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33484 Umschlag.indd - Museen in Bayern

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20 Museumsportrait<br />

Aufgang zur Ausstellung im 1. Obergeschoss.<br />

Museum Barockscheune, We<strong>in</strong>straße 7, 97332 Volkach,<br />

Tel. 09381/40112, Fax 40318<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mai bis Oktober Freitag und Samstag 14-17, Sonntag 11-17 Uhr<br />

Anmerkungen:<br />

Ausstellungskonzeption, Recherche, Texte:<br />

FranKonzept ...im Dienst der Kultur... Dagmar Stonus, M. A.<br />

und Jochen Ramm<strong>in</strong>g, M. A.<br />

Architektur, Innenausbau, Außenanlagen:<br />

Re<strong>in</strong>hold Jäckle<strong>in</strong>, Dipl. Ing. Architekt<br />

Innenarchitektonische Ausstellungsgestaltung:<br />

Ursula Sauer-Hauck, Innenarchitekt<strong>in</strong>, Dipl. Ing. (FH)<br />

Grafik:<br />

Atelier für Gestaltung. Stefan Issig und Dirk Nitschke<br />

Nicht die wohlfeile Verklärung des We<strong>in</strong>baus zur we<strong>in</strong>seligen<br />

Häckerromantik kennzeichnet diesen Ausstellungsabschnitt, sondern<br />

ganz im Gegenteil se<strong>in</strong>e Darstellung als hochtechnisierter und<br />

-spezialisierter Zweig der Landwirtschaft. Leihgaben der Bayerischen<br />

Landesanstalt für We<strong>in</strong>bau und Gartenbau <strong>in</strong> Veitshöchheim<br />

ermöglichten e<strong>in</strong>e Ausstellungse<strong>in</strong>heit zur wissenschaftlichen<br />

oenologischen Forschung sowie zur schulischen Ausbildung junger<br />

W<strong>in</strong>zer. Auch bei der Darstellung der Arbeiten im We<strong>in</strong>berg und im<br />

We<strong>in</strong>keller wurde versucht, durch die Gegenüberstellung von historischen<br />

Arbeitsgeräten und aktuellen Fotografien hochmoderner,<br />

rationeller Arbeitsabläufe dem Besucher zu verdeutlichen, dass<br />

romantische Vorstellungen vom Häcker nichts mit dem heutigen<br />

Beruf des W<strong>in</strong>zers geme<strong>in</strong> haben. Letztlich ist auch die <strong>in</strong>tensive<br />

und gezielte Vermarktung der We<strong>in</strong>e von der Ma<strong>in</strong>schleife Ausdruck<br />

der Modernität des We<strong>in</strong>baus <strong>in</strong> Franken – auch wenn das als Werbeveranstaltung<br />

für Volkacher We<strong>in</strong>e <strong>in</strong>s Leben gerufene We<strong>in</strong>fest<br />

mittlerweile schon seit über 50 Jahren stattf<strong>in</strong>det.<br />

Am Ende des Ausstellungsrundganges durch die Obergeschosse<br />

der Barockscheune f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> weiterer Glanzpunkt des Hauses:<br />

E<strong>in</strong>e Sammlung von rund 140 Bocksbeuteln und bocksbeutelähnlichen<br />

Plattflaschen, an Hand derer die gesamte Geschichte<br />

der sche<strong>in</strong>bar so typisch fränkischen Flasche nachvollziehbar<br />

wird. So umfasst die Sammlung Plattflaschen des 17. Jahrhunderts<br />

– als noch niemand von „Bocksbeuteln“, und schon gar nicht von<br />

„fränkischen“ sprach – ebenso wie tatsächliche frühe Bocksbeutel,<br />

so genannte „Ste<strong>in</strong>we<strong>in</strong>flaschen“, aus dem ausgehenden 18.<br />

Jahrhundert. Daneben f<strong>in</strong>den sich zahllose Weiterentwicklungen<br />

und Spielarten der fränkischen Flaschenform, aber auch schamlose<br />

Kopien und unbeabsichtigte Plagiate. Den Abschluss bildet e<strong>in</strong>e<br />

kuriose Reihe „verzierter“ und „umfunktionierter“ Bocksbeutel, die<br />

als Aschenbecher oder Tischaufsatz dienten.<br />

Bevor der Besucher das Museum verlässt, sollte er e<strong>in</strong>en Blick<br />

<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>drucksvollen Gewölbekeller werfen. Unter der Überschrift<br />

„Sammlungen und Nachlässe“ werden hier die Aufgaben<br />

e<strong>in</strong>es „Regionalmuseums“ thematisiert. Anhand von drei Sammlungen,<br />

die das Volkacher Museum <strong>in</strong> den letzten Jahren übernahm,<br />

wird über den Sammlungsauftrag des Museums reflektiert, denn so<br />

unterschiedlich die ausgestellten Sammlungen auf den ersten Blick<br />

auch sche<strong>in</strong>en – es handelt sich um Ste<strong>in</strong>e, Trachten und Büttnerwerkzeuge<br />

– so typisch s<strong>in</strong>d sie doch für orts- und regionalhistorische<br />

<strong>Museen</strong>. Indem die Ausstellung hier dem Besucher die H<strong>in</strong>tergründe<br />

des musealen Sammelns offen legt, stellt sich das Volkacher<br />

Museum offensiv der Diskussion um die künftigen Möglichkeiten<br />

und Perspektiven e<strong>in</strong>er regionalen Schwerpunktsetzung.<br />

Selbstverständnis und Zukunftsaussichten<br />

Damit landet der Museumsbesucher am Ende se<strong>in</strong>es Ausstellungsrundganges<br />

erneut bei der e<strong>in</strong>gangs aufgeworfenen Frage nach dem<br />

Selbstverständnis des Museums <strong>in</strong> Volkach. Unübersehbar durchdr<strong>in</strong>gt<br />

der lokale und regionale Aspekt die gesamte Dauerausstellung,<br />

und doch beschränkt sich die Präsentation <strong>in</strong>haltlich nicht auf die<br />

Stadt und ihr Umland. Immer wieder hebt sich der Blick und fällt<br />

auf überregionale historische Entwicklungen, immer wieder wird<br />

Regionalgeschichte <strong>in</strong> größere Zusammenhänge e<strong>in</strong>geordnet und<br />

immer wieder ersche<strong>in</strong>t die lokale Vergangenheit als Exempel für<br />

vergleichbare Abläufe und Verhältnisse <strong>in</strong> ganz Franken. Regionalität<br />

wird <strong>in</strong> der Barockscheune nicht absolut gesetzt, sondern sie wird<br />

zum beschreibbaren Fixpunkt, von dem aus größere Zusammenhänge<br />

<strong>in</strong>s Visier genommen werden können. Genau hier liegt <strong>in</strong> Zeiten<br />

des globalen Zusammenwachsens, der digitalen Vernetzung und dem<br />

Vormarsch virtueller Welten e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe von <strong>Museen</strong> mit<br />

lokalem Themenschwerpunkt: An diesen realen Orten mit ihren fassbaren<br />

Objekten und Exponaten bietet sich den Menschen die Möglichkeit<br />

der Selbstvergewisserung. Regionalmuseen, wie die Barockscheune<br />

<strong>in</strong> Volkach, s<strong>in</strong>d Basiscamps für Expeditionen <strong>in</strong> die Zukunft.

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