse von Sehbeh<strong>in</strong>derten und Bl<strong>in</strong>den <strong>in</strong>s Blickfeld<br />
gerückt werden und hier e<strong>in</strong> Bewußtwerdungs- und Sensibilisierungseffekt<br />
e<strong>in</strong>setzt.“<br />
Hartheim ist nicht alle<strong>in</strong>e<br />
Aufbauend auf den positiven Erfahrungen der barrierefreien Ausstattung<br />
der Ausstellung <strong>in</strong> Schloss Hartheim wurde auch bei der<br />
Neugestaltung der stadtgeschichtlichen Sammlung des Volkskundehauses<br />
<strong>in</strong> Ried/Innkreis auf die Bedürfnisse von Menschen mit<br />
Beh<strong>in</strong>derungen Rücksicht genommen. Hier s<strong>in</strong>d die entsprechenden<br />
Hilfsmittel zur Wahrnehmung durch die betroffenen Bevölkerungsgruppen<br />
<strong>in</strong> die Ausstellung implementiert.<br />
Kosten<br />
Die Kosten für die barrierefreie Adaptierung blieben jeweils deutlich<br />
unter 1% der Gesamtkosten für die jeweilige Ausstellungsgestaltung.<br />
Wichtig ist es, die diesbezüglichen Überlegungen aber<br />
schon <strong>in</strong> der Planungsphase mit zu berücksichtigen, da durch<br />
die Ausschöpfung von Synergieeffekten die Kosten wesentlich<br />
gesenkt werden können.<br />
Maßstäbe. Dies umso mehr, als diese Konzepte angesichts der<br />
Überalterung unserer Bevölkerung und dem Auftrag zur möglichst<br />
une<strong>in</strong>geschränkten Zugänglichkeit von öffentlichen Kultur- und<br />
Bildungsangeboten diese <strong>in</strong> Zukunft auch älteren, schwerhörigen<br />
oder sehbeh<strong>in</strong>derten Mitbürgern e<strong>in</strong>e verstärkte und verbesserte<br />
Anteilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen. E<strong>in</strong>e möglichst<br />
flächendeckende Implementierung dieser neuen Konzepte und<br />
Standards versteht sich im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er nachhaltigen Gesellschaftspolitik<br />
also geradezu als e<strong>in</strong>e Kernforderung für die Zukunft.<br />
Spezielle Kenntnisse<br />
Die barrierefreie Ausstattung e<strong>in</strong>er Ausstellung oder e<strong>in</strong>er kulturellen<br />
E<strong>in</strong>richtung bedarf e<strong>in</strong>er spezifischen Qualifikation. Im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Um- oder Neugestaltung e<strong>in</strong>er Ausstellung oder<br />
e<strong>in</strong>es öffentlichen Raumes muss auf die besonderen Bedürfnisse<br />
der betroffenen Gruppen und ihre spezielle Wahrnehmung sensibel<br />
e<strong>in</strong>gegangen werden. Hier versagen herkömmliche wahrnehmungspsychologische<br />
Parameter, die behutsam an die Besonderheit<br />
der jeweiligen Zielgruppe angepasst werden müssen. Gerade<br />
hier hat prenn.punkt mit der Implementierung der barrierefreien<br />
Ausstattung von bisher zwei Ausstellungen und der entsprechenden<br />
Auftragsabwicklung mit Spezialfirmen spezifisches Knowhow<br />
angehäuft, das damit auch für andere barrierefreie Adaptierungen<br />
zur Disposition steht.<br />
Schloss Hartheim, Schloßstr.1, A-4072 Alkoven,<br />
Tel. 0043/7274/20320<br />
Museum Innviertler Volkskundehaus, Kirchengasse 13,<br />
A-4910 Ried/Innkreis, Tel. 0043/7752/901-300<br />
Kontakt:<br />
prenn.punkt – buero fuer kommunikation und gestaltung,<br />
gstocket 10, A-4072 alkoven, Tel. u. Fax 0043/7274/7444,<br />
E-Mail prenn.@aon.at<br />
Standards setzen<br />
Im <strong>in</strong>ternationalen Jahr der Menschen mit besonderen Bedürfnissen<br />
haben sich zahlreiche Projekte mit der Integration beh<strong>in</strong>derter<br />
Menschen beschäftigt. Dabei wurde der Focus allerd<strong>in</strong>gs<br />
vorrangig auf Menschen mit Bewegungsbeh<strong>in</strong>derung (Rollstuhlfahrer)<br />
und Menschen mit geistiger oder mehrfacher Beh<strong>in</strong>derung<br />
gelegt. Dass daneben e<strong>in</strong>e recht gut <strong>in</strong> die Gesellschaft <strong>in</strong>tegrierte<br />
Gruppe von Menschen, nämlich die Gehörlosen und die Sehbeh<strong>in</strong>derten<br />
und Bl<strong>in</strong>den, vielfach von der Teilnahme an kulturellen<br />
Veranstaltungen oder an Bildung ausgeschlossen wird, ist kaum<br />
wahrgenommen worden. Die Ausstattung mit Rampen, Türöffnern<br />
und Sanitäranlagen für bewegungsbee<strong>in</strong>trächtige Menschen ist <strong>in</strong><br />
Oberösterreich zum Teil vorbildlich vorangetrieben worden. Sonderpädagogische<br />
Konzepte bemühen sich teilweise <strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckender<br />
Schlüssigkeit um die Integration geistig und mehrfach<br />
beh<strong>in</strong>derter Menschen und eröffnen dieser Gruppe neue Erfahrungen<br />
und Lebensqualität. Die Entwicklung der barrierefreien<br />
Ausstattung der Gedenkstätte <strong>in</strong> Schloss Hartheim und der stadtgeschichtlichen<br />
Ausstellung <strong>in</strong> Ried im Innkreis setzt allerd<strong>in</strong>gs<br />
auf dem Gebiet der Vermittlung von Ausstellungs- und damit<br />
Bildungs<strong>in</strong>halten für Gehörlose, Sehbeh<strong>in</strong>derte und Bl<strong>in</strong>de neue