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Bedeutung und Defizite der Ethik Spinozas aus Marxistischer Sicht ...

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gr<strong>und</strong>risse 41 | 2012<br />

The Multitude called Empire into being.<br />

We must push through Empire to come out.<br />

This is the alternative implicit in Lenin’s work:<br />

either world communist revolution or Empire.<br />

Hardt & Negri Empire<br />

China - Katechon <strong>der</strong> Weltrevolution<br />

Manfred Lauermann<br />

22<br />

Angesichts des religiösen Spektakels, den die Massenmedien<br />

mit Papst im Petersdom, amerikanischen<br />

F<strong>und</strong>amentalisten <strong>und</strong> Bischöfin Käßmann<br />

als Star des evangelischen Kirchentages alle Tage inszenieren,<br />

habe ich jedes Verständnis, dass Linke<br />

mit Religion, gar mit <strong>der</strong> Reflexionstheorie dieses<br />

gesellschaftlichen Teilsystems, die als Theologie fungiert,<br />

nichts zu tun haben möchten. Schon gar<br />

nicht mit dunklen Wörtern wie Katechon! Einen<br />

Augenblick Geduld: Ich werde sogleich [0.]den mythischen<br />

Begriff Katechon erklären, den ich dann im<br />

2. Abschnitt gebrauchen werde, um eine theologisch-politische<br />

<strong>Sicht</strong>weise von Revolution adäquat<br />

zu entfalten. Im 1. Abschnitt aber entwickle ich mit<br />

Hardt / Negris Empire den theoretischen Rahmen -<br />

eher eine Bastelanleitung - meines Versuchs. Im 3.<br />

dann drehe ich die Problemstellung nach Osten:<br />

wie also sieht das Empire, wie das Weltsystem von<br />

dort <strong>aus</strong>? Schließlich ende ich mit dem 4. Abschnitt<br />

ein wenig spekulativ-nostalgisch: Hegels Totenschein<br />

für Europa. Soweit die Konzeption: Realisieren<br />

jedoch werde ich bloß die ersten beiden<br />

Abschnitte, mit einigem aufblitzenden Vorschein<br />

<strong>aus</strong> den nächsten Abschnitten. Für meine Generation<br />

wirkt die 68erErfahrung <strong>der</strong> Benjamin-Lektüre<br />

fort, die unseren Marxismus, mit Benjamins Begriff:<br />

unseren historischen Materialismus, geformt<br />

hat. In seiner ersten geschichtsphilosophischen<br />

These ermuntert er uns, dieser könne, in seiner Metapher<br />

einer Puppe, in <strong>der</strong> sich ein buckliger Zwerg<br />

versteckt, „es ohne weiteres mit jedem aufnehmen,<br />

wenn sie die Theologie in ihren Dienst nimmt, die<br />

heute bekanntlich klein <strong>und</strong> hässlich ist <strong>und</strong> sich<br />

ohnehin nicht darf blicken lassen.“ (Benjamin<br />

2010: 30)<br />

0) Warum Politik theologisch traktieren?<br />

In meiner voluminösen Stuttgarter Jubiläumsbibel,<br />

die einem „Rolf” zum Weihnachtsfest 1938 geschenkt<br />

wurde, wohl um ihm geistige Nahrung für<br />

die Durststrecke des „T<strong>aus</strong>endjährigen Reiches“ zu<br />

geben, wird das weltliche Reich als Herrschaft des<br />

Antichristen begriffen, „<strong>der</strong> da ist <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sacher<br />

<strong>und</strong> sich überhebt über alles, was Gott o<strong>der</strong> Gottesdienst<br />

heißt, also dass er sich setzt in den Tempel<br />

Gottes als ein Gott <strong>und</strong> gibt sich <strong>aus</strong>, er sei Gott”<br />

(2 Thessalonicher 2,4). Dieser Krisenlage wird aber<br />

ein Sinn abgewonnen, weil die Herrschaft eine notwendige<br />

Zwischenetappe ist, die die Heilsgeschichte<br />

unterbricht, denn <strong>der</strong> Antichrist sei ein<br />

Aufhalter, o<strong>der</strong> das Aufhaltende: Katechon (2 Thess.<br />

2,7). Nach <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage des Gesamtdeutschen<br />

Reichs, also des deutsch-österreichischen Großraums,<br />

<strong>der</strong> mit dem Vichy-Frankreich <strong>und</strong> den Kollaborateuren<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en besetzten Län<strong>der</strong> das<br />

Urmodell <strong>der</strong> EU konstituierte, scheint den Meisten<br />

die politische Heilsgeschichte nun endlich ihren<br />

vorgeschriebenen Weg eingeschlagen zu haben.<br />

Richtung - the long road [march] west! Die auf drei<br />

Bände geplante säkularisierte Heilsgeschichte, von<br />

denen zwei bereits vorliegen <strong>aus</strong> sozialdemokratischer<br />

<strong>Sicht</strong>, wird von H.A. Winkler, wie Hegel für<br />

solche Historie vermutet hat, erst nachträglich angesichts<br />

des geschichtsphilosophischen Endes konzipierbar,<br />

nachdem das (überlegene) zivilisatorische<br />

Gegenmodell in <strong>der</strong> Gestalt Chinas sichtbar wird.<br />

Die Eule <strong>der</strong> Minerva flieht vor dem hastenden<br />

Riesen, wie Wolfgang Bauer 1 so einprägsam das<br />

Riesenreich während einer früheren Zeit seiner antiwestlichen<br />

Machtentfaltung verbildlichte. In Hegels<br />

Weltgeschichte wird <strong>der</strong> Kreis, <strong>der</strong> mit Chinas<br />

Substanzialität angefangen hat, über die verschiedenen<br />

Stufen bis zum Staat <strong>der</strong> bürgerlichen Gesellschaft<br />

als Evolution <strong>der</strong> Subjektivität, als Entfaltung<br />

<strong>der</strong> Freiheit sich ihm im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert gezeigt<br />

hat, erneut als Kreis abgeschlossen: <strong>der</strong> Weltgeist<br />

verlässt Europa <strong>und</strong> über den Umweg USA <strong>und</strong><br />

einen Ausflug nach Moskau, wie Kojève vermutet<br />

hat, hat er nun seinen Ausgangspunkt erreicht, in

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