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Bedeutung und Defizite der Ethik Spinozas aus Marxistischer Sicht ...

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Manfred Lauermann | China - Katechon <strong>der</strong> Weltrevolution<br />

durch die polare Nachkriegskonstellation nach<br />

1945 noch geför<strong>der</strong>t wurde, die den freiheitlichen<br />

<strong>und</strong> mo<strong>der</strong>nen Westen dem diktatorischen <strong>und</strong><br />

rückständigen Osten gegenüberstellte, kann man<br />

nur vermuten.“ (Plaggenborg 2006: 122/3)<br />

So wie Hegel den Atheismus, <strong>der</strong> seit Nietzsche unabweislich<br />

ist <strong>und</strong> die christlichen Kirchen entf<strong>und</strong>amentalisiert,<br />

aufhält, so die Sowjetunion den<br />

Kapitalismus, da <strong>der</strong> Weltgeist nach Moskau gewan<strong>der</strong>t<br />

ist (Schmitt <strong>und</strong> Kojève); die Oktoberevolution<br />

unterbricht den Siegeszug <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Mo<strong>der</strong>ne. Mit den Worten Molotovs: „ Es sei<br />

gut, dass die Zaren soviel Land für uns erobert<br />

haben. Jetzt ist es einfacher für uns, gegen den Kapitalismus<br />

zu kämpfen.“ (zit. Plaggenborg 2006:<br />

272). Der Textkorpus, in dem Schmitt den Katechon<br />

einführt, kreist um den Gegensatz von Land<strong>und</strong><br />

Meermächten, wobei ihm das alte China wie<br />

das von Mao als Exempel dazu dient, gegen die<br />

scheinbare Überlegenheit des Meeres das Land zu<br />

favorisieren. Ich schummle in <strong>der</strong> Chronik! Erst<br />

nach 1945 durch den gewonnenen Partisanenkrieg,<br />

dem er wichtige Teile seines Partisanenbuchs von<br />

1963 widmet (Schickel 1970), wird China für ihn<br />

zum Beispiel; <strong>und</strong> eher unwahrscheinlich ist, dass er<br />

vom Ming-Kaiser Zhu Di wusste, <strong>der</strong> am 8. März<br />

1421 die größte Flotte <strong>der</strong> Weltgeschichte unter<br />

Admiral Zheng He unter Segel brachte, mit dem<br />

paradoxen Ergebnis, dem Antichristen im Gestalt<br />

des frühen Kapitalismus <strong>und</strong> Kolonialismus <strong>aus</strong>zuweichen<br />

<strong>und</strong> freiwillig das Land abzuschotten.<br />

Schmitt hatte das großdeutsche Reich des Nationalsozialismus<br />

im Auge, dem er bekanntlich freudig<br />

seine Geisteskraft angedient hatte. Es war für ihn<br />

ein Versuch, dem Antichristen Kapitalismus, <strong>der</strong><br />

sich als Liberalismus maskiert, <strong>aus</strong>zutreiben mit<br />

Belzebub, mit „Hitlers Volksstaat” (Aly).<br />

„Weltmarkt, Welthandel, Weltmeer <strong>und</strong> <strong>der</strong> große<br />

Mythos <strong>der</strong> Freiheit erhielten ihren konkreten Inhalt<br />

dadurch, daß die Angloamerikaner das fabelhafteste<br />

aller Monopole innehatten, nämlich das<br />

Monopol, Hüter <strong>der</strong> Freiheit <strong>der</strong> ganzen Erde zu<br />

sein.” (Schmitt 1942:432/3) So polemisiert Schmitt<br />

in seinem gegen die USA gerichteten Aufsatz „Beschleuniger<br />

wi<strong>der</strong> Willen” in „Das Reich” vom<br />

19.4. 1942. Dieser Aufsatz nimmt die zentralen<br />

Motive seiner Imperialismuskritik von 1932/33 auf,<br />

seiner Suche nach einer an<strong>der</strong>en Gegenmo<strong>der</strong>ne als<br />

<strong>der</strong> sowjetischen. Ich möchte hier nur seine Pointe<br />

zitieren: „Der Imperialismus führt keine nationalen<br />

Kriege, diese werden vielmehr geächtet; er führt<br />

höchstens Kriege, die einer internationalen Politik<br />

dienen; er führt keine ungerechten, nur gerechte<br />

Kriege: ja, wir werden noch sehen, daß er überhaupt<br />

nicht Krieg führt, selbst wenn er mit bewaffneten<br />

Truppenmassen, Tanks <strong>und</strong> Panzerkreuzern<br />

das tut, was bei einem an<strong>der</strong>n selbstverständlich<br />

Krieg wäre.” (Schmitt 2005: 363) Diese Verdeckung<br />

von Krieg durch Vokabeln humanistischer<br />

Interventionen ist bereits ab 1930 Gegenstand seines<br />

Nachdenkens. Beson<strong>der</strong>s ärgerlich fand er, dass<br />

das Vorhandensein des Kriegszustand, beim Chinesisch-Japanischen<br />

Krieg resp. vorher dem Konflikt<br />

geleugnet wurde; eine militärische Besetzung sei<br />

das, nicht Krieg. (Schmitt/Maschke 1965: 610)<br />

Wenn es die Gültigkeit von Fre<strong>und</strong>-Feind-Relationen<br />

nicht mehr geben darf, trotzdem es Schurkenstaaten<br />

(Bush) gibt, was wohl faktisch Feinde sind,<br />

wie ist das Vokabular zu analysieren, sind die<br />

Schlagworte zu bezeichnen, welche nicht bloß geistige<br />

Propaganda <strong>und</strong> „ideologische Vortäuschung”<br />

(Schmitt: 350) sind, also die westlichen Lieblingssignifikanten:<br />

Freiheit, Demokratie, Menschenrechte?<br />

Im Empire ist nach <strong>der</strong> Involution <strong>der</strong><br />

Hegemonialmacht USA die strategische Lage<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich an<strong>der</strong>s. China lernt zunehmend, mit<br />

diesem Vokabular flexibel umzugehen, tritt umstandslos<br />

dem Pakt gegen den Terror bei - mit kleinen<br />

Nebenabsichten (Brink: 259). Wäre es<br />

vorstellbar, dass Fidel Castro auf verschlungenen<br />

Pfaden jenen Text kennengelernt hätte? Castros<br />

Hartnäckigkeit hat den lateinamerikanische Wi<strong>der</strong>stand<br />

am Leben erhalten, ihn aufgehoben für die<br />

jetzige Konstellation, die mit „Venezuela“ ihren<br />

bildlichen Ausdruck findet, gegen die vom Versucher<br />

USA missionarisch & militärisch gewollte<br />

„Freiheit <strong>der</strong> ganzen Erde“ agiert Castros Kuba als<br />

Katechon!<br />

Ein alternativer Bericht über Menschenrechte, den<br />

China jährlich erstellt, kann reichlich Menschenrechtsverletzungen<br />

<strong>der</strong> USA <strong>und</strong> in den USA belegen<br />

(wobei man mit Noam Chomskys Texten noch<br />

mehr Material hätte). Die Dekonstruktion des Freiheitsvokabulars<br />

durch unsere marxistische Linke<br />

kann China nicht zuletzt Empire entnehmen, welches<br />

seit 2004 in China übersetzt vorliegt. Indem<br />

so dessen „Universalisierung” (Schmitt) aufgehalten<br />

wird, entschleunigt es die Fortschreibung des neokolonialen<br />

Diskurses <strong>aus</strong> dem klassischen Imperialismus.<br />

Die Selbstbeschreibung <strong>der</strong> Partei, wie<strong>der</strong>um<br />

auf dem XVII. Parteitag 2007, China sei ein<br />

Entwicklungsland, wird üblicherweise nicht beachtet.<br />

Mit Ausnahme von einigen Hinweisen des alten<br />

Kommunisten Theodor Bergmann bleibt die Linke<br />

blind für die theoretischen Möglichkeiten, die chi-<br />

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